Teil 1 und Teil 2
Wissenschaftler entwickelt eine Zeitmaschine, mit der er in die Zukunft reist, wo er die Gesellschaft erlebt, zu der die Menschheit geworden ist…
Nach H.G. Wells
Eins der großen Bücher der Science Fiction. H.W. Wells, der auch für den „Krieg der Welten“ verantwortlich ist, schuf einen der ersten Romane, der sich mit dem Thema Zeitreise befasste – wenn auch in einer Art und Weise, wie sie heutzutage eher ungewöhnlich wäre. Denn es geht nicht darum, in die Vergangenheit zu reisen, um Dinge zu ändern und unsere Geschichte aufzuhübschen, Wells schickte seinen Protagonisten in eine ferne Zukunft, um herauszufinden, was diese für die Menschheit bereit hält.
Zwei Verfilmungen des Stoffes hat es bisher gegeben. Die erste mit Rod Taylor ist ein Klassiker des SF-Films und besitzt auch heute noch einen wunderbaren Charme. Insofern vermisst man in der Hörspielversion ein bisschen Philby und das Gefühl der Jahrhundertwende, doch wenn wir zu den Morlocks kommen, kann das akustische Medium dann wieder punkten. Die waren, als ich ein Kind war, gruselig. Sieht man sie heute, hat man eher Mitleid mit ihnen und wünscht sich einen Zivi, der sich um sie kümmert, die bemittleidenswerten armen Dinger. Die Zweitverfilmung mit Guy Pierce versucht dann ein wenig realistischer zu sein. Das betrifft vor allem die Eloi, die hier eher wie ein Naturvolk gezeichnet sind. Einerseits ist das vielleicht eine Spur glaubwürdiger, andererseits nimmt es ihnen aber das Naive, Desinteressierte und auch irgendwie Kaltherzige, das die erste Version bietet.
Das Hörspiel
Diese Fassung nun schlägt die Zweitverfilmung um Längen. Man fühlt sich in vielen Punkten an den ersten Film erinnert, doch es gibt auch Veränderungen. Die Handlung der „Gegenwart“ wurde ein wenig in die Zukunft verlegt, die Hauptfigur ist kein verschrobener Erfinder sondern ein Universitätsdozent und seine Abendrunde sind nicht alte Freunde, die sich wie gewöhnlich zum Silvesterdinner treffen, sondern besteht auch aus Leuten, die sicherstellen wollen, dass er keine Forschungsgelder veruntreut hat. Zwar geht damit ein wenig der Charme des George Pal Films verloren, aber dennoch sind es durchaus legitime Änderungen – und man muss sich ja nicht immer sklavisch an die Vorlage halten.
Sehr schön getroffen ist dann die Zukunft selbst, die dann wieder an den Pal-Film erinnert, mit naiven, sauberen Eloi und wirklich fiesen Morlocks. Denn hier sieht man sie nicht, man hört ihre Beschreibung – und die erweckt eine grauenvolle Vorstellung, was ausgesprochen effektiv ist. Auch die Geschichte eines Mannes, der in die Zukunft reist, eine veränderte Menschheit antrifft und vielleicht sogar die Liebe seines Lebens trifft, bleibt sich treu – und das kann man ja nun wirklich nicht über jedes Remake sagen.
Die Stimmen stimmen
Luke Skywalker erklärt Qui-Gon Jinn und Watto sowie Captain Pike und dem Arzt aus „Alien 3“, wofür er die Forschungsgelder verwendet hat…
So könnte man das in etwa zusammenfassen. Es ist immer wieder schön, einige Größen des Synchrongeschäfts zu hören – und nicht irgendwelche Youtubeheinis, die in professionellen Produktionen einen unprofessionellen Job machen. Hier haben wir ein gutes Hörspiel mit guten Sprechern. Bernd Rumpf war nicht nur in „Star Wars: Episode I“ und anderen Filmen für Liam Neeson zu hören, er lieh bis zu dessen Tod auch Alan Rickman in einigen Produktionen seine Stimme. Oliver Stritzel war Pike im JJ-Verse von „Star Trek“, hat aber auch – bis zu dessen Tod – Philipp Seymour Hoffman eine hervorragende deutsche Stimme geboten, ist aber auch ab und an für Idris Elba zu hören. Reinhard Kuhnert sprach im erwähnten „Alien“-Film für Charles Dance, war aber auch, z.B. in „Fargo“, eine großartige Stimme für William H. Macey – und ich frage mich, warum er nicht weiterhin für ihn besetzt wird! Dann ist da natürlich noch Udo Schenk, der neben dem rassistischen Gebrauchtwagenhändler in Episode I aber vor allem Leuten wie Gary Oldman, Ray Liotta und Ralph Fiennes seine Stimme leiht, wobei man ihn klischeemäßig auch heute noch gerne besetzt, wenn irgendjemand böse ist. Bevor wir aber zum Star des Hörspiels kommen sei noch Luisa Wietzorek (Emma Roberts, Jenna Coleman) hervorgehoben, die hier als Weena eine kleine Meisterleistung vollbringt. Sie verleiht der Figur ein Leben und damit Konturen, die von Naivität bis Freundlichkeit, aber auch Angst und der Möglichkeit zu Lernen alles perfekt widerspiegelt, was man sich von einer Eloi wünschen würde.
Besonders schön ist es natürlich, Hans-Georg Panczak zu hören. Der sprach Richard Dreyfuss in „American Graffitiy“ und natürlich Mark Hamill als Luke Skywalker, er wurde später Smithers bei den „Simpsons“ und ist schlicht ein großartiger und begabter Schauspieler und Synchronsprecher. Merkwürdigerweise scheint er aber, neben John Boy Richard Thomas und Hamill, auf den er trotz des Erfolgs von „Krieg der Sterne“ auch nicht durchgängig besetzt wurde, nie so richtig viele Stammschauspieler zum Synchronisieren erhalten zu haben. Wegen einer gewissen Ähnlichkeit mit Randolf Kronberg hätte man ihn z.B. nach dessen Tod für Eddie Murphy besetzen können, was sicher großartig funktioniert hätte, doch leider ist das nie geschehen. So bleibt Panczak ein großartiger Schauspieler, der mehr großartige Rollen verdienen würde – was gerade dieses Hörspiel zu einem echten Genuss macht,
Die Fazmaschine
Sehr schöne und stimmige Hörspieladaption eines großartigen Science Fiction-Klassikers, die angenehm an die gute Verfilmung von George Pal erinnert und deshalb auch Freunden dieses Films eine Menge – und teils nostalgische – Freude bereiten kann. Ab29.9.2017 im Handel.