Neu im Kino: Batman v Superman: Dawn of Justice

Batman hält Superman für eine Gefahr für die Welt und als Lex Luthor eine Waffe gegen den Unkaputtbaren findet, rüstet sich der dunkle Ritter zum Kampf…

The Dark Knight Returns… again

Nachdem schon Christopher Nolan Elemente aus diesem Frank Miller Comic verwendet hat, greift auch Zack Snyder darauf zurück und schafft eine Situation, in der Batman und Superman zu Gegnern werden. Das Verhalten von beiden ist gut motiviert und nachdem der Film zu Beginn in kurzen Szenen seine Figuren in Position bringt, entwickelt sich eine ganz brauchbare Handlung. Leider kulminiert die in einer gefühlt 45minütigen Kampfsequenz, bei der einiges zu Bruch geht, leider auch die gute Vorarbeit. Aber die Freunde von actionlastigen Comicverfilmungen werden hier sicher auf ihre Kosten kommen – die Freunde von Leuten, die in Filmen clever handeln eher weniger, denn sobald der Kampf beginnt, verhält sich jeder von Batman bis zu Lois Lane plötzlich, als hätte er sein Gehirn an der Kasse abgegeben.

Ein fast schon großes Lob darf man Ben Affleck aussprechen. Der war ja bislang schauspielerisch eher so mittelmäßig, aber hier als düster angehauchter Bruce Wayne macht er ebenso eine gute Figur wir als dunkler Ritter. Henry Catfish muss nicht viel tun, außer auszusehen und supi dreinzuschauen, das kriegt er hin. Den bisschen wenigen Spaß bringt Jeremy Irons als Butler Alfred in den Film – aber das war ja bei Michael Caine in den Nolans auch nicht anders.

Zwei kleinere Dinge wären da noch anzumerken. Batmans RoboCop-Kostüm ist bestenfalls schwierig, aber dass der dunkle Ritter von Handfeuerwaffen Gebrauch macht, will einem nicht so ganz schmecken. Schön dagegen ist, dass man eine Hintergrundgeschichte mit Gotham und Joker nur andeutet, nicht aber zeigt – da man sie eh kennt, also bitte, bitte macht diesen guten Eindruck nicht kaputt, indem ihr sie irgendwann nachreicht.

Mit

Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane, Laurence Fishburne, Jeremy Irons, Holly Hunter, Gal Gadot – Regie: Zack Snyder

Fazit

Und… ACTION! Die an sich gute Handlung vom Beginn vergeht ein wenig in der nicht enden wollenden Spektakel- und Materialschlacht am Ende. Ach ja, eine Frage, die mir der Film nicht beantworten konnte: Was bedeutet „Batman v Superman“? Denn die traditionelle Abkürzung für „versus“ wäre „vs“. Also ist vielleicht „Batman V“ gemeint, womit er der 5. Teil wäre und damit die Nachfolge der Michael Keaton, Val Kilmer und George Clooney Reihe antreten würde? Oder ist es schlicht der Spielstand: Batman: 5, Superman: 0? Wie gesagt, wir erfahren es nicht… aber vielleicht ist das ja auch gar nicht so wichtig. Ab 24. März 2015 im Kino.

Neu im Kino: Gone Girl

Ein Mann kommt nach Hause. Die Frau ist verschwunden. Was ist passiert? Wurde sie entführt? Ermordet? Vielleicht sogar von ihm? Die Polizei beginnt zu ermitteln…

Ausgang

Das ist die Ausgangssituation von „Gone Girl“. Ab da entwickelt sich der Film, und das nicht immer so, wie man es erwarten würde. Hin und wieder wechselt er die Richtung und Dinge passieren, mit denen man nicht gerechnet hat. Und an dem Punkt, wo andere Filme enden, fängt er erst richtig an.

Mehr kann man nicht sagen, ohne zuviel zu verraten – und man sollte nicht zuviel verraten, denn je weniger man weiß, umso mehr Überraschungen bietet der Film. Was man vielleicht wissen sollte, ist, dass er ein wenig über zwei Stunden lang ist, nur, damit man sich darauf einstellen kann. Ansonsten einfach zurücklehnen und einen cleveren Film mit vielen Wendungen genießen, der sich das

Prädikat: verkorkst

verdient hat. (Auch das würde zuviel verraten, aber wenn Sie ihn gesehen haben, werden Sie wissen, was ich meine… zumal es eine der Personen selbst an- und ausspricht, wenn auch mit leicht verändertem Vokabular.)

Die Hauptrolle spielt Ben Affleck. Das ist so eine Sache. Ganz ehrlich, ich ziehe ihn als Regisseur (von z.B., welch ein Zufall, „Gone Baby Gone“) vor, da er als Schauspieler nun nicht soooo vielseitig und nicht soooo ausdrucksstark ist. Ich bin nicht sicher, ob man sagen kann, dass das hier zur Rolle ganz gut passt, oder ob das mit einem anderen (besseren) Schauspieler anders (besser) ausgesehen hätte, aber, sagen wir mal so, er tut was er kann. Und auch wenn der großartige Neil Patrick Harris („How I Met Your Mother“, „Starship Troopers“, „Doogie Howser“) eine (leider viel zu kleine) Rolle hat, so gebührt das größte Lob doch der weiblichen Riege von Schauspielern. Carrie Coon („The Leftovers“) gibt der Zwillingsschwester Farbe und Kim Dickens („Hollow Man“… und danach?) ist hervorragend als Polizistin, der man eigentlich einen eigenen Film gönnen würde, wo sie anständig und clever ermitteln kann.

Über all dem erhebt sich jedoch strahlend, facettenreich und vielseitig Rosamund Pike. Machte sie in einer ihrer ersten Rollen bei James Bonds „Stirb an einem anderen Tag“ doch schon eine weit bessere Figur (in jeder Hinsicht) als Oscarpreisträgerin Halle Berry und zeichnete sie eine starke Frauenfigur in dem überraschend guten Krimi „Jack Reacher“, so zeigt sie hier, was sie alles kann, wie wandel- und wunderbar sie ist. Von Schönheit bis Mauerblümchen bekommt man alles zu sehen – ein wahrer Genuss.

Finchzit

David Fincher, der zuletzt mit Pseudo-Biopic („The Social Network“) und Remake („The Girl with the Dragon Tatoo“) sowie Fernsehremake („House of Cards“) daher kam, wandelt hier auf Thrillerpfaden – und tut dies mit Präzision und Gespür. Wie dicht der Film an der literarischen Vorlage ist, müssen die Leser entscheiden, der Film selbst ist jedenfalls ausgesprochen gelungen – wenn auch einen klitzekleinen Hauch zu lang. Für Leute, die keinen Bock auf Mitdenken haben, nicht geeignet – für alle anderen ab 2.10.2014 im Kino.

Arschmageddon

– aus unserer Reihe: „Filmverriss“

Das wäre durchaus ein treffender, ja gleich mehrdeutiger Titel gewesen. Denn der Asteroid, der in „Armageddon“ einfach so daher kommt, um die Erde zu zerstören, benimmt sich ja schon wie ein Arsch. Und Bruce Willis verhält sich so gegenüber Ben Affleck. Und Ben Affleck gegenüber eigentlich allen. Außer dem Asteroiden. Und Liv Tyler… deren Arsch man aber nicht zu sehen bekommt. Leider. Das hätte den Film durchaus aufwerten können.

Ach, wem mach ich hier was vor, auch das hätte nicht gereicht! Denn bei dem Film geht es nicht nur um eine Katastrophe, er ist auch eine. Was ausgesprochen schade ist, da er durchaus ganz viel versprechend anfängt. Da ist eine Gefahr, da ist ein Bruce Willis, das sind schon mal ganz gute Voraussetzungen. Aber dann kommt Ben Affleck ins Bild… und es wird schlechter.

Affjeleckt

Nichts gegen Affleck, in Interviews macht er immer einen sehr sympathischen und intelligenten Eindruck und er hat bewiesen, dass er ein durchaus guter Regisseur ist – aber Schauspielern war irgendwie nie so sein Ding. Was er hier unter Beweis stellt. Er ist weder besonders charismatisch noch besonders witzig noch besonders charmant. Er ist ein vorlauter Arsch, der keine Ahnung von seinem Job hat. Hey, als so was wird man Banker und verursacht eine Finanzkrise, aber im Ölbohrgeschäft landet man mit diesen Qualitäten nicht. Er mag gut aussehen, das kann ich nicht beurteilen, da müsste man die Frauen fragen. Aber wenn gutes Aussehen bei Frauen für Hauptrollen ausreicht, warum sollte das dann nicht auch bei Männern so sein? Ich meine, Pamela Anderson engagiert man auch nicht wegen ihrer großen Bandbreite – es sei denn, man ersetzt „Bandbreite“ durch „Brüste“ und „große“ durch „große“.

So, da haben wir also einen Asteroiden und einen Affleck und man fragt sich, was denn nun schlimmer ist. Dabei will der Asteroid bestimmt nur spielen, ehrlich!

Jedenfalls ist der einzige, der das Problem lösen (die Welt retten) kann, Bruce Willis mit seiner Horde ungewaschener Bohrfreaks, die alle aus dem Katalog für schillernde Nebenfiguren bestellt zu sein scheinen. Alle sind so individuell, dass man direkt weiß, wer gestorben ist, wenn das dann mal der Fall ist – was selbstredend auf die meisten von ihnen zutreffen wird. Und Benny darf auch mit, weil… es das Drehbuch verlangt. Dass diese Typen cleverer sind als alle klugen Köpfe der NASA zusammen, spricht eigentlich eher gegen das Weltraumunternehmen als gegen diese Truppe.

Moonbootcamp

Bis hierher geht es noch, außer Ben, der jede Szene zu einer macht, die man lieber nicht gesehen hätte. Nun wird die Truppe von der NASA auf ihre Mission vorbereitet – das macht noch Spaß. Überhaupt, die Besetzung des Films kann sich sehen lassen. Neben den erwähnten Vor- und Nachteilen gibt es ein Aufgebot an Stars, wie man es sonst nur bei den Oscars zu sehen bekommt – wenn auch mit anderen Stars. Aber kann denn ein Film, in dem man Michael Clarke Duncan, Steve Buscemi, Peter Stormare, Jason Isaacs, William Fichtner und Udo Kier zusammen hat, wirklich schlecht sein? Er kann. Und er wird!

Aaaaaaaaarschtacke!

Denn ab dem Zeitpunkt, wo sie von der Erde los fliegen, verliert der Film jeden Rest an Glaubwürdigkeit – und Erträglichkeit! In einem völlig sinnlosen Besuch auf der MIR schrotten sie die Raumstation und zwingen Stormare, mit ihnen zu reisen, der dann für den Rest des Films nur noch nervt. Sie machen ein „cleveres Flugmanöver“, indem sie das Gravitationsfeld des Mondes nutzen, um sich auf eine höhere Geschwindigkeit zu katapultieren (was bei „2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“ geklaut ist, oder bei Arthur C. Clarkes Buchversion von „2001“, oder sonst wo). Dabei rasen die beiden Shuttles so dicht nebeneinander her, dass es ein bis zwei Wunder sind, dass sie nicht zusammenstoßen – was das ganze zu einer völlig idiotischen Szene macht. Aber hey, Action, wow! Wen interessiert die Wissenschaft, wenn’s einfach geil actionig aussieht?

Sie rasen jetzt also mit astrophantastischer Geschwindigkeit auf den bösen Affle… auf den bösen Asteroiden zu. Haben aber keine Bremsraketen. Und sind total schnell. Würden voll dagegen knallen. Und kaputt sein. Aaaaaaaber da der Zuschauer von so was genauso wenig Ahnung hat wie die Filmemacher, wird sich da niemand beklagen. Außer mir, versteht sich.

Dann landen sie da, der eine oder andere geht drauf, aber, was wichtig ist, es gibt ein Zeitlimit. Denn wenn der böse Asteroid, auf dem sich jetzt auch der böse Affleck befindet, über einen gewissen Punkt hinausfliegt, dann ist alles vorbei, dann geht die Erde hopps und dann kommen die Aliens von „Independence Day“ und müssen aufräumen. Irgendwas in der Art. Fürs Protokoll möchte ich aber noch einmal erwähnen, dass das riesige Ding aus dem Weltraum den Mond inzwischen ja wohl passiert hat und damit dann doch wohl wahrscheinlich dicht genug an der Erde dran sein dürfte, dass es deren Gravitation nicht mehr widerstehen kann, ganz egal wie viel Dynamit Willis ihm auch in den Arsch pustet (daher der Titel des Films!).

BUMM

Wie dem auch sei, Willis opfert sich, damit der nervige Affleck später mit Liv Tyler „Jersey Girl“ drehen kann oder so was, man sprengt GERADE NOCH RECHTZEITIG!!! und El Asteroido trennt sich fein säuberlich in zwei Teile, die höflicherweise direkt an der Erde vorbeifliegen und dann zum Glück für eine Fortsetzung auch nicht mehr zur Verfügung standen. Das Ende… wenn auch nicht der Welt.

Traurig an diesem Film ist nicht, dass er so schlecht ist, sondern dass er soviel besser hätte sein können. Es ist die enorme Verschwendung von Talent, die hier weh tut, ich meine, was für einen großartigen Film hätte man mit dieser Besetzung machen können… und einem guten Buch! Aber das ist das, woran es in Hollywood wohl am ehesten scheitern wird: am Drehbuch! Und, ganz ehrlich, wenn inhaltlich grauenvoll schlechte Filme wie „Transformers“ oder „Ein Quantum Toast“ unglaubliche Erfolge werden, dann ist das doch ein Beweis dafür, dass das Drehbuch wirklich egal ist. Lasst die Leute irgendwas sagen und pflastert den Rest dann mit Spezialeffekten, Actionszenen und Explosionen zu. Fertig ist der Blockbuster. Und, ganz ehrlich, die Masse hat doch mit ihren Vorlieben noch nie falsch gelegen… oder?

NullNullSexy06Aufklaerung

von Martin Cordemann