Wenn die DVD dem Film nicht gerecht wird

Wir haben die Zeiten, in denen DVDs keinen Originalton hatten oder nur O-Ton mit nicht ausblendbaren Untertiteln, hinter uns… könnte man meinen. Stimmt aber leider nicht. Letzteres findet sich offensichtlich bei der DVD von „Cloud Atlas“. Besonders traurig finde ich es aber, dass ein Oscarprämierter Film (laut Verpackung 5 Stück, darunter „Bester Film“) wie „The Artist“ in einer ihm extrem unangemessenen Weise auf den Markt gebracht wird. Ja, wir können jetzt argumentieren, dass das bei der BluRay anders ist, aber wer dieses „Argument“ in die Runde werfen möchte, darf sich bei mir ein freudiges „Du kannst mich mal“ abholen (auf Wunsch auch gegen Portokosten zuschickbar).

Kommen wir also zu dem, was wie ein Widerspruch wirkt, aber eigentlich mehr zu einem Spoiler wird (SPOILER WARNUNG für „The Arist“!!!): Der Film verfügt weder über Untertitel noch über die englische Tonspur. Warum ist das ärgerlich? Weil es a) völlig inkonsequent und b) mieser Service ist.

Aber das ist doch ein Stummfilm!

Ja… und nein. Sehen wir uns die Fakten an: Es handelt sich nicht nur um einen Stimmfilm, sondern auch um einen in schwarz/weiß (das aber nur als kleine Randbemerkung, da mir ein Freund erzählt hat, dass er mal in einer Videothek mitbekommen hat, wie sich Leute darüber beschwert haben, dass die DVD wohl defekt sein muss… kein Scherz!). Lassen wir das s/w also mal außen vor und beschäftigen uns mit der anderen Sache. Ja, es ist ein Stummfilm, aber gegen Ende, sagen wir mal so, erleben wir dann doch eine Art Übergang in den Tonfilm. Warum also ist es beschissen, dass hier der Originalton fehlt? Ganz einfach, weil der eine Satz, den Jean Dujardin im Original sagt, mit einem so starken französischen Akzent und fast unverständlich ist, dass man daraus ableiten könnte, dass seine Figur im Tonfilm wohl keine großen Zukunftschancen hätte. In der deutschen Fassung geht dieses Detail leider flöten – und deshalb hätte ich also auch gerne bei einem „Stummfilm“ die englische Tonspur!

Aber warum ist dann das Fehlen von Untertiteln ein Problem?

Ganz einfach: Weil die Umsetzung des Films nicht konsequent ist. Wir haben zwar nur die deutsche Tonspur und deutsche Texttafeln, aber es gibt im Film noch weitere Texte, die im Original belassen wurden, seien es Texttafeln innerhalb eines Films im Film oder sei es ein Brief. Wäre diese DVD also, wie es das Fehlen der O-Tons ja suggeriert, auf ein rein deutsches Publikum zugeschnitten, dann hätte man den nicht des Englischen mächtigen Zuschauern die Möglichkeit geben sollen, die Inhalte dieser Texte zu erfahren. Doch das passiert nicht, da es ja, wie gesagt, keinerlei Untertitel gibt. Wer also kein Englisch kann, bleibt auf der Strecke. Da ist es natürlich viel wichtiger, dass man ein kleines Filmchen von der Deutschlandpremiere hat, in der Jenny Elvers-Elvershagen-Hagen ihre massgebliche und auch sicher bedeutsame Meinung Kund tun kann.

Also, liebe Freunde von DCM, ihr habt da ein echt mittelmäßiges Produkt für einen wirklich guten Film auf den Markt geworfen. Das ist nichts, worauf ihr stolz sein könnt. Da kann man eigentlich nur hoffen, dass ihr in Zukunft bessere Arbeit leistet – oder man euch nicht mehr so hochwertige Filme rausbringen lässt!

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von Martin Cordemann

Goldfinger

Die große James Bond Retrospektive

Und da haben wir ihn, den ultimativen Bond Film, den Film der Filme, den großen Käse, Numero Uno Oncho… sorry, das war aus „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff“. Aber es ist der Film, bei dem einfach alles stimmt: Der Hauptdarsteller, der Gegenspieler, der Titelsong, die Musik und die Gunbarrel-Sequenz. Titelsong und Soundtrack gehören zu meinen Favoriten der Reihe, da sie eingängig und stimmig sind, von schmissig gar nicht zu reden. Perfekt gelingt es Barry, eine Symbiose aus Titellied und Bond Thema zu kreieren, die sich durch den ganzen Film zieht und ihm sowohl Eigenständigkeit als auch Zugehörigkeit zur Reihe verleiht.

Der Anfang vorm Ende

Und da ist er, der Teaser, der eigentlich nix mit dem restlichen Film zu tun hat. Bond ist noch auf einer Mission, legt eine Tänzerin flach (oder eigentlich macht das eher der Killer mit einem gezielten Schlag) und macht sich dann auf den Weg in den Vorspann, welcher in Miami übergeht, wo dann die eigentliche Handlung des Films beginnt. Hier ist es tatsächlich der Fall, dass eigentlich nichts aus dem Teaser für den Hauptfilm relevant ist – aber das ist, wie gesagt, eher die Ausnahme.

Natürlich fliegt auch wieder ein Hut, aber diesmal ist es Moneypenny, die ihn wirft. Interessant, dass eine solche Spielerei mit den eigenen Klischees schon so früh passiert – aber andererseits sind die Tage des Hutes gezählt und vielleicht haben die Produzenten das ja geahnt?

Auch um schlechte Rückprojektionen werden wir nicht betrogen, denn sie gehören einfach dazu.

Doch dann kommt er, der neue Star der Reihe, derjenige, der es geschafft hat, fast jedem neuen Bond Darsteller zur Seite zu stehen, der ein treuer Weggefährte geworden ist – und ein treues Weggefährt: der Aston Martin. Stilvoll, elegant und mit jeder Menge Tricks ausgestattet – eben so, wie James Bond sein sollte. Als kleine Quizfrage für die Hardcorefans werfe ich mal in die Runde: Gibt es Bond Darsteller, die bei Bond keinen Aston Martin gefahren sind? Und wenn ja, wer? (Die Antwort gibt es am Ende der Reihe… wenn ich’s nicht vergesse!)

Kollege stirbt gleich

Gut, so müsste es eigentlich später heißen, denn wann immer ein anderer Doppelnull-Agent erwähnt wird, ist das meist mehr einem Nachruf entsprechend. Diesmal nicht. Die erste andere Doppelnull von deren Existenz wir erfahren ist 008, der den Fall übernehmen würden, wenn wiederum Bond sterben würde… was zwar im Laufe der Reihe öfter passiert („Liebesgrüße aus Moskau“, „Man lebt nur zweimal“, „Skyfall“), aber eben nicht wirklich. Sehr elegant (ja, damals konnten die das noch) war übrigens die Einführung der Doppelnull-Abteilung bzw. die Erklärung für die doppelte Null in „Dr. No“, wo M Bond sagt, dass seine Doppelnull ihn zwar ermächtigt, im Laufe eines Jobs jemanden umzulegen, aber nicht, dass er selbst umgelegt wird. Einfach und schön erklärt, ohne dass es zu sehr auf die Nase ist. Sehr schön!

Golffinger

Tja, korrekterweise müsste man den Film eigentlich in „Golffinger“ umtaufen, da bei den Dreharbeiten Connery wohl seine Leidenschaft für diesen Rasensport entdeckt hat.

Einer der Glanzpunkte des Films – der ihn für mich zeitlos gut und nahezu unerreicht macht – ist Gerd Fröbe als Goldfinger. Und das nicht, weil er ihn überlebensgroß und „böse“ spielt (das macht Curd Jürgens später, der bei mir kläglich scheitert), sondern weil er eher das Gegenteil macht. Er ist charmant, freut sich über die Dinge, die er tut, und hat einfach Freude an der Arbeit. Nur durch ihn wird eine Szene, die im Rahmen des Films überhaupt keinen Sinn ergibt, erst gerechtfertigt. Denn Goldfingers gesamter Showroom ist völlig sinnlos. Er hat da sich umdrehende Billardtische, riesige Bilder von Fort Knox, ja, sogar ein kleines Modell davon – aber ohne eine Spielzeugeisenbahn, was die ganze Sache etwas suspekt macht. Jedenfalls ergibt all das keinen Sinn, ebenso wenig wie die Tatsache, dass er den ganzen Mafiagrößen hier mit diesen Accessoires seinen gesamten Plan haarfein erzählt – nur, um die alle anschließend umzubringen. Diese Szene ist also eigentlich nur für den Zuschauer… bis auf ein kleines Detail. Bond sagt Goldfinger, dass ihm seine Ausführungen sehr viel Freude gemacht haben – Goldfinger lächelt leise und meint: „Mir auch!“ Das heißt, er hat das alles nur erzählt, um sich selbst eine Freude zu bereiten – und wenn man Fröbes Gesichtsausdruck sieht, dann nimmt man ihm das auch ab!

Diesen Film ziehe ich übrigens eher auf Deutsch vor, da man Fröbe im Original zumindest teilweise fremdsynchronisierte. Wer also mit Sicherheit Fröbes Stimme hören möchte, in einem herrlichen Zusammenspiel mit Gerd Günther Hoffmann, der sollte auf die deutsche Fassung zurückgreifen.

Der Goldfinger steckt im Detail

Und die Details sind es wieder, die diesem Film einen gewissen Reiz verleihen – ebenso wie die großartigen Bauten von Ken Adam. Aber es sind diese Dinge am Rande: Die alte Dame, die freundlich knickst, als der gefangene Bond an ihr vorbeifahren muss – und die kurz danach mit einer ihr viel zu großen Maschinenpistole auf Bond schießt. Das ist der Witz und der Spaß, der den neuen Filmen fehlt.

Ein Detail dagegen ist eher ein krasser Fehler – der der Zensur geschuldet sein dürfte. Wie bereits erwähnt hatte Bond in seinen frühen Tagen noch Stil, und da schlossen sich nicht nur Titten aus, sondern auch Blut. (Ist bei einer Reihe, in der es um einen Geheimagenten geht, der nur rumvögelt und Leute umlegt ein bisschen widersinnig, aber das wollen wir jetzt mal brav übersehen.) Nun haben wir aber den guten Oddjobb, der „vor einer Dame immer den Hut abnimmt“. Im Golfclub beweist er, was er damit zu tun imstande ist: Er wirft und köpft damit eine Statue aus Stein. Etwas später hält er die fliehende Tilly Masterson auf dieselbe Art auf, indem er seinen Hut wirft und sie am Kopf trifft. Komischerweise ist der in der nächsten Aufnahme noch dran. Das Mädel ist zwar tot, wie sich das gehört, aber müsste ihr Kopf nicht streng genommen ein paar Meter weiter entfernt liegen? Nun, wie dem auch sei, das schmälert nicht das Vergnügen an „Goldfinger“ – jedenfalls nicht meins!

— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

Ist und bleibt DER klassische Bondfilm. Hat einfach alles: Einen eingespielten Sean Connery, ein tolles Drehbuch (Richard Maibaum), perfekte Musik und meinen Bond-Lieblingsregisseur: Guy Hamilton. Genial ist schon gleich die Kamerafahrt über das Hotel auf den Sprungturm und der Schnitt ins Schwimmbecken (8. Filmminute).

Bitte achten Sie bei der Gelegenheit auch auf den Overkill an Bikini-Schönheiten in sämtlichen Hotel-Pool-Szenen. „Goldfinger“ ist exzellent inszeniert, siehe auch den ersten (Schatten-)Auftritt von Oddjob (15. Minute). Man fragt sich zwar, wie die Maler das goldene Opfer so sauber hingekriegt haben, die Situation wird jedoch einfühlsam geschildert und von dezenter Musik begleitet.

Ein Gegenstand hat einen der größten Auftritte der Filmgeschichte in der 22. Minute: Q führt den Aston Martin vor! Das Traumfahrzeug für jeden. „Vorne rechts und links je ein Maschinengewehr.“

Eine wundervoll skurrile Idee ist der tödliche Hutwurf, den Oddjob in Minute 31 demonstriert. Übertriebener Action-Quatsch jedoch in Filmminute 43: Der Wagen mit Verfolgern kommt bloß vom Weg ab, beginnt allerdings furchtbar zu brennen und explodiert Sekundenbruchteile später. What the firefuck?!

Minute 45: Die Masterson-Schwestern haben schlechtes Karma – nach Jill stirbt Tilly durch Oddjobs Killerhut, den er in den stockdunklen Wald geworfen hat! Junge, Junge. Den Mann darf man auf keiner Kirmes loslassen. Sein Zimmer ist wahrscheinlich geschmückt mit Trophäen vom Dosenwerfen…

Minute 46: Großartiger Gag am Rande ist das Ömchen am Maschinengewehr! Das ist der Zauber von Guy Hamilton! 

Willkommen zur Hälfte des Films. Everybody’s favorite Folterszene. Der Laserstrahl zielt auf 007s Klöten. Und der wohl beste Bösewichtsatz überhaupt: Auf Bonds „Erwarten Sie von mir, dass ich rede?“ schmettert Goldfinger sein joviales „Nein, Mr. Bond, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!“

Natürlich gehört ein dickes Lob dem dicken Gert Fröbe, der seinen Goldfinger wunderbar angelegt hat. Dessen verbissene Geschäftstüchtigkeit macht ihn zu einem wirklich glaubhaften Bösewicht.

Minute 52: „Ich bin Pussy Galore“ – „Das muss ein Traum sein“. Tja, als man noch solche Bücher schreiben konnte. Die Frau, die „immun“ gegen Bonds „Charme“ ist. Deswegen wird er sie auch später vergewaltigen (sagen wir es ehrlich).

60. Minute: Peinlich käsige Szene der Filmgeschichte. Ein blondierter Haufen Pilotinnen stellt sich als Pussy Galores „Flying Circus“ vor. Wenn die fliegen können, fress ich einen Goldbarren.  Als hätte für Sekunden Russ Meyer die Regie übernommen. Unheimlich.

Mal eben zur Handlung: Völlig schleierhaft ist, weshalb Goldfinger Bond am Leben gelassen hat. Er weiß ja schon, dass Bond sein Feind ist (welcher angeblich auch alle Informationen schon an seine Dienststellen weitergegeben hat). Im Buch (das ich zufällig gelesen habe) kommt Bond undercover bei Goldfinger als Privatsekretär unter. Als solcher wohnt er nämlich auch der herrlichen Gangsterversammlung bei, die nun folgt (ab Minute 62).

Im Film entkommt Bond seinem Gefängnis (wieder so ein Hamilton-Kabinettstückchen!) und lauscht dann unter dem Modell von Fort Knox.

Auch die Autoverschrottung in Minute 75 ist so eine Szene, die diesem Film ein eigenes Flair verleiht. Man fragt sich jedoch, wie das FBI aus dem Klotz Metall (und Mensch, würg!) das Zettelchen mit Bonds Nachricht fischen will. Ein Schock. Tun sie ja auch nicht. Bond kann immer noch Pussy Galore vergewaltigen. Was in Minute 83 geschieht und als „gemeinsames Training“ verharmlost wird. Die Frau, somit auf die Seite Bonds gezogen, vereitelt Goldfingers schönen Plan.

Minute 86: Sehr kindisch und null glaubhaft das sofortige Umfallen der Bewacher von Fort Knox, sowie die Sprühflugzeuge in größerer Höhe vorbeifliegen.

Der Rest des Films ist leider mehr Abwicklung in Action als inspirierter Thriller. Ausgenommen sei das finale Duell Bond vs. Oddjob. Minute 96: Der wirkungslose Goldbarrenwurf gegen das koreanische Monstrum. Das dabei noch lächelt! Minute 97: Mit Bond wird der Boden gewischt. Minute 98: Oddjobs furioser Elektro-Tod. Womit sie übrigens das Ausschalten des Kriminellen aus dem „Vorsetzer“ (dem Mini-Film am Anfang) wieder aufnehmen (Bond warf ihm einen Ventilator in die Badewanne).

Minute 100: Bond fummelt hilflos an der Bombe, ein Fachmann greift schnell ein – und stoppt den Countdown auf Zählerstand „007“. Musste ja sein.

Minute 102: Goldfinger final scare. Da isser wieder. Aber nur für kurze Zeit. Flutsch und weg! Das anschließend abstürzende Flugzeug explodiert ebenfalls augenblicklich beim Kontakt mit Wasser. But James Bond will be back.

Goldfinger (1964)

Originaltitel: Goldfinger

Regie: Guy Hamilton

Musik: John Barry / Titelsong: Shirley Bassey

James Bond: Sean Connery / G.G. Hoffmann

Goldfinger: Gert Fröbe

Pussy Galore: Honor Blackman / Margot Leonard

Jill Masterson: Shirley Eaton / Ute Landfried-Marin

Felix Leiter: Cec Linder / Friedrich Schoenfelder

Simmons: Austin Willis / Curt Ackermann

Solo: Martin Benson / Wilhelm Borchert

Col. Smithers: Richard Vernon / Siegfried Schürenberg

Ling: Burt Kwouk / Gerd Duwner

und

M: Bernard Lee / Konrad Wagner

Q: Desmond Llewellyn / Harald Wolff

Moneypenny: Lois Maxwell / Lola Luigi

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

Thunderball

DoubleDSexy13Gesucht

Sherlocks gute Ehefrau spielt mit Thronen

Meine Top 3 der aktuellen Serien

Traurigerweise muss man immer wieder feststellen, dass das Fernsehen dem Kino in den letzten Jahren ein bisschen den Rang abgelaufen hat. Während man sich auf der Leinwand meist mit irgendwelchem überteuerten aber schlecht durchdachten Hollywoodmist abspeisen lassen muss, zeigt das Fernsehen immer wieder, dass man auch für den kleinen Bildschirm große Unterhaltung machen kann. Und obwohl ich kein Freund von „Top“-Listen bin, möchte ich an dieser Stelle meinen Hut vor den drei Serien ziehen, die im Moment für mich den Höhepunkt der Fernsehunterhaltung darstellen.

„Sherlock“

Geschaffen von Steven Moffat („Coupling“) und Mark Gatiss („The League of Gentlemen“), der hier auch Holmes Bruder Mycroft verkörpert, basierend auf „den Arbeiten von Sir Arthur Conan Doyle“. Anders als James Bond wurde Sherlock Holmes nie auf ein Medium festgelegt (ganz ehrlich, wer kennt jemanden, der mal einen Bond Roman gelesen hat?), sondern war immer aktiv in Buchform, in Filmen (u.a. mit Basil Rathbone und Ian Richardson) und im Fernsehen (u.a. Jeremy Brett). Es muss inzwischen gefühlte 12 Millionen Verfilmungen von „Der Hund von Baskerville“ geben und auch für Anzahl und Namen der Holmes Darsteller müsste man eine Datenbank heranziehen, ich zumindest.

Doch auch wenn das darauf schließen lassen könnte, dass Holmes nicht nur angestaubt ist, sondern auch inzwischen ausgelutscht, beweist das Team der BBC-Serie das exakte Gegenteil. Was aber auch daran liegt, dass sie Holmes in die Gegenwart verlegen und ihn modernisieren. (Für alle Puristen, die jetzt aufschreien: Ich kann diesen Aufschrei verstehen, wie man an meinen Bond Rezensionen erkennen kann, aber wenn ich nicht irre hat Basil Rathbone als Holmes auch mit den Nazis zu tun und die dürften ebenfalls nicht in die Zeitschiene des großen Detektivs fallen.) Lösen wir uns also ein wenig von der Figur des klassischen Holmes und sehen die Serie als das, was sie ist – und was sie von „Sherlock Holmes“ mit Robert Downey jr. und „Elementary“ mit Johnny Lee Miller eindeutig abhebt – es ist intelligente Unterhaltung. Für den Kopf! Während Downeys Dektektiv eher seine Fäuste einsetzt, waren die Folgen, die ich von Millers Version gesehen habe eher mittelmäßige Fernsehunterhaltung (ich habe gelesen, das soll sich inzwischen geändert haben, aber es haben auch Leute geschrieben wie toll „Skyfall“ wäre und wir wissen ja, wie das ausgegangen ist).

Und das ist eben genau das, wodurch sich „Sherlock“ von vielem abhebt. Es ist – größtenteils – intelligent und brillant. Geschrieben, gespielt, gemacht. Vielleicht teilweise ein wenig zu stylisch, aber im Gegensatz zu dem meisten anderen wird das hier wenigstens durch eine clevere Handlung untermauert. Die Serie bietet wunderbare Dialoge und zwei hervorragende Hauptdarsteller. Benedict Cumberbatch als fast spockähnlicher Sherlock und Martin Freeman als vielleicht leicht an Dr. McCoy erinnernder Watson sind in ihren Rollen großartig und haben eine wunderbare Chemie miteinander. Lestrade, der in vielen Verfilmungen zum Deppen verkommt, ist hier durchaus kompetent und Vermieterin Mrs. Hudson ist herrlich.

Bislang gibt es drei Staffeln mit jeweils drei Episoden, von denen nicht alle perfekt, aber das meiste einfach richtig, richtig gut ist. Wie in den letzten beiden Staffeln „Doctor Who“ sind es für mich auch hier die von Moffat geschriebenen Folgen, die einfach noch eine Spur besser sind als die anderen. Für Freunde intelligenter Unterhaltung ein absolutes Muss!

„The Good Wife“

Das gilt auch für diese amerikanische Serie. Ein hervorragendes Ensemble, das diverse juristische Abenteuer bestehen muss. Was die Serie hervorhebt ist einmal, dass sie sehr gut geschrieben ist. Darüber hinaus schafft sie etwas, das in dieser Form bislang nur „Lost“ geschafft hat – hoffen wir aber mal, ohne das beschissene Ende! Denn auch in dieser Serie gibt es etwas für beide Arten von Zuschauer: Es gibt einen Handlungsbogen, der sich über die ganze Staffel hinwegzieht und es gibt einzelne Gerichtsfälle für die jeweilige Episode. So kommt jeder auf seine Kosten. Gewürzt wird das ganze durch interessante wiederkehrende Figuren und intelligente Fälle.

Was besonders zu Beginn der Serie nahezu brillant war, war die Konstellation. Die Hauptfigur, „die gute Ehefrau“, fing neu in einer Anwaltsfirma an, auch, um sich von ihrem Mann, dem Politiker, mit dem es, höflich ausgedrückt, Eheprobleme gab, zu distanzieren. Dadurch war sie der Angelpunkt, der in zwei unterschiedliche Handlungsstränge verwickelt war: Jurisprudenz und Politik. Ein hervorragendes Konzept, das es den Machern der Serie erlaubt, gleichzeitig in unterschiedliche Richtungen zu gehen und doch eine glaubwürdige Verbindung zwischen beidem zu haben. Dass sie in der Anwaltsfirma auch eigentlich nur ein ganz kleines Rädchen ist, macht das ganze noch spannender. Doch so was muss ja nicht so bleiben, denn wie jede wirklich gute Serie entwickelt sich auch „The Good Wife“ immer weiter.

Kleiner Wermutstropfen für den deutschen Markt: Halbstaffeln!? Ehrlich, Leute, bei eurer beschissenen Geschäftspolitik mach ich nicht mit! Wer also keinen deutschen Ton benötigt, lieber die Komplettstaffeln in England kaufen, das dürfte dann wohl günstiger werden!

„Game of Thrones“

Und dann ist da noch… eine amerikanische Serie, die in Eoropa gedreht wird. HBO, Amerikas Bezahlsender Nr. 1, der auch schon die großartige Serie „Rom“ (auch in Europa produziert) geschaffen hat, kehrt mit etwas zurück, das ein wenig wie eine Mischung aus „Rom“ und „Der Herr der Ringe“ wirkt – und eine Qualität hat, die mit beidem mithalten kann! Wie die meisten von Ihnen wahrscheinlich wissen basiert die Serie auf einer Reihe von Romanen von George R.R. Martin, der allerdings auch mit der Fernsehserie verknüpft ist und pro Staffel eine Episode schreiben darf. Dass das der Serie zugute kommt, dürfte klar sein, ob das aber letztendlich dazu führen wird, dass er mit seinen Romanen, die ja die Grundlage für die Serie darstellen, irgendwann so sehr hinterherhinken wird, dass es Probleme gibt… werden wir sehen müssen.

Mein erster Eindruck der Serie war, wenn ich ehrlich bin… nicht gut! Es begann großartig, Leute im Schnee, irgendeine Art Geister, die diese Leute umbrachten… das war cool, das war gruselig, das hatte was. Aber dann die ganze nächste Stunde nur irgendwelches Familienzeugs im Fantasyreich – hatte mich ein wenig gelangweilt. Aber auch nur, weil ich keine Ahnung hatte, worauf ich mich eingelassen hatte und dachte, es ging um diese Monsterjagd im Schnee. Hat eben auch manchmal Nachteile, wenn man ohne Vorwissen an eine Serie herangeht. Wenn man aber weiß, dass man in ein Fantasyuniversum eintritt, dann ist das eine ganz andere Voraussetzung. Und dann besteht die Möglichkeit, dass man die Serie als so phantastisch anerkennen kann, wie sie ist – im doppelten Wortsinn.

Im Detail darauf einzugehen, worum es geht, dürfte zu umfangreich sein. Und wenn Sie keinerlei Interesse an Fantasy haben, sollten Sie wohl auch eher die Finger davon lassen. Davon abgesehen ist aber auch diese Serie hervorragend geschrieben und bietet großartige Schauspieler und sehenswerte Drehorte (Irland, Malta, Osteuropa, Island). Da es eine HBO-Serie ist, die sich nicht an die Einschränkungen des amerikanischen Fernsehens halten muss, gibt es auch jede Menge Titten und Gewalt – aber das war ja auch schon bei „Rom“ der Fall. Die Besetzung ist durch die Bank weg gut und es gibt sogar Amerikaner darunter (ich glaube zwei), ansonsten haben wir viele Briten, aber auch Deutsche und Holländer(innen). Geradezu faszinierend erscheint es da, dass in diesem sehr brititschen Cast ausgerechnet einer der Amerikaner absolut hervorsticht (sonst dürfte das eher umgekehrt sein), aber Peter Dinklage ist einfach phantastisch in seiner Rolle und macht nicht nur Spaß, sondern die Serie auch absolut sehenswert.

Und da ist noch etwas: die Serie ist mutig! Denn sie bringt auch Hauptfiguren um. Ja, wir können jetzt die Argumentation führen, dass das in den Büchern ja auch schon so ist, und trotzdem: ich ziehe meinen Hut davor, dass sie wirklich den Mut haben, beliebte und bekannte Figuren einfach draufgehen zu lassen. Weniger mutige Serien würden sich vielleicht darum gedrückt haben, aber „Game of Thrones“ ist sich dafür nicht zu schade. Und das macht es wirklich spannend, denn wenn man bei „Raumschiff Enterprise“ nie die Angst haben musste, dass Kirk, Spock oder Pille irgendwann wirklich sterben könnten, so kann das hier jederzeit jeder Person passieren, ganz egal, wie weit vorn ihr Name im Vorspann auch steht! Und ich würde keine Voraussage darüber wagen, welche der Figuren in der letzten Episode noch dabei sein wird…

Also, wenn Sie das Kino langweilt oder nervt, schauen Sie doch einfach mal wieder ne gute Serie!

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von Martin Cordemann

Liebesgrüße aus Moskau

Die große James Bond Retrospektive

Bond ist zurück… und das, obwohl es eine ganze Weile dauert, bis er wirklich zurück ist. Denn das, was wir vor dem Vorspann sehen, ist ja nur eine billige Kopie – nicht eine wie „Kommissar X“ oder „Geheimagent Barrett“, sondern eine zum Umbringenüben, eine sehr beliebte Sportart bei SPECTRE, Ihrer Lieblingsorganisation für Verbrechen und Größenwahn.

Wenn ich mich recht erinnere, verdanken wir die Einführung des „Teasers“, also des kleinen Films vor dem Vorspann, der Tatsache, dass man gemerkt hat, dass Bond selbst erst nach etwa 20 Minuten auftaucht – und da das ja ein Bond-Film ist, sollte er besser mal früher an den Start gehen. Also bastelte man diese Szene nach vorne – und so entstand ein weiteres Merkmal der Bond-Reihe. Was uns zu einer weiteren Rubrik bringt, der sich durch diese Retrospektive ziehen wird:

Schwachsinn über Bond!

Es taucht immer mal wieder irgendein Schwachsinn über Bond auf, den wahrscheinlich ein Autor mangels besserer Kenntnisse aufgeschrieben hat und jeder Depp kopiert den Mist, ohne ihn zu hinterfragen. Aber vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein. Wie dem auch sei, ich meine, es wird immer wieder gerne behauptet, dass der Teaser ja ein kleiner Vorfilm ist, der uns ein bisschen Action zeigt, mit der Haupthandlung des Films dann aber eigentlich gar nix zu tun hat. Und das ist… FALSCH! Oder sagen wir, es trifft bestenfalls auf eine Handvoll Teaser zu. Der vom nächsten Film, „Goldfinger“, gehört dazu, aber die meisten anderen eigentlich eher nicht… doch darauf werden wir im Laufe dieser Reihe näher eingehen.

Eine andere Sache, die, glaube ich, gerne kolportiert wird, ist, dass Maud Adams die erste Frau Schrägstrich das erste Bondgirl war, das in mehreren Filmen aufgetreten ist. Auch das ist falsch. Genau genommen, bevor alles extrem zerfasert ist, hatte man eigentlich vor, die Bond-Reihe als Fortsetzungsfilme zu machen und nicht als das, was sie heute ist, wo es eigentlich wenig innere Zusammenhänge und gesteigerte Kontinuität mehr gibt. Und so hatte Bondylein am Anfang so eine Art Freundin. In „Dr. No“ schleppt er sie im Casino ab, hat noch Zeit für nen kleinen Quickie, bevor er nach Jamaika abdüst und dann sehen er und wir sie erst wieder zu Beginn von „Liebesgrüße aus Moskau“: Sylvia Trench, gespielt von Eunice Gayson, die damit – zusammen mit Lois „Monepenny“ Maxwell – die erste Frau Schrägstrich Bondgirl ist, die in zwei Filmen auftaucht – tatsächlich aber die erste, die ihren Rollennamen beibehält. (Falls es Sie interessiert, die nächste dürfte wohl Martine Beswick sein, hier eine der Zigeunerinnen, bei „Feuerball“ dann eine Kollegin von Bond.)

Der Sprung ins kalte Quantum

„Dr. No“ ist kein schlechter Anfang, aber „Liebesgrüße“ ist ein echter Quantensprung. Was bei „Dr. No“ noch ein wenig ungelenk und krude daherkam, ist hier schon weit ausgereifter. Der Film sieht irgendwie besser aus, die Musik ist stimmiger, alles wirkt ein wenig routinierter, aber nicht im negativen Sinne.

Die Eröffnung ist nun so, wie wir sie in Zukunft erleben werden: Das Bond Thema (oder eine Variation davon) ertönt und die Gunbarrel-Sequenz kommt. Der Vorspann ist mit auf Frauenkörper projizierten Texten ausgesprochen originell, der Titelsong ist hier zwar instrumental, wird dann aber mit Gesang am Ende nachgereicht.

Der Mann mit dem Hut ist zurück – aber erst später. Bond taucht erst nach etwa 17 Minuten auf, der Hut fliegt, die Frisur sitzt – auch bei Blofeld. Den sieht man zwar nur von hinten, aber dafür hat er nicht nur eine haarige Katze sondern auch einen behaarten Kopf.

Dass Bond an exotischen Orten spielt wissen wir, wir haben ja alle Sekundärliteratur gelesen. Dass Bond es aber selten nötig hat, plump durch Einblendung des Ortsnamens darauf hinzuweisen, wo wir uns gerade befinden (wie zum Beispiel in „Ein Quantum Trost“, wo sie sich nicht entblöden, das sogar für London zu machen… nein, da fällt mir auch spontan kein Wahrzeichen ein, mit dem man das eleganter hätte lösen können), statt dessen hat man sich etwas anderes einfallen lassen. Wie schon in „Dr. No“ wird nach Landung der Maschine, in der Bond sich befindet, ein Schnitt zum Tower gemacht, wo ein fleißiger Fluglotse den Heimatflughafen der Maschine anruft und durchgibt, dass ihre Maschine gerade angekommen ist. Einfach, elegant – und nach „Liebesgrüße“ wahrscheinlich nie mehr gemacht.

Bondbardement

Und wieder tut er es: Er sucht sein Zimmer ab. Nach Wanzen. Also die zum abhören, nicht kammerjägermäßig. Kommt wahrscheinlich nur noch mal in „Leben und sterben lassen“ vor, aber da könnt ich mich jetzt auch irren.

Jedenfalls verhält sich Bond in diesem Film nicht nur wie ein Geheimagent, wahrscheinlich dürfte das auch der letzte Bond Film sein, in dem er wirklich als Spion arbeitet, so mit gegen Russen und so. Denn hier hat man wieder SPECTRE als Mittelsmann eingesetzt, Bond aber trotzdem darauf angesetzt, den Russen eine Dechiffriermaschine abzuluchsen. Das ganze wird zu einem recht dichten Agententhriller mit einem schönen Schlusskampf im Zugabteil… der leider nicht den Schlusskampf darstellt, was den Film ein wenig schmälert. Denn danach kommt noch der Hubschrauber – und dann hätte es gereicht. Aber dann kommt noch die Bootsgeschichte und die ist einfach einer zuviel.

Womit wir bei einem Fluch angekommen sind, den sich die Bond Reihe selbst geschaffen hat und mit dem sie sich streckenweise selbst zerstört: Der Fluch des sich ständig übertreffen müssens. Das wird von Film zu Film immer schlimmer, artet in einer 2stündigen Unterwasserschlacht aus und die Sache mit dem Kampf im Flugzeug in „Stirb an einem anderen Tag“ hätte auch keiner gebraucht. Das Problem ist also selbst geschaffen und ich möchte mal sagen, es beginnt hier.

Davon ab ist „Liebesgrüße“ aber ein solider Film den man so heute nicht mehr machen würde, weil man allein etwa 27 Minuten im Zug verbringt, inklusive zwei Aufenthalte, aber immerhin.

Robert Shaw als Red Grant ist überzeugend und macht seine Sache gut – was auch nicht jeder Bondbösewicht schafft (siehe „Ein Quantum Toast mit Butter und Marmelade“).

Der Fluch des zweiten Films!

Worauf wir noch eingehen werden ist „der Fluch des zweiten Films“, denn, wenn man sich die Reihe so ansieht, ist so ziemlich jeder zweite Film eines Bond Darstellers schlicht und ergreifend scheiße. Gut, Lazenby ist da drum herum gekommen, Moore aber nicht, Dalton nicht und Craig ganz gewiss nicht. Viele mögen zwar „Der Morgen stirbt nie“ nicht, aber ich kann damit leben und finde den kaum so abgrundtief schlecht wie die erwähnten drei. Und dieser hier… fällt auch nicht in die Kategorie!

Er bietet zwar die üblichen schlechten Rückprojektionen, aber das ist ja irgendwie Tradition bei Bond.

John Barry führt hier übrigens sein „007 Theme“ ein, ein Thema, das er als Gegenstück zum Bond Thema aufbauen wollte, das zwar ganz gut ist und sich eigentlich ganz gut in diesen Film und seinen Soundtrack einfügt, aber eben leider mit der zeitlosen Großartigkeit des James Bond Themas nicht konkurrieren kann. Und deshalb benutzt man das auch heute noch so richtig gut in den Filmen… ach, schön wär’s!

Abschließend noch zwei Details zur Originalfassung. Die englische Synchronstimme von Daniela Bianchi überzeugt mich nicht, da hat die Nachsynchro von Ursula Andress in „Dr. No“ besser geklappt. Was in der Originalfassung aber schöner ist als in der deutschen ist Bonds Kommentar, nachdem Kerim Bey den aus dem Mund von Anita Ekberg fliehenden Gegner erschossen hat: „She should have kept her mouth shut.“ Macht irgendwie mehr Spaß als: „Sie hat wirklich einen sehr schönen Mund.“

— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

Den mag ich, obwohl sich der Film schon etwas zieht. Schon der Teaser wartet mit einer Sensation auf: Bonds Ermordung! Gut, es war ein Doppelgänger, aber toller Twist. Echter Schocker.

Und ich liebe die unwirsche Hexe Lotte Lenya als „Numero Drei“ bzw. „Rosa Klebb“. Ihr erstes Highlight (13. Filmminute): Sie hämmert dem Killer Grant testhalber einen Schlagring in den Magen („Er ist wirklich gut in Form“).

Erster Auftritt von „Waffenmeister“ Q, der mit dem langweiligsten Gadget der Filmgeschichte anrückt: „Ein unauffälliger kleiner Lederkoffer“. Tatsächlich (20. Minute)!

Trotz der behäbigen Handlung wartet der Film mit hübschen Details auf  – wie dem Periskop unterm russischen Konsulat (Minute 34), der Bauchtanz einer erstaunlich mageren „Zigeunerin“ (Minute 39), der Ausstieg des Killers aus dem Filmplakat (Minute 49), der durchsichtige Spiegel hinter dem Bett – von wo aus Rosa Klebb den Bondschen Beischlaf abfilmt (Minute 53), die Runde der stummen Zuhörer in London (besonders Moneypennys Gesicht!), als Bond seine Tanja über die „Lector“ ausfragt (Minute 60), die Rimsky-Korsakoff-artige Musik unter dem Diebstahl der Maschine (Minute 63), Robert Shaws lauernder Blick, als Bond auf dem Bahnsteig steht (Minute 75) und seine eiskalte Miene, als ihn Bond des Mordes beschuldigt (Minute 86), die Schlägerei im nächtlich-blau ausgeleuchteten Zugabteil (Minute 89), Daniela Bianchi auf der blumengeschmückten Ladefläche des Lastwagens (Minute 95), die Wackelkamera beim Hubschrauberangriff (Minute 97), Kronsteens ungläubiges Sterben (in Minute 101), die Flammenwand im Meer (Minute 104) – sowie die wohl klassische Szene des Films: Rosa Klebb als auskeilendes kleptomanisches Zimmermädchen beim Finale in Venedig!

Schönster Gag: Bond-Komplize Kerim Bey (der türkische Felix Leiter sozusagen) belabert den russischen Agenten Benz mit seiner Lebensgeschichte (Minute 68).

Erstaunliche Erkenntnis: Der Schuh mit dem Messer ist überhaupt nicht Rosa Klebbs Gimmick, sondern wird zuvor schon von Blofelds Handlanger gegen Kronsteen eingesetzt!

Schlimme Erkenntnis: Dieser zweite Bondfilm serviert schmierigsten Machismo von Anfang bis Ende.

Liebesgrüße aus Moskau (1963)

Originaltitel: From Russia with Love

Regie: Terence Young

Musik: John Barry / Titelsong: Matt Monro

James Bond: Sean Connery / G.G. Hoffmann

Tatjana Romanova: Daniela Bianchi / Marianne Mosa

Kerim Bey: Pedro Amendaritz / Klaus Miedel

Rosa Klebb: Lotte Lenya / Alice Treff

Morzeny: Walter Gotell / Benno Hoffmann

Zugschaffner: George Pastell / Wolfgang Draeger

Kronsteen: Vladey Sheybal / Jürgen Thormann

Red Grant: Robert Shaw / Horst Niendorf

(Blofeld: Eric Pohlmann / Friedrich Joloff)

Sylvia Trench: Eunice Gayson / Uta Hallant

und

M: Bernard Lee / Siegfried Schürenberg

Q: Desmond Llewellyn / Heinz Petruo

Moneypenny: Lois Maxwell / ???

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

Goldfinger

DoubleDSexy05Kopfgeld

Rasante Raser

– aus unserer Reihe: „Es muss nicht immer Nörgeln sein“

Kann denn ein Film über Fahrradkuriere wirklich interessant sein? Doch, das geht. Aber sein wir mal ehrlich, wer hier hat denn schon mal was von

„Premium Rush“

gehört? Hm? Und wenn es keiner hat, dann ist das wirklich traurig. Denn der Film hat wirklich was zu bieten. Nämlich rasante Action. Aber nicht so einen Mist, der aussieht wie aus dem Computer berechnet, sondern etwas, das wirklich echt wirkt.

Zugegeben, da sind Computereffekte dran beteiligt, das geben alle Beteiligten zu. Und doch hat man ständig das Gefühl, die Radfahrer könnten von einem der Autos getroffen werden. Was wohl auch während der Dreharbeiten das eine oder andere Mal passiert sein muss. Aber gerade das gibt diesem Film das gewisse Kitzeln, das Kribbeln, das sich einstellt, wenn man über die Kreuzung schießt und sich dann in den Gegenverkehr einordnet. Dinge, die man selbst mit dem Rad tunlichst unterlassen sollte.

Echt sieht eben echter aus

Also warum hat man hier das Gefühl, wirklich mitten drin zu sein? Weil nicht alles aus dem Computer kommt, weil echte Stuntmen daran beteiligt sind, echte Radfahrer, die können, was sie da tun. Echte Stunts können einen Film unglaublich aufwerten. Man kann viel über die alten „Mad Max“ Filme sagen (hey, steht da nicht auch bald ein Remake an?), zum Beispiel… na ja, dass eigentlich das wirklich einzige verbindende Element ein Typ namens „Max“ ist, der von Mel Gibson gespielt wird und immer die gleichen Klamotten anhat. Ich denke, das ist das „durchgehende“, das und: Stunts mit Autos!

Und das ist eben das, was man diesen Filmen zugute halten muss. Mögen sie auch sonst ein wenig krude sein, besonders der erste, mögen sie auch so alberne Namen wie „Papagallo“ mit sich bringen (also ehrlich, Leute!), so bieten sie doch eine Sache, die man heute fast nur noch aus der Retorte zu sehen bekommt: Spaß mit Autos. Also Spaß im Sinne von Verfolgungsjagden und brutalen Crashs. Dinge, denen man deutlich ansieht: Wenn der Stuntman da nicht ordentlich aufgepasst hätte, dann wär er jetzt tot. Das ist eine Kunst, die durch die Computertechnik immer mehr in den Hintergrund zu geraten scheint. Und die der Sache auch ein wenig den Reiz nimmt, das Besondere, das Tolle. Denn im Computer kann man jeden Scheiß zusammenmanschen (was ja auch ständig getan wird), aber für echte Stunts braucht man eben Könner, die wissen, was sie da tun – und man merkt, dass das nicht ganz ohne Risiko war.

Zum Sterben schön

Natürlich will ich nicht, dass irgendwelche Stuntmen für einen bescheuerten Film ihr Leben riskieren – aber man erkennt halt den Unterschied. Zwischen echter Handarbeit und Computerpixeln. Und da sieht die Handarbeit, mag sie auch aus den 70ern stammen, eben in den meisten Fällen einfach besser aus.

Was der Grund ist, warum ich an dieser Stelle meinen Hut vor „Premium Rush“ ziehe und ihn hier empfehle, denn ganz gleich, ob er nun ein adäquates Abbild des Lebens und Arbeitens von New Yorker Fahrradkurieren darstellt oder nicht, er ist streckenweise einfach atemberaubend!

DoubleDOHSexy06Vorstellung

von Martin Cordemann

James Bond jagt Dr. No

Die große James Bond Retrospektive

Der erste richtige, echte, wirkliche JAMES BOND Film… Ein Film, der eine Reihe von Filmen nach sich zog, die sich inzwischen über mehr als ein halbes Jahrhundert zieht und noch immer nicht beendet ist. Ein Film, der eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Filme nach sich zog, Kopien, die auf seiner Welle und seinem Erfolg mitschwimmen wollten. Und doch hat er es geschafft, sich gegen all diese Nachahmer durchzusetzen und heute noch immer im Geschäft zu sein. Also wie großartig muss ein Film sein, der das schafft? Nuuun… schwierig!

Der Anfang der Anfänge

Um ehrlich zu sein ist dieser Bond noch ein bisschen krude, noch ein wenig ungeschliffen. Aber das ist völlig verständlich, da es sich ja gewissermaßen um ein Erstlingswerk handelt, den ersten Film, den Prototypen, den ersten Versuch. Und wohl der günstigste von allen, was die Produktionskosten angeht. Natürlich hatte er es nicht nötig, sich von seinen Konkurrenten abzusetzen – weil es noch keine Konkurrenten gab. Jedenfalls nicht in dem Masse, wie schon kurz danach. Und doch – und das ist wahrscheinlich der Grund, warum Bond so einzigartig war (ich schreibe bewusst nicht: ist!) – hat er sich schon im Vorfeld durch vieles von seinen noch zu kommenden Nachahmern abgehoben!

Der Beginn mit der Gunbarrel-Sequenz, das ist ungewöhnlich, das ist neu, das ist wahrscheinlich für viele Zuschauer völlig unverständlich. Denn, machen wir uns nichts vor, es trägt nichts zur Handlung bei. Es ist lediglich… ein Logo, ein Erkennungsmerkmal, eine Marke! Umso unverständlicher, warum man bei den drei ersten Craig Bonds darauf verzichtet hat! Aber diese Marke zeigt – oder wird im Nachhinein zeigen – dass man es hier mit mehr zu tun hat als mit einem einfachen Agentenfilm. Der Vorspann ist ebenfalls noch etwas krude, für seine Zeit möglicherweise richtungsweisend? Jedenfalls geht er fließend in den Film über, was man jedoch schon bald ändern wird. Die Handlung beginnt, die ersten Morde, die Einführung des Geheimdiensthauptquartiers, und dann…

Bond, James Bond

Bei fast allen Bond-Darstellern bekommt Bond auch eine visuelle Einführung in den Film (außer bei Moore, der einfach da ist), so auch hier. Wir treffen Bond nicht in einem Abenteuer, zumindest nicht in einem beruflichen, sondern da, wo wir ihn ebenfalls noch öfter antreffen werden, in einem Casino am Spieltisch. Zunächst sehen wir ihn nur von schräg hinten, dann seine Hände mit den Karten und dann endlich kommt die bondige Dreieinigkeit aus Zigarette anzünden / „Bond, James Bond“ sagen / James Bond Thema in der Musik. Gut, von der Zigarette hat man sich in Zeiten des Nichtrauchens inzwischen verabschiedet, aber in den Büchern und in den frühen Filmen raucht Bond und so war es hier ein eleganter Weg, zusammen mit seiner Hand nach oben zu schwenken und uns so sein Gesicht zu präsentieren.

Womit wir auch schon einen wichtigen Punkt angeschnitten hätten, der den heutigen Filmen – leider nicht nur Bond sondern eigentlich ziemlich allgemein – ziemlich abgeht: Eleganz! Connery hat in diesem Film weit mehr Eleganz als Daniel Craig in all seinen Filmen zusammen – und das, obwohl Connery hier noch ganz am Anfang steht und dem ganzen noch irgendwie der nötige Feinschliff fehlt. Und doch, was er an Charme und Eleganz ausstrahlt, sucht man in den neuen Bonds vergebens.

Nun, vielleicht sollten wir aus Gründen der Political Correctness die bondige Dreieinigkeit vielleicht einfach in Smoking / „Bond, James Bond“ sagen / James Bond Thema in der Musik umändern, denn auch das würde zutreffen, denn dieses weitere Markenzeichen ist die erste Garderobe, in der wir den Meisterspion ihrer Majestät zum ersten Mal zu Gesicht bekommen… der sich hier sogar noch ein wenig wie ein Spion verhält, will sagen, der nicht überall rumposaunt, dass er GEHEIMagent ist, sondern Wert darauf legt, dass nicht zu viele Leute davon Wind bekommen. Leider wird er dieses durchaus sinnvolle Verhalten im Laufe der Jahre ablegen und zum BERÜHMTESTEN GEHEIMAGENTEN der Welt werden, dem größten Widerspruch in sich… aber was will man machen?

Schaut gut aus!

Doch Connery ist nicht der einzige Grund, warum sich dieser Film von anderen abhebt: die Bauten leisten ebenfalls einen großen Beitrag dazu. Neben Connery und dem Komponisten John Barry (und dann später dem Skifahrer Willy Bogner) ist auch Ken Adam stark mitverantwortlich für den Erfolg der Bond-Reihe. Denn die Räume und Gebäude, die er für die Filme entwickelt hat, lassen sie modern und futuristisch wirken und verleihen dem ganzen eine gewisse Größe.

Zeitlos sind die Filme nicht – aber das sind die wenigsten Filme, wenn man mal ehrlich ist. Es gibt immer etwas, das einen verrät. Die wesentlichen Dinge dabei sind: Autos, Computer, Handys (oder das Fehlen davon). Ich habe neulich bei der Überarbeitung meiner Krimis gemerkt, wie schnell Kleinigkeiten wie das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Mobiltelefonen und Internet eine Handlung komplett datieren oder verändern können. So ist es, zwangsläufig, auch hier: die Autos verraten, in welcher Zeitperiode der Film gedreht wurde. Allein die Bauten von Ken Adam entziehen sich dieser Zeit, denn sie wirken tatsächlich ein wenig bombastisch, modern und fast zeitlos.

Das Bond Thema

Neben den Bauten fast das zeitloseste ist die Musik. Original komponiert von Monty Norman, zu echtem Ruhm gelangt aber wahrscheinlich eher durch John Barry, bietet der Film einen weiteren Aspekt, der ihn über all seine Konkurrenten erhebt: Das James Bond Thema. Leider ist seine Nutzung genauso wenig ausgereift wie der Pistolenfüller, den Bond in „Sag niemals nie“ erhält, denn man blendet sie größtenteils dann ein, wenn Bond auftritt, quasi als Erkennungsmelodie und um zu zeigen, dass da Bond kommt. Letztendlich ist es aber eher Actionmusik und insofern wird sie zwar einerseits richtig eingesetzt, um gewissermaßen eine Wort-Bild-Marke zu schaffen, andererseits wird sie aber schon fast „falsch“ eingesetzt, da sie eigentlich eher zu Aktionsszenen passt als zu „Bond leiht einen Mietwagen“. Doch das wird – besonders durch die Arbeit von Barry selbst, wie ich annehme – in den folgenden Filmen weit besser, passender und stilvoller gelöst.

Die Anfänge

Wenn man eine Filmreihe beginnt, weiß man meist noch nicht so ganz, worauf das alles hinauslaufen wird. So gibt es in diesem Film noch ein paar Elemente, die teils fortgeführt werden, die man aber heute teils vergeblich sucht.

Zum Beispiel das Werfen des Hutes. Ich bin fast sicher, man wollte, jedes Mal, wenn Bond Moneypennys Büro betritt, dass er seinen Hut – wahrscheinlich immer einen anderen, der Zeit entsprechenden Hut – von der Tür auf den Hutständer wirft. Ein paar Filme lang hat er das auch gemacht – aber der Hut spielt in unserer heutigen Gesellschaft keine Rolle mehr und so hat sich dieser Running-Gag inzwischen überlebt.

Dann gibt es hier noch etwas, das Bond später irgendwie selten zu tun scheint: er ermittelt! Er sucht nach Hinweisen, befragt Leute – statt einfach irgendwelche Dinge in die Luft zu jagen. Und er präpariert sein Zimmer, um festzustellen, ob man es durchsucht hat. Gut, man kann natürlich sagen, wenn das im ersten Film eingeführt wurde, braucht man es später nicht mehr zu zeigen, weil man ja weiß, dass er es tut – das Problem ist nur, dass man gar nicht mehr das Gefühl hat, dass er es tut! Aber wenigstens ist es eine gute Erklärung dafür, dass Connery schon bald ein Toupet brauchte, denn wenn er in jedem Hotelzimmer eins seiner Haare an die Schranktür kleben muss und das wahrscheinlich mehrmals täglich, dann ist mit so was ja wohl zu rechnen.

Und dann wären da noch… die schlechten Rückprojektionen. Die haben hier ihren Anfang. Oh ja. Und daran hat sich im Laufe der Jahre nicht viel geändert!

Die bösen Russen

In den Büchern, so hab ich das Gefühl, sind Bonds Gegner meist irgendwelche Schurken, die irgendwie für den KGB arbeiten, um Kohle für die heranzuschaffen, damit die kommunistische Weltrevolution ihren Siegeszug starten kann. Der Russe ist der Gegner, der Ostblock der Feind. Schon in diesem ersten Film wird diese Weltsicht ausgeklammert, Dr. No arbeitet nicht für die Russen sondern für SPECTRE, eine böse Geheimorganisation, die es den Produzenten ermöglicht, einen globalen Gegner zu haben, aber nicht den Russen ständig ans Bein zu pinkeln. SPECTRE wird zum Ostblockersatz… was wahrscheinlich letztendlich keine so dumme Idee ist.

Was bleibt noch zu sagen?

Nun, manche Filme mag ich lieber auf Englisch, manche lieber auf Deutsch. Mit Klaus Kindler für Connery und Bond in diesem Film bin ich nie warm geworden, da fehlt mir in der deutschen Fassung einfach die charmante Stimme von Gerd Günther Hoffman, also bevorzuge ich hier die Originalfassung (anders als z.B. bei „Goldfinger“ und „Sag niemals nie“).

Oh, Honey Ryder ist im Buch übrigens nackt, als sie dem Meere entsteigt – doch die Zurschaustellung von Nacktheit hat die Bond Filmreihe stets vermieden. Das passt einerseits zu dem Anliegen, einen stilvollen und eleganten Film zu machen – da das heute aber nicht mehr der (Sky)Fall ist, könnte man ja eigentlich auch diese Selbstbeschränkung kippen.

Und dann war da noch… ein immens kurzer Abspann, der nur die Darsteller auflistet. Ach, was waren das für herrliche Zeiten, wo die Nachspänne noch nicht Kurzfilmlänge hatten!

— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

Beste Szene des Films ist natürlich nicht die käsige Südsee-Postkarten-Idylle (die wo Frau Andress aus dem Wasser watet und nicht schauspielen kann), sondern gleich die erste.

Zu den süßlichen Calypsoklängen einer Version von „Three Blind Mice“ schlurfen drei PENNER über die staubigen Pisten Jamaicas. An einem Parkplatz angekommen, erschießen sie äußerst präzise und kaltblütig den britischen Agenten vor Ort.

Diese Sequenz kommt völlig überraschend und ist noch dazu genial geschnitten. 

Interessant aber auch die 68. Minute: Bond bringt im Fluss einen der Wachleute um, Andress zieht dazu ein entsetztes Gesicht (Hände an den Wangen, Kopfschütteln) und fragt betroffen: „Warum?!“ – Bond: „Weil es sein muss!“

Hier trifft Schulmädchen auf Söldner, viel Fallhöhe, sehr naiv, sehr spaßig aus heutiger Sicht.

Albernste Szene ab Minute 76: Die radioaktive Dekontaminierung. Erst gehen sie mit Schlauch und Schrubber ran, dann haben sie doch eine High-Tech-Duschanlage direkt nebendran. Hier wird offenbar Zeit geschunden, um die Zuschauer von der fast nackten Frau Andress träumen zu lassen. Alles völlig überflüssig für den Fortgang der Handlung.

Und dann der Schurke! Dr. No taucht erst in der 84. Filmminute auf (ist das ein Rekord?). Aber immerhin im weißen Anzug. Und als er Bond nicht auf seine Seite ziehen kann (also sowas!) sagt er cool: „Bedauerlicherweise habe ich Sie falsch eingeschätzt, Bond. Sie sind nur ein dummer Polizist“. Keine schlechte Jobbeschreibung!

Spaß pur ab Minute 97: Die lachhaften Kostüme im Kontrollzentrum (der Knilch in dem aufgeblasenen Anzug!) wirken, als wäre man am Set von „Nackte Kanone 4 1/4“. Kein Wunder, dass Dr. No in dem Fön-Häubchen kein würdiger Abgang gelingt.

James Bond jagt Dr. No (1962)

Originaltitel: Dr. No

Regie: Terence Young

Musik: Monty Norman, John Barry

James Bond: Sean Connery / Klaus Kindler

Felix Leiter: Jack Lord / Rainer Brandt

Dr. No: Joseph Wiseman / Friedrich Joloff

Honey Ryder: Ursula Andress/ Uta Hallant

Prof. Dent: Anthony Dawson / Gerd Martienzen

Quarrel: John Kitzmiller / Gerd Duwner

Strangways: Tim Moxon / Eckart Dux

Sylvia Trench: Eunice Gayson / Eva Katharina Schultz

und

M: Bernard Lee / Siegfried Schürenberg

Moneypenny: Lois Maxwell / Beate Hasenau

Major Boothroyd: Peter Burton / ???

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

From Russia With Love

DoubleDSexy02Augenzeuge

Raumschiff Enterprise – das Original!

Oder so halb das Original. Denn das Original dürfte inzwischen vergriffen sein, da auf DVD derzeit nur die Variante mit den „überarbeiteten“ Spezialeffekten angeboten wird. Gibt es eine BluRay von TOS? Sind da beide Varianten drauf? Ich weiß es nicht. Anlässlich der Tatsache, dass ich mir gerade die alte Serie im neuen Format noch mal auf DVD gekauft habe, gibt es hier eine kleine Abhandlung zu „Star Trek“, wie das war, wo das hinwollte und wie überhaupt wer wann. Denn wenn man sich die Serie ansieht und sie in und auswendig kennt, fällt einem doch das eine oder andere Detail auf… aber gehen wir vorher noch kurz auf die neuen Effekte ein. Auf der Verpackung werben sie mit dem Begriff

„Remastered“

was im Klartext folgendes bedeutet: Sie haben die alten Effekte (Raumschiffe, Planetenansichten) aus den 60ern entfernt und durch Computergrafiken ersetzt. Das Traurige dabei ist, dass sie, wie man dem Zusatzmaterial entnehmen kann, unheimlich stolz darauf sind. Nicht, dass sie das gemacht haben, das wäre prinzipiell kein Problem, aber auf das Ergebnis. Sie, die sie diese neuen Effekte gemacht haben, lassen an- und durchklingen, wie geil sie die doch finden – und das sind sie, leider, nicht! Was die Sache eben so traurig macht.

Hätte man die alten, ihrer Zeit angemessenen und nicht schlechten Effekte durch tolle Grafiken ersetzt, die zeitlos und gut wären, dann würde an dieser Stelle jetzt das Lob stehen, dass man eine alte Serie im neuen Gewand genießen kann, mit Effekten, die auch in 1000 Jahren noch zeitgemäß wirken werden. So kann man aber leider nur sagen, dass sie sich da wirklich ein wenig mehr Mühe hätten geben können. Die Effekte sehen ganz okay aus, aber am unteren Spektrum von okay, denn man sieht immer, dass es eine Computergrafik und damit ein Effekt ist. Und wie lehrt uns das Lexikon des Klugscheißers: Ein Effekt, den man als solchen erkennt, ist ein schlechter Effekt. Und das ist eben sehr schade. Etwas teurere Effekte wären hier nötig gewesen, denn so wirkt das ganze nun ein wenig billig – was zwar letzten Endes im Einklang mit den alten Pappmacheekulissen ist, aber schön ist was anderes.

Die Anfänge

Aber kommen wir zu den Inhalten. Wenn man die Serie kennt, fallen einem verschiedene Dinge auf. Zum Beispiel, dass man noch ein wenig herumexperimentiert. Mit Besatzung, Uniform, Freizeitgestaltung. Man hat seine Formel (Gunbarrel, Teaser, Vorspann… ach nee, das war ne andere Serie) noch nicht gefunden, aber man ist auf dem besten Weg dahin. Man kann sich (gerne, oft und viel) über die Reihenfolge der Folgen streiten. Was gilt als heilig? Die Abfolge der Ausstrahlung? Oder der Produktion? Gar die der Sternzeit? Nehmen wir doch einfach alphabetisch, dann regen sich alle auf!

Nein, machen wir nicht, ich gehe jetzt einfach mal von a) Pilotfilm 1 („Der Käfig“), b) Pilotfilm 2 („Spitze des Eisbergs“) und c) dann der Reihenfolge auf der DVD aus. Denn die ersten beiden sind unanfechtbar die ersten beiden, was sich vor allem an den Uniformen zeigt. Das meiste andere ließe sich wahrscheinlich wild durcheinanderwürfeln, ohne dass man groß was merken würde. (Ja, es gibt in „Ein Paralleluniversum“ eine Anspielung auf den Tantalusstrahler aus „Der Zentralnervensystemmanipulator“ [und nein, ich denke mir diese Titel nicht einfach aus], in „Wie schnell die Zeit vergeht“ eine auf „Pokerspiele“ und in „Stein und Staub“ eine auf „Krieg der Computer“, aber das dürfte es dann auch sein, oder?)

Titel, Phaser, Temperamente

Betrachtet man die ersten paar Episoden, so kann man ein paar Themen erkennen, die sich schon hier öfter antreffen lassen und die sich auch im Verlauf der Serie noch wiederholen werden.

Da ist zum Beispiel die Illusion, dass etwas vorgegaukelt wird, das nicht so ist. Das ist eins der wichtigsten Themen im ersten Pilotfilm „Der Käfig“, taucht aber schon bald wieder in „Das Letzte seiner Art“ und „Der alte Traum“ auf.

Dann haben wir den Übermensch bzw. das Wesen, das gottähnliche Fähigkeiten hat. Im zweiten Pilotfilm „Spitze des Eisbergs“ wird Gary Mitchell zu diesem Überwesen, kurz danach trifft die Besatzung das Waisenkind Charlie in „Der Fall Charlie“, der ebenfalls übermenschliche Fähigkeiten hat. (Und das kommt u.a. auch noch mal mit „Tödliche Spiele auf Gothos“ und dann mit Q in „Star Trek: The Next Generation“.)

Eins der beliebtesten Themen dürfte aber wohl der Doppelgänger sein, den wir erstmals in „Kirk : 2 = ?“ treffen, kurz danach aber auch in „Der alte Traum“ (und dann u.a. in „Wen die Götter zerstören“ und „Star Trek 6 – Das unentdeckte Land“ – wahrscheinlich, weil William Shatner so ein begnadeter Schauspieler ist, dass man ihn unbedingt gleich in all seinen Facetten zeigen möchte). Ich erwähne all das nur, weil es sich hier auf sehr kurzem Raum innerhalb einer sehr überschaubaren Anzahl von Folgen wiederholt. Das Thema des Alterns, das in „Miri, ein Kleinling“ Teil der Episode ist, soll auch später noch einmal zum Zuge kommen – sowohl in dieser Serie als auch bei der „Next Generation“.

Rothemden und andere Klischees

Wann wurde eigentlich das Rothemd erfunden? Gab es das schon von Anfang an? Die Antwort ist: Nein. Und: Wissen Sie überhaupt, was ein Rothemd ist? Nun, zuerst zu Antwort eins: In den ersten beiden Pilotfilmen gab es noch keine roten Hemden, lediglich gold, matteres gold und blau. Als die Serie dann in Serie ging, entfiel eine der goldfarben und machte Platz für rot. Und Rothemd, für die, die es vielleicht nicht wissen, ist die Bezeichnung für Leute, die da sind, um zu sterben, gewissermaßen. Rote Hemden tragen Ingenieure und, viel wichtiger, Leute vom Sicherheitsdienst. Wenn man die mitnimmt, runter auf einen Planeten, und der Rest der Gruppe besteht aus den Hauptdarstellern, dann darf man davon ausgehen, dass der Typ in rot es nicht wieder mit zurück aufs Schiff schaffen wird. Jedenfalls nicht lebendig. Rothemden zeichnen sich durch ihre hohe Todesrate aus, denn sie kommen mit, um, um „Galaxy Quest“ zu zitieren, „zu zeigen, wie wirklich gefährlich die Situation ist“ – durch ihren Tod.

Das erste Rothemd ohne rotes Hemd zeigt sich in „Das Letzte seiner Art“, ihrem Namen alle Ehre machen dann aber wenig später die beiden Wachen in „Der alte Traum“. Rot und tot. Die ersten Sicherheitsleute in rot sehen wir bei dieser Reihenfolge übrigens in „Die Frauen des Mr. Mudd“, aber sterben darf da noch keiner.

Und wo wir gerade bei Klischees über „Star Trek“ sind, es wird ja immer gerne erzählt: „Ach, die alte Serie, in der ist ja jede Folge immer eine Metapher auf was, Vietnam und so.“ Ja, wird gesagt, und ist SCHWACHSINN! Totaler Bullshit! Es gibt diese Folgen, ja, es gibt auch eine Nazifolge, die weder sonderlich metaphorisch noch sonderlich gut ist (sie ist SCHEISSE!), aber wer behauptet, das wäre bei allen Folgen so, der hat schlicht und ergreifend keine Ahnung.

Uhuuuruuuuu

Wie bereits gesagt hat man hier noch ein wenig experimentiert bzw. wusste noch nicht so ganz, was man da hatte. Immerhin war das nur ne einfach Fernsehserie, kein Phänomen. So trägt Spock zum Beispiel im ersten Pilotfilm blau, im zweiten gold und ab Beginn der Serie dann wieder blau. Im zweiten Pilotfilm stoßen Scotty (hier gold, später rot) und Sulu (hier blau, später gold) dazu; Sulu ist hier eher der Mathematiker und man lässt ihn nicht mal in die Nähe der Steuerkonsole, wenig später („Das Letzte seiner Art“) hängt er dann im Botanikraum herum, bevor er dann mal endlich Steuermann wird. Uhura, die, wie man merkt, im zweiten Pilotfilm noch nicht dabei war, trägt am Anfang zweimal gold (in „Pokerspiele“ und „Die Frauen des Mr. Mudd“ [ginge man nach der Chronologie der Produktion die Folgen 2 und 3]), später dann aber ihr bekanntes rot. Sie wird wahrscheinlich erst mehr an Bedeutung gewinnen, wenn Janice Rand die Serie verlässt.

Die ist zu Beginn gerne mal mit dabei, als blonder Engel an Kirks Seite. Doch irgendwann ist sie dann raus und macht Platz für eine andere Frauenrolle… doch, wenn man mal ehrlich ist, hat Uhura hier am Anfang mehr zu tun als später in der Serie. Denn noch ist alles neu und man probiert Dinge aus. Man sieht die Crew im Freizeitraum, Spock bläst die Harfe („Blues Brothers“?) und Uhura darf singen. Später ist sie dann meist darauf beschränkt, Ruffrequenzen offen zu halten, aber das kann ja auch ganz nett sein.

Natürlich, wir wollen sie nicht unter den Behandlungstisch fallen lassen, ist da noch Schwester Christine Chappel. In „Implosion in der Spirale“ schwadroniert Kirk darüber, ob Spock „die schöne Schwester“ aufgefallen wäre, die er nur nett finden dürfe, aber nicht mehr… ich neige zu der Vermutung, dass die Titulierung als „schön“ der Tatsache geschuldet ist, dass Chappel-Darstellerin Majel Barrett mit Serienschöpfer Gene Roddenberry liiert war, denn, mal ehrlich…

Raumschiff Enterprise in die Dunkelheit

Mal sehen, ob sich beim Schauen der Serie noch andere Dinge ergeben. Dass verschiedene Crewmitglieder gerne mal wild den Aufgabenbereich wechseln (Farrell ist erst Navigator, dann Funker; de Salle ist erst Navigator, dann Ingenieur; Kyle ist Ingenieur, Transportertechniker und Steuermann [und in „Der Zorn des Khan“ Offizier auf der Reliant]) muss man ja nicht unbedingt erwähnen. Die Phaser haben in den ersten Folgen übrigens noch helle Griffe und als „Halfter“ trägt man eine Lederleibchen, darüber hinaus kleidet man sich im ersten Pilotfilm noch extra für den Außeneinsatz und nimmt Ausrüstung mit – was durchaus Sinn ergibt, aber später nicht mehr vorkommt. Außerdem erfahren wir in „Spitze des Eisbergs“, dass Kirk mal Lehrer an der Sternenflottenakademie war (dürfte bei dem Jüngelchen in der neuen Zeitlinie wohl eher schwierig sein) und in „Der alte Traum“, dass Kirk einen Bruder namens Sam hat (drei Kinder werden erwähnt), den bekommen wir am Ende der Staffel in „Spock außer Kontrolle“ sogar zu sehen, wenn auch tot.

Was diese Serie allerdings hat und was man vielleicht wieder in eine neue Star Trek Serie übernehmen sollte, ist Abenteuer. Ich würde gerne wieder eine Serie sehen, wo sie losfliegen und Abenteuer erleben, neue Völker entdecken, all so was. Ganz altmodisch und auch ohne staffelübergreifenden Handlungsbogen. Fänd ich völlig in Ordnung, könnte man mal wieder machen.

Und, ganz ehrlich, ich hab an diesen alten Folgen mehr Spaß als an „Star Trek Into Darkness“, beschissene Neueffekte hin oder her. Und, wo wir schon mal dabei sind, ein großer Verbesserungsvorschlag für „Into Darkness“: Sie hätten Kirk nicht mit Khans Blut sondern mit dem des wieder belebten Tribbels wieder beleben sollen! Denn da die Viecher nur fressen und sich weitervermehren, wäre das im Nachhinein die perfekte Erklärung dafür, warum Kirk in der alten Serie jede Frau flachlegt, die ihm über den Weg läuft!

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von Martin Cordemann

Casino Royale…s

Die große James Bond Retrospektive

Wir wissen alle, „Casino Royale“ war der erste James Bond Roman, den Ian Fleming geschrieben hat, wir wissen alle, es war der erste James Bond Roman, der verfilmt wurde und wir wissen alle, dass diesen Film so gut wie keiner gesehen hat.

Nochmal für alle, die sich jetzt erst zugeschaltet haben. Insgesamt gibt es derzeit drei Verfilmungen dieses Buches, wobei man bei einer davon das Verfilmungen definitiv in Anführungsstriche setzen muss. Bevor wir hier mit der großen Bond Retrospektive anfangen, möchte ich erstmal das Thema „Casino Royale“ vom Tisch haben, denn keiner der Filme gehört für mich wirklich zum James Bond Kanon – keiner! Und da ich keinen Bock habe, mir die „Parodie“ noch mal anzutun, handeln wir das Thema hier und heute ab.

Der Fernsehfilm

Kaum einer hat ihn gesehen, das muss man kaum bereuen. James Bond ist hier Amerikaner, aus seinem CIA-Freund Felix Leiter wird der MI6-Freund Clarence Leiter… und alles ist in schwarz/weiß. Da das ganze als Fernsehtheater angelegt war, gibt es keine exotischen Schauplätze, kein Herumgefliege und keine Explosionen. Und da das ganze vor den Zeiten von Salzmann und Broccoli war, gibt es auch keine Gunbarrel und kein James Bond Thema… also quasi wie bei den heutigen Bonds.

Entstanden ist der Film in der Reihe „Climax!“, die von 1954 bis 1958 jede Menge Fernsehspiele produzierte, diverse davon mit Peter Lorre in Gastrollen. „Casino Royale“ entstand 1954 unter der Regie von William H. Brown jr.

Jimmy Bond wird gespielt von Barry Nelson, den Sie vielleicht noch als Hotelfachfrau… Hotelmanager aus Stanley Kubricks „Shining“ kennen… wenn Sie ihn da nicht her kennen, dann wahrscheinlich nirgendwo her.

Während Clarence Leiter (Michael Pate) nur Vorname und Nationalität wechselt, wechselt der französische Geheimdienstmann René Mathis sogar das Geschlecht. Vesper Lynd scheint es hier nicht zu geben, dafür aber die von Linda Christian gespielte Valerie Mathis.

Einziger Pluspunkt des Films dürfte wohl Peter Lorre als Le Chiffre sein. Lorre drehte mit Fritz Lang den berühmten „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ und mit Michael Curtiz den noch berühmteren „Casablanca“. Er bereicherte außerdem „Der Rabe“, reiste „In 80 Tagen um die Welt“, trank „Arsen und Spitzenhäubchen“ und löste Kriminalfälle als „Mr. Moto“. Oft war er ein schräger kleiner Gewinn für jeden Film.

Bislang ist mir keine deutsche Fassung zu diesem Film bekannt. Es sieht aber so aus, als hätte er es inzwischen zu einer amerikanischen BluRay und DVD gebracht und ich meine, mich erinnern zu können, dass es mal ein britisches Kaufvideo gab. So, damit hätten wir pflichtbewusst diesen Film abgearbeitet. Nächster Stopp…

Die „Parodie“

Dieser Film hätte vielleicht ein guter Film werden können… ist es aber nicht. Leider. Dabei hat er das Gespann des „rosaroten Panthers“ – doch auch das hilft nicht. David Niven, den Bond Schöpfer Ian Fleming sich in der Rolle vorstellen konnte (und der, glaube ich, sogar namentlich in dem Buch „Der Spion, der mich liebte“ erwähnt wurde, weil ein Pinguin o.ä. nach ihm benannt wurde), zeigt hier, dass er gekonnt britisch und aristokratisch ist, für die Filmreihe Connery aber wohl doch die bessere Wahl war. Auch sein Panther-Partner Peter Sellers gibt sich als Bond, auch er mit zweifelhaftem Erfolg.

Es scheint wohl zu Unstimmigkeiten mit Stars, Drehbuch und wahrscheinlich auch dem Wetter gekommen zu sein, denn der Film ist mit „Desaster“ noch sehr freundlich umschrieben. Was in den 60ern vielleicht modern und spritzig gewesen sein mag, mutet heute nur noch albern und absurd an – aber nicht auf eine gute Weise. Die Langeweile zieht sich und den Film in die Länge, der irgendwann nur noch zu einer Art Nummernrevue verkommt, ohne die Nummern und ohne die Revue.

Gegen Ende explodiert der Film dann in einer Reizüberfrachtung inklusive UFO und hätte ihn vorher irgendetwas zusammengehalten, würde er nun vollends auseinander fallen. Renny Harlin sollte sich diesen Schluss ansehen, denn er beweißt, dass sein Lieblungsspruch „mehr ist mehr“ definitiv falsch ist!

Zu den Gaststars gehören leibhaftige (Ex)Bondgirls wie Ursula Andress und internationale Größen wie „Greifer“ Jean-Paul Belmondo und „Lawrence von Arabien“ Peter O’Toole – helfen tut das nicht. Orson Welles darf sich gepflegt einen von der Seele zaubern und Woody Allen steuert ein paar nette Ideen und Texte bei, aber das war’s dann auch schon – bei zwei Stunden, gefühlten acht, vielleicht ein wenig wenig. Mit dem Buch dürfte das außer ein paar Namen und einer Szene im Casino wohl nicht viel gemein haben.

Kanonfutter

Kommen wir zu Ihrer Frage, warum ich diesen Film nicht zum Kanon zähle, „Sag niemals nie“ aber schon. Letzterer hat Connery und das macht eine Menge aus. Für mich ist er der Abschluss, der Film, in dem sich der alte, der Ur-Bond noch einmal auf eine letzte Mission für Volk, Vaterland und Frauen begibt. Bond beginnt mit Connery und Connery schließt das ganze ab – weshalb ich den Film beim chronologischen Schauen auch immer erst nach dem letzten Brosnan schaue. Der Kreis schließt sich mit ihm. Dieser Film dagegen hat außer ein paar Namen nichts mit Bond zu tun, also kann man ihn für die Reihe getrost ignorieren.

Und warum zählt der neue (dritte) „Casino Royale“ nicht zum Kanon? Nun, das müssen Sie die Produzenten selber fragen!

— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— ab hier folgt in den folgenden Besprechungen der Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

Casino Royale (1966)
Originaltitel: Casino Royale
Regie: John Huston, Ken Hughes, Val Guest,
Robert Parish, Joe McGrath
Musik: Burt Bacharach
James Bond: David Niven / Friedrich Schoenfelder
James Bond/Evelyn Tremble: Peter Sellers / Manfred Schott
Jimmy Bond/Dr. Noah: Woody Allen / Horst Sachtleben
Vesper Lynd: Ursula Andress / Eva Pflug
Die Geheimwaffe: Daliah Lavi / Rosemarie Kirstein
Miss Goodthighs: Jacqueline Bisset / Helga Trümper
Ransome: William Holden / Paul Klinger
Vertreter: Vladek Sheybal / Leo Bardischewski
Piper: Peter O’Toole / Reinhard Glemnitz
Legionär: Jean-Paul Belmondo / Klaus Kindler
Le Grand: Charles Boyer / Harald Wolff
Le Chiffre: Orson Welles / Otto Preuss
und
M: John Huston / Klaus W. Krause
Q: Geoffrey Bayldon / Thomas Reiner
Moneypenny: Barbara Bouchet / ???

Popkulturelle Differenzen
kehrt zurück
mit
Dr. Noooooooooo!

DoubleOhSexy02Unauffaellig

Das ist nicht mehr witzig… das ist traurig!

Wer erinnert sich noch… ach, wahrscheinlich niemand, weil es davon kein Remake gibt. Zum Glück! Und hoffentlich niemals geben wird. Weil das furchtbar werden würde. Aber wovon rede ich hier überhaupt? Von einer der besten Komödien aller Zeiten. Und wer hat die gemacht?

ZAZ

Oder, um genauer zu sein, Zucker-Abrahams-Zucker, als da wären Jim Abrahams (nicht zu verwechseln mit J.J. Abrams) sowie Jerry Zucker und David Zucker, ihres Zeichens Brüder. Ihr erster gemeinsamer Film dürfte wohl „Kentucky Fried Movie“ sein, der dicht gefolgt wurde von dem erwähnten Meisterwerk „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ (oder kurz: „Airplane“), der trotz eines eher missratenen deutschen Titels einfach eine nahezu perfekte Komödie ist. Ihren zweiten Geniestreich landeten sie dann mit „Die nackte Kanone“, ebenfalls eine Komödie, die mit klitzekleinen Abstrichen absolut perfekt ist. Aber warum ist das traurig? Nun, die Antwort ist einfach: Ihre jetzige Arbeit!

Monty Python

Ich frage mich, warum es bei vielen Komödianten der Fall zu sein scheint, dass sie zu Beginn ihrer Karriere großartige Dinge leisten und später nur noch den Gehaltscheck einzustreichen scheinen, ohne in der Qualität ihrer Arbeit auch nur entfernt das zu erreichen oder überhaupt das zu tun, was sie damals getan haben?

Nehmen wir die Monty Pythons; sie leistet bahnbrechendes, wegweisendes im Bereich der Komödie – und was machen sie heute? Die großen Vorreiter, die großen Idole? John Cleese leistet unbedeutende Gastauftritte in teuren aber mittelmäßigen Filmen (wenn er Glück hat) und muss das meiste von seiner wahrscheinlich guten Bezahlung dafür wohl an seine Exfrau abdrücken – aber ich denke, selbst wenn dieser Wermutstropfen nicht dabei wäre, würde er nichts anderes machen. Michael Palin dreht Reisemagazine oder wie immer man das nennen will, Terry Jones war wohl länger krank, hat aber neben der Regiearbeit für „Eric, der Wikinger“ wohl auch nicht so irrsinnig viel vorzuweisen, Terry Gilliam ist ein so eigenwilliger Regisseur, dass es an puren Zufall grenzt, wenn er mal einen Film macht, der dem Massengeschmack entspricht und damit finanziell erfolgreich ist, aber damit ist er wenigstens der einzige, der konsequent seine Arbeit aus der Monty Python Zeit fortsetzt. Gut, Eric Idle recycelt und verhunzt alles, was in den alten Tagen noch gut war und beschmutzt damit ein wenig das Erbe von Monty Python, anstatt ihm gerecht zu werden. Und Graham Chapman ist tot, also neben Gilliam vielleicht der konsequenteste der sechs.

Nicht ganz so schlimm verhält es sich bei „Fry & Laurie“, also Stephen Fry und Hugh Laurie. Auch sie waren zu Beginn ihrer Karriere großartige Komödianten, die ihre eigenen Sketch-Shows hatten. Beide sind noch aktiv, aber beide scheinen sich von selbst geschriebenen Material verabschiedet zu haben – was, wenn man ihr Material sieht, ein ungeheurer Verlust ist. Fry schreibt inzwischen Romane, hat eine eigene Quizshow in England, hat eine Serie über eine Amerikareise gemacht (ähnlich wie Palin) und absolviert Gastauftritte in teuren Filmen, z.B. „Sherlock Holmes – Spiel im Schatten“ (ähnlich wie Cleese). Laurie dagegen dürfte bestens – und weltweit – bekannt sein als Dr. House in der gleichnamigen Serie. Die Frage ist nur, warum sie sich nicht mehr eigene Filme und Serien auf den Leib schreiben?

Zucker bei die Fische

Bei den Zuckers nun ist es ein bisschen anders. Sie sind noch tätig, jedenfalls teilweise. Im Bereich der Komödie, jedenfalls teilweise. Oder… eigentlich eher nicht. Kommen wir also noch mal zurück auf ihr größtes Meisterwerk: „Airplane“. Eine, wie der Originaltitel deutlich macht, Parodie auf die „Airport“-Filme, die seinerzeit wohl recht erfolgreich waren, denn immerhin brachten sie es auf vier Teile. Und dann gab es, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, auch einen Film namens „Flug in Gefahr“, der die gleiche Handlung wie „Airplane“ hatte, nur eben ernst gemeint war.

Was man bei „Die unglaubliche Reise…“ also sehen kann, ist, dass seine Macher ein sehr genaues Auge auf die Filme dieses Genres hatten und die Klischees dieses Genres mit viel Witz parodierten. Sie hatten ein Auge fürs Detail und auch für das richtige Timing, denn, wie gesagt, bei „Airplane“ stimmt einfach fast alles. Alles ist auf den Punkt gebracht, es gibt keine Längen, nur wenig wirklich albernes. Selbst die deutsche Fassung bietet noch einen kleinen Höhepunkt, weil man auf die brillante Idee kam, die beiden Schwarzen bayrisch synchronisieren zu lassen. Sonst werden Dialekte in Synchronfassungen eher vermieden, aber hier wird einer perfekt eingesetzt und macht diese Stellen fast noch witziger als das Original. (Als einer der Schwarzen ist übrigens Norbert Gastell zu hören, der wohl bekannter sein dürfte als deutsche Stimme von Homer Simpson – da allerdings ohne Dialekt!) Wie gesagt, alles in allem eine nahezu perfekte Komödie.

„Und was jetzt?“

(um „Octalus“ zu zitieren)

Tja, was machen die Zuckers, diese Meister ihres Faches, jetzt? Nun, Filme, die bestimmt ein großes Publikum finden, die wahrscheinlich extrem erfolgreich sind – und in meinen Augen extrem schlecht. „Scary Movie“, Teil 3 und 4 (u.a. geschrieben von Jim Abrahams) gehen auf das Konto von David Zucker als Regisseur, bei Teil 5 zeichnet er mit anderen für das Dreh“buch“ verantwortlich. Einen größeren Absturz kann man eigentlich kaum hinlegen. Deutet das „Movie“ in einem Filmtitel heutzutage darauf hin, dass man sich den Film wahrscheinlich schenken kann, weil er eh beschissen ist, ist es wirklich traurig, dass es den einst genialen Filmemacher nicht nur in diese Reihe verschlagen hat, sondern dass er da auch Arbeiten abliefert, mit denen er sich nicht mal für seine damaligen Filme hätte zu bewerben brauchen. Denn diese „Movies“ – und das schließt seine Versionen davon leider nicht aus – bieten nicht mehr die feine, gut beobachtete Parodie, die man in „Airplane“ und „Die nackte Kanone“ finden kann, sondern lediglich Szenen aus zu „parodierenden“ Filmen, die nahezu 1:1 übernommen und nur durch einen Furzgag, Stolperer oder Kotzgag beendet werden – um es mal etwas zu polemisieren. Da ist wenig Parodie, da ist wenig Neues, eigentlich nichts Originelles und so gar nichts Witziges. Gut, das will man heute wohl auch nicht mehr und man braucht es auch nicht mehr, weil dieser Mist ja auch so erfolgreich ist, aber erfolgreich ist definitiv nicht gleich gut – und von den Schöpfern von „Airplane“ hätte man dann doch ein wenig mehr erwartet. Schade drum!

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von Martin Cordemann