Der Prozess gegen Colin Baker… oder seinen Doktor? Nun, das Urteil scheint beide Möglichkeiten zuzulassen…
Die Geschichten
Die Box beinhaltet die 23. Staffel, bestehend aus drei 4-Teilern und einem 2-Teiler mit einer Laufzeit von je 25 Minuten pro Folge… oder aber aus einem 14-Teiler:
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Das Urteil – Der rätselhafte Planet (Teil 1-4) / The Trial of a Timelord [The Mysterious Planet] (Teil 1-4)
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Das Urteil – Mindwarp (Teil 5-8) / The Trial of a Timelord [Mindwarp] (Teil 5-8)
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Das Urteil – Vervoid Terror (Teil 9-12) / The Trial of a Timelord [Terror of the Vervoids] (Teil 9-12)
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Das Urteil – Der schlimmste Feind (Teil 13-14) / The Trial of a Timelord [The ultimate Foe] (Teil 13-14)
Wie immer gibt es dazu jede Menge Bonusmaterial und ein ausführliches Begleitheft.
Der Prozess gegen einen Timelord
Die Staffel bietet altes und neues. Zunächst einmal kehrt man zum Format der 25-Minüter zurück, was bis zum „Spielfilm“ und die Staffelübergabe an Paul McGann beibehalten werden wird. Auch sind die Episoden wieder Mehrteiler – doch es gibt eine Neuerung, die die Entwicklung des Fernsehens in die Neuzeit vorwegnimmt, um es mal in den besten Farben zu schildern. Denn, wie ich annehme, erstmals, haben wir hier eine Rahmenhandlung, die sich über die komplette Staffel erstreckt und einen Bogen vom Anfang bis zu ihrem Ende spannt. Das ist heute bei vielen Serien Standard, mal ausgiebiger (wie bei „24“), mal weniger (wie bei „Doctor Who“). Für die damalige Zeit war es doch aus heutiger Sicht fast schon bahnbrechend, war doch die einzige Serie im Science Fiction Genre, die etwas ähnliches machte, „V“ – und die kam erst kurze Zeit später. Insofern betritt „Doctor Who“ Neuland, auch, wenn man es ihm nicht so richtig gedankt hat.
Es gibt also als roten Faden einen Prozess, in dem dem Doktor Dinge zur Last gelegt werden, gegen die er sich verteidigen soll – und das Beweismaterial gegen ihn sind die Mehrteiler, die wir gemeinsam mit der Inquisitorin und den Geschworenen verfolgen. Die sind wieder ein wenig durchwachsen, haben aber den Vorteil, dass ein paar der Rätsel, auf die man zwischenzeitlich stößt, am Ende eine Auflösung erfahren. Die erste Episode spielt auf einem merkwürdigen Planeten, bei der das Bemerkenswerteste ist, dass eine interessante Figur eingeführt wird, die uns am Ende wiederbegegnen wird. Im zweiten Mehrteiler geht es dann u.a. um die Transplantation von a) Gehirn oder b) Geist in einen anderen Körper. Die dritte Geschichte ist eigentlich die interessanteste: Sie spielt auf einem Kreuzfahrtschiff und ein Mord geschieht. Zum Abschluss wird dann alles in einem Zweiteiler aufgerollt und man erfährt, was eigentlich dahinter gesteckt hat…
Zeitreisende und Mitreisende
Wer mit dem Doktor reist, muss damit rechnen, dass er irgendwann einen grausamen Tod stirbt, sein Gedächtnis verliert oder einfach auf der Erde zurückgelassen wird. Die eine Mitreisende geht, eine neue kommt – nur wird hier leider eine schöne Gelegenheit verpasst. Mel wird „eingeführt“ in einer Geschichte, die in der Zukunft spielt und in der sie quasi schon lange eingeführt ist (dass der Doktor den Mord dann nicht schneller aufklärt, obwohl er ihn in seiner eigenen Vergangenheit im Fernsehen gesehen hat und sich daran erinnern müsste, wird nicht weiter angesprochen). Wir sehen sie also in der Zukunft, wo sie und der Doktor sich schon gut zu kennen scheinen. Und genau hier ist es schade, dass so wenig Leute Ahnung von Zeitreisen haben, selbst wenn sie in einer solchen Serie darüber schreiben. Denn da Mel, wie ich annehme, vorher noch nie aufgetaucht ist, hätte sich eigentlich als Ende für die Episode aufgedrängt, dass der Doktor sie kennenlernt und wir rückwirkend ihr erstes Zusammentreffen erleben… aber wer denkt schon so weit?
Die schreiende Pussy
„Doctor Who“ kommt aus England, das ist, wie wir erfahren haben, eine Insel und deshalb ist das Reservoir an Schauspielern begrenzt. Und so gibt es Schauspieler, auf die man immer wieder treffen wird, sei es in den James Bond-Filmen, den Britcoms oder später bei „Game of Thrones“. Zu den bekannten Gästen in dieser Staffel zählt denn also auch ein altgedientes Bondgirl, Honor Blackman, der Welt wohl besser bekannt als „Pussy Galore“, die Gespielin mit dem einprägsamsten Namen… bei dem das Wortspiel auf deutsch leider völlig verloren geht. Ebenfalls mit dabei ist der Mann, der Schreien für Schauspielerei hält, Brian Blessed. Zu seinen lautstarken Auftritten zählen u.a. „Flash Gordon“, „Blackadder“ und „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“.
Bonus
Wie immer gibt es jede Menge Bonusmaterial, in dem man wieder viel über die Geschichte des Doktors als Fernsehserie erfährt, z.B. darüber, warum er für 18 Monate pausiert hat und welche Folgen das hatte. Wir erfahren auch viel über die Entstehung dieser Staffel und welche Probleme es dabei gab. Ebenfalls sehr schön sind einmal mehr die Audiokommentare, in denen die Beteiligten frei von der Leber weg erzählen. Für deutsche Wholigans bietet das Begleitheft noch ein kleines Schmankerl, denn dort gibt es ein Interview mit des Doktors (oder vielmehr „der Doktoren“) deutscher Stimme Michael Schwarzmaier (und der hat ja nicht nur Sylvester McCoy und Colin Baker die Stimme geliehen, sondern dank der „Die X Doktoren“-Specials rückwirkend auch gleich noch den restlichen fünf, die davor kamen). Alles in allem also rundum gelungenes Zusatzmaterial.
Who vadis?
Zum möglicherweise letzten Mal stellen wir hier die Frage nach „Doctor Whos“ weiterem Weg in Deutschland, denn anders als bei den anderen Boxen gibt es auf dem Beipackzettel diesmal keine Ankündigung für kommende Attraktionen. Es ist also gleichermaßen zu vermuten, dass man nicht für teuer Geld die restlichen fünf Doktoren synchronisieren lassen wird, ebenso wie man scheinbar nicht die Rechte an „Doctor Who: Der Film“ mit Paul McGann zu haben scheint, denn der dürfte der letzte deutsch bearbeitete Doktor sein, der noch zur Verfügung steht und würde die Lücke zwischen McCoy und Eccleston schließen – so dass man tatsächlich von Doktor 6 bis heute alles auf deutsch komplett vorliegen hätte. Bei Redaktionsschluss gab es noch keine Information von Pandastorm zu diesem Thema, sollte aber noch eine eintrudeln, werde ich sie nachreichen.
Fazit Who
Das Ende des Doktors, sowohl für Colin Baker als auch für die klassischen Doktoren in Deutschland, ist ein bisschen durchwachsen. Dass es einen übergreifenden Handlungsbogen gibt ist eine nette und zeitgemäße Neuerung, manche der Episoden sind aber nicht so gut, wie sie hätten sein können. Den timey-wimey wibbely-wobbeligen Abschluss gibt es ab 29. Juli 2016 auf DVD.