Heimkino: COLONY – Staffel 3

Das besetzte Los Angeles hinter sich gelassen, versucht die kleine Gruppe draußen in der Wildnis den organisierten Widerstand zu finden, ohne von den besser organisierten Besatzern gefunden und aufgerieben zu werden…

Das Warten hat ein bis zwei Enden

Zum einen, weil die Serie mit dieser Staffel zuende geht, zum anderen, weil wir wieder hier und da Häppchen über die freundlichen Besucher aus dem Weltall erhalten. Das ist in einem solchen Fall immer spannend und hilfreich, da sich einem nun langsam erschließen könnte, wer sie sind und was sie da wollen. Gut dabei ist, dass sich so manche Fragen, die man im Laufe der Zeit vielleicht hatte, tatsächlich beantworten lassen, so dass gewisse Situationen Sinn ergeben, nicht ganz so gut, dass man sich hier eigentlich mehr auf die Fremden selbst konzentrieren und das Gesamtbild zum Haupfbild hätte machen sollen.

Für und wider

Zunächst mal geht diese Staffel in eine bestimmte Richtung und dann

stoppt sie

und wir fangen quasi wieder neu an. Fast hat man das Gefühl, die Macher hätten sich darauf besonnen, dass das Konzept des Ganzen war, Widerständler in einer besetzten Stadt zu zeigen und dazu müsse man dann wieder zurückkehren, was anfangs ein bisschen verwirrend ist, da sich alle offenbar spontan wieder in das neue Leben eingefunden haben. Auf dem Weg dahin verhalten sich unsere Helden noch wie Arschlöcher, aber darauf wird dann im Folgenden leider nie wieder eingegangen. Doch dort gibt es wieder ein paar neue Infos zu den Besatzern, der Vorgeschichte und den Gründen für die Gesamtsituation. Leider, und damit sind wir beim Wider, bleibt man teilweise zu sehr beim Kleinklein des eigenen Widerstandes, während man das größere, tödlichere Gesamtbild außer Acht lässt. Das ist schade, da hätte die Serie andere Wege gehen können, denn wenn die Bedrohung durch eine größere Bedrohung übertrumpft wird, sollte man sich eigentlich damit auseinandersetzen. Vielleicht will uns die Serie durch die Mutter erklären, warum man das nicht tut, weil sie anstrebt, erstmal die familiäre Situation zu klären, bevor man sich der Weltrettung hingibt, aber das ist kolossaler Blödsinn, denn wenn die Welt erstmal hin ist, bleibt da keine Familie mehr, mit der man im Einklang leben kann.

Gute Figur

Die interessanteste Figur ist hier nicht der stoische Familienvorstand, sondern der durchtriebene Dreifachspion, der zwar mit jeder Faser seines Körpers lügt, dabei aber trotzdem derjenige ist, der meist richtig liegt und sogar die richtigen Informationen gibt. So sind denn dann fast alle Auftritte von Peter Jacobson ein kleines Vergnügen und man würde sich wünschen, dass es auf der Zielgeraden der Serie eher darum gegangen wäre, wie er mit den Feinden der Menschheit verhandelt und dabei alle gegeneinander ausspielt… doch leider endet die Serie nicht mit einem vernünftigen Ende, sondern lässt einen ein wenig in der Luft hängen, was durchaus ein wenig unbefriedigend ist.

Mit

Josh Holloway (Sven Gerhardt), Sarah Wayne Callies (Antje von der Ahe), Peter Jacobson (Jaron Löwenberg), Tory Kittles (Dennis Schmidt-Foß), Brian Markinson (Dennis Sandmann),

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit

Durchaus spannend, mit einigen Antworten, was die Staffel interessant und sehenswert macht, versagt dann aber leider als Serienfinale, weil das Ende zu offen und unfokussiert ist, wo man weit mehr hätte herauskitzeln können. Ab 20. November 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: BLIZZARD OF SOULS – Zwischen den Fronten

1915. Der Große Krieg (später umbenannt in Erster Weltkrieg) kommt nach Lettland – und damit einhergehend Schmerz und Tod…

Antikriegsfilme

Früher wies man immer gerne darauf hin, dass ein Film, in dem man sich mit Kriegsgeschehen auseinandersetzte, ein sogenannter Antikriegsfilm war, vielleicht auch, um ein bisschen all das zu rechtfertigen, was man da so zeigte. In letzter Zeit scheint dieser Begriff in Vergessenheit geraten zu sein, und so bekommen wir nur noch Kriegsfilme an sich präsentiert. Die sind zwar nicht pro Krieg, aber sie wollen uns auch nicht mehr so explizit verdeutlichen, dass all dieses Morden vielleicht doch keine so nette Angelegenheit ist.

Ein Weltkrieg ist kein Ponyhof

So dürfen wir auch hier erleben, dass auch der erste Versuch eines Weltkriegs durchaus seine unangenehmen Seiten hatte, schmutzig, brutal, umschön und zum Abgewöhnen. All das basiert auf den Erfahrungen eines lettischen Schriftstellers, der uns die Ereignisse aus der Perspektive eines 16jährigen zeigt.

Bonus

Ein paar interessante Blicke hinter die Kulissen.

OT: Dveselu putenis

Oto Brantevics, Raimonds Celms, Martins Vilsons, Jekabs Reinis, Gatis Gaga

Regie: Dzintars Dreibergs

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazzit of Souls

Krieg, einmal mehr von seinen unangenehmen Seiten gezeigt. Ab 27. November 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: EIN GUTER MENSCH – Staffel 1

Ehemaliger Justizbeamter erfährt, dass er Alzheimer hat. Das bedeutet, dass er bald wahrscheinlich alles vergessen wird. Ein Verbrechen, so schließt er, an das er sich nicht erinnern kann, wird ihn also auch nicht belasten. So beginnt er, sich ein paar alte Fälle vorzunehmen…

Mörderisch guter Krimi aus der Türkei

Ein Krimi funktioniert meist dann am besten, wenn er eine gute Auflösung hat. Hier dreht sich die weniger darum, wer der Mörder ist, sondern warum. Und das bekommen wir auf der Zielgeraden äußerst befriedigend serviert. Bis dahin werden noch eine Polizistin, ihre Kollegen und eigentlich eine komplette Dorfgemeinschaft in die Handlung integriert, warum genau Kollege Killer aber sein Handwerk ausübt, das bleibt noch ein wenig vage und wir erfahren durch die Ermittlungen nur nach und nach mehr, tauchen tiefer ein in Geschehen und Vergangenheit – und erleben das Aufflammen eines kleinen Kultes. Denn dies ist der erste Serienkiller der Türkei und sowas muss ja auch angemessen gewürdigt werden. So ist diese Serie, die eigentlich ein seeeehr langer Film von 12 Episoden und eher 13 Stunden ist, keineswegs arm an Ideen oder Wendungen, so dass man immer mit Aufmerksamkeit bei der Sache ist. Am Ende wird es allerdings ein bisschen die unangenehme Art von schmutzig, diejenige welche, die keinen Spaß macht, aber dafür als Motivation durchaus die nötige Stärke hat, um glaubwürdig zu sein – und den Zuschauer auf die Seite des Killers zu bringen.

Hochwertig

In letzter Zeit kann man immer wieder, mit ein wenig Begeisterung, sehen, dass auch europäische Serien ein hohes Niveau erreichen können, sowohl von der Geschichte als auch von der Umsetzung her. Hier haben wir wieder so ein Beispiel, das mit amerikanischen Konkurrenzprodukten durchaus mithalten kann – und das macht eine Menge Freude!

OT: Sahsiyet / Persona

Haluk Bilginer (Hanns Jörg Krumpholz), Cansu Dere (Nurcan Özdemir), Metin Akdülger (Julian Tennstedt), Şebnem Bozoklu (Nora Kunzendorf), Hüseyin Avni Danyal (Jens-Uwe Bogadtke), Necip Memili (Roman Kretschmer), Şenay Gürler (Judith Steinhäuser)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Ein gutes Fazit

Hochwertig, spannend, wendungsreich, gut. Auch wenn es am Schluss vielleicht ein wenig weh tut, so sind Aufllösung und Ende doch durchaus befriedigend. Ab 3. Dezember 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: UNHINGED – AUSSER KONTROLLE

© 2020 LEONINE

Gestresste Mutter schneidet im Berufsverkehr Vollpsycho, der es sich umgehend zum Ziel setzt, ihr das Leben zu erschweren oder wahlweise auch zu beenden…

Psychothriller auf der Überholspur zum Horror

Denn auf der Psychoebene fängt es an, erinnert auch ein wenig an Steven Spielbergs „Duell“, doch irgendwann überschreitet der Film genauso die Grenze wie seine männliche Hauptfigur, denn die entwickelt den gleichen Ehrgeiz, den Anhalter Rutger Hauer in „Hitcher, der Highwaykiller“ entwickelt hat, was bedeutet, dass es kein Halten mehr gibt… das passendste Bild für etwas, bei dem exzessive Arbeit mit Autos eine große Rolle spielt, von der Verfolgung bis zum Überfahren.

Gewalt gegen Frauen und Kinder

Der Film ist von Anfang bis zum Ende spannend und hält den Zuschauer bei hohen Umdrehungen, aber er ist auch keine reine Freude, die man als Actionspektakel genießen kann. Zwar verweist er Autoverwertungsfilme wie die „Fast and Furious“-Reihe mit seinen Autoszenen in deren Schranken und entlarvt sie als bunt blinkend Maulhelden, denn hier ist die Autoaction hart, brutal und fühlt sich schmerzhaft echt an, aber er macht halt auch keinen Halt davor, Grenzen zu überschreiten und unfein, unschön und unangenehm zu werden. Sollte eigentlich ab 18 sein, wenn man da mal ehrlich ist, da einige der Brutaloszenen ziemlich brutal sind. Also kein Actionspaß für die ganze Familie, sondern etwas, bei dem die ganze Familie Gefahr läuft, oder vielmehr fährt, von einem Psychokiller auf fieseste Weise abgemurkst zu werden, womit wir dann wieder ein wenig in den Gegenverkehr des Horros hineinbrettern, und das mit Vollgas.

Bonus

Eine Featurette und ein Audiokommentar, die einen ein bisschen hinter die Kulissen schauen lassen.

Mit

Russell Crowe (Martin Umbach), Caren Pistorius (Vanessa Eckart), Gabriel Bateman (Dominic Pühringer), Jimmi Simpson (Patrick Schröder)

Regie: Derrick Borte

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fafafafazittttttt

Der erste Film, der nach dem ersten Lockdown ins Kino kam. Spannend, unterhaltsam, mit einem Russel Crowe, der aussieht, als wäre er John Goodmans Walter Sobchak aus „The Big Lebowski“, der sich aber eher verhält wie ein Psychokiller, der mit Vollgas in eine Spielstraße reindüsen würde. Insofern keine leichte Kost – und vielleicht nichts für Leute, die sich beim Autofahren schnell aufregen… oder gerade für die? Ab 27. November 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: LEGACY OF LIES

© 2020 LEONINE

Ehemaliger MI6-Mann lässt sich durch die Entführung seiner Tochter dazu überreden, eine Journalistin samt brisanter Unterlagen aufzustöbern…

Viel Laufe-, Schieße- und Schlägerei

Es ist ein B-Actionfilm, bei dem Freunde von übersichtlicher Handlung und jeder Menge Haudraufaktionen sicher auf ihre Kosten kommen werden. Die Action ist durchaus kompetent in Szene gesetzt, durch die Verlagerung der Geschichte nach Osteuropa lässt sich dann aber auch trefflich erklären, warum alles aussieht wie in Osteuropa und da wirkt selbst die beste Action dann schnell eine Spur günstiger als im teuren Hollywood. Vielleicht wird dieser Eindruck aber auch durch einen kompletten Mangel an bekannten Gesichtern unterstützt, auch wenn Hauptdarsteller Scott Adkins so aussieht, als hätten Ben Affleck und Matthew Fox von „Lost“ ein gemeinsames Kind gehabt.

Hand- und Fußlung?

Ein wenig hat man den Verdacht, dass sich hinter all der Action und den unbekannten Darstellern durchaus eine brauchbare Handlung verbergen könnte, die so aber nicht in der ihr angemessenen Würdigung aus ihrem Versteck herausgekitzelt werden konnte. Da gibt es durchaus Hinweise auf Elemente, die hier und da auftauchen, aber leider werden die nicht in einer wirklich befriedigenden Art ausgespielt. Schade, da da bei all dem irgendwie mehr dringewesen wäre.

Bonus

Ein Blick hinter die Kulisssen und vor allem die Action.

Mit

Scott Adkins (Stefan Günther), Yuliia Sobol (Lea Kelbhenn), Honor Kneafsey (Paulina Rümmelein), Tetiana Nosenko (Sophie Rogall), Martin McDougall (Martin Halm), Leon Sua (Alexander Brem), Tom Ashley (Benedikt Gutjan)

Regie: Adrian Bol

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit

B-Film mit solider Action, handwerklich brauchbar, aber mit viel Luft nach oben. Ab 27. November 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: EDISON – EIN LEBEN VOLLER LICHT

© 2020 LEONINE

Leben und Werk des Erfinders Thomas Alva Edison…

Filmbiographie

Obwohl… nicht ganz. Es zeigt weniger das Leben als vielmehr den Kampf, den Edison mit zwei seiner Zeitgenossen führte. Ich muss gestehen, dass mir der Name Tessler zum ersten Mal begegnete, als ich Christopher Nolans „Prestige“ sah, und seitdem, so hatte ich das Gefühl, tauchte er immer wieder auf. Bei Nolan schien es dann auch so, als wäre er der Anti-Edison – und als wäre dieser nicht gerade, Vorsicht, Wortspiel, eine Lichtgestalt, sondern eher das Gegenteil. Zu Beginn dieses Films kam es mir deshalb ein wenig schade vor, dass man Edison in einem so guten Licht zeigte… doch schon bald folgte der Schatten und begann Figur wie Mensch ein wenig zu entzaubern. Insofern ist der Film ausgesprochen faszinierend und interessant, auch wenn dies wieder einer dieser Stoffe ist, bei denen ich eine gute Doku einer fiktionalisierten Version vorgezogen hätte.

Dr. Strange und Spider-Man kämpfen gegen General Zod und Beast

Um die Besetzung mal in Comicstandards umzurechnen. Wobei Tom Holland hier fast ein bisschen zu wenig genutzt erscheint. Nicolas Hoult darf wenigstens als Tessler etwas neben der Spur laufen, dafür aber ist es fast schon ein kleiner Besetzungscoup, dass Michael Shannon, der sonst eher gerne für Bösmänner und Finsterlinge engagiert wird, hier eigentlich der aufrechte Mann mit dem guten Herzen ist, der sich den Lügen eines irgendwie nicht ganz astreinen Menschen ausgesetzt sieht, denn Edisons Methoden sind mehr als zwielichtig. Der wiederum wird von Benedict Cumberbatch gespielt, der in Sachen historische Persönlichkeit nicht ganz unbeleckt ist, denn er spielte auch schon Alan Turing, Julian Assange, Stephen Hawking und Satan, also irgendwie eine Klischeebesetzung,

OT. The Current War (2017)

Benedict Cumberbatch (Sascha Rotermund), Michael Shannon (Matthias Klie), Nicholas Hoult (Ozan Ünal), Tom Holland (Tobias Diakow), Tuppence Middleton (Marieke Oeffinger), Katherine Waterston (Yvonne Greitzke), Matthew Macfadyen (Marcus Off)

Regie: Alfonso Gomez-Rejon

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazidson

Er gab uns das Licht, er erfand ein derzeit vom Aussterben bedrohtes Unterhaltungsgeschäft, aber so ein richtig guter Kerl scheint er nicht gewesen zu sein. Ein interessanter Film über einen Mann mit großen Ideen und fragwürdigen Methoden. Ab 27. November 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: „Criminal Minds – Die komplette fünfzehnte Staffel“

© 2020 ABC Studios amd CBS Studios, Inc.

Das große Finale

Das Verbrechen schläft nicht, und Serienkiller schon überhaupt nicht. Die Ermittler vom BAU des FBI aus DC sind wieder am Ball…

Das Schweigen der Psychos

Machen wir uns nichts vor, ein Vorreiter von Serien wie „Criminal Minds“ war Jonathan Demmes „Das Schweigen der Lämmer“, ein Meilenstein des Horrorfilms und in Sachen mordender Kannibalen schlicht unerreicht. Doch war nicht Schleckermaul Hannibal Lecter die offizielle Hauptfigur, sondern Agent Starling, die versuchte, hinter die Gedankengänge von Menschen zu kommen, deren Gehirne falsch verdrahtet sind, die also anders denken und darob handeln als sogenannte normale Menschen. Und genau darum geht es bei dieser Sondereinheit des FBI, die sich nicht um Außerirdische und Monster kümmert, in der man sich die Agentin aber gut vorstellen könnte (was sie aus rechtlichen Gründen aber nie tut… und in der Serie „Hannibal“ merkwürdigerweise auch nicht). Da das Serienmorden offenbar sehr erfolgreich war, wurde diese Serie nicht ermordet, jedenfalls nicht frühzeitig, und geht nun nach 15 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand – und sie tut das mit Würde, mit Würdigung dessen, was davor war und mit einem netten wenn auch traurigen Abschied am Ende, eben so, wie sich eine gute Serie verabschieden sollte.

Serienmorden ist kein Kindergeburtstag

Und so ist diese Serie auch nicht für Kinder geeignet. Sie ist ungemein spannend, sie ist aber auch hart, unfein und unschön. Man sieht genug von den Taten der Täter, um im Kopf erschreckende Bilder aufzubauen und das ist gleichermaßen dem Thema angemessen wie schmutzig. Wer schwache Nerven hat, sollte also vielleicht lieber abstinent bleiben. Hinzu kommt, dass die Serie quasi persönlich wird, da ab und an auch die Ermittler selbst angegangen werden. Da es also manchmal durchaus an die eigene Schmerzgrenze geht, erscheint es überraschend, wenn dann mal eine Folge eher an die Scherzgrenze geht und federleicht und witzig daherkommt. Eine interessante Abwechslung, bei der man sich allerdings fragt, ob sie denn wirklich zum Gesamtbild passt. Wie dem auch sei, die Episoden sind gut geschrieben, die Fälle gut konstruiert und das Team erfreulich kompetent, auch wenn man schon seit Beginn eine Deus Ex Machina hat, die am Computer innerhalb von Sekunden nahezu fast alle Probleme und Rätsel löst… aber es ist halt Fernsehen und nicht die Wirklichkeit.

Mit

Joe Mantegna (Jan Spitzer), Matthew Gray Gubler (Nico Mamone), Paget Brewster (Ulrike Stürzbecher), Kirsten Vangsness (Almut Zydra), A.J. Cook (Tanja Geke), Aisha Tyler (Arianne Borbach), Adam Rodriguez (Florian Halm), Daniel Henney (Florian Hoffmann); Jane Lynch (Marina Krogull), Michael Mosley (Matthias Deutelmoser), Aubrey Plaza (Ranja Bonalana) sowie C. Thomas Howell (Joachim Tennstedt), Thomas Gibson (Frank Röth), Mandy Patinkin (Erich Räuker)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazital Minds

Ein würdiger und angemessener Abschluss einer spannenden und guten Serie, bei dem man am Ende die Kollegen vom Anfang nicht vergisst. Ab 26. November 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Das Boot – Staffel 2

© 2020 LEONINE

1 U-Boot im 2. Weltkrieg…

Mit einem Klassiker legt man sich nicht an

Da den Leuten wirklich nichts mehr einzufallen scheint, werden uns in letzter Zeit immer mehr Remakes beschert, die auch vor Klassikern wie „Winnetou“, „Pan Tau“ und „Das Boot“ keinen Halt machen. Dennoch sollte es eigentlich Werke geben, bei denen es sich schlicht verbieten sollte, sie nochmal zu machen, da sie so gelungen sind, dass man an die Qualität des Orginals niemals heranreichen, dann aber zwangsläufig damit verglichen und noch zwangsläufiger den Kürzeren ziehen wird. Niemand, der bei Verstand – oder Anstand? – wäre, würde eine Neufassung von „Metropolis“ oder „Lawrence von Arabien“ machen… oder „Goldfinger“. (Da ich es nun ausgesprochen habe werden alle drei bestimmt in den nächsten Wochen angekündigt oder sind bereits bei Netflix+ verfügbar). „Das Boot“ war in Sachen deutsches Kino eines der wenigen guten Dinge, auf die man lange Zeit verweisen konnte, also nach „Metropolis“ und „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, ein guter Film mit einer guten Geschichte, der qualitativ hochwertig gemacht war und sogar irgendwie international zum besten Beispiel dafür wurde, wie ein guter U-Boot-Film auszusehen hatte. Doch warum in der Vergangenheit schwelgen, wenn man das Ganze schlicht nochmal aufwärmen kann?

Staffel 2

Ich gestehe, dass ich die erste Staffel nicht gesehen habe – also arbeiten wir mit dem, was uns Staffel 2 offeriert. Man benutzt im Vorspann Doldingers markantes Boot-Thema, es gibt auch ein U-Boot, jemanden, der wahrscheinlich an Martin Semmelrogge erinnern soll (und warum bitte besetzt man nicht August Diehl als 1WO, wenn man schonmal sowas macht?!)… aber vieles ist anders. Andere Figuren, Geheimdienst, Wiederstand, vieles, das sich auf dem Land in La Rochelle abspielt, selbst New York und Amerikaner tauchen auf. Wie es scheint, und das ist eigentlich die richtige Entscheidung, versucht man gar nicht erst, das Original zu kopieren, sondern halbwegs andere Wege zu tauchen. Da ist es dann eher schade, dass das Ganze, obwohl es laut Vorspann auf Lothar-Günther Buchheims Romanen „Das Boot“ und „Die Festung“ basiert, keinen eigenen Namen bekommen hat, sondern wohl von der Bekanntheit von „Das Boot“ profitieren soll. Wie gesagt, das hat den Nachteil, dass man beide Versionen zwangsweise miteinander vergleicht und wenn jetzt als Einwand kommen sollte „aber wir haben doch etwas völlig anderes gemacht“ würde meiner lauten: „Dann nennt es auch so!“

Bootsunglück?

Großartig wäre es natürlich – und vielleicht macht das ja Staffel 1 – wenn diese Serie „im Universum“ der alten Serie spielen würde, aber andere Geschichten etc. erzählt, wenn man ganz klar sagen würde: Das Boot mit Herrn Kaleu, dem 1WO, dem LI, Johann dem Gespenst und allen existiert und passiert gerade anderswo, aber hier geht es um andere Figuren. Beim heutigen Mangel an Sorgfalt und Originalität dürfte aber nicht damit zu rechnen sein. (Okay, Wikipedia sagt, dass die Serie ein Jahr nach den Ereignissen der anderen Serie spielt, hoffen wir also, dass das in Staffel 1 auch verständlich thematisiert wird.) Versucht man sich also in seinem Sehen und Denken vom Original zu lösen, ist das alles durchaus adäquat gemacht. Die Ausstattung ist nicht verkehrt, manche der Schauspieler passen, Vicky Krieps und Selbstsynchronisation sind aber immernoch zwei Dinge, die nicht miteinander harmonieren wollen. Allerdings sieht das alles irgendwie meist ein wenig zu sauber aus, zu sehr Digitalkamera als der leicht dreckige Look des Originals.

Mit

Tom Wlaschiha, Rochelle Neil (Mia Diekow), Clemens Schick, Rick Okon, Stefan Konarske, Leonard Scheicher, Franz Dinda, Thierry Frémont (Tobias Lelle), Fleur Geffrier (Alice Bauer), Vicky Krieps, Vincent Kartheiser (Paul Sedlmeir), Thomas Kretschmann, Rainer Bock, Robert Stadlober, Michael McElhatton (Matthias Klie)

Regie: Matthias Glasner, Rick Ostermann

Das Bootzit

Es bleibt schwierig, da man schlicht nicht den gleichen Titel wie „Das Buht“ (amerikanische Aussprache) hätte nehmen und damit direkt einen gewissen Richtungswechsel klarmachen sollen. Es wirkt auch ein bisschen zu sauber und aufgeräumt, was auch dem Digitalzeitalter geschuldet ist. Davon ab… bekommen wir etwas, das an den Plot von einem anderen U-Boot-Film erinnert: „Jagd auf Roter Oktober“… mit Elementen aus einer Folge „Raumschiff Enterprise“, die man eh immer als eine Art U-Boot-Krieg im Weltraum bezeichnet hat. Insofern gib es neben all dem Nazi- und Geheimdienstgeschehen einen konkreten Auftrag für „das Boot“, „das Boot“ zu jagen und zu versenken. Das ist durchaus interessant, auch wenn das titulare Gefährt, anders als im Original, nicht komplett im Mittelpunkt steht, sondern im wahrsten Sinne des Wortes nur einer von mehreren Kriegsschauplätzen ist… was sich dann doch irgendwann ein wenig als Schwachpunkt herauskristallisiert, da die spannenden Szenen eigentlich die des U-Boot-Kriegs sind, also quasi das, wofür wir wegen des Titels gekommen sind, von denen dann aber immer erstmal weggeschnitten wird, bevor es dann irgendwann wieder gut wird. Auf jeden Fall ist die Serie kein so kompletter Schiffbruch wie die Neuauflage von „Der Name der Rose“. Ab 27. November 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Tremors: Shrieker Island

Die Raketenwürmer sind zurück – und diesmal findet man sie auf einer Insel im Paradies…

Glückwunsch zum 30. Geburtstag, ihr Würmer!

Ja, so lange gibt es sie schon. Im Jahre des Herrn 1990 entdeckte eine kleine Gruppe Menschen in irgendeiner verlassenen Gegend von Amerika, dass es dort unter der Erde Lebewesen gab, die so wirkten, als hätte man die riesigen Sandwürmer aus Frank Herberts „Der Wüstenplanet“ dorthin verfrachtet, lange Viecher, die auf das Getrippel und Getrappel von Füßen auf dem Boden reagierten und dann gerne mal an die Oberfläche kamen, um ein paar Menschen zu futtern. Kevin Bacon war damals mit dabei, ebenso wie Fred Ward und ein gewisser Michael Gross, der gerade in irgendeiner Familienserie mitgespielt hatte und nun extrem gegen den Strich einen Waffennarren verkörperte – und der das verbindende Element, der rote Faden, die Konstante der Reihe werden sollte, denn er ist, wie hier, eigentlich immer dabei, wenn es darum geht, den fiesen Viechern den Garaus zu machen.

Augenschmaus

Es gibt krasse Unterschiede zwischen dem ersten Teil und diesem hier, der der siebte sein müsste, acht, wenn man die Serie mitzählt? So in etwa. Ersterer zeichnet sich durch eine gewisse Einfachheit aus, da ist Wüste, aber viel mehr auch nicht. Die Geschichte ist übersichtlich und die Art, wie man am Ende mit den Dingern umgeht, logisch und originell. Beim neuen Teil wird manches ein wenig unübersichtlicher, weil mehr abgearbeitet werden muss. Zudem finden sich Elemente aus anderen Filmen und Reihen wieder, z.B. „Predator“, aber auch dem zweiten „JurassicPark“, wie das Element der Jagd. Zum Glück ist dieser hier ein wenig spritziger und unterhaltsamer als die öde Dinosaurierreihe. Und im extremen Kontrast zur Einöde der Wüste vom ursprünglichen „Land der Raketenwürmer“ spielt sich diesmal alles in einer paradiesischen Kulisse voller Strände und wundervoller Inseln ab, es wird also jede Menge fürs Auge geboten. Nur die Effekte sind, der Zeit entsprechend, alle mit dem Computer erstellt, was man ihnen leider auch anmerkt, so dass man sich ein wenig die Einfachheit der handgemachten Wurmfortsätze von früher wünscht. Wie üblich wenn er dabei ist haben es selbst die mordlüsterndsten Ungeheuer schwer, mit dem Charisma und der Ausstrahlung von Richard Brake mitzuhalten und all das darf er hier einmal mehr zum Vorteil und Genuss des Zuschauers einsetzen.

Bonus

Kleine Filme, die die Highlights der Serie und vor allem Burt Gummer und dessen Darsteller Michael Gross in den Vordergrumd rücken.

Mit

Michael Gross (Willi Röbke), Jon Heder (Oliver Scheffel), Jackie Cruz (Claudia Lössl), Richard Brake (Mike Carl)

Regie: Don Michael Paul

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Im Land der Fazitwürmer

Der erste war ein kleiner Monsterfilm mit genug Humor, um einen über die Runden zu bringen. Dieser hier bleibt dem meisten davon treu, nur, dass die Umgebung inzwischen beeindruckender ist als die Monstereffekte, was dem Vergnügen aber trotzdem keinen Abbruch tun sollte. Ab 26. November 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: STILLE NACHT – Ein Lied für die Welt

Das bekannteste Weihnachtslied der Welt…

Doku

Man erfährt etwas über die Entstehung des Liedes im Jahre 1818, aber auch, wie erfolgreich, wie bekannt, wie beliebt es seitdem geworden ist. Übersetzt in 300 Sprachen, das kann man nicht von jedem Song behaupten. Mit schönen Eindrücken von schneebedeckten Landschaften, aber auch weihnachtlichen Ansichten von Städten wie New York und Paris, ist das Ganze visuell angemessen und nett untermalt, während man das Lied selbst in den verschiedensten Versionen präsentiert bekommt.

Abzüge in der B-Note

Es gibt viele Prominente und Musiker, die zu Wort kommen… möglicherweise. Denn man verzichtet darauf, dem Zuschauer textlich mitzuteilen, wer denn da gerade spricht. Wenn man ihn oder sie kennt, gut, wenn nicht, dann verliert das Ganze ein wenig an Gewicht. Hinzu kommt am Anfang eine Spielszene mit Bing Crosby, wobei ihm der gewählte Schauspieler kein bisschen ähnlich sieht und die Synchro eher dürftig als „unsichtbar“ ist, wie es eine gute deutsche Fassung sein sollte. All das ist sehr schade, da der Film eine interessante Geschichte zu erzählen und ein großartiges musikalische Werk zu würdigen hat, was dadurch aber ein wenig schwächelt.

Mit

John Rhys-Davies (Jürgen Kluckert)

Erzähler: Peter Simonischek

Regie: Hannes M. Schalle

Stilles Faz

Ein Lied, das es schaffte, im Ersten Weltkrieg die Soldaten von ihrer Arbeit abzuhalten, das ist schon etwas Besonderes. Hier kann man seine Geschichte erfahren, interessant, aber mit Schwächen bei der Umsetzung. Ab 23. November 2020 auf DVD.