Hörspiele: Mark Brandis, Raumkadett – Zwischen den Fronten

Mark Brandis macht sich auf die Suche nach einem Ausbilder, der in feindliches Gebiet aufgebrochen ist…

The War must go on

Leider nicht ganz so gelungen wie die beiden Vorläufer, da die Geschichte Dichte und über weite Strecken auch Titelfigur Mark Brandis vermissen lässt. Zwar passiert etwas, das sich als kriegsentscheidend herausstellen könnte, aber das eröffnet eher eine neue Geschichte, als eine alte zu beenden und damit ist diese Episode nicht ganz so alleinstehend und für sich selbst genießbar wie die anderen. Man muss also darauf warten, wie es weitergeht… aber da wir uns in der nächsten Folge mit dem älteren Mark Brandis beschäftigen, liegen all diese Ereignisse ohnehin in seiner Vergangenheit.

Mit

Daniel Claus, Sebastian Klickert, Wanja Gerick, Leon Boden, Sebastian Fitzner, Friedel Morgenstern, Fang Yu, Martin Wehrmann, Manja Doering, und Michael Lott

Mark Fazit III

Leider nicht ganz so gut wie die beiden davor, aber trotzdem solide SciFi-Unterhaltung. Jetzt auf CD.

Neu im Kino: Die Ökonomie der Liebe

Getrenntes Paar. Sie will, dass er geht. Er kommt, wann es ihm passt. Die Kinder freuen sich darüber. Doch die Trennung lässt sich nicht umgehen…

Die Ökonomie des Films

Und wieder einmal ist dies eine Gelegenheit für einen Schlenker gegen „Toni Erdmann“, den deutschen Sensationserfolg des Jahres, dem ich in meinem Jahresrückblick eine eigene Rubrik zu widmen gedenke, aber dazu zu gegebener Zeit mehr. Was heute niemand mehr so wirklich zu verstehen scheint, ist: Film ist Ökonomie. Oder sollte es zumindest sein. In einer Zeit, in der jeder Meter Film teuer war, hat man sich vielleicht auf das Wesentliche beschränkt, aber das digitale Zeitalter ermöglicht es uns, ausschweifend und maßlos zu werden, was Daten angeht – und die Lauflängen von Filmen. Damit geht die Ökonomie flöten, die darin besteht, dem Zuschauer das zu zeigen, was notwendig für das Erzählen der Geschichte ist – aber nicht noch zwei Stunden mehr, die auf dem Boden des Schneideraums weit besser aufgehoben wären. So krankt denn auch dieser Film daran, dass man das, was man schon in der ersten Szene verstanden hat, wieder und wieder vorgesetzt bekommt. Und das ist schlicht und ergreifend nicht nötig! Man führt Figuren und Situation ein, zeigt das Problem – und dann macht man weiter. Doch auch hier zieht und zieht es sich in redundanten Szenen, die die Geschichte nicht weiterbringen und mich fast dazu gebracht haben, aufzustehen und zu gehen, bis dann endlich beim abendlichen Freundesbesuch endlich mal ein bisschen passierte. Und so sollte es bei einem Film eigentlich nie sein!

Quälend!

Wir könnten uns jetzt damit herausreden, dass wir sagen: Der Film will uns spüren lassen, wie quälend es ist, dass der Mann nicht geht, sich nicht beteiligt, wir erleben das gleiche, fühlen das gleiche wie die Hauptperson, wieder und immer wieder. Und wie immer würde ich sagen: Bullshit! Denn auch wenn man diese Gefühle empfindet, so richtet man sie nicht unbedingt gegen ihren Mann, sondern eher gegen den Film – was zum erwähnten Gehenwollen führt. Auch kann man sagen, dass der Film eine recht getreue Abbildung der Wirklichkeit ist, von etwas, das man genau so erleben kann. Und auch da halte ich gegen: Genau das ist das Problem. Schon in der freien Kölner Literaturszene sind mir all diese Leute auf den Sack gegangen, die Geschichten geschrieben haben wie: „Ich kam an die Haltestelle, aber die Bahn war grad weg und die nächste hatte Verspätung. Dann war der Automat kaputt und es fing an zu regnen.“ Für so was brauch ich keine Literatur, wenn ich das erleben will, geh ich einfach raus zur Haltestelle und sehe, was passiert. Fiktionaler Film kann, und sollte, mehr sein als eine genaugetreue Abbildung der Wirklichkeit – jedenfalls, wenn er nicht will, dass ich vorzeitig gehe!

Die Ökonomie des Fazit

Von starken Schauspielern wie Bérénice Bejo (aus „OSS 117“ und „The Artist“) und Cédric Kahn sehr gut gespielt, aber zu dünn in der Geschichte und zu anstrengend und quälend in der Umsetzung. Wer auf den Stress steht, der kommt, wenn die Beziehung zuende ist oder sich schon mal drauf einstellen möchte, kann das ab 3. November 2016 im Kino machen.

Hörspiele: Mark Brandis, Raumkadett – Endstation Pallas

Kadett Mark Brandis wird mit einem Kollegen auf eine entlegene und geheime Raumstation versetzt, doch ganz unerwartet holt ihn dort seine Vergangenheit ein…

Die Geschichte geht weiter

Das neue Abenteuer setzt die Ereignisse aus der vorangegangenen Folge fort – und sogar ein paar, die davor stattgefunden haben. Ein altes Geheimnis, eine Geschichte, die offensichtlich weit früher (in einem der anderen Hörspiele) stattgefunden hat, wird wieder aufgegriffen und weitergeführt. Schön ist, dass alle Episoden offenbar selbst erklärend sind, d.h. für sich selbst stehen und gehört werden können, ohne dass man vorher alles andere gehört haben muss. Was benutzt wird und aus der Vergangenheit stammt, wird erklärt, so dass man nie das Gefühl hat, man würde gerade mit etwas überfordert, von dem man keine Ahnung hat… auch wenn die Sache mit der Stimme im Kopf diesmal etwas besser herausgearbeitet ist als in der Folge davor. Aber schön, dass das jetzt auch geklärt wäre.

Eine Art Kammerhörspiel

Endstation Pallas“ wäre als Theaterstück ein Kammerspiel, denn es spielt fast ausschließlich auf der entlegenen Station. Aber da viele Science Fiction Geschichten an Kammerspiele grenzen können, wenn sie auf Raumschiffen spielen, die man (aus Handlungs- oder Budgetgründen) nicht verlassen kann, passt das sehr gut zum Thema. Hinzu kommt, dass die Folge dadurch ein leichtes Gefühl des Eingeschlossenseins aufbaut. Sie ist ausgesprochen spannend und gibt uns einen tieferen Einblick in das Universum von Mark Brandis sowie seine persönliche Geschichte.

Mit

Daniel Claus, Sebastian Klickert, Leon Boden, Sebastian Fitzner, Marius Clarén, Katrin Decker, Reinhard Scheunemann und Michael Lott

Mark Fazit II

Spannende Episode, die auf die Handlung vom letzten Mal locker aufbaut und sie spannend, wenn auch „im kleinen Rahmen“ weiterführt. Ab jetzt auf CD.

Neu im Kino: Dieses Sommergefühl

Premiere: Das erste Mal, dass ich aus einem Film rausgegangen bin!

Aus diesem Grund ist selbstverständlich keine vollständige Rezension möglich. Es beginnt mit einer jungen Frau, die umkippt und dann wird viel durch die Gegend gelaufen, langsam, gestarrt, und… geredet, oder so?

Das Presseheft sagt uns: „Schnelligkeit ist dabei ganz fehl am Platz.“ Und: „Durch Regie und Schnitt entfaltet der Film dokumentarische Qualitäten.“ Übersetzen wir das mal ins Realistische: „Es passiert nix, und das ist noch nichtmal besonders ansprechend umgesetzt.“

Wobei ich nichts dagegen habe, wenn nichts passiert, aber dann muss man etwas bieten, das darüber hinwegsehen lässt. Und das tut dieser Film leider nicht. Man hat noch nichtmal das Gefühl, dass sich die Dialoge auf den Tod/Koma/Michinteressiertsinzwischennichtmehr der Freundin/Schwester/Frau/Hund/Katze/Maus beziehen, dass es darum geht, sich mit dieser Tragödie auseinanderzusetzen… oder sonst was. Wenn weder eine Handlung oder Entwicklung zu erkennen ist, eine Dramaturgie, schöne Bilder, harte Pornographie, dann muss ich ab irgendeinem Punkt eingestehen, dass mir meine Zeit zu schade ist, mich noch länger damit auseinanderzusetzen. Da kann ich mir auch

Farbe beim Trocknen – jetzt in 4K und 3D

ansehen. Denn, ganz ehrlich, wenn der Filmemacher keine Lust hat, eine Geschichte zu erzählen, dann hab auch ich keine, mir das anzusehen. Wem es anders geht, der kann das ab 3. November 2016 im Kino machen… oder einfach mal ins Wartezimmer einer Arztpraxis oder in der Bahn Menschen bei ihren Gesprächen zuhören, das dürfte einen ähnlichen Unterhaltungswert haben – oder sogar einen höheren!

Hörspiele: Mark Brandis, Raumkadett – Mondschatten

Die jungen Jahre des Raumfahrers Mark Brandis. Hier verschlägt es ihn zu einer Art Schulausflug auf den Mond, doch dann kippt die Situation plötzlich und es wird ernst…

Science Fiction

Gute Science Fiction ist rar gesät und so muss man als Freund der Materie nach Strohhalmen greifen, in der Hoffnung, hier und da eine angenehme Überraschung zu finden. „Mark Brandis“ ist so eine Überraschung, denn wir bekommen eine solide Geschichte, die in einem gut durchdachten Universum angesiedelt ist. Die Welt, in der er sich befindet, scheint also Hand und Fuß zu haben. Es gibt auch Gegner, aber die sind, hier zumindest, keine Außerirdischen. Wir erfahren etwas über die Erde in Brandis Zeit, ihre Gesellschaft und ein wenig über die Konflikte. Und so, wie es scheint, beginnt in dieser Geschichte etwas, das wahrscheinlich Auswirkungen auf dieses Universum hat und im folgenden Hörspiel fortgesetzt werden wird. Wir werden sehen… oder vielmehr hören!

Mit

Daniel Claus, Sebastian Klickert, Wanja Gerick, Leon Boden, Sebastian Fitzner, Sarah Alles, Hans-Eckart Eckhardt und Michael Lott

Mark Fazit

Eine Folge aus der Reihe „Mark Brandis, Raumkadett“, spannend, interessant, in seiner eigenen Welt – und hoffentlich mit einer Fortsetzung, die diesen Handlungsbogen sinnvoll weiterspinnen wird! Eine gute Alternative für alle, die Freude an Science Fiction haben und auf der Suche nach etwas neuem sind. Jetzt auf LP und Hörspielkassette… jetzt auf CD!

Neu im Kino: Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

Israel 1945. Ein Junge erzählt von seiner Mutter und den Geschichten, die sie ihm erzählt hat – und wir erleben, wie sich Israel entwickelt.

Hauptrolle, Buch & Regie: Natalie Portman

Nach dem Roman von Amos Oz. Da ist ein bisschen Phantasie drin, Geschichte und Geschichten… und eine Mutter, der es nicht so ganz gut geht. Zwischenzeitlich fragt sich der Zyniker in einem, ob Frau Portman sich diese Rolle auf den Leib geschrieben hat, damit sie schauspielern und sich damit für den Oscar bewerben kann? Wir werden sehen, ob das Geschäftsmodell fruchtet.

Es gibt ein paar interessante Dinge aus der Geschichte – u.a., dass man in der UN abgestimmt und beschlossen hat, zwei unabhängige Staaten zu schaffen, einen jüdischen und einen arabischen… wird mal langsam Zeit, dass das umgesetzt wird, oder?

Der Umgang mit Israel ist allerdings erfrischend distanziert, was sehr angenehm ist. Der Haken ist nur, dass manche Dinge irgendwie zu wenig klar herausgearbeitet scheinen, insbesondere das, was uns der Erzähler am Ende sagt, über das, was er werden oder sein wollte… Da fehlt ein wenig die Grundlage. Und wenn man den Abschluss des Films deuten mag, dann ist das nicht die schönste Schlussfolgerung aller Zeiten – aber schon Spock hat seinerzeit (in der Episode „Weltraumfieber“) gesagt, dass man oft feststellen muss, „dass der Besitz oftmals weniger glücklich macht als der Wunsch nach dem Besitz“… und auf genau so etwas läuft es auch hier hinaus.

Ein Fazit von Liebe und Finsternis

Nette Bilder, nette Geschichten, aber nicht ganz so stringent, wie man es sich wünschen würde. Ab 3. November 2016 im Kino.

Neu auf DVD: Miss Marple – Die komplette Serie

Zwischen 1930 und 1976 schrieb Agatha Christie 12 Romane, in denen Miss Marple, eine ältere Dame, Verbrechen aufklärte. Einen ersten großen Leinwanderfolg feierten die schwarz/weiß-Verfilmungen mit Margaret Rutherford in der Titelrolle, die vielleicht berühmteste Miss Marple von allen, unterlegt von einer unvergesslichen Musik. Später gab sich für „Mord im Spiegel“ Angela Landsbury die Ehre, was im Nachhinein vielleicht als ein Vorsprechen für ihre anschließende, langjährige Serie „Mord ist ihr Hobby“ / „Immer, wenn sie Krimis schrieb“ zu sehen sein könnte, eine Serie, in der sie eine ältere Dame spielt, die Verbrechen aufklärt. Zwischen 1984 und 1992 nun nahm sich die BBC der Kriminalschriftstellerin an, Agatha Christie, nicht der aus der Serie, und verfilmte alle 12 Romane, die nun in dieser Box erstmals komplett in deutscher Fassung vorliegen:

  1. Die Tote in der Bibliothek

  2. Die Schattenhand

  3. Ein Mord wird angekündigt

  4. Das Geheimnis der Goldmine

  5. Mord im Pfarrhaus

  6. Ruhe unsanft

  7. Das Schicksal in Person

  8. Bertrams Hotel

  9. 16 Uhr 50 ab Paddington

  10. Karibische Affäre

  11. Fata Morgana (erstmals in deutscher Fassung)

  12. Mord im Spiegel (erstmals in deutscher Fassung)

Die Serie

Während sich die frühen Filme wohl gewisse Freiheiten erlaubten, liegt mit dieser Reihe eine werkgetreue Umsetzung der Romane vor. Besonderes Augenmerk wurde dabei auch auf die Ausstattung gelegt. Dass sich die Miss Marple von Joan Hickson von der Rutherfords unterscheidet, muss man nicht extra herausstellen, da beide völlig unterschiedliche Typen sind – so, wie sich David Suchets Hercule Poirot von dem Peter Ustinovs unterscheidet. Schade, dass es nie zu einem Aufeinandertreffen der beiden Figuren Christies gekommen ist… sieht man mal von Neil Simons Parodie „Eine Leiche zum Dessert“ ab. Während man bei Rutherford das Gefühl hat, dass sie Filme und Handlung dominiert, scheint das hier ein bisschen anders zu sein, zumindest am Anfang. Die Polizei ermittelt ausgiebig und Miss Marple wird teils zur Randfigur, die zwar ihre eigenen kleinen Ermittlungen durchführt, dann aber erst am Ende so richtig auftrumpfen kann. Wer also erwartet, dass die schlaue Ermittlerin dominant im Mittelpunkt steht, könnte hier ein wenig enttäuscht werden.

Gästebuch

Zu den zahlreichen Gaststars, die im Laufe der 12 Filme auftauchen, zählen u.a. „Doctor Who“ und Blofeld.

Peter Davison ist in Deutschland eher bekannt durch „Der Doktor und das liebe Vieh“, in England dürfte das aber durch seinen Einsatz als der Doktor in der langjährigen Science Fiction-Serie „Doctor Who“ getoppt werden, die erst kürzlich ihren 50. Geburtstag feierte.

Donald Pleasence, der Ernst Stavro Blofeld, der in „Man lebt nur zweimal“ erstmals sein wahres (oder überhaupt sein) Gesicht zeigte und eine Karriere mit Höhen und Tiefen hatte („Flucht in Ketten“, „Halloween“, „Die Klapperschlange“, „Columbo: Wein ist dicker als Blut“, um nur ein paar der Höhen zu nennen), ist ebenfalls mit dabei.

Tom Wilkinson hat eine schöne Karriere als Charakterdarsteller, die u.a. Filme wie Roman Polanskis „Der Ghostwriter“ und Christopher Nolans „Batman Begins“ umfasst.

Paul Eddington ist in vielen britischen Serien zu sehen, seine eigene hatte er mit der leider inzwischen etwas vergessenen „Yes, Minister“, einer wunderbaren Politsatire. Barry Newman dürfte den älteren unter uns (was letzten Endes wahrscheinlich nur ich bin) aus der Fernserie „Petrocelli“ bekannt sein, Jean Simmons spielte in „Spartacus“ an der Seite von Kirk Douglas und George Baker hatte Gastrollen in mehreren Bond-Filmen („Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ als Sir Hilary Bray, in „Der Spion, der mich liebte“ als Admiral) – womit wir den Kreis zu Angela Landsburys „Mord im Spiegel“ schließen, in dem ein junger Pierce Brosnan einen seiner ersten Auftritte hatte.

Bonus

Ein umfangreiches Booklet, in dem man einiges über die Serie erfahren kann.

Miss Faziple

Erstmals komplett auf Deutsch – wer eine werkgetreuere Umsetzung der Bücher Agatha Christies bevorzugt als es die Rutherford-Filme bieten, der dürfte hier voll und ganz auf seine oder ihre Kosten kommen. Ab 28.10.2016 auf DVD.

Neu auf DVD: Robi Robi Robin Hood – die komplette TV-Kultserie

Robin Hood als Komödie fürs Fernsehen, u.a. geschaffen von Mel Brooks. Die Geschichten und Figuren kennt man (Bogenturnier, Sheriff von Nottingham, Marian), die Umsetzung ist etwas eigen.

Albern!

Damit könnte man es grob zusammenfassen, aber das deckt noch nicht alle Aspekte ab, denn glücklicherweise geht es etwas darüber hinaus. Manches ist schlicht albern, eigentlich immer, wenn jemand schielt, weil das einer der billigen Auswege ist, wenn etwas lustig sein soll, aber nicht ist (heutiges Äquivalent in der deutschen Comedy: mit sächsischem Akzent sprechen). Darüber hinaus aber nimmt sich die Serie selbst nicht so ganz ernst, denn sie ist kein Abbild der damaligen Zeit mit Humor, sondern nutzt moderne Elemente, die dort nichts zu suchen hätten, was von Anspielungen bis hin zu Technik wie Blaulicht etc. geht. Außerdem bricht sie immer wieder die Illusion (oder die vierte Wand, falls das wirklich die angemessene deutsche Übersetzung sein sollte), indem die Figuren teils direkt in die Kamera sprechen, Dinge kommentieren, Anspielungen auf die Gegenwart machen. Das sind die Elemente, die auch heute noch hervorragend funktionieren, die Parodien von Klischees, die Vermengung von altem und neuen (zum Beispiel die Jukebox). Hin und wieder gibt es dann auch kleine Glanzpunkte von Wortwitz, wie der Dialog über „Bruder Wer?“, eine Richtung, die man schon bei den Marx-Brothers und später auch in „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff“ in exzellenter Form vorfindet.

Dracula

Greifen wir uns von der Besetzung zwei Personen heraus. Ron Rifkin passt sich hier der Albernheit der Situation an, aber wenn wir seine spätere Arbeit sehen, finden wir einen hervorragenden Schauspieler, der besonders für die kleinen, fiesen Untertöne gut ist – womit er das Beste und eigentlich einzig gute an der Serie „Alias“ ist. Bernie Kopell dürfte den meisten (wenn überhaupt) eher als Stammbesetzung aus der Serie „Love Boat“ bekannt sein. Hier jetzt spielt er nicht nur Alan A-Dale, sondern in dieser Rolle auch in einer Episode eine Art Vampir – eine Rolle, die er später auch als Bela Lugosi-Parodie in einer Folge der großartigen Serie „Sledge Hammer“ noch mal spielen sollte.

Deutsch

Bei uns hat man die eingespielten Lacher entfernt, aber das Titellied eingedeutscht – zwei Dinge, die heutzutage so eher selten passieren würden. Ansonsten ist die deutsche Fassung ein Kind ihrer Zeit, in der Rainer Brandt kurz zuvor mit „Die 2“ einen Höhepunkt in der „Schnodder-Synchro“ geschaffen hatte, die fortan gern und nicht immer erfolgreich kopiert wurde. Gemeint ist, dass man sich nicht so dicht an das Original hielt und teils möglicherweise etwas völlig anderes gemacht hat. Das ist hier auch ein bisschen so und da ist es kaum verwunderlich, dass Thomas Danneberg (Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Dennis Quaid, John Cleese…), der damals Stammsprecher bei Brandt war, auch hier die Hauptrolle spricht. Passend für den Sheriff hört man Jürgen Thormann (Michael Caine, John Hurt, Ian McKellen), der seinerzeit gern auf derlei fiese Rollen besetzt wurde, heute aber neben Lothar Blumhagen (Roger Moore in „Die 2“) eher eine der letzten Inkarnationen des Briten ist (seinerzeit angeführt von dem leider verstorbenen Friedrich Schoonfelder [David Niven]). In einer Gastrolle hören wir für Dudley Moore den wunderbaren Arne Elsholtz, denn dies ist das Elsholtz-Jahr, das Jahr, in dem er leider von uns genommen wurde und so sollten wir jede Gelegenheit nutzen, auf diesen großen Verlust hinzuweisen und ein wenig um ihn zu trauern.

Mit

Richard Gautier (Thomas Danneberg), Dick Van Patten (Franz-Otto Krüger), Bernie Kopell (Wolfgang Völz), Richard Dimitri (Friedhelm Ptok), Henry Polic II (Jürgen Thormann), Misty Rowe (Marianne Lutz), David Sabin (Michael Chevalier), Ron Rifkin (Peter Matic), Dudley Moore (Arne Elsholtz)

Fa Fa Fazit

Komödie ist immer so eine Sache und wenn sie ein Kind ihrer Zeit ist, kann es sein, dass sie Jahre später nicht mehr so richtig funktioniert. Diese Serie schwankt zwischen zwei Welten, die Albernheit ist eher schwierig, aber das meiste was mit Kommentar, Meta-Ebene, Parodie (eine der Säulen, auf der Mel Brooks aufgebaut ist), der Brechung durch das Ansprechen des Zuschauers und ausgeklügeltem Wortwitz zu tun hat, funktioniert zeitlos gut. Ab 28.10.2016 auf DVD.

Neu auf DVD: Utopia – Staffel 1 & 2

Zwei Killer auf der Suche nach einem Comicmanuskript, eine Gruppe Comic– und Verschwörungsfreunde, die damit in Verbindung stehen und eine ominöse Frau, die damit definitiv in Verbindung steht. Was steckt in dem Manuskript? Was birgt es in sich? Was hat es mit der russischen Grippe auf sich? Und wo ist Jessica Hide??? Ein hoher Beamter geht der Sache nach – und irgendwann kreuzen sich alle Wege…

Spannend. Hart. Brutal. Genial.

Um es einmal in Schlagworten auszudrücken. „Utopia“ ist eine der besten, originellsten, aber auch abgedrehtesten und härtesten Serien der letzten Jahre. Sie ist blutig und man geht nicht nur über Leichen, man tanzt schon fast auf ihnen herum. Selbst vorm Kindermord wird nicht zurückgeschreckt – und das im doppelten Wortsinn. Es beginnt mit einem Mord und zwei schrägen Killern und danach hört es nicht auf, spannend, interessant, schräg, aber auch irgendwie tragisch und gemein zu sein. Während manche Serien oder Filme mehr Stil als Substanz haben, bietet „Utopia“ eine wunderbare Mischung von allen Elementen, die hier zu einem ausgesprochen befriedigenden Ergebnis zusammenkommen.

Es gibt eine gute Handlung, gute Figuren, die von guten Schauspielern gespielt werden, aber das, was besonders ins Auge und ins Ohr fällt, sind Bild und Ton. Gerade die ersten Einstellungen der Episoden sind fast wie gemalt, wunderbare bewegte Gemälde, die Farben und Form nutzen und voll und ganz im Breitwandformat aufgehen. In anderen Werken wäre dies das einzige, was sie zu bieten hätten, aber hier kommen, wie gesagt, noch andere Elemente hinzu. Unterlegt sind diese Bilder dann auch noch mit einer Musik, die genauso abgedreht und schräg ist, wie der Inhalt der Geschichte. Das sind kleine, fiese Kunstwerke, die man hier geboten bekommt – und so was im Fernsehen!

Genauso wunderbar wie böse!

Was uns zu den Figuren führt. Und da wird man schon in der Eröffnung mit zwei Killern verwöhnt, wie man sie so auch noch nicht gesehen hat. Der eine dicklich und schnaufend, der andere dünn und im Anzug – eine weitere wunderbare Einheit von Bild und Tod. Ton, Bild und Ton! Nur unterschätzen sollte man die beiden nicht, denn ihre Methoden sind mit unschön noch sehr euphorisch umschrieben. Sie sind Teil der einen Seite der Medaille, dann gibt es da noch die mysteriöse Frau, die alle suchen und die auch sehr eigenwillig ist – und, nicht zu vergessen, Mr. Rabbit. Der ist so eine Art Keyser Söze des „Utopia“-Universums. Neben der Suche nach dem Manuskript, der Frage, worum es dabei eigentlich geht – wie sich herausstellt ein Thema, dem sich auch Fitz „Noah“ und Browns „Inferno“ angenommen haben, wenn auch etwas weniger

knallböse und knallbunt

gilt es dann auch noch, den geheimen Kaninchenmann aufzuspüren, denn er steckt hinter all dem. Doch ob das gelingen kann…?

Staffel 2

Es beginnt mit einem Rückblick und dann wird relativ nahtlos an die erste Staffel angeschlossen: Wir erfahren, wie es mit den Figuren weitergeht – und Mord bleibt immer eine Option…

Rückblick

Die erste Folge erklärt in gewisser Weise die vorangegangene Staffel in Form eines Rückblicks, in dem wir erfahren, wer was wann gemacht hat und warum manche Personen so sind, wie sie sind. Mit dieser Vorgeschichte wird eigentlich alles erklärt, aber auch die Grundlage für den Handlungsbogen dieser Staffel gelegt, denn natürlich ist auch im Land von Virus und Grippe nicht alles eitel Sonnenschein.

Leider ist Staffel 2 nicht ganz so gut wie die erste – was bei deren Brillanz aber auch schwierig ist. Die Erklärung am Anfang ist schön und es gibt auch die eine oder andere Wendung und Brutalität, aber der Reiz des Neuen und Anderen ist ein wenig verflogen. Das macht aber nichts, da man ja hiermit beide Staffeln beieinander hat und somit die Geschichte von „Utopia“ komplett vom Anfang bis zum Ende sehen kann. Ob es noch eine weitere Staffel geben wird… inhaltliche Möglichkeiten wären da, aber in der heutigen Fernsehlandschaft weiß man ja nie. Betrachten wir die Serie also als abgeschlossen – und genießen sie so, wie sie ist.

Ausgespielt

Während die Hauptbesetzung eher dem britischen Publikum bekannt sein dürfte (obwohl wir eine Darstellerin aus der Paul Potts Filmbiographie „One Chance“, einen verfickt fluchenden Schotten aus „The Thick of it“ und einen der Selbstmordattentäter aus Christopher Morris „Four Lions“ dabei haben), trifft man in den Nebenrollen auf bekannte Gesichter. Da ist zum Beispiel Stephen Rea, der nach seinem Auftauchen in der „Zeit der Wölfe“, „Crying Game“ und „Interview mit einem Vampir“ irgendwie bis „V for Vendetta“ von der Leinwandfläche verschwunden zu sein schien, obwohl es so wirkte, als würde eine große Karriere ins Haus stehen. James Fox, Bruder von Edward Fox, ist auch mit dabei. Er war, wie der erwähnte Bruder, an der Seite von Sean Connery zu sehen, in „Das Russland-Haus“, und an der Seite von Harrison Ford in „Die Stunde der Patrioten“. Neben Hugh Grant spielte er in „Mickey Blue Eyes“, aber dass er „Charlie und die Schokoladenfabrik“ besuchte, wollen wir dann doch lieber verdrängen.

Auch Tim Innerny, eigentlich am besten bekannt als Percy und Cpt. Darling aus „Black Adder“ gibt sich in einem kurzen Gastspiel die Ehre. Die wunderbare Rose Leslie aus „Downton Abbey“, „Game of Thrones“ und jüngst der vierten Staffel von „Luther“ ist ebenfalls mit dabei… und sogar der Imperator selbst tritt auf den Plan, auch wenn man eine ganze Weile braucht, bis man Ian McDiarmid überhaupt erkennt.

Bonus

Making ofs und ein Audiokommentar zur ersten Folge, mit Serienschöpfer Dennis Kelly, Regisseur Marc Munden und Produzentin Rebekah Wray-Rogers, die einen schönen Einblick in Entstehung und Hintergedanken der Serie geben.

Faztopia

Anderser (ist ab jetzt ein Wort) kann man eigentlich gar nicht sein. Eine brillante Mischung aus Wort, Bild und Musik, hart und kompromisslos, gemein, brutal, genial. Die erste Staffel ist ein kleines Juwel, eine Serie, wie man sie so eigentlich nie vorher gesehen hat und in dieser Perfektion auch möglicherweise nie mehr erleben wird. Die zweite Staffel erreicht diesen Höhepunkt zwar nicht ganz, aber sie schließt die Serie doch angemessen ab. Eine Komplettbox, die man sich nicht entgehen lassen sollte – wenn man die Nerven dafür hat und den eigenwilligen Humor mag. Ab 28.10.2016 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Väter & Töchter – Ein ganzes Leben

Nach einem Unfall muss der Vater erstmal in die Therapie und kann sich nicht um seine Tochter kümmern. Als er wieder herauskommt, ist er nicht ganz geheilt, aber das ist nur eins der Probleme. In der späteren Zeitebene sehen wir, was aus der Tochter geworden ist und dass sie Probleme mit Beziehungen hat…

Und das…

wäre ein schöner Ansatzpunkt für einen spannenden, interessanten und herzergreifenden Film gewesen: Wir sehen, dass die Tochter ein wenig merkwürdig ist und dann finden wir durch die Rückblenden heraus, wie es dazu gekommen ist! Und es wäre möglicherweise nicht das gewesen, was wir vermuten. Hätte der Fokus darauf gelegen, wäre das sicher sehr spannend gewesen, doch der Fokus ist irgendwie weit aufgezogen und es hüpft eine Menge durchs Bild, was man nicht braucht und was von den wesentlichen Dingen ablenkt. Oder vielmehr:

Was fehlt, ist Leidenschaft!

Das ist zwar einerseits ein bisschen das Thema des Films, wenn wir die Unfähigkeit zur Liebe als solche ansehen wollen, aber das Problem ist, dass alles irgendwie sehr emotionslos wirkt, was bedeutet, dass man auch als Zuschauer keine Emotionen aufbauen und mit den Figuren keine Empathie empfinden kann. Russell Crowe ist zwar ein bisschen der besessene Schriftsteller, aber selbst das fühlt sich irgendwie kalt an. Was nötig gewesen wäre, wäre Leidenschaft zu präsentieren, seine für seine Arbeit und damit für seine Tochter, als starken Kontrast zu dem, was sie in ihrem Leben empfindet. Und dann hätte man erklären können, wie es dazu gekommen ist, dass sie so anders ist als er. Auf dem Reißbrett ist das zwar alles im Film, aber es ist eher so, als würde man sich den Bauplan zu einem Haus ansehen anstatt das Haus selbst. Geschichten wie diese müssen mit Leben und Emotion gefüllt werden, damit sie gefühlt werden können. Doch leider passiert das nicht, weil irgendwie alles nahezu sachlich und unterkühlt wirkt. Auch der Aspekt, dass Aaron Pauls Figur sich für Amanda Seyfried interessiert, weil er sie aus dem Buch kennt, das ihr Vater geschrieben hat, ist interessant, aber man macht leider nichts damit. Man hätte das Buch vorstellen, die Figuren darin zum Leben erwecken können, damit der Zuschauer das sieht, was er sieht und wie er sich die Frau vorgestellt hat, was ein schöner Kontrast zur Wirklichkeit und wiederum eine Möglichkeit zur Erklärung, warum sie jetzt anders ist, hätte werden können. Doch das bleibt leider komplett aus.

Mit

Russell Crowe (Martin Umbach), Amanda Seyfried (Magdalena Turba), Aaron Paul (Marcel Collé), Bruce Greenwood (Frank Röth), Diane Krüger (Stephanie Kellner), Jane Fonda (Judy Winter)

Fazit & Töchter

Eigentlich ein Stoff, aus dem man eine wunderbare Geschichte hätte machen können, ein Spiel mit der Erwartung, mit der Zeit, mit den Figuren – und eine Erklärung für das Verschwinden von Liebe und Leidenschaft. Doch leider ist der Film trotz guter schauspielerischer Leistungen aller Beteiligten so gefühlsarm und emotionslos geworden, dass er sein komplettes Potential verschenkt. Schade! Ab 27.10.2016 auf DVD und Blu-ray.