– aus unserer Reihe: „Filmverriss“
Der gemeine Außerirdische ist… naja, ein gemeiner Außerirdischer halt. Wobei mit „gemein“ „fies“ und „böse“ gemeint ist. Der kommt hierher, um uns die Jobs wegzunehmen… nee, um unsere Frauen flachzulegen… nee, um… ach, um alles kaputt zu machen, genau! Streng genommen ist das eigentlich sein einziges Anliegen, wenn man die diesbezüglichen Filme zu Rate zieht. Denn die Außerirdischen kommen hierher, um, wie Will Smith es in „Independence Day“ sehr treffend sagt, „hier herumzupöbeln“. Leider ist das das einzige treffende, was Will Smith in dem ganzen Film von sich gibt. Oder sonst jemand.
„Unabhängigkeitstag – der Film“
Es ist so schade, dass so wenig Filme von Roland Emmerich einen korrekt übersetzten Titel bekommen, denn dann würde der zu Unrecht erfolgende Erfolg an der Kinokasse wahrscheinlich ausbleiben. Werke wie „Unabhängigkeitstag“ oder „Übermorgen“ würden wohl direkt ihren Reiz verlieren – und nicht erst, wenn man sie sieht.
Aber kommen wir zurück zum „Independence Day“, ein wahrhaft symbolisches Datum (für den Amerikaner), um die Aliens in die Flucht zu schlagen. Hier muss man unterscheiden zwischen „bösen Aliens“ (Außerirdische) und „illegal Aliens“ (Mexikaner), wobei es dem Amerikaner bisher nur gelungen ist, sich eine der beiden Kategorien erfolgreich vom Hals zu halten.
Machen wir uns nichts vor, wenn die Außerirdischen aus den Tiefen des Weltraums hierher kommen, um uns eins aufs Dach zu geben, dann sollten sie einen von zwei Gründen haben:
a) sie finden die Menschheit blöd und wollen verhindern, dass die irgendwann ihren Planeten besucht, um sie zu vernichten (was passieren würde, wenn es die Menschheit irgendwann schaffen würde, ihren Planeten zu verlassen)
b) sie benötigen Wasser und Brot… nee, Sauerstoff, Wasser und Sauerstoff und die Temperaturen hier, also quasi die Lebensbedingungen auf der Erde, denn für alles andere wie Naturschätze und so bieten sich andere Himmelskörper garantiert mehr an
Was, Sie meinen, es gäbe noch
c) um die Menschheit als billige Arbeitskräfte zu versklaven?
Ganz ehrlich, wer so weit reisen kann, sollte genug Ahnung von Technik haben, um sich ganze Armeen von Robotersklaven zu bauen, also ich glaube, das können wir ausklammern.
Good Look… äh, Luck!
Man kann ja viel Schlechtes über die Filme von Roland Emmerich sagen – und wenn ich mich dazu aufraffen würde, würde ich das auch – aber die Effekte sehen meistens einfach ziemlich klasse aus. Die Bücher sind beschissen, die Handlung ist doof, aber die Effekte sind großartig. Ob nun die Welt untergeht („Independence Day“), die Welt untergeht („The Day After Tomorrow“) oder die Welt untergeht („2012“) – es sieht immer gut aus. Nicht so gut, dass man sich wünschen würde, dass bald die Welt untergeht, damit man das im Vergleich sehen könnte, aber schon recht gut. Wie gesagt, das Problem liegt in den Büchern…
Und nein, man kann sich mit einer Invasion durch Außerirdische intelligent auseinandersetzen. Kenneth C. Johnson hat das mit seiner Serie „V“ in den 80ern bewiesen. Das ist also kein Argument. Dass diese Serie bzw. deren Anfangssequenz durchaus als Blaupause für den Beginn dieses Films herhalten kann, sei einmal dahingestellt. Also was passiert…
Nur Schwachsinn! Vermengt mit zu vielen Figuren, die Tiefe vorgaukeln sollen, was aber nicht funktioniert. Der alkoholkranke Pilot und Vater von drei Kindern, der von Außerirdischen entführt wurde und es ihnen nun heimzahlen kann. Der Pilot und die Stripperin. Der Präsident und seine sterbende Frau. Der Mann. Die da. Und Animal Mother aus „Full Metal Jacket“. Das fand ich schön, dass man hier erfährt, was später aus dem Vietnam-Veteranen geworden ist und dass er jetzt in „Area 51“ arbeitet… nehm ich jedenfalls an, dass das dieselbe Figur ist. Und dann ist da noch Jeff Goldblum, der dem Film krampfhaft eine Aussage aufzwingen soll, indem er Recycling betreibt, aber nicht verhindert, dass jemand einer Atombombe über eine Stadt abwirft – GEEEnau!
Außerirdische Intelligenz…
…sucht man hier vergebens, denn wenn sich die Außerirdischen von den blöden, kriegsgeilen Amerikanern übertölpeln lassen, dann kann man sie wohl kaum als intelligent bezeichnen. Ihr ganzer Angriffsplan stinkt nach Idiotie. „Sie benutzen die Satelliten der Erde, um ihren Angriff zu koordinieren.“ Völlig idiotisch. Hinkommen, alles zerbomben und gut. Da ist es doch scheißegal, ob man das gleichzeitig macht oder nicht, wenn man eine überlegene Waffentechnik hat, kann es einem völlig egal sein. Und dann bombardieren sie unwichtige Wohnwagensiedlungen, lassen aber ganze Flugplätze mit Düsenjägern intakt? Was n das für’n Plan? Wie doof sind denn diese Außerirdischen? Ganz ehrlich, die verdienen es, zu verlieren!
Aber natürlich nicht ohne ein Maximum an Unglaubwürdigkeit. Das Raumschiff, das seit den 50ern in einer Garage des Militärs vor sich hingammelt, wird nun von einem inkompetenten Piloten geflogen, obwohl es sonst nie einer in Bewegung bekommen hat. Unter der Tragfläche eine gigantische Bombe, die die Außerirdischen natürlich nicht bemerken, als man damit bei ihnen ins Mutterschiff hinein fliegt. Und die überaus glückliche Annahme, dass alle Tochterschiffe an der gleichen Strom/Energie/Virusquelle hängen und man mit einem Virus direkt die Schutzschilde der ganzen Flotte lahm legt, hey, das hätte auch derbe daneben gehen können. Und sollen, wenn die Außerirdischen nicht solche Deppen wären!
Pat Riotitmus
Mit das Schlimmste an diesem Film ist aber der zum Kotzen ausgebreitete Patriotismus. Und das von einem deutschen Regisseur, was das ganze noch peinlicher macht. Aber dass am Ende das gute Militär siegt, das baut auf. Hurra! Und dann noch die Brechreiz erregende Episode, wenn Animal Mother den Kindern des versoffenen Piloten dazu gratuliert, dass ihr Papa jetzt tot ist. Äh, dass er ein Held war – und deswegen jetzt tot ist. Irgendwas in der Art. Zum Kotzen!
Relativ zeitgleich kam ein anderer Film heraus, der sich mit einer ähnlichen Thematik beschäftigte, wenn auch auf eine weit realistischere Art und Weise. Gemeint ist natürlich Tim Burtons „Mars Attacks!“, der zwar auf den ersten Blick wie eine Parodie auf „Independence Day“ wirkt, auf den zweiten Blick aber durchaus eine sein könnte. Und wenn man die beiden Arten vergleicht, wie man über die Außerirdischen siegt, dann finde ich die bei „Mars Attacks!“ wirklich weit glaubwürdiger!
von Martin Cordemann