In den 70ern wird Frauenrechtlerin und Autorin Zarah Redakteurin bei einem Boulevardmagazin, in einer Männerwelt, in der sie sich gegen Sexismus durchsetzen muss…
Wahre Geschichte
Also, dass es die 70er gab. Und Sexismus. Und natürlich gibt es immer wieder Anspielungen auf die Zeit, z.B. die damals sehr beliebte RAF. Aber irgendwie hat man das Gefühl, auch wenn die Ausstattung stimmt, manchmal will die Serie einfach ein bisschen zu viel. Es reicht nicht, sich um das Frauenrecht und die Rote Armee Fraktion zu kümmern, natürlich muss es da auch noch eine Vergangenheit mit Nazis geben. Kein Deutschland ohne Nazis, wusste schon der Amerikaner. Und das ist dann hin und wieder ein wenig zu viel des Guten… oder Schlechten in dem Fall.
Proooo
Auch wenn das hier alles ein wenig kritisch klingen wird, so mag ich die Serie doch. Da sind schöne Sachen drin, die sie durchaus sehenswert machen, die Dialoge sind nicht schlecht, für eine deutsche Serien ist das alles überraschend gut und unterhaltsam. Aaaaaaber…
Kontraaaa
…ein bisschen fragt man sich, ob die Macher der Gleichberechtigung gegenüber nicht eher negativ eingestellt sind. Es ist ein wenig wie der Klassiker, man lässt den Trottel etwas sagen, hinter dem man nicht steht. Dann ist es gesagt, aber da wir wissen, von wem es kommt, wissen wir, wie es gemeint ist. Und so frage ich mich, ob es Absicht ist, dass die Hauptfigur, die Vorreiterin des Feminismus, absichtlich so konzipiert ist, dass sie von vorne bis hinten unsympathisch rüber kommt und man sie auch nie wirklich leiden kann. (Oder ob das vielleicht nur mir so geht?) Sie ist unfreundlich, größtenteils undankbar, schnell am vorverurteilen, hat einen eingeschränkten Horizont und tritt am Ende auch gerne mal am Boden liegende, nur, um ihre eigene Karriere zu fördern. Sehen die Macher so den Feminismus, den diese Figur vertreten soll? Ist das eine Aussage? Oder liegt es schlicht an der Schauspielerin Claudia Eisinger? Gut, die wird ihren Beitrag dazu leisten, aber unterm Strich ist die Figur auch trotz ihr schlicht nicht sympathisch – und dann auch nicht so recht kompetent. Es ist hier wie mit der Arroganz. Arroganz ist unschön und unsympathisch, aber wenn ich fähig bin, kann ich sie mir eventuell wenigstens leisten – wenn ich es nicht bin, sollte ich verdammtnochmal die Finger davon lassen, denn dann habe ich keinerlei Rechtfertigung dafür. Außer Dummheit, aber das dürfte eh die gängige Rechtfertigung sein.
Lieb, recht
Neben der wenig freundlichen Frau Eisinger gibt es natürlich auch noch andere Darsteller, allen voran Torben Liebrecht. Der war nicht nur letztens in „Happy Burnout“ (bei dem ich rausgegangen bin, während eine der mitspielenden, Anke Engelke, in der Reihe hinter mir gesessen hat, wir erinnern uns) sowie dem gar nicht so schlechten „Whatever happens“ zu sehen, sondern hat auch einen Fuß (oder in dem Fall eher Mund) im Synchrongeschäft, wo er sich derzeit als Standardstimme von Tom Hardy und Jean Dujardin durchzusetzen scheint. Hier zeigt er, dass er gleichermaßen vor der Kamera wie hinter dem Mikro gute Arbeit leisten kann.
Mit
Claudia Eisinger, Torben Liebrecht, Svenja Jung, Uwe Preuss
Fazit
Gute erste Staffel, die eine interessante Geschichte hat, bei der man sich dann aber doch fragt, ob der „Sympathiefaktor“ der Hauptfigur wirklich beabsichtigt sein kann. Ab 27.10.2017 auf DVD.