Die letzte Staffel mit Sylvester McCoy als Doktor, eine Ära geht zu Ende, oder vielmehr Ären! Denn seit den 60er Jahren reist der Doktor durch Raum und Zeit, mit verschiedenen Begleitern und mit verschiedenen Gesichtern. Doch mit dieser Staffel kommen die Zeitreisen des Briten von Gallifrey zu einem vorzeitigen Ende, oder einer kurzen Unterbrechung in seiner Zeitreiselinie, wenn Sie so wollen. Was folgen sollte war eine längere Pause, dann der Versuch eines amerikanisierten Neustarts, eine noch längere Pause und dann die Wiedergeburt durch Russell T. Davies mit Christopher Eccleston. Doch bevor es soweit ist, sehen wir uns doch einmal an, was uns diese blaue Box so bringt.
Was gibt’s?
„Doktor Who – Staffel 26“, enthält folgende Geschichten, die damals 3- oder 4-Teiler mit einer Laufzeit von je 25 Minuten pro Folge waren:
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Excalibur’s Vermächtnis / Battlefield (Teil 1-4)
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Das Haus der tausend Schrecken / Ghost Light (Teil 1-3)
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Die Todesbucht der Wikinger / The Curse of Fenric (Teil 1-4)
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Der Tod auf leisen Sohlen / Survived (Teil 1-3)
Zu den Episoden „Excalibur’s Vermächtnis / Battlefield“ und „Die Todesbucht der Wikinger / The Curse of Fenric“ gibt es zusätzlich eine extra für die DVD entstandene Spielfilmfassung mit zusätzlichen Szenen – und das ist doch eine sehr vernünftige Idee, aus den Serials einfach einen langen Film zu machen. Man hat sich sogar die Mühe gemacht, die deutsche Tonspur an diese neue Fassung anzupassen, damit auch der deutsche Zuschauer auf seine Sprache (mit Ausnahme der eingefügten Szenen) nicht verzichten muss. Hut ab, das ist guter Dienst am Kunden!
Das Who is Who des Doctor Who
Bei „Doctor Who“ kann und muss man in zwei Richtungen denken, nach vorne und nach hinten, ist ja nicht wirklich überraschend bei einem Zeitreisenden. Denn hier darf der deutsche Zuschauer erstmals rückblickend eine wichtige, wiederkehrende Figur der Serie kennenlernen, auf die es bereits Anspielungen gab, die er aber bislang nie zu sehen bekam. Gemeint ist Brigadier Lethbridge-Stewart, der hier einen von seinen zwei deutschen Auftritten hat (der andere wird in „Die fünf Doktoren“ sein). Dem britischen Publikum dürfte er bekannt sein, dem deutschen wohl weniger. David Tennants Doktor macht in der Doppelfolge „The Sontaran Stratagem / The Poison Sky“, als er mit UNIT zu tun hat, eine Anspielung auf den Brigadier und dessen Fehlen, Matt Smiths Doktor trifft sogar dessen Tochter – und, Vorsicht, Spoiler, im Finale von Peter Capaldis erster Staffel trifft er sogar noch mehr. Für alle, die sich immer gefragt haben, wer dieser ominöse Brigadier eigentlich sein soll, schließt sich hier nun endlich der Kreis.
Außerdem erfährt man, dass der Doktor einmal Merlin… gewesen sein wird, eine Geschichte, die also noch in seiner Zukunft liegt. Wann und ob wir diese Geschichte einmal zu sehen bekommen werden und welcher Doktor es sein wird, darauf können wir gespannt sein.
Dies ist übrigens nicht nur die letzte Staffel vor dem Neustart, sondern damit auch die letzte Staffel im alten Format. Was bedeutet, dass es zum letzten Mal Folgen von 25 Minuten Länge gibt, deren Handlungsbogen 3 bis 4 Episoden umfasst. Das Konzept des Serials mit Cliffhanger am Ende und Auflösung in der nächsten Folge wird die Reise ins nächste Jahrtausend nicht überstehen, beim Neustart orientiert man sich weniger an britischen Sendeformaten (für gewöhnlich 6 Folgen pro Staffel) sondern am amerikanischen Modell mit 13 Episoden a 45 Minuten.
Die Geschichten
Aber nicht nur in der Zukunft des Doktors wird sich etwas ändern, es beginnt schon in dieser Staffel. Der Clown wird ernster. Kein Löffelchenspiel von McCoy, das zeigt uns, dass das Herumalbern vorbei ist. Kaum verwunderlich also, dass auch die Folgen eher in eine andere Richtung gehen: Horror. Oder das britische Low-Budget-Fernseh-Äquivalent davon. Es beginnt zwar mit einer Artus/Merlin-Rittergeschichte, aber schon in der zweiten Folge landen wir in einer Art Spukhaus. Episode 3 ist dann ein wenig wie „The Fog“ ohne den Nebel gemischt mit „The Imitation Game“ ohne Homosexualität und zum Abschluss der Staffel (und quasi des siebten Doktors) kehren wir endlich wieder in einen britischen Steinbruch zurück, um dort nicht nur den „Master“ zu treffen, sondern auch eine Reise zum „Planet der Katzen“ zu machen.
Damit hat Sylvester McCoy die großen und klassischen Gegner des Doktors zusammen (beim großen „Doctor Who Quartett“): Daleks, Davros und Cybermen in Staffel 2, den Master in Staffel 3. Alles in allem sind die Geschichten sehr entclownt und gehen in eine düstere Richtung, was für die Zukunft spannend hätte werden können, wenn es denn eine gegeben hätte. Doch da niemand wusste, dass dies die letzten Abenteuer des siebten Doktors sein würden und da Fernsehen damals noch anders funktionierte, gibt es am Ende keinen großen Knall oder Cliffhanger.
Bonus
Wie immer wird man mit Bonusmaterial überhäuft. Audiokommentare so weit das Öhrchen reicht, aber auch jede Menge Dokus und Filmaufnahmen von den Dreharbeiten. Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie „Doctor Who“ in den 80ern entstanden ist, der muss hier seine Phantasie wenig belasten. Schön ist auch, wie ehrlich und selbstkritisch die Beteiligten mit den Episoden umgehen, die sie nicht für so gelungen halten. Erfrischend, angenehm und unterhaltsam – ebenso wie die Kommentare zu den Folgen, bei denen McCoy, Sophie Aldred und diverse andere fröhlich aus dem Nähkästchen plaudern. Besonders interessant ist der Beitrag, in dem es darum geht, was für die nächste Staffel möglich gewesen wäre und warum der Doktor vorübergehend abgesetzt wurde… wenn auch länger, als erwartet.
Who Vadis?
Der siebte Doktor ist komplett… nun, nicht ganz. Denn wie wir wissen übergibt Sylvester McCoy in „Doctor Who – der Film“ den Staffelstab noch an Paul McGann, es fehlt also noch ein kleines Puzzlestück, um die Lücke zwischen der langen ersten Phase des Doktors und seiner Regeneration im 21. Jahrhundert zu schließen. Die DVD-Box sagt uns nichts über die Veröffentlichung des Films, aber sie kündigt etwas anderes an: „Die fünf Doktoren“, ein Zusammentreffen von fünf Doktoren und drei Tenören… von fünf Doktoren vor Sylvester McCoy. Was zeigt, dass man gewillt ist, auch weiterhin in die Welt des Doktors einzutauchen. Ob danach dann die synchronisiert vorliegenden Staffeln mit Colin Baker folgen werden oder der Film… oder nichts… das werden wir auf dem Beipackzettel in jener Box sehen. Lassen wir uns überraschen!
Fazit Who
Für Komplettisten unverzichtbar. Mit Ausnahme seiner Degenerierung in „Der Film“ liegen damit alle Episoden des siebten „Doctor Who“ Sylvester McCoy vor – und das in deutscher Sprache. Finanziell möglicherweise eine Alternative zu den britischen Einzelboxen (pro Geschichte), mit jeder Menge Bonusmaterial ausgestattet und ein guter Einblick in das etwas trashigere Fernsehen der 80er Jahre. (Wer glaubt, die „Whos“ der 60er und 70er wären weniger trashig, der irrt!) Trotzdem die liebevollste Art, wie man mit einer in die Jahre gekommenen Serie umgehen kann – woran sich viele andere ein Beispiel nehmen sollten! Ab 24.4.2015 auf DVD.