Wieder keine TOP 10…

…weil das immernoch blöd ist, sich auf irgendwas zu beschränken und deshalb vielleicht irgendwas gutes wegzulassen.

Interessanterweise fällt eine Sache dieses Jahr aus: Die Verrisse des Jahres. Nicht, dass es nicht schlechte Filme gegeben hätte, aber keiner davon hat mich so sehr geärgert, dass dabei ein reiner Verriss herausgesprungen wäre. Also kein „Tammy“ und keine „Schossgebete“ dieses Jahr… dachte ich jedenfalls. Aber dann kam Weihnachten und scheinbar einer der erfolgreichsten Filme des Jahres: „Honig im Kopf“. Der… macht alles falsch, was man falsch machen kann, hat man das Gefühl, fast so, als wolle er als Paradebeispiel wirken. Und dabei mischen die Schauspieler ganz weit vorne mit. Dieter Hallervorden, großartig in „Das letzte Rennen“, will hier irgendwie nicht überzeugen. Und wenn man „Still Alice“ als Referenz für Alzheimer nehmen möchte, dann drängt sich der Verdacht auf, dass das Krankheitsbild beim Honigkopf möglicherweise nicht richtig getroffen wird. Denn hier wirkt es nicht so, als würde man Dinge vergessen, sondern als würde man einfach blöde. In der Gegend rumballern und mit der Enkelin im Auto rücksichtslos und ohne nachzudenken durch den Stadtverkehr zu rasen, wobei man bei beidem viele gefährdet – ist das wirklich Alzheimer? Dann sollten wir alle Angst vor dieser Krankheit haben, weil sie einen nicht hilflos und hilfebedürftig macht, sondern zu einem gemeingefährlichen Arschloch. Das Buch baut dann noch einen überflüssigen und dem ohnehin zu langen Film nicht zuträglichen Fremdgehgeplot bei den Schweigers ein und statt damit zu enden, dass Didi seine Enkelin schlicht nicht mehr erkennt – und dadurch vielleicht auch seiner Schwiegertochter gegenüber sein Verhalten ändert – geht’s danach noch irgendwie weiter. Und dann ist da noch die Tochter des großen Schweigers. Bitte, lasst das Mädchen doch in Ruhe, lasst es in die Schule gehen und das machen, was es machen möchte, aber bitte, zwingt sie doch nicht, in Filmen mitzumachen oder peinliche Sendungen im Fernsehen zu komoderieren. Bei letzterem wirkte sie so, dass sie sich nicht wirklich wohl fühlte und machte dankensweterweise ihrem Namen alle Ehre – und dass sowas mit Fernsehgebühren finanziert wird, sollte wirklich zu einer Klage zur Abschaffung dieser Gebühren führen! Und hier im Film… bitte, zwingt das Kind nicht, etwas zu tun, was es nicht kann, denn so tut ihr ihr keinen Gefallen!

Blockbusting

Doch das war ja erst zu Weihnachten. Irgendwie hat das Jahr anfangs ein bisschen gebraucht, um in die Puschen zu kommen, um das mal populärwissenschaftlich auszudrücken. Eigentlich erwartet man, ein paar kleine Kleinodien zu finden, kleine Filme, die sich als großartig entpuppen… doch weit gefehlt. Traurigerweise waren es in der ersten Jahreshälfte vor allem ein paar Blockbuster, verschrieenes Popcornkino, die sich als erschreckend gut erwiesen haben. Und zwei davon haben sich als noch etwas herausgestellt: Autorenkino. Irgendwie. Blockbuster als Autorenkino? Klingt albern, trifft aber zu. Bei „AVENGERS: Age of Ultron“ ist „Buffy“-Schöpfer Joss Whedon für Buch und Regie verantwortlich, bei „Mission: Impossible – Rogue Nation” erfüllt beide Funktionen Christopher McQuarrie, Autor des hervorragenden “Die üblichen Verdächtigen”. Beide Filme zeichnen sich durch schöne Dialoge und clevere Figuren aus, was auch irgendwie viel zu selten vorzukommen scheint – aber ich hab ja auch die letzten “Transformers”-Filme nicht gesehen, also wer weiß? Dritter in der Runde von Blockbustern ist dann “Ant-Man“, der vielleicht auch ein Autorenfilm geworden wäre, wäre es nicht dazu gekommen, dass Edgar Wright aus dem Projekt ausgestiegen ist. Auch wenn bei diesem Film die Prämisse extrem albern klingt, so hat man doch mit viel Phantasie und Spaß daran gearbeitet und etwas zustande gebracht, an dem man einfach seine Freude haben kann.

Über raschen

Dann begann die zweite Jahreshälfte und endlich kamen die überraschend guten Sachen, die, von denen man es vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte, was sie aber umso interessanter machte… und die traurigerweise wahrscheinlich kaum jemand gesehen hat. Es beginnt mit „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ über zwei britische Prinzessinnen, die sich zur Feier der Beendigung des Krieges mal unter’s Volk mischen. Das ist witzig und macht einfach Spaß.

The Program – Um jeden Preis“ gibt uns ein wenig Einblick in die Tour de France und widmet sich der Frage, ob Lance Armstrong wohl gedopt hat. Nun, er hat. Und kommt auch nicht unbedingt liebenswürdig rüber. Dargestellt wird er von Ben Foster, der sich damit eigentlich eine Oscar-Nominierung erspielt haben sollte – aber die hat Daniel Brühl für seine Nikki Lauda-Darstellung ja leider auch nicht bekommen, also darf man da wohl nicht hoffen.

Themenmäßig treu bleiben wir mit „The Walk“, dritter Film aus der Kategorie „hat es so oder so ähnlich in der Wirklichkeit gegeben“. Er zeigt uns noch einmal in Spielfilmform, wie Philippe Petit zwischen den Türmen des World Trade Centers herummarschiert – auf einem dünnen Seil in schwindelerregender Höhe. Interessant und eigentlich besser soll die Doku „Man on Wire“ sein, die uns das mit Originalaufnahmen zeigt – aber auch wenn „The Walk“ durchaus noch hätte gestrafft werden können, so schafft er es doch, einen den Atem anhalten zu lassen, wenn Joseph Gordon-Lewvitt über das Seil spaziert… was eine besondere Kunst ist, denn wir wissen genau, dass das aus traurigen Gründen nicht an Originalschauplätzen gedreht worden sein kann. Also Hut ab vor Robert Zemeckis für diese großartige Leistung.

Nicht auf wahren Ereignissen basierend sondern ausnahmsweise tatsächlich eine Dokumentation war „MALALA – Ihr Recht auf Bildung“. Der Film stellt uns ein mutiges Mädchen vor – und er macht Spaß, weil sie nicht nur mutig, sondern auch intelligent und witzig ist. Ein schöner Film, der nur durch eine unschöne Tat möglich wurde.

Was uns zu „Sicario“ bringt: Ein Fest unschöner Taten. Basiert vielleicht nicht auf einer wahren Geschichte, aber auf wahren Verhältnissen. Die mexikanische Mafia, die sich bei Facebook „Kartelle“ nennt (bitte hingehen und liken, das haben die ganz gern – und sie wissen, wie man es ahndet, wenn man sie nicht liked!), Leute, mit denen man besser nichts zu tun haben will. Knallhart, bitter, heftig und von Anfang bis Ende spannend. Eine Empfehlung für alle, die es aushalten.

Was haben wir noch?

Ein schmerzliches Portrait, was mit Menschen passiert, die Alzheimer haben, hat uns „STILL ALICE“ mit der großartigen Julianne Moore gebracht. Eine zeitlose Liebesgeschichte, die durch die Zeiten geht ist „Für immer Adaline“. Im Audiokommentar der DVD lobt der Regisseur Harrison Ford nicht nur (der sich, im Gegensatz zu Bruce Willis bei seinen letzten Einsätzen hier tatsächlich Mühe gibt), sondern er war auch begeistert davon, wieviel und welchen Einsatz Ford besonders an einer Stelle gezeigt hat. Für Leute, die ein bisschen mehr über Harrison Ford erfahren möchten, sei der Audiokommentar also empfohlen.

Matt Damon ist auf einem fernen Planeten gestrandet… aber diesmal kommt nicht Matthew McConaughey, um ihn zu retten. Mit “Der Marsianer – Rettet Mark Watney” zeigt Ridley Scott, dass er durchaus gute Filme machen kann, wenn ihm jemand ein vernünftiges Drehbuch schreibt. Was er allerdings nicht machen kann (wie z.B. auch seine Alterskollegen Steven Spielberg und James Cameron), sind Filme, die kürzer als zwei Stunden sind… und so scheint bereits eine erweiterte Fassung des Films auf Blu-ray angekündigt zu sein.

Einen richtig guten Animationsfilm gab es übrigens auch. Aber nicht die blöden “Minions”. Der fing zwar ganz vielversprechend an, aber dann wurde er schnell recht phantasielos. Anders ist es da mit “Die Peanuts – Der Film”. Der strotzt nur so vor Ideen – ob die aber auch für Kinder geeignet sind, ist bislang nicht bekannt.

Lobende Erwähnungen 2015

Eine Sondererwähnung erhält “Mad Max: Fury Road”. Für viele einer der besten Filme des Jahres, aber ganz so weit würde ich nicht gehen. Die Handlung ist recht übersichtlich, aber es gibt ein Prädikat, das dieser Film auf jeden Fall verdient: Arthouse-Actionkino. Selten hat man künstlerisch anspruchsvollere Actionszenen gesehen, so meisterhaft gemacht und zusammengeschnitten, dass man ihnen ihre Echtheit noch nichtmal richtig ansieht. Klingt wie ein Widerspruch, trifft aber zu. Sehen die Actionsequenzen in den drei alten Meschuggene Max Filmen aus wie handgemacht (weil sie es sind), was ihnen einen gewissen Charme und eine gewissen Echtheit und Härte verleiht, so kommen sie auf der “Fury Road” zwar auch ohne viel CGI aus, aber alles ist so sauber, dass sie dadurch einfach nicht so echt wirken wie sie es sind.

Ein kleiner Überraschungserfolg erschien dann auf DVD: „Turbo Kid“. Ein bisschen wie „Mad Max“ auf BMX-Rädern, genauso blutig wie witzig. Schon die Idee, heute einen Film zu machen, bei dem 1997 die Zukunft ist, ist eine schöne Ausgangsposition. Es ist eine Hommage daran, wie man sich im Actionkino der 80er die Zukunft nach dem Atomkrieg vorgestellt hat – nur vielleicht zwei, drei Spuren brutaler. Einfach ein großer Spaß!

So, das dürfte es eigentlich gewesen sein, oder? Oder war da noch was? Gegen Ende des Jahres? Hmmm… Ach ja, klar:

Star Wars: Die Rache der Sith“

Nooooooooooooo!

Oh, nein, zum Glück nicht. Es war von vornherein klar, dass

Star Wars: Das Erwachen der Macht“

erfolgreich werden würde – und selbst das in ein bisschen ein Phänomen. Der Erfolg der Prequels lässt sich, im Nachhinein, eigentlich nur damit erklären, dass man hungrig nach neuem „Star Wars“ war. Es gab nur drei Filme, auf Video (das war vor DVD), es gab Figuren, Bausätze, Comics und Bücher – aber das dürfte es auch schon gewesen sein. Dass man da alles, was irgendwie halbwegs nach „Krieg der Sterne“ schmeckt, mit offenen Armen begrüßt, ist klar. Aber heutzutage sieht die Sache ein bisschen anders aus. Es gab zwei Fernsehserien, „Clone Wars“ und „Rebels“ und besonders kurz vor dem Film wurde man ÜBERALL mit SW totgeschmissen, selbst REWE, Kaufland, Aldi und Deichmann (???) waren mit von der Partie. Man sollte denken, dass es einem da langsam zum Halse heraushängt – doch trotz alldem scheint der Film der riesige Erfolg zu werden, mit dem man dabei eh gerechnet hat. Und das nicht ganz zu unrecht.

Seien wir ehrlich, der Film erfindet das Rad nicht neu, er bemalt es nur in ein paar poppigeren Farben, verändert hier und da ein wenig die Position der Speichen und dann gibt er noch ein bisschen mehr Druck in den Schlauch. Wer also etwas wirklich neues sehen wollte, der… kann sich ja nochmal die Ewok-Filme ansehen. Und auch, wenn ich für gewöhnlich kein Freund davon bin, einfach nochmal denselben Film zu drehen und uns weismachen zu wollen, das wär was Neues (siehe „Star Trek Into Schwachsinn“), so kann ich mit diesem neuen „Star Wars“ Film doch überraschend gut leben. Liegt wohl daran, dass es seit den 80ern nichts mehr in dieser Art gab: Einen „Krieg der Sterne“ Film, in dem unsere beliebten Helden vorkommen und der die Handlung von damals weiterspinnt. Hey, „Rückkehr der Jedi-Ritter“ hatte schon einen zweiten Todesstern, also wenn man danach geht, ist ihnen der Dampf des Neuen eigentlich schon beim dritten Film ausgegangen. „Das Erwachen der Macht“ bringt ein paar Dinge zurück, die seit langem fehlten: Humor und Abenteuer. Figuren, die Abenteurer sind und Spaß daran haben. Und jetzt, wo der Grundstein für neue Entwicklungen gelegt ist, spinnt sie der nächste Film hoffentlich in befriedigender Weise weiter. Wenn nicht, können wir uns ja immernoch die Prequels ansehen…

In diesem Sinn, guten Rutsch ins neue Jahr

(oder frohes neues Jahr, je nachdem, wann Sie das hier lesen)

Neu im Kino: JANE GOT A GUN

Janes Mann kommt schwer angeschossen nach Hause und bringt nur hervor, dass „sie“ hinter ihm her sind. Jane sucht sich Hilfe bei einem Revolverhelden. Gemeinsam wappnen sie sich für das große Finale…

Düsterer Western

Nach und nach zeigt uns der Film die Vergangenheit seiner Figuren. Was am Anfang ein wenig vage erscheint, bekommt im Laufe der Rückblenden mehr und mehr Sinn. Am Ende passt alles zusammen und man weiß nur zu gut, warum welche Figur das tut, was sie tut. Das ganze ist schon eher ein

Western Drama

denn die Hintergrundgeschichte ist bisweilen deprimierend und trostlos. Um dem Erleben nicht zuviel vorwegzunehmen, soll hier nicht näher darauf eingegangen werden, wichtig ist nur, dass es passiert und dass sich dadurch ein sinnvolles Bild ergibt – auch wenn das wegen des schwierig-genuschelten Akzents nicht immer ganz verständlich ist.

Die Besetzung von „Episode III“ ist zurück

Ehrlich gesagt habe ich eine ganze Weile gebraucht, bis ich Ewan McGregor überhaupt erkannt habe – was einerseits für ihn spricht, andererseits aber auch dadurch gegeben ist, dass der Film gemäß seines Themas oft ein wenig düster ausgeleuchtet ist und man nicht immer die Gesichter seiner Protagonisten erkennen kann. Jane wird gespielt von Natalie Portman, die das sehr gut macht. Dritter im „Star Wars“-Bunde ist dann der junge Onkel Owen, Joel Edgerton, der in der Rolle des Revolverhelden durchaus überzeugen kann.

Jane got a Fazit

Ein Western in düsterer Stimmung, ein wenig tragisch, an manchen Stellen aber auch explosiv. Ab 31. Dezember 2015 im Kino.

Neu im Kino: Die Vorsehung

Polizisten jagen, unterstützt von einem Medium, einen Serienkiller…

Als hätten „Sieben“ und „Das Schweigen der Lämmer“ ein Baby gehabt

Und als wäre „Next“ noch als Stiefonkel mit im genetischen Pool. Es ist nicht unbedingt das intelligenteste Kind der Familie, auch nicht das Schönste, aber zur Adoption muss man es auch nicht gleich freigeben. Wenn man in einem Podcast (ich glaube, es war eine Folge von „Radriodrome“, in der es um Sequels geht, die geplant aber nie gemacht wurden) hört, dass es mal eine Fortsetzung zu „Sieben“ geben sollte, aber weder Fincher noch Pitt oder Freeman mitmachen wollten und man schlicht die Rollennamen ausgetauscht und es mit Colin Farrell und Anthony Hopkins verfilmt hat und man dann eine Einladung zu einem Film mit dieser Besetzung bekommt, nun, dann ist das super Timing. So kann man beim Betrachten des Films auch erstmal nicht vergessen, dass das „Sieben“ mit übernatürlichem Einschlag hätte sein sollen… und, sagen wir es direkt, als Fortsetzung des Fincher-Films wäre es auf allen Ebenen schlicht eine Katastrophe gewesen. Erstmal macht man zu einem solchen Film keine Fortsetzung (siehe „Highlander“), weil man da nur verlieren kann (siehe „Highlander“). Und dann die Idee, die düstere verregnete Welt von „Sieben“ um einen Hellseher oder wie man einen „Psychic“ heute nennt, zu erweitern, wäre der Sache einfach nicht zuträglich gewesen. (Der Film bezeichnet ihn als Psychic, das Presseheft als Psychologen – möglicherweise ein Fehlübersetzung, zumal uns das Heft auch verrät, wer der Mörder „Red John“ in „The Mentalist“ ist, also wer sich überraschen lassen möchte, Finger weg vom Presseheft!) Man fragt sich zunächst, ob Jeffrey Dean Morgan die Rolle von Brad Pitt weiterspielt – und kommt zu dem Schluss, dass das wohl eigentlich Abbie Cornish tut. Was uns zu einem weiteren Problem bringen würde, wäre dies die Fortsetzung: Beide Figuren sind nicht der Mittelpunkt des Films, das ist Anthony Hopkins – und so hätte es mit den beiden anderen Herren kaum funktioniert.

Das Schweigen des Hopkins

Hopkins nun wirkt hier weniger wie der nette Onkel von nebenan, sondern man fühlt sich schon an Hannibal Lecter zu seinen besseren Zeiten (also vor „Hannibal“ und „Roter Drache“) erinnert. Deshalb denkt man oft an Jonathan Demmes Meisterwerk, was dem Film eine gewisse Würze verleiht. Hat man nun aber ihn auf der einen und Colin Farrell als seinen Gegenspieler auf der anderen Seite, dann hätte man sich komplett von „Sieben“ lösen sollen (die „Anspielung“ ist durchaus vorhanden, besonders durch Aussagen wie „Er ist uns überlegen“, die man ja schon treffender- und richtigerweise von Morgan Freeman gehört hat, bevor der Lieferjunge ein kopfgroßes Paket unbekannten Inhalts gebracht hat) und mit dem arbeiten, was die besten Szenen des Films sind: das Aufeinandertreffen Hopkins/Farrell. Beide sind, so sagt Farrell, sich ähnlich und deshalb hätte man mehr daraus machen sollen, ihre Stärke (hier kommt Onkel „Next“ ins Spiel) gegeneinander auszuspielen. Ein Duell auf höchster Ebene, das hätte einen großartigen Film abgeben können. So wandelt er zunächst auf ausgetretenen Pfaden, bevor er viel zu wenig von dem zeigt, womit er wirklich hätte punkten können.

Mit

Anthony Hopkins, Jeffrey Dean Morgan, Abbie Cornish, Xander Berkeley, Colin Farrell

Fazit

Zu viele Kreuze, die bestimmt eine Bedeutung haben oder einfach nur symbolisch sind, Einblendungen, die so wirken, als hätte Terrence Malick „Sieben“ inszeniert (also wie prätentiöse Scheiße), aber keineswegs so ärgerlich, als wäre das wirklich passiert. „Kann man gucken“, würde ich sagen, das Potential der beiden Hauptdarsteller wird aber trotzdem zu wenig genutzt, die Geschichte zunächst auf recht bekannte Weise erzählt, bevor man endlich zu dem kommt, was das Alleinstellungsmerkmal dieses Film gegenüber anderen des Genres hätte sein können. Ab 31. Dezember 2015 im Kino.

Neu auf DVD: Bus 657

Casinoräuber fliehen in Bus der Straßenverkehrsbetriebe und werden von Polizei und Gangsterboss verfolgt…

Speed“-Limit

Es ist ein bisschen wie „Speed“, nur ohne Bombe. Wir sehen den Überfall, wir wissen, warum er passiert – und dann besteigen wir den Bus. Der ist natürlich gefüllt mit Passagieren und da zufällig eine Polizistin in der Nähe ist, als Schüsse fallen, ergibt sich auch eine persönliche Verbindung zwischen ihr und einem der Entführer. Und während der Bus seinem ungewissen Schicksal entgegenrast, gibt es die eine oder andere Verwicklung…

So bleibt das Ganze spannend. Unterstützt wird das dadurch, dass der Film von guten Schauspielern getragen wird. David Bautista, die Überraschungsentdeckung aus der Wrestelingszene, beweist einmal mehr, dass er mehr kann, als auf peinlichen DVD-Covern grimmig zu gucken. Robert De Niro ist in seinem Spiel etwas differenzierter als in ähnlichen Rollen, die er sonst immer sehr ähnlich – und damit sehr ärgerlich – angelegt hat. Dann gibt es noch eine Figur, die ein wenig positiv heraussticht, denn sie bringt eine kleine Prise Humor in den Film, von der man gerne etwas mehr gesehen hätte: Mark-Paul Gosselaar als Polizeidetective, der ein bisschen für Stimmung sorgt. Wichtigstes Element in dieser Rechnung ist allerdings Jeffrey Dean Morgan. Es ist ein bisschen schade, dass sich bei diesem charismatischen Herrn („Watchmen“, „The Losers“) die Karriere nicht besser entwickelt hat, denn seine Leinwandpräsenz und sein spielerisches Talent sollten ihn eigentlich zum Star küren. Aber… vielleicht kommt das ja noch.

Bonus

Making of, in dem uns die Beteiligten ein wenig über die Entstehung berichten.

Mit

Jeffrey Dean Morgan (Bernd Vollbrecht), Dave Bautista (Oliver Stritzel), Morris Chestnut (Matti Klemm), Robert De Niro (Christian Brückner)

Fazit 657

Überfall, Entführung, Verfolgung. Wenn sich der Bus in Bewegung setzt, tut es die Handlung auch. Und sie stoppt erst am Ende des Films. Spannend mit ein paar netten Ver- und Entwicklungen. Ab 11.12.2015 auf DVD und Blu-ray.

Neu im Kino: Ich bin dann mal weg

Hape Kerkeling auf dem Jakobsweg – eine Pilgerfahrt… oder Pilgerwanderung. Pilgerung.

Nach einer wahren Begebenheit

Und einem Buch, das von dieser Begebenheit handelt. Hape Kerkelings gleichnamiges Buch über diese seine Reise, auf der er mehr gefunden hat, als nur ein paar lauschige Hotels am Wegesrand und ein paar Blasen an seinen Füßen.

Ach Gott!

Um den geht es auch. Und um Wege, ihn zu finden. Oder einen langen Weg, auf dem man ihn finden kann. Aber, und auch das deutet uns der Film an, Gott ist eher eine persönliche Sache. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, ihn zu finden. Aber unterwegs kann er auch nette Bekanntschaften machen.

Natürlich muss man sich fragen, ob man einen Film zu einem Buch braucht, in der sich ein deutschter Komiker irgendwie selbst gefunden hat und dann überhaupt einen, in dem dieser Komiker, den man in und auswendig kennt, sich nichtmal selbst spielt, was zwar total vermessen aber auch irgendwie authentischer gewesen wäre, wie soll so was denn bitte gut gehen, wenn der Kerl noch nichtmal tot ist, ich meine, das hier ist nicht „The Social Network“ (obwohl sich der Film in eine durchaus ähnliche Richtung bewegt, wenn man den Titel mal wörtlich nimmt), also warum muss irgendjemand anders und brauchen wir diesen Film und überhaupt?

Ganz ehrlich, dieses Jahr hat mich bislang kein Film so sehr geärgert, dass ein kompletter Verriss angesagt gewesen wäre – und letztes Jahr war mindestens einer von den Verrissen ein deutscher Film. So gesehen hat diese Produktion auf dem Papier also eigentlich alle Voraussetzungen dafür, ziemlich schlecht wegzukommen – tut sie aber nicht!

In jeder Hinsicht positiv!

Ein gute Laune Film, der gute Laune macht, hin und wieder nachdenkliche Momente bietet, aber vor allem eine positive Grundstimmung hat. Und während man für die ersten 30 Sekunden noch denkt, wie das gehen soll, dass ein anderer Schauspieler den uns so bekannten Hape Kerkeling spielt – es funktioniert hervorragend. Was zum einen dem sehr schönen Spiel von Devid Striesow geschuldet ist, zum anderen aber auch der Tatsache, dass man viele Aussprüche verwendet, wie man sie von Hape kennt. So kommt schnell ein Hapiges Gefühl auf, bei dem man seinen Humor durch alle Poren spürt, gewissermaßen. Nebenbei bekommt man auch schöne Ansichten vom Jakobsweg und erhält einen ungefähren Eindruck davon, was es heißt, ihn entlangzupilgern. Nachmachen auf eigene Gefahr!

Ich bin dann mal Fazit

Sehr schöner Film, der zur richtigen Zeit ins Kino kommt und in Zukunft weihnachtlich gezeigt werden sollte, denn es geht auch ein bisschen um Gott und das passt ja jetzt ganz gut, also wer am Heiligen Abend nichts besseres zu tun hat, der kann ja ins Kino gehen und vielleicht bekommt er da ja ein ganz klein bisschen ein gutes Gefühl Ab 24. Dezember 2015 im Kino.

Neu im Kino: Mr. Holmes

Sherlock Holmes hat sich auf dem Land mit einer Bienenzucht zur Ruhe gesetzt. Doch nun holt ihn die Vergangenheit ein, wenn auch sehr, sehr langsam, denn er leidet ein wenig unter Vergesslichkeit…

Das ist nicht der Sherlock Holmes eurer Eltern

Oder vielleicht doch? Sherlock Holmes hat im Laufe seiner Existenz eine Menge neuer Gesichter gehabt und die eine oder andere Wandlung durchgemacht. Gerade in letzter Zeit erfreut er sich wieder enormer Popularität, teils als von Robert Downey jr. zum Schläger degradierten „Sherlock Holmes“, teils als cleverer Soziopath „Sherlock“, fürs britische Fernsehen exquisit dargestellt von Benedict Cumberbatch oder als dessen amerikanischer Fernseh-Abklatsch „Elementary“ mit Johnny Lee Miller in der Hauptrolle, Holmes ist wieder da. Und nun kehrt er auch noch als alter Mann zurück, der seine Deduktions-Karriere hinter sich hat und bei dem das Gedächtnis nicht mehr so richtig mitspielt. Das hätte eine großartige Grundlage für einen phantastischen Krimi sein können, in dem ein gedächtnisgeplagter Holmes gegen einen cleveren Gegner antreten muss, doch sagen wir es direkt:

Das ist kein Krimi!

Es ist mehr eine Persönlichkeitsstudie. Natürlich gibt es Einsprengsel von ein bis zwei Fällen – und irgendwie sind die die Höhepunkte des Films. Es ist wie bei „House“, da waren die besten Teile der Episoden die, in denen er Holmes-gleich im Schnellverfahren Leuten auf den Kopf zusagt, was ihre Krankheit ist. Und wenn man es mit dem größten oder zumindest bekanntesten Detektiv aller Zeiten zu tun hat, dann möchte man ihn eigentlich in Aktion sehen und nicht dabei beobachten, wie er sein Leid klagt. Oder eben er hätte Demenz Holmes sein müssen, der gegen Krankheit und Gegner kämpft und bei beidem zu unterliegen scheint, bis…

Hier erleben wir also eher, wie es einem alternden Holmes geht, wenn er sich zur Ruhe gesetzt hat und nicht mehr alles so will, wie er das möchte. Es entspinnt sich eine nette Freundschaft zwischen ihm und dem Sohn seiner Haushälterin und man erhält einen netten kleinen Einblick darin, wie seine Popularität, für die John Watsons Geschichten und auch die Filme verantwortlich sind, seine Arbeit und seine Person ein wenig verändert haben. Auch das wäre ein sehr schöner Film gewesen, aber es wird hier nur angerissen. Hauptsächlich geht es um Bienen und japanischen Pfeffer. Wer also die Aufklärung von Verbrechen sehen möchte, der dürfte hier eher enttäuscht werden.

Intelligenz hat ihren Preis

Gute Gelegenheit, einen kleinen Exkurs zu machen. Früher war Intelligenz noch etwas tolles, das sich nur wenige Leute leisten konnten, und das ein Grund zur Freude war – Irene Adler behauptet sogar in „Sherlock“ intelligent wäre das neue sexy. Doch sie lügt, denn ihre eigene Serie straft diese Aussage Lügen – wie so viele andere Serien. Wir müssen nicht erst zu „Monk“ gehen, bei dem der Detektiv ein Autist ist. Nehmen wir „House“ oder auch den Sherlock aus „Elementary“: beide sind Drogenabhängige! Der kluge Ermittler in „Death in Paradise“ zeigt auch sehr eigenbrödlerische, um nicht zu sagen gesellschaftsfeindlich/autistische Züge. Und der Sherlock von „Sherlock“ bezeichnet sich selbst als Soziopathen – tja, meine Lieben, der Preis der Intelligenz ist heutzutage irgendeine Störung. Soll das unterbewusst eine Botschaft vermitteln? Kinder, werdet ja nicht intelligent, denn das ist ungesund und gesellschaftsfeindlich? Oder soll es Trost geben für all die, die nicht so viel in der Birne haben, um ihnen zu zeigen, dass klug zu sein auch ein paar unangenehme Nebeneffekte hat? Nun, wir werden es vielleicht nie herausfinden.

Gandalf ermittelt

Wenn man eine Charakterstudie macht, wäre es hilfreich, auch einen Charakterdarsteller zu haben und nicht Hayden Christensen. Hier tritt nun also der große Ian McKellen in die Schuhe, die vor ihm schon so viele andere getragen haben (Peter Cushing, Christopher Lee, Ian Richardson, Michael Caine, Stewart Granger, Roger Moore und vor allem der großartige Basil Rathbone, um nur eine klitzekleine Auswahl zu nennen) und großartiger Schauspieler der er ist, füllt er sie natürlich angemessen gut. Eigentlich wünscht man sich ein Prequel mit ihm, in dem er Holmes vor seinem Verfall spielt, mit einem guten Dr. Wattsen an seiner Seite – aber das wird wohl leider nie passieren. Auch Laura Linney als seine Haushälterin macht ihre Sache sehr gut, ebenso wie Milo Parker als deren Sohn. Ein alter Bekannter aus der ersten Folge von „Sherlock“ ist übrigens auch dabei: Phil Davis. Ebenfalls eine nette Idee ist, dass der Holmes des Films im Film von Nicholas Rowe gespielt wird, der vor vielen Jahren den jungen Sherlock Holmes in „Das Geheimnis des verborgenen Tempels“ spielte.

Mit

Ian McKellen, Laira Linney, Milo Parker, Hiroyuki Sanada, Hattie Morahan, Nicholas Rowe, Phil Davis – Regie: Bill Condon

Fazit Holmes

Interessante Charakterstudie eines alternden Sherlock Holmes, bei der die Kriminalistik jedoch zu Gunsten der „Studie in Sherlock“ ein wenig auf der Strecke bleibt. Ab 24. Dezember 2015 im Kino.

Neu auf DVD: SELF/LESS – Der Fremde in mir

Alter Mann lässt seinen Geist in den Körper von jungem Mann übertragen – wir wissen alle, dass so was selten gut geht…

The 6th Day“ meets “Freejack” meets „Universal Soldier“

Die Wege, die wir gehen, um unsterblich zu werden. Schon seit langem ist einer davon, den Geist eines Menschen in den Körper eines anderen zu übertragen, am besten eines jüngeren, gesünderen. Es gibt jede Menge Körpertausch-Komödien – und ein paar Körpertausch-Dramen. Oder Actionfilmen, in dem Fall. Ben Kingsley ist gesundheitlich nicht mehr so gut bei der Sache, dafür aber reicher als Gott, mit dem er mangels Anwesenheit aber keinen Handel abschließen kann. Also nimmt er das nächstbeste, nämlich eine Firma, die sich auf so was spezialisiert hat. Er landet im Körper von Ryan Reynolds, wodurch er an Jugend gewinnt, aber an Talent verliert. Doch, wie wir bereits sagten, beim Körpertausch geht selten alles glatt und so muss sich der alte Geist im jungen Körper mit Dingen konfrontiert sehen, die er so nicht erwartet hat – und die zu anderen Dingen inklusive Flammenwerfern und Explosionen führen. Was den Film gegen Ende zu einer recht brutalen Szene führt, die mich die Jugendfreigabe ab 12 Jahren ein wenig in Frage stellen lässt.

Das ganze ist ein wenig Science Fiction in unserer Gegenwart, ein kurzer Blick in eine nahegelegene Zukunft, nicht unbedingt originell, aber in seiner Weise durchaus konsequent. Die eine oder andere Entwicklung sieht man kommen, aber vielleicht tut am Ende ja doch jemand das Richtige…

Mit

Ryan Reynolds (Dennis Schmidt-Foß), Ben Kingsley (Peter Matic), Matthew Goode (Norman Matt), Victor Garber (Bodo Wolf)

FA/ZIT

Ein Hauch von SciFi, zwei Anteile Action und ein paar Explosionen, gut verrührt, nicht ganz stimmig abgeschmeckt, aber konsequent genug, um nicht ärgerlich zu sein. Bislang war ich mir nicht sicher, ob ich Ryan Reynolds einfach nicht mag oder ob ich ihn für einen nicht so dollen Schauspieler halte. Jetzt bin ich es, es ist Antwort B. Ab 23.12.2015 auf DVD und Blu-ray.

Neu im Kino: Die Peanuts – Der Film

Ein kleines, rothaariges Mädchen tritt in das Leben von Charlie Brown – und verändert alles, denn er möchte ihr Herz erobern. Nebenbei legt sich Snoopy mit Baron von Richthoven an…

Viel Spaß!

Aufforderung und Aussage in einem. Ein Film voller Vergnügen und mit jeder Menge Phantasie – so macht man das, ihr blöden „Minions“! Wenn man einen alten Zeichentrickrecken wie Charlie Brown wiederbelebt, dann kann so was in die Hose gehen. Da ich nie „Peanuts“-Fan war, kann ich nicht sagen, wie dicht der neue Film an den alten Cartoons ist – aber ein Spaß ist er allemal. Der Film ist schnell, bringt seine Figuren von einer Situation in die andere und begegnet diesen mit jeder Menge Witz und Humor, sowohl den Situationen als auch den Figuren. Das macht einfach Freude und irgendwie merke ich, dass mir eigentlich nicht viel mehr einfällt, was ich über den Film schreiben könnte, denn das Wesentliche ist schon gesagt. Es scheint keine Originstory zu sein (wie in jedem „Spider-Man“-Film), in der erklärt wird, warum das Kind Charlie Brown eigentlich eine Glatze hat (bestimmt eine unangenehme Geschichte), es ist einfach eine schöne Geschichte um erwachende Liebe und den verzweifelten Versuch, nicht als Volldepp dazustehen.

Was ich nicht beantworten kann, ist die Frage, ob der Film für Kinder geeignet ist. Kann sein, muss aber nicht. Die Erwachsenen hatten auf jeden Fall viel Vergnügen, aber immerhin ist die Hauptfigur ja inzwischen auch schon im Erwachsenenalter… oder im Rentenalter? Nun, einfach ausprobieren, ob Charlie, Snoopy, Linus, Lucy, Schroeder, Peppermint Patty und all die anderen auch den Nerv der jungen Generation treffen, den der älteren, die u.U. mit ihnen groß geworden sind, treffen sie jedenfalls.

Das Fazit – Der Film

Siehe oben. Großer Spaß, viel Phantasie, definitiv keine Anleitung dazu, wie man richtig einen Drachen steigen lässt. Ab 23. Dezember 2015 im Kino. Na dann, frohe Weihnachten, Charlie Brown!

Star Wars: Das Erwachen der Macht

Es war einmal,

vor langer, langer

Zeit in einem Kinder-

zimmer, weit weit entfernt

Es gibt Leute, die verbinden mit „Star Wars“ mehr als nur einen Film. George Lucas zum Beispiel – der verbindet damit eine Menge Geld, die er gemacht hat. Das Künstlerische… na, darüber reden wir später. Aber für mich war der „Krieg der Sterne“ lange Zeit mehr als nur ein Film. Er war eine Menge Spielzeug. Und Bücher. Und Tonkassetten. Denn in meiner Jugend war die Welt noch schwarz/weiß… äh, nein, nicht ganz, aber in meiner Jugend waren Dinge, die heute selbstverständlich sind, es schlicht nicht. Nichtmal existent! Ich hatte zwar ein paar nette Figuren, C-3PO, R2D2, Obi-Wan Kenobi, aber keinen Luke, keinen Han, keinen Vader, keinen Stormtrooper. Und den ersten Film hatte ich nicht gesehen, jedenfalls nicht im Kino. Den zweiten auch nicht – aber ich hatte das Buch. Ein großes Buch mit ein paar Bildern. Denn, meine lieben Kinder, es gab weder Youtube noch Internet noch DVDs – und Video war zu dieser Zeit verdammt teuer. Wir hatten keins, aber ein Freund aus meiner Klasse und deshalb hatte ich irgendwann den kompletten Film von „Krieg der Sterne“ und „Das Imperium schlägt zurück“. Auf Kassette. Auf Audiokassette! So, wie einige Folgen von „Raumschiff Enterprise“. Und ja, ich kann das heute alles noch synchron mitsprechen!

Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ habe ich dann im Kino gesehen, als ersten Film der Reihe auf der großen Leinwand. Wieder gab es eine Menge Spielzeug und dann… gab es lange Zeit nichts. „Star Wars“ geriet in Vergessenheit und George Lucas entwickelte ein System, wie man mit immer demselben Sachen trotzdem immerwieder neues Geld machen konnte, indem er die Filme immer wieder neu auf Video herausbrachte, in leicht unterschiedlichen Versionen. Er hat das perfektioniert mit den Special-Editions und dem nicht endenwollenden Prozess, seine Filme, die so eigentlich ziemlich gut waren, zu verändern – und wenn es diesen Begriff nicht schon vorher gegeben hätte, dann hätte man das Wort „verschlimmbessern“ für genau diesen Vorgang erfinden müssen. Also wenden wir uns dem Mann zu, der all das erst möglich – und dann schlimmer – gemacht hat:

George W. Lucas

Okay, das W. gehört einem anderen schlimmen George. Doch was ist mit Lucas? Ist er ein Künstler? Visionär? Geschäftsmann? Nuuun, zum Teil. Geschäftsmann auf jeden Fall, Visionär, was die filmische Technik angeht ebenfalls, aber Künstler? Was er nicht ist, und das hat er leider oft genug bewiesen, ist ein guter Geschichtenerzähler! Er, tut mir leid, weiß einfach nicht, wie man eine Geschichte richtig erzählt. Was er nicht nur durch seine Prequels beweist, sondern auch durch seine Aussage, die Filme müsse man in der chronologischen Reihenfolge sehen. Ich habe das einmal versucht – und es hat mir „Star Wars“ für lange Zeit vermiest. Denn der Übergang von Episode III zu „Krieg der Sterne“ funktioniert auf allen Ebenen nicht. Weder technisch noch emotional. Meine Güte, Obi-Wan ist angepisst und sauer auf Anakin, als er den auf dem Grill zurücklässt, da säuselt man einen Film später nicht verklärt was vom guten Freund und so, da wäre man stinkig. Und sicher würde er ihn nicht „Darth“ nennen, wenn er ihm auf dem Todesstern in die Arme läuft, sondern vielleicht „Annie“, um ihn ein wenig aufzuziehen.

Aber das ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Ein guter Filmemacher, ein guter Erzähler, hätte die Dinge, die man in den Prequels vorfindet, sinnvoll nutzen können, auch so, dass man die Filme tatsächlich chronologisch sehen kann – und das, mein lieber George, ohne dass man alle Überraschungen schon durch Episode I versaut bekommt! Bestes Beispiel: Yoda. Man hätte Yoda niemals auftauchen lassen sollen! Man hätte über ihn erzählen können, über seine Heldentaten, der große Krieger, der in der Schlacht von Weißnichtwo heldenhaft ein Battaillon gerettet hat. Man hätte die Legenden von Yoda erzählen, aber ihn niemals zeigen sollen. Dann wäre auch in „Imperium“ die Überraschung, wenn Luke ein kleines, grünes Männchen trifft, weit größer, als nun… gar nicht! Denn wir sehen Yoda von Anfang an, also wie bitte soll dann die Überraschung in „Imperium“ da sein, wenn man chronologisch guckt, hm, George, wie? (Zudem gibt es eine Episode der „Clone Wars“, in der R2 mit Yoda nach Dagobah fliegt – was heißt: a) R2 kennt nicht nur Yoda und weiß, wie er aussieht, er war b) auch schon da, also warum zum Henker gibt er Luke nicht mal n kleinen Tipp?) Und auch die Tatsache, dass Vader Lukes Vater ist, was in „Imperium“ eine enorme Überraschung ist, oder Leia Lukes Schwester, die Überraschung von „Jedi“, hätte man sich als solche belassen können, wenn man die Sache etwas cleverer angegangen wäre. Und über den Schwachsinn, dass Vader ausgerechnet von Tatooine stammt, wo Luke unter dem Namen Skywalker bei seinem eigenen Stiefbruder aufwächst, darüber wollen wir uns gar nicht erst aufregen, oder?

Ich hatte auch schon mal darüber geschrieben, dass die Sache mit der Zeit nicht funktioniert… oder fast jede Sache mit der Zeit? Anderthalbfache Lichtgeschwindigkeit ist verdammt langsam, die nächstgelegene Sonne ist von unserer vier Lichtjahre entfernt, Sie können also mal ausrechnen, wie lang der Rasende Falke von hier bis Alpha Centauri brauchen würde – und ob das nicht von jemandem geschrieben wurde, der von so was schlicht keine Ahnung hatte. Und dann ist da die Sache mit Luke, der irgendwo zwischen 17 und 19 Jahre alt ist. Was bedeutet, dass die Ausrottung der Jedi genau diese Zeitspanne zurückliegt. Es ist aber extrem unwahrscheinlich, dass sich nach so kurzer Zeit kein Schwein mehr an die Jedi zu erinnern scheint, weil es eine „altertümliche Religion“ ist und „das Universum […] sie längst vergessen“ hat. Njäää, der zweite Weltkrieg liegt inzwischen weit länger zurück, und den hat auch niemand vergessen, also so gesehen ist auch das Quatsch.

Eine andere Sache ist, wie Palpatine, nein, wie Lucas den jungen Anakin auf die dunkle Seite der Macht ziehen will. Bei Luke sagt er einfach, der solle seinen Papa umbringen, dann wär er sauer – et voila, böse. Warum nutzt der Erzähler George Lucas nicht einen besseren, stärkeren Weg. Ich fand schon immer, dass es Verschwendung war, Anakins Mutter Shmi von Sandleuten zu Tode foltern zu lassen. Hätten wir hier jemanden gehabt, der weiß, wie man eine Geschichte erzählt, dann hätte er dieses Potential erkannt und genutzt. Lass Anakins Mutter von einem Handlanger entführen und dann hätte entweder der Handlanger oder Palpatine selbst die Mutter umlegen sollen. Vor Annies Augen. Klein Annie wird sauer, legt Leute um, willkommen auf der dunklen Seite! Aber so… Gut, dass sie schlecht sind, hat den Filmen rein finanziell keinen Abbruch getan, also wer bin ich, dass ich mich mit dem großen GL anlege?

Die Rückkehr der „Star Wars“ Filme

Nun waren die Prequels erfolgreich, was vielleicht auch mit einem wesentlichen Aspekt zusammenhängen könnte: „Wir hatten ja nichts anderes.“ Es gab nicht viel, Spielzeug, Comics, Bücher, aber für viele Jahre keine Filme. Man war hungrig nach neuen Abenteuern im „Star Wars“ Universum und hat sie aufgesogen wie ein Verdurstender. Heutzutage sieht die Lage ein wenig anders aus. Es gibt sechs Staffeln „Clone Wars“, es gibt die „Rebels“, die eigentlich eher die Art Serie ist, die der Fan der alten Filme gerne gesehen hätte, weil sie in dem Universum spielt und mit den Gegnern, die man kennt und liebt, aber die „Klonkriege“?

Ich wage an dieser Stelle eine Theorie, von der ich nicht sicher bin, ob sie bislang sonst jemand ausgesprochen hat: Ich glaube, GL hatte keine Idee, was die Klonkriege sein sollten. Seine Filme wirken so, als hätte er den „Herrn der Ringe“ gelesen und gerade Peter Jacksons (der mit seinen Prequels genauso danebengegriffen hat wie GL mit denen von „Star Wars“) großartige Filme machen die Parallelen zwischen Gandalf und Kenobi deutlich, besonders im ersten Teil, wo der Zauberer praktisch zum gefühlt selben Zeitpunkt den Abgang macht wie Obi-Wan – und, wie dieser, später wiederkommt. Da Lucas also wahrscheinlich HdR gelesen hat, wird da der „Hobbit“ auch nicht weit weg gewesen sein – und in dem werden irgendwo kurz die „Orkkriege“ erwähnt. Deshalb behaupte ich mal, er hat gedacht, wow, coole Hintergrundgeschichte, aber „Ork“ darf ich nicht sagen, aaaaalso… Klon, ja, das ist gut, das klingt nach Science Fiction, das passt, also „Klonkriege“, das gibt meiner Welt einen Hintergrund und mehr Tiefe. Nur eine Theorie!

Aber wie dem auch sei, heute ist der Markt in Sachen „Star Wars“ ein wenig gesättigter – aber offensichtlich merkwürdigerweise trotz des wirklichen Überangebots scheinbar nicht übersättigt. Denn „Das Erwachen der Macht“, das scheint irgendwie klar zu sein, wird ein Erfolg werden. Ohne großen Zweifel. Der Film könnte beschissen sein, der Film könnte ein fünfminütiger Trailer sein, er wird erfolgreich werden. Was sagt das über die Qualität aus? Nichts! Zum Zeitpunkt, da ich diese Worte schreibe, habe ich ihn noch nicht gesehen, dies hier ist nur das Präludium, das Prequel zur Besprechung, weswegen hier noch die Möglichkeit für Spekulationen ist. Sagen wir es so, um ein so abgrundtiefes Desaster wie die drei Prequels zu werden, müsste man sich schon verdammt anstrengen. Es ist also leicht, anzunehmen, dass er besser wird als Episode I bis III – aber für den Freund der alten Filme ist das eh nicht der Maßstab. Die Frage ist also: Wie wird er sich im Vergleich zu „Krieg der Sterne“, „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ schlagen? Die Antwort… steht noch aus. Was man den Machern aber schon jetzt hoch anrechnen muss, ist die Tatsache, dass bislang noch nicht viel über die Handlung an die Öffentlichkeit gelangt ist. Selbst das Spielzeug scheint sich zurückzuhalten, um nicht durch bestimmte Figuren zuviel über die Handlung zu verraten. Und das ist sehr schön, denn es gibt einem, hoffentlich, die Möglichkeit, überrascht zu werden – und, noch hoffentlicher, positiv überrascht!

Bleibt die Frage, ob man aus dem Auslassen von Informationen etwas schließen kann? Warum ist Luke nicht im Trailer? Oder auf dem Plakat? Lässt das einen Schluss auf die Handlung zu? Ist Luke vielleicht… böse? Diese Idee lässt mich hin und her gerissen sein. Denn einerseits wäre das eine echte Überraschung, etwas, womit man nicht rechnet, und so was ist bei einem Film eigentlich meist ein Vorteil. Andererseits wäre das aber auch ein wenig ein Tritt ins Gesicht der alten Trilogie, denn da ging es darum, dass Luke eben der Gute ist und bleibt und sich nicht von der dunklen Seite korrumpieren lässt, was damit hinfällig wäre. Nuuuun, wir werden sehen – und was auch immer die Auflösung davon sein sollte, ich werde es nicht enthüllen, denn dafür müssen Sie den Film schon selbst sehen.

Also, wo waren wir? Vader hat den Imperator in den Aufzugschacht gestoßen, Han und Leia haben den Schutzschildgenerator gesprengt, Lando hat den (zweiten) Todesstern in die Luft gejagt und Luke hat Vader verbrannt… oder den Roboter mit ein bisschen Knochen und Haut drin, keine Ahnung, ob der wirklich brennen würde, wenn man mal genau drüber nachdenken würde, aber das ist in etwa der Punkt, an dem wir gestanden haben. Und nun… geht’s weiter!

Das Erwachen der Macht

Das Imperium wurde zerstört, aber es gibt Nachfolger, die nicht unbedingt gutes im Schilde führen. Ihnen entgegen stellt sich die Resistance, Nachfolger der Rebellen. Und es gab da mal einen Jedi namens Luke Skywalker, doch der ist seit vielen Jahren verschwunden. Ein Rebellen-, äh, Resitancepilot findet eine Karte, die die Position des alten Jedi verraten soll. Doch er ist gezwungen, sie in einem kleinen Roboter vor den Bösen zu verstecken…

Endlich, endlich fühlt sich ein Film wie ein „Star Wars“ Film an. Anders als die synthetischen, seelosen Prequels hat dieser Film das Herz am rechten Fleck. Schon dadurch, dass die Konstellation der Gegner ähnlich gelagert ist wie zuvor. Die Rebellen sind jetzt nicht an der Macht und deshalb zwangsläufig das Ex-Imperium die Rebellen – nein, es ist schon irgendwie so, wie es vorher war. Und sein muss, damit die Geschichte funktioniert. Was der Film auch tut – und damit Hoffnung für die Nachfolger gibt, denn anders als man vielleicht erwarten würde, beginnen wir die Handlung nicht mit den alten Recken und gehen dann zu den neuen Figuren über. Wir starten direkt ins Geschehen und führen neue Charaktere ein, bevor wir irgendwann zu ein paar der alten kommen. Und es klappt trotzdem, die Geschichte funktioniert, die Effekte sehen gut (und echt) aus, alles ist so, wie man es sich in einem „Star Wars“ Film wünscht. Nur, und das ist der einzige kleine Schwachpunkt, fast ein bisschen zu sehr. Ein bisschen hat man das Gefühl, ein Konglomerat der alten Filme vorgesetzt zu bekommen, wobei man sich beim Besten bedient, aber manchmal wirkt es schon so, als hätte man sich zu sehr „inspirieren“ lassen (Roboter mit Geheimdateien, vom Imperium gejagt, als Motivation für die Heldenfigur, die Heimat zu verlassen und hinaus ins All zu ziehen, eine Bar mit merkwürdigen Kreaturen, eine Vision der Macht, ein Aufeinandertreffen alter Bekannter…), aber so ganz tut das der Sache trotzdem keinen Abbruch, denn der Film hat etwas weiteres, was den Machwerken George Lucas fehlte: HUMOR!!!

Es gibt ein paar schöne Brechungen, ein paar nette Dialoge, ein paar hübsche Anspielungen. Das belebt die Sache und macht schlicht und einfach Spaß. Und da sich Fans zu Recht darüber beschwert haben, dass Han Solo in der Special Edition nicht mehr zuerst schießt, nun, dieser Film zeigt dieser Überarbeitung an einer Stelle irgendwie den Mittelfinger.

Die Akteure

Zudem ist das alles auch noch sehr schön gespielt. Harrison Ford findet schnell wieder in eine seiner beiden Paraderollen zurück und versprüht den gleichen Witz und Charme eines Abenteurers wie der junge Han Solo. Chewie bringt jeden seiner Texte gekonnt wie immer – und auch Carrie Fisher macht ihre Sache wieder sehr gut, auch wenn das Alter nicht ganz an ihr vorbeigegangen ist, ohne Spuren zu hinterlassen.

Auch die neuen Darsteller sind durch die Bank weg überzeugend – ebenfalls anders als in den Prequels. Adam Driver als Bösewicht, Daisy Ridley als Frau der Tat, John Boyega als Mann am Scheideweg und Oscar Isaac als Pilot, der zu Beginn des Films ein wenig die Rolle des witzigen Abenteurers gibt.

Da seien noch ein paar Dinge erwähnt: Es gibt mehr Frauen, auf beiden Seiten, gut wie böse. Und J.J. Abrams hat etwas verstanden, das George Lucas nicht verstanden hat: Es gibt dem Ganzen etwas Besonderes, wenn die Figuren ihre Helme und Masken aufbehalten. Das schafft eine eigene Optik und ein bisschen Mysterium. Und wenn man den Helm abnimmt, dann aus einem guten Grund. Nach dem Fiasko von „Star Trek Into Darkness“ hat Abrams hier bewiesen, dass er es doch kann, denn der Film gibt einem mehr das „Star Wars“ Gefühl, als jeder seiner beiden anderen Genre-Filme einem das Gefühl von „Star Trek“ vermittelt! Aber das gehört eigentlich ins Fazit.

Außerdem gab es stets etwas, das die drei alten Filme miteinander verbunden hat, das GL aber scheinbar auch nicht verstanden hat. Also, was ist in jeder ersten Szene des Films direkt nach der Laufschrift zu sehen? Richtig, ein Sternenzerstörer. In den Prequels fehlt das – hier nicht. Auch, wenn es der Nachfolger des Sternzerstörers ist, eine Art Super…supersternzerstörer. Leider sehen wir bei den Schiffen der Imperialen keinen alten, obwohl auch das Sinn ergeben hätte, dass sie altes Material benutzen. Die Sturmtruppen sind zwar modernisiert, fühlen sich aber trotzdem wie richtige Sturmtruppen an und handeln auch so. Auch das gibt einem das Gefühl, im richtigen Film zu sein.

Mit

Harrison Ford, Mark Hamill, Carrie Fisher, Adam Driver, John Boyega, Oscar Isaac, Daisy Ridley, Anthony Daniels, Peter Mayhew, Domhnall Gleeson, Andy Serkis, Gwendoline Christie, Max von Sydow

Star Wars: Das Erwachen des Fazits

Endlich, seit 1983, wieder ein echter „Star Wars“ Film. Er spinnt Handlung und Welt der alten (drei, denn mehr gibt es streng genommen nicht) Filme sinnvoll weiter, führt neue Ordnung und neuen Welten, neue Helden und neue Feinde ein. Und das mit viel Blick für die Klassiker und einer Menge Humor. Es ist genau das, was man sich als Fortsetzung für „Krieg der Sterne“ gewünscht hat: Neue Abenteuer in einem altvertrauten Universum. So muss „Star Wars“! Ab 17. Dezember 2015 im Kino.

Neu im Kino: Madame Bovary

Junge Frau heiratet Arzt und begibt sich in Affären mit anderen Männern – und toten Gegenständen, von denen sie mehr und mehr kauft…

Nach Gustave Flaubert

Karten auf den Tisch, wenn ich das Buch gelesen habe, ist es zu lange her, als dass ich mich daran erinnern könnte. Prinzipiell sollte aber der Film alles sagen, ohne dass ich etwas nachlesen muss – und da sind wir ein wenig beim Problem angekommen. Wenn wir das Ganze zusammenfassen wollen, dann drängt sich das Wort

distanziert

auf. Madame Bovary ist von allen distanziert – und das schafft auch eine Distanz zum Zuschauer, die es ihm erschwert, mit ihr zu fühlen. Was zur Folge hat, dass man, offenbar ähnlich wie sie, wenig fühlt. Was wiederum einen zweistündigen Film schwierig macht. Und möglicherweise hat es sich nur mir nicht erschlossen, aber was bei einem Film auch sehr hilfreich ist, ist die Motiviation. Warum tut eine Figur etwas. Sollte Frau Bovary in ihrem Gatten eine Enttäuschung sehen und diese Leere mit anderen Männern füllen wollen, dann ist das nicht gut genug herausgearbeitet. Wenn sie mit den anderen Männern eine Leidenschaft empfindet, die sie bei ihrem Mann nicht erlebt, dann ist auch das nicht gut herausgearbeitet, denn hier fehlt die Leidenschaft. Und wenn, was eine sehr schöne Idee ist, sie versucht, ihr tristes Leben mit Dingen und Liebschaften zu füllen, um ihm etwas abzugewinnen, dann fehlt auch da leider die bessere Herausarbeitung. Der Pressetext spricht davon, dass sie viele Liebesromane gelesen hat und sich so ein Leben vorstellt – aber falls diese Information im Film sein sollte, ist sie mir leider entgangen. Und sie sollte im Film sein, man sollte sie nicht aus dem Begleitheft oder dem Comic zum Film erfahren müssen. Der Film selbst muss einem alle Informationen liefern, die man braucht, um ihn zu verstehen, Punkt. Die Motivation erschließt sich also nicht, was bleibt, ist die Distanz. Vielleicht fühlen wir uns als Zuschauer so wie die Bovary, aber ob das der Rezeption des Films wirklich hilft, sei dahingestellt.

Unterm Strich ist es ein Kostümdrama, das uns in eine andere Zeit entführt, eine Zeit, in der das Leben anders war. Es zeigt uns diese Zeit und mag darin auch durchaus sehr akkurat sein. Mia Wasikowska passt als Titelfigur recht gut. Paul Giamatti ist (bis auf „Not so Amazing Spider-Man 2“) eigentlich immer eine sichere Bank. Ein kleines Highlight ist jedoch die Darstellung von Rhys Ifans; seinerzeit an der Seite von Hugh Grant im Komödienbereich bekannt geworden, kann er hier beweisen, wie viel mehr in ihm steckt. Visuell und darstellerisch kann man sich also nicht beklagen.

Madame Fazitary

Schlicht distanziert. Wenn es als Stilmittel gedacht ist, um uns auf eine Gefühlsebene mit der Hauptfigur zu bringen, ist das gleichermaßen genial wie fatal, denn wenn man nichts für die Leute fühlt, für die man etwas empfinden sollte, hofft man eher, dass es schnell vorbei ist – und wir können nicht alle den Weg der Madame Bovary beschreiten. Ab 17. Dezember 2015 im Kino.