The Final Season
Dr. Crusher, die Picard seit mehr als 20 Jahren nicht gesehen hat, ruft ihn um Hilfe und sagt ihm, dass er niemandem trauen kann, also wendet er sich an seine alte Nummer 1 Captain William T. Riker…
The Nexter Generation
Irgendwie war Patrick Stewart wohl nicht so begeistert, in „seiner“ Serie eine Wiedervereingung mit Besatzung und Besetzung der NEXT GENERATION zu machen… was, neben schlechten Autoren, Geschichten und Figuren einer der vielfältigen Gründe dafür war, dass Staffel 1 und 2 von PICARD eher wirklich schlecht waren – und noch immer sind. Sie waren an Figuren und Thema vorbei und in vielen Aspekten mit DUMM!!! noch sehr schmeichelnd umschrieben. Doch hier nun wird alles anders:
Endlich wieder gutes STAR TREK!
Das auch diesen Namen verdient. Gut gemacht, gut geschrieben und mit einem Blick für das Universum und die Charaktere, was auch dadurch zustande bekommen ist, dass Showrunner Terry Matalas mit den einzelnen Darstellern gesprochen hat, um herauszufinden, was sie mit ihren Figuren gerne tun würden – und dabei ist zum Glück nicht so eine Kacke bei rausgekommen, wie ein Picard, der seiner Mutter dabei zusieht, wie sie selbstmordmäßig aufgeknüpft im Wintergarten baumelt, Draaaamaaa und Traumaaaa… Hier fühlt man sich, in bester Weise, an die gute TNG-Zeit erinnert und wenn man mal ehrlich ist, kann man, wenn man sich die Abenteuer dieser Crew noch einmal am Stück ansehen möchte, die beiden ersten Staffeln auch überspringen, da sie, außer ärgerlich zu sein, nicht wirklich viel zur Sache beitragen. Ja, da ist Zeit zwischen vergangen, Picard wurde zu einem Androiden gemacht – womit die Macher der zweiten Staffek effektiv NIX machen, also eine durch und durch sinnlose Aktion, die man hätte umgehen können, indem man ihn schlicht geheilt hätte – und das meiste andere erklärt sich eigentlich aus dem Zusammenhang. Ein bisschen, und damit meine ich komplett, ignoriert man den Mist, den man in der vorherigen Staffel mit den Borg gemacht hat, dafür aber machen sich Riker und Troi über ihre Hütte im Wald aus Staffel 1 ein wenig lustig, was mehr als angemessen ist.
Von Fans mit Fans für Fans
Und da sagt man, Paramount hätte alle Fanprojekte verboten… was man an der Arbeit von Alex Kurtzman sehen kann, der weder Fan noch fähig zu sein scheint. Bei Terry Matalas, der hier sein ganzes Wissen und Können einbringen konnte, und nicht, wie es die meisten anderen in anderen TREK-Serien zu tun scheinen, ihr Unwissen und Unfähigkeit, ist aber das Gegenteil der Fall und so fühlt sich das Ganze von vorne bis hinten wie STAR TREK an, was sich in vielen Details wiederspiegelt. Da ist zum Beispiel die Musik. Durch sie fühlt man sich gleich zu Hause, denn man vereint viele Themen aus Filmen und Serien und hört Komponisten wie Jerry Goldsmith und James Horner heraus. Zudem verleiht man der Next Generation mit dem Vorspann, der als Nachspann kommt, nun endlich mal etwas eigenes, denn die hatte als Anfangsmusik der Serie die von STAR TREK: DER FILM, womit sie dann nie so ganz eigenständig gewirkt hat. Das ist jetzt anders – und das ist jetzt schön!
Die Klobige
Welch unfeiner Spitzname hier für die Enterprise D geprägt wird – aber ich muss zugeben, dass ich nie Fan von diesem Design war. Anders als ihre Kolleginnen allerdings hat man bei ihr das Gefühl, dass die Besatzung in ihr auch Platz findet. Davon ab sind die neuen Schiffe, einschließlich der Titan, die als Neo Constitution Klasse an die Enterprise erinnert und erinnern soll, irgendwie nicht ganz so schick geworden, was auch für die neuen Uniformen gilt, aber Ästherik liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters.
The Shaw must go on
Eins der Highlights dieser Staffel ist eine der neuen Figuren: Captain Shaw. Einfach großartig und man würde sich wünschen, mehr TREK mit ihm am Ruder zu sehen, denn Todd Stashwick ist einfach großartig in der Rolle, auch wenn die Geschichte der Figur ein wenig an die von Captain Sisko erinnert. Falls mich jemand fragen sollte, ob der Captain Maximilian Shaw in meiner Buchreihe DIE FINSTERNIS DER STERNE nach ihm benannt ist – da das erste Buch lange vor dieser Staffel erschienen ist, wohl eher nicht. Aber auch Sidney La Forge ist klasse und nett ist, das LeVar Burtons wirkliche Tochter Mica dessen Serientochter Alandra spielt – Familie wird hier eben ganz groß geschrieben.
Schön ist ebenfalls, dass Dr. Crusher endlich mal was zu tun hat… und da vermisst man es nicht, dass man nicht auch Dr. Pulaski wieder zurückgeholt hat, obwohl das sicher auch spaßig hätte werden können. Wunderbar ist das Verhältnis Riker Worf und sehr hübsch, wenn Data und Lore wie dereinst der gute Gollum mit sich selbst ausfechten, wer denn nun das Sagen hat. Und dann ist da natürlich noch Amanda Plummer, Tochter von Christopher Plummer, dereinst General Chang in STAR TREK 6. Sie darf so böse sein wie es geht und lässt die Erinnerung an ihren Vater immer wieder aufleben… und sie ist im Original die einzige, die den Namen Picard richtig ausspricht, also Picaar ohne D.
Das flotte Museum
oder auch Flottenmuseum ist einer der Orte, der für Anspielungen auf die Historie von STAR TREK genutzt wird, Viele Schiffe aus vergangenen Serien gibt es dort zu bestaunen und auch eine klassische Constitution Klasse, die aussieht wie bei TOS und nicht wie bei STRANGE NEW WORLDS, warum nur? Aber es gibt in dieser Staffel noch so viel mehr zu entdecken. Rachel Garrett, Captain der Enterprise C, die von (einem) Picard in einer veränderten Zukunft in die Vergangenheit und damit in den Tod geschickt wird, zum Beispiel. Man hat, ebenso wie die Untertassensektion der D, auch Kirks Leichnam geborgen und weggeschlossen und soviel mehr, dass es eine wahre Freude ist.
Diese Staffel, explizit, ist eine Fortsetzung von TNG, aber auch DEEP SPACE NINE, VOYAGER, sowie TOS, vertreten durch die Kinofilme, sowohl durch die Enterprise A als auch die Bounty… und die Wale. Selbst ENTERPRISE wird erwähnt, ist aber nicht so prominent. Auch wenn Worf der einzige Vertreter von DS9 ist, so ist es doch schön, dass man von TNG die Geschichten von Ro Laren und Elisabeth Shelby fortgeführt hat.
Einzig die Sprache ist etwas zu modern… also für unsere Zeit, womit sie für die zukünftige zu altmodisch wird. Ein Teil des Trek-Universums war auch, dass die Sprache ein wenig künstlich war, was einer fernen Zukunft aber durchaus angemessen ist. Hier gleitet sie ein bisschen zu oft in unseren aktuellen Sprachgebrauch ab, was die Sache zwar auflockert, aber auch nicht vollständig passt. Spaß machts aber trotzdem!
Starker Stimmbruch
Es ist lange her, dass STAR TREK: THE NEXT GENRATION unter dem Titel RAUMSCHIFF ENTERPRISE: DAS NÄCHSTE JAHRHUNDERT fürs ZDF synchronisiert wurde (und noch ein bisschen länger, dass man die ersten Folgen für die Videoauswertung von CIC in Hamburg mit komplett anderen Sprechern bearbeitet hat) und viel ist seitdem geschehen – und viele tolle deutsche Stimmen haben uns seitdem leider verlassen.
Wie bereits in vorherigen Artikeln angedeutet wurde, hört man für Jonathan Frakes nicht wieder Detlef Bierstedt, sondern, wie in den letzten drei Kinofilmen der Next Generation Tom Vogt. Somit hat sich Herr Bierstedt, leider für uns Fans von deutschen Fassungen etwa ein Jahr zu früh vom Synchron zurückgezogen, so dass uns der Abschied von Riker mit ihm entgeht, ebenso wie George Clooneys kurze Rückkehr als Bruce Wayne oder Stellan Skarsgards Baron Harkonnen im zweiten Teil von „Dune“, wann auch immer der kommen mag. Schade ists, aber leider nicht zu ändern.
Bei Gates McFadden, wo schon bei PRODIGY eine neue Stimme zu hören war, entschied man sich hier aber nicht für Gundi Eberhard, sondern für Katharina Koschny, aus welchen Gründen auch immer. Auch bei Michelle Forbes griff man nicht auf ihre damalige aber noch aktive Sprecherin zurück, sondern besetzte anders, während man bei Elisabeth Dennehys Rückkehr um eine Neubesetzung leider nicht herumkam.
Traurigerweise gilt das auch Michael Dorn als Worf. Vor nicht allzulanger Zeit verstummte Worfs Stammstimme Raimund Krone, der Dorn auch in anderen Produktionen die Stimme lieh, ebenfalls für immer. Als Ersatz besetzte man nun jemanden, der, streng genommen, eigentlich ohnehin erste Wahl hätte sein können und es ein paar Jahre später auch mit großer Wahrscheinlichkeit gewesen wäre. Tilo Schmitz ist die Stimme, die man erwartet, wenn man irgendwo einen großen schwarzen Mann auftauchen sieht, denn er wird oft für diesen Typ Schauspieler besetzt, u.a. Ving Rhames und Michael Clarke Duncan, so aber auch Christopher Judge in STARGATE, der ja irgendwie der Worf jener Serie ist. Da wäre es also eigentlich schon damals fast naheliegend gewesen, ihn Dorn sprechen zu lassen, zumal er das in einer Episode der OUTER LIMITS auch tut. So ist es zwar ein bisschen Klischee, ihn hier zu hören, andererseits aber auch fast schon mehr als überfällig.
Charles Rettinghaus, der zusammen mit Detlef Bierstedt seinerzeit in Sachen Geld auf die Leute mit Verantwortung zuging und danach für die letzten drei Kinófilme nicht mehr besetzt wurde, kehrt nun zu Geordi und LeVar Burton zurück, auf den er immer schon perfekt gepasst hat.
Den Rekord hält allerdings Michael Pan. Sieht man von der einen Episode bei TNG ab, in der Dr. Soong das erste Mal auftaucht, gespielt von Brent Spiner mit dickem Make-up, in der man jemand anderes für den alten Kerl besetzte, ist Pan nun der einzige, der seinen Schauspieler und diverse seiner Figuren durchgehend und immer gesprochen hat, seit dem Beginn der NEXT GENERATION über die Kinofilme und ENTERPRISE bis hin zu PICARD – und das ist eine seltene wie schöne Kontinuität, die sich wirklich hören lassen kann.
Irgendwie witzig ist dann noch, dass hier man hier etwas schaffte, was man seinerzeit nicht hinbekommen hatte: Die Rückkehr von Eckart Dux als Moriarty. Wie wir uns erinnern wollen wurde TNG quasi in zwei Phasen synchronisiert, die erste fürs ZDF und die zweite als SAT1 dann ein weiteres mal da weitermachte, wo die Öffentlich Rechtlichen aufgehört hatten. Es kam zu Sprecherwechseln bei der Stammbesetzumg, aber auch in anderen Bereichen. Beim ZDF wurde Daniel Davies in seiner Rolle als Sherlock Holmes Übergegner von dem inzwischen neinahe 97jährigen Dux gesprochen, doch als die Bearbeitung an SAT1 ging besetzte man aus irgendeinem Grund neu und nahm Werner Ehrlicher… der nun auch nicht mehr zur Verfügung steht, was es aber trotzdem zu einer netten Idee macht, auf Dux zurückzugreifen. Ein bisschen traurig wird es nun allerdings im nächsten Abschnitt…
Auf Wepperhören
Eines der vielen schönen Details dieser Staffel ist, dass man Walter Koenig, bekannt als Chekov aus der klassischen Serie und den Kinofilmen als Föderationspräsident Anton Chekov zurückholte, auch wenn man nur im Original seine Stimme hört. Er spielt seinen eigenen Sohn und es ist eine schöne Verbeugung vor dem viel zu früh verstorbenen Anton Yelchin, der Chekov in den JJ-Filmen spielte, dass man diese Figur Anton genannt hat. In der deutschen Fassung hätte man zu diesem Zeitpunkt noch mehrere Möglichkeiten gehabt. Martin Umbach aus den SAT1-Fassungen, aber der spricht schon Q. Frank Glaubrecht aus Film 3 und 7, aber… warum eigentlich nicht? Dann war da noch Stefan Staudinger für die Nachsynchros bei den Kinofilmen, der aber als Holodoc bei VOYAGER eigentlich sehr präsent ist. Leider, leider hat man nicht die Gelegenheit genutzt, Elmar Wepper noch einmal hinters Mikrophon zu bekommen. Neben Mel Gibson dürfte Walter Koenig und Chekov diejenigen gewesen sein, denen er als deutsche Stimme seit den 70ern mit am treusten geblieben ist – doch leider ist er vor kurzer Zeit verstorben und wir werden ihn nie wieder für einen dieser Schauspieler hören, die er so kongenial ins deutsche übertragen hat.
Und damit hat uns auch die letzte Stimme des klassischen RAUMSCHIFF ENTERPRISE unter Kirk verlassen. Gert Günther Hoffmann, Herbert Weicker, Manfred Schott, K.E. Ludwig, Rosemarie Kirstein, Fred Klaus und nun auch Elmar Wepper, all die tollen Sprecher, die das Raumschiff in den 70ern bei uns zum Fliegen gebracht haben, sie alle sind nun nicht mehr – und auch das ist wirklich traurig!
Bonus
Wunderbare Blicke hinter die Kulissen, auch in Audiokommentarform, in denen man von Terry Matalas sehr treffend hört, dass es Riker gut tut, wenn man mehr Frakes in ihn einbringt – und das stimmt, denn Riker fand ich immer langweilig, aber wenn man Jonathan Frakes z.B. bei den Inglorious Treksperts hört, dann ist das so ein Unterschied, denn der Mann hat Humor und ist nicht so ein Langweiler wie die Figur, die er spielt, also Hut ab vor Matalas, der hier wirklich etwas großartiges geschafft und geschaffen hat. Tolles Bonusmaterial zu einer tollen Staffel.
Spezial-Edition
Zudem gibt es die STAR TREK: THE PICARD LEGACY COLLECTION auf Blu-ray, die alle Filme und Staffeln mit Jean-Luc Picard enthält… womit sie natürlich nicht ganz vollständig ist, da ja der Pilotfilm von DEEP SPACE NINE fehlt, in dem Picard (und Locutus) ebenfalls auftaucht, aber da die Serie leider sträflicherweise noch immer nicht auf Blu-ray-Standards gebracht wurde, muss man hier wohl darauf verzichten.
Mit
Jean-Luc Picard: Patrick Stewart (Ernst Meincke)
Raffi Musiker: Michelle Hurd (Heide Domanowski)
Seven of Nine: Jeri Ryan (Anke Reitzenstein)
Jack Crusher: Ed Speleers (Bastian Sierich)
Riker: Jonathan Frakes (Tom Vogt)
Troi: Marina Sirtis (Eva Kryll)
Dr. Crusher: Gates McFadden (Katharina Koschny)
Worf: Michael Dorn (Tilo Schmitz)
Geordi La Forge: LeVar Burton (Charles Rettinghaus)
Dr. Altan Inigo: Brent Spiner (Michael Pan)
Daystrom Android M-5-10: Brent Spiner (Michael Pan)
B-4: Brent Spiner (Michael Pan)
Lore: Brent Spiner (Michael Pan)
Data: Brent Spiner (Michael Pan)
plus
Ro Laren: Michelle Forbes (Andrea Aust)
Shelby: Elisabeth Dennehy (Ulrike Mai)
Tuvok: Tim Russ (Christian Toberentz)
Moriarty: Daniel Davis (Eckart Dux)
Borg-Königin (Stimme): Alice Krige / Traudel Haas
Computerstimme der Enterprise: Majel Barrett / Eva-Maria Werth
Präsident Anton Chekov (Stimme): Walter Koenig / Stefan Gossler
und
Liam Shaw: Todd Stashwick (Oliver Siebeck)
Vadic: Amanda Plummer (Heidrun Bartholomäus)
Sidney La Forge: Ashlei Sharpe Chestnut (Amelie Plaas-Link)
Alandra La Forge: Mica Burton (Antje Thiele)
Krinn: Kirk Acevedo (Martin Kautz)
Laris: Orla Brady (Sabine Falkenberg)
sowie
Q: John de Lancie (Martin Umbach)
Where Many Fazits Have Gone Before
Der Abschied, den sie verdient haben – den alten Recken angemessen… und einfach schön. Das ist STAR TREK wie es sein soll – und offenbar auch bei Zuschauern und Fans ein großer Erfolg. Es steht zu befürchten, dass niemand die richtigen Schlüsse daraus ziehen wird und Terry Matalas das Ruder für das Trek-Universum oder zumindest eine eigene Serie in die Hand drückt, der hier bewiesen hat, dass er es kann – im Gegensatz zu Alex Kurtzman, der wieder und wieder beweist, dass er es nicht kann. Schön und wünschenswert wäre es, wenn man Matalas heranließe… aber das wäre ja schon fast eine so utopische Zukunft, wie sie STAR TREK einst gezeigt hat. Ab 16.11.2023 auf DVD und Blu-ray.