Doctor Who – Die komplette 3. Staffel

Manchmal möchte man auch mal über etwas schreiben, das man wirklich genossen hat, das man mag, das man liebt und woran man andere teilhaben lassen möchte. Dies hier ist so ein Fall. Zum ersten Mal auf Blu-ray erscheint die dritte Staffel vom Doktor – und sie zu sehen macht genausoviel Spaß wie über sie zu schreiben.

Who’s your Daddy… Doctor?

Auch wenn David Tennant nicht mein erster Doktor war (das war Sylvester McCoy in den 90ern) und ich Christopher Eccleston durchaus schätze, so ist Tennant doch mein Doktor – und jeder hat doch einen Doktor, oder?

Nach dem zurückhaltenden Eccleston im Neustart brachte Tennant eine neue Energie in die Sache, die einfach Freude bereitet und sich schön von seinem Vorgänger abhebt. Dazu kommen noch zwei weitere Faktoren: Russell T. Davies als Strippenzieher im Hintergrund und Steven Moffat als Autor einer Episode. Hier können beide zeigen, was sie draufhaben und was sie ausmacht. Davies schreibt nicht nur gut, er ist auch hervorragend darin, Staffelübergreifende Handlungsbögen zu kreieren und frühzeitig anzudeuten und einzuführen, was dann am Ende zu einem tollen Finale führt. Das ist leider nicht so ganz Moffats Stärke – die besteht darin, unter der Herrschaft Davies Episoden zu schreiben und hier steuert er nicht nur eine gute oder großartige bei, sondern eine der großartigsten der gesamten Serie überhaupt! Schon dafür lohnt es sich, diese Staffel anzuschaffen, denn nie war „Doctor Who“ besser… als in einer Folge, in der er ironischerweise kaum auftaucht. Aber, wie heißt es doch so schön,

Who cares?

Also was bekommen wir diese Staffel geboten?

Die Episoden:

  • Die aufgelöste Braut

  • Einmal Mond und zurück

  • Der Shakespeare Code

  • Festgefahren

  • Daleks in Manhattan

  • Evolution der Daleks

  • Der Preis der Jugend

  • 42

  • Die Natur des Menschen

  • Blutsbande

  • Nicht blinzeln

  • Utopia

  • Der Klang der Trommeln

  • Der letzte Time Lord

Picken wir uns ein paar heraus.

Los geht es mit dem Weihnachtsspecial, das an die letzte Folge der vorherigen Staffel anknüpft, in dem am Ende plötzlich eine Braut in der TARDIS erscheint. Die entpuppt sich als ausgesprochen nervige und herrlich ignorante Donna Noble, dargestellt von Catherine Tate und ein trefflicher Gegenpol zum Doktor. Später einmal wird sie sogar zur Reisegefährtin des Zeitreisenden werden und bekommt das vielleicht traurigste Schicksal eines Companions in der Geschichte von „Doctor Who“ spendiert… doch das liegt in ferner Zukunft, hier kann man erstmal eine wunderbare Weihnachtsgeschichte genießen, in der sogar schon der Name Saxon fällt, der gegen Ende der Staffel wichtig werden wird.

So, wie Donna ein Gegenpol zum Doktor ist, ist Martha Jones einer zu Donna. Sie ist clever, Ärztin und mit das Schönste, was die Serie zu bieten hat. Als passende Untermalung bekommt sie ein musikalisches Thema spendiert, das ihrer Schönheit gerecht wird.

Nach der Einführung machen wir die traditionelle Reise in die Vergangenheit, wo wir eine historische Persönlichkeit treffen. War es in der ersten Staffel Charles Dickens, ist es diesmal der Meister des Schauspiels persönlich, William Shakespeare – und ein paar Hexen, passt ja. Auf die Auflösung, wann es sich der Doktor mit Queen Elisabeth I. verscherzt hat, die hier am Ende der Folge seinen Kopf fordert, mussten wir übrigens bis zum „Tag des Doktors“ warten.

Eine andere Persönlichkeit, diesmal aus dem Serieuniversum selbst, gibt es in der nächsten Folge „Festgefahren“, wenn wir neben einem Stau in New New New New… New York dem Gesicht von Bo begegnen… und am Ende der Staffel werden wir sogar endlich erfahren, warum er und der Doktor alte Freunde sind.

Anschließend geht es an den Broadway, an dem die bekanntesten Feinde des Doktors eine Bühnenproduktion auf die Beine stellen wollen, „My Fair Dalek“… Nein, nicht ganz, aber es gibt ein wenig Daleks, ein bisschen Theater und einen Andrew Garfield in der Frühphase seiner Karriere.

Mark Gatiss, der sich mit „The League of Gentlemen“ (nicht zu verwechseln mit der Comicverfilmung „The League of Extraordinary Gentlemen“, die Sean Connerys Karriere beendete) einen Namen machte und dessen beiden Kollegen Steve Pemberton und Reece Shearesmith später ebenfalls eine Sprechstunde beim Doktor besuchen sollten, ist wohl nicht nur ein Fan von „Doctor Who“ sondern auch ein Freund von Steven Moffat. Er spielte in dessen Serie „Jekyll“ mit und schuf zusammen mit ihm „Sherlock“, in dem er auch als Holmes Bruder Mycroft auftrat. Hier nun gibt er mit „Der Preis der Jugend“ seinen Einstand, noch nicht als Autor, was er später pro Staffel einmal tun sollte, sondern als Schauspieler – in einer Folge, die ich persönlich für eine der schwächeren halte.

Was auch für die nachfolgende gilt, die mich immer ein wenig an „The Satans Pit“ aus der zweiten Staffel erinnert, nur ohne Ood.

Wenn wir das hinter uns haben, wird es aber bis zum Ende gut. Erstmal findet der Doktor seine Menschlichkeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Und richtig befriedigend wird es dann später bei Tennants Abschied, wenn es eine mehr als deutliche Anspielung auf diese Doppelfolge gibt. Mit dabei ist auch Thomas Brodie-Sangster, den man bis dato eher aus dem hervorragenden „Tatsächlich…Liebe“ kannte und der es später nach „Game of Thrones“ schaffte, wo Gegenspieler Harry Lloyd eine Goldkrone verpasst bekommen sollte. Sehr schön ist hierbei, dass man lange nicht weiß, was gespielt wird.

Und dann haben wir den Höhepunkt der Staffel wenn nicht gar der gesamten Serie: „Blink“ / „Nicht blinzeln“. Geschrieben von Steven Moffat, der immer dann am besten für den Doktor war, wenn er nicht selbst das Steuer über die gesamte Serie in der Hand hielt. Dies ist seine doktorantische Meisterleistung, seine Promovierung gewissermaßen, mit der er nicht nur eine der spannendsten Episoden schafft, sondern auch die „Wheeping Angels“ einführt, die er später noch mehrmals verwenden wird. Dass der Doktor selbst in der Folge kaum auftaucht ist der Tatsache geschuldet, dass es in dieser und der Staffel davor je eine Folge brauchte, in der man weitgehend auf die Hauptfiguren verzichten konnte, weil die zu diesem Zeitpunkt das Finale oder das Weihnachtsspecial drehen mussten. So ist denn der Doktor selbst nur ein Gast in der Folge, die möglicherweise die beste seiner Serie ist.

Danach arbeiten wir uns auf das Finale zu, auf das sehr schön und subtil über die gesamte Staffel hingearbeitet wurde, so wie es keiner außer Russell T. Davies schafft und das nicht nur einen alten Widersacher des Doktors mitbringt (der dann auch für die 10. Staffel wichtig wird), sondern auch einen alten Reisegefährten: John Barrowman kehrt als Captain Jack Harkness zurück und das macht mehr Spaß, als jede seiner „Torchwood“-Folgen. Ein großartiges Finale für eine sehr gute Staffel – könnte man so lange loben, bis der Arzt kommt.

Who’s Who is Who

David Tennant bleibt dem Fernsehen derzeit noch treu, wo er in Serien wie „Broadchurch“ und der ersten Staffel der Marvel-Serie „Jessica Jones“ tragende – und auch böse – Rollen hatte.

Die wunderbare Freema Agyeman, die zuvor schon im Staffelfinale mit den Cybermen als ihre eigene Cousine zu sehen war, brachte es in den britischen Ableger einer der langläufigsten Verbrechensserien der Welt, „Law & Order UK“.

Etwas besser hat es da ihre Serienschwester Gugu Mbatha-Raw getroffen, die es neben Netflixserien auch in Filme wie Disneys „Die Schöne und das Biest“ und „Erschütternde Wahrheit“ mit Will Smith geschafft hat.

Derek Jacobi hat eine hoffentlich noch lange anhaltende lange Karriere und ist nicht nur in Kenneth Brannaghs großartigem „Schatten der Vergangenheit“ dabei, sondern auch in seinem eher fragwürdigen „Mord im Orient Express“.

Andrew Garfield ist hier vor seinem Aufstieg zu „The Social Network“ und seinem Fall in zwei überflüssigen „The Unwatchable Spider-Man“-Filmen zu erleben, war aber wieder großartig in Mel Gibsons Kriegsdrama „Hacksaw Ridge“.

Thomas Brodie-Sangster war, wie bereits erwähnt, in „Tatsächlich…Liebe“ ein kleiner Junge, eine interessante Figur in „Game of Thrones“ – und leider auch in den furchtbaren „Maze Runner“ Filmen.

Und dann ist da noch John Barrowman, der hier als Captain Jack Harkness zurückkehrt. Der wäre ein klasse James Bond gewesen – aber wir wissen ja leider, wie diese Geschichte ausgegangen ist.

Innen größer als außen: Das Bonusmaterial

Während man als DVD-Käufer bei Disney, Marvel, Star Wars und James Bond als Filmgucker zweiter Klasse behandelt und vor Bonusmaterial „verschont“ wird, gibt es bei Fans des Doktors keinen Unterschied und man wird überhäuft und geradezu in Zusatzmaterial gebadet. Wie üblich gibt es eine Unmenge an Making-ofs und diverse Audiokommentare, die einen tiefer eintauchen lassen in die seit den 60er Jahren bestehende Welt von „Doctor Who“, seine Schöpfer, Darsteller und historische wie fiktionale Hintergründe. Das ist Fan-Service, der sich sehen lassen kann – und hören.

Look, Who’s talking

Ein wenig traurig wird es einem, wenn man diese Staffel auf deutsch betrachtet. Wir erinnern uns, dass der Doktor anfangs in Deutschland, sagen wir mal, nicht ganz so euphorisch aufgenommen wurde. Pro7 zeigte die erste Staffel mit Eccleston, doch auf die zweite, obwohl bereits synchronisiert, musste man warten, bis sie dann ohne Zuschauer zu merkwürdigen Uhrzeiten verramscht wurde. Erst mit Matt Smith wurde „Doctor Who“ dann auch in Deutschland erfolgreich und so holte man, verspätet, die Synchronisation der bislang noch fehlenden Episoden mit David Tennant nach. Hierfür konnte man wieder Philipp Brammer gewinnen, der ihn auch schon in der zweiten Staffel gesprochen hatte und ihm auch noch einmal in dem Special „Der Tag des Doktors“ seine Stimme lieh – zum leider letzten Mal, denn wenig später verstarb der dafür viel zu junge Schauspieler leider. Erfreuen wir uns also ein letztes Mal an seiner Arbeit, denn leider werden wir Tennant und auch sonst keinen Schauspieler mehr mit seiner Stimme zu hören bekommen.

Mit

David Tennant (Philipp Brammer), Freema Agyeman (Jana Kilka), John Simm (Michael Deffert), Derek Jacobi (Hans-Gerd Kilbinger), John Barrowman (Philipp Moog), Andrew Garfield (Nico Sablic), Harry Lloyd (Tim Knauer), Carey Mulligan (Mia Diekow), Gugu Mbatha-Raw (Corinna Dorenkamp), Tom Ellis (Peter Lontzek), Thomas Brodie-Sangster (Hannes Maurer), Mark Gatiss (Thomas Nero Wolff)

Fazit Who

Eine sehr gute Staffel mit der vielleicht besten Episode, die es bei „Doctor Who“ je gegeben hat. Die Sprechstunde bei diesem Doktor sollte man nicht auslassen! Ab 23.2.2018 auf Blu-ray.

Kino: RED SPARROW

Nach Unfall wird russische Ballerina von ihrem Onkel (nicht „Solo für“, leider) beim Geheimdienst angeworben, um herauszufinden, wer der Verräter ist, der den Amerikanern Geheimnisse vertickt…

Die 80er haben angerufen, sie wollen ihr Drehbuch zurück

Mann Mann Mann! Am Anfang weiß man nicht genau, wann der Film spielen soll, weil in Russland, naja, siehts 1950 genauso aus wie 2018, alles zurückgeblieben eben, grau, trist, alt, aber dann gibt’s ein Smartphone und bei der Luftansicht von London ist das neue Wahrzeichen der Stadt, The Shard, das spitze Hochhaus, komplett fertig, also spielt der Film in etwa heute, aber wieso zum Henker gibt es dann

verschissene Disketten???

Und auch die Propaganda, die Farben, Kleidung, Ideologie, Ausbildung, Feindbild, alles wirkt so, als wäre das Drehbuch in den 80er geschrieben worden und als hätte man sich nicht wirklich Mühe (keine!) gegeben, es mal der aktuellen Welt anzupassen, denn es gibt nicht nur

verschissene Disketten!!!

sondern auch ein Laptop, mit dem man sie benutzen kann. Das ist mit schlampig noch höchst euphorisch umschrieben. Ist aber, leider, nicht das einzige Problem des Films. Es gibt noch zwei entscheidende. Ich meine, wenn du alles, was du in einem Film siehst, schonmal anderswo besser gesehen hast, is das nich so dolle. So erinnert besonders die Schule der Agenten an die hervorragende Serie „The Americans“, die das alles soviel besser gemacht hat – und die tatsächlich in den 80ern spielt! Da ergibt das also alles einen Sinn und passt ins Gesamtbild. Hier dagegen…

Und dann ist da natürlich noch Jennifer Lawrence. Die zieht immer eine Fresse, so dass man nie mit Sicherheit sagen kann, wer gerade nicht da sein will wo sie ist, die Figur oder die Schauspielerin selbst. Wahrscheinlich beide. Dabei hätte gerade dieser Film eine Darstellerin gebraucht, bei der man nie genau weiß, auf welcher Seite sie nun eigentlich steht, wen sie gegen wen ausspielt, die flexibel wirkt, mal mitgeht, mal nicht, überzeugend täuscht – aber wenn man hier die J-Law-Einheitsfresse sieht, das stets leicht verärgerte Gesicht, dann hilft das der ganzen Sache nicht. Und da sie in ihren letzten Filmen mehr als genug Haut zeigt, scheint ihre Entrüstung über die Verbreitung ihrer selbstgemachten Nacktfotos und deren „Missbrauch“ für Masturbationsübungen vielleicht eher darauf zurückzuführen zu sein, dass man sie dafür nicht bezahlt hat? Hier zahlt man, als Zuschauer in mehrfacher Weise, und schon holt sie die Titten raus. Wers mag.

Nichts positives?

Okay, die Folterszenen waren hart und überzeugend. Reicht aber nicht – und, viel schlimmer, rettet auch nicht! Ach ja, es gibt immer wieder diese Leute, die Synchronisationen ablehnen, weil das ja irgendwie total unrealistisch und falsch ist, dass diese Ausländer da deutsch sprechen und allsonscheiß. Es ist aber ebenfalls bescheuert, wenn man in einem Film der in Russland spielt, seine Figuren englisch (oder deutsch) mit russischem Akzent sprechen lässt, um so „vorzugaukeln“, sie sprächen russisch. Das ist, war und wird immer eins sein: blöd!

Mit

Jennifer Lawrence (Maria Koschny), Joel Edgerton (Martin Kautz), Matthias Schoenarts (Stefan Günther), Jeremy Irons (Frank Glaubrecht), Ciaran Hinds (Bernd Rumpf), Mary-Louise Parker, Charlotte Ramplin

Regie: Frances Lawrence

Red Fazit

Mit einem besseren Drehbuch, einer konsequenten Herangehensweise (entweder in den 80ern spielen lassen oder es sinnvoll ans Jetzt anpassen) und einer anderen Hauptdarstellerin hätte man da was draus machen können. Da man das aber nicht hat, empfehle ich in Sachen Russen-Spionage eher die oben genannte Serie. Ab 1. März 2018 im Kino.

Doctor Who – Die komplette 10. Staffel

Der Doktor ist zurück… und zum letzten Mal in dieser Gestalt. Und mit Steven Moffat hinter dem Steuer der TARDIS. Denn sowohl für ihn als auch für Peter Capaldi soll dies die letzte Staffel werden…

Die Episoden:

  • Die Rückkehr von Doctor Mysterio

  • Flucht durchs Universum

  • Der lächelnde Tod

  • Dünnes Eis

  • Klopf, Klopf

  • Sauerstoff

  • Extremis

  • Die Pyramide am Ende der Welt

  • Die Tyrannei der Mönche

  • Die Kaiserin vom Mars

  • Die Bestie des Lichts

  • Masken der Verdammnis

  • Der Doktor fällt

Abschied

Zum Abschied gibt es erst einmal einen Einstieg, bei dem uns Moffat im Vorbeigehen demonstriert, wie man a) einen Superhelden und b) einen Superman Film macht, der das Herz am rechten Fleck hat, die Figur richtig trifft und einfach Spaß macht. Nimm das, DC, Moffat macht euch hier was vor – denn so sollte ein Superman aussehen. Nachdem der Doktor mit Capaldi ein wenig seinen Humor verloren hatte, und seine Leichtigkeit, ist beides mit dem Weihnachtsspecial mit River Song zurückgekehrt und bleibt dankenswerter Weise für diese Staffel erhalten. Der Doktor hat also zu sich zurück gefunden, endlich.

Nun wird die neue Begleiterin eingeführt – und die Abenteuer in Raum und Zeit beginnen. Dabei bietet die Staffel den üblichen schönen Mix aus verschiedenen Genres. Da ist ein wenig SciFi, ein bisschen Klassiker, Horror in einem Spukhaus, sogar eine originelle Art von Zombies – und eine treffende Kapitalismuskritik.

Nachdem Moffat das Runder für ein paar Episoden anderen Autoren überlassen hat, die angenehm unterschiedliche und neue Geschmacksrichtungen beisteuern, immer unterlegt mit einem Hauch von Horror, bringt er sich in der Mitte der Staffel selbst wieder mit ein und das mit einem wunderbaren Zwischenhöhepunkt, der einen Handlungsbogen über mehrere Folgen beginnt. Dann gibt es ein wenig Spiel mit der Geschichte, sowohl der der Welt von „Doctor Who“ als auch der Wirklichkeit.

Zum Abschluss und Abschied erhalten wir ein großes Finale, in dem Moffat das schafft, was sonst nur einem Joss Whedon vorbehalten ist: Gleichermaßen witzig wie traurig zu sein – und diesmal mit Elementen, die von Anfang an vorbereitet wurden. Ein gelungener Abschluss, auch für Moffat!

Alte und noch ältere Gegner

Wie immer tauchen in der Serie nicht nur neue Gefahren auf, sondern auch alte Gegner. So können wir uns darauf freuen, Michelle Gomez wiederzusehen, die als Missy einfach eine großartige Gegnerin und Bereicherung für die Serie ist. Eine wahre Freude. Als kleines Zückerchen gibt es dann neben den Ice Warriors vom Mars auch die Cybermen, wie die 60er sie schufen. Sicher ein großer Spaß für Freunde des klassischen Who… der sich auch eine Überraschung gönnt.

Was Gäste angeht, auch John Simm ist sich nicht zu schade, mal wieder vorbeizuschauen (anders als Christopher Eccleston, der sich offenbar standhaft weigert, jemals zu seiner Rolle als Doktor zurückzukehren). Der ehemalige Hercule Poirot David Suchet gibt sich die Ehre als Vermieter. Und dann ist da Pearl Macki als neue Reisebegleiterin Bill Potts. Geht es nur mir so oder sieht sie Alex Kingston, der Schauspielerin der River Song, nicht irgendwie ähnlich? Schade, dass es keine Anspielung darauf gibt… also geht es vielleicht nur mir so.

Innen größer als außen: Das Bonusmaterial

Wie üblich gibt es eine TARDIS voll Zusatzmaterial, Making-ofs. Audiokommentare, was das Whorz begehrt. In mehreren davon äußert sich der immer informative wie unterhaltsame Moffat zu Matt Lucas und warum er in der Serie ist… leider ist es keine Entschuldigung. Denn Lucas ist nicht wirklich eine Bereicherung sondern der einzige echte Schwachpunkt der Staffel. Was man auch daran sieht: Wenn man gerade in den ersten Episoden alle seine Szenen und Texte entfernen würde, würde das keinen Unterschied für die jeweilige Folge machen – außer sie zu verbessern. Davon abgesehen bieten gerade die Audiokommentare nette Einblicke in die Schöpfer gleichermaßen wie in die Episoden und ihre Entstehung und so kann man eine ausgedehnte Reise durch die Galaxien des Bonusmaterials anstellen und dort viele whonderbare Entdeckungen machen.

Mit

Peter Capaldi (Bernd Vollbrecht), Pearl Macki (Anja Stadlober), Matt Lucas (Oliver Kalkofe), Justin Chatwin (Fabian Oscar Wien), Charity Wakefield (Yvonne Greitzke), David Suchet (Hans Bayer), John Simm (Michael Deffert), Michelle Gomez (Katharina Koschny) & David Bradley (Fred Maire)

Fazit Who

Doktor Who ist zurück – und er viel von seiner alten Form zurückgewonnen. Seine Leichtigkeit und sein Humor sind wieder da, er fühlt sich richtig an – und er fühlt sich gut an. Wie der Doktor eben. Die definitiv beste Staffel mit Peter Capaldi – und ein würdiger Abschluss… oder nicht? Ab 22.2.2018 auf DVD und Blu-ray.

Kino: GAME NIGHT

Paar lernt sich beim Spielabend kennen und lieben, doch als der erfolgreiche Bruder des Mannes in der Stadt ist, lädt er zu einem Abend ein, der der „Game Night“ eine völlig neue Note verleihen soll: Einer wird entführt und die anderen müssen ihn finden – was natürlich nicht so glatt läuft, wie man sich das erhoffen würde…

Überraschung!

Manchmal, selten, aber doch hin und wieder, wird man mal von einem Film überrascht. Weil er besser ist, als man gedacht hätte. Ich bin kein Freund von Jason Bateman und eigentlich klingt das hier auf dem Papier, als wäre es eine sich selbst inszenierende Katastrophe, doch das Gegenteil ist der Fall. Der Film ist teils ausgesprochen witzig, bringt Dinge, die er einführt wieder und macht die meiste Zeit einfach Spaß. Er lebt davon, dass man mehr weiß als die Figuren, und auch das ist sehr schön umgesetzt.

Darsteller

Ein kleines Highlight ist es, „Dexter“ Michael C. Hall wiederzusehen – und das auch noch auf der großen Leinwand. Leider ist das erst sehr spät und sehr kurz, macht aber trotzdem Spaß. Ein noch größeres Highlight ist Jesse Plemons, der bei Slashfim zu seinen „Breaking Bad“ Zeiten sehr treffend als „Meth Damon“ bezeichnet wurde und den wir letztens als eine Art Captain Kirk in „USS Callister“, einer der besten Episode von „Black Mirror“, hatten. Der kann und darf hier voll punkten, wenn er als Nachbar so richtig gruselig rüberkommt. Gerne mehr Plemons.

Mit

Jason Bateman, Rachel McAdams, Billy Magnussen, Sharon Horgan, Lamorne Morris, Kylie Bunbury, Jesse Plemons, Danny Huston, Chelsea Peretti sowie Michael C. Hall und Kyle Chandler

Regie: John Francis Daley & Jonathan Goldstein

Fazit

Überraschend gut, überraschend witzig, hier und da auch ein wenig überraschend – auf jeden Fall aber lustiger, als er eigentlich sein dürfte. Ab 1. März 2018 im Kino.

Kino: Arthur & Claire

Kranker Mann fährt aus Wien nach Amsterdam, um sich dort einschläfern zu lassen, verhindert dann aber den Selbstmord der Holländerin im Hotelzimmer nebenan und so ziehen die beiden durch die Stadt…

Die hard 6: Die Harder

Die Hauptrolle wird, sehr schön, dargestellt von Josef Hader, der auch am Buch mitgeschrieben hat, frei nach dem Theaterstück von Stefan Vögel. Auch Hannah Hoekstra macht ihre Sache sehr gut und Rainer Bock ist kaum im Film. Der fängt sehr schön an, doch nach der ersten Szene verläuft sich vieles, vor allem der Humor. Der findet auch nur selten wieder zurück, obwohl er durchaus hilfreich gewesen wäre. Eine tiefgehende schwarze Komödie wäre diesem Thema angemessen gewesen, doch neben ein paar netten Dingen hier und da zerfasert der Film und lässt einen mit einem traurigen Ende zurück – traurig deshalb, weil es inkonsequent und unbefriedigend ist. Das ist alles sehr schade, weil man, wie gesagt, aus dem Thema wirklich etwas hätte machen können. Aber das ist dann eben doch

Harder

als man denkt. Ab 1. März 2018 im Kino.

Kino: CALL ME BY YOUR NAME

Doktorand besucht Professor und dessen Familie in einem Haus in Italien, wo sich zwischen ihm und dem Sohn des Akademikers etwas entwickelt…

Schöner Film!

Hier hätte man so viel falsch machen können, allein schon das Verhältnis eines erwachsenen Mannes zu und auch mit einem minderjährigen Jungen betreffend. Doch der Film ist genauso schön wie die Landschaft und das Wetter und man fühlt sich in einen langen, angenehmen Urlaub versetzt. Zudem schafft er es, seinen streng genommenen Mangel an Handlung zu überspielen und trotzdem, bis auf das letzte Drittel, wo es sich dann doch ein wenig zu ziehen beginnt, unterhaltsam zu sein. Die Geschichte ist zart bis zärtlich, die Darsteller sind wunderbar, Armie Hammer sympathisch, Jungschauspieler Timothée Chalamet überzeugend wie großartig und Michael Stuhlbarg gut wie immer – und vielleicht der verständnisvollste Vater der Filmgeschichte (seit Darth Vader?).

Mit

Armie Hammer, Timothée Chalamet, Michael Stuhlbarg, Amir Casar – Regie: Luca Guadagnino

Call Me By Your Fazit

Es geht um Liebe, Sex, Wissenschaft, Geschichte, Kunstwerke. Es spielt im Sommer, in malerischer Landschaft. Es ist vielleicht eine Spur zu lang geraten, aber auf jeden Fall sehenswert! Ab 1. März 2018 im Kino.

DVD: What happened to Monday?

In einer Welt, in der jede Familie nur ein Kind haben darf, leben sieben Zwillingsschwestern (Monday bis Sunday, also Montag bis Sonntag getauft), die ständig damit rechnen müssen, dass man ihnen auf die Schliche kommt…

Saugute Science Fiction!

Mit

Jeder Menge Action!

Was eine gute Mischung ist, die eigentlich funktionieren sollte, aber dafür ist der Film wahrscheinlich mal wieder zu clever oder „europäisch“, was ja schon schönen Stücken wie „Valerian“ das Aus zu bescheren scheint, während gequirlte Kacke wie „Transformers“ erfolgreich ist. Wie dem auch sei, das hier ist

Für mich einer der besten Filme des letzten Jahres

denn er hat nicht nur saubrutale Action, die von einer arschtretenden (kick ass lässt sich irgendwie schwer angemessen übersetzten) Frau gemeistert wird, sondern auch eine gute Geschichte, die die eine oder andere Wendung durchläuft und von vorne bis hinten spannend ist.

Eine großartige Mischung aus dystopischer Science Fiction Story mit jeder Menge harter Action

Getragen wird der Film von Noomi Rapace, die endlich mal eine ihr angemessene Rolle bekommen hat – oder in dem Fall sieben, denn sie spielt alle Schwestern, wobei sie die genauso schön voneinander abgrenzt, wie es Tatjana Meslany in „Orphan Black“ schafft, und endlich kann sie einmal, oder siebenmal, zeigen, wie verdammt gut sie ist. Dass man ein oder zwei Dinge vorhersieht tut der Sache keinen Abbruch, denn

der Film ist einfach gut!

Jawoll!

Als Bonus

gibt es u.a. einen Hinter den Kulissen-Beitrag, in dem man viel über die Figuren, aber auch über die Entstehung des Films erfährt.

Mit

Noomi Rapace (Sandra Schwittau), Willem Dafoe (Reiner Schöne), Santiago Cabrera (Dennis Schmidt-Foß), Barack Obama (Oliver Siebeck), Glenn Close (Kerstin Sanders-Dornseif) – Regie: Tommy Wirkola

What happened to Fazit?

Ein weiterer Beweis dafür, dass es auch gute und gut gemachte Science Fiction Filme aus Europa geben kann, wobei hier Noomi Rapace im Spiel mit sich brilliert, was in jeder Weise sehenswert ist. Und spannend. Und überhaupt! Sieben Daumen hoch!!!!!!! Ab 23.2.2018 auf DVD und Blu-ray.

DVD: THE FOREIGNER

Die Tochter eines Chinesen, der in London lebt, kommt bei einem Bombenanschlag der IRA ums Leben. Also macht er sich auf die Suche nach den Mördern, wobei er besonders einen irischen Politiker ins Auge fasst, von dem er die Namen der Täter wissen will…

Der Ausländer

Das zugrundeliegende Buch hat den Titel „The Chinaman“, als der die Figur im Film auch oft bezeichnet wird, aber spätestens seit „The Big Lebowski“ wissen wir ja, dass Chinamann nicht der politisch korrekte Terminus ist… Dude. Aber dies ist auch kein politisch korrekter Film, sondern ein politischer. Er ist ein

IRA-Politthriller mit Action

Und es ist eine durchaus gelungene Mischung. Im Mittelteil ist er zwar ein bisschen „gemütlich“, aber gerade im letzten Drittel nimmt er voll an Fahrt auf und wird gleichermaßen spannend wie actionreich. Bemerkenswert ist auch die Besetzung:

Jackie Chan vs. James Bond

Wie Jackie Chan in einem der sehr sympathischen Interviews mit den Hauptdarstellern sagt, hat er lange auf eine solche Rolle gewartet, denn das hier ist keine Haudrauf-Actionkomödie mit asiatischer Kampfkunst, es ist, wie gesagt, ein Thriller, hart, düster und politisch. Wer also „seinen üblichen Chan“ erwartet, wird hier wohl eher enttäuscht werden. Wer dagegen einen Chan in Höchstform erwartet, der kommt schon eher auf seine Kosten, denn trotz einiger Jahre auf dem Buckel hat er keinen solchen, sondern schlägt sich ausgezeichnet, so dass selbst jüngere Recken gegen ihn eigentlich keine Schnitte haben – und das ganze auch noch ausgesprochen glaubhaft. Letzteres trifft auch für den ehemaligen Geheimagenten Ihrer Majestät zu: Pierce Brosnan darf hier so richtig irisch sein und auch mit angemessenem Akzent sprechen. Mehr noch aber kann er zeigen, dass er ein richtig guter Schauspieler ist… also halten wir ihm das zugute, wenn dann demnächst der zweite Teil von „Mama Mia“ ansteht!

Mit

Jackie Chan (Stefan Gossler), Pierce Brosnan (Frank Glaubrecht), Ray Fearon (Manfred Trlling), Dermot Crowley (Walter von Hauff), Rory Fleck-Byrne (Johannes Raspe), Orla Brady (Elisabeth Günther), Charlie Murphy (Maren Rainer), Michael McElhatton (Ole Pfennig) – Regie: Martin Campbell

The Fazitter

Gute Mischung aus Politthriller und Action mit überzeugenden Darstellern, die nur im Mittelteil ein wenig schwächelt, was man aber verzeihen kann. Ab 23.2.2018 auf DVD und Blu-ray.

DVD: Flucht in Ketten

Ein schwarzer und ein weißer Gefangener fliehen gemeinsam, denn sie sind aneinandergekettet…

Rassismus

Es gibt noch mindestens zwei weitere Verfilmungen, denn es ist ja auch ein durchaus ergiebiges Thema. Richtig stark wäre es natürlich gewesen, wenn der Weiße ein Rassist wäre und dann durch die gemeinsame Flucht erkennen würde, wie dumm sein Denken doch ist, doch dafür war man dann Ende der 60er wohl noch nicht weit genug – und streng genommen dürfte selbst dieser Film im Land der Rassentrennung schon ein großer Schritt gewesen sein, der sicher nicht jedem Klanmitglied gefallen haben dürfte. Denn die Leute, denen die beiden Flüchtigen begegnen, sehen in den beiden weniger zwei Gefangene, sondern eher den einen Schwarzen – und der hat immer schlechte Karten. Dass die „freien“ Menschen sich teils schlimmer verhalten als die Verbrecher, könnte man schon fast als Vorläufer von George A. Romeros Zombie-Filmen ansehen, in denen die Untoten zwar menschenfressende Ungeheuer sind, die Menschen mitunter aber die wahren Monster. Zudem könnte man diesen Film als ersten Beitrag der

Sidney Poitier Rassismus-Trilogie

ansehen. Fortgeführt wird sie mit „Rat mal, wer zum Essen kommt“ und „In der Hitze der Nacht“, bei denen bei beiden Rassismus eine wenn nicht gar die Rolle spielt.

Kirk und Spock

Wenn wir einen Blick oder vielmehr ein Ohr auf die deutsche Fassung werfen, dann entdecken wir hier ein Duo, das später in einem anderen Zusammenhang zu synchronesischem Ruhm gelangen sollte: G.G. Hoffmann wurde die Stimme von James Bond und Herbert Weicker sprach in vielen Filmen den Bondbösewicht… wobei sich die beiden niemals trafen, da Hoffmann für die in Berlin synchronisierten Filme Sean Connery sprach, während Weicker bei den in München bearbeiteten Filmen von Roger Moore mehrmals für den Bösewicht (Yaphet Kotto, Christopher Lee) und dann für General Gogol (Walter Gotell) herhalten musste. Tatsächlich ist aber natürlich ihre gemeinsame Arbeit an „Star Trek“ / „Raumschiff Enterprise“ gemeint, wo Hoffmann als Captain Kirk unsterblich wurde und Weicker stets einen brillanten Spock ablieferte, in beiden Fällen ein wahrer Genuss für die Ohren und, dank Nostalgie, irgendwie schöner als das Original.

Flucht in Ketten (1958)

Tony Curtis (G.G. Hoffmann), Sidney Poitier (Herbert Weicker), Lon Chaney jr. (Walter Suessenguth), Theodore Bikel (Werner Peters) – Regie: Stanley Kramer

Flucht im Fazit

Interessante Variante, mit dem schwarz/weiß-Denken umzugehen, wobei es irgendwie mehr Rassismus-Drama als Gefängnisflucht-Action-Film ist. Ab 22.2.2018 auf DVD und Blu-ray.

DVD: THE SMELL OF US

Jugendliche in Frankreich verkaufen ihre Körper, fahren Skateboard und filmen sich dabei…

Kids 2018

Regisseur Larry Clarke bleibt sich und seinen Themen treu und so wirkt dieser Film wie eine späte Fortführung oder Fortsetzung seines Films „Kids“, in dem es um Jugendliche und Sex geht, mit einer Explizität, die kurz vor dem Hardcore ist. Die Handlung an sich ist eher dünn gesät, die Bilder sind rau und schmutzig, genau wie das, was passiert. Larry Clarke offeriert keine leichte Kost, keine nette Unterhaltung, sondern Filme, die unter die Haut gehen und Sex von seiner schmutzigsten Seite zeigen – und das nicht im positiven Sinn. Denn positiv scheint in Clarkes Filmwelten nicht viel zu sein.

Krasse Bilder, krasse Sprache

Und auch das nicht im Sinne des prolligen „voll krass, Alda“, sondern die Sprache ist genauso krass gewählt wie die Bilder, die wir sehen. Clarkes Film wirkt ein wenig wie eine Doku, auf traurige Weise realistisch, ungeschönt und unschön. Vieles sind einfach Bilder, Handkamera, Videoqualität, Musikuntermalt. Nahaufnahmen, nackte Körper, Skater in Bewegung. In gewisser Weise könnte man Clarkes Filme mit

Kinder ohne Kindheit

zusammenfassen, zumindest deren Variante in einer zivilisierten Welt. Die Kinder in seinen Filmen sind nicht wohlbehütet und spielen, sondern tun Dinge, die selbst für viele Erwachsene zu heftig wären. Wer seinen Kindern Angst vor Sex machen möchte, der könnte mit diesen Filmen Erfolg haben – oder mit „Fifty Shits of Grey“.

The Smell of Fazit

Keine leichte Kost. Eine Art schmutziger Kunstfilm, irgendwie genauso kaputt wie das, was er porträtiert. Nicht jedermanns Sache, auf keinen Fall Mainstream – und sicher nicht für Kinder geeignet! Ab 23.2.2018 auf DVD und Blu-ray.