Kino: DER KLEINE NICK ERZÄHLT VOM GLÜCK

Paris in den 50er Jahren. Jean-Jacques Sempés und René Goscinny schaffen eine neue Figur…

Wahre Geschichte

Über Zeichner als Zeichentrick. Und der kleine Nick darf auch mitspielen. So wird das Ganze eine liebevolle Zeichnung der Entstehungsgeschichte der kleinen Figur, wobei sich Phantasie und Wirklichkeit die Hand reichen, da man sowohl die Entstehung sieht, als auch Abenteuer mit dem kleinen Nick erlebt. Man taucht in beide Welten ein bisschen ein, doch liegt der Fokus eben auf Nick, so dass man von Goscinnys anderen großen Schöpfungen wie Asterix & Obelix und Lucky Luke nur wenig erfährt.

Unter Titel

Sieht man die Originalfassung mit deutschen Untertiteln, dann scheinen jene zu der Schlussfolgerung zu führen, dass, wenn die Untertitler ihre Sache gut gemacht und recherchiert haben, die Namen vieler Figuren in Deutschland wohl anders sind als in Frankreich. Wer also nur die deutschen Übersetzungen kennt, den Film aber im Original sieht, sollte hier möglicherweise nicht verwirrt sein.

OT: Le petit Nicolas: Qu’est-ce qu’on attend pour être heureux ?

Regie: Amandine Fredon, Benjamin Massoubre

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit

Liebevoll gemacht, hübsch gezeichnet und mit einfallsreichen Übergängen. Ab 1.12.2022 im Kino.

Heimkino: MEINE STUNDEN MIT LEO

Reiferere Frau trifft sich in Hotel mit männlichem Sexdienstleister, um… Sex zu haben…!

Gute Miene zu tollem Spiel

Oooookay, im Vereinigten Königreich scheint Prostitution noch verboten zu sein… hätt man eigentlich eher von den puritanischen Amerikanern erwartet, aber irgendwo müssen die es ja herhaben. Soviel zu den kulturellen Unterschieden, ansonsten haben wir hier etwas, das die beste Form eines

Zwei-Personen-Stücks

ist – und wieder einmal sieht und hört man, dass es mehr nicht braucht. Vorausgesetzt, das ganze ist gut geschrieben. Was es ist. Und, dass die beiden Darsteller gut sind. Was sie sind. Emma Thompson sowieso, auch wenn die noch immer nicht so alt aussieht, wie man es Rollen wie dieser unterstellt. Und auch Daryl McCormack ist perfekt und großartig, da er den richtigen Charme, Humor – und die erforderte Sexyness – wiederspiegelt, die es für Rolle – und Job – braucht. Vielleicht eine gute Wahl, wenn man zur Abwechslung mal wieder einen James Bond haben möchte, der Eleganz, Witz und Charme hat und nicht nur wie ein Klotz im Anzug wirkt. Wie dem auch sei, die beiden spielen perfekt miteinander, in mehrfacher Hinsicht.

Ehrlich

Ist der Umgang, nicht unbedingt der Figuren miteinander, jobbedingt, aber der Umgang des Films mit Sex, Alter und all den Dingen, die sich aus beidem ergeben. Es wird offen darüber gesprochen, genau so, wie es sich bei einem solchen Ansatz gehört. Und das ist angenehm erfrischend… und, seien wir ehrlich, all das funktioniert auch nur auf diese Weise, denn wenn es um einen älteren Herrn gehen würde, der mit einem teils nackten, jungen Ding noch einmal was erleben möchte, würden sämtliche Frauenrechtler:innen und Fem:inistren ihre Mistgabeln anzünden und mit gezückten Fackeln die Kinos stürmen, oder jetzt die Wohnzimmer ihrer Nachbarn. Aber vielleicht sollte uns das trotzdem mal zum Nachdenken anregen, ob wir da nicht gerade eine neue Form des erlaubten Sexismus schüren?!

Bonus

Ein Interview mit den beiden Hauptpersoninnen, das einem ein bisschen was über Hintergründe und Entstehung verrät.

OT: Good Luck to You, Leo Grande

Emma Thompson (Monica Bielenstein), Daryl McCormack (Felix Mayer), Isabelle Laughland (Kerstin Dietrich)

Regie: Sophie Hyde

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Mein Fazit mit Leo

Ausgesprochen befriedigend! Ab 29.11.2022 auf DVD und Blu-ray.

STAR TREK (2009) als UHD – Limited Titans of Cult Steelbook [Blu-ray]

Eine neue Zeitlinie entsteht, in der alte Helden neue Abenteuer erleben…

Für Star Trek beginnt eine neue Ära

Jeder scheint so ziemlich seinen eigenen Begriff für „die gute alte Zeit“ von STAR TREK zu haben, ich neige da jetzt zu einem Wort, das auch schon andere benutzt haben und das mir den Sachverhalt am besten wiederzugeben scheint:

Die Roddenberman-Ära

Sie beginnt, wie es der Namenzusammenschluß zeigt, natürlich mit dem Urvater von Trek, dem großen Vogel (oder auch Vögler, wenn man den Geschichten über ihn glauben darf) der Galaxis, Gene Roddenberry, der in den 60ern STAR TREK erfand, das dann in den 80ern während der Zeit von THE NEXT GENERATION an Rick Berman überging, der es weiterführte bis zum Ende von ENTERPRISE. Roddenberman Trek reicht also etwa von 1964 bis 2005 und umfasst alles von THE CAGE, TOS, der Animationsserie über TNG, DEEP SPACE NINE, VOYAGER, ENTERPRISE und alle Spielfilme von THE MOTION PICTURE bis NEMESIS, all dies ist Prime Trek, die ursprüngliche Linie, der komplette alte Kanon. Hier nun haben wir die Anfänge von

New Trek

Sie bedienen sich des originalen Spock – und des originalen Leonard Nimoys – um damit eine Staffelübergabe vom klassischen TREK zu schaffen (versagen aber letztlich in Designs und Uniformen der ursprünglichen Zeitlinie, was selbstredend schlampig ist). Eine der wenigen cleveren Sachen, die der Film und seine Macher machen, ist, eine neue Zeitlinie zu schaffen, in der sie sich in Sachen Designs ausleben können – und in Sachen Geschichten, wenn sie denn cleverer wären. Was sie leider nicht sind, wie man spätestens beim zweiten Film sieht… aber auch schon hier. Ich habe mich schon eingehend über den Film ausgelassen, tatsächlich ist der erste Eintrag, die Eröffnung dieser Kolumne ein ausgiebiger Artikel zu diesem Thema. Beschränken wir uns an dieser Stelle also darauf, zu sagen, dass Nero ein kompletter Vollidiot ist, da er die Föderation für eine Naturkatastrophe verantwortlich macht, die er verhindern will, indem er die Föderation zerstört, anstatt seinen Leuten zu sagen, dass es vielleicht keine so schlechte Idee wäre, die Heimat zu evakuieren, wenn die Sonne zur Supernova wird… seufz!

Zeitlinienverkehr

Während man bei späteren New Trek-Erzeugnissen leider behauptet, sie würden noch im Roddenberman-Universum stattfinden, schafft man sich hier, wie gesagt, seinen eigenen Spielplatz. Insofern ist es keine Diskrepanz (oder schlampige Recherche), dass man hier weiß, dass die Vulkanier und die Romulaner verwandt sind, was man im Uruniversum erst während Kirks Fünfjahresmission erfährt. Ebenso ist es hier kein Widerspruch zum Kanon, dass der junge Kirk mit nem Auto durch die Landschaft brettert – hätte er in der ursprünglichen Zeitlinie wohl nicht gemacht, denn wie wir wissen, ist er „ein ausgezeichneter Raumschiffkapitän – aber als Chaufeur lassen Sie sehr zu wünschen übrig“, wie ihm Spock in der Folge „A Piece of the Action/Epigonen“ so schön attestiert. Leider aber nutzt man später die Möglichkeiten für neue und eigene Wege nicht… dafür aber die, für weiteren Blödsinn, um es mal höflich zu formulieren.

I*m the Captain now

Auch wenn die Macher vorgeben, Trek-Fans zu sein, so haben sie doch ein paar der grundlegenden Dinge nicht verstanden. Eins davon ist, wie man auf einem Schiff Captain wird. Hier muss der Kapitän nur mal aufs Klo gehen und schon ernennt er jemanden zum neuen Captain. Sorry, aber so funktioniert das nicht. Es braucht etwas mehr als ein „ich bin dann mal weg, Sie sind jetzt der Captain, tschauuuuu“. Klar, sie wollen die Figuren in die Positionen bringen, in denen wir sie kennen, aber das ist mitnichten der richtige Weg. Naja, dafür ist Karl Urban wenigstens ein großartiger Dr. McCoy und Tobias Kluckert in der deutschen Fassung schafft es sehr schön, wie das Bindeglied zwischen Manfred Schott und Randolf Kronberg, den beiden wichtigsten deutschen Stimmen von „Pille“, zu klingen.

Actionspektakel

Dieser Film lebt weniger von Dialogen sondern eher von Effekten, Action, und VIEL RENNEN UND SCHREIEN!!! Was leichter zu nehmen wäre, gäbe es da nicht erwähnte Anflüge von Idiotie. Dafür sind die Effekte aber erste Sahne, also wer lieber was cooles sehen als was kluges hören will, der fährt mit diesem STAR TREK besser als mit seinen Vorfahren – und diese Edition in 4K UHD lässt einen das ist höchster Auflösung und bester Qualität genießen.

Abgesang auf drei Spocks

In diesem JJ-Verse entstanden mit der neuen Besetzung der Besatzung drei Filme. Leonard Nimoy, der Ur-Spock – und genau wie William Shatner „der einzig wahre“ – ist in zwei davon mit von der Partie. Im ersten hier wird er in der deutschen Fassung von Norbert Gescher gesprochen, der u.a. die Stimme von Richard Dreyfuss und Beau Bridges war und Spock das erste mal in der lange nach der Serie erfolgten Synchro des ersten Pilotfilms „The Cage/Der Käfig“ sprach (obwohl Herbert Weicker durchaus noch zur Verfügung stand). Später dann übernahm er die fehlenden Stellen bei der Bearbeitung der DVDs und hier nun hat er seinen letzten Auftritt als der Vulkanier, da er sich kurz danach zur Ruhe setzte. (Erfahrungen mit dem Volk hatte er übrigens auch schon vorher, da er in STAR TREK: DER FILM Commander Sonak sprach, der Spock ersetzen sollte, aber einem unglücklichen Transporterunfall zum Opfer fiel, Da Gescher aber auch noch einmal für die Nachsynchro an Bord kam, hört man ihn dort also für zwei Vulkanier!) Im zweiten Film sprach wegen seines Ruhestandes jemand anders, und zwar Fred Maire. Der, der auch mehrmals den Kinski gab, also nicht auf der Bühne, aber ihm in manchem Film seine Stimme lieh, hatte nun weniger Bezug zu Spock selbst, so doch aber zu STAR TREK, wo der in der klassischen Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE oftmals zu hören war, meist für Bösewichter, aber auch für Ingenieur DeSalle in „Catspaw/Das Spukschloss im Weltall“. Insofern ist er eine, wenn auch recht weite, Verbindung zum deutschen TREK. Beide Schauspieler sind inzwischen verstorben, ebenso wie Leonard Nimoy selbst, dessen Tod im dritten Film gewürdigt wird. Wir wünschen allen Spocks langes Leben und Frieden, ganz gleich, wo sie sich auch jetzt befinden mögen.

Bonus

Es gibt einen informativen Audiokommentar mit dem Regisseur und seinen Lakaien.

Star Trek (2009)

Kirk: Chris Pine (Nico Sablik)

Spock: Zachary Quinto (Timmo Niesner)

McCoy: Karl Urban (Tobias Kluckert)

Scotty: Simon Pegg (Simon Jäger)

Uhura: Zoe Saldana (Tanja Geke)

Sulu: John Cho (Julien Haggège)

Chekov: Anton Yelchin (Constantin von Jascheroff)

Nero: Eric Bana (Benjamin Völz)

Pike: Bruce Greenwood (Oliver Stritzel)

Winona Kirk: Jennifer Morrison (Melanie Hinze)

Sarek: Ben Cross (K. Dieter Klebsch)

Amanda: Winona Ryder (Maud Ackermann)

Ayel: Clifton Collins jr. (Olaf Reichmann)

Robau: Faran Tahir (Leon Boden)

Barnett: Tyler Perry (Oliver Siebeck)

Wissenschaftsminister: William Morgan Sheppard (Friedrich G. Beckhaus)

George S. Kirk: Chris Hemsworth (Björn Schalla)

und

Spock: Leonard Nimoy (Norbert Gescher)

Regie: J.J. Abrams

Faz Trek

Sieht gut aus, Hat nette Action. Ein paar der Figuren passen. Ist aber in so vielen Bereichen so unerträglich und abgrundtief dumm, dass es leider nicht die reine Freude ist, die es hätte sein können. In dieser Edition sieht es aber zumindest toll aus. Ab 24.11.2022 als UHD – Limited Titans of Cult Steelbook [Blu-ray].

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Heimkino: THE YACHT

© 2022 LEONINE Studios

Junge Frau erbt große Yacht vom Vater, doch als sie an Bord ist, wird der Kahn von bewaffneten Leuten gestohlen…

Stirb langsam auffem Boot?

Hatten wir schon, hieß „Alarmstufe: rot“… und war besser. Trotz Steven Seagal, der da den Koch gibt. Also „Koch“. Hier dagegen haben wir eine große Palette von Nichts, das sein Menü ohne jede Spannung anrichtet. Man weiß, wie solche Filme laufen könnten, hat man doch genügend davon gesehen, doch hier ist alles irgendwie so prickelnd wie ein Glas Mineralwasser, aus dem inzwischen die ganze Kohlensäure entwichen ist.

Leere Mienen zu leerem Spiel

Wie heißt das bei Frauen, was man bei Männern als „kein Charisma“ bezeichnet? Nun, das haben wir hier. Oder vielmehr haben wir nicht. Also die weibliche Variante von Charisma, Charisminne vielleicht? Wo vielleicht Charisma Carpenter (von „Buffy“ und „Angel“) geholfen hätte, vermag Ruby Rose es nicht, zu überzeugen. Aber da muss sie sich jetzt keine Gedanken machen, denn das trifft auf die gesamte Besetzung zu. Und die Regie. Momente, die einem vor Spannung den oder die Atem rauben sollten, öden sich – und vor allem den Zuschauer – an. Verbindet man die Ödnis sonst eigentlich eher mit der Wüste, so schafft man es hier, sie aufs Meer zu verlegen. Das ist auch eine Leistung… aber eben keine, auf die man stolz sein sollte oder die man sehen will,

OT: STOWAWAY

Ruby Rose (Julia Vieregge), Frank Grillo (Johannes Berenz), Patrick Schwarzenegger (Julian Tennstedt), Luis Da Silva Jr. (Julien Haggège), Scotty Bohnen (Bernd Egger), Danny Bohnen (Jan Makino)

Regie: Declan Whitebloom

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit

Weniger Spannung als hier findet man nur in einer leeren Batterie. Schade, weil… naja, weil man halt bessere Filme sehen möchte und das hier keiner davon ist. Ab 18.11.2022 auf DVD und Blu-ray.

STAR TREK: PICARD – Staffel 2

Eine Anomalie erscheint, eine Stimme verlangt nach Jean-Luc Picard, denn eine unbekannte Macht will der Föderation beitreten…

Treckiger als die erste Staffel

Es fängt gut an. Mit Weltraum und so. Ist ja bei STAR TREK irgendwie Teil der Mission, „der Weltraum, unendliche Weiten“, wir erinnern uns. Hier kehrt man nun ein wenig dazu zurück und bringt Picard dahin, wo er hin gehört: auf die Brücke eines Raumschiffs. Das ist die Stargazer, die neue, aber eine schöne Anspielung, war sein erstes Kommando als Kapitän doch auch ein Schiff dieses Namens… das er in der „Schlacht von Maxia“ aufgegeben hat, wie wir in THE NEXT GENERATION ebenfalls erfahren. So beginnt es also ganz vielversprechend und treckig – und dass hinter der maskierten Borg-Königin jemand stecken muss, dessen Identität wir vorläufig für uns behalten und erst am Ende im Finale lüften wollen, kann man sich als erfahrener Zuschauer ja nun selbst zusammenreimen… was man nicht unbedingt über die Handlung sagen kann, denn die ergibt nicht soviel Sinn, wie man sich das wünschen würde – und ja, auch Zeitreise kann Sinn ergeben, wenn mans denn richtig durchdenkt. Hier aber findet man sich in einer neuen Zeitlinie wieder, die wirkt, als hätte man sie aus dem bösen Spiegeluniversum durchgepauscht. Das Problem dabei ist, dass das letztlich etwas ist, das zwar grausig daherkommt, aber keine unserer Figuren durchlebt hat. Und das ist dann so, als würde man Kirk vorwerfen, was der Spiegel-Kirk gemacht hat… mit anderen Worten: Quatsch!

Zurück in die Vergangenheit… von STAR TREK

Man kann durch die Zeilen lesen, dass die Macher sich wohl näher mit TOS als mit TNG beschäftigt haben, wie wir später in Sachen Guinan sehen werden. Hier nun wird nicht nur Kirks Enterprise erwähnt, der ja gerne mal ganz schnell um die Sonne geflogen ist, um in der Vergangenheit zu landen, zudem wird sein – genau dort stattfindendes – Treffen mit einem mysteriösen Mann und seiner noch mysteriöseren Katze angesprochen… was uns zu der Frage bringt, warum zum Henker Tallin keine Mietze hat? Wie dem auch sei, vieles in der Grundhandlung hier erinnert an das erfolgreichste Kinoabenteuer der klassischen Crew, STAR TREK IV: ZURÜCK IN DIE VERGANGENHEIT, allerdings natürlich ohne dessen Qualität zu erreichen. Es gibt eine Umkehrung, weil man damals jemanden mitgenommen hat und im Gegenzug lässt man nun jemanden da. Es gibt ein Zitat, das in leiser Abwandlung in beidem vorkommt: Kirk sagt: „Ich komme aus Iowa, ich arbeite nur im Weltraum.“ Rio nun sagt: „Ich komme aus Chile, ich arbeite nur im Weltall.“ Tjaaaaaa… Und dann gibt es noch eine Person und Figur, die in beidem auftaucht und tatsächlich eine Fortführung ist. Seinerzeit gab es einen Punk in einem Bus, der zu laute Musik hörte, was Spock mit dem vulkanischen Nackengriff unterband. Dargestellt wurde der Störenfried von Kirk Thatcher. Der nun kehrt als Punk zurück und nervt wieder mit lauter Musik in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Der Song damals; „I hate you“, der Song heute: „I still hate you“. Das ist irgendwie ganz nett – was man von Qs Plan leider nicht behaupten kann.

Was will Q???

Das ist eine Frage, die er am Schluss zu beantworten versucht, aber so richtig Sinn gibt es nicht, wenn man sein Verhalten betrachtet. Da wäre mehr und sinnigeres drin gewesen, aber so funktioniert das alles nicht, weil er versucht, aktiv etwas zu verhindern und am Schluss behauptet er, das wäre alles für einen guten Zweck gewesen. Um es mit den Worten der Borg-Königin der Herzen zu sagen: „Ich verwende deine profane Wortwahl und sage: Bullshit!“ Was uns zum nächsten, tragisch furchtbaren Punkt bringt…

Picards Vergangenheit

Im Ernst, ich will den Picard von „Extras“ zurück. Oder zumindest den Patrick Stewart von da, der an einem Drehbuch schrieb, bei dem er die Macht hat, dass bei Frauen alle Hüllen fallen und dann… hat er alles gesehen! Doch mit dem Alter schwindet der Humor und die Schwere der darbietenden Kunst zwingt den Schauspieler, seiner Figur eine Tiefe zu geben, die durch die Decke geht. Hier nun ist es eine tragische Vergangenheit, die zu nichts passt, außer dem Ego des Hauptdarstellers. Man kann viel über Gene Roddenberry sagen und das hat man auch und nicht alle seine Ideen und Restriktionen waren so unbedingt zielführend, aber unter ihm hätte es das hier definitiv nicht gegeben. Was er bei TNG streng abgelehnt und bekämpft hat, waren Konflikte innerhalb der Besatzung. Die Menschheit, so sein schöner Traum, der heute noch immer durch Leute wie Trump und Putin auf seinen Platz als solcher verwiesen wird, hatte Konflikte hinter sich gelassen und war gewachsen, besser geworden… und was es da nicht gegeben hätte, wäre eine Mutter, die sich im Sommergarten erhängt. Seufz! In der TNG-Folge „Where No One Has Gone Before/Der Reisende“ sieht man Picard mit einer alten Version seiner Mutter, was man hier damit zu rechtfertigen versucht, dass er sich sowas gern vorgestellt hätte, aber es ist Schwachsinn, das durch kein Verhalten von ihm in Serie oder Film je gerechtfertigt gewesen wäre. Das tut weh… aber letztlich mehr dem Zuschauer als der Figur!

Zeitlinienverkehr

Ein Haken wäre da noch. Man gibt hier vor, dass sich Borg und Königin verändern. Was sie seit dem Jahr 2024 für rund 400 Jahre machen. Würde das dann nicht alles, was in TNG, VOYAGER, ENTERPRISE und FIRST CONTACT passiert, komplett negieren, weil bereits zu diesen Zeitpunkten die Borg schon reformiert wären? Jaaaaa, ich weiß, ich mache mir mal wieder zuviel Gedanken. Gut, gehen wir noch ein bisschen ins Trektail…

Uni Form

Die neuen Uniformen der Sternenflotte wirken ein wenig wie eine Mischung aus denen von DEEP SPACE NINE, die in Sachen Verschluss vorne ein Stelldichein mit denen von LOWER DECKS hatten, wie beim JJ-Verse sind dann aber noch noppenartige Kleinigkeiten in die Schulterpolster eingewebt, was… überflüssig ist.

Nicht ganz korrekt

Picard behauptet in seiner Rede, dass Eleonore, äh, Elnor, der erste „rein romulanische Kadett“ der Sternenflotte sei. Hmm, vergisst er da nicht Commodore Oh und die andere Spionin aus der ersten Staffel, die ja wohl ebenfalls beide Romulanerinnen waren, nur, dass sie das halt nicht zugegeben haben?!

MörderIn

Nein, Mörderin, ohne Sexismusschreibweise. Endlich gibt man zu, dass Dr. Jurati eine solche ist. Hat man in der Staffel davor höflich übergangen, aber das Mädel hat ihren langjährigen Lebenspartner kaltblütig ermordet – ohne jede Konsequenz. Jetzt wurde sie davon freigesprochen, weil sie unter außerirdischem Einfluss gestanden hat. Ich ziehe die Bullshitkarte!

Der Rios’ne Falke

Captain Rios war ja immer schon ein wenig der Han Solo der neuen Serie, aber muss er dann mit 7 of 9 einen Dialog über sein Schiff führen, der fast 1:1 der „Rückkehr der Jedi-Ritter“ zwischen Solo und Lando Calrissian entnommen zu sein scheint? Ist das nicht ein bisschen zuviel des Guten?

Romulanerinnig

In der letzten Staffel habe ich mich beklagt, dass man mit den einzigen beiden interessanten Figuren, den Romulanern, die sich Picard auf seinem Weingut als Sklaven zu halten scheint, nichts macht. Hier nun ist die Hälfte davon leider nicht mehr da und die andere, weibliche, mausert sich plötzlich zur neuen Angebeteten. Naja, Männer können ja auch im hohen Alter noch sehr potent sein… besonders, wenn sie inzwischen eigentlich ein Androide sind.

Rafi mausert sich zur Idiotin

Es drängt sich einem das Gefühl auf oder vielmehr die Frage: Nehmen die inzwischen jeden bei der Sternenflotte? Denn Rafis Verhalten, ihre Fragen, z.B. ob, wenn man die Zeitlinie wieder herstellt, Elenore auch ja wieder lebendig ist, dann ist sie sauer auf ihre Liebschaft 7 (in Worten: Seven), dass deren Parallelversion mit einem Männe verheiratet ist, wozu die andere ja nu so gar nix kann… all das wirkt fast so, als hätte sie nie mit Zeitreise und derlei Dingen, die der Trek-Raumfahrer täglich Brot sind, zu tun gehabt. Oder, um es kurz zu sagen: sie nervt. Man mag sich gefragt haben, warum Barclay es in die Flotte geschaft hat, aber der war, im Gegensatz zu ihr, wenigstens kompetent!

7 oh nein

Ich weiß nicht, irgendwie mag ich taffe Frauen. Und das war 7 of 9 bei VOYAGER, genau so, wie es T’Pol später bei ENTERPRISE war, eine schöne Frau, die toll in Form ist – oder tolle Formen hat – und die ein bisschen distanziert ist, aber weiß, was sie will. Hier ist sie… eine blonde Frau. Nichts besonderes mehr. Ja, sie steht jetzt auf Frauen – und nicht auf den Langweiler Chakotay, den man uns auf der Zielgeraden von VOYAGER als ihren Liebhaber verkaufen wollte, aber mehr scheint da nicht mehr zu sein. Die ultrafähige Exdrone mit dem trockenen Humor ist zu einer so mittelmäßig fähigen Tussi geworden – und das ist in vielerlei Hinsicht mehr als schade.

10 backward… äh, forward

Das, meine Lieben, tut weh. Wir erinnern uns an die Kneipe, die Guinan auf der Enterprise D betrieben hat, das „10 vorne“, „10 forward“ im Original. Nun, das hieß so, weil sich die Bar auf Deck 10 vorne, „forward“, in Fahrtrichtung befand. Hier nun müssen wir uns fragen, welcher Banause da recherchiert hat, denn nun hat sie eine Kaschemme Hausnummer 10 an der Ecke Forward Street. Ja geht’s denn noch? Aber da hört es ja leider noch nicht auf. Picard trifft im Jahre des Herrn 2024 auf eine junge Guinan – die ihn nicht erkennt! Warum ist das ein Problem? Nun, weil sich die beiden vorher schonmal getroffen haben. Wir wissen nicht, wann Picard Guinan das erste Mal traf, aber wir wissen sehr genau, wann sie ihm das erste Mal begegnet ist. Und da war auch wieder Zeitreise im Spiel. In der Doppelfolge „Times Arrow/Gefahr aus dem 19. Jahrhundert“ landet man im, nun, der deutsche Titel verrät es, 19. Jahrhundert, mit Mark Twain und so. Wo die gute El Aureanerin gerade die Erde besucht, denn ihr Volk wird sehr alt und sie ist da noch jünger, aber definitiv keine Zeitreisende. Wie kann man sowas bitte vergessen? Klar, man könnte sich darauf hinauszureden versuchen, dass in der veränderten Zukunft die es zu verhindern gilt all das nicht stattgefunden hat, aber dann dürfte sie sich am Ende dieser Staffel auch nicht an die Ereignisse aus 2024 erinnern. Schlampig schlampig… und peinlig dazu!

For Borg-Queen and country

Die Königin der Borg ist das absolute Highlight der Staffel. Gut, wir ignorieren mal, dass sie Picard hier siezt, obwohl sie ihn in DER ERSTE KONTAKT gedutzt hat (und nebenbei bemerkt hat die deutsche Fassung ein paar mehr Anglizismen als notwendig wären), aber sie macht richtig Spaß. Als wären ihre Szenen von jemand anderem geschrieben worden. Zwar entwickelt sich ihr Verhalten zu Dr. Jurati so wie das, das Crichton und Scorpius in „Farscape“ hatten (also ist da geklaut, um es beim Namen zu nennen), aber sie machen das wenigstens sehr schön und wenn Frau Doktor ihre Krönung vollzogen hat, kann Alison Pill endlich zeigen, dass sie doch mehr kann, als nur das nervige Nerdgirl zu geben, das irgendwie nie so ganz ins Trekversum gepasst hat.

Picard und der Barde

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mich schonmal zu diesem Thema geäußert habe, aber diese Sache mit Picard und Shakespeare… nein, nicht, dass sich die beiden mal getroffen hätten, aber das würde wenigstens Sinn ergeben. Wie dem auch sei, für Picard – und auch für Kirk – war Shakespeare der Lieblingsautor. Gut, der Mann hat seine Qualitäten, aber im Ernst, was er geschrieben hat, sind vornehmlich Theaterstücke. Und welcher normale Mensch – oder unnormale Raumschiffkapitän – liest sowas? Besonders in seiner spärlichen Freizeit? Nein, das möchte ich anzweifeln und behaupten, die meisten Leute, die sich am großen Barden erfreuen, sind Schauspieler und Regisseure. Hinzu kommt dann beim guten alten Jean-Luc noch, dass das nichtmal n Landsmann von ihm war. Wenn ich irgendwo höre, dass Shakespeare für Picard ja so angemessen wäre, denk ich mir immer: Habt ihr das mal durchdacht? Haben die meisten, unterstelle ich mal, nicht. Denn es gibt hier eine Trennung zwischen Figur und Darsteller, die diese Leute scheinbar nicht ganz nachvollziehen können. Wenn wir das aufsplitten wollen, für Patrick Stewart, den britischen Schauspieler, da ist Willi Shakespeare natürlich die perfekte und angemessene Lektüre – aber für den Franzosen und Raumschiffkapitän Jean-Luc Picard? Wohl eher unwahrscheinlich. Da die STAR TREK-Serien aber vornehmlich von Amerikanern oder zumindest Nicht-Franzosen geschrieben werden, hat da natürlich niemand in die Kiste der franzmännischen Literatur greifen und sich da einen angemessenen Autor herauspicken können oder wollen. Ein Victor Hugo oder gar Jules Verne wären dieser Figur wahrscheinlich eher angemessen als der angelsäschsische Stückeschreiber. Meine Meinung!

Trivia Trek

Es gibt Anspielungen auf STAR TREK, dass die Bude wackelt. Man sieht Bilder der originalen Stargazer und Excelsior, offensichtlich hat man ein Schiff nach Hikaru Sulu benannt, Spock hat scheints ein Buch geschrieben und die Kobayashi Maru darf natürlich auch nicht unerwähnt bleiben, Bei den besiegten Feinden werden drei namentlich erwähnt, als da wären Gul Dukat, General Martok und Sarek. Zwei davon waren Stammkräfte bei DS9 und Picard hat sie nie getroffen, jedenfalls nicht vor der Kamera. Dafür wird dann ein General Sisko erwähnt, bei dem das anders war. Auf der Erde des Jahres 2024 sehen wir, wenn wir aufpassen, die Aufschrift „Jackson Roykirk Plaza“ an einem Gebäude. Das ist eine Anspielung auf Jackson Roykirk, den Wissenschaftler, der die Nomad-Sonde ins All geschossen hat und dessen Name „Captain James Kirk“ so ähnlich klingt, dass die zur Mordmaschine mutierte Sonde in „The Changeling/Ich heiße Nomad“ von TOS verwirrt genug ist, dass Kirk sie besiegen kann. Der traf auch, wie Picard erwähnt (dessen Autoren sich, wie gesagt, mit der klassischen Serie besser auszukennen scheinen als mit der, aus der er stammt, gibt es doch zwei klare Kirk-Verweise auf der einen… und die Sache mit Guinan auf der anderen Seite), einmal einen Agenten, der auf der Erde der 60er Jahre aktiv werden sollte. Picard benennt ihn korrekt als Gary Seven, obwohl er in der deutschen Fassung in Felix Sevenrock umbenannt worden war, eine, wie es die Mythologie der deutschen Synchro will, Anspielung auf einen Kollegen namens Felix Siebenstein. Was wenig bis null Sinn ergibt, ist, dass Wesley Crusher auftaucht und Töchterechen rekrutiert. Zwar ist es schön, zu sehen, dass er eine Aufgabe gefunden hat, in der er aufgeht, aber warum ausgerechnet sie auf seiner Liste steht, ist dann doch eher fragwürdig. Und dann ist da noch „Projekt Khan“, das Kollege Soong aus der Mottenkiste kramt. Es steht 1996 als Jahrgang darauf und gändigerweise wollen wir alle ignorieren, dass die Eugenischen Kriege in den 90er Jahren nicht so ganz öffentlich stattgefunden haben. Wahrscheinlich soll dies den Bezug zu Dr. Arik Soong aus ENTERPRISE herstellen, der dort mit Übermenschen herumexperimentiert?

Quizfrage

Hat Brent Spiner inzwischen mehr Androiden oder mehr Mitglieder der Familie Soong gespielt? Nun, nicht in der Reihenfolge ihres Auftretens sondern in (bislang) chronologischer:

  • Adam Soong (im Jahr 2024 in PICARD)
  • Dr. Arik Soong (Großvater? von Noonien Soong) in ENTERPRISE
  • Dr. Noonien Soong (Schöpfer von Data, Lore, B-4 und wahrscheinlich noch ein paar anderen herrenlosen Androiden) in TNG
  • Dr. Altan Inigo Soong (Sohn von Dr. Noonien Soong) in PICARD

sowie, in der Reihenfolge ihrer Entstehung:

  • B-4
  • Lore
  • Data

Kein Bussi mehr

In der dritten Staffel, in der die TNG-Crew zurückkehren soll, wird es besonders traurig für deutsche Ohren, da Detlef Bierstedt sich aus dem Synchron zurückgezogen hat und Riker nicht mehr sprechen wird und Raimund Krone leider verstorben ist, weswegen auch Worf eine neue Stimme bekommen muss. Hier nun aber müssen wir uns von einem anderen Stammsprecher verabschieden: Hans-Werner Bussinger sprach John de Lancie als Q nicht nur in der NEXT GENRATION, sondern auch bei dessen Auftritten in einer Folge DEEP SPACE NINE und drei Episoden von VOYAGER. Leider ist auch er vor einiger Zeit von uns gegangen. Die Wahl für seinen Nachfolger fiel nicht auf Engelbert von Nordhausen (Samuel L. Jackson, Gene Hackman), obwohl der in jungen Jahren „Bussi“ teils sehr ähnlich klang und auch eine ähnliche Sprechweise hat, sondern, wie schon bei LOWER DECKS, auf Martin Umbach. Der ist kein Neuling im STAR TREK Germanversum, hat er doch bereits Elmar Wepper in den SAT-1-Fassungen von RAUMSCHIFF ENTERPRISE für Walter Koenigs Chekov „vertreten“. Hier nun ist er für Q zu hören und das… ist ein wenig anders als vorher, da man nicht versucht, sich an Spiel- und Sprechweise von Bussinger zu orientieren, womit das gewohnte Q-Feeling nicht so ganz zurückgebracht wird.

Bonus

Einige Featuretten, in denen man etwas über die Produktion erfährt. Es geht um Picards Chateau, wir treffen John de Lancie und reden über Q, erhaschen Einblicke in die Borg-Königin, die Requisiten und es gibt ein nettes Gagreel. Höhepunkt – und der reinste Starship-Porn – ist der Beitrag über die neue Stargazer. Man fragt sich allerdings, warum die keinen Buchstaben hinter der Registrierungsnummer hat? Außerdem hat sie ein paar Elemente, die ein bisschen an das JJ-Verse erinnern, aber naja.

Mit

Jean-Luc Picard: Patrick Stewart (Ernst Meincke)

Raffi Musiker: Michelle Hurd (Heide Domanowski)

Seven of Nine: Jeri Ryan (Anke Reitzenstein)

Dr. Agnes Jurati: Alison Pill (Manja Doering)

Elnor: Evan Evagora (Sebastian Fitzner)

Cristóbal „Chris“ Rios: Santiago Cabrera (Leonhard Mahlich)

Borg-Königin: Annie Wersching (Cathlen Gawlich)

Renée Picard: Penelope Mitchell (Lara Trautmann)

Laris: Orla Brady (Sabine Falkenberg)

Kore Soong: Isa Briones (Lydia Morgenstern)

Junge Guinan: Ito Aghayere (Nora Kunzendorf)

Agent Wells: Jai Karnes (Oliver Feld)

Maurice: James Callis (Manou Lubowski)

sowie

Q: John de Lancie (Martin Umbach)

Wesley Crusher: Will Wheaton (Sven Plate)

Guinan: Whoopi Goldberg (Regina Lemnitz)

und

Adam Soong: Brent Spiner (Michael Pan)

Where No Fazit Has Gone Before… again

Besser als die erste Staffel, fängt gut an, hat ein paar schöne Momente, besonders der Abschied von und mit Q wäre da zu nennen, aber hier und da sind ein paar Sachen so abgrundtief furchtbar, dass es doch ein wenig weh tut. In einem sehr schönen Interview mit den Inglorious Treksperts spricht Terry Matalas über die bald kommende dritte Staffel und es klingt so, als würde da Hoffnung bestehen, dass die wirklich gut werden könnte… also lassen wir uns mal überraschen, wie es wird, wenn die ehemalige Besatzung der Enterprise D wieder zueinander findet. Vorher aber müssen wir noch durch Patrick Stewarts Suche nach Tiefgang durch. Ab 17.11.2022 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Das Boot – Staffel 3

1 U-Boot, 2. Weltkrieg,

3. Staffel

Der Weltkrieg geht weiter, nur eben nicht heiter. Und auch größtenteils ein bisschen in Abwesenheit unserer Protagonisten. Denn auch wenn dies ein wenig

Das Boot: Lower Decks

ist und man sich mit ein paar der niedrigeren Ränge beschäftigt, was am Anfang ein wenig einen Hauch von „Nazi Acadamy“ hat, so bleibt der Feindkontakt doch lange aus und man dümpelt eher in der Heimat herum. Zwar war auch das originale Boot nicht ständig auf Feindfahrt, aber wenn dann mal

Weihnachten in La Rochelle“

ansteht und man sich auf die Kaaaarboooolnüttchen und… andere Dinge freut, dann ist das eher eine kurze Sequenz und nicht mehrere Folgen übergreifend. Auch der Besuch auf der Weser, bevor man den Kahn mit Vaseline einreibt, um durch Gibraltar zu kommen, dient mehr der Aufgabe, die Unterschiede zwischen U-Bootlern und anderen Schiffern des deutschen Reichs zu zeigen, als Einblicke in die hier viel zu viele Freizeit der Tauchsoldaten zu gewähren. Dafür aber bekommen wir zu sehen, dass es nicht nur auf der Seite der Deutschen fragwürdige Aktionen und Entscheidungen gab, sondern dass auch die Briten nicht ganz frei davon waren.

Feindfahrt

Wie bei den anderen Staffeln auch wird es am interessantesten, wenn es eben um das titelgebende Boot geht und nicht all das Drumherum. Kampf auf hoher See, Katz und Maus mit Zerstörern, dafür haben wir unterschrieben. Ob die Superwaffe der Briten, die auch einen getarnten Raubvogel… äh, die schon allein ein Seerohr orten kann, ob all das wirklich so war oder eher einem Aufbau von Spannung geschuldet ist… nun, eine der Personen sagt auch „das macht Sinn“ und das hat im Deutsch der 40er auch nichts zu suchen, also wer weiß?

Bootsmann

Dass es keine dieser Staffeln mit dem Original aufnehmen kann, nun, darüber braucht man wohl nicht zu diskutieren. Und dabei meine ich vor allem die fast 5stündige Langfassung, die einfach perfekt läuft, während beim Director*s Cut eigentlich nur dreimal Beharken auf Meeresboden mit steigendem Schwierigkeitsgrad ist. Die lange Fassung aber ist großartig – und das trifft auch auf die Besetzung zu. Was besonders für Martin Semmelrogge gilt. Ein Typ mit einer Stimme, der immer so klingt, als würde er was aushecken – und das meiste, was er sagt, ist Exposition für den Zuschauer, was man aber nicht merkt, weil es eben nach Semmelrogge klingt. Genial! Hier dagegen… nun, eher nicht so.

Bootsnus… äh, Bonus

Blicke hinter die Kulissen und in die Gedanken hinter dieser Staffel.

Mit

Tom Wlaschiha, Franz Dinda, Pierre Kiwitt, Anna Schudt, Franz Hartwig, Trystan Püter, Johann von Bülow, Fritzi Haberlandt, Franz Dinda, Rick Okon, Ray Stevenson (Torsten Münchow)

Das Bootzit

Mehr Boot in einer Serie namens „Das Boot“ wäre schön. Gerade die Sache mit einem jungen und wenig fähigen Kommandanten ist ein schöner Ansatzpunkt. Aber die Naziseifenoper in Kiel? Und wie sehr möchte man auf der Seite eines Naziagenten sein, auch wenn der in einem Mordfall ermittelt und das ganze sehr spionagistisch daherkommt? Insofern wäre wie immer eine Konzentration auf die Kernkompetenz wünschenswert, wird aber wohl auch in Zukunft ausbleiben. Ab 25.11.2022 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: HEINRICH VOGELER

Aus dem Leben eines Träumers

Leben und Werk des gleichnamigen Malers…

Maler Genosse Märtyrer

Eine Mischung aus Filmbiographie mit Spielfilm – und das ist ein Weg der Umsetzung, der durchaus öfter mal gegangen werden könnte. Denn auf diese Weise vermischen sich gespielte Eindrücke mit belegten und kommentierten Fakten. Dadurch entsteht ein weit glaubwürdigeres Bild, als wenn man nur einen Spielfilm sieht, bei dem man eh davon ausgehen muss, dass die Hälfte dazuerfunden wurde. Und dass die entsprechenden Sequenzen wie ein richtiger Film wirken, hebt sie – und den Filmgenuss – von billig nachgestellten Szenen ab, die dann oft eher einen peinlichen Beigeschmack vermitteln. Hier haben wir eine

perfekte Harmonie

von fiktionalisierter Darstellung mit dem Maler selbst als Erzähler mit Kommentaren von Fachkundigen und Verwandten. All das wird dann noch um die Werke des Künstlers ergänzt, so dass ein farbenfrohes, lebendiges und gleichsam informatives Bild entsteht, das sich sowohl bewegt als auch unterhält… und zeitgenössische Stars wie Rilke und Rodin geben sich ebenfalls die Ehre.

Mit

Florian Lukas, Anna Maria Mühe, Johann von Bülow, Alice Dwyer, Samuel Finzi, Uwe Preuss

Regie: Marie Noëlle

Fazit

So sollte es öfter gemacht werden, denn dies ist die perfekte Art, Kunst und Künstler vorzustellen – was der Film sehr schön tut. Ab 25.11.2022 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN

Die Toten erheben sich – und sie wollen Menschenfleisch…

Zombie or not Zombie

Schrieb schon der gute alte Shakespeare – doch derjenige, der die Zombies zu dem machte, was sie auch heute noch sind, war die eine Hälfte von

Romero und Julia

…nur eben ohne die Julia. Mit diesem Film definierte George A. Romero die Lebenden Toten, die nach ihrem Dahinscheiden über die Erde wandeln, damals noch in Zeitlupe, um Menschen zu beißen und Gehirne zu verspeisen, neu. Und das tun sie heute noch… was dann im Nachhinein doch nicht ganz so dolle ist, denn Zombies sind einfach nicht tot zu kriegen und mögen sie auch noch nicht die Welt beherrschen, so tun sie dies doch seit Jahren mit der Unterhaltungsbranche – und das nicht nur in den Führungsetagen der Studios!

Die lebenden Toten

hörten schon ab dem zweiten Film auf zu leben, zumindest, was die Originaltitel angeht. Nach „Night of the Living Dead“ folgten „Dawn of the Dead“ und „Day of the Dead“, titular also eine schöne und sinnige Weiterführung von der Nacht über Dämmerung vor Sonnenaufgang bis hin zum Tag. Hier nun aber fängt alles an, die Zombieapokalpypse ebenso wie die Zombiefilmapokalpypse, die noch immer nicht zu ihrem Ende gekommen ist.

They are coming to get you, Barbara!“

Wer sich gefragt hat, woher dieses Zitat aus dem Halloween-Vorspann von WE HATE MOVIES stammt, findet hier die Antwort. Auch wenn mit diesem Film letztlich alles anfängt, so tut es das doch eher rudimentär. Der Begriff Zombie fällt im O-Ton nicht, wo von „Flesh eatern“ und „Ghuls“ die Rede ist und auch die Gestalten selbst sind noch nicht so ganz ausdefiniert wie später. Sie sind noch nicht komplett langsam, können dafür aber Werkzeuge benutzen. Und der Film selbst ist zwar durch das, was er schafft – und dazu gehört auch die Hautfarbe seines Hauptdarstellers – und erschafft ein Meilenstein, aber so spannend und gruselig, wie man es sich wünschen würde, ist er dann doch noch nicht.

Deutschstunde

Es scheint drei Synchronfassungen für diesen Film zu geben, diese Edition enthält die damalige Kinosynchro.

Bonus

Jede Menge Beiträge, die einem alles über den Regisseur, die Entstehung, die Rezeption und die Bedeutung des Films für die Filmwelt erzählen, was man eben so wissen möchte. Zudem gibt es noch eine alternative Schnittassung.

OT: NIGHT OF THE LIVING DEAD (1968)

Duane Jones (Hans-Michael Rehberg), Judith O’Dea (Sabine Eggerth), Karl Hardman (Günther Sauer), Russell Streiner (Christian Wolff), George Kosana (Wolfgang Hess), Judith Ridley (Marion Hartmann)

Regie: George A. Romero

Die Nacht der lebenden Fazits

Klassiker, Meilenstein, Anfang. Hier begann die cinematographische Zombieepidemie, die noch immer anhält. Ein schönes Beispiel dafür, wie man mit wenigen Mitteln viel erreichen kann, trotzdem aber nicht so gruselig, wie man es in Zombiehausen gerne hätte. Ab 24.11.2022 als exklusive limitierte Collectors Edition, im 3-Disc 4K UHD Steelbook, als 2-Disc Blu-ray Special Edition sowie auf DVD und Digital in 4K .

Kino: BONES AND ALL

Junge Frau knabbert hin und wieder Menschen an. Als die Situation es erfordert, begibt sie sich auf eine Art Roadtrip, um ihre Mutter zu finden…

Eat me by your name

Regisseur Guadagnino holt zwei seiner drei männlichen Hauptdarsteller aus „Call me by your name“ für diesen Kannibalusmusfilm zurück – allerdings nicht den einen, dessen Karriere in Hollywood genau wegen solcher Vorwürfe ein vorzeitiges Ende gefunden hat. Vielleicht eine gnädige Entscheidung, weil man ihn so nicht in Versuchung führt.

Vamp oder Vampir?

Ist leider nicht die angesagte Frage. Aber man fragt sich schon, ob die Figuren in einer frühen Fassung des Buches nicht Vampire gewesen sein mögen und man nur keine Lust hatte, den kompletten Film bei Nacht spielen zu lassen? Das Problem ist, obwohl es ein paar harte und fiese Szenen gibt und das Ganze auch ganz interessant anfängt, dass recht schnell das Interesse verpufft, weil weder Figuren noch Handlung wirklich prickelnd sind. Und der Humanismus, wenn man es mal so bezeichnen möchte, ist bestenfalls schwach durchdacht und durchdekliniert. Bei Vampiren wüsste man, warum sie Menschenblut saufen, hier sieht man eine Person, die seit 15 Jahren keinen Mitmenschen mehr verspeist hat und körperlich scheint sich das nicht sonderlich auf sie ausgewirkt zu haben. Sie werden durch diese Mahlzeiten auch nicht stärker und wenn Michael Stuhlbarg den Titel erwähnt, der bei uns frei übersetzt als „Mit Haut und Haaren“ ganz treffend wäre, spricht er davon, dass alles anders wird, wenn man mal jemanden so gegessen hat – bleibt aber auch hier die Definition dessen schuldig, denn so richtig anders als die anderen aus ihrem Club scheint er nun auch nicht zu sein. Sollte das alles eine Metapher für Drogen sein, denn letztendes könnten die Damen und Herren Feinschmecker ja auch ohne diese besondere Diät auskommen, dann ist auch das schlecht herausgearbeitet.

Mit

Taylor Russell, Timothée Chalamet, Michael Stuhlbarg, André Holland, Chloë Sevigny, Jake Horowitz, Mark Rylance

Regie: Luca Guadagnino

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Faz and it

Hätte spannend sein können, ist hier und da aber bestenfalls ein bisschen fies – und leider nicht wirklich durchdacht. Ab 24.11.2022 im Kino.

Kino: SHATTERED – GEFÄHRLICHE AFFÄRE

Reicher junger Mann lernt schöne junge Frau kennen, doch wie es der Filmtitel verheißt, das Paradies sieht wahrscheinlich anders aus…

Unter halt, Sam

Am Anfang braucht es noch ein bisschen, dann wird es ein bisschen gemein und irgendwann spielen Katz und Maus eins ihrer beliebten Spielchen miteinander, doch beim Ende hätte man sich eine intelligente Lösung gewünscht, in der das Haus eine zentrale Rolle spielt und sich die Machtverhältnisse signifikant verändern.

Davon ab

Isses brauchbare Unterhaltung… aber dann doch auch nicht mehr.

Mit

Lilly Krug, Cameron Monaghan, Frank Grillo, Sasha Luss und John Malkovich

Regie: Luis Prieto

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Ab 24.11.2022 im Kino.