Der Master hat einen genialen Masterplan ausgetüftelt, um an die Macht – des Doktors – zu kommen…
Frau Doktor kommt zum letzten Mal zur Besprechstunde
Unsere Einleitung, meine lieben Doktoranten und -rantinnen, ist natürlich eine Spur ironisch gemeint, denn erwähnter Plan ist mit albern noch sehr wohlwollend umschrieben. Zur besseren Erklärung verraten wir ihn an dieser Stelle: Masterchen zwingt Doktorchen zur Wiederauferstehung und lässt sie als er wiederauferstehen, also regenerieren, womit der Master zum Doktor geworden werden sein soll. Klingt kompliziert, isses auch… und überdies weder clever noch hilfreich, denn letztlich hätte er nur ihre Klamotten anziehen müssen und hätte das gleiche Ergebnis bekommen, denn das ist genau das, was passiert! Schöner auf allen Ebinnen und Ebenen wäre natürlich gewesen, wenn man den guten alten Körpertausch gemacht hätte, so dass Jodie Whittaker nun eine overactende Meisterin und Sacha Dhawan einen netten Doktor hätte spielen können, woran wir wahrscheinlich alle unsere Freude gehabt hätten. So aber taucht man ein in die Tiefen des Fan- und der Fanninservice und fährt so viele alte Doktoren und Mitreisende auf, wie das Budget hergibt. Das ist zwar irgendwo sehr nett, zumal es viele Mitzeitreisende zusammenfügt, wie es schon dereinst mal der gute Russell T. Davies machte, als er Sarah Jane und K-9 in die Serie zurückholte, aber die andere Variante hätte die Schauspieler einfach mehr gefordert und uns möglicherweise ein paar Kabinettsstückchen serviert. Doch zum Abschied von Frau Doktor ist es zumindest eine okaye Folge – und es gibt ja Hoffnung, denn auch wenn es ihr letztes Abenteuer ist, so kommt, wie Kollege James Bond, der Doktor ja wieder… und am Ende dieser Episode macht er das in einer uns überraschend bekannten Form!
Die Zukunft der Zukunft
Alles wird gut… hat man das Gefühl. Auch wenn die letzte Szene dieses Specials schon zeigt, dass es quasi zurück in die Zukunft geht, also in die Vergangenheit der Zukunft, also… dass man zu etwas vorherigem zurückkehrt, und damit meine ich nicht Daleks oder Cybermen oder sowas, sondern zu jemandem, der die Serie vor einiger Zeit, wie es der Doktor ständig tut, regeneriert und zu neuem Glanz geführt hat. Es heißt, Russell T. Davies kehre ans Ruder der TARDIS zurück und er war nicht nur gut darin, staffelübergreifende Handlungsstränge zu entwerfen, sondern auch tolle Episoden zu schreiben. Und wenn man es auch noch schaffen sollte, als einen der Autoren Steven Moffat zu bekommen, der unter Davies ein paar der grandiosesten Episoden geschrieben hat, anders als unter seiner eigenen Führung, dann darf man der Zukunft des Doktors hoffnungsvoll entgegensehen und das ist ja auch schonmal was.
Das gehört sich so
Es gibt zwei Synchronfassungen für dieses Abschiedspecial, auch wenn sich beide nur in einem kleinen aber sehr wesentlichen Detail unterscheiden. Irgendjemand war wohl auf die Idee gekommen, das zu machen, was man schon vor Jahrzehnten hätte tun sollen, nämlich jedem Doktor, der ja auch von einem jeweils anderen Schauspieler gespielt wird, eine eigene deutsche Stimme zu verleihen, während man damals bei der RTL-Bearbeitung alle Doktoren, was zumindest die bis Sylvester McCoy betrifft, von einem einzigen Stimmspieler sprechen ließ, Michael Schwarzmeier, dessen erster Doktor tatsächlich McCoy war. Seit man vor ein paar Jahren angefangen hat, all die fehlenden Episoden bis zu McCoys Vorgänger, vermutlich einer der Colins, nachzuholen, entschied man sich für Kontinuität und besetzte durch die Bank wieder Schwarzmeier. Hier nun ging man zunächst einen anderen Weg, den man uns bei dieser Veröffentlichung auch nicht vorenthält, wobei, wie gesagt, unterschiedliche Stimmen zu hören sind (hier zu finden als „alternative Fassung“). Inzwischen hat man das korrigiert und als Hauptfassung gewissermaßen liegt nun eine Version vor, die im großen und ganzen auf der Erstsynchro beruht, bei der man für die alten Doktoren nun aber ihre Texte neu mit Michael Schwarzmeier eingesprochen hat… mit einer, und ich möchte hinzufügen, rühmlichen Ausnahme. Paul McGanns Karriere als Doktor war mit einem Film, der für eine jahrelange Pause von „Doctor Who“ gesorgt hat, relativ übersichtlich, spätere Specials nicht mitgerechnet. Der Film allerdings wurde wohl nicht unter der RTL-Führung bearbeitet, sondern scheints für eine Veröffentlichung auf VHS (schlagen Sie es nach, wenn Sie nicht mehr wissen, was das ist) in Hamburg synchronisiert, was dazu führte, dass Michael Schwarzmeier nicht zum Zuge kam (auch nicht für McCoy, der hier den Staffelstab übergibt), sondern Kai Henrik Möller. Und da sich hier wohl jemand auskennt, hat man ebenden für die Neufassung der Altdoktoren geholt. Wow! Das geht echt zu Herzen… und davon hat der Doktor ja bekanntlich zwei.
Bonus
Blicke hinter Kulissen und TARDISse und ein Audiokommentar, die wie üblich nette Einblicke in die Welt des beliebten zeitreisenden Akademikers bieten.
Doctor Who: The Power of the Doctor
Jodie Whittaker (Melanie Hinze), Mandip Gill (Kaya Marie Möller), John Bishop (Viktor Neumann) sowie Sacha Dhawan (Ozan Ünal), Sanchia McCormack (Elisa Bannat), Sophie Aldred (Katrin Zimmermann), Janet Fielding (Denise Grozelanny), Jemma Redgrave (Andrea Aust), Bradley Walsh (Erich Räuker), David Bradley (Michael Schwarzmeier), Peter Davison (Michael Schwarzmeier), Colin Baker (Michael Schwarzmeier), Paul McGann (Kai Henrik Möller), Sylvester McCoy (Michael Schwarzmeier), Jo Martin (Katharina Spiering), William Russel (Friedrich G. Beckhaus), Bonnie Langford (Agnes Hilpert), Katy Manning (Denise Kanty) sowie David Tennant (Gerrit Hamann)
In der alternativen deutschen Fassung
hat jeder der gestandenen Doktoren eine eigene Stimme:
David Bradley (Michael Tietz), Peter Davison (Helmut Gauß), Colin Baker (Hubert Burczek), Paul McGann (Lutz Mackensy), Sylvester McCoy (Friedrich G. Beckhaus)
Fazit Who
Nicht gerade ein meisterhafter Masterplan, aber ein nettes Abschiedspecial, das eine Verbeugung vor Jahrzehnten von Doktoren und ihren Begleitungen ist, mit ein paar netten Szenen und einem hübschen Abschluss mit den anonymen Whoikern. Ab 31.3.2023 auf DVD und Blu-ray.