Doctor Who – Die Macht des Doktors

Der Master hat einen genialen Masterplan ausgetüftelt, um an die Macht – des Doktors – zu kommen…

Frau Doktor kommt zum letzten Mal zur Besprechstunde

Unsere Einleitung, meine lieben Doktoranten und -rantinnen, ist natürlich eine Spur ironisch gemeint, denn erwähnter Plan ist mit albern noch sehr wohlwollend umschrieben. Zur besseren Erklärung verraten wir ihn an dieser Stelle: Masterchen zwingt Doktorchen zur Wiederauferstehung und lässt sie als er wiederauferstehen, also regenerieren, womit der Master zum Doktor geworden werden sein soll. Klingt kompliziert, isses auch… und überdies weder clever noch hilfreich, denn letztlich hätte er nur ihre Klamotten anziehen müssen und hätte das gleiche Ergebnis bekommen, denn das ist genau das, was passiert! Schöner auf allen Ebinnen und Ebenen wäre natürlich gewesen, wenn man den guten alten Körpertausch gemacht hätte, so dass Jodie Whittaker nun eine overactende Meisterin und Sacha Dhawan einen netten Doktor hätte spielen können, woran wir wahrscheinlich alle unsere Freude gehabt hätten. So aber taucht man ein in die Tiefen des Fan- und der Fanninservice und fährt so viele alte Doktoren und Mitreisende auf, wie das Budget hergibt. Das ist zwar irgendwo sehr nett, zumal es viele Mitzeitreisende zusammenfügt, wie es schon dereinst mal der gute Russell T. Davies machte, als er Sarah Jane und K-9 in die Serie zurückholte, aber die andere Variante hätte die Schauspieler einfach mehr gefordert und uns möglicherweise ein paar Kabinettsstückchen serviert. Doch zum Abschied von Frau Doktor ist es zumindest eine okaye Folge – und es gibt ja Hoffnung, denn auch wenn es ihr letztes Abenteuer ist, so kommt, wie Kollege James Bond, der Doktor ja wieder… und am Ende dieser Episode macht er das in einer uns überraschend bekannten Form!

Die Zukunft der Zukunft

Alles wird gut… hat man das Gefühl. Auch wenn die letzte Szene dieses Specials schon zeigt, dass es quasi zurück in die Zukunft geht, also in die Vergangenheit der Zukunft, also… dass man zu etwas vorherigem zurückkehrt, und damit meine ich nicht Daleks oder Cybermen oder sowas, sondern zu jemandem, der die Serie vor einiger Zeit, wie es der Doktor ständig tut, regeneriert und zu neuem Glanz geführt hat. Es heißt, Russell T. Davies kehre ans Ruder der TARDIS zurück und er war nicht nur gut darin, staffelübergreifende Handlungsstränge zu entwerfen, sondern auch tolle Episoden zu schreiben. Und wenn man es auch noch schaffen sollte, als einen der Autoren Steven Moffat zu bekommen, der unter Davies ein paar der grandiosesten Episoden geschrieben hat, anders als unter seiner eigenen Führung, dann darf man der Zukunft des Doktors hoffnungsvoll entgegensehen und das ist ja auch schonmal was.

Das gehört sich so

Es gibt zwei Synchronfassungen für dieses Abschiedspecial, auch wenn sich beide nur in einem kleinen aber sehr wesentlichen Detail unterscheiden. Irgendjemand war wohl auf die Idee gekommen, das zu machen, was man schon vor Jahrzehnten hätte tun sollen, nämlich jedem Doktor, der ja auch von einem jeweils anderen Schauspieler gespielt wird, eine eigene deutsche Stimme zu verleihen, während man damals bei der RTL-Bearbeitung alle Doktoren, was zumindest die bis Sylvester McCoy betrifft, von einem einzigen Stimmspieler sprechen ließ, Michael Schwarzmeier, dessen erster Doktor tatsächlich McCoy war. Seit man vor ein paar Jahren angefangen hat, all die fehlenden Episoden bis zu McCoys Vorgänger, vermutlich einer der Colins, nachzuholen, entschied man sich für Kontinuität und besetzte durch die Bank wieder Schwarzmeier. Hier nun ging man zunächst einen anderen Weg, den man uns bei dieser Veröffentlichung auch nicht vorenthält, wobei, wie gesagt, unterschiedliche Stimmen zu hören sind (hier zu finden als „alternative Fassung“). Inzwischen hat man das korrigiert und als Hauptfassung gewissermaßen liegt nun eine Version vor, die im großen und ganzen auf der Erstsynchro beruht, bei der man für die alten Doktoren nun aber ihre Texte neu mit Michael Schwarzmeier eingesprochen hat… mit einer, und ich möchte hinzufügen, rühmlichen Ausnahme. Paul McGanns Karriere als Doktor war mit einem Film, der für eine jahrelange Pause von „Doctor Who“ gesorgt hat, relativ übersichtlich, spätere Specials nicht mitgerechnet. Der Film allerdings wurde wohl nicht unter der RTL-Führung bearbeitet, sondern scheints für eine Veröffentlichung auf VHS (schlagen Sie es nach, wenn Sie nicht mehr wissen, was das ist) in Hamburg synchronisiert, was dazu führte, dass Michael Schwarzmeier nicht zum Zuge kam (auch nicht für McCoy, der hier den Staffelstab übergibt), sondern Kai Henrik Möller. Und da sich hier wohl jemand auskennt, hat man ebenden für die Neufassung der Altdoktoren geholt. Wow! Das geht echt zu Herzen… und davon hat der Doktor ja bekanntlich zwei.

Bonus

Blicke hinter Kulissen und TARDISse und ein Audiokommentar, die wie üblich nette Einblicke in die Welt des beliebten zeitreisenden Akademikers bieten.

Doctor Who: The Power of the Doctor

Jodie Whittaker (Melanie Hinze), Mandip Gill (Kaya Marie Möller), John Bishop (Viktor Neumann) sowie Sacha Dhawan (Ozan Ünal), Sanchia McCormack (Elisa Bannat), Sophie Aldred (Katrin Zimmermann), Janet Fielding (Denise Grozelanny), Jemma Redgrave (Andrea Aust), Bradley Walsh (Erich Räuker), David Bradley (Michael Schwarzmeier), Peter Davison (Michael Schwarzmeier), Colin Baker (Michael Schwarzmeier), Paul McGann (Kai Henrik Möller), Sylvester McCoy (Michael Schwarzmeier), Jo Martin (Katharina Spiering), William Russel (Friedrich G. Beckhaus), Bonnie Langford (Agnes Hilpert), Katy Manning (Denise Kanty) sowie David Tennant (Gerrit Hamann)

In der alternativen deutschen Fassung

hat jeder der gestandenen Doktoren eine eigene Stimme:

David Bradley (Michael Tietz), Peter Davison (Helmut Gauß), Colin Baker (Hubert Burczek), Paul McGann (Lutz Mackensy), Sylvester McCoy (Friedrich G. Beckhaus)

Fazit Who

Nicht gerade ein meisterhafter Masterplan, aber ein nettes Abschiedspecial, das eine Verbeugung vor Jahrzehnten von Doktoren und ihren Begleitungen ist, mit ein paar netten Szenen und einem hübschen Abschluss mit den anonymen Whoikern. Ab 31.3.2023 auf DVD und Blu-ray.

Doctor Who – Silvesternacht mit Daleks / Die Legende der Seeteufel

Zwei Specials auf dem Weg zum Ende

Wir überspringen fluchs FLUX, die letzte richtige Staffel mit Frau Doktor, die irgendwie in einem Zeitloch verschwunden sein muss und springen direkt zu den beiden vorletzten Spezialen der Ära Whittaker/Chibnall…

Doctor Who: Silvesternacht mit Daleks

Das neue Jahr rückt heran und Frau Doktor und ihre Begleitungen hängen in einer tödlichen Zeitschleife mit Dalek fest…

Und täglich grüßt Frau Doktorchen oder auch Grounddoc Day

Quasi unverständlich, warum man im Orignal nicht letzteren Titel verwendet hat, aber naja. Auch wenn das Prinzip nicht wirklich neu ist – und sogar schon vor dem berühmten Film in ähnlicher Form in einer Folge von STAR TREK: THE NEXT GENERATION vorkommt – gibt man ihm hier einen neuen Dreh, der die Sache ein bisschen würzt. Die Handlung ist gut, die Dialoge witzig, alles in allem eine Episode, an der man seinen oder ihren Spaß haben kann. Schade, dass oben erwähnte Ära nicht mehr solcher Folgen zu bieten hat, zumal das ihrer Hauptdarstellerin durchaus gerecht geworden wäre.

Doctor Who: Die Legende der Seeteufel

In der Vergangenheit tauchen die Seeteufel auf – und das bedeutet Ärger…

Abenteuer?

Hätte ein schönes Abenteuer mit Piraten und all sowas werden können, ist aber irgendwie ein bisschen zu sehr hin und her springend, um so richtig in die Gänge zu kommen. Dafür, dass es dem Ende zugeht, hätte man vielleicht etwas mehr auffahren können.

Bonus

Ein paar Making-ofs und zu jedem Special ein Audiokommentar mit vom Doktor verschriebenen Einblicken.

Doctor Who: Eve of the Daleks / Legend of the Sea Devils

Jodie Whittaker (Melanie Hinze), Mandip Gill (Kaya Marie Möller), John Bishop (Viktor Neumann) sowie Aisling Bea (Cornelia Waibel), Adjani Salmon (Dennis Schmidt-Foß), Pauline McLynn (Nina Herting), Nicholas Briggs / Gregor Höppner, Marlowe Chan Reeves (Jonas Lauenstein), Crystal Yu (Jasmin Arnoldt), Arthur Lee (Felix Spieß), David K.S. Tse (Martin Schubach), Xraige Els (Gabriel Merz), Nadia Albina (Diana Borgwardt)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit Who

Ein gutes und ein eher mittelmäßiges Special, von denen letzteres den baldigen Abschied ein wenig erleichtert, um es mal so zu formulieren. Ab 24.2.2023 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Dr. Who: Die Invasion der Daleks auf der Erde 2150 n. Chr.

Den Doktor und seine Begleitung verschlägt es ins ferne Jahr 2150, in dem die Erde von Daleks beherrscht wird…

Mehr Geld, mehr Farbe, mehr Kino

Das zweite… und noch immer letzte Kinoabenteuer des Doktors. Wieder handelt es sich um eine Auskopplung aus der gleichzeitig laufenden Serie mit anderen Darstellern, mehr Geld und dadurch vermutlich mehr Außenaufnahmen im endgezeitigten London. Farbe spendierte man dem damaligen, an eine schwarz/weiße Mattscheibe gewohnten Kinozuschauer auch wieder, der den ersten Teil offenbar so erfolgreich gemacht hatte, dass sich diese Fortsetzung lohnte, die auch diesmal auf einem Fernseh-Serial von Terry Nation beruht, dem Erfinder der Daleks (und Autor mehrerer Folgen von „Die 2 / The Persuaders“).

Der Doktor und das liebe Who

Bevor das englische „Wer“ zu einer symbolischen Frage nach dem Doktor, seiner Identität, Vergangenheit und Zukunft wurde und er bisweilen sogar ein bis mehrere Fragezeichen auf seinen Klamotten zur Schau trug, war es schlicht und ergreifend der Name des zeitreisenden Mediziners, wie wir hier hören können. Wieder ist seine Enkelin mit dabei, auf Gallifrey hofft man vergebens und dass er sich 13 mal regenieren und damit wohlfeil durch einen anderen Schauspieler ersetzt werden kann, war damals ebensowenig erfunden wie die neue Ursprungsgeschichte, dass er eine Frau aus einem anderen Universum war und man fortan alle Zeitlords nach seinem Vorbild gestrickt hat… in gewisser Weise bessere Zeiten.

Fulminanter Einstieg

Los geht dieses Kinoabenteuer mit einer großartigen und eleganten Einführung der TARDIS und damit der eigentlichen Handlung, die dann auch wieder einen schönen Bogen dorthin spinnt. Dies geschieht durch den Schauspieler Bernard Cribbins… der Jahrzehnte später ins Whoniversum zurückkehren sollte, wo er der Großvater von „Doktor Donna Friend“ Donna Noble ist. Wäre er dabei die gleiche Figur wie in diesem Film, wäre das phantastisch, aber ich wage es zu bezweifeln. Was man auch diesmal wieder nicht hört, ist das bekannte „Doctor Who“-Thema im Vorspann. Das ist fast so, als würde man einen Bond-Film ohne das Bond-Thema machen… aber auch das gibt es ja bekanntlich. Dafür bekommt man mehr Daleks, als auf einer Anrichte Platz haben und ihr beliebtes „exxxterminate“ wird bei uns zu einem angemessenen „verrnichten“ und nicht „exterminieren“, was gruselig gewesen wäre, aber auf eine falsche Weise.

Bonus

Wie bei „Doctor Who“ üblich, ist das Zusatzmaterial auch diesmal wieder innen größer als außen und spendiert uns einen Audiokommentar und umfangreiche Featuretten.

OT: Daleks – Invasion Earth: 2150 A.D. (1966)

Peter Cushing (Bernd Vollbrecht), Godfrey Quigley (Tim Moseritz), Roberta Tovey (Frieda Margarethe Rudolph), Bernard Cribbins (Thomas Schmuckert)

Regie: Gordon Flemyng

Dr. Whozit

„Die Daleks werden nie wieder versuchen, die Erde einzunehmen“… unwahrere Worte wurden selten gesprochen. Außer in der Trump-Administration. Und der Politik im Allgemeinen. Wie dem auch sei, diese Prophezeiung Schrägstrich Versprechen des Kino-Doktors wird in all den vielen Jahrzehnten „Doctor Who“ nicht wahr werden, und das vermutlich mehrmals. Macht aber nix, denn wenn es drauf ankommt, ist der gute Doktor immer da, um der Menschheit den Arsch zu retten, oder die Ärsch:in, pluralistisch-feminitiv-korrekt gesprochen. Dieses Abenteuer ist noch ein wenig krude, aber für Fans und Komplettisten der Reihe eigentlich unumgänglich. Und ob es der Doktor jemals wieder auf die große Leinwand schaffen wird… steht in den Sternen. Ins Heimkino schafft er es auf jeden Fall: Ab 21.7.2022 als limitierte 4K UHD Steelbook Edition, auf Blu-Ray & DVD.

 Heimkino: Dr. Who und die Daleks

Angejahrter Doktor hat eine Zeitreisemaschine gebaut, mit der man sich durch Raum und Zeit bewegen kann, was er mit ein paar Leuten ein wenig ungewollt tut…

Erstmals im Kino, erstmals in Farbe

Er reiste seit zwei Jahren erfolgreich auf der Mattscheibe durch die Zeit, der gute Dr. Who, dass man auf die Idee kam, dass das vielleicht auch auf der großen Leiwand erfolgreich sein könnte. Und da Farbfernsehen im England der 60er wohl noch eher Zukunftsmusik war, sollte dies das erste Abenteuer des Doktors sein, das man in Farbe erleben konnte. Also lange noch, bevor es das „Raumschiff Enterprise“ a) gab und es b) als „Star Trek: Der Film“ die Kinoleinwände eroberte, ging man beim beliebten „Doctor Who“ schon diesen Weg – nur ein wenig anders. Da bleibt „Star Trek“ die Ausnahme, das Phänomen, bei dem es Jahrzehnte brauchte, bis man es mit neuen Darstellern aufmotzte, weil man seinerzeit tatsächlich die Originmalschauspieler der Originalcrew ins Kino brachte, doch beim Doktor ging man diesen Weg nicht. Gut, der wechselte im Laufe von Jahren und Jahrzehnten öfter sein Gesicht als James Bond, aber dieser eine hier schlägt ein bisschen aus der Reihe, weil er nicht Kanon in dem Sinne ist, also nicht einfach eine neue Inkarnation des vorhandenen Doktors, sondern genau der, nur eben alternativ mit anderem Darsteller, quasi in seinem ganz eigenen kleinen Universum, das aus lediglich zwei Filmen besteht. Und so ist dies in dem Sinne auch kein wirklich neues Abenteuer, sondern basiert auf der Fernseh-Folge „The Daleks“, nur eben mit ein wenig mehr Geld in Szene gesetzt.

Doktor Wer?

Wie wir uns alle erinnern werden, wurde „Doctor Who“ 1963 geboren, fand seinen Weg zu uns nach Deutschland aber erst in den 90ern, erstmals in Gestalt von Sylvester McCoy (da müssen Sie schon selbst ausrechnen, der wievielte Doktor das ist). Was in vielerlei Hinsicht schade ist. Und auch ein wenig verwunderlich, dass in den 60ern nichtmal dieser Spielfilm in deutschen Kinos ausgewertet wurde. Das bringt uns, leider, um eine hübsch alte Synchro mit Sprechern aus jener Zeit, wie z.B. Dem großartigen Friedrich Schoenfelder, der Cushing auch in „Krieg der Sterne“ sprach. Aber man hat sich Mühe gegeben, eine recht passend klingende deutsche Fassung erstellt und man folgt sogar ein wenig der deutschen Tradition, indem man Bernd Vollbrecht für Peter Cushing besetzte. Nicht, weil wir den erst kürzlich in „The Wicker Man“ in einer ähnlichen Spätsynchro erlebt haben, sondern weil der auch als Doktor nicht völlig unbeleckt ist, sprach er ihn doch für Peter Capaldi… was insofern erwähnte „Tradition“ fortsetzt, als man dem Doktor bei seinem Erstkontakt mit dem deutschen Fernsehpublikum EINE Stimme gab, Michael Schwarzmaier, der nach McCoy gleich auch noch die anderen Doktoren bei deren Treffen und im Folgenden intoniert und das von William Hartnell bis Sylvester McCoy auch heute noch für all die alten Episoden, die ihren Weg erst jetzt zu uns finden, tut. Viele Doktoren, eine Stimme, naja, eigenwillige aber nicht unbedingt die beste Lösung.

Mythologien

Das Ganze hat einen netten, aus heutiger Sicht vielleicht ein wenig trashigen Charme, da die Effekte mit heutigen schwerlich mithalten können. Wenn man sowas aber mag, kann man hier eine Menge Freude dran finden – und eine Menge Unterschiede zum Doktor, wie wir ihn heute kennen. Denn im Laufe der Jahrzehnte haben da ein paar Veränderungen in den Mythologien stattgefunden, und das liegt nicht daran, dass dies eine Filmauskoppelung ist, denn inhaltlich dürfte das alles nicht von der damaligen Serie abweichen. Der Doktor stammt hier, wie es scheint, noch nicht vom Planeten Gallifrey und gehört dem Volk der Timelords an, von denen er der letzte ist, nein, er wirkt mehr wie ein älterer Herr Doktor, der wahrscheinlich im London der 60er lebt, auch wenn er wohl nicht zum „swinging“-Teil dahzugehört. Er hat eine Enkelin, später auch eher nicht mehr unbedingt Kanon – und dann sind da noch die Daleks. Sie sind für „Doctor Who“ das, was die Klingonen für „Star Trek“ sind – und auch ihre Hintergrundgeschichte dürfte sich nach und nach ein wenig bis sehr verändern. Hier aber sehen wir sie noch in ihrer ersten Inkarnation, aber den Hang zum Massenmord („Exterminate!!!“) haben sie auch hier schon. Was allerdings fehlt ist die unverwechselbare Titelmusik. Ob man sich damit von der Serie abheben wollte?

Bonus

Wie bei „Doctor Who“ üblich, ist das Zusatzmaterial innen größer als außen, wie eine TARDIS (einziger Haken der deutschen Fassung, dass man von TARDIS spricht, ohne den Artikel „die“, was irgendwie nicht ganz vollständig klingt). Also steckt auch hier eine Menge drin, u.a. zwei Audiokommentare, aber auch andere umfangreiche Featuretten, in denen man wieder mal einiges über das Whoniversum erfährt, auch wenn dies ja eher ein paralleles ist, sowie die Einordnung des Films, historisch, whostorisch, fanstorisch, eben alles, was man so wissen muss und will. Gute Reise!

OT: Dr. Who and the Daleks (1965)

Peter Cushing (Bernd Vollbrecht), Jennie Linden (Ulrike Stürzbecher), Roy Castle (Gerrit Hamann), Roberta Tovey (Frieda Margarethe Rudolph)

Regie: Gordon Flemyng

Dr. Whozit

Ein schöner Trip durch Zeit und Raum, in die Vergangenheit, in die Alternativversion einer Serie, in eine Synchronfassung, die fast 60 Jahre nach dem Film entstand – und schlicht in das erste Kinoabenteuer, das der Doktor jemals hatte… und das streng genommen auch nur eins von zweien ist. Fans der Serie können sich das selbstredend nicht entgehen lassen, aber auch Freunde von 60er-Jahre SF oder Filmen könnten hier ein hübsches Kleinod vorfinden, das man dem deutschen Zuschauer für viele Jahrzehnte vorenthalten hat. Ab 23.6.2022 als limitierte 4K UHD Steelbook Edition, auf Blu-Ray & DVD.

Doctor Who – Die Revolution der Daleks

New Year Special

Alles hat sich geändert, nicht nur für den Doktor, der jetzt eine Frau ist, und im Knast sitzt, sondern auch für den Zuschauer, denn der Doktor ist eine Frau und statt des traditionellen Weihnachtsspecials macht der Doktor seinen Hausbesuch nun zu Neujahr… was bei uns Oktober bedeutet. Happy Halloween? Naaa, egal ist, wann die Doktorin kommt, wichtig ist, dass sie kommt und so muss sie einmal mehr, wie es der Titel schon verheißt, die Welt vor den Daleks retten…

Der die steigt fast zur alten Form auf

Eine sehr hübsche Episode, bei der man sich wünscht, dass Jodie Whitaker mehr davon bekommen hätte, so wie die, die unter einem Russell T. Davies in der Serie sein durften, der, wie man hört, zuückkehren und das Steuer der TARDIS wieder übernehmen soll. Hier bekommt man einen Hauch davon wie das wohl mit ihr gewesen wäre, denn es gibt wieder Witz, Charme, eine klassische Bedrohung, eine Doktorin in Höchstform – und Captain Jack. Und es ist noch immer ein Vergnügen, John Barrowman in der Rolle zu sehen. Das macht einfach Spaß und wenn die Doktrice am Ende einen schicken Trick anwendet, fühlt sich das alles genau so an, wie es sollte. Frohes neues Jahr!

Bonus

Kurze Rückblicke auf jene, welche die Serie verlassen werden – also erst nach der Episode gucken!

Doctor Who: Revolution of the Daleks

Jodie Whittaker (Melanie Hinze), Bradley Walsh (Erich Räuker), Tosin Cole (Ricardo Richter), Mandip Gill (Kaya Marie Möller) sowie Chris Noth (Tom Vogt), Harriet Walter (Liane Rudolph), Nathan Stewart-Jarrett (Oliver Bender) und John Barrowman (Peter Flechtner)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit Who

Schönes Who-Special, das einem endlich wieder das richtige Gefühl für den Doktor vermittelt. Ab 29. Oktober 2021 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Doctor Who – Der Zweite Doktor: Das Grab der Cybermen

Eine kleine archäologische Expedition sucht die letzte Ruhestätte der vor langer Zeit ausgestorbenen Cybermen. Zum Glück für sie – und das Universum – kommt Doktor Who mit Begleitung zufällig vorbei und schließt sich der Party an, die teils natürlich nichts gutes im Schilde führt, was man aber auch von den von der Wiederauferstehung bedrohten Cybermen erwarten kann…

Ein wunderbares Zeit(reise)dokument

Bei „Raumschiff Enterprise“ hat es von den 70ern bis in die 80er gebraucht, dass sich ein Sender erbarmte, die fehlenden Episoden zu erstehen und dem deutschen Fernsehpublikum zugänglich zu machen, also etwas mehr als 10 Jahre… bei „Doctor Who“ dauert dies ungemein länger und noch immer an. So gehen wir also weit zurück in die Geschichte, sowohl allgemein als auch der der Serie. Wir treffen auf den Zweiten Doktor, den wir auch gerne als

Der „Star Trek“ Doktor

bezeichnen können, nicht, weil er in dieser schönen Serie aufgetreten wäre, sondern weil sich seine Amtsperiode in der exakt gleichen Zeit befindet, in der auch die Enterprise erstmals über die Bildschirme flimmerte, 1966 bis 1969. Mit ihm realisierte „Doctor Who“ einen seiner brillantesten Einfälle. Das eine war, dass man statt eines teuren Raumschiffs eine Notrufbox der Polizei nahm und schlicht behauptete, das Ding sei von innen größer als von außen. Und das andere war die Möglichkeit, den Darsteller der titularen Hauptfigur jederzeit auszutauschen und durch einen neuen zu ersetzen, auf dass man die Serie so lange fortlaufen lassen konnte, wie man das denn wollte (und da selbst die Macher der James Bond Filme nicht damit gerechnet haben, dass ihr Geheimagent länger als bis in die frühen 70er tätig sein würde, wer weiß, wie lang da die BBC gedacht hat? Nun, da sie gerne Bänder mit Aufnahmen auch von Episoden des Doktors löschte, kann man sich wohl denken, dass Langlebigkeit da nicht wirklich auf der Liste stand).

Zurück ins Whoniversum

Hier haben wir es noch mit einem jungen Hüpfer von einem Doktor zu tun, der gerade mal 450 Jahre auf dem Buckel hat, sagt er jedenfalls. Er ist also quasi noch in der Zeitreisenden Pubertät, während, wie wir erfahren, sich die Cybermen eigentlich schon seit Ewigkeiten zur Ruhe gesetzt haben. Nun, wir wissen, dass sowas bei ihnen und ihren Konkurrenten von der Darlekakademie nie wirklich von Dauer ist und so werden wir schwerlich überrascht sein, wenn die Herren aus Stahl plötzlich und ununerwartet zu neuem Leben erwachen… wir wären aber auch enttäuscht, wenn jemand beim Grafen Dracula in die Gruft steigt und da ist keiner, so dass er nach ein paar Wochen unverrichteter Dinge wieder abreisen muss. Das schöne an dieser Episode ist aber, dass sie auch heute noch ziemlich genau so funktionieren würde. Nicht von den Kostümen oder von den Effekten her, aber die Handlung zeigt, mit ein paar kleinen Abstrichen, eine Zeitlosigkeit, die einem Zeitreisenden Doktor mehr als würdig ist. Und das ist nach mehr als 50 Jahren Wartezeit darauf, dass man sie uns endlich zeigt, eine wirklich tolle Sache!

Überschallbonusmaterial

Wie beim Doktor üblich und löblich gibt es wieder so viel Zusatzmaterial wie das Herz begehrt, von Audiokommentaren über Making-ofs bis hin zu… noch mehr Making-ofs. All das bietet tolle Einblicke in das Whoniversum, seine Geschichte und seine Entstehung.

OT: The Tomb of the Cybermen (1967)

Patrick Troughton (Michael Schwarzmaier), Frazer Hines (David Schulze), Deborah Watling (Jodie Blank)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Whozit

Ein früher Doktor, ein früher Auftritt der Cybermen, eine echtes Kleinod – und besonders für echte Wholigans eigentlich unverzichtbar. Ab 4. Dezember 2020 auf DVD.

Doctor Who – Staffel 12

Der, äh, die Doktor ist zurück…

Wieder hat Frau Doktor Sprechstunde in der TARDIS, aber da sie auch gerne Hausbesuche macht, trifft man auch auf ein paar alte Bekannte…

Frau Doktor

Wieder einmal kann man sehen, dass Jodie Whittaker ein großartiger Doktor ist, eine wahre Timelady, die ihren männlichen Kollegen in nichts nachsteht. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns aber auch eingestehen, dass die großen, die großartigen Zeiten von „Doctor Who“ schon eine Weile zurückliegen. Und da war es wirklich die Ära von Russell T. Davies, die das beste aus dem Doktor herausgeholt hat. Er brachte ihn zurück, mit frischen Ideen, guten Geschichten – und großartigen Autoren. Mit ihm gelangte „Doctor Who“ zu Höhenflügen, denn Davies ist nicht nur selber ein guter Autor, er hatte auch Steven Moffat in seinem Team, der immer mal wieder mit den brillantesten Episoden aufwarten durfte. Als der dann selbst das Ruder in die Hand nahm, gelang ihm das leider nicht mehr so und nach seinem Verlassen des sinkenden Raumschiffs ist die Genialität, die er und Davies der Serie einst verliehen, nie wieder wirklich zurückgekehrt. Und noch etwas scheint in dieser Staffel zu fehlen:

Der Teaser

Im Englischen gibt es zwei Begriffe für mehr oder weniger die selbe Sache: Eine Szene vor dem Vorspann. Die einen nennen es einen „Teaser“, weil im Fernsehen damit der Zuschauer angelockt werden sollte, bevor der Vorspann kam, die anderen sagen dazu, besonders, wenn es sich um einen Kinofilm handelt, ein „cold opening“, was auch nichts anderes sagt, als dass es losgeht, bevor man den Vorspann sieht. Diese „Pre-Titel-Sequenz“, um da mal auf die James Bond zurückzugreifen, hatte auch Davies benutzt, als er der Serie neues Leben einhauchte, doch in dieser Staffel findet man sie eher selten, obwohl sie durchaus möglich gewesen wären. Dafür findet man etwas anderes wieder…

Zur 11. Staffel schrieb ich:

Bring back Captain Jack

Was sich einem als Wunsch ein bisschen aufdrängt, wäre… wie wäre es, wenn ihr Captain Jack Harkness zurückbringen würdet? Auch wenn er später bei „Torchwood“ eher in der Kategorie schwul angesiedelt wurde, so war er doch bei seinem ersten Auftritt eher jemand, der mit allem geflirtet hat, Männlein, Weiblein, Roboterlein, ganz egal. Was man über Lando in „Solo“ so sagt, war genau das, wie sich Captain Jack zu Beginn seiner TV-Laufbahn verhalten hat. Warum kann man das nicht zurückbringen? Einen alten Bekannten des Doktors, der nun völlig neue Seiten in der Timelordin sieht? Das hätte Potential für viel Spaß und knisternde Momente… aber irgendwie fürchte ich, dass das niemals passieren wird. Schade eigentlich!“

Und als hätte jemand dies gelesen… passiert es auch nicht. Jedenfalls nicht ganz. Captain Jack kommt tatsächlich zurück – und das in der definitiv besten Episode der Staffel – aber leider lässt man die beiden nicht aufeinander treffen. Dafür weckt die Folge wenigstens Erinnerungen an alte Zeiten, an die nämlich, in der die Serie noch wirklich gut war. Da stimmt alles, Humor, Geschichte, Darsteller, Figuren. Zudem wird, wie es Russell T. Davis bei seiner Wiedergeburt der Serie immer so perfekt gemacht hat, schonmal ein Hinweis auf das große Finale eingeflochten.

Zeit- und Weltreisen

Das Budget dieser Staffel scheint relativ hoch gewesen zu sein, denn, fast schon wie in einem Bond-Film, bereist man jede Menge exotischer Orte rund um den Globus. Mit einem bondigen Abenteuer im Agentenmillieu geht es auch los, man widmet sich aber auch anderen Themen, bei denen besonders der Umgang mit der Umwelt, der Gesellschaft und Technik kritisch beäugt werden. Am Ende wird dann ein wenig die Mythologie der Serie umgeschrieben… ob das Sinn ergibt, sei jedem selbst überlassen, er sei aber gewarnt!

Boden los

Und wieder ist es traurigerweise an der Zeit, uns von einer großen Stimme und einem guten Schauspieler zu verabschieden. In den ersten beiden Folgen hören wir für Lenny Henry in der Synchronfassung Leon Boden. Vielen dürfte er bekannt sein als die deutsche Stimme von Denzel Washington, doch den werden wir in Zukunft leider nicht mehr auf diese Weise hören können, da Boden, der auch für viele andere internationalen Kollegen sprach, traurigerweise vor kurzer Zeit verstarb. Dies dürfte wohl eine seiner letzten Arbeiten gewesen sein. Danken wir ihm also still dafür, dass er es nicht war.

Bonus

Auch diesmal gibt es wieder eine Menge Zusatzmaterial, inklusive Audiokommentare und Making-ofs, die interessante Einblicke ins Whoniversum liefern.

Episoden

  • Spyfall, Teil 1 / Spyfall, Part 1
  • Spyfall, Teil 2 / Spyfall, Part 2
  • Waise 55 / Orphan 55
  • Unter Strom / Nikola Tesla’s Night of Terror
  • Im Taumel der Zeit / Fugitive of the Judoon
  • Praxeus
  • Die Götter der Finsternis / Can you hear me?
  • Spuk in der Villa Diodati / The Hauting of Villa Diodati
  • Aufstieg der Cybermen / Ascension of the Cybermen
  • Die zeitlosen Kinder / The Timeless Children

Mit

Jodie Whittaker (Melanie Hinze), Bradley Walsh (Erich Räuker), Tosin Cole (Ricardo Richter), Mandip Gill (Kaya Marie Möller) sowie Stephen Fry (Helmut Gauß), Sasha Dhawan (Ozan Ünal), Lenny Henry (Leon Boden), Laura Fraser (Gundi Eberhard), Goran Visnji (Klaus-Peter Grap), Robert Glenister (Lutz Riedel), Warren Brown (Felix Spieß) und John Barrowman (Philipp Moog)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit Who

Der Doktor wird nie wieder die alte sein. Eine Staffel mit Höhen und Tiefen, wobei der Besuch von John Barrowman eigentlich der wirkliche Höhepunkt bleibt, während man am Ende ein wenig am eigenen Franchise herumpfuscht, was möglicherweise nicht jedem gefallen wird. Ab 9. Oktober 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Doctor Who – New Year Special: Tödlicher Fund

Frau Doktor hat wieder Sprechstunde – und diesmal ist der Patient ein alter Bekannter…

Die Rückkehr

Staffel 11 führte nicht nur die erste Frau als Doktor ein, sie griff auch auf keinen der bekannten Widersacher des Doktors zurück. Freunde der Cybermen, Daleks und des Meisters wurden enttäuscht… doch das ändert sich an dieser Stelle. Einmal mehr kommt der tödlichste Feind, den der Doktor je hatte, der Feind, der Christopher Ecclestons Doctor vor Angst erzittern ließ, zurück, um Angst und Schrecken zu verbreiten… und alles auszulöschen, was nicht seinem Ideal entspricht. Dabei ist sehr schön, wie sich die Figur langsam zu dem entwickelt, was der (britische) Fernsehzuschauer seit den 60er Jahren kennt, eine nette Herangehensweise an das Thema, die dem Ganzen gleichzeitig etwas neues und etwas angenehm antiquiertes verleiht.

Die Doktorin

Auch hier zeigt Jodie Whitaker wieder, dass der Doktor keine Frage des Geschlechts, sondern eine des Darstellers ist, oder der Darstellerin in dem Fall. Wobei sie am besten ist, wenn sie anderen geradeheraus das sagt, was kein normaler Mensch sagen würde – und wenn sie auf direktem Konfrontationskurs mit dem Dalek ist. Besonders an diesen Stellen lässt sie den Doktor so richtig heraushängen und es ist eine Freude, ihr dabei zuzusehen.

Bonus

Ein Rückblick auf die letzte Staffel, ein Making-of und eine Vorstellung der Daleks, die einmal mehr informative Einblicke in das seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts bestehende Whoniversum bieten.

Doctor Who: Resolution

Jodie Whittaker (Melanie Hinze), Bradley Walsh (Erich Räuker), Tosin Cole (Ricardo Richter), Mandip Gill (Kaya Marie Möller), Charlotte Ritchie (Nora Jakhosha), Nikesh Patel (Max Felder), Daniel Adegboyega (Dirk Bublies), Nicholas Briggs (Raimund Krone)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Whozit

In der Tradition des Whoschen Weihnachtsspecials… kommt diesmal eins zum neuen Jahr. Ist mal ne nette Abwechslung, zu Weihnachten fanden wir den Doktor ja schon oft genug unterm Christbaum. Die Episode hat Pepp, lebt aber vor allem durch die hervorragende Hauptdarstellerin, die einmal mehr zeigt, dass sie ihren männlichen Vorgängern in nichts nachsteht. Ab 31. Mai 2019 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: DOCTOR WHO – VIERTER DOKTOR – DIE RACHE DER CYBERMEN

Der Doktor stößt mit seinen Begleitern auf ein Geheimnis, doch schon bald stellt sich heraus, dass auch alte Bekannte in die Sache verwickelt sind…

Die Whonaissance geht weiter

Deutschland entdeckt mehr und mehr den Doktor für sich. Und das hat wirklich eine Weile gebraucht, reist dieser doch schon seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts durch Zeit, Raum und Fernsehschirme. Viel von ersterer ist verstrichen, bevor es ihn nach Deutschland verschlug, viel, bevor er dorthin zurückkehrte und dann nochmal ein wenig, bevor er hier wirklich Fuß fassen konnte. Nun aber ist er hier angekommen, werden seine aktuellen Abenteuer den deutschen Zuschauern doch zeitnah zur Verfügung gestellt… und es gibt noch eine ganze Menge älterer nachzuholen. Wenden wir uns also der Zeit zu, bevor der Doktor eine längere Zwangspause einlegte und erst durch Russell T. Davies aus seinem Doktorenschlaf geweckt wurde. Acht Doktoren gab es zwischen 1963 und 1996, wie wir in der sehr schönen Beigabe eines Episodenguides entdecken können. Eine sehr nette Übersicht, die uns zeigt, was es vom Doktor bereits auf deutsch gibt… und, vielmehr, was nicht… denn das ist viel mehr! Mit diesem Abenteuer des vierten Doktors bekommen wir nun die drittälteste Geschichte, das am drittweitesten zurückliegende Serial. Davor gibt es in unserer Sprache nur die drei ersten Stories des ersten und eine Geschichte des zweiten Doktors, während der dritte bislang völlig brach liegt und vom vierten nur dieses erschienen ist, seine Abwesenheit in „Die fünf Doktoren“ mal nicht mitgezählt. Und das, wo Tom Baker für viele Fans der alten Ära der beliebteste Doktor, „ihr“ Doktor zu sein scheint. Doch nun, liebe Wholigans, gibt es die Möglichkeit, zu sehen, ob das auf den einen oder anderen hierzulande vielleicht auch zutrifft…

Die Sprache der Liebe

Ist mitnichten Deutsch, da sind wir uns, glaub ich, alle einig. Allerdings hört man auch immer wieder, dass sich Synchronisationen eigentlich überlebt haben und die ganze Jugend all das Zeugs viel lieber im Original guckt, also bah, Synchro, geh weg. Nun, die Wirklichkeit scheint dann offenbar doch anders auszusehen. Ein Verleih hat vor nicht allzulanger Zeit einen Versuchsballon gestartet, britische Serien ohne deutschen Ton zu veröffentlichen… Ziehen wir doch mal Schlüsse daraus, dass man Geld und Mühe investiert, um „Doktor Who“ aus der guten alten Zeit zu synchronisieren, dann scheint uns das zu sagen, dass sich der gute Doktor ohne eine deutsche Sprachfassung wohl eben nicht verkaufen würde. Soviel also zu der Sache.

Deutschland Who

Sieben Doktoren, eine Stimme. Es nimmt einen immer mal wieder Wunder, was in Sachen Synchron hier und da so geschieht. Bei Monty Pythons „Die Ritter der Kokosnuss“ hat man es nicht geschafft oder sich dagegen entschieden, jeden Schauspieler nur mit einem Sprecher zu besetzen, so dass jede Rolle im Film eine andere deutsche Stimme hat, obwohl sie im Original teils vom selben Schauspieler gespielt wurde, etwas, das man bei den anderen Filmen der Pythons dann zum Glück größtenteils anders gemacht hat. Beim Doktor nun ist das genaue Gegenteil der Fall. Obwohl wir unterschiedliche Schauspieler haben, entschied man sich dafür, jeden davon von nur einem einzigen Sprecher synchronisieren zu lassen: Michael Schwarzmaier, der das erste Mal für Nr. 7 Sylvester McCoy an den Start ging und dann rückwirkend auch jeden anderen Träger des zeitreisenden Doktorentitels vertonte. Das bringt zwar irgendwie wenig Variation in die Sache, aber, machen wir uns nichts vor, die meisten der Leute, die sonst die anderen Doktoren gesprochen hätten, wären inzwischen wahrscheinlich tot und so, da man sich bei den Doktoren der klassischen Ära darum bemüht, ihn zu besetzen und damit bislang erfolgreich war, wird hier eine Kontinuität geschaffen, wie man sie in der deutschen Synchronisation eher selten vorfindet.

Bonus

Wie bei „Doctor Who“ üblich wird man man einer TARDIS voll Zusatzmaterial verwöhnt, vom Audiokommentar mit Elisabeth Sladen über den zweiten Teil von Tom Bakers Rückblick über seine Jahre als Doktor bis hin zu einer interessanten Doku darüber, wie man vor der Zeit von DVDs, als selbst Video noch zu schwierig oder teuer oder beides war, seinem doktorandischen Hobby fröhnen konnte und mit welchen Schwierigkeiten das verbunden war. Um es mit den Worten einer anderen Science-Fiction-Ikone zu sagen: „Faszinierend!“

Die Rache der Cybermen – Revenge of the Cybermen (1975)

Tom Baker (Michael Schwarzmaier), Elisabeth Sladen (Milena Karas), Ian Marter (Markus Haase), Jeremy Wilkin (Renier Baaken), Ronald Leigh-Hunt (Gordon Piedesack), William Marlowe (Tobias Brecklinghaus), Kevin Stoney (Josef Tratnik), David Collings (Volker Niederfahrenhorst), Alec Wallis (Dieter Gring), Michael Wisher (Wolff von Lindenau), Brian Grellis (Oliver Wronka), Christopher Robbie (Dirk Hardegen), Melville Jones (Oliver Kalkofe)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Whozit

Die erste richtige Geschichte des vielseits ge- und beliebten Doktor Nr. 4, Tom Baker, ein Wiedersehen mit Elisabeth Sladen als Sarah Jane Smith, die wir erst kürzlich in ihrem ersten Soloabenteuer gesehen haben, aber auch so, wie „Doktor Who“ in diesen Jahren war. Und das mag für heutige Augen und Sehgewohnheiten doch bisweilen ein wenig schwierig sein. Wer mit dem klassischen „Raumschiff Enterprise“ seine Probleme hat, der könnte hier auch an seine Grenzen stoßen, wenn er damit nicht aufgewachsen ist. Insofern möglicherweise eher eine Art Liebhaberprodukt für Leute, die einfach auf „Doktor Who“ stehen… und damit meine ich nicht Captain Jack. Ab 26. April 2019 auf DVD und Blu-ray.

Doctor Who – Staffel 11

Der Doktor ist zurück… und diesmal ist er eine Frau!

Offenbar haben Millionen in panischer Angst aufgeschrien (nee, das ist aus „Krieg der Sterne“), als sie hörten, dass nun eine Frau die Praxis des seit den 60er Jahren männlichen Doktors übernehmen würde… sagen wir es mal so: deren Problem! Denn, wie bereits an anderer Stelle geschrieben, „Doctor Who“ dürfte so ziemlich die einzige Serie in Film und Fernsehen sein, die es geschafft hat, den Wechsel von Schauspielern für dieselbe Rolle nicht nur sinnvoll zu erklären, sondern auch organisch in die Serie einzubauen. Ganz im Ernst, mit einem weiblichen James Bond hätte ich meine Probleme. James is ja nu auch nicht so der Frauenname und da die Produzenten von Filmen oft auch im Bereich der Idiotie ansässig sind, würde man Jame? Jaime? Jamima? dann bestimmt auch prompt lesbisch machen (Bond schläft ja auch mit Frauen), weil ja nicht nur alle taffen Weiber lesbisch sind, sondern weil man dann ja, Verzeihung, auch nicht die Eier hätte, sie mit Männern rumvögeln zu lassen, weil sich das dann ja in den prüden Augen solcher Leute doch nicht geziehmt. Wie dem auch sei, wenn eine Serie prädestiniert dafür ist, auch mal eine Frau ans Ruder – oder ans Śtethoskop in dem Fall – zu lassen, dann ist es „Doctor Who“. Was man hiermit gemacht hat. Jodie Whittaker gibt hier nach der Reinkarnation am Ende der letzten Folge ihren Einstand – und, was soll man sagen, sie macht das ganz ausgezeichnet. Man hat nie das Gefühl, dass sie nicht der Doktor wäre (und da wollen wir jetzt nicht einmal mehr auf meine Probleme mit Daniel Craig eingehen). Irgendwie erinnert sie ein wenig an einen gemäßigten David Tennant, nicht ganz so hibbelig, aber auch nicht so zurückhaltend wie Eccleston. Sie findet einen guten Weg, die Figur zu personifizieren – und auf nichts anderes kommt es in diesem Fall an. Obẃohl… das stimmt nicht ganz. Gute Geschichten wären ja auch ganz schön. Leider hat nun aber zusammen mit Peter Capaldi nicht nur der letzte Doktor das Schiff verlassen, auch Steven Moffat, der seit Matt Smith als Showrunner dabei war und der zu Zeiten von Russell T. Davies ein paar der besten Who-Folgen aller Zeiten schrieb, ist nun aus der TARDIS ausgestiegen. Das Resultat ist… ordentlich.

Bring back Captain Jack

Was sich einem als Wunsch ein bisschen aufdrängt, wäre… wie wäre es, wenn ihr Captain Jack Harkness zurückbringen würdet? Auch wenn er später bei „Torchwood“ eher in der Kategorie schwul angesiedelt wurde, so war er doch bei seinem ersten Auftritt eher jemand, der mit allem geflirtet hat, Männlein, Weiblein, Roboterlein, ganz egal. Was man über Lando in „Solo“ so sagt, war genau das, wie sich Captain Jack zu Beginn seiner TV-Laufbahn verhalten hat. Warum kann man das nicht zurückbringen? Einen alten Bekannten des Doktors, der nun völlig neue Seiten in der Timelordin…Timelady sieht? Das hätte Potential für viel Spaß und knisternde Momente… aber irgendwie fürchte ich, dass das niemals passieren wird. Schade eigentlich!

So lide

Die Staffel an sich ist durchaus solide. Es fehlen zwar großartige Episoden, aber die waren ja auch in den letzten Jahren nicht mehr so an der Tagesordnung. Die historische Figur, die diese Staffel die Tradition fortsetzt, ist Rosa Parks, die Frau, „die den Bus entführt hat“ (Jaime Presley in „My Name is Earl“). Sehr schön ist auch die Episode über den Lieferservice, die mit gruseligen Robotern aufwartet. „Die Hexenjäger“ bietet als Zückerchen Alan Cumming als König, dessen Spiel einfach Freude macht. Und auch einen seiner Kollegen aus „The Good Wife“ bekommen wir geboten, auch, wenn der den meisten (besonders weiblichen) Zuschauern eher als Mr. Big aus „Sex & the City“ bekannt sein dürfte: Chris Noth. Hier ähnelt seine Rolle aber eher der aus ersterer Serie, denn die Staffel bietet jede Menge Kritik an aktuellen Tendenzen, gewisse Präsidenten eingeschlossen. Was es diesmal allerdings nicht gibt, ist ein staffelübergreifender Bogen, der in einem Finale im Finale kulminiert. Sehr schön ist dagegen, dass die neue Doktorin zugibt, dass ihr Schallschraubenzieher eigentlich eher so eine Art Schall-Schweizer-Armeemesser ist, obwohl man auch einfach Zauberstab sagen könnte.

Bonus

Wie beim Doktor üblich gibt es wieder eine Menge Zusatzmaterial, inklusive Audiokommentare und Making-ofs, die wie üblich interessante Einblicke ins Whoniversum liefern.

Episoden

  • Die Frau, die zur Erde fiel / Tho Woman who fell to Earth

  • Das Geistermonument / The Ghost Monument

  • Rosa

  • Spinnefeind / Arachnids in the UK

  • Das Tsuranga-Rätsel / The Tsuranga Conundrum

  • Dämonen in Punjab / Demons on the Punjab

  • Frei Haus / Kerblam!

  • Die Hexenjäger / The Witchfinders

  • Verkehrte Welt / It takes you away

  • Auf dem Pfad der Vergeltung / The Battle of Ranskoor Av Kolos

Mit

Jodie Whittaker (Melanie Hinze), Bradley Walsh (Erich Räuker), Tosin Cole (Ricardo Richter), Mandip Gill (Kaya Marie Möller) sowie Susan Lynch (Sabine Arnhold), Shaun Dooley (Boris Tessmann), Art Malik (K. Dieter Klebsch), Vinetta Robinson (Anke Reitzenstein), Mark Addy (Lutz Schnell), Chris Noth (Tom Vogt), Alan Cumming (Viktor Neumann)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit Who

Solide Staffel mit einer überzeugenden neuen Doktorin, aber ohne Anflüge von Großartigkeit früherer Jahre. Ab 26. April 2019 auf DVD und Blu-ray.