Eine Anomalie bedroht die Galaxis und die Discovery tritt in Aktion…
Galaxis in Gefahr!
Darunter machen wir es nicht mehr, auch wenn der Name von Schiff und Serie eigentlich eher in Richtung „Entdeckung“ oder „Entdecken“ geht, etwas, das hier gern und oft vernachlässigt wird. Nichtsdestotrotz gibt es eine leiche Kurskorrektur, die uns tatsächlich ein wenig näher in Richtung STAR TREK bringt. Denn Trek ist mehr als nur Leute, die in Raumschiffen durch die Galaxie preschen und fremde Kulturen kennenlernen oder, hier und da, auch mal bekämpfen. STAR TREK ist, nun, wie formuliert man das mal, ohne hochtrabend zu wirken, ein bisschen auch eine Denkweise, eine Philosophie, was, wenn wir ehrlich sind, nach der Roddenberman-Ära gerne vergessen wurde. Einer der Grundgedanken ist, dass man Dinge nicht immer mit Gewalt lösen muss und so haben wir hier ein bisschen mehr davon, diplomatisch an Sachen heranzugehen und auf diese Weise eine Lösung zu finden. Das wirkt sich besonders auf das Ende der Staffel aus, denn wo sich in den Staffeln davor gerne in Raumschlachten ergangen wurde, nimmt man hier Kurs auf erwähnte Denkweise, was durchaus trekiger ist, als das, was man uns vorher geboten hat.
Trekliches
Möglicherweise werden wir bald nochmal intensiver auf das Thema zu sprechen kommen, ob sich DISCOVERY im Urkanon des Roddenberman Trek bewegt oder, wie ich meine, eher nicht, sondern in einer leicht anderen Zeitlinie herumdümpelt. Nun kann man argumentieren, dass die Autoren einfach keine Ahnung haben und den Kobayashi Maru-Test hier deshalb falsch dargestellt haben, denn bei dem geht es ganz klar darum, mit einer aussichtslosen Situation zu tun hat – aber in einer anderen Linie wäre ein solcher Unterschied ja wieder möglich. Dem widersprechen dann lediglich Anspielungen auf Picards Aufstieg zum Androiden und die Nutzung der romonalischen Quad Melad, die beide in der ersten Staffel von PICARD eingeführt wurden, die theoretisch eine Fortsetzung der originalen Linie sein könnte… ach, es ist kompliziert. Anderseits wird hier angedeutet, dass es diverse parallele und leicht unterschiedliche Universumse, äh, -sen, gibt, also ist das ursprüngliche in meinen Augen das, in dem Spock keine Adoptivschwester hatte. Aber wenn man vorgeben sollte, im originalen STAR TREK Universum zu spielen, dann kann man doch mal seine Hausaufgaben richtig machen und feststellen, dass in der VOYAGER Episode „Living Witness/Der Zeitzeuge“ eine Kopie des Holodocs gefunden wurde, und das etwa 700 Jahre nach der Serie, die sich rund 100 Jahre danach auf den Weg gen Alphaquadrant macht. Der stünde also sicher mit spannenden Geschichten zur Verfügung… ich sags ja nur.
Trektonisches
Neben einer Voyager scheint es auch eine Enterprise zu geben, ebenso wie ein Raumdoch namens Archer. Hinzugekommen sind dann noch die USS Janeway (die eine Borgdrone zum Menschsein gezwungen, durch den Pakt mit den Borg für die Assimilierung eines ganzen Volkes gesorgt und, um die Serie zum Ende zu bringen, gegen diverse Zeitreisegesetze verstoßen hat… also hat man sie zum Admiral befördert und ein Schiff nach ihr benannt???) und die T’Pau, was ebenfalls ein bisschen ironisch ist, ist das doch „die einzige Person, die jemals einen Sitz im Föderationsrat abgelehnt hat“, um die Classic-Episode „Amok Time/Weltraumfieber/Pon Farr“ zu zitieren. In der Folge „Arena/Ganz neue Dimensionen“ tauchten übrigens die hier erwähnten Metronen auf, die Iconianer wurden sowohl bei THE NEXT GENERATION als auch bei DEEP SPACE NINE umfangreich erwähnt und das Q-Kontinuum… war dann nach dem Ende der zweiten Staffel PICARD wohl doch noch ein bisschen aktiv, bevor es sich dann ein paar Jahrhunderte hiervor zur Ruhe setzte. Die Galaktische Barriere, die unsere Galaxie umschließt, tauchte das erste mal im zweiten Pilotfilm „Where No Man Has Gone Before/(Die) Spitze des Eisbergs“ und dann nochmal in „By Any Other Name/Stein und Staub“ auf. Beim ersten Durchbruch wurden Gary Mitchell und Dr. Dehner zu Übermenschen, aber diesen Nebeneffekt scheint man wohl inzwischen behoben zu haben.
Bryceausschreiben
Erinnern wir uns noch, wie die anderen Brückenoffiziere außer Detmer heißen? Bryce? Riece? O’Washington? Naja, nicht so wichtig, jedenfalls tut man denen hier noch weniger einen Gefallen, indem man sie teils aus der Serie herausnimmt, auf dass wir ihre Namen wohl niemals wirklich lernen werden. Aber auf einem Schiff mit etwa vier Ingenieuren ist ja egal, wer den Kahn steuert. Da ist dem Sternenflottendepartment auch ein kleiner Missgriff unterlaufen, denn Detmer trägt gelb. Ich hab nie so ganz rausgekriegt, was O’Washingtons Aufgabe ist, unter Kirk wäre ihr Sitzplatz der der Navigatorin gewesen, aber Detty ist die Steuerfrau des Schiffes. Zu Kirks Zeiten wäre das gelb absolut korrekt gewesen, aber man darf annehmen, dass die Farbkodierung sich eher an der späteren Einteilung zu NextGen-Zeiten orientiert, und da wäre die korrekte Farbe für Steuerung rot (denn wie wir uns erinnern fing der blinde LaForge rot als Steuermann an, bevor er ins Gelb des Ingenieurs wechselte, was in TOS noch komplett umgekehrt war). Da hier kommandierende Offihziere alias Captains wie bei TNG rot tragen, wäre das also auch die korrekte Farbe für die Steuerfrau. Davon aber mal abgesehen: In einer der ursprünglichen Serien hätte man am Ende die Probleme mit der eigenen Mannschaft gelöst, nicht mit einer Handvoll Gäste, die man an Bord holt… aber wenn man nur so blasse Gestalten ohne Persönlichkeit beschäftigt, lässt sich sowas wohl nicht umgehen.
Kimkerlitzchen
Kaum reist man ein paar hundert Jahre in die Zukunft, schon wird jeder befördert. Oben genannte Brückenbesatzung ist komplett im Rang aufgestiegen, es wimmelt nur so von Lieutenant Commanders, und das bereits in der dritten Staffel. Ensign Kim befand sich sieben Jahre und 70.000 Lichtjahre an Bord der Voyager und ist nichtmal zum Lieutenant Junior Grade ernannt worden. Traurig… und irgendwie ungerecht, oder?
In die Gefühlvollen gehen
Tja, es ist ein wenig schwierig, Burnham zu ignorieren. Die trägt ihre Emotionen vor sich her, als wären sie Ausstellungsstücke. Dabei wurde sie doch eigentlich von Vulkaniern aufgezogen, also sollte sie ihre Gefühle nicht besser im Griff haben… oder überhaupt? Und dann ist da noch die Sache mit ihrer Mutter, obwohl, wir sollten sagen mit ihren Eltern, denn anders als die Serie wollen wir nicht vergessen, dass es derer zwei gibt. Es wird ihr Trauma erwähnt, das sie wohl hat, weil in ihrer Kindheit ihre Mutter von Klingonen abgeschlachtet wurde. Wie sich herausstellte, war dem nun aber nicht so, denn Mama ist in die Zukunft geflohen. Bedeutet das dann nicht, dass sie Pappa da zurückgelassen hat – und dass der von den Klingonen massakriert wurde?! Davon spricht aber keiner mehr, weil… ist ja nur n Mann, und sowas fällt heute ja nicht mehr ins Gewicht.
Bonus
Ein Audiokommentar zur letzten Folge und einige Blicke hinter die Kulissen, in denen man einiges über die Staffel erfährt.
Episoden
- Kobayashi Maru
- Anomalie
- Wähle das Leben
- Alles ist möglich
- Die Beispiele
- Stürmisches Wetter
- Verbindung
- Alles oder nichts
- Rubikon
- Die Galaktische Barriere
- Der Rosettastein
- Spezies 10-C
- Die Heimkehr
Mit
Michael Burnham: Sonequa Martin-Green (Julia Kaufmann)
Saru: Doug Jones (Bernd Vollbrech)
Stamets: Anthony Rapp (Norman Matt)
Dr. Hugh Culber: Wilson Cruz (Benjamin Stöwe)
Tilly: Mary Wiseman (Friederike Walke)
Jett Reno: Tig Notaro (Nina Herting)
Book: David Ajala (Daniel Welbat)
Admiral Vance: Oded Fehr (Patrick Winczewski)
Kovich: David Cronenberg (Axel Lutter)
T’Rina: Tara Rosling (Susanna Bonaséwicz)
Gabrielle Burnham: Sonja Sohn (Susanne von Medvey)
Ruon Tarka: Shawn Doyle (Michael Lott)
Nhan: Rachael Ancheril (Dascha Lehmann)
Dr. Hirai: Hiro Kanagawa (Thomas Kästner)
Faz Trek
Die Discovery auf dem Weg in die richtige Richtung und nähert sich STAR TREK, außer in seiner Sprache, mehr an – allerdings hätte ich persönlich diese Geschichte lieber von besseren Autoren geschrieben und mit anderen Figuren umgesetzt gesehen, das hätte der Sache gut getan. Ab 8.12.2022 auf DVD und Blu-ray.