Heimkino: Die Durrells – Staffel Eins

Ein Familien-Abenteuer auf Korfu

1935. Alleinerziehende britische Mutter hält es im Vereinigten Königreich nicht mehr aus und zieht mit ihrer Tochter und den drei Söhnen auf eine griechische Insel…

Zeit für ein bisschen Urlaub?

Für viele muss dieser dieses Jahr wegen Corona ja leider ein wenig stellvertrend stattfinden. Hier kann man einen Hauch Urlaubsatmosphäre erhaschen, auch, wenn die Figuren dort permanent hinziehen. Trotzdem bekommt ein wenig Griechenland, das Zirpen der Zickaden, eine Andeutung von Meer, die Olivenhaine… und kann sich vielleicht in ein wenig Erholung hineinträumen. Insofern kommt die Serie möglicherweise genau zum richtigen Zeitpunkt.

Vor Brexit und Grexit, als die Welt noch in Ordnung war

Also auch, wie man sehen kann, vor Hitler. Und zumindest von einem Standpunkt, denkt man sich nahezu unweigerlich, während man die adrette Serie beschaut, kann sie nur in einer solchen etwas einfacheren und auch naiveren Zeit spielen, denn der kleine Junge der Familie, der alle Arten von Tieren liebt, befindet sich eigentlich fast von Minute 1 an in der Gesellschaft von unterschiedlichen erwachsenen Männern… und das würde man heute mit dem englischen Begriff „creepy“ umschreiben, und das völlig zu recht. Doch in dieser anderen Periode kann man sich das als durchaus harmlos vorstellen. Ein bisschen unzeitgemäß erscheinen allerdings ein paar der verwendeten Begriffe, aber das nimmt einem nicht die Freude an den netten Dialogen. Neben der Eingewöhnung in der neuen Umgebung, dem Umgang mit den Eingeborenen und dem Mangel an Geld spielt natürlich auch die Liebe hier und da eine Rolle, sowie das Finden seiner Rolle im Leben, in der Welt und überhaupt. So weit, die Landessprache zu lernen, geht man aber nicht… worüber man mal diskutieren könnte.

Bonus

Making-ofs über die Figuren, die Romanadaption und die Produktion.

OT: The Durrells

Keeley Hawes (Caroline Ebner), Milo Parker (Jakob Brendel), Josh O’Connor (Daniel Schlauch), Daisy Waterstone (Maresa Sedlmeir), Callum Woodhouse (Karim El Kammouchi), Leslie Caron (Eva-Maria-Lahl), James Cosmo (Thomas Piper)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit

Ein Hauch Urlaub in einer besseren Zeit… Wir wünschen eine gute Reise! Ab 31. Juli 2020 auf DVD.

Heimkino: THE PROFESSOR

© 2020 LEONINE

Professor erfährt, dass er in Kürze an Krebs sterben wird und beginnt, Dinge anders zu machen…

Richard sagt auf Wiedersehn

So in etwa der Originaltitel, der das Geschehen ein wenig deutlicher umschreibt als die hiesige Variante. Wobei das, was man auch mit „verabschieden“ übertragen könnte, durchaus mehr Ebenen besitzt, da sich titularer Richard nicht allein von Menschen verabschiedet, sondern auch von Angewohnheiten und Konventionen. In manchen Fällen könnte man sogar sagen „Richard pfeift drauf“, was auch der Titel der Musicalvariante ist, die nur einen Monat am Broadway gespielt wurde, bis Corona ihr einen Strich durch die Rechnung machte… was natürlich gelogen ist, aber gut klingt. Ein bisschen anders als der Film. Dumpf wäre nicht ganz das richtige Wort, aber ein bisschen trübe ist das Ganze schon, Ein bisschen fühlt man sich in Watte verpackt, auch wenn es hier und da nette Augenblicke gibt. Vielleicht will man ja bei einem Film über den bevorstehenden Tod nicht, dass der Funke überspringt, aber man hat oft genug gesehen, dass man mit dem Sterben auch auf amüsante Art umgehen kann, was dann letztlich das eigentliche Ereignis sogar noch dramatischer macht. Doch nicht so hier, nein, hier ist das alles nicht deprimierend, aber auch irgendwie nicht so recht packend.

Was für ein Depp?

Eine Frage, die wir zuletzt (und, nebenbei bemerkt, auch zuerst) kürzlich bei „Cry-Baby“ gestellt haben, doch diesmal ist die Antwort gegenläufig und heißt: Ein später. Also ein aktueller. Johnny Depp, immer schon ein guter Schauspieler, brach dereinst im „Fluch der Akribik“ mit Konventionen und spielte eine coole Heldenrolle anders als erwartet. Was witzig und originell war, schon bald aber zu einem Abziehbild seiner selbst wurde. Wenn man hier nur auf den Text achtet, könnte man meinen, dass die Figur vielleicht eher für eine schräge Darstellung wie der des Captain Jack Sparrow gedacht gewesen wäre – doch da spielt der Depp nicht mit und präsentiert das Ganze mit einem Höchstmaß an Zurückhaltung. Das ist der ganzen Sache sicher nicht unangemessen, führt dann aber letztlich auch zu der oben erwähnten Watte.

OT: Richard Says Goodbye

Johnny Depp (David Nathan), Zoey Deutch (Marie Hinze), Danny Huston (Reent Reins), Rosemarie DeWitt (Christin Marquitan), Ron Livingston (Peter Fletchner), Siobhan Fallon Hogan (Marie Sumner), Odessa Young (Sophie Lechtenbrink), Devon Terrel (Fabian Heinrich)

Regie: Wayne Roberts

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazit

Es gibt hier und da schöne Elemente, es ist nicht wirklich deprimierend und runterziehend… aber Begeisterung sieht dann doch anders aus. Ab 31. Juli 2020 auf DVD und Blu-ray.

Kino: THE SONG OF NAMES

Kurz vorm Zweiten Weltkrieg. Britischen Jungen wird als Zimmergenossen jüdisches Wunderkind mit der Geige aufgedrängt, für das sich Vater mehr interessiert, als für den eigenen Sohn, doch als es seinen großen konzertalen Auftritt haben soll, verschwindet der Geiger…

Wahre Geschichte?

Diese Frage stellt man sich, nicht, weil das Ganze so realistisch wirkt, sondern ein bisschen durcheinander und behäbig in der Erzählweise. Der Nachspann offenbart uns als Grundlage einen Roman, was als letzte Frage offen lässt, ob das Titel gebende Lied, das erst irgendwann in der zweiten Hälfte auftauchen soll, tatsächlich existiert. Wie dem auch sei, es ist eine dieser Umsetzungen, bei denen man sich etwas mehr Fokus auf das eine oder andere gewünscht hätte. Motivationen herausarbeiten, die Suche spannend gestalten, auch wenn die 35 Jahre dauert, was sich im Film auch ein wenig so anfühlt. Da hätte man klare Ziele mit einer starken Motivation benutzen können, doch die Leidenschaft, sowohl für das Spiel der Geige als auch dafür, den Geiger zu finden, hat sich, sollte sie da sein, auf mich nicht übertragen. Der Vorspann nennt dann noch und ausschließlich zwei Namen, so dass man schnell raus hat, wer den Gesuchten spielen wird und wenn der dann erstmals zu sehen ist, weiß man auch gleich, wie es um die Suche steht.

Mit

Tim Roth, Clive Owen, Catherine McCormack, Eddie Izzard, Saul Rubinek

Regie: François Girard

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

The Song of Fazits

Wenn es dieses titulare Lied wirklich gibt, wäre eine Dokumentation darüber vielleicht ein besserer Weg, es zu würdigen, als dieser Film. Der hat zwar durchaus interessante Aspekte, weiß sie aber leider nicht wirklich auszuspielen. Ab 6. August 2020 im Kino.

Heimkino: Cry-Baby

Die 50er, Schmiere in den Haaren, heiße Bräute, scharfe Maschinen. Er steht auf sie, aber er ist so Art cooler Typ mit Lederjacke und sie die brave Musterschülerin…

Schräg, Musik, Komödie… Waters

John Waters ist schwerlich als Mainstreamregisseur zu bezeichnen, zeichnen sich seine Werke doch eher dadurch aus, dass sie gerade nicht in diesen Wassern fischen und in Sachen Geschmack Wege gehen, denen viele zu folgen nicht unbedingt bereit sind. Wer sich also ein schmuckes Musical mit 50er Jahre Schlagern erhofft, kommt definitiv zur Hälfte auf seine Kosten, muss aber auch damit rechnen, dass es Dinge geben wird, die anders laufen, als er es denken würde. Eben ein bisschen schräg. Und drüber. Und manchmal weit neben der Spur. Das ist bisweilen erfrischend, kann ab und an aber auch ein wenig anstrengend sein. Ändert aber nix an der flotten Musik (nicht Flottenmusik, denn es geht hier ja nicht um die Marine) und da Musicals in Sachen Handlung ja auch meist eher ein wenig schwachbrüstig sind, anders also als Filme von Tinto Brass oder Russ Meyer, ist auch diese hier eher übersichtlich, lenkt aber auch nicht zu sehr von den Songs ab. Und wenn man bedenkt, dass der mit Abstand grauenvollste und furchtbarste Film des letzten Jahres (also in der Zeitrechnung v. Cr, vor Corona) „Cats“ war und nicht allzuweit dahinter „Ich war noch niemals in New York“ rangiert, was sich beides Musical schimpft, dann fährt man mit Heulsuse „Cry-Baby“ doch wahrlich gar nicht mal so schlecht und wird von derartigen grauenvollen Entgleisungen verschont… wenn man mit John Waters Extravaganzen klar kommt.

Was für ein Depp?

Ein früher! Dieser Film dürfte Johnny Depps vierter Ausflug auf die große Leinwand sein und fand etwa zur gleichen Zeit statt wie „Edward mit den Scherenhänden“ von seinem späteren Busenfreund Tim Burton. Und wo wir das Thema schonmal angesprochen haben…

Oh Lords!

Für Traci Lords war dies wiederum ihr erster Auftritt in einem Film mit Erwachsenen, aber nicht ausschließlich für sie. Zuvor hatte sie sich einen Namen in der Welt des Pornofilms gemacht, tatsächlich ist sie aber eine der wenigen Darstellerinnen aus diesem Genre, die es schaffte, später auch im „anderen“ Filmbereich Fuß zu fassen.

Cry-Baby (1990)

Johnny Depp (Michael Deffert), Amy Locane (Katharina Gräfe), Stephen Mailer (Frank Schröder), Robert Tyree (Thomas Wolff), Polly Bergen (Agi Prandhoff), Iggy Popp (Hubertus Bengsch), Ricki Lake (Hansi Jochmann), Willem Dafoe (Thomas Petruo), Traci Lords (Anke Reitzenstein)

Regie: John Waters

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Cry-Fazit

Schräg, unterhaltsam, mit peppigen Songs, aber nicht immer was für jeden. Ab 24. Juli 2020 auf Blu-ray.

Heimkino: FREIES LAND

Kurz nach der Wende. Ein Polizist aus Westdeutschland und einer aus dem Osten ermitteln dorten im Falle von zwei verschwundenen Schwestern…

Ostalgie

Irgendwann ereilte uns eine Welle, die unter dem Namen „Ostalgie“ in die Geschichtsbücher eingegangen ist. Sie schien es zum Ziel zu haben, zu zeigen, dass die DDR eigentlich doch irgendwie total super war, also es war eben nicht ALLES schlecht… was irgendwie anmutet, wie dieser Witz über Hitler und die Autobahnen. Jedenfalls schien man auf einmal Jahrzehnte der Unterdrückung und des Ausspioniertwerdens vom Staat in einen hübschen Kessel Buntes gapackt, ein paarmal kräftig umgerührt und dann wohlwollend vergessen zu haben, fast so, als hätte einem die Stasi eine Gehirnwäsche verpasst. Dieser Film, auch wenn er später entstand, spielt vor der großen Welle der Ostalgie und insofern ist er etwas düsterer und weniger Konsumentenorientiert. Zum Glück verzichtet er aber auch auf schwarz-weiß-Malerei, in der, je nach Standpunkt, der Wessi oder der Ossi der Böse oder Blöde ist, hier wird sich auf Augenhöhe begegnet… auch wenn einer von den beiden größer ist als der andere.

Ost-West Passage

Natürlich gibt es Spannungen zwischen beiden Seiten, es gibt Vergangenheiten, die unangenehm sein könnten, so sie denn stimmen, es gibt ein verdammt interessantes Ermittlergespann, das von zwei tollen Schauspielern verkörpert wird und es gibt einen guten Fall, der sich nach und nach entwickelt. Einzig die Komplettauflösung am Schluss hätte man eine Spur besser herausarbeiten können.

Mit

Felix Kramer, Trystan Pütter, Nora Waldstätten

Regie: Christian Alvart

Fazits Land

Hervorragende Krimiunterhaltung, die Pfiff hat und damit absolut sehenswert ist. Ab 23. Juli 2020 auf DVD und Blu-ray.

Kino? BERLIN,BERLIN – DER KINOFILM

Wann wäre eine Hochzeit je gut gelaufen, ohne, dass einer der beiden Beteiligten kurz danach stirbt? Also wenn beide überleben sollen, dann ist es eben die Hochzeit, die schief läuft – und danach ergibt sich eine Reihe von Abenteuern, die die Hauptpersonen aus Berlin,Berlin hinausführen in den Harz,Harz (aber nicht IV!)…

Serie,Serie

Vor vielen, vielen Jahren gab es eine Fernsehserie über eine Frau, die offenbar a) gerne Comics zeichnen wollte und sich b) nicht richtig entscheiden konnte, was den Mann ihres Lebens angeht. Wie nennt man eine Frau, die sich nicht entscheiden kann? Richtig: Frau! Und daran hat sich in all den Jahren seit dem Serienende offenbar nicht viel geändert und so schlittert die junge Dame von einem Abenteuer ins nächste, was ein bisschen episodenhaft wirkt, und, weniger gut, wobei nicht alles wirklich ins Schwarze trifft. Hier und da findet sich mal ein netter Gag, aber es ist ein Auf und Ab, ein Hoch und Nieder, ein… Suchen Sie es sich selbst aus. Während es in der Serie wohl Zeichentrickeinlagen gab, geht man nun mit der Zeit und bringt stattdessen 3D-Animationen, was der Sache durchaus angemessen ist. Auf der Pro-Seite haben wir dann noch, dass man den Film auch dann verstehen kann, wenn man die Serie nicht kennt, weil man mit Rückblenden und alten Aufnahmen nun wirklich nicht geizt. Für Contra spricht dann aber ein bisschen, dass die Hauptfigur mit destruktiv und grenzwertig kriminell noch recht positiv umschrieben ist, was der Serie entsprechen mag, auf der Sympathieskala aber durchaus Einbußen verzeichnen kann.

Mit,Mit

Felicitas Woll, Janina Uhse, Jan Sosniok, Matthias Klimsa, Sandra Borgmann, Armin Rohde, Kai Lentrodt, Gitta Schweighöfer, Kailas Mahadevan, Detlev Buck, Christian Tramitz

Regie: Franziska Meyer Price

Fazit,Fazit

Zwar für Serienfremde Zuschauer durchaus verständlich, aber teils ein bisschen unausgegoren und in Sachen Humor bestenfalls zur Hälfte treffsicher. Sollte eigentlich ins Kino kommen, scheint dann aber bei Netflix oder so gelandet zu sein.

Heimkino: ONWARD: KEINE HALBEN SACHEN

© Walt Disney Company (Germany) GmbH

Schöner Film, schwierige Zeiten…

Nicht allzulange, nachdem dieser schöne Film auf die große Leinwand kam, wurden all diese Leinwände dicht gemacht, was es ihm nicht unbedingt leichter gemacht hat, viele Menschen zu erreichen – was schade ist, da er gerade in diesen Zeiten etwas ist, an dem man sich erfreuen und von den Beschwerlichkeiten der Situation ablenken kann. Nun werden die Kinos wieder geöffnet, aber vielleicht hat noch nicht jeder die Lust, die Kraft oder den Mut, sich hineinzuwagen… was diesem hübschen Werk eine neue Chance gibt, endlich angemessen entdeckt und genossen zu werden. Denn er ist etwas für die ganze Familie, für groß und klein – und für einen gemütlichen Abend zu Hause…

Die Geschichte

Eine Welt, in der dereinst alles mit Magie war, in der Elfen und Drachen und vielerlei Wesen aus der Mythologie lebten, doch irgendwann hat die Welt im wahrsten Sinne des Wortes ihre Magie verloren. In einer Gegenwart, die der unseren gleicht (also jetzt vor Corona), begeben sich zwei elfische Brüder auf eine wahrhaft epische Suche…

The Quest for the word quest

Quest, bei dem man es (leider) auch in der deutschen Fassung belassen hat, wird bei google mit Suche übersetzt, trifft aber natürlich nicht ganz den Umfang dieses Abenteuers – und genau das ist es. Eine Reise, die die Figuren aus der langweiligen Wirklichkeit alte Zeiten aufleben lässt… und dabei unheimlichen Spaß macht. Denn der

Animationsfilm aus dem Hause Pixar

macht seiner Herkunft alle Ehre, da er, wie es sich gehört, vor Einfällen, Details und Humor nur so strotzt. Doch, wie auch der letzte „Toy Story“, schafft er es, am Ende sogar noch einen draufzusetzen, da er einen emotional da packt, wo es weh tut und man ein bisschen Schwierigkeiten hat, keine feuchten Augen zu bekommen. Also mal wieder alles richtig gemacht und einen tollen Film mit einer guten Geschichte, sympathischen Figuren, jeder Menge Ideen und fast noch mehr Vergnügen hingezaubert. So gehört sich Animationsfilm… oder eigentlich Film im Allgemeinen!

Ein kleines Lob

Aus welchem Grund auch immer, aber Disney scheint in letzter Zeit in Sachen deutscher Fassung eher auf Qualität als auf Promisynchro zu setzen. Das ist ein ausgesprochen schöner Zug, der dazu führt, dass man einen Film nicht durch talentlose Promis ruiniert bekommt, die vor einem Mikro eigentlich nichts zu suchen hätten, sondern stattdessen sogar quasi „die deutschen Stimmen“ der Stars bucht, was in diesem Fall Christian Zeiger und „der Mann fürs Coole“ Leonhard Mahlich sind, die Holland und Pratt u.a. bereits bei deren Einsätzen im Marvel-Universum gesprochen hatten, während letzterer seit „Starlord“ in „Guardians of the Galaxy“ eigentlich auf jeden Han Solo-Verschnitt besetzt wird… dank einem Test für genau diese Rolle dann aber doch in dem Fall durch den etwas passenderen Florian Clyde (in „Solo“) ersetzt wurde, was ebenfalls wieder eine gute und den Ohren wohltuende Entscheidung war. Beide machen auch hier ihre Sache ganz ausgezeichnet und treffen immer den richtigen Ton.

Bonus

Making-ofs und ein Audiokommentar, in denen man etwas über die Hintergründe, die Ideen und die Produktion erfährt.

Mit den Stimmen von:

Tom Holland / Christian Zeiger, Chris Pratt / Leonhard Mahlich, Julia Louis-Dreyfus / Annette Frier, John Ratzenberger / Stefan Berger, Wilmer Valderrama / Frank Schaff, Tracey Ullman / Beate Gerlach, Octavia Spender / Martina Treger

Regie: Dan Scanlon

Keine halben Fazits

Der fraglos bisher beste Film des Jahres, auch wenn es da wenig Konkurrenz gibt. In diesen nicht ganz so leichten Zeiten vielleicht etwas, das goß und klein aufbauen und ihnen ein gutes Gefühl geben kann. Ab 23. Juli 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Charlie Chaplin in Farbe – Vol. 3

Schon zu Lebzeiten war er eine Legende. Seit vielen Jahren ist er tot – und doch erscheint noch immer neues von ihm…

Stummfilm in Farbe

Allerdings ist es bei ihm nicht so wie bei George Lucas, der dasselbe Produkt immer mal wieder hier und da verändert und dann so wieder auf den Markt geschmissen hat, die unsterblichen Filme von Charlie Chaplin werden nicht in 3D, Dolbysurround und 4000G oder sowas neu formatiert, ihnen wird lediglich ein wenig Farbe verliehen, und das kann man hier wörtlich nehmen. Die schwarz/weiß-Filme von damals wurden für diese Edition coloriert, wodurch sie ihr altes Tempo und Timing zwar beibehalten, aber doch irgendwie eine neue Frische erhalten.

Vagabunt

Im Mittelpunkt der drei kurzen Episoden steht Chaplins wohl bekannteste Figur, womit natürlich nicht „Der große Diktator“ gemeint ist, sondern der Vagabund. Der darf hier u.a. in den Ring steigen und sich als Boxer versuchen, wobei man nun endlich ein blaues Auge auch als solches erkennen könnte… wenn er denn eins bekäme.

Die Filme:

1) The Champion (1915)

2) His new Job (1915)

3) In the Park (1915)

Regie: Charlie Chaplin

Charlie Fazlin

Alter Charme in neuen Farben – bringt ein bisschen Frische in den stummen Alltag. Ab 17. Juli 2020 auf DVD.

Kino: Wir Eltern

Zwei Eltern, drei Söhne, jede Menge Konfliktpotential…

Aus dem Leben

Vielleicht liegt es daran, dass der Film auf schweizerisch mit Untertiteln ist, vielleicht liegt es auch daran, dass alle Darsteller im wirklichen Leben ähnliche Positionen haben, mit anderen Worten: dass es eine richtige Familie ist, die hier quasi eine leicht andere Familie spielt, aber irgendwie wirkt das alles mehr wie eine Dokumentation als wie ein Spielfilm. Was durchaus interessant ist, aber auch eine Spur zurückhaltender, als notwendig gewesen wäre. Denn auf der Zielgeraden wechselt der Film in einen etwas ausgefalleneren Handlungsstrang, bei dem man sich wünschen würde, dass er früher aufgetaucht und stärker ausgebaut worden wäre. So bleibt es bei einer größeren Andeutung, die aber nicht viel weiter führt, obwohl dort, wie gesagt, eine Menge Potential dringesteckt hätte, das sich auch ein wenig vom eher authentisch wirkenden Rest abgehoben hätte.

Familienprobleme

Darum geht es, die Kinder machen nicht, was sie sollen und die Drohungen der Eltern fallen nicht auf fruchtbaren Boden. Das alles wird nicht so überspitzt dargestellt, dass man einen distanzierten Blick darauf empfindet, sondern es ist schon ziemlich nah an der Realität. Zwischendurch kommen immer mal wieder Experten zu Wort, die ein wenig Einblick in die Realitäten dieser Realität geben.

Mit

Darsteller: Elisabeth Niederer, Elia, Ruben, Orell und Eric Bergkraut
Experten: Remo Largo, Henri Guttmann, Michèle Binswanger

Regie: Eric Bergkraut und Ruth Schweikert

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der schweizerischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln]

Fazit

Einblick ins Familienleben – keine Doku, aber doch realistisch… dann aber doch ohne Satire, Spitzen und Überspitzungen. Ab 16. Juli 2020 im Kino.

Kino: BERLIN ALEXANDERPLATZ

Flüchtling kommt nach Berlin, wo er von zwielichtigem Typ in die Drogenszene eingeführt wird…

Unwissenheit kann hilfreich sein

Ich habe nie das Buch gelesen und wenn ich Fassbinders Umsetzung von „Berlin Alexanderplatz“ gesehen habe, ist mir keine Erinnerung daran geblieben. Was den Nachteil hat, dass man diesen Film nicht damit vergleichen kann, was aber auch den Vorteil hat, dass man diesen Film nicht ständig damit vergleichen muss. Und das wäre in dem Fall geschehen, dass man genau sieht, wo er von der Vorlage abweicht und was er, den man in die Gegenwart verlegt und mit der aktuellen Flüchtlingslage verknüpft hat, denn nun alles anders macht. Dies bleibt nun aus und die Frage als solche im Raum, bevor man sie dann ggf. einmal nach Ansicht der Serie befriedigt – und der Film muss für sich selbst stehen. Das kann er ganz gut, denn die Geschichte wirkt in sich stimmig und er beinhaltet genug davon, um seine 3 Stunden Laufzeit zu füllen, ohne hohl und leer zu wirken, wie es schon viele Filme tun, die nur halb so lang sind. Man hat also nicht ständig den Gedanken, dass die meisten Szenen überflüssig sind und letztlich zu nichts etwas beitragen werden, im Gegenteil, es findet sich spontan nichts, wo man denken würde, dass man es hätte rausschneiden können – und auch das ist gut.

Gut gespielt

Jella Haase ist wie gewohnt sehenswert, Glanzlicht des Films ist allerdings Albrecht Schuch, der seiner Rolle so viele Facetten verleiht, dass es eine wahre Freude ist.

Mit

Welket Bungué, Jella Haase, Albrecht Schuch, Joachim Król, Annabelle Mandeng

Regie: Burhan Qurban

Berlin Fazitplatz

Interessant! Für Kenner von Buch und Serie vielleicht eher eine Herausforderung, davon unbeleckt aber ein Film, der es schafft, seine Geschichte gut zu erzählen, auch wenn die Einbettung des Titels vielleicht ein bisschen vage erscheint. Ab 16. Juli 2020 im Kino.