Neu im Kino: Boyhood

Manchmal ist die Geschichte hinter einem Film interessanter als der Film selbst. Die Grundidee von „Boyhood“ ist großartig: Eine Geschichte nicht nur über mehrere Jahre zu erzählen, sondern sie auch über mehrere Jahre (2002-2013) zu filmen, also die Figuren nicht künstlich altern zu lassen, sondern die Schauspieler zu sehen, wie sie auch in Wirklichkeit älter werden.

Before…

Etwas Ähnliches hat Regisseur Richard Linklater schon vorher gemacht. In „Before Sunrise“ lernen sich zwei junge Leute kennen, etwa neun Jahre später in „Before Sunset“ treffen sie sich wieder und weitere neun Jahre später in „Before Midnight“ sehen wir, wie sich ihre Beziehung seitdem entwickelt hat. Ein wunderbares filmisches Experiment, das ehrlich mit sich und mit seinen Schauspielern umgeht und eventuell auch noch nicht beendet ist (freuen wir uns auf „Before Noon“).

Bei „Boyhood“ hat Linklater nun ein ähnliches Prinzip angewandt, diesmal aber für einen einzigen Film. Elf Jahre vergehen zwischen dem Beginn des Films und seinem Ende, sowohl für die Figuren als auch für die Schauspieler. Was den Vorteil hat, dass man die jungen Kinder vom Anfang nicht später durch andere Schauspieler austauschen muss, es sind immer dieselben Leute, die dieselben Figuren spielen. Das ist wirklich gelungen und wunderbar.

Aber…

Leider wird diese wunderbare Grundsituation nicht durch die Handlung des Films gestützt. Hat man schon einmal so ein tolles Konzept und ist auch in der Lage, es umzusetzen, dann ist es eigentlich schändlich, es durch eine derart, nunja, banale Handlung zu verschwenden. Denn, ganz ehrlich, für diese Handlung hätte man auch die Schauspieler austauschen können, denn was wir sehen ist, wie es der Titel sagt, wie ein Junge langsam erwachsen wird (das, liebe Presseleute, dürfte die angemessene deutsche Umsetzung für den Begriff „coming-of-age-story“ sein, das kann man wohl so gerade eben noch übersetzen, oder?). Es ist schön, zu sehen, wie die Darsteller älter werden, wie aus dem Jungen ein junger Mann wird und aus seiner Schwester eine junge Frau – aber das ist es dann auch leider schon. Die Handlung kommt ohne große Höhepunkte aus, ohne große Spannung, sie ist fast so, wie sie wahrscheinlich fast jeder amerikanische Jugendliche erlebt (hat). Das ist dann zwar eine ganz nette Abbildung der Wirklichkeit, aber dafür hätt es dann auch ein Fotoalbum getan. Wozu, ich frage es noch einmal, verschwendet man ein so wunderbares Konzept für eine so banale Geschichte, die zwar jeder nachvollziehen kann, aber vor allem, weil er sie selbst erlebt hat. Kino kann mehr als das, Linklater kann mehr als das.

Womit wir beim nächsten Punkt sind: Bei dieser Handlung, die eine Laufzeit von 163 Minuten eigentlich nicht rechtfertigt, wäre für dieses Projekt vielleicht das Fernsehen das angemessenere Medium gewesen. Ein schöner Dreiteiler, jeder Teil eine Stunde lang. Aber dann würde man a) das Altern der Figuren vielleicht nicht so hautnah erleben und es b) auffallen, dass es eigentlich keine nennenswerte Geschichte gibt, Episoden, die aneinanderhängen und das Altern der Figuren zeigen, aber nichts, wo man sagen würde: Oh, das hätte ich jetzt unbedingt sehen müssen.

Für einen Film dieses Konzepts wäre eine größere Handlung besser gewesen, eine stärkere Geschichte, es muss ja nicht gleich episch sein und es muss auch nix explodieren, aber wenn ein versoffener Stiefvater die größte Klippe des Films ist, dann bleibt er weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Leider, sehr, sehr leider!

Spieler…

Es ist interessant, die Figuren und die Schauspieler altern zu sehen. „Before… Something“ Schauspieler und Mitautor Ethan Hawke ist mit von der Partie, ebenfalls Patricia Arquette – die Eltern der Hauptfigur. Mehr im Mittelpunkt (und spannender zu betrachten) sind jedoch Lorelei Linklater (wahrscheinlich die Tochter des Regisseurs) und Ellar Coltrane, die beiden Kinder, deren Entwicklung man während des Films verfolgen kann. Sie machen das wirklich sehr gut. Tja, hätte es für sie doch eine etwas interessantere Geschichte gegeben! Kinostart ist der 5. Juni 2014.

Neu im Kino: Cuban Fury – Echte Männer tanzen

Stellen wir uns der philosophischen Frage: Reicht es, wenn eine Komödie nicht langweilig ist – oder muss sie auch lustig sein? Leider gibt das Infomaterial den Film als „Komödie“ an, also fürchte ich, dass wir auf diesen Aspekt eingehen müssen und nicht einfach von „irgendwie ganz nettem Film“ sprechen können. Denn wenn eine Komödie die Aufgabe hat, witzig zu sein, um diese Bezeichnung zu verdienen, dann versagt der Film in dem Punkt.

Die Figuren und so

Ja, also, die Figuren sind nicht lustig, die Dialoge sind nicht lustig… die Geschichte ist nicht lustig. Von Minute 5 an weiß man, wo und wie der Film enden wird – das hat man öfter, aber wenn das, womit die Zeit dazwischen ausgefüllt wird, spitzig und amüsant oder tieftraurig und herzerwärmend oder geil und sexy ist, dann kann man darüber hinwegsehen. Hier laviert sich der Film irgendwie so durch die Gegend. Nick Frost, der in „The World’s End“ gezeigt hat, dass er mehr als nur den schrägen Sidekick drauf hat, ist… da. Chris O’Dowd, den wenigsten bekannt aus der durchaus amüsanten Serie „The IT-Crowd“, ist einfach nur ein Arsch ohne viel Tiefgang und selbst Ian McShane (großartig in „Deadwood“) reißt nichts heraus. Auch wenn man hier – wie bei den meisten britischen Komödien – ein Wiedersehen mit vielen Schauspielern aus verschiedenen britischen Sitcoms hat, hilft das nicht, über den fehlenden Witz hinwegzutäuschen.

Die Handlung? Wirklich? Na gut. Junge wird auf Weg zu Tanzfinale gedemütigt und gibt das Tanzen auf, bis eine schnuckelige Amerikanerin wieder das Fieber in ihm weckt. Irgendwie ein bisschen so wie „One Chance“, der Paul Potts Film, nur weniger lustig… was leider nicht mal ein Scherz ist!

Ja, also, wer Tanzfilme mag… oder so was… der… hat da vielleicht Spaß dran? Und am Ende gibt es ein Finale, also ein Tanzfinale, wo getanzt wird, also Salsa. Und das war’s dann auch eigentlich. Ab 6. Juni 2014 im Kino.

Neu auf DVD: Lunchbox

Sehr schön, um es kurz zu sagen. Die Handlung: Ein mürrischer älterer Mann bekommt das falsche Mittagessen (in einer Lunchbox) geliefert und daraus entspinnt sich ein über kleine Botschaften geführter Dialog mit einer jungen Frau, eine Art Fernbeziehung, die möglicherweise beider Leben ändert.

3 Stunden und ein paar Musicaleinlagen

So stellt man sich indische Filme vor – und ich fürchte, oft genug hat man damit recht. Ich geb es zu, ich bin damit nie warm geworden. Dieser Film entspricht diesen Klischees nicht, aber daraus zu schließen, dass das der Grund ist, warum ich ihn mag, wäre vielleicht etwas zu einfach gedacht. Er hat eine schöne Geschichte, er hat gute Darsteller, allen voran Irrfan Khan aus „Life of Pi“, und er hat eine gewisse Zeitlosigkeit. Liegt vielleicht daran, dass ich noch nie in Indien war, aber würde nicht irgendwann das Wort „E-Mail“ erwähnt, es wäre für den Außenstehenden schwierig, festzumachen, ob der Film in den 80ern, 90ern oder im 21. Jahrhundert spielt. Und das halte ich eher für einen Vor- als für einen Nachteil, denn Dinge, die zeitlos sind, kommen irgendwie nie aus der Mode.

Liebe geht…

…durch den Magen, so sagt man bekanntlich. Und so scheint es denn auch in Indien zu sein. Denn mit einem leckeren Gericht fängt alles an und auch im Weiteren bleibt das Essen ein wichtiger Mitspieler in diesem Beziehungsgeflecht. Mit jeder neuen Mahlzeit bekommt die Hauptfigur nicht nur einen Gaumengenuss, sondern auch eine neue Nachricht – und er schickt eine zurück. Beide Protagonisten erfahren auf diesem Wege mehr über den anderen und treffen neue Entscheidungen. Wie das ganze ausgeht… nun, um das zu erfahren, sollte man sich den Film ansehen!

Bonus

Es gibt ein Booklet mit Rezepten aus dem Film. Das Interview mit Regisseur Ritesh Batra gibt einen schönen Einblick in den Hintergrund des Films, seine Entstehung und das Gewerbe der Lunchboxlieferanten. Sehr sympathisch ist der Audiokommentar mit Ritesh Batra, Irrfan Khan und Hauptdarstellerin Nimrat Kaur, der uns nicht nur etwas über den Film und sein Zustandekommen erzählt, sondern auch über die daran Beteiligten.

Fazit

Ein sehr schöner Film, der sich zu sehen lohnt. Ab 28.5.2014 auf DVD.

Stirb an einem anderen Tag

Die große James Bond Retrospektive

Es ist wirklich traurig… aus mehreren Gründen. Es ist traurig, dass dies Pierce Brosnans letzter Bond Film ist, denn für mich war es immer eine Freude, ihn in der Rolle zu sehen. Und es ist traurig, dass dieser Film in etwa einer Klassenarbeit entspricht, deren Endnote sich aus den Kategorien Grammatik und freier Text zusammensetzt und bei der man in einem Bereich eine 1 hat und im anderen eine 6! Die erste Hälfte des Films ist großartig, das Beste, was Bond in den letzten Jahren zustande gebracht hat. Es weicht komplett von der Formel ab, was es besonders interessant macht, denn es ist neu und es ist gut: Bond wird gefangen genommen, gefoltert, fast gebrochen, fallen gelassen und muss dann auf eigene Faust und nur mit seinem Verstand weitermachen. Das ist phantastisch. Doch sobald er zurück zum MI6 kommt, beginnt der Film schwächer zu werden… und kippt gegen Ende komplett. Aber beginnen wir mit einem anderen Schwachpunkt:

Die schlimmsten Bond Songs aller Zeiten

Und da ist unser erster Gewinner: Madonna! Was sie hier abliefert ist eins der schrecklichsten Lieder, die je im Vorspann eines Bond Films zu hören waren – und es teilt sich diese Ehre mit einem anderen Song, auf den wir zu gegebener Zeit zu sprechen kommen. Nichtsdestotrotz ist das furchtbar!

Der Film beginnt diesmal nicht nur mit einem Teaser, der für den Film selbst wichtig ist, sondern diesmal ist der anschließende Song eine Fortführung des Teasers, oder, um es mit den Worten meines Freundes Marco Behrens zu sagen: „Bond wird 14 Monate mir Madonna Songs gefoltert.“ Das wiederum würde das Titellied in einen gewissen Kontext rücken – schade, dass es nicht so gedacht war!

Es gibt auch wieder die inzwischen üblichen Einblendungen von Ortsnamen – und es gibt das, auf das wir alle gewartet haben. Viele Leute beschweren sich über die schlechten Computereffekte in diesem Film, aber, seien wir ehrlich, die sind nur eine konsequente Fortführung und moderne Version der schlechten Rückprojektionen. Und die bekommen wir hier im großen Stil zurück! Konsequent… aber schlecht!

Gute Figur

Es gibt ein paar gute Figuren, aber auch da gibt es Abstriche. Wie üblich ist der Film eine Spur zu lang und hat ein paar Charaktere, auf die man durchaus verzichten könnte. Leider verzichtet man handlungsbedingt auf einen guten Schauspieler, denn Will Yun Lee ist leider nur in der Anfangssequenz zu sehen, was sehr schade ist. Auch Oscarpreisträgerin Halle Berry wird ihrem Titel nicht ganz gerecht, ebenfalls schade, da wir hier mal wieder eine aktive und starke Frauenfigur hätten. Der Mann mit der diamantenen Fresse ist zwar eine nette Idee, eine, die zu den üblichen Bond Übertreibungen passt, doch unterm Strich wäre ein Attentäter mit blitzenden Diamanten im Gesicht genauso unauffällig, wie ein Profikiller, der mit goldenen Kugeln schießt.

Die Handlung bietet einmal mehr keinen direkten Oberschurken – oder sagen wir so, wir erfahren erst später, was es mit ihm eigentlich auf sich hat. Das ist aber durchaus in Ordnung, da vorher im Laufe des Films immer wieder kleine Hinweise dazu gegeben werden, also hätte man wohl auch selbst drauf kommen können. Dass es einen Plan, der Diamanten und einen Satelliten zum Kaputtmachen von Sachen schon mal gegeben hat („Diamantenfieber“), hatten wir ja vor Ort schon geklärt.

Es gibt auch mal wieder einen Verräter innerhalb der Organisation. Was mit „GoldenEye“ begonnen und mit „24“ bis zur letzten Konsequenz wieder und wieder ausgeschlachtet wurde, wird uns auch bei Bond wieder begegnen.

Wie inzwischen üblich verpulvert der Film seine besten Actionsequenzen an den falschen Stellen. Die Hoverboat-Jagd am Anfang ist ganz nett, ein kleiner Höhepunkt ist aber der Schwertkampf in der Mitte des Films. Der gehört zwar kein Stück in einen Bond Film und ist sicher dem Erfolg von „Herr der Ringe“ geschuldet, aber doch ist er eine schöne Szene, weil es nämlich ein echter Kampf mit echten Menschen ist und kein hingerotzter CGI-Dreck (der kommt ja, wie gesagt, später).

Beim Barte des Bondpheten

Dies dürfte das erste Mal sein, dass wir Bond mit langen Haaren und Bart sehen – offensichtlich war der Service im Nordkoreanischen Gefangenenlager nicht gut und kostenfreie Hygieneartikel standen nicht zur Verfügung. Während bei „Star Trek“ der Bart ein Zeichen für böse Schrägstrich Paralleluniversum ist, ist es bei Bond das Zeichen für gefallener Held, der sich wieder aufrappeln muss. Ist es hier noch durch seinen Aufenthalt im Gefangenenhotel begründet, dürfte es bei „Skyfall“ dann pure Faulheit des Agenten sein, noch auf sein Äußeres zu achten. Großartig ist übrigens die Szene, in der Bond im Pyjama und verlottert aussehend in ein Hongkonger Hotel hineinmarschiert.

Aus unserer beliebten Rubrik „Bond Bullshit“ haben wir auch was zu bieten, denn neben dem Schuss ins Bein in „Feuerball“ und dem verletzten Arm in „Die Welt ist nicht genug“ sehen wir hier Bond auch bluten, und zwar aus der Nase. Daniel Craigs demolierte Fresse ist also kein Präzedenzfall.

Bond raucht Zigarre, aber er ist auch in Kuba, wo sich das so gehört. Dort bekommen wir auch eine nette kubanische Version des James Bond Themas. Überhaupt liefert David Arnold einmal mehr einen hervorragenden Bond Soundtrack ab – leider zum bislang letzten Mal. Und das Titellied…

Wir bekommen die Flughafenstimme aus „Der Morgen stirbt nie“ in der Klinik zu hören, aber das nur am Rande.

Wann übrigens der Bollinger den Dom Perignon als nobles Blubberwasser nach Bonds Geschmack abgelöst hat, habe ich jetzt irgendwie übersehen, wird aber wahrscheinlich schon vor diesem Film gewesen sein.

Herzlichen Glückwunsch, Mr. Bond

Da „Stirb an einem anderen Tag“ zum 40 jährigen Jubiläum der James Bond Filme entstand, hat man es sich natürlich nicht nehmen lassen, einige Anspielungen auf die Reihe einzubauen – liebevolle Anspielungen, wie ich finde, nicht so eine unpassend aufdringliche hier-habt-ihr-Scheiße wie in „Skyfall“. Schauen wir doch mal, was wir da so haben…

In Kuba betrachtet sich Bond ein Buch, auf dem groß das Wort „BIRDS“ zu lesen steht, wahrscheinlich ist der volle Titel „Birds of the West Indies“, ein Buch, das in der Bibliothek von Ian Fleming nicht fehlte und das geschrieben war von einem Mann namens James Bond – dem Namensgeber unserer Figur.

Bei seiner ersten Begegnung mit Jinx (die ja beim aus dem Wasser steigen den gleichen Gürtel trägt wie dereinst Ursula Andress in „Dr. No“) sagt Bond: „My friends call me James Bond“, was genau das ist, was Connery dem russischen Mädel in „Liebesgrüße aus Moskau“ sagt.

Als Bond auf Los Organos (subtiler Name, Freunde) durch das Krankenzimmer in die Klinik eindringt, stibitzt er sich im Vorbeigehen eine Weintraube, wie einst Connery in „Feuerball“ beim Verlassen von Graf Lippes Zimmer.

Bonds Einsatz beim Fechtkampf ist einer der Diamanten von Gustav Graves und damit etwas, das für diesen Gegner wichtig ist – so wie es bei Goldfinger ein Goldbarren war und bei Kamal Khan in „Octopussy“ ein Fabergé Ei.

In Qs Keller finden sich auch noch ein paar Requisiten aus alten Filmen. Aufgefallen sind mir das Krokodil und das Miniflugzeug aus „Octopussy“, Rosa Klebbs Schuh aus „Liebesgrüße aus Moskau“ und der Raketenrucksack aus „Feuerball“. Aus diesem Film stammt auch das kleine Tauchgerät, das Bond später im Film benutzt.

Qs Bemerkung, dass dies Bonds 20. Uhr sein müsste, ist eine Anspielung auf die Anzahl der Filme („Sag niemals nie“ nicht mitgerechnet), Bonds Ausspruch „You must be joking“ eine Antwort, die er auch schon zur Existenz des Schleudersitzes gemacht hatte. Qs Standardspruch dürfte übrigens sein: „Pay attention, 007!“

Ob wir die peinliche Szene mit dem Laser als eine Anspielung auf „Goldfinger“ interpretieren sollen, sei dahingestellt, dass Bond mit seiner Knarre unter dem Kopfkissen schläft (auch beim Liebesspiel), wie er es hier tut, behauptet er bereits in „Feuerball“ (wo er nur für sein Land mit Fiona Volpe geschlafen hat, Spaß hatte er dabei nicht).

Der letzte Brosnan

Wie gesagt, es ist traurig. Die erste Stunde gehört zu meinen absoluten Lieblingsmomenten bei Bond. Danach wird es stetig schlechter und macht das Großartige ein wenig kaputt – und zwar nur, weil man Bond ist und immer übertreiben muss. Das Ende ist also nur dem eigenen „Ego“ oder schon fast der eigenen Konsequenz geschuldet, immer zuviel zu machen. Das unsichtbare Auto zum Beispiel ist eine logische Konsequenz der Bond Übertreibungen, aber es ist auch einfach Quatsch. Wie üblich gibt es auch mindestens eine Actionszene zuviel. Beim Eisplanet… Eispalast flieht Bond erst (siehe beschissene CGI-Effekte) und dann gibt es eine Autoschlacht mit Diamond-Face (wär n guter Name für nen Killer). Das ist zuviel und redundant und blödsinnig – und nur, um die Wirkung des Satelliten zu zeigen… und selbst das ist Quatsch, weil sie das mit dem Eispalast wenig später ohnehin tun. Also Fluchtsequenz raus und direkt Auto gegen Auto (wobei Diamantengesicht ein Cabrio fährt – in Island!). Das hätte dem Film schon mal ein bisschen gut getan – und wir wären um die furchtbaren Bluescreeneffekte herumgekommen.

Ein echtes Trauerspiel, denn bis Eispalast finde ich den Film großartig, bis zum Start des Flugzeugs verliert er zwar ein wenig, ist aber noch recht gut, doch der Showdown ist mal wieder katastrophal. Schade, Mr. Bond.

Und dann der Schluss mit Moneypenny: das hätte die letzte Szene sein sollen. Gut, die Produzenten wussten zu diesem Zeitpunkt wohl nicht, dass sie alles, was sie bisher hatten, in die Tonne treten und „neu anfangen“ würden, aber wenn man das gewusst hätte, dann hätte man hier den Schlussstrichen ziehen können und einen guten Schlussstrich: Bond kommt ins Büro, er und Moneypenny küssen sich, sind ein Paar – und Ende! Wäre ein perfekter Abschluss gewesen, der sagt: Bond hat seine Abenteuer hinter sich, hat sich (und anderen) die Hörner abgestoßen und jetzt setzt er sich mit der Frau, die ihn schon immer geliebt hat, zur Ruhe. Ein perfektes Ende… doch sie versauen es nicht nur dadurch, dass sie noch die Szene mit Oscar-Jinx anhängen, sondern auch noch einen Neustart des Franchise machen! Vertane Gelegenheit, meine Freunde von EON, vertane Gelegenheit.

Also verabschieden wir uns hier von Pierce Brosnan, den ich in der Rolle immer sehr geschätzt habe und… freuen uns auf die Rückkehr von Sean Connery. Demnächst in dieser Kolumne.

— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

 Auf die Frage, ob er sich den neuen Bond anschaue, spuckte Harald Schmidt seinerzeit die Stakkato-Sätze aus: „Den neuen Bond? Mit Halliberri und Piss Brosnan? Schau ich mir nicht an!“. Offenbar ist dieser Kabarettist kein Bond-Fan. Aber so schlimm wird er nicht sein, der 2002 von Lee Tamahori inszenierte letzte Brosnan-Bond, oder?

Im Vorsetzer lässt Bond einen korrupten nordkoreanischen Militär hochgehen. Saubere, krachige Action in originellem Setting (ein schlammgraugrünes Nordkorea). Mit Luftkissenbooten durch ein Minenfeld. Wo hat man das schon mal gesehen?

Es folgt der kreative und wilde Vorspann, der in fiebrigen Visionen Bonds Folter schildert. Nur schade, dass Madonna dazu singt.

Starker Moment in Filmminute 20: Bond wankt verlaust und abgerissen über eine neblige Brücke, er wird nach 14 Monaten ausgetauscht gegen Zao, das Diamantengesicht. Doch niemand will ihn mehr. M ist patzig und ruppig zu Bond, stellt ihn außer Dienst. „Ihr Doppel-Null-Status ist annuliert“ – nicht mal aufs Klo darf der arme Mann noch, harhar.

26. Minute: Eine der schönsten Augenblicke der neueren Bondgeschichte – Bond latscht tropfnass, halbnackt und bärtig in den Hong Kong Yacht Club, wird dort als Stammgast begrüßt und bekommt die Präsidentensuite! Mit Unterstützung der freundlichen Chinesen macht sich Bond auf die Jagd nach Zao, der in Kuba gesichtet wurde. Und raucht dort wieder ausgiebig Zigarren (die haben ja sonst nichts auf Kuba).

34. Minute: Die schaumgeborene Halliberri entsteigt im orangenen Bikini dem Ozean, lässt einen abgestandenen Anmach-Dialog über sich ergehen – und danach im Bett auch James. Sie lieben sich als gäbe es kein Morgen, dabei weiß doch jeder: Der Morgen stirbt nie. Mir fällt auf, dass Halliberris Figur „Jinx“ die Haare kurz trägt – läuft das nicht gegen jedes Bond-Girl-Muster?

43. Minute: Rabatz in der Klinik von Dr. Alvaro, der „Gentherapie“ anbietet und Menschen formwandeln kann! Hello, Science Fiction. Dort liegt unter Hypnose auch Zao, der lieber „Thomas Schiller aus Hamurg“ werden und „ein Bankkonto eröffnen“ möchte. Warum nicht gleich diese Herrenboutique mit dem Papst in Wuppertal? Bond stört ihn dabei, doch Zao entkommt. Auch Jinx ist hinter ihm her, kann aber nur Dr. Alvaro ausschalten. Köppert dann rückwärts ins Meer und sichert sich somit die Höchstwertung der kubanischen Turmsprung-Jury. Bravo.

49. Minute: Auftritt der beiden letzten tragenden Figuren. Gustav Graves, Bösewicht und Blutdiamantenhändler (Gott, muss es ja auch geben) und seine PR-Agentin Frau Frost (Rosamunde Pike in ihrer ersten Rolle!). Damit kommen wir flugs zur Kampfszene im Fechtclub. Wunderbar schwitzige, altmodische Action wie aus einem Douglas-Fairbanks-Film. Großartig.

60. Minute: Bond ist wieder nützlich für den Geheimdienst Ihrer Majestät, wird von M wieder zurückgeholt – muss aber erst mal ne Runde auf dem Holodeck trainieren. Hello, Science Fiction, die zweite. Q taucht auf und präsentiert Bond einen Ring. Aber nicht weil er ihn heiraten will, sondern der Ring Panzerglas schneiden kann. Und natürlich das UNSICHTBARE Auto. Hello, Science Fiction, die dritte. Das unsichtbare Auto, das auch sonst alles kann, außer Milch aufschäumen.

65. Minute: Auf geht es nach Island, nach Nordkorea ein weiterer unkonventioneller Handlungsort. Fehlte noch Leverkusen, und wir wären komplett. Auf Island steht der EISPALAST (keine Eisdiele, sondern eine Art Hotel ganz aus Eis gebaut) – ist das eine gute Idee in Zeiten globaler Erwärmung? Alle reisen an, weil sie mal lecken wollen: Jinx, Miss Frost, Zao und Bond. Es wird entdeckt, dass Graves in Wahrheit jemand anderes ist, nämlich… Superman, halt: der nordkoreanische Militärzampano, den Bond eigentlich im Vorsetzer exekutiert hatte. Will denn niemand mehr tot bleiben? Formgewandelte Zombie-Klone greifen an! Graves will nämlich mit einem Weltall-Turbo-Bräuner namens „Ikarus“ (keine Angst vor schlechten Omen?) die Welt erwärmen bzw. verkohlen.

77. Minute: Miss Frost geht mit Bond in ein Bett, geformt wie ein Schwan aus Eis. Also das Bett, nicht Miss Frost. Brrrrr. Keine Klagen über kalte Füße? Derweil foltert Zao die freche Jinx mit blauzuckenden Stromstößen als wäre er der Imperator im Zwiegespräch mit Luke Skywalker. Dann fragt er: „Wer schickt sie?“ – und Jinx blafft: „Ihre Mama!“. Who’s your daddy? Ein Mann in Schwarz (nicht Darth Vader, sondern Bond) kommt zur Rettung.

85. Minute: Nette Wendung: Miss Frost hat Bond im Bett geleimt und das Magazin seiner Pistole geleert. Jetzt ist er wieder in den Händen der Nordkoreaner, entschlüpft ihnen aber sogleich wieder und wird von Ikarus beschossen (und flieht surfend übers Eismeer!) – der traurige Tiefpunkt des Films.

92. Minute: Okay, jetzt schließen sich die Autorasereien an. Die sind hochgetunter Mumpitz. Mittlerweile taut Graves den Eispalast ab und Jinx droht darin umzukommen. Praktischerweise ist der Palast wie ein Parkhaus gebaut, und Bond kann mit dem Wagen direkt vor der Zimmertüre vorfahren. Henchman Zao ersäuft, Jinx wird errettet.

125. Minute: Willkommen zum Finale. Ikarus räumt das Minenfeld zwischen Nord- und Südkorea ab (was irre aussieht, wie ich finde!), Bond und Jinx klettern ins Flugzeug der Bösen und räumen auch so Einiges ab. Bond schubst Graves in die Turbine, und Jinx erdolcht Miss Frost, die im Sport-BH und einem Säbel zum Endkampf antritt.

Nette Schlusspointe ist noch, dass sich Moneypenny im Holodeck eine Affäre mit James Bond erlaubt.

Fazit:

Im Großen und Ganzen ist der Film rassig, atemberaubend und brillant inszeniert. Ich mag (trotz meiner flapsigen Bemerkungen oben) gar nicht meckern über „Stirb an einem anderen Tag“. Unterhaltsam ist er. Seine Schwächen hat er – wie alle Bonds. Zu lang ist er natürlich auch mal wieder. Dafür wartet Lee Tamahori mit genügend zauberhaften und memorablen Szenen auf, um Brosnans Abgang würdig zu gestalten.

Ein Lob auch den Darstellern: Toby Stephens als Gustav Graves ist ein tauglicher Schurke (auch wenn ich sein nordkoreanisches Alter Ego aus dem Vorsetzer noch lieber mochte), sein Henchman Zao ist ebenfalls alles andere als übel. Die beachtliche Rosamunde Pike hatte nach Bond tatsächlich noch eine Karriere. Und irgendwo mittendrin ist noch Michael Madsen als rotziger CIA-Macker versteckt… Nur Halleberri nervt ein wenig mit übercoolem Gehabe.

 

Stirb an einem anderen Tag (2002)

Originaltitel: Die Another Day

Regie: Lee Tamahori

Musik: David Arnold / Titelsong: Madonna

James Bond: Pierce Brosnan / Frank Glaubrecht

Jinx: Halle Berry / Melanie Pukass

Miranda Frost: Rosamunde Pike / Ranja Bonalana

Gustav Graves: Toby Stephens / Thomas Vogt

Zao: Rick June / Johannes Baasner

Falco: Michael Madsen / Engelbert von Nordhausen

Col. Moon: Will Yun Lee / Normann Matt

Raoul: Emilio Chevarria / Christian Rode

Varity: Madonna / Sabina Trooger

Robinson: Colin Salmon / Detlef Bierstedt
und

M: Judy Dench / Gisela Fritsch

Moneypenny: Samantha Bond / Anita Lochner

Q: John Cleese / Thomas Danneberg

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

Never Say Never Again

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Neu auf DVD: ALL IS LOST

Ich mag Filme, die sehr reduziert sind. Und ich mag Filme, die einem nicht alles vorkauen, die dem Zuschauer weit genug vertrauen, dass man ihm nicht alles haarfein erklären muss. „ALL IS LOST“ bietet beides.

Ein Mann, ein Boot

Die Anzahl der Filme, bei denen es mehr oder weniger nur eine einzige Person gibt, lässt sich wohl an wenigen Händen abzählen. Dieser Film reiht sich nun in diese sehr kurze Reihe ein und ist in der Art, wie er es durchzieht, sehr konsequent. Es gibt nur eine Person, dargestellt von Robert Redford. Es gibt auch noch eine kaum verständliche Stimme, die aus dem Funkgerät spricht. Aber das war es dann auch mit den Sprechrollen – oder mit den Rollen im Allgemeinen.

Die Handlung ist folgende: Robert Redford ist mit seinem Boot unterwegs. Er wacht auf und stellt fest, dass er gegen einen Container gefahren ist, der ihm ein Loch in die Bordwand gerissen hat. Und später dann beginnt der Sturm und man kann nicht sagen, dass sich die Situation verbessert…

Was ich an diesem Film sehr schätze ist weniger das, was er zeigt, sondern eher das, was er auslässt. Das ist nicht unbedingt immer völlig befriedigend, aber es ist erfreulich, weil er damit den Zuschauer ernst nimmt. Jeder andere Film hätte wahrscheinlich mit einem durchgehenden Off-Kommentar des Protagonisten gearbeitet, der uns minütlich erklärt, was er da gerade macht und wozu das gut ist. Dieser Film verzichtet darauf. Man muss schon zuschauen und sich selbst zusammenreimen, was er da macht und welches Ziel das verfolgt. Das ist, wie gesagt, hin und wieder einen Hauch unbefriedigend, aber letzten Endes sehr schön. Wenn man in der Lage und gewillt ist, mitzudenken.

Was uns wohl auch jeder andere Film gegeben hätte, dieser aber nicht, ist die Vorgeschichte des Mannes, den wir da sehen. Er hätte uns seine Vergangenheit gezeigt, wie er mit seinen Kindern spielt, seiner Frau einen letzten Kuss auf die Wange gibt, bevor er mit dem Boot dahinsegelt… oder irgendeine andere Geschichte. Nicht so „All Is Lost“. Wir erfahren… streng genommen nicht viel, um nicht zu sagen so gut wie nichts. Nicht mal einen Namen. Und warum ist das kein Problem? Weil wir es verdammtnochmal auch nicht brauchen! Danke, dass das endlich mal jemand begriffen hat! Es reicht, wenn wir sehen, wie eine Figur reagiert, was sie tut, wie sie handelt, wir müssen vorher nicht wissen, ob sie verheiratet oder lieb zu Hunden ist. Alles, was wir wissen müssen, ist, dass das ein Mann mit einem Boot ist und dass der gerade in echte Schwierigkeiten kommt. Und dann sehen wir, wie er damit umgeht und sehen, was er für ein Mensch ist. Sehr erfrischend, es einmal auf diese Weise gezeigt zu bekommen.

Womit wir auch direkt zum Stil des Films zurückkommen. Wir als Zuschauer bekommen nur dann etwas mit, wenn auch die Hauptperson etwas mitbekommt. Ist Redford am Schlafen oder ohnmächtig, hat auch der Zuschauer Pause. Und wir erleben alles mehr oder weniger aus seiner Perspektive. Natürlich gibt es ein paar Einstellungen, die ein wenig hinunter tauchen ins Meer und uns die Fische unter ihm zeigen, aber das meiste erleben wir aus seiner Sicht. Hätte ein anderer Regisseur (oder einer, dem möglicherweise mehr Geld zur Verfügung gestanden hätte?) nicht der Versuchung erlegen, den großen Sturm in all seiner computeranimierten Kraft zu zeigen und dem Zuschauer echt was künstliches zu bieten für sein Geld? Wahrscheinlich. Nicht so J.C. Chandor. Auch während des Sturms bleiben wir immer an der Seite von Redford, beklemmend eingeschlossen in der kleinen Kabine seines Schiffes und erleben ihn so, wie er ihn erlebt. Auch das ist sehr schön, denn es ist eine wunderbare Abweichung vom Standard.

Wer ist Schult?

Ein kleiner Exkurs sei an dieser Stelle gestattet. Ende der 60er Jahre sprach der kürzlich leider verstorbene Rolf Schult zum ersten Mal Robert Redford und war seitdem in vielen Filmen seine deutsche Stimme. Bei „Von Löwen und Lämmern“ kam es dann aus irgendeinem Grund dazu, dass Schult ihn in diesem Film und erstmals seit 1978 nicht sprach. Nun besteht diese Möglichkeit ja leider gar nicht mehr. In diesem Film nun tritt nun Rolf Schults Sohn Christian Schult in die Fußstapfen seines Vaters und spricht erstmals für Robert Redford. Der allerdings, reduziert wie dieser Film ist, hat nur sehr wenig Text. Es gibt einen kleinen Text am Anfang, ein Funkgespräch bei Minute 21 und bei ca. 1 Stunde 9 noch einmal ein wenig… der größte Teil des Films kommt also ohne gesprochene Sprache aus – was ich ebenfalls sehr selten und sehr schön finde!

Bonus

Es gibt Featurettes, Interviews und eine B-Roll. Da für die Featurettes Teile aus den Interviews verwendet wurden, ist das ganze ein bisschen redundant. Und die B-Roll kann man komplett vernachlässigen. Ein paar Sachen sind ganz interessant und geben Einblick in die Entstehung des Films, letztendlich kann man sich aber wahrscheinlich entscheiden, ob man die Interviews in voller Länge ansieht oder man mit der komprimierten Variante in den Featurettes Vorlieb nimmt.

Fazit

Das Boot wird zum Spielball der Wellen und zeigt uns, dass man gegen Naturgewalten kaum eine Chance hat. Ein schöner Ein-Mann-Film, der den Zuschauer so ernst nimmt, wie die Hauptfigur den Ozean ernst nehmen muss. Ab 23.5.2014 im Handel.

Neu auf DVD: Zwei vom alten Schlag

Ein bisschen wie „Die Sunny-Boys“ als Boxer. Zwei alte Recken, die sich bis auf die Knochen hassen, treffen wieder aufeinander – was natürlich nicht gut gehen kann. Aber da die beiden Boxer sind, ist es unumgänglich, dass man sich irgendwann gegenseitig eins auf die Fresse haut – aber natürlich ordentlich im Boxring…

Die amerikanische Antwort auf Terence Hill und Bud Spencer

Das stimmt natürlich nicht ganz. Genau genommen stimmt das eigentlich kaum. Aber es klingt verdammt gut. Und so ganz falsch ist es denn ja auch nicht, ist Sylvester Stallones deutsche Stimme Thomas Danneberg ja auch der Stammsprecher von Terence Hill. Hätte man jetzt noch Spencers Sprecher Wolfgang Hess für Robert de Niro besetzt… aber für den stieg einmal mehr Christian Brückner in den Ring und verteidigt seine Position dort seit 1988 ungebrochen (während Danneberg Stallone bereits seit 1980 ohne Unterbrechung spricht). Wenn man es aber mal genau nimmt, dann haben wir hier eigentlich

Rocky vs. Raging Bull

Denn das dürfte mit der Hintergedanke bei diesem Film gewesen sein: Zwei alte Boxer treten noch einmal gegeneinander an, also nehmen wir zwei Schauspieler, die schon ein- oder mehrmals Boxer gespielt haben. Dass Stallone sich 1976 mit und als „Rocky“ Weltruhm erkämpfte, dürfte wohl allgemein bekannt sein. Dass aber auch Robert de Niro 1980 „Wie ein wilder Stier“ kämpfte, mag bei all seinen weiteren Rollen vielleicht ein wenig in Vergessenheit geraten sein. So haben wir hier also zwei alte Kämpfer, denen man ihr Alter durchaus ansieht. Gut gehalten hat sich dagegen Kim Basinger, die sich hier ebenfalls die Ehre gibt. Und Alan Arkin darf das machen, was er in allen Filmen gemacht hat, in denen er in den letzten Jahren aufgetreten ist, nämlich die alte aber schillernde Nebenfigur sein, deren Sprüche hier jedoch oft unter der Gürtellinie landen.

Der Film ist ein bisschen Komödie, ein bisschen Drama, ein bisschen Liebe, ein bisschen Nostalgie. Es gibt sogar eine schöne Anspielung auf „Rocky“, als sie sich in einem Schlachthaus befinden.

Bonus

Die DVD bietet drei nicht verwendete Szenen mit Einleitung des Regisseurs. Auf der Blu-ray gibt es darüber hinaus „weitere lustige Momente mit Kevin Hart“, „Am Ring mit Tyson & Holyfield“, „Schlag auf Schlag mit Larry Holmes“ sowie alternative Anfangs- und Endszenen „und mehr“ (was ich mangels Blu-ray-Player nicht zu beurteilen in der Lage bin).

Fazit

Netter Film über alternde Boxer, die es noch einmal wissen wollen, gespielt von alternden Hollywoodmimen, die es besser wissen sollten. Eigentlich eher Drama mit komödiantischen Untertönen als Komödie mit dramatischen Untertönen. Ab 22.5.2014 im Handel.

Neu im Kino: X-Men – Days of Future Past

Wirklich gut!

Na, das war mal ne kurze Besprechung

Man muss ja nicht immer alles zerreden. Und wenn mir schon mal was gefällt… Okay, werden wir trotzdem ein bisschen umfangreicher. Der Film (deutscher Titel: „Zukunft ist Vergangenheit“) beginnt mit einer gewaltigen Actionsequenz, die dann (Applaus) zu einer Handlung führt. Und einer Zeitreise. Und überhaupt. Aber da ich großer Freund einer Handlung bin, war ich sehr angetan, dass man sich hier die Mühe macht, eine zu haben. Man kann es sich in etwa vorstellen: die Zukunft ist scheiße und man täte ganz gut daran, in die Vergangenheit zu reisen, und dafür zu sorgen, dass es gar nicht erst so weit kommt – also das, was wir alle schon mal gedacht haben, aber mangels Zeit (oder Zeitreise) bisher einfach noch nicht tun konnten. Sie tun es und… der Rest ist Geschichte. Gewissermaßen. Und wie wir seit „Lawrence von Arabien“ wissen: „Nichts steht geschrieben!“

Vor dem Film war ich ein wenig skeptisch. Warum? Nun, ich mochte die ersten beiden, den dritten finde ich okay, aber er wäre mit Bryan Singer am Steuer wahrscheinlich besser geworden. Das findet der selbst auch, hat aber in meinen Augen das Recht verloren, sich über den dritten Teil aufzuregen, weil er selbst es ja wohl für wichtiger hielt, einen blöden Superman-Film zu machen, anstatt seine eigene Trilogie abzuschließen. Selbst schuld, Alter!

Als nächstes kam dann der Film, der in meiner Sammlung fehlt, nämlich der erste „Wolverine“… und da hatte man bei „X-Men“ noch gedacht, hey, geile Figur, n Film mit dem Typen wär bestimmt klasse. Tja, da hat man sich dann halt geirrt. Er war schlecht und kam zu spät – das war so, als würde man heute Fortsetzungen des alten „Star Wars“ machen, eine blöde Idee… Mooooment!

Dann setzte man aber mit „First Class“ (hätte man auf deutsch auch „Erste Klasse“ nennen können, Jungs!) einen neuen Höhepunkt, ein schöner Film, mit dem man in die Vergangenheit der Figuren ging und der vor dem ersten Film spielte. Gute Besetzung, gute Handlung, guter Film. (Danach kam dann noch der zweite „Wolverine“ Film, der nicht schlecht ist und bei mir die Frage aufbringt, warum man Hugh Jackman nicht als James Bond besetzt hat, denn er hat einen ähnlich durchtrainierten Körper wie Daniel Craig, anders als der dann aber auch Charme und Humor… ach, es ist traurig!)

Da „First Class“ gut funktioniert hat, ohne dass (außer Hugh Jackman und Rebecca Romijn) einer von den alten Recken dabei war, war ich von der Idee, beide Zeitlinien miteinander zu verknüpfen, eigentlich wenig begeistert. Sie hatten gezeigt, dass es auch ohne Picard und Gandalf geht, also warum musste man ihnen das unbedingt wegnehmen und die alten Säcke in die neue Handlung integrieren? Nötig gewesen wäre es prinzipiell nicht – aber sie machen hier was gutes draus!

Zeiteisen für Zeitreisen

Was der Film wirklich sehr gut macht, ist, beide Zeitebenen miteinander zu verbinden. Dadurch stehen die jungen Helden im Vordergrund, aber auch die alten haben noch etwas zu tun. Mit 130 Minuten nimmt sich das auch zeitlich sehr angenehm aus. Sie spielen sehr schön mit der Geschichte, aber auch mit den eigenen Klischees der Reihe. Es gibt jede Menge Anspielungen und kurze Rückblendungen, die bisher geschehenes (in Zukunft geschehen werdendes) zeigen. Wie auch schon der zweite „Wolverine“ beziehen sie sich auf Dinge aus den anderen Filmen, was der ganzen Reihe mehr Substanz verleiht. Und am Ende ist wieder alles so, wie es… sein sollte. Oder?

Hatte Wolverine in „First Class“ nur einen kurzen aber schönen Gastauftritt, ist er hier eine der tragenden Figuren des Films. Die andere dürfte wohl Ruhm und Oscar geschuldet sein, denn ich wage mal zu bezweifeln, dass Mystique der Dreh- und Handlungspunkt des Films gewesen wäre, hätte sich Jennifer Lawrence (von Arabien?) nicht durch die „Hunger Games“ Starruhm und durch „Silver Linings Playbook“ (oder war es „American Hustle“?) einen Oscar beschert. So geht es ihr aber wie der (weit unbegabteren) Halle Berry in „Stirb an einem anderen Tag“ und ihre Rolle wird auf wundersame Weise größer.

Wer bis zum Ende des Nachspanns bleibt, wird belohnt mit einer… Überraschung! Jawohl. Eine Überraschung, die so groß ist, dass sie mir rein gar nichts sagt. Wenn Sie kein Hardcore-Fan der Comics sind, sorgen Sie dafür, dass einer dabei ist, damit Sie den nachher fragen können, was das bedeuten soll. Nehmen wir einfach mal an, wenn wir den nächsten X-Men-Film sehen, werden wir schlauer sein. Hoffentlich.

Worauf man übrigens verzichten kann, ist das 3D. Es ist… bestenfalls unbefriedigend. Kaum zu bemerken. Nicht gut genutzt. Wenn Sie sich die schwere Brille auf der Nase ersparen wollen, schauen Sie lieber in 2D. Das tut dem Film keinen Abbruch, denn der ist, ich glaube, ich sagte es schon, wirklich gut! Kinostart ist der 22.5.2014… oder irgendwann in der Zukunft.

Die Welt ist nicht genug

Die große James Bond Retrospektive

Benannt nach dem Familienmotto, das wir freundlicherweise von Sir Hilary Bray in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ erfahren. Der Teaser hat einmal mehr direkten Bezug zum Film – und dürfte der längste aller bisherigen Bond Teaser sein. Normalerweise hätte er wohl nach der sehr schönen Szene in Bilbao geendet, dann Vorspann, dann MI6 und Explosion und Verfolgungsjagd, doch merkwürdigerweise packt man all dies vor den Vorspann – und verpulvert mal wieder eine der besten Actionszenen, bevor der Film überhaupt richtig losgeht. Auch die Einblendungen von Ortsnamen haben sich inzwischen eingebürgert und damit wohl den Hut endgültig aus den Filmen verdrängt – auch wenn man da schwerlich nach einem kausalen Zusammenhang suchen wollte.

Hand und Fusslung

Ich habe bereits erwähnt (und werde es da auch noch mal erwähnen), dass die Bond Macher, auch wenn sie auf ihn herabzublicken scheinen, doch einige Elemente aus dem nicht von EON produzierten und damit nicht „echten“ Bond „Sag niemals nie“ abgeschaut haben. Jener Film beginnt mit einer Mission, in der Bond eine Geisel befreien soll, doch diese ersticht ihn dann, weil sie inzwischen umgedreht wurde… was exakt die Handlung dieses Films ist! Und so wie Bond es erst durch das Messer in seinem Rücken merkt, erfährt es der Zuschauer auch hier erst, als es bereits zu spät ist. Womit wir wieder einmal vom Schema des Oberschurken abgewichen sind und den eigentlichen Hintermann erst später offenbaren – so wie in „In tödlicher Mission“ und in „GoldenEye“. In letzterem war jedoch Sean Bean dieser Hintermann, was ein kleines Problem aufwirft: Sean Bean war zu dem Zeitpunkt schon ein bekannter Schauspieler. Da nimmt man es den Filmemachern, nicht ab, dass dieser Star nach einem Miniauftritt schon vor dem Vorspann stirbt. Man musste also damit rechnen, dass er wieder auftauchen würde – was dieses Auftauchen weniger überraschend machte! Hier ist das ganze etwas besser ausgetüftelt.

Davon abgesehen vereint der Film einige der inzwischen bondtypischen Probleme: Er ist zu lang und er hat zu viele überflüssige Figuren. Das Finale ergibt diesmal tatsächlich einen gewissen Sinn, wenn es auch zu lang ist. Der Angriff auf Zukovskys Kaviarfarm ist aber völligst überflüssig und eine reine aber unnötige Actionszene. Es gibt auch eine Actionsequenz im Schnee, doch die macht eigentlich nur eins deutlich: das Fehlen von Willy Bogner!

Kollege stirbt gleich

009 erfährt die Ehre einer Erwähnung, er war auf Renard angesetzt, hat den Job aber offensichtlich nicht ordentlich ausgeführt.

Wir sehen nicht nur, wie Bond verletzt wird, sondern wir sehen ihn auch einen Verband tragen – wer also behauptet, wir hätten Bond nie verletzt gesehen… aber das haben wir ja eh schon in „Feuerball“.

Das Verhältnis von Bond und M rückt zwangsläufig ein wenig in den Vordergrund. M gesteht, dass sie Bond für den Besten hält – aber das tut eigentlich jede Frau, die ihm begegnet, selbst die angeblich lesbischen wie Pussy Galore. Ist also keine wirkliche Überraschung. Bond rettet M, aber er rettet ja auch ständig die Welt, also auch das ist nicht neu. Und doch hat man ein bisschen das Gefühl, dass die beiden einander schätzen – was ihm die Motivation geben würde, sie zu beschützen und sie zu rächen. Und das ist genau das, was der Daniel Craig Bond tut, aber ohne dass er die Grundlage des Brosnan Bonds hat. Will heißen: Bei Brosnan hätte das Sinn ergeben, bei Craig tut es das nicht!

Doctor Jones

Wie sagt man das am besten: Es gibt Leute, denen nimmt man den Doktor einfach nicht ab. Und auf dieser Liste steht Denise Richards ziemlich weit oben. Ich meine, das wäre so glaubwürdig, als würde man sagen „Dr. Daniela Katzenberger“ oder als würde man Steven Seagal als Doktor besetzen… Moment! Das ist passiert! Oh mein… aber er war da auch nicht glaubwürdiger. Und Dr. Christmas Jones ist es leider auch nicht.

Eine gute Figur – in jeder Hinsicht – macht dagegen Sophie Marceau. Sie sollte hier genannt werden als bislang einzige Superschurkin! Es gab zwar die eine oder andere Gegenspielerin für Bond (wobei die einzigen beiden, mit denen er nicht ins Bett gegangen ist, Rosa Klebb und Irma Bunt sein dürften), aber die hatten eher Handlanger(innen) Status.

Bevor wir zum großen Abschied kommen, noch ein kleiner Schlenker auf die Musik. Sie stammt wieder von David Arnold und ist sehr ordentlich. Arnold hat einen anderen Stil als Barry, aber er hat einen Stil und schafft damit eine gute Mischung aus Titelsong und Bond Thema. Auch der Song selbst kann sich hören lassen. Ein wenig überraschend ist, dass der Film jedoch nicht, wie so oft, mit einer Variation des Titelliedes endet, sondern mit dem James Bond Thema… aber auch das soll uns in Zukunft noch öfter begegnen.

Danke, Q!

Nun, in Bezug auf Q gibt es ein paar Dinge, die keinen Sinn ergeben. Oder sagen wir mal so: Dass er Bond im Einsatzgebiet trifft und dort austattet, das ist ja noch logisch. Dass er aber an einem Ort, an dem Bond sich zufällig gerade im Einsatz befindet und an dem M zufällig gerade seine Zelte aufgeschlagen hat, auch auftaucht und seine ganze Forschungs- und Explosionsabteilung mitbringt, das ist eigentlich eher Quatsch. Auch wenn er das u.a. in „Moonraker“ und „Octopussy“ tut, ist es doch eigentlich völliger Blödsinn. Und so ist es auch hier Blödsinn, dass er, nur weil M gerade in einem schottischen Schloss weilt zwecks Beerdigung eines alten Freundes, mit seiner ganzen Mischpoke hinterher reist und statt in London seine kleinen Tricks hier zusammenbastelt. Aber das ist Bond, also hinterfragen wir das nicht.

Fast, als hätten es die Bond Produzenten geahnt, führen sie hier einen neuen Assistenten von Q ein, gespielt von Monty Python Urgestein John Cleese (womit die Dreieinigkeit der britischen Kultur komplett wäre [Bond/Beatles/Monty Python]). Q, der diesen Nachfolger dem Publikum vorgestellt hat, gibt Bond und uns noch einen letzten Rat auf den Weg und verschwindet dann langsam im Fußboden. Es ist ein Abschied – und es ist ein Abschied für immer. Desmond Llewellyn, der uns seit dem zweiten Bond Film mit einer Ausnahme immer mit seiner Anwesenheit beglückt hat, wird nie wieder zu Bond zurückkehren, denn er starb wenig später bei einem Autounfall. Deshalb bedanken wir uns an dieser Stelle bei dem Urgestein mit den meisten Auftritten innerhalb der Bond Reihe, dem Mann, der eine Spur Humor in jeden Film gebracht hat, und wünschen ihm, dass er auch in der himmlischen Q-Abteilung noch immer so großartige Arbeit leistet wie hier. Danke, Q, wir werden dich vermissen!

— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

Der dritte Brosnan-Bond, und nach den beiden vorherigen habe ich ein bisschen Angst. Erstmal aber gibt es Entwarnung: der Vorsetzer (Geldbeschaffung aus einer Bank in Bilbao und Motorboot-Jagd die Themse hinab) ist erfreulich bodenständig und nachgerade realistisch. Man wundert sich zwar, mit welcher Artillerie das Boot der Attentäterin ausgestattet ist, aber Bond schluckt tüchtig Wasser und knallt noch aufs Dach des Millennium Domes. Wobei er sich tatsächlich mal verletzt, denn eine Szene lang trägt Bond den Arm in der Schlinge (Schulter ausgerenkt). Er ist aber sofort wieder fit, nachdem er mit seiner Ärztin geschlafen hat.

Der Titelsong der Band Garbage („The World Is Not Enough“) ist okay, aber nichts, was ich vor mich hinpfeifen würde.

In Minute 20 stellt uns der alte Q seinen Nachfolger vor: den… naja… nächsten alten Q. John Cleese serviert uns (was sonst?) Comedy und verschwindet in einer Jacke, die sich zum Rettungsballon aufbläst.

Zur Handlung: Bond wird als Leibwache für Elektra King abgestellt, deren Vater vom „Anarchisten“ Renard in London getötet wurde. Renard ist eine Art Supermensch, der keinen Schmerz verspürt (aber dennoch im schmächtigen Körper des Schauspielers Robert Carlyle steckt). Der Clou ist natürlich, dass Elektra (Achtung, Spoiler!) mit Renard gemeinsame Sache macht, denn sie ist ihm auf ungute Weise hörig.

Auf den kargen Ölfeldern Aserbaidschans gerät Bond in eine Demo der Einheimischen gegen Kings Pipeline-Bau und lernt Elektra persönlich kennen (30. Minute). Die umwerfende Sophie Marceau bekommt ihre Chance, zur stärksten Bond-Frau zu werden – wird sie sie nutzen?

Ab Minute 33 ist wieder mal der gute alte Bond-Ski-Zirkus auf Tournee! Und nachdem Elektra mit Bond kurz verschüttet war, scheint sie schon heiß auf ihn zu sein. Hübscher Gag in der 41. Minute: im Spielkasino von Baku ist wirklich JEDER Gast bewaffnet, wie Bond durch seine Röntgenbrille feststellt. Dort treffen wir Robbie Coltrane als Valentin Zukovsky wieder, Bonds Informanten (und cineastischen Lichtblick) aus „GoldenEye“. Der hat aber noch keine Fakten zur Hand, also zerrt Elektra Bond ins Bett (48. Minute) – dabei fällt ein bemerkenswerter Satz. Sie: „Wie schaffst du es zu überleben?“ – Er: „Ich labe mich an Anmut und Schönheit.“ Eine interessante Erklärung für Bonds Schürzenjägerei. Erotik als Therapie gegen seinen mörderischen Alltag!

Dann hupfen wir nach Kasachstan, wo sich Bond in Renards Organisation einschmuggelt und lauter Akademiker trifft: Einser-Abiturient Claude-Olivier Rudolph als deutschen Henchman sowie Dr. Christmas Jones (im Körper von Lara Croft, halt, Denise Richards, die total misstrauisch gucken kann). Freue mich schon jetzt auf einen Gag wie „Christmas comes early this year“… Harhar. Rasche erste Konfrontation mit dem Psycho Renard (58. Minute), der jedoch nach einer feurigen Schießerei in einem (wat is dat eigentlich?) unterirdischen Atombunker entkommt – mit einem Nuklearsprengkopf. Drunter machen’s Bondschurken einfach nicht. Was wäre der Agentenfilm ohne Atomsprengköpfe?!

Bond schwant mittlerweile, dass Elektra genauso ballaballa wie Renard sein könnte und weiht M darin ein (70. Minute). Bond und Dr. Jones gucken in die Röhre, d. h. sie rasen in einem Inspektionsschlitten durch die Pipeline und entschärfen dabei die Atombombe, mit welcher Renard das Ölterminal vernichten und den Westen von der Versorgung abschneiden will. Derweil outet sich Elektra vor M als Miststück und bekommt dafür von M den Hosenboden versohlt (76. Minute). Fortan ist M Elektras Geisel, und in Instanbul tickt die zweite Hälfte der Atombombe.

In der 84. Minute will Bond den Alleswisser Zukovsky (zweiter Einsatz für Robbie) verhören, da hetzt ihm Elektra den Hubschrauber mit der Baumsäge auf den Hals! „Es kommt der Tag, da muss die Säge sägen!“ (wie es in einem alten deutschen Film heißt). Das Sägen ist des Henchmans Lust. Das muss ein schlechter Henchman sein, dem niemals fiel das Sägen ein. Und jetzt alle: Ein Haus wird zersägt, Stahlrohre werden zersägt, Bonds BMW wird zersägt („Das wird Q nicht gefallen“).

93. Minute: Das „endgame“ wird vorgestellt. Zukovsky hat Renard ein sowjetisches Atom-U-Boot nach Istanbul geschmuggelt. Mit dem Rest des Plutoniums wollen Elektra und er den Schiffsreaktor sprengen und den Bosporus atomar verseuchen. Dann besitzt Elektra die einzig noch verbleibende Pipeline in den Westen und hat ein Wirtschaftsmonopol. Wer kann sie noch aufhalten? M baut in Gefangenschaft einen Sender und ruft damit Bond zu Hilfe. Doch zunächst verrät Zukovskys Henchman Goldie die Gesellschaft – und Bond und Dr. Jones fallen in Elektras Hände.

Bond landet im Würgestuhl (99. Minute). Der Würgestuhl! Ein originelles wie elegantes Foltermöbel, auf dem die böse Elektra noch Bond aufreitet und auf eine Erektion per Strangulation hofft! Pustekuche, denn in Minute 103 stürmt der überlebende Zukovsky auf die Szene und scheint den Tag zu retten, doch Elektra macht ihn kalt. Bonds Fesseln aber sind gelöst, er befreit M, stellt Elektra und muss sie erschießen, als sie den im U-Boot abtauchenden Renard nicht zurückpfeift. Dann simmer auch schon in Finale, das Geschieße im absaufenden U-Boot (ab 108. Minute). Böse Schlägerei Renard – Bond in querstehenden Reaktorraum und glückliche Torpedierung des Bösewichts durch den fatalen Plutoniumstab. Und wir haben den Christmas-Gag ganz zum Schluss, Bond zu Dr. Jones (wähähärend des Beischlafs): „Ich habe mich in Dir getäuscht“. – „Inwiefern?“ – „Ich dachte, Christmas kommt nur einmal im Jahr“. Yes! Willkommen in der Bondschen Wortspielhölle!

Fazit:

Uff! Großes Aufatmen. Es gibt einen guten, ja sogar hervorragenden, Brosnan-Bond. “Die Welt ist nicht genug“ ist der Bondfilm mit dem Kammerspiel-Tiefgang. Das Quartett Bond, M, Elektra und Renard verhandelt essentielle Fragen von Schuld und Sühne, Rache und Verantwortung. Elektra und Renard gebärden sich wie eine moderne Version von Bonnie und Clyde. Michael Apteds Inzenierung (dickes Lob an den Regisseur von „Gorky Park“ und „Nell“!) konzentriert sich wohltuend und ausführlich auf dieses Kleeblatt exzellenter Darsteller. Die Action ist ausnahmsweise kein Selbstzweck, der Finalkampf bleibt übersichtlich und geht voll in Ordnung, die Nebenfiguren sind nur dienstbare Kleingeister, die keine Handlung zerfasern oder sonstwie vom Geschehen ablenken. Apteds Sicht auf Bond ist erfreulicherweise auch nicht so gelackt wie die beiden letzten Versuche seiner Kollegen Campbell und Spottiswoode.

Ich bin beeindruckt: Brosnan in Topform, Dench glaubhaft, Marceau tänzelt toll entlang der Grenze Egomanin/Göre. Und ich verneige mich auch vor Carlyles „Renard“, der mir weitaus schwächer in Erinnerung war. Tolle Leistungen im ganzen Team, grazie a tutti.

 

Die Welt ist nicht genug (1999)

Originaltitel: The World is not Enough

Regie: Michael Apted

Musik: David Arnold / Titelsong: Garbage

James Bond: Pierce Brosnan / Frank Glaubrecht

Renard: Robert Carlyle / Martin Keßler

Elektra King: Sophie Marceau / Judith Brandt

Dr. Christmas Jones: Denise Richards / Claudia Urbschat-Mingues

Dr. Warmflash: Serena Scott Thomas / Cornelia Meinhardt

Cigar Girl: Maria Grazia Cucinotta / Anke Reitzenstein

Sir Robert King: David Calder / Gerhard Paul

Davidov: Ulrich Thomsen / Jan Spitzer

Col. Akakievich: Claude-Oliver Rudolph

Valentin Zukovsky: Robbie Coltrane / Jürgen Kluckert

Bill Tanner: Michael Kitchen / Klaus Dieter Klebsch

Robinson: Colin Salmon / Detlef Bierstedt
und

M: Judy Dench / Gisela Fritsch

Q: Desmond Llewellyn / Manfred Schmidt

Moneypenny: Samantha Bond / Anita Lochner

R: John Cleese / Thomas Danneberg

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

Die Another Day

DoubleOhSexy11Flachlegen

Neu auf DVD: Der Abenteurer – Der Fluch des Midas

Es ist ein bisschen schade. Die Sets sind gut, die Ausstattung ist gut, die Musik ist gut, die Effekte sind gut, die Schauspieler sind gut. Also was kann mit all dem leider nicht mithalten? Die Handlung und die Figuren.

Die Handlung und die Figuren

Da… passiert am Anfang das eine oder andere. Und Michael Sheen arbeitet für eine Art „Warehouse 13“ im 19. Jahrhundert. Irgendwie so. Worauf es aber letztendlich hinausläuft, ist, dass der eine Bruder den anderen suchen muss… oder nebenbei suchen darf, während er eigentlich nach der Kiste des Midas suchen soll, oder sie finden, bevor der Böse sie findet… womit wir bei einem der Probleme sind: die Handlung ist irgendwie, nicht zu verworren, aber auch irgendwie nicht dicht. Man hat das Gefühl, es wird irgendwie eine Menge angerissen, aber das hilft der Sache nicht, sondern es hält sie nur auf. Von hier nach da, und dann dorthin, ohne dass das alles einem gut geplanten Plot folgen würde. Liegt vielleicht daran, dass es die Umsetzung eines Romans ist? Ich weiß es nicht. Jedenfalls springt der Film zunächst von einem Schauplatz zum anderen, was aber fast ein wenig unmotiviert und abgehackt wirkt. Dann irgendwann landet man im Hotel… und es bleibt ähnlich abgehackt. Am Ende finden sich dann noch Elemente aus „Dr. No“ und „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ sowie eine Szene, die geradezu 1:1 aus „Jäger des verlorenen Schatzes“ übernommen zu sein scheint. Unterm Strich kann man sagen, dass eine stringentere Handlung, die geradliniger auf ein gewisses Ziel zuführt, der ganzen Sache sicher gut getan hätte.

Was uns zu den Figuren bringt. Da ist der großartige Michael Sheen als schillernder Charakter, aber die Hauptfigur ist er nicht, denn das ist „Mariah Mundi“ (Männername! und Namensgeber des Originaltitels), der Sohn, dessen Bruder entführt und Eltern verschwunden sind, der nun, gewissermaßen im Auftrag von Sheen, das Hotel unter die Lupe nehmen soll. Eigentlich wünscht man sich, mehr von Michael Sheens Charakter zu sehen – aber leider auch nur, weil es eine Freude ist, Sheen zu sehen. Die Figur selbst ist, wie nahezu alle Figuren in diesem Film, irgendwie unfähig. Niemand scheint etwas zustande zu bringen, dass am Ende doch etwas erreicht wird, scheint mehr Zufall zu sein. Hätte man hier eine schöne Geschichte gesponnen, in der Mariah Mundi selbst Dinge herausfindet (und nicht in Lösungen hineinstolpert), dann hätte das ein guter Film werden können. Wäre Sheens Figur a) die Hauptfigur und b) kompetent in dem, was sie tut, hätte das ein grandioser Film werden können. So liegt es aber nur am Schauspieler Sheen und seiner Spielfreude, dass man gerne mehr von ihm gesehen hätte, denn sein Beitrag zur Handlung ist dann eher vernachlässigbar.

Vom Standpunkt einer guten Erzählung, einer guten Geschichte, einer guten Handlung, einem guten Abenteuer, bleibt der Film also leider weit hinter dem zurück, was hier möglich gewesen wäre, was wirklich schade ist. Da es sich offensichtlich um eine Buch-Reihe handelt, auf der der Film basiert, endet er dann mit einer Möglichkeit (Nötigkeit) für einen nächsten Teil. Hoffen wir, dass da die Handlung ein bisschen besser ist und die Figuren ein bisschen mehr dazu beitragen.

Die Besetzung

Die vielleicht britischste Besetzung, die nicht wie eine wirkt. Michael Sheen, wie so oft hervorragend, hat nach seiner Darstellung als britischer Premierminister in „Die Queen“ schillernde Auftritte in „Twilight“-Filmen und „Tron Legacy“ gegeben und inzwischen im amerikanischen Fernsehen Fuß gefasst. Gegenspieler des Films ist Sam Neill, bekannt aus „Reilly, Spion der Spione“… na gut, mir bekannt daraus, den meisten anderen wohl eher aus „Jagd auf Roter Oktober“ mit Sean Connery oder „JurassicPark“ mit Dinosauriern. Wenn ich nicht irre, ist er Australier, also weniger britisch, aber dafür ziemlich gut. Ihm zur Seite steht Lena Headey, die glaube ich, auch Britin ist, aber im amerikanischen Fernsehen auch schon Sarah Connor (die aus „Terminator“, nicht aus der Musikbranche) in „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ gespielt hat, ebenso wie die Böse in „Dredd“ und seit einiger Zeit eine der vielen Bösen in der hervorragenden Serie „Game of Thrones“. Und dann wäre da noch der Brite Ioan Gruffudd, der in zwei „Fantastic Four“ Filmen der Gummimann war… also alles in allem extrem britisch. Einzig Keelesy Hawes aus „Spooks“ und „Ashes to Ashes“ scheint es noch nicht nach Amerika verschlagen zu haben – aber die kommt im Film auch kaum vor. Die Hauptrolle hat allerdings Aneurin Barnard, von dem wir spätestens im zweiten Teil mehr sehen werden.

Das Making of auf der DVD ist durchaus interessant und informativ, wenn man also mehr über die Hintergründe erfahren möchte, lohnt es sich, dort einmal hineinzuschauen. Die DVD erscheint am 23.5.2014.

Neu im Kino: One Chance – Einmal im Leben

Filme, die „auf einer wahren Begebenheit“ beruhen, sind ein bisschen wie Prequels: Man hat eine ungefähre Vorstellung, wo sie wahrscheinlich enden werden. Also sollte man bei solchen Filmen vielleicht weniger das Ende betrachten, als die Reise, die einen dorthin führt.

Die andere Sache bei derartigen Filmen ist: Man darf nicht alles für bare Münze nehmen. Eckpunkte des Films entsprechen der Realität – der Rest ist irgendwo Fiktion. Das trifft es bei diesem Film ganz gut, denn die Dialoge klingen zu sehr nach Film und nicht nach Realität. Also trennen wir uns gedanklich doch davon, dass es ein „Biopic“ (von dem ich mir ein Selfy für meinen Milf machen kann… ach, ist doch toll, dass es für jeden Mist inzwischen einen Begriff gibt – hmm, das hätte besser in die Besprechung von „Her“ gepasst!), denn wenn man sich den ganzen „wahren Hintergrund“ wegdenkt, hat man eigentlich eine handfeste britische Komödie aus dem Arbeiterleben, und die sind ja meist recht gut.

Aufstieg und Fall von Pol Pot

Ein Film über den kambodschanischen Diktator… ist das hier nicht, denn es geht um Paul Potts! Das schöne ist: Ich habe den Scherz damals, als Potts in aller Munde war, öfter gemacht und die wenigsten haben die Anspielung verstanden. Das schöne ist auch: Der Film weiß um die Namensähnlichkeit und bringt sie selbst gleich zu Beginn, so dass das Thema direkt vom Tisch ist… für die wenigen, die den Gag verstehen.

Es geht also um Paul Potts und seine tragische Geschichte und nicht um Pol Pot und seine mörderische Geschichte. Ein Mann, der eigentlich etwas kann, aber bei dem es irgendwie nicht so recht klappt. Streng genommen also das Gegenteil von vielen Comedians und Castingteilnehmern, die eigentlich nichts können, sich davon aber ums Verrecken nicht abhalten lassen. Und Durchhaltevermögen zahlt sich in der Wirklichkeit eben weit mehr aus als Talent.

Das muss auch Paul Potts erleben, als Kind gehänselt und zusammengeschlagen, doch dann kommt der erste Talentwettbewerb… und ein Auf und Ab bis zum Erfolg (ach komm, Sie wissen doch auch, wie die Geschichte ausgeht). Aber, machen wir uns nichts vor, außer bei „Rocky“ wäre es doch auch in einem rein fiktionalen Film so gewesen. Dass er sich gegen alle Firnisse und Hindernisse durchsetzt und dass am Ende das Talent siegt. „Leider“, muss man fast sagen, ist es aber nicht rein fiktional, was dem Film ein paar Möglichkeiten nimmt. Oder zumindest eine schöne. Bei seinem ersten Auftritt im Talentwettbewerb wird statt der Oper nämlich zunächst was poppiges eingespielt – es wäre eine schöne Reminiszenz gewesen, wenn das am Ende bei seinem erfolgreichen Fernsehauftritt auch so gewesen wäre. Aber hier beugt sich der Film der Realität, doch es hätte schlimmer sein können.

Dem Erfolg von Potts werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, teils von sich selbst. Am Ende aber schafft er es… aber das wissen wir ja schon. Eigentlich müsste es schon ein großer Erfolg sein, wenn man es auf eine venezianischer Opernschule schafft, ein so großer Erfolg, dass man von da aus ein Sprungbrett hat – doch irgendwie scheint das nicht so zu sein. Was mir, im Nachhinein, ein wenig merkwürdig vorkommt. Aber wenn das die Realität war, wer bin ich, sie in Frage zu stellen?

BritCom

Wenn man sich ein bisschen mit britischen Fernsehserien beschäftigt, dann begegnen einem immer wieder viele Bekannte. Und die sieht man dann auch mal in Filmen, so wie hier. Zuschauer von „The Office“, „Utopia“, „The Wrong Mans“ und „The Thick of it“ erleben ebenso Bekannte wieder, wie die von „Star Trek: Deep Space Nine“. Colm Meaney hatte es seinerzeit über den Ozean geschafft und als Kleinrolle bei „Star Trek: The Next Generation“ angefangen, die dann später ausgebaut und nach DS9 übernommen wurde, was wahrscheinlich allein der Tatsache geschuldet ist, dass es sich bei Meaney um einen guten Schauspieler handelt. Ebenfalls mit dabei ist Mackenzie Crook, derzeit in der amerikanischen Serie „Almost Human“ zu sehen, den meisten aber wahrscheinlich eher bekannt durch „The Office“ oder die „Fluch der Karibik“ Filme. Er darf das machen, was er immer macht, ein wenig schrägen Humor in die Sache bringen.

Fazit

Wie gesagt, eigentlich ist das ganze eine solide britische Arbeiterkomödie – mit dem amerikanischen Touch, dass ich das Gefühl habe, dass der Film Paul Potts irgendwie eine Spur zu gut aussieht. Und Pavarotti zu dünn. Davon ab ist es aber eine unterhaltsame Komödie, die vielleicht sogar noch besser funktioniert, wenn man Paul Potts und seine Geschichte nicht kennt! Bundesweiter Kinostart ist der 22. Mai 2014.