Neu im Kino: Planet der Affen: Revolution

Im letzten Film lernten sie sprechen, jetzt gründen sie ihr eigenes Bankensystem, tragen Anzüge und bringen die Börse zum Einsturz… nein, so sieht die Fortsetzung von „Prevolution“ und die (mögliche?) Vorsetzung von „Planet der Affen“ dann doch nicht aus. Es ist… schwierig. Die Affen haben sich weiterentwickelt und leben friedlich im Wald und alles könnte so schön sein, wäre da nicht der Mensch. Denn der erweist sich als nicht ganz so ausgestorben, wie man sich das gedacht hat und so treffen einmal mehr Affen und Menschen aufeinander. Dass das nicht gut gehen kann, ist von Anfang an klar. Was diesmal aber besonders gut herausgearbeitet ist: Affen sind genauso doof wie Menschen… oder wahlweise umgekehrt. Es gibt die Guten und es gibt die Arschlöcher, die einem die ganze schöne neue Welt kaputt machen – und zwar auf beiden Seiten. Und, welche Überraschung, auch das passiert hier.

Die Handlung des Planet der Affen

hat leider ein paar mittelgroße Löcher, die die Sache für mich leider ein wenig abschwächen. Manche Dinge werden einfach zu sehr simplifiziert (ich sag nur: Strom!), da hätte man etwas cleverer vorgehen können.

Nach einer sehr schönen Einführung, die allein mit Untertiteln auskommt, tritt der Mensch in die Geschichte und von da an geht alles stetig bergab. Das ist denn aber auch nicht soooo überraschend, da wir ja alle wissen, wo die Geschichte letztendlich enden wird – und wo sie dann dementsprechend auch hinführen muss.

Wobei ich ein wenig verwirrt bin. Dass dies keine Vorsetzung von Tim Burtons grauenvollem Affentheater ist, ist wahrscheinlich (hoffentlich!!!) klar. Aber soll es das Prequel zu dem Film mit Charlton Heston sein? Oder schafft man sich hier eine eigene Welt, die dann in einem vernünftigen Remake (eigentlich ein Widerspruch in sich!) des Heston-Klassikers enden wird?

Wowobei dazu angemerkt sei, dass die alte „Planet der Affen“-Reihe ja bereits ihre eigenen Prequels geschaffen hat – und damit möglicherweise die erste Filmreihe der Geschichte ist, die so etwas tut? Ich weiß es nicht. Nichtsdestotrotz wird ab Film 3 eigentlich auf die Entstehung des Affenplaneten hingearbeitet, ein weiteres Prequel war also nicht erforderlich, da es das, wie gesagt, schon gibt!

Exkurs zum Planet der Affen

Vor vielen, vielen Jahren, als die meisten von euch noch gar nicht geboren waren, machte sich ein Mensch auf den Weg hinaus ins Weltall und als er notlanden musste, entdeckte er einen Planeten, der von oben bis unten mit Affen bedeckt war. Und so begann eine Reihe von Filmen, die bis heute noch kein Ende gefunden hat. Mal meine sehr subjektiven Bewertungen zu den fünf alten Filmen:

Planet der Affen (1967) – großartig

Rückkehr zum Planet der Affen (1970) – kompletter Schrott!

Flucht vom Planet der Affen (1971) – wunderbar

Eroberung vom Planet der Affen (1972) – fängt ganz gut an, kippt dann aber

Die Schlacht um den Planet der Affen (1973) – eher schrottig

Der erste bietet eine schöne Umkehrung der Verhältnisse und ein nettes Spiel damit, der dritte kehrt dann wieder die Umkehrung um und hat ebenso satirische Elemente wie der erste. Es sei aber auch angemerkt, dass sich die Geschichten innerhalb der Serie ein wenig widersprechen, wenn ich nicht irre. Kira nennt in ihrem Prozess einen anderen Affen als den Sprecher des ersten Wortes, als wir es dann in den Filmen erleben. Auch meine ich mich erinnern zu können, dass Charlton Heston direkt zu Anfang ganz klar macht, dass sein Schiff so schnell/lange unterwegs ist, dass auf der Erde bereits viele Jahre vergangen sind – dass in Teil 3 dann kurz nach seinem Abflug die Fragezeichen in den Augen groß sind, weil man von ihm nix mehr gehört hat, ergibt also wenig Sinn. Nichtsdestotrotz erzählt die Reihe „Die Entstehung des Planet der Affen“.

Zurück zum Anfang vom Planet der Affen

Aber nehmen wir mal an, die neuen Filme sollen dies nun auch tun – aus irgendeinem Grund. Dann bedeutet das, dass wir keine neuen Wege gehen, sondern dass wir uns zwangsläufig zum Status Quo des Heston-Films hinarbeiten müssen. Das wiederum bedeutet, dass es keinen Frieden zwischen Affen und Menschen geben kann… also sollte uns das, was wir in der letzten halben Stunde des Films zu sehen bekommen, nicht wirklich überraschen. (Meine Prognose für den nächsten Film: Die Menschen verlieren die Sprache, man beginnt sie zu jagen und Experimente mit ihnen zu machen, die Affen führen den Doktortitel ein und man sieht irgendwann im Hintergrund sehr deutlich die Freiheitsstatue.) Eigentlich ist das, abgesehen davon, dass wir eben gesehen haben, dass es unnötig ist, ein wenig schade, da es der Reihe keine Möglichkeit gibt, sich zu entfalten und den Zuschauer zu überraschen. Das Endergebnis ist jedem bekannt, die Frage ist, ob der Weg dahin, wie es dazu gekommen ist, wirklich so spannend ist.

Effektvolle Effekte vom Planet der Affen

Hat auch die Handlung ein paar Schwächen, die Effekte haben es nicht. (Zum Thema 3D verweise ich auf meinen 3D-Verweis bei „Drachenzähmen leicht gemacht 2“.) Die Verwebung von Wirklichkeit und CGI (falls es da überhaupt eine Wirklichkeit gibt?!) ist phantastisch. Man kann keinerlei Brüche erkennen, alles sieht echt aus – und die Affen selbst sind großartig. Nie hat man das Gefühl, dass man es nur mit einer Schöpfung aus dem Computer zu tun hat, und das ist eine gewaltige Leistung. Das sind grandiose Effekte, die ihresgleichen suchen, aber derzeit möglicherweise nicht finden werden. Eine perfekte Illusion, die über einiges, aber nicht über alles hinwegsehen lässt.

Fazit vom Planet der Affen

Mir gefällt er besser als sein Vorgänger „Prevolution“, aber auch wenn er tricktechnisch perfekt ist, reicht er handlungsmäßig an seinen Vorgänger aus den 60ern nicht heran. Ein visuelles Meisterwerk, bei dem die Löcher in der Geschichte leider nicht gestopft wurden – ach ja, und Gary Oldman ist völlig verschenkt. Wahrscheinlich liegt ein Großteil seiner Performance auf irgendeinem virtuellen Schneideraum, denn für die Rolle, die er hier spielt, hätte man besser (wenn auch klischeeiger) Stephen Lang aus „Avatar“ besetzen sollen, das wäre dem ganzen näher gekommen. Ab 7. August 2014 im Kino!

Neu auf DVD: VERONICA MARS

Der Film! Zur Serie. Und Sie haben ihn möglich gemacht. Oder zumindest Zuschauer aus aller Welt, die ihre Serienheldin und -detektivin „Veronica Mars“ gerne noch einmal sehen wollten. Rob Thomas, Entwickler der Serie, Ko-Autor und Regisseur dieses Films, hat die Vorzüge der Neuzeit genutzt und einen „Kickstarter“ ge…startet. Das bedeutet, Leute konnten dafür spenden, dass dieser Film gemacht werden konnte – obgleich die Vermutung nahe liegt, dass möglicherweise der Verleiher Warner Brothers später die eine oder andere Mark dazugetan hat. Ziel der Produzenten war es, mit dem Kickstarter 2 Millionen Dollar zusammenzubekommen – es wurden dann 5.7 Millionen. Auch wenn das alle Erwartungen überstiegen hat, dürfte es wahrscheinlich trotzdem schwierig sein, damit ein solches Aufgebot an Schauspielern (einschließlich James Lee Curtis und einem Überraschungs-Gaststar, der ungenannt bleiben möchte/sollte) zu a) verpflichten und b) bezahlen. Aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch!

Die Handlung

Nach dem Ende der Serie hat die Mars Vronie ihr kleines, korruptes Drecksloch von einem Kaff verlassen, um offensichtlich Jura zu studieren. Just in dem Moment, als sie ein Vorstellungsgespräch bei der nobelsten Kanzlei in New York hat, holt sie die Vergangenheit ein, was soviel heißt, wie ein Verbrechen, in das einer ihrer Exfreunde (Young Data Jason Dohring… der hat mich immer an eine junge Version von Brent Spiner erinnert) verwickelt ist und sie, war sie doch seinerzeit eine Detektivin (zusammen mit ihrem Vater, dem Herz der Serie), beschließt zu ermitteln…

Der Film lebt von cleveren Dialogen, die eine Menge Spaß machen (SO schreibt man lustige Dialoge, „Tammy“!). Die Figuren sind interessant und der Fall entwickelt sich nach und nach. Dass jetzt ausgerechnet auch noch zu diesem Zeitpunkt ein Klassentreffen stattfinden muss, ist mir zwei bis drei Spuren zuviel, aber man will den Fans ja soviel für ihr Geld (im wahrsten Sinne des Wortes) wie möglich bieten. Und so geben sich die Gaststars alter Zeiten die Klinke in die Hand, oder den Kurzauftritt, wenn man so möchte, und ich würde fast denken, abgesehen von denen, die in der Serie gestorben sind oder im Knast sitzen, sind wahrscheinlich alle mit dabei. Da der Film aber keine acht Stunden dauert, muss sich der Fan mit wirklich kurzen Auftritten (eine Szene, ein oder zwei Sätze) zufrieden geben, außer bei einigen wenigen Charakteren, die eine etwas größere Rolle (ergattert) haben. Ob den Fans dieser Blick auf die Vergangenheit gefällt, kann ich nicht sagen, denn ich war nie ein so großer Fan der

Serie

Es war damals ein originelles Konzept, das noch niemand versucht hatte: Eine attraktive junge blonde Frau ist berufen, Vampire zu töten, um… Moment, das war „Buffy“. Ja, halt auch eine Serie mit einem Highschoolmädchen, das beweisen muss, dass nicht alles blond ist was glänzt, und wenn doch, dann kann man trotzdem clever sein und als Detektiv in die Schuhe seines Vaters (dem Herz der Serie!) treten. Wenn ich mich recht erinnere, war die Vorgeschichte damals so, dass ihre beste Freundin umgebracht wurde, ihr Vater Dinge nicht vertuschen wollte, die ganze Familie geächtet war und sie ihre Freunde verloren hat… so in etwa fasst es der Anfang des Films auch noch einmal zusammen. Das Problem, das ich immer damit hatte, war, dass wir ihre beste Freundin und das Verhältnis zu ihr in Rückblicken gezeigt bekommen – und diese Freundin, gespielt von Amanda Seyfried (uarrghhh!) ist eigentlich der Inbegriff einer billigen, dummen Schlampe. Das mag ja prinzipiell nichts schlimmes sein, aber da Veronica Mars auch in der Serie schon ein intelligentes Mädchen ist, will mir diese Freundschaft einfach nicht glaubwürdig erscheinen. Der Film dagegen gefällt mir recht gut – vielleicht, weil dieses „Ich bin ein Schulmädchen, das tolle Sachen machen kann“ entfällt, weil alle ein wenig älter sind – und Amanda Seyfried nicht auftaucht.

Bonus

Die DVD bietet ein sehr schönes und interessantes Making-of, das in diesem Fall ausnahmsweise mal zeigt, nicht nur wie der Film entstanden ist, sondern auch, was ihn möglich gemacht hat – nämlich die Fans. Es bringt uns auf sehr schöne Weise nahe, wie wichtig Fans sein können und ist auch ein Dankeschön an genau diese Menschen, ohne die der Film wohl nicht existieren würde.

Fazit

Ein moderner Detektivfilm mit weiblicher Ermittlerin, einem Hauch Selbstironie, jeder Menge Humor und so vielen Gastauftritten von alten Charakteren aus der Serie, dass eigentlich auch die Fans auf ihre Kosten kommen sollten. Ab 31. Juli 2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu im Kino: Drachenzähmen leicht gemacht 2

Fünf Jahre nach den Ereignissen des ersten Films. Die Drachen haben die Herrschaft übernommen und ein faschistisches Regime errichtet, dem sich nur ein Mann entgegenstellen kann… äh, nein, sorry, falscher Film. Die Freundschaft in dem kleinen Dorf Berg zwischen den Drachen und den Menschen hält noch immer an, ja, hat sich sogar vertieft und so reitet Hicks auf seinem Drachenfreund hinaus in die Welt, um neue Länder zu entdecken, neue Drachen und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde… viele Meilen von Berg entfernt dringt er dabei in Gebiete vor, die nie ein Mensch (aus seinem Dorf) zuvor gesehen hat… fast jedenfalls. Neue Drachen, neue Menschen, neue Konflikte. Der Kampf um den Frieden geht weiter…

3D

Fangen wir direkt bei dem Punkt an, wo ich eigentlich IMMER schreibe: Hat mir nix gegeben. Was diesen Film aber angeht, kann ich sagen: Hat mir nix gegeben. Ist es nicht ein wenig verlorene Zeit, wenn man 3D nutzt, aber nicht nutzt? Wenn man – und das habe ich bestimmt auch schon öfter geschrieben – nicht was damit macht, es effektiv in die Handlung oder zumindest in die Kampfszenen mit einbaut, dann braucht man es auch nicht. (Gut, auf diese Stelle werde ich dann in Zukunft verweisen.) Vielleicht sind meine Augen aber auch zu schlecht und das 3D war toll, ich konnte es aber nur nicht wahrnehmen? Nun, fragen Sie einen Optiker Ihres Vertrauens.

Handlung

Ein vorlauter Bengel weiß es besser und will eine friedliche Lösung suchen, meine Güte, das hat doch schon bei Vietnam nicht funktioniert, also was wollt ihr uns damit sagen? Dass es bessere Wege gibt als Krieg? Blödsinn! Jedenfalls für die Kinoleinwand (und 3D!). Da diese Friedensaposteln aber immer falsch liegen, kommen wir um die Endschlacht am Ende natürlich nicht herum. Und dann ist da natürlich die Freundschaft zwischen Hicks und seinem Drachen… all das wird natürlich im dritten Teil noch mehr in die Tiefe gehen, sie werden sich kurz auseinanderleben, weil der Drache heiratet und dann mit seiner Mutter in ein anderes Dorf zieht, aber am Ende haben sie sich alle wieder lieb und kämpfen gemeinsam gegen den neuen Oberdrachen… so was in der Art.

Aber Ironie beiseite, der Film macht etwas, das leider die wenigsten Fortsetzungen tun: er setzt die Handlung des ersten Teils fort. Oft hat man nur eine billige (oder eigentlich teurere) Kopie des Originals, aber hier wird das, was in Teil 1 begonnen wurde, konsequent weitergesponnen. Und der Film trifft die eine oder andere Entscheidung, die man von einem Film für diese Zielgruppe nicht erwartet hätte.

Fazit

Es ist kein schlechter Film, kein langweiliger Film, aber auch nicht unbedingt ein origineller Film. Manche Dinge sieht man einfach kommen – aber vielleicht muss das so sein? Er ist unterhaltsam und hat keine Längen, er hat interessante Figuren und eigentlich keine Lieder. Alles in Allem dürfte er aber etwas schwächer sein als der erste Teil, aber für Kinder trotzdem gut geeignet (das Thema Drachensex wird auch hier ausgespart – vielleicht für Teil 3?) – ohne ihn gesehen zu haben stelle ich aber mal die Behauptung in den Raum, dass man, wenn man die Wahl zwischen „Drachenzähmen 2“ und „Transformers 4“ hat, hiermit wahrscheinlich besser fährt… oder fliegt. Ab 24.7.2014 im Kino.

Neu im Kino: WACKEN 3D

Geil!

Um etwas ins Detail zu gehen:

Ich hab mit Metal nix am Hut. Nicht meine Musik. Macht aber nix, denn der Film ist trotzdem klasse! Er gibt uns Einblick in ein Dorf, eine Musikrichtung und eine Anzahl Menschen, die man sonst wahrscheinlich völlig falsch einschätzen würde.

Womit der Film als erstes aufräumt ist nämlich, dass es sich bei Metal-Fans gleichsam wie Metal-Musikern um gewaltbereite aggressive Leute handelt, die Babys essen und ihre Steuern nicht zahlen. Natürlich mag es auch unter diesen Leuten derlei Figuren geben, aber Standard scheint das auf jeden Fall nicht zu sein.

Willkommen in Wacken

Es ist nicht der erste Film über das Festival, aber es ist der 3Dste… sozusagen. Eine Mischung aus Konzertfilm und Dokumentation. Mit tollen Bildern und lauter Musik. Und jeder Menge Fans. Einmal im Jahr fallen Heerscharen von Metal-Freunden über das kleine Dorf Wacken her und… richten keinen großen Schaden an. Gut, es gibt eine Menge Müll am Ende und eine Menge lauter Musik dabei, aber das dürfte es dann wohl auch schon sein. Falls Wacken das Mekka von Gewaltfreunden sein sollte, die extra dahin kommen, um sich eins auf die Fresse zu hauen – eben so, wie man sich Metal-Fans vielleicht vorstellt – dann zeigt uns der Film das nicht. (Und trifft man diese Leute eigentlich nicht eher in und um Fußballstadien?) Stattdessen sehen wir Menschen mit Leidenschaft – für die Musik. Das gilt sowohl für die Musiker als auch für das Publikum, das aus allen Teilen der Welt (u.a. Amerika, Kanada, China und Taiwan) anreist, nur um dieses, wie sie sagen, einmalige Festival miterleben zu können.

Wir als Zuschauer erleben es auch mit. Es wäre vermessen zu behaupten, dass man einen guten Eindruck davon bekommt, „wie es dort sein muss“ (übernachten in Zelten, überfüllte Dusch- und Toiltettenmöglichkeiten, mehrere 10.000 Besucher – wie fühlen Sie sich da, wenn Sie morgens verkatert und unausgeschlafen aufwachen und dann die nächsten Tage mit Kopfschmerzen bei lauter Musik verbringen müssen), aber man bekommt einen Eindruck davon, wie groß das alles ist. Sowohl räumlich als auch von der Personenanzahl als auch auch davon, wie sehr die Leute das alles lieben.

Die Liebe zur Musik

Denn darum geht es in diesem Film eigentlich. Ja, er zeigt uns beeindruckende Ausschnitte aus den Bühnenshows, er zeigt uns tolle Sonnenaufgänge und schlammigen Boden nach Starkregen, aber worauf es wirklich ankommt, ist, dass alle, die dort sind, dort sind, weil sie es lieben. Und hier haben sie die Möglichkeit, ihre Leidenschaft mit Gleichgesinnten auszuleben. Das ist nicht nur sehr menschlich, das ist auch sehr sympathisch.

Die Besucher des Festivals, auch hier Musiker wie Fans gleichermaßen, gehen und leben hier auf. Sie alle sagen, dass das eine großartige Erfahrung für sie ist und die meisten sind weder das erste noch das letzte Mal mit dabei.

Ist es zuviel gesagt, wenn man schreibt, dass WACKEN 3D eine Liebeserklärung an das Festival, seine Musik und seine Besucher ist? Nun, vielleicht ist es etwas hoch gegriffen, aber es ist auf jeden Fall verdammt nah dran. Das 3D… mein ewiges Problem. Am Anfang und zwischendurch ist es teilweise sehr schön, besonders wenn uns die Funken der Flex ins Gesicht fliegen. Ansonsten wär’s aber auch ohne gegangen, das hätte weder den Film noch die beeindruckende Leistung derer geschmälert, die ihn gemacht haben, indem sie aus all den Mitschnitten und Interviews von vier Tagen eine wunderbare und menschliche Geschichte geschaffen haben.

Mit

Alice Cooper

Anthrax

Deep Purple

Henry Rollins

Motörhead

Rammstein

120 Bands

800 Mobiltoiletten

448 Duscheinheiten

40 Trinkwasserstationen

250 Zelten & Pagoden

sowie

75.000 Besuchern

auf einem 220 ha großen Festivalgelände

Fazit

Amüsant und informativ, in schönen Bildern und mit guter Musik – kann man durchaus gesehen haben. Am besten als Doppelfeature mit „Full Metal Village“ – oder vorher ab 24. Juli 2014 im Kino.

Trailer

Facebook

Neu auf DVD: Dallas Buyers Club

Ein Mann muss feststellen, dass er HIV-infiziert ist und man sagt ihm, dass er nur noch 30 Tage zu leben hat. Was wie eine spannende Ausgangssituation für einen Krimi klingt (Sie haben noch 30 Tage, um ein Gegenmittel zu finden, sich in die kriminelle HIV-Organisation einzuschleichen und die Ermordung des Präsidenten zu verhindern), wird in den 80ern mit Aufkommen von AIDS vielen Leuten passiert sein – und dieser Film basiert auf einer wahren Geschichte. Nun ist die Hauptfigur aber a) Säufer, b) Kokser, c) Bumser und d) einfach nicht totzukriegen. Er kann und will nicht aufgeben und so schafft er es, Mittel zu finden, die ihm zu helfen scheinen, während das, was die Ärzte verschreiben, ineffektiv und tödlich zu sein scheint. Da er aber auch e) clever und f) ein Schlitzohr ist, beginnt er nun so eine Art Handel mit diesen nicht zugelassenen Medikamenten aufzuziehen, womit sich neue Schwierigkeiten ergeben…

Krank

„Dallas Buyers Club“ ist ein Film über Krankheit, über die Krankheit des Menschen, aber auch über die Krankheit des Systems. Er zeigt uns, worum es den Pharma-Konzernen wirklich geht – und da scheint die Gesundheit der Menschen nicht unbedingt an erster Stelle zu stehen. Die Hauptfigur muss einen ständigen Kampf gegen die staatliche Zulassungsbehörde führen, während die Wahrheiten über das Medikament vertuscht, das sie selbst unterstützt. Die Behauptung, die Pharmakonzerne würden sie bezahlen, scheint also nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Gleichermaßen ist es ein Film über das Kämpfen: den Kampf gegen die eigene Krankheit und den Kampf gegen das System. Es ist traurig, weil es ums Sterben geht und um einen Kampf gegen eine überlegene Macht – und es ist doppelt traurig, weil es echt ist!

Oscar

Der Spruch: „Spiel einen Nazi oder einen Behinderten und du bekommst einen Oscar“ ist nicht nur ein Klischee, er trifft auch oft genug zu. Nichtsdestotrotz sind die goldenen Statuen für die Leistungen von Matthew McConaughey und Jared Leto völlig gerechtfertigt (der dritte Oscar ging an „bestes Haar- und Makeup-Styling“, eine unterschätzte Kategorie… oder so). Ersterer spielt nicht nur hervorragend, sondern er hungerte sich auch so viel ab, dass er wirklich richtig krank aussieht. (Was es ein bisschen unverständlich und traurig macht, dass Christian Bale für „Der Maschinist“, für den er aussah wie ein lebendes Skelett, nicht auch einen Oscar bekommen hat!)

Bonus

Das Zusatzmaterial kann man eher vernachlässigen. Die Featurette und die Interviews sind recht kurz und zum Glück wenig redundant, auf die B-Roll kann man aber getrost verzichten. Wer sehen will, wie idiotisch das Filmgewerbe zu sein scheint, hat auch Gelegenheit dazu, denn der „Photocall-Clip“ zeigt, wie Matthew McConaughey minutenlang vor einer Wand steht, um sich von der anwesenden Presse ablichten zu lassen – spannend und informativ… ist was anderes!

Fazit

Ein guter Film, der sich mit dem Thema AIDS auseinandersetzt, der eine spannende Handlung und schillernde Figuren hat, der von seinen großartigen Darstellern lebt – und den man gesehen haben sollte. Für die, die das im Kino verpasst haben, gibt es ab 22.7.2014 auf DVD und Blu-ray Gelegenheit dazu!

Neu auf DVD: Sternenkrieger – Survivor

Man nehme: ein großes Stück „After Earth“, eine Prise „The Time Machine“, zwei Stücke „Planet der Affen“, garniere das ganze mit ein wenig „Hunger Games“ und gebe als Beilage noch ein paar Orks dazu, ziehe ein großes Budget ab und schon…

Ja, Science Fiction ist schwierig, aber es wäre doch schön, wenn einen die „Vorbilder“ nicht so direkt anspringen würden. Und dann ausgerechnet bei „After Earth“ „Inspiration zu suchen“ (zu klauen), bei einem der miesesten Filme a) der Science Fiction, b) der Welt, c) überhaupt, d) mit Will Smith, e) alles zusammen. Meine Güte… aber Kevin „Hercules“ Sorbo macht hier eine bessere Figur als Will Smith in „Mein Sohn soll ein Star werden – der Film“ – und das will wirklich was heißen. Obwohl, hat nicht schon Ekkehardt Belle, der ihn in „Hercules“ synchronisiert hat, gesagt, dass er sich gefreut hat, zu sehen, wie Sorbo, der schlecht anfing, als Schauspieler immer besser wurde? Von dem hören wir in der deutschen Fassung aber leider nix, also von Ekki Belle. Da dies ein kleiner Film mit beschränktem Budget gewesen ist, dürfte das für die deutsche Synchro wohl auch zutreffen und so müssen Sorbo-Fans leider auf seine rauchige deutsche Stimme verzichten.

Astronautin wird Amazone

Tja, was kann man über diesen Film sagen? Er ist nicht wirklich schlecht… und er macht das, was ihm an wirklicher Handlung fehlt, durch gehen/laufen/reiten durch eine rötliche Wüstenlandschaft (die ein wenig an Monument Valley erinnert) wett, und durch jede Menge Gekloppe mit den a) Aliens und b) Aliens mit Masken.

Was ein bisschen schade ist, ist, dass die Möglichkeit, Klischees zu brechen, leider nicht genutzt wird. Wieviel schöner wäre es doch gewesen, wenn nicht die Aliens die Bösen gewesen wären, sondern die Aliens mit Masken! Wenn nicht das böse Viech das böse Viech gewesen wäre, sondern das Pferd und sie dann stattdessen auf dem bösen Vieh das keins war geritten wäre – aber vielleicht hat dafür einfach nicht das Budget gereicht? Schade bleibt es trotzdem, weil es so leider ein wenig vorhersehbar bleibt, denn wenn die Typen, die wie Orks aussehen, sich dann als böse entpuppen, ist das nicht wirklich eine Überraschung. Und die Überraschung am Schluss, die wohl eine sein soll, ist auch nicht wirklich eine, weil… ganz ehrlich, Pferde, Schrotflinten, Gasmasken, zählt mal eins und eins zusammen, da bleibt nicht mehr viel Spiel für Überraschungen.

Aber immerhin wurde an Originalschauplätzen gedreht… also nicht auf einem fremden Planeten, aber eben draußen in der Natur, statt billige Sets zu bauen oder alle stundenlang vor einer Bluescreen herumspringen zu lassen. Insofern sieht man viel Natur und… das ist ja auch mal ganz schön.

Getragen, genauso wie geschleppt und geritten, wird der Film von Danielle Chuchran. Die macht ihre Sache als Figur, deren Cleverness nicht unbedingt in ihrer Intelligenz liegt (und die gewissermaßen den amerikanischen Traum verkörpert, denn ihre Devise scheint zu sein: erst zuschlagen und dann Fragen stellen), sehr gut. Wobei viel körperlicher Einsatz gefragt ist, womit ausnahmsweise nicht Nacktszenen gemeint sind, sondern langes Laufen durch die Wüste, Klettern an Felsen, Pfeile schießen („Hunger Games“ lässt grüßen) und rumprügeln mit Orks.

Als Zusatz zum Film gibt’s noch 5 Minuten Making of und 5 Minuten Outtakes, die sind ganz putzig, aber nicht wirklich abendfüllend.

Fazit

Nicht so grottig wie „After Earth“, aber dafür wahrscheinlich weit billiger. Irgendwie nicht neu, irgendwie nicht originell, aber auch irgendwie nicht ärgerlich. Kein Meilenstein der SF, aber auch kein Ärgernis. Ab 14.7.2914 im Verleih, ab 22.7.2014 im Handel.

Neu auf DVD: HANS KLOSS – Spion zwischen den Fronten

Ein polnischer Spionagethriller zwischen dem zweiten Weltkrieg und den 70ern, eine Jagd nach einem großen Schatz und die Rückkehr einer Agentenlegende des Ostblocks: das ist „Hans Kloss – Spion zwischen den Fronten“.

Der „rote James Bond“

So wurde er seinerzeit bezeichnet, denn „Hans Kloss“, so erfahren wir, die wir ihn nie im Fernsehen erlebt haben, aus den interessanten Interviews mit den Schauspielern, hat eine mehr als 40jährige Geschichte. In den 60ern wurde er erschaffen, um im polnischen Fernsehen gegen die Nazis zu kämpfen. Nun kehrt er zurück, um seine Arbeit zu beenden.

Der Film spielt in zwei Zeitebenen, 1945 und 1975. Langsam erfahren wir mehr und mehr, worum es geht: Die Nazis wollen etwas wegschaffen, etwas bedeutendes, sie wollen es stehlen, verstecken, doch Kloss, ein Pole, der sich als Deutscher Offizier ausgibt, will das verhindern. Das gelingt ihm nicht ganz und etwa 30 Jahre später holt ihn die Vergangenheit wieder ein – und er muss versuchen, seinen Auftrag von damals zu beenden.

Zu einem Vergleich mit James Bond, dem Spion aller Spione, wird es wohl zwangsläufig bei jeder Agentenfigur kommen, schon deshalb, weil viele ihre Existenz genau diesem einen Agenten überhaupt erst verdanken. Doch im Gegensatz zu 007 leistet Hans Kloss auch tatsächlich Agentenarbeit. Er ist eingeschleust beim Feind, niemand weiß, dass er Agent ist (ein signifikanter Unterschied, da man bei Bond schon fast vermutet, er würde bei jedem Gespräch Visitenkarten mit dem Aufdruck „Geheimagent“ verteilen) und er kämpft in einem echten Krieg, dem zweiten Weltkrieg. Darüber hinaus ist „Hans Kloss“ weit schmutziger, blutiger und brutaler. Während Bond inzwischen vorgibt, „härter“ zu sein, kann man hier sehen, was echte Härte ist. Da spritzt das Blut, dass Horrorfans ihre wahre Freude daran haben würden. Dass der Film eine Freigabe ab 16 erhalten hat, wundert mich sogar ein bisschen. Aber die Dreckigkeit und Blutigkeit zeigt uns, dass es hier um etwas geht, dass nicht alles mit einem Wodka-Martini und ein bisschen Beischlaf weggewischt werden kann.

Hans Kloss kehrt zurück

Entgegen meiner Angewohnheit, diesen Bereich einer DVD für gewöhnlich komplett zu ignorieren, habe ich diesmal ausnahmsweise mal bei „Trailer“ hineingeschaut und siehe da, der interessierte Zuschauer hat die Möglichkeit, wenn ihm dieser Film gefallen hat, auch in weitere Abenteuer von „Hans Kloss“ einzutauchen. Denn dort findet sich ein Trailer für die DVD-Box von „Sekunden entscheiden“, der Serie, die offenbar ein Straßenfeger in der DDR, auf jeden Fall aber in Polen gewesen ist. Freunde und Kenner dieser Serie könnte die Rückkehr des Spions besonders freuen, denn statt, wie Hollywood es gemacht hätte, ein komplettes Remake zu machen, hat man hier sogar auf die Originaldarsteller der Serie zurückgegriffen – jedenfalls für die Szenen in den 70ern. Kloss kehrt also wirklich zurück, während er in der Vergangenheit (im Film) natürlich von einem jüngeren Schauspieler verkörpert wird. Sehr sympathisch (und für einen Kloss-Unkundigen wie mich) informativ waren die Interviews mit Stanislaw Mikulski, seinem Gegenspieler Emil Karevicz und Daniel Olbrychski (dem einzigen im ganzen Film den ich kannte, „Die Blechtrommel“ lässt grüßen).

Fazit

Spannender Spionagefilm aus Polen, bei dem es im Gegensatz zu amerikanischen Filmen sogar begründet ist, dass die Nazis die Bösen sind und der ein wenig mehr bietet als unmotivierte Action oder schlecht zusammenkonstruierte „Plots“. Für Fans der Serie wahrscheinlich ein Muss! Ab 22.7.2014 auf DVD.

Neu auf DVD: 7th Floor

Eine Horror-Situation: Kinder und Vater liefern sich ein Rennen Treppe gegen Aufzug – doch die Kinder kommen niemals unten an. Was ist passiert? Wo sind sie? Was ist mit ihnen geschehen? Lange Zeit ist man, Zuschauer und Hauptfigur gleichermaßen, im Ungewissen. Doch nach und nach erfährt man, was passiert ist…

Ort der Handlung

Ein Großteil der Handlung spielt nur an einem einzigen Ort: In dem mehretagigen Haus, in dem die Kinder verschwunden sind. Alles ist auf diesen einen Ort fixiert. Was eine schöne Metapher ist, denn der Schauplatz ist genauso beschränkt, wie es unser Wissen ist. Wir sind umgeben von Wänden und wir wissen nicht, was dahinter ist. Erst, wenn wir die Wände durchbrechen, erfahren wir die Wahrheit…

Ein spanischer Film, der mit relativ geringen Mitteln viel erreicht. Seine Spannung kommt zunächst aus der Ungewissheit, dann aus der Unfähigkeit, mit den Dingen fertig zu werden.

Das Making-of gibt interessante Einblicke in die Entstehung des Films.

Fazit

Lohnenswerter Thriller, der es nicht verdient, dass er einfach sang- und klanglos untergeht, bevor er irgendwann als amerikanisches Remake in die Kinos kommt und sich alle auf die Schenkel klopfen, wie toll sie das doch gemacht haben. Also lieber das Original schauen, das am 22.7.2014 auf DVD erscheint!

Neu auf DVD: House of Cards – Die komplette dritte Mini-Serie

Nein, das ist nicht die dritte Staffel mit Kevin Spacey – es ist die dritte Staffel des ORIGINALS! Theoretisch könnte man an dieser Stelle die Frage stellen, ob es denn ein Remake ist, wenn beides auf der selben literarischen Vorlage basiert. Doch das müssen wir in diesem Fall nicht tun. Denn die amerikanische Fassung von „House of Cards“ orientiert sich so sehr an der BBC-Serie, dass man da nur von einem Remake sprechen kann. Das mag inhaltlich vielleicht in eine andere Richtung gehen, aber die Art, in der die Hauptfigur Francis Urquhart (britisch) / Underwood (amerikanisch) in die Kamera und damit zum Zuschauer spricht, ist einfach von der britischen Fassung übernommen, so dass die Frage nach Original und Fälschung ziemlich leicht zu beantworten ist.

Politthriller, gewürzt mit bösem Humor

Francis Urquhart ist ein Dreckskerl, um es einmal ganz deutlich zu sagen. Und er geht über Leichen, nicht nur im übertragenen Sinne. Während er sich in den ersten beiden Staffeln der BBC-Serie langsam zum Premierminister hochgearbeitet hat, ist er hier nun im Amt und verfolgt das Ziel, länger Landesoberhaupt zu sein als Maggie Thatcher. Nebenbei gibt es noch ein paar Intrigen zu spinnen… und da fängt es an, ein bisschen Angst zu machen. Denn das, was wir hier zu sehen bekommen, ist erschreckend aktuell. Großbritannien, das sich von Europa trennen will – klingt doch irgendwie vertraut. Viel schlimmer erscheint aber noch das, was gegen Ende der Staffel passiert, denn das erscheint aus heutiger Sicht wie eine Art Parodie auf den zweiten Golfkrieg – nur, dass es lange davor geschrieben wurde. Denn um sich im Amt zu sichern, bricht der Premier einen unnötigen Krieg vom Zaun (bei dem auch Öl eine Rolle spielt), weil in Kriegszeiten niemand gegen ihn opponieren wird… Da scheint es fast so, als habe man sich genau diese Episode als Grundlage beim zweiten Golfkrieg genommen und sie exakt imitiert.

Es gibt auch noch eine Hintergrundgeschichte über Kriegshandlungen auf Zypern, in die Urquhart verwickelt war – spekulieren wir mal, dass das in der dritten Staffel von Kevin Spaceys amerikanischer Variante dann ein Ereignis aus dem zweiten Golfkrieg sein wird? Oder Afghanistan? Denn für Vietnam dürfte Spacey wohl zu jung sein. Und davon, dass die grobe Handlungsstruktur dieser Staffel auch für die dritte Staffel des Remakes verwendet werden wird, dürfte man wohl ausgehen können. Gibt es also einen Grund, sie jetzt in dieser Form zu sehen, statt auf die amerikanische Fassung zu warten? Ja, und mehr als einen!

Britische Serien sind von der Episodenanzahl her meist eher kurz. Eine Staffel mit 13 Folgen zu finden dürfte eher die Ausnahme sein (ist bei „Doctor Who“ der Fall, aber das erscheint da schon fast wie eine Anpassung an den amerikanischen Markt). „House of Cards – Das letzte Kapitel“ umfasst 4 Folgen a 50 Minuten. Da ist die ganze Handlung drin, kurz und knackig. Die letzte Staffel der US-Variante umfasste 13 Folgen a ca. 50 Minuten. Man muss also davon ausgehen, dass sie das Material, das hier für 4 Folgen gut ist, so sehr aufblasen müssen, um 13 Folgen zu füllen – und dann kann so was schnell ein wenig dünn werden.

Urquhart vs. Underwood

Und dann sind da noch die beiden Hauptdarsteller. Kevin Spacey ist großartig, keine Frage. Und es ist schön, dass er wieder eine Rolle spielen darf, die etwas vielschichtiger ist, so wie zu Beginn seiner Karriere. In seinen letzten Filmen war er meist eher auf das einfache Arschloch abonniert, was ihn bei seinen Fähigkeiten eigentlich unterfordern sollte. Mit Francis Urquhart, äh, Underwood hat er dagegen wieder etwas, aus dem er mehr herausholen kann. Aber ob er mit Ian Richardson mithalten kann? Nun, er könnte vielleicht gleichauf ziehen, aber Richardson ist in dieser Rolle einfach brillant. Er, der Mann, der Sherlock Holmes war, kann hier seine ganze Bandbreite ausspielen. Freundlich, verführerisch, ironisch und böse – er trifft alle Töne und es scheint ihm eine diebische Freude zu bereiten, durch die Kamera den Zuschauer direkt anzusprechen. Ich glaube, wenn ich die Wahl hätte, in diesem Fall würde ich Richardson den Vorzug geben.

Endlich auf Deutsch

Die Besonderheit dieser DVD-Box ist, dass damit erstmals die dritte Staffel der BBC-Serie auf Deutsch vorliegt. Unter den Titeln „Ein Kartenhaus“ (1990) und „Um Kopf und Krone“ (1996) liefen die ersten beiden Staffeln im deutschen Fernsehen. Doch vom „letzten Kapitel“ keine Spur. Man muss wohl also dem Erfolg des Netflix-Remakes danken, dass es nun endlich auch diese Staffel nach Deutschland geschafft hat. Durch die fast 20jährige Verzögerung in der Bearbeitung kommt es aber leider zu einer drastischen Umbesetzung. Zuvor wurde Ian Richardson von Reinhard Glemnitz gesprochen (der u.a. hervorragend als König Theoden in „Der Herr der Ringe“ war). Das ist hier nun nicht mehr der Fall. Die Gründe für eine derartige Umbesetzung liegen meist irgendwo zwischen „klingt jetzt zu alt“, „ist zu teuer“ oder „lebt in der falschen Stadt“; was es hier war, kann ich leider nicht sagen. Statt seiner hört man für Richardson nun Erich Räuker – was gleichermaßen witzig wie traurig ist. „Keine Nach- oder Neusynchro ohne Erich Räuker“ könnte man fast sagen, ist der Schauspieler, der für Colonel O’Neill bei „Stargate“ wohl am bekanntesten sein dürfte, so ziemlich in jeder Nachbearbeitung von „Star Trek“ bis James Bond, von Clint Eastwood („Zwei glorreiche Halunken“) bis zu Paul Newman (in der DVD-Fassung von „Flammendes Inferno“) zu hören. Er ist ein guter Sprecher, aber für Ian Richardson finde ich ihn nicht perfekt gewählt. Da hätte sich, wenn Glemnitz schon nicht zur Verfügung steht, vielleicht eher jemand wie Holger Mahlich angeboten, der in der Nachbearbeitung der fehlenden Staffeln von „Mit Schirm, Charme und Melone“ Patrick Macnee übernahm. Den britischen Touch und den passenden Humor für diese Rolle hätte er also gehabt. Wobei ich eigentlich fast damit gerechnet hatte, dass man Till Hagen für die Rolle verpflichtet, der die Rolle (wie so viele andere) für Kevin Spacey so grandios ins Deutsche überträgt.

Bonus

Es gibt einen Audiokommentar zur ersten Folge mit Drehbuchautor Andrew Davies und Hauptdarsteller Ian Richardson. Der hat zwar leider einige Lücken, ist ansonsten aber durchaus ganz interessant und gibt ein wenig Hintergrund zu Anspielungen in Zitaten, zur Serie und zum britischen Fernsehen.

Fazit

Spannend, böse, witzig – britischer Politthriller vom Feinsten. Am besten in dieser eher „komprimierten“ Fassung gucken, bevor es für den amerikanischen Markt verwässert wird. Die DVD/Blu-ray ist ab 15.7.2014 im Handel.

Bond Trivia – Die Antworten

Die große James Bond Retrospektive

Und hier die Auflösungen.

Der einzige Bond Darsteller, der im Laufe der Serie keinen Aston Martin fährt, ist Roger Moore – aber er holt es in „Auf dem Highway ist die Hölle los“ dann nach.

Und beim nächsten Mal gibt es eine Bonus-Episode!

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