Mein Name ist Bond, James T. ähhh, sorry, falsches Franchise. Obwohl James Bond und James Kirk ja dereinst mal die gleiche deutsche Stimme hatten, den großartigen Gert Günther Hoffmann, Stammsprecher für Sean Connery (aber bei seinem Bond-Einsatz auch Lazenby) und natürlich William Shatner… aber das gehört nicht hierher… oder sagen wir lieber: Wir haben
KEINE ZEIT ZU SCHERZEN
Wobei es fast schon ironisch anmutet, dass gerade dieser Bond-Film den Begriff „Zeit“ im Titel hat, lief ihm diese doch davon – und machten ihn zu einem Bond der Superlative… wenn man es denn so bezeichnen möchte.
- zweimal verschoben
- teuerster Bond aller Zeiten
- längster Bond aller Zeiten…
mit 163 Minuten… ist der wirklich verschoben worden oder läuft der schon seit März 2019 und keiner hat es mitbekommen?
Doppelte Startverschiebung für die Doppelnull
Die Fragen häufen sich, die Antworten stehen kurz bevor, die Pressevorführungen sind landesweit um 21 Uhr… damit man zwischendurch einnickt, die Hälfte verpennt und das Ganze als durchaus kurzweilig wahrnimmt? Wir werden es sehen, oder eher ich in dem Fall, wir werden sehen, ob er seine 2 Stunden und 43 Minuten auch angemessen füllen kann, denn „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ hatte für seine Lauflänge immerhin eine literarische Vorlage und eine gute Handlung – was definitiv keiner der drei letzten Craigs vorweisen kann, also schauen wir… was für Sie keinen Unterschied macht, da Sie ja den kompletten Text zu lesen bekommen, während ich mir die Zeit bis 21 Uhr vertreiben muss.
Also dann… Film ab!
James Bond hat sich zur Ruhe gesetzt und lebt mit seiner Flamme irgendwie und irgendwo, wo ihn keiner finden kann. Glaubt er jedenfalls, doch dem ist natürlich mitnichten so. Das führt dazu, dass er irgendwann doch nicht mehr ganz abgeneigt ist, einen Job für einen alten Freund zu übernehmen – und dann ist die Kacke sehr schnell am dampfen…
Das Bond-Problem
Sind, eigentlich seit den 70ern, die Enden. Irgendwie verkacken sie es da oft ein bisschen, so dass man in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ als Finale statt eines Duells eine Explosion hat. Überbondinusmus könnte man das ganze nennen. Macht aber vermutlich keiner. Und auch die Craig-Bonds zeichnen sich durch die Bank weg durch diesem Problem aus, so dass man das Gefühl hat, die Enden wären immer von komplett anderen Leuten geschrieben worden. Hier läuft eigentlich alles ziemlich gut, bis man dann zum Unterschlupf des Oberschurken kommt, bei dem Motivation und überhaupt das, was er da nu eigentlich macht, irgendwie bestenfalls schwammig sind. Bis dahin macht die Reise aber eigentlich ziemlich Spaß – und den scheint erstmals sogar Danny Craig als Bond zu haben, wofür es eine Theorie gäbe,,,
Phoebe Waller-Bridge
In der Kritik zu „Fleabag“ habe ich die Frage in den Raum gestellt, ob man ihre Überarbeitung des Drehbuchs bemerken und ihre Stellen herauschmecken würde – man kann und tut es. Schon in der ersten Szene nach dem Vorspann – der mit einer Hommage an den von „Dr. No“ beginnt – ist es nicht nur augenfällig, es spielt auch einer der Schauspieler aus „Fleabag“ mit. Hier und da merkt man dann den Humor – und das tut der Sache ungemein gut. Schade, dass nicht mehr der Craigs dieses herrliche Itüpfelchen haben.
Zimmermusik statt Kammermusik
Ich hatte ja vorher die Befürchtung, dass uns Hans Zimmer einen seiner synthetischen Soundtracks servieren würde, doch meistenteils tut er das nicht… was daran liegt, dass er da, viel und oft John Barrys großartige Musik von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ verwendet, einschließlich des zum Thema des Films werdenden „We have all the time in the world“. Überhaupt spart man wenig an Anspielungen und so sieht man Portraits von Judy Dench und… merkwürdigerweise Robert Brown, nicht aber Bernard Lee, der der erste M war und von dem Brown die Rolle nach dessen Tod übernommen hatte. Aber immerhin, Ostereier für aufmerksame Fans.
Hochlicht
Das Highlight des Films ist, wenn auch leider zu kurz, Ama de Armas, die nicht nur hinreißend und sexy ist, sondern auch einfach ziemlich gut.
Bond-Statistik
Léa Seydoux ist die zweite Darstellerin, die innerhalb der Bond-Reihe zweimal die selbe Figur spielt, was vor ihr nur Eunice Gayson in den ersten beiden Filmen geschafft hat (Moneypennys und Ms nicht mitgezählt). Dafür zieht Jeffrey Wright an David Hedison vorbei, der bisher als einziger zweimal Felix Leiter spielte, während Wright nun auf dreimal kommt… und Christoph Waltz ist der erste, der zweimal den Herrn von Blöde- Blofeld geben durfte.
OT: NO TIME TO DIE (2019/21)
Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ben Whishaw, Naomi Harris, Jeffrey Wright, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, Rory Kinnear, Ana de Armas, Dali Benssalah, David Dencik, Billy Magnussen
Regie: Cary Joji Fukunaga
[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]
Keine Zeit für Fazits
Bis wir zum Versteck des Superschurken kommen ziemlich gut und endlich mit einem angemessenen Sinn für Humor, dann bricht das Ganze aber ein bisschen auseinander, denn ein guter Bösewicht braucht auch einen guten Plan, und der fehlt hier irgendwie. Ab 30. September 2021 im Kino.
Und nicht vergessen:
James Bond kehrt zurück!