KEINE ZEIT ZU STERBEN

Mein Name ist Bond, James T. ähhh, sorry, falsches Franchise. Obwohl James Bond und James Kirk ja dereinst mal die gleiche deutsche Stimme hatten, den großartigen Gert Günther Hoffmann, Stammsprecher für Sean Connery (aber bei seinem Bond-Einsatz auch Lazenby) und natürlich William Shatner… aber das gehört nicht hierher… oder sagen wir lieber: Wir haben

KEINE ZEIT ZU SCHERZEN

Wobei es fast schon ironisch anmutet, dass gerade dieser Bond-Film den Begriff „Zeit“ im Titel hat, lief ihm diese doch davon – und machten ihn zu einem Bond der Superlative… wenn man es denn so bezeichnen möchte.

  • zweimal verschoben
  • teuerster Bond aller Zeiten
  • längster Bond aller Zeiten…

mit 163 Minuten… ist der wirklich verschoben worden oder läuft der schon seit März 2019 und keiner hat es mitbekommen?

Doppelte Startverschiebung für die Doppelnull

Die Fragen häufen sich, die Antworten stehen kurz bevor, die Pressevorführungen sind landesweit um 21 Uhr… damit man zwischendurch einnickt, die Hälfte verpennt und das Ganze als durchaus kurzweilig wahrnimmt? Wir werden es sehen, oder eher ich in dem Fall, wir werden sehen, ob er seine 2 Stunden und 43 Minuten auch angemessen füllen kann, denn „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ hatte für seine Lauflänge immerhin eine literarische Vorlage und eine gute Handlung – was definitiv keiner der drei letzten Craigs vorweisen kann, also schauen wir… was für Sie keinen Unterschied macht, da Sie ja den kompletten Text zu lesen bekommen, während ich mir die Zeit bis 21 Uhr vertreiben muss.

Also dann… Film ab!

James Bond hat sich zur Ruhe gesetzt und lebt mit seiner Flamme irgendwie und irgendwo, wo ihn keiner finden kann. Glaubt er jedenfalls, doch dem ist natürlich mitnichten so. Das führt dazu, dass er irgendwann doch nicht mehr ganz abgeneigt ist, einen Job für einen alten Freund zu übernehmen – und dann ist die Kacke sehr schnell am dampfen…

Das Bond-Problem

Sind, eigentlich seit den 70ern, die Enden. Irgendwie verkacken sie es da oft ein bisschen, so dass man in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ als Finale statt eines Duells eine Explosion hat. Überbondinusmus könnte man das ganze nennen. Macht aber vermutlich keiner. Und auch die Craig-Bonds zeichnen sich durch die Bank weg durch diesem Problem aus, so dass man das Gefühl hat, die Enden wären immer von komplett anderen Leuten geschrieben worden. Hier läuft eigentlich alles ziemlich gut, bis man dann zum Unterschlupf des Oberschurken kommt, bei dem Motivation und überhaupt das, was er da nu eigentlich macht, irgendwie bestenfalls schwammig sind. Bis dahin macht die Reise aber eigentlich ziemlich Spaß – und den scheint erstmals sogar Danny Craig als Bond zu haben, wofür es eine Theorie gäbe,,,

Phoebe Waller-Bridge

In der Kritik zu „Fleabag“ habe ich die Frage in den Raum gestellt, ob man ihre Überarbeitung des Drehbuchs bemerken und ihre Stellen herauschmecken würde – man kann und tut es. Schon in der ersten Szene nach dem Vorspann – der mit einer Hommage an den von „Dr. No“ beginnt – ist es nicht nur augenfällig, es spielt auch einer der Schauspieler aus „Fleabag“ mit. Hier und da merkt man dann den Humor – und das tut der Sache ungemein gut. Schade, dass nicht mehr der Craigs dieses herrliche Itüpfelchen haben.

Zimmermusik statt Kammermusik

Ich hatte ja vorher die Befürchtung, dass uns Hans Zimmer einen seiner synthetischen Soundtracks servieren würde, doch meistenteils tut er das nicht… was daran liegt, dass er da, viel und oft John Barrys großartige Musik von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ verwendet, einschließlich des zum Thema des Films werdenden „We have all the time in the world“. Überhaupt spart man wenig an Anspielungen und so sieht man Portraits von Judy Dench und… merkwürdigerweise Robert Brown, nicht aber Bernard Lee, der der erste M war und von dem Brown die Rolle nach dessen Tod übernommen hatte. Aber immerhin, Ostereier für aufmerksame Fans.

Hochlicht

Das Highlight des Films ist, wenn auch leider zu kurz, Ama de Armas, die nicht nur hinreißend und sexy ist, sondern auch einfach ziemlich gut.

Bond-Statistik

Léa Seydoux ist die zweite Darstellerin, die innerhalb der Bond-Reihe zweimal die selbe Figur spielt, was vor ihr nur Eunice Gayson in den ersten beiden Filmen geschafft hat (Moneypennys und Ms nicht mitgezählt). Dafür zieht Jeffrey Wright an David Hedison vorbei, der bisher als einziger zweimal Felix Leiter spielte, während Wright nun auf dreimal kommt… und Christoph Waltz ist der erste, der zweimal den Herrn von Blöde- Blofeld geben durfte.

OT: NO TIME TO DIE (2019/21)

Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ben Whishaw, Naomi Harris, Jeffrey Wright, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, Rory Kinnear, Ana de Armas, Dali Benssalah, David Dencik, Billy Magnussen

Regie: Cary Joji Fukunaga

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Keine Zeit für Fazits

Bis wir zum Versteck des Superschurken kommen ziemlich gut und endlich mit einem angemessenen Sinn für Humor, dann bricht das Ganze aber ein bisschen auseinander, denn ein guter Bösewicht braucht auch einen guten Plan, und der fehlt hier irgendwie. Ab 30. September 2021 im Kino.

Und nicht vergessen:

James Bond kehrt zurück!

Die James Bond Ouvertüre, Teil 2: Im geh heim Dienst

Es ging ein Aufschrei durch… wen auch immer, als, bevor der neue James Bond Film KEINE ZEIT ZU STERBEN im März 2020 ins Kino… im Oktober 2020… irgendwann im Jahre 2021, möglicherweise Ende September, falls nix mehr dazwischen kommt, wär ja nun auch nicht das erste Mal, ins Kino gekommen sein sollte, also das mal das erste Mal sein sollte, da schien irgendjemand wohl empört gewesen zu sein, dass

007

jetzt eine Frau ist. Äh… und? Ja, der Knabe, und da kommen wir gleich zu, hat seinen Dienst (mal wieder) quittiert und da es nur eine begrenzte Anzahl von Nummern im Alphabet gibt… nee, aber warum sollte man die Nummer nicht neu vergeben, wenn der vorherige Träger den Löffel abgibt – oder das Holster an den Nagel hängt. Wer will, kann ja mal bei SIE SIND DURCHSCHAUT, MR. BOND nachschlagen, wie oft die anderen Nullnummern… Doppelnullnummern so vergeben wurden bzw. wie oft die Agenten dahinter ins Gras gebissen haben. Und das sind keine Erfolgszahlen, soviel ist mal sicher. Also warum keine Frau als 007?

Eine Frau als James Bond???

Das ist was anderes. Und Quatsch, da der Name eindeutig James ist und nicht Jane oder Jemma oder Jamie. Außerdem würden diese Spießer sie dann zu ner Lesbe machen, statt die Umkehrung komplett zu gestalten und sie zu einer Männermordenden und -verschlingenden Superagentin werden zu lassen. Is aber ein Thema für eine andere Zeit… die hoffentlich niemals kommen wird.

Wenn die Bond-Macher Eier hätten

Dann würde der neue Film mit einer Gunbarrelsequenz beginnen, in der die neue 007 zu sehen ist. Wenn Bondyboy nicht im Dienst ist, dann wäre das nur angebracht. Eine interessante Wendung wäre dann, wenn er deswegen zurück ins Amt geholt wird, weil sie stirbt, was dann am Ende des Films dazu führen würde, dass es eine Gunbarrel gibt, in der zur Abwechslung er abgeschossen und die Craig-Zeit damit beendet wird. Haben die aber nicht die Eier für! Oder -stöcke, falls das die sexistisch korrekte Formulierung ist.

Im Geheimdienst Ihrer Majestät

So hieß mal einer der besten Filme der Reihe – und das ist leider das, was College Craig in seinen bislang vier Filmen eher herzlich wenig ist. Das war mal Bonds Job, verdammtnochmal, den er mit Freude – und Gewalt – ausgeübt hat. Nicht so der Craigianer. Der wird vom Schmollmund zum ständig kündigenden Schmollbond. Gehen wir es mal durch. „Casino Royale“, baut nach seiner Beförderung zur Doppelnull Scheiße, schmollt sich einen, bricht bei seiner Chefin ein, fährt dann auf eigene Faust und eher so ohne Auftrag in die Bahamas… und will am Ende des Films kündigen. Fauler Sack. In „Ein Quantum Trost“ geht er auf halbem Film wieder ohne Auftrag und auf eigene Rechnung, oder eher die von Mathis, der dafür ins Gras beißen muss, obwohl er nichtmal n Doppelnullagent ist, auf Touren. Dass dem Kerl nicht postwendend gekündigt wird ist eigentlich höchst fragwürdig. Die größte Frechheit des Schmollmanns kommt dann in „Skyfall“, wo er total beleidigt nicht mehr zum Dienst erscheint, weil eine inkompetente Kollegin auf ihn geschossen hat – obwohl die a) nichtmal getroffen und das b) nichtmal wegen sexueller Belästigung durch ihn gemacht hat. Aber der feine Herr verbringt seine Zeit lieber mit Heineken und Skorpionen, ist dann aber ganz überrascht, wenn er seine Pensionsansprüche verliert. Gegen Ende des Films entführt er dann die Chefin, bei der er auch diesmal wieder eingebrochen ist, ebenfalls ohne Auftrag. Womit wir bei Nummer 4 und damit „Spectre“ sind, wo er… einen Auftrag seiner inzwischen toten aber damit auch nicht mehr weisungsberechtigen Vorgesetzten ausführt, zwischenzeitlich mal eine halbe Stunde seinem Dienst nachgeht, dann aber untertaucht um am Ende einmal mehr alles hinzuschmeißen und zu kündigen, diesmal aber wirklich, jawoll. Im Ernst, was kann da noch kommen?

Entwicklung?

Hätte man sowas wie Planung in diese Filme einfließen lassen, hätte man so eine Art Entwicklung für Kollege Bond generieren können, die dann in dem zu kommenden Film hätte kulminieren können, Nachdem Danny Craig wohl nach jedem Film rumgemault hat, das wäre jetzt aber wirklich sein letzter – und hoffen wir mal, dass er diesmal endlich Wort hält – nimmt man allgemein an, dass man hiermit nun das Capitel Craig schließt. Damit hätte man die schöne Gelegenheit gehabt, die Amtszeit dieser einen Figur auch filmisch abzuschließen und ihr ein Ende zu geben… wäre da nicht das obig angesprochene Problem. Denn da ist nix, was man beenden kann, da da kein Bogen, keine Entwicklung, nix ist, das irgendein Ende rechtfertigen würde. Es sei denn er kündigt mal wieder… wie originell.

Bond vadis?

Interessanter ist eher die Frage, wie es hiernach weitergehen wird? Kehrt man zum alten System zurück, lediglich den Hauptdarsteller auszutauschen, alle anderen aber beizubehalten und damit zu suggerieren, es wäre die selbe Figur – was angesichts des Körperbaus Craigs schwierig wäre, da glaubhaft jemand anderen zu etablieren. Oder macht man von jetzt an mit jedem neuen Darsteller einen kompletten Neustart, bei dem alle Darsteller ausgetauscht werden? Nun, wir werden sehen… nehme ich an.

James Bond kehrt zurück…

wenn Daniel Craig das Feld geräumt hat.

Hoffentlich. Vorher aber geht es weiter mit

JAMES BOND 007 – KEINE ZEIT ZU STERBEN

Die James Bond Ouvertüre, Teil 1: Die Bondgirls

Immer wieder liest man, was für ein schlimmes Frauenbild in den Bond-Filmen so herrscht. Man hat den Eindruck, als wären all die Vertreterinnen des vermeintlich schwachen Geschlechts in diesen Filmen unbedarfte, hilfebedürftige Püppchen, die sich nichtmal eine eigene Meinung bilden können – was ein bisschen ironisch ist, da sich einem ein bisschen der Eindruck aufdrängt, als wären diejenigen, die diese Meinung in die Welt hinausposaunen, unbedarfte, hilfebedürftige Püppchen, die sich nichtmal eine eigene Meinung bilden können… weil sie offensichtlich keinen der Filme, über die sie sich ein solches Urteil erlauben, selbst gesehen haben und gerne und willig das wiedergeben, was ihnen andere vorgekäut haben – aber das ist natürlich nur eine Vermutung.

Macho Bond

Dass der gute James eher ein Frauenverschlinger als ein Frauenversteher ist, darüber muss man nicht diskutieren. Frauen sind bei ihm oft eher die Beilage, so, wie ein Martini, nur mit… größeren Oliven? Zu schade, dass er nicht gerne was mit Melonen verspeist, oder als Haustier ein paar Möpse hat? Nur, damit sich jetzt irgendjemandin aufregen kann. Aber zurück von der Provokationin und zu unserem Thema.

Frauen bei Bond

Klar gibt es die Püppchen, die unselbständigen, die Heimchen vom Lande, die auf den Kerl aus der großen Stadt reinfallen – und, ich glaube, ich schrieb es bereits an anderer Stelle, aber die beiden nervigsten Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts kriegt der arme Roger Moore ab, mit der kaum erträglichen Goodknight und der unerträglichen Baletttussi, immerhin mit Triple-T. Ja, da sind ein paar, die den Vorurteilinnen dieser Vertreter (im Zweifel das -innen nach Bedarf umsetzen) entsprechen, aber sich darauf zu beschränken, würde der Sache nicht gerecht – und dem Bondy gegenüber ungerecht – werden.

Starke Frauen

Allein die gerne als allererstes Bondgirl hingestellte Honey Rider, gespielt von Ursula Andress, ist mitnichten ein unselbständiges Püppchen. Ihr erster Auftritt ist aus dem Meer heraus, mit Bikini und Messer. Gut, eins davon ist im hiesigen Schwimmbad wohl nicht so gern gesehen, aber sie kann offensichtlich mit beidem umgehen und hat auch keine Probleme damit, das zu machen. Sie mag auf den ersten Blick etwas unbedarft wirken, weil sie an Drachen glaubt, aber das tut der Schwarze auch… okay, schlechtes Beispiel, aber um Rassismus und sowas geht es hier ja nicht. Außerdem hat sie ihrem Vergewaltiger eine Spinne ins Bett gelegt, an deren Biss er elendig verreckt ist – welches Heimchen kann das schon von sich behaupten?

Bonds Freundin

Was man schnell übersieht – besonders, wenn man die Filme gar nicht gesehen hat, aber trotzdem gerne eine Meinung dazu veröffentlicht, denn Meinungen sind ja auch voll hip und total wichtig und gut für die Natur und nachhaltig und so – ist, dass es vor der guten Honey noch eine andere aparte junge Dame gab, die sogar zu Bonds Freundin avancierte… auch wenn man das beim dritten Film dann wieder vergessen hatte. Eunice Gayson als Sylvia Trench verschafft sich Einlass in Bonds Wohnung, die Wohnung eines Geheimagenten, um es mal beim Namen zu nennen, und dürfte bis zur Rückkehr von Léa Seydoux im neuen – und hoffentlich endlich letztem Craig – die einzige Schauspielerin neben M und all den Moneypennys sein, die in der gleichen Rolle zweimal in der Reihe zu sehen war, denn sie hat auch einen kurzen Auftritt in „Liebesgrüße aus Moskau“, bevor Bond mal wieder seinem Job nachgehen muss – also das Gegenteil von dem, was die Craig-Inkarnation macht, aber dazu beim nächsten Mal mehr!

Ein Bild von einer Frau oder ein Frauenbild?

Wir haben also schonmal zwei Frauen, auf die das unterstellte Bild eher nicht so wirklich zutrifft, in den ersten beiden Filmen. Im zweiten kommt dann noch Lotte Lenya dazu, die Bond gerne mal mit der vergifteten Schuhspitze anritzen würde… aber die ist alt, also zählt die wahrscheinlich nicht. Wasn das fürn Frauenbild? Egal, Pussy Galore hat ihre eigene Pilotinnengewerkschaft samt Flugzeuge – sehr unselbständig! – Fiona Volpe ist eine Killerin vor dem Herrn, die es mit dem guten James locker aufnehmen kann, Gräfin Teresa di Vincenzo hat zwar psychische Probleme, kann es aber sogar mit Blofeld persönlich aufnehmen. Ilse Stappat als Ilsa Bunt fällt dann wohl wieder in die Lotte-Lenya-Kategorie – ist aber die, die Bonds Frau umlegt… und dafür nie zur Rechenschaft gezogen wird, weil sie den Film überlebt und danach nie wieder auftaucht, auch nicht als Machtgeist.

Die 70errrrrr

Gut, dann wir es eine Zeitlang ein bisschen dünner, aber bei „Der Spion, der mich liebte“ gibt es eine russische Agentin, die den gleichen Rang und die gleichen Fähigkeiten hat wie Bond, im nächsten Film haben wir das gleiche von der CIA, in beiden weibliche Pilotinnen (doppelt gemoppelt, aber egal), eine böse, eine gut, beide tot, danach einen Racheengel mit Armbrust, später eine Schmugglerchefin, die die entlassenen Pilotinnen der Pussy übernommen zu haben scheint, im zweiten Dalton gibt es eine schießfreudige freie Mitarbeiterin der CIA, bei Brosnan haben wir eine kompetente Killerin, eine fähige chinesische Agentin, eine kriminelle Drahtzieherin… die „Doktorin“ lass ich mal aus, sowie… ja, die nervige CIA-Tante. Dann kamen die Craigs mit der untreuen Ehefrau, der inkompetenten MI6-Agentin, der Sexsklavin und der Ehefrau eines Kriminellen… ist ja alles soviel besser heute. Oder?

Die James Bond Ouvertüre kehrt zurück…

James Bond 007 – Origin, Buch 2

James Bond kehrt zurück… im Comic!

Das Jahr: 1941.

Der Weltkrieg: II.

Der Name: Bond, James Bond…

Die Abenteuer des jungen Mannes, der einmal der, hüstel, berühmteste Geheimagent der Welt werden sollte, gehen weiter…

Early Bond catches the worm

Natürlich arbeitet der junge James hier noch nicht für den MI6, denn der ist bekanntlich noch nicht erfunden. Das wird er bald, nicht ganz ohne das Zutun von einem Mann namens Ian Fleming, wenn man der Legende glauen darf, der dann später noch etwas anderes erfand, das uns noch heute beschäftigt und noch heute die Welt in Atem hält. Doch die Geschichten, die wir im zweiten Band der „Origin“-Story erleben, spielen vor der Zeit, die Fleming in seinen James Bond Büchern verarbeitete. Bond hatte eine Geschichte, war im Zweiten Weltkrieg tätig, aber zu sehr ins Detail wird dort wahrscheinlich nicht gegangen worden sein. Was mit den Comics anders wird. Hier erleben wir schöne Abenteuer, die sich sowohl in den Weltkrieg selbst als auch in das, was man von 007 so denkt, ganz gut einfügen.

Keine Anspielungsrevue

Während die „Star Wars“-Filme in letzter Zeit eher zu einem Wiederkäuen von Dingen, die es bereits in der Reihe gab, verkommen sind und sich auf Anspielungen auf gekanntes und gemochtes ausruhen, gehen die Bond-Comics diesen Weg nicht. Sie machen im Gegenteil genau das richtige und zeigen uns, wie der Mann, bevor er der selbstsichere Agent mit der Lizenz zum Töten wurde, das eine oder andere von dem gelernt hat, was wir bei ihm voraussetzen. Kartenspielen zum Beispiel. Hier können wir erleben, wie er eine Lektion in etwas erhält, das einmal essentiell wichtig für ihn und seinen Job werden wird. Zudem ist er auch als Agent noch nicht so ganz ausgereift, gerät in Gefangenschaft, macht Fehler – ist aber trotzdem clever genug, verschiedene Dinge zu durchschauen und aufzudecken. Zu Beginn des Bandes hat er noch eine Mission, die ihn mit garstigen Russen zusammenführt, später dann ist es an ihm, herauszufinden, ob ein Mann, den er sehr schätzt, wirklich ein Verräter war. Gute Geschichten mit einem guten Bond, der hier und da auch ein wenig Humor beweisen darf, aber in diesem Stadium seiner Entwicklung noch nicht eine Ein-Mann-Tötungsmaschine, sondern auf Hilfe von anderen angewiesen ist. Was bisher noch nicht geschehen ist, aber hoffentlich noch kommt, wäre, einen Marineoffizier, zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch Commander oder Captain, einzuführen, der später dann zu seinem Vorgesetzten M werden wird… aber vielleicht ist das etwas, das uns die Zukunft noch bringnt.

00Fazit

Ein junger James Bond im Zweiten Weltkrieg – schöne Hintergrundgeschichten und spannende Abenteuer, die uns ein bisschen was davon zeigen, wie aus ihm der 007 geworden ist, den wir alle kennen… oder zumindest einer davon. Der Comic ist ab 25.9.2020 im Handel.

James Bond 007 – Leben und sterben lassen

James Bond kehrt zurück… im Comic!

Es gibt Stimmen, die sich für Ian Flemings Bond-Romane das wünschen, was man mit Agatha Christies Hercule Poirot oder mit Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes gemacht hat, nämlich alle literarischen Vorlagen inklusive der Kurzgeschichten originalgetreu in einer Fernsehserie umzusetzen. Gerade bei Bond wäre das insofern ergiebig, weil viele der Filme von den Vorlagen stark abweichen bis gar nix mehr damit zu tun haben, z.B. „Der Spion, der mich liebte“, bei dem man lediglich den Titel verwendete, was später sogar quasi die Grundlage wurde, zu überlegen, welche Originaltitel von Fleming einem noch zur Verfügung standen und ob und wie man sie verwenden konnte… was uns sowas „wundervolles“ wie „Ein Quantum Trost“ (Titel der deutschen Geschichte: „Ein Minimum an Trost“, aber man musste ja den blöden Quantum-Namen irgendwie unterbringen) bescherte. Tatsächlich dürfte „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ vor dem Reboot der Reihe mit „Casino Royale“ die letzte weidlich werkgetreue Umsetzung eines der Romane sein, bevor man dann nur noch Namen und Elemente übernahm, aber letztlich etwas eigenes machte. Natürlich stünden, würde man eine solche Fernsehumsetzung heutzutage angehen, die Fragen im Raum, ob man dabei auch die Dinge verwenden wüde, die die Bond-Reihe im Kino ausmachen, die Gunbarrel-Sequenz am Anfang, Vorspiel und Vorspann, das Bond-Thema in der Musik, vielleicht sogar Titelsong und -melodie des jeweiligen Films, sollte es sowas geben (wir erinnern uns, dass es weder für die Geschichten „Risiko“, „The Property of a Lady“ und „007 in New York“, so ziemlich die einzigen Titel, die es noch nicht auf die Leinwand geschafft haben, noch für „OHMSS“, „The Spy Who Loved Me“ und „Octopussy“ namensgerechte Titelsongs gab, in den Filmen hört man „We Have All The Time In The World“, „All Time High“ und „Nobody Does It Better“).

Die Fernsehserie, die es nie gab… als Comic

Der geneigte Comicleser muss sich mit diesen Dingen allerdings nicht herumschlagen, denn ihm wird in diesem Format das präsentiert, was sich, wie gesagt, einige fürs Fernsehen wünschen. So liegt nach Flemings Debutroman „Casino Royale“ dann hiermit sein zweites Buch, „Leben und sterben lassen“, ebenfalls als Comic vor und setzt damit die Reihe der originalergetreuen Adaptionen fort, ein Trend, der hoffentlich weitergeht und uns zeigen kann, wie „Mondblitz“ vielleicht ausgesehen hätte, wenn nicht kurz vorher der „Krieg der Sterne“ ausgebrochen wäre und man im Hause Bond auf diesen Zug hätte aufspringen wollen. Also machen wir es wie immer, legen den Soundtrack von „Live and let die“ auf, einer der besten Nicht-Barry-Bond-Soundtracks, wie ich finde, und tauchen ein ins Geschehen…

Leben, sterben, lassen

In Amerika tauchen Goldmünzen auf, die aus einem Piratenschatz zu stammen scheinen und nun von einem Gangsterboss dazu verwendet werden, die Feinde vom russischen Geheimdienst zu finanzieren…

Adaption

Der Comic hält sich sehr stark an die Romanvorlage, was uns zu dem einzigen kleinen Haken dieser Romanadationen führt: Sie sind zu wortlastig. Ganze Absätze scheinen übernommen worden zu sein, statt dem Filmmotto „show, don’t tell“, also „lass es uns sehen, anstatt uns davon zu erzählen“ zu folgen. Es gibt einfach vieeeeeel Text… aber es gibt auch das, was nicht den Sprung auf die Leinwand geschafft hat. Dort ist Kollege Bond ja mehr als Frauenverschlinger verschrien, doch in den Büchern sind jene seiner Genüsse, die er, und wahrscheinlich auch sein Schöpfer Ian Fleming, exzessiver ausleben, nicht nur das Reisen zu exotischen Orten, sondern auch das Essen exotischer Gerichte. Oder mal eben nich so doller, wie amerikanischem Fast Fodd, wie man hier sehen kann. Dennoch bekommt man von jeder Mahlzeit, die 007 verspeist, eine appetitanregende Beschreibung… und man bekommt, überraschenderweise, sogar ein bisschen nackte Haut zu sehen, wovor sich die Filme bis dato konsequent gedrückt haben.

The Quarrel with Strangways

Die Unterschiede zwischen Buch/Comic und Film sind relativ groß. Da gibt es ein paar Figuren, Mr. Big, Solitaire, den Flüsterer, Tee Hee, aber die gestalten sich, ebenso wie die Handlung, teils anders. Aus Gold wurden Drogen, was natürlich Quatsch ist, da die ja von der CIA zur Kriegsfinanzierung verkauft werden, die Orte sind ein bisschen anders, der Ablauf, die Actionsequenzen. Unterm Strich bleibt mehr oder weniger der erste schwarze Superschurke, der bis heute auch nie einen Amtsnachfolger bekommen hat. Da das aber schon im Buch so ist, ist die Behauptung, mit diesem Film hätte sich die Bond-Reihe der Blaxploitationmode angeschlossen, eher hinfällig. Weil man sehr frei mit der Vorlage umging, finden sich verschiedene Elemente von ihr dann aber in anderen Bond-Filmen. Der Umgang mit Felix Leiter (HAI gegen CIA) findet, samt dem Beipackzettel „etwas, das ihn gegessen hat, bekam ihm nicht“, erst bei Timmy Dalton in „Lizenz zum Töten“ statt, während man die Mordmethode, jemanden hinters Boot zu spannen und dann unterwegens von Haien verspeisen zu lassen, bereits in Roger Moores „In tödlicher Mission“ ausprobierte. Kennern der Reihe werden auch die Figuren Quarrel und Strangways auffallen. Beide zeichnen sich durch Abwesenheit von der Filmversion aus, wobei für einen von ihnen wenigstens Quarrel jr. antritt. Grund dafür ist die unterschiedliche Reihenfolge von Büchern und Filmen. Dies ist, wie gesagt, der zweite Roman Flemings, wurde dann aber erst die achte Verfilmung. Erste Verfilmung war aber „Dr. No“ – in dem beide Figuren sterben… um nicht zu sagen, Strangways ist überhaupt der erste Tod in einem Bond-Film, den man zu sehen bekommt.

00Fazit

Werksgetreue Adaption des gleichnamigen Fleming-Romans, die aber wortgewaltiger daherkommt, als es im Comic notwendig wäre. Der Band ist ab jetzt im Handel.

James Bond 007 – Origin, Buch 1

James Bond kehrt zurück… im Comic!

Das Jahr: 1941.

Der Weltkrieg: II.

Der Name: Bond, James Bond…

Bevor er der bekannteste Geheimagent Ihrer Majestät wurde, hatte er nicht nur eine Jugend, sondern auch eine Vergangenheit – und die spielte sich u.a. während der Zeit des Zweiten Weltkriegs ab. Hier erleben wir seinen ersten Kontakt mit den Welten von Krieg und Geheimdienst, und das, bevor es seinen zukünftigen Arbeitgeber, den MI6, überhaupt gab…

Die frühen Jahre

Von Bonds Vergangenheit haben wir in den Filmen bisher wenig erfahren, wir wissen, dass er bei der Marine war, daher sein Rang als Commander, dass er studiert hat, z.B. Sprachen (sagt er Moneypenny in „Man lebt nur zweimal“) und, dass er für den MI6 arbeitet. Eine schöne Entstehungsgeschichte dazu gibt es in dem Film „The Imitation Game“ mit Benedict Cumberbatch. Zu der Geschichte über James Bond und seine Entstehung gibt es dagegen zwei andere Filme, „GoldenEye – Der Mann, der James Bond war“ mit Charles Dance und „Fleming“ mit Dominic Cooper, in denen der jeweilig genannte Ian Fleming spielt – und der hat seine Figur ja bekanntlich nach seinem eigenen Vorbild geschaffen, war er doch selbst Agent im britischen Geheimdienst und hat dessen Schöpfung miterlebt wenn nicht gar -gestaltet. Insofern sind die Parallelen zwischen dem Leben des Schöpfers und den Geschichten dieses Bandes durchaus vorhanden und erwähnenswert.

Bondiges

Wir erfahren ein wenig über Mama Bond, aber auch seine Sprachkenntnisse sowie den Namen seiner Tante, bei der er zwischenzeitlich gewohnt hat (wer sich hier erhofft, den Namen Skyfall zu lesen oder Groundskeeper Willy vom schottischen Gehöfft zu sehen, kann sich das abschminken, da das wohl eher nicht Kanon der Comics sein dürfte). Er ist Schotte, auch wenn er das in den Büchern wohl eher nach dem Leinwanderfolg von Sean Connery wurde. Dann erleben wir seine Ausbildung und seine ersten Einsätze im Krieg, was alles durchaus stimmig ist und zur Figur des James Bond passt. Sehr schön ist, dass die einzelnen Geschichten nicht leer im Raum stehen, sondern Dinge vom Anfang am Ende wieder sinnvoll aufgegriffen und zu einem Abschluss gebracht werden. Auf wen wir verzichten müssen, sind alte oder zukünftige Bekannte, es werden aber mal nebenbei Namen wie Dalton und Lazenby in den Raum gestellt, so dass man nach weiteren Darstellernamen Ausschau hält, aber da dies Buch 1 ist, kann das ja in späteren Ausgaben noch nachgeholt werden. Ob diese Herkunftsgeschichte so für den modernen Bond aus den Comics angenommen werden kann, darf aufgrund des Alters der Figur angezweifelt werden, zu dem kürzlich erschienen „Casino Royale“, der in den 50ern spielt, müsste sie aber zeitlich passen.

00Fazit

Das Bond-Franchise dürfte inzwischen fast so viele Zeitlinien haben wie das „Star Trek“-Universum, denn neben den Filmen, Comics und Romanen gibt es dann auch für den jugendlichen Bond eine Buchreihe von Charlie Higson um einen 13jährigen Bond und Eton, die dann aber wahrscheinlich nicht mit der hier vorliegenden Story deckungsgleich ist… Also wie dem auch sei, hier haben wir einen schönen Einblick in die frühen Jahre von 007, bevor er genau das wurde, spannend erzählt und so, dass man sich wirklich vorstellen kann, dies wäre die Geschichte des Geheimagenten, den wir alle schätzen und lieben gelernt haben, denn sonst hätten wir ihm doch schon lange den Rücken gekehrt, oder? Der Comic ist ab 23.7.2019 im Handel.

James Bond 007 – The Body

James Bond kehrt zurück… im Comic!

Diesmal verteilen sich die Geschichten über seinen Körper. Jedes Kapitel hat einen anderen Körperteil zum Titel und irgendwie geht es auch darum:

  • Der Körper

  • Das Gehirn

  • Der Magen

  • Das Herz

  • Die Lunge

  • Das Begräbnis

Zugegeben, der letzte Titel sticht ein wenig heraus, macht aber nix, rundum ergibt das alles nämlich durchaus einen Sinn. Auch wenn man zu Beginn denkt, es handele sich nur um Einzelgeschichten, so greift am Ende doch alles ineinander und ergibt ein großes Ganzes, ein komplettes James Bond Abenteuer, das sich nur in einzelnen Kapiteln entwickelt, aber auf ein gemeinsames Ziel hinausläuft.

Und so erleben wir Bond, der eine nette Geschichte über seinen letzten Auftrag erzählt, dann tritt er in die Fußstapfen von Jack Bauer und darf zeigen, was er in Sachen Verhör so bevorzugt, anschließend trifft er sich mit einer Gruppe Nazis, wird von einem Killer gejagt und muss einen Anschlag verhindern. Am Ende darf sogar ein alter Freund sich ein kleines Stelldichein geben, Felix Leiter, die einzige andere Figur aus dem Bondiversum, die in diesem Band einen Gastauftritt hat.

Abwechslung, 007, Abwechslung

Wieder einmal beweisen die Comics das, was die Filme seit Jahren missen lassen: Man kann in der Welt eines James Bond interessante Geschichten erzählen und dabei auch eine Spur Humor und einen gewissen Stil bewahren. Was aber sogar noch einen Tacken schöner ist, ist, dass gerade die ersten drei Stories auch zeigen, dass man andere Wege gehen kann als die mehr als ausgetretenen – oder das, was kleingeistige Menschen als „die Formel“ bezeichnen, nach der die Filme gestrickt sind. Wer was auf sich und das Geschichtenerzählen hält, weiß, dass Formeln Quatsch sind und was für Anfänger und dass man geschichtstechnisch eine Menge wagen kann, wenn man zumindest ein paar Dingen treu bleibt, z.B. der Figur. Hier wird sehr anschaulich bewiesen, dass Bond eben auch als Kammerspiel funktionieren kann, in dem er einfach nur jemand anderen verhört. Oder wenn er mit ein paar Jungs in der Sauna sitzt und hier und da ein paar launische Bemerkungen einfließen lässt. Oder wenn er auch nur verschmitzt seinem Arzt von seinem letzten Einsatz erzählt und dabei mit leichtem Humor nicht geizt. All das findet sich hier und wer aufgeschlossen genug ist, auf irgendeine blöde Formel zu verzichten, der kann hier viel Vergnügen im Bondiversum haben.

00Fazit

Der 8. Band mit James Bond-Comics beweist einmal mehr, dass das Universum eines James Bond mehr Möglichkeiten bietet, als es die Filme ausschöpfen. Was wie ein paar nette Einzelgeschichten wirkt, verdichtet sich mehr und mehr zu einer durchgehenden Handlung, die sowohl in Sachen Spannung wie auch Humor trumpfen kann und dem Bond-Fan viel Freude bereitet. Der Comic ist ab 19.3.2019 im Handel.

James Bond 007 – Spezialakten

James Bond kehrt zurück… im Comic!

Beim letzten Mal haben wir „Casino Royale“ besprochen und dazu sei noch eine Anmkerkung nachgereicht. Wenn man sich Alfred Hitchcocks „Geheimagent“ aus dem Jahre 1936 mit John Gielgud und einem sehr schrägen Peter Lorre ansieht, dann drängt sich einem der Verdacht auf, dass Bond-Schöpfer Ian Fleming diesen Film oder das ihm zugrunde liegende Buch kannte. Die Parallelen sind einfach zu groß, um Zufall sein zu können, davon, dass jemand einen feindlichen Agenten umbringen soll über ein Casino als wichtigen Ort bis hin zu der Tatsache, dass Ashendens Boss R heißt – ob der wohl verwandt mit M ist? Lustig ist, dass Lorre wenige Jahre später in der allersten James Bond-Verfilmung, ironischerweise „Casino Royale“, mitspielen sollte. Aber kommen wir zu den

SPEZIALAKTEN“

Eine kleine Sammlung von Heften, die sich auf verschiedene Figuren fokussieren und damit analog zum Marvel Filmuniversum endlich mal so eine Art erweitertes Bondiversum schaffen.

SERVICE

Bond wird im eigenen Land eingesetzt, was in letzter Zeit häufiger vorkommt und thematisiert, dass er als Agent des Auslandsgeheimdienstes dort eigentlich keinerlei Befugnisse hat. Das bringt Probleme mit sich, beschert uns aber eine schöne Geschichte, bei der 007 aktiv ermitteln und kombinieren darf und einen netten, trockenen Sinn für Humor an den Tag legt.

MONEYPENNY

Vor Daniel Craig war sie a) Sekretärin und b) Flirtobjekt für James Bond. Die Frau, die er niemals haben würde… Doch wir leben im 21. Jahrhundert und da ist ein Sekretärinnenjob wohl nicht mehr gut genug. So machte man sie in „Skyfall“ zur Außenagentin – aber zu einer unfähigen, die man direkt wieder aus dem aktiven Dienst nahm und hinter den Schreibtisch verbannte. Soviel also zur „Beförderung“, eine wahre Schande für die Gleichberechtigung. Hier nun bekommen wir nicht nur erstmals eine echte Vorgeschichte, zudem sind die Gründe dafür, dass sie fortan in Ms Vorzimmer hocken muss, weit weniger inkompetent als im Craigoversum. Ob man die gute Moneypenny allerdings wirklich unbedingt agententechnisch emanzipizieren muss, steht auf einem anderen Blatt.

SOLSTICE

Bond soll einen inoffiziellen Auftrag erfüllen – aber im Gegensatz zu Craig hat er wenigstens einen – was sich als eine nette Geschichte entpuppt. Und wir treffen einen alten Bekannten wieder, Mathis ass „Casino Royale“. Da dies eine andere Kontinuität ist als die der Filme, lebt er noch und ist nicht Zombie-Mathis. Die Geschichte ist zwar klein, macht aber mehr her und hat mehr Bond-Feeling als die letzten Leinwandabenteuer.

M

005 hat Scheiße gebaut… stirbt aber nicht. Ungewöhnlich für einen Doppel-Null-Agenten, dessen Nummer nicht 7 ist. Der taucht übrigens erstmals nicht auf. Stattdessen muss sich M seiner Vergangenheit stellen, und die macht ihn, anders als seine Vorgänger bis Judy Dench, nicht zum Seemann und Admiral, sondern zu einem britischen Soldaten, der in Belfast war – worum es in dieser Geschichte geht. Soviel dürften wir über eine(n) M noch nie erfahren haben…

00Fazit

Gute und interessante Geschichten, teils mit netten visuellen Ideen erzählt, die das Bondiversum erweitern und einigen Figuren ein wenig Hintergrundgeschichte verleihen. Der Comic ist ab 11.12.2018 im Handel.

James Bond 007 – Casino Royale

Oder eigentlich:

Ian Fleming’s

James Bond Agent 007

Casino Royale

Denn dies ist ein Klassiker unter den Bond…inen und nun wird er auch klassisch und mit Klasse aufgezogen:

James Bonds erstes Abenteuer. Zumindest das erste, von dem wir wissen und das niedergeschrieben wurde… und auch das stimmt nicht ganz, denn wir erfahren im Laufe der Geschichte von zwei Morden, die er für den Geheimdienst ausgeführt und nach denen man ihn zum Doppel-Null-Agenten befördert hat, nicht, weil man zwei Abschüsse dafür braucht, sondern weil er auf diese Weise bewiesen hat, was für ein kaltblütiger Kerl er ist. Aber „Casino Royale“ war der erste Roman über und mit James Bond, in dem er in einem Spielcasino gegen einen Mann namens Le Chiffre antritt… und das haben wir hier auch.

Vier Adaptionen, keine davon Kanon

Casino Royale“ scheint es schwer zu haben im Bond-Universum. Das fängt schonmal damit an, dass die deutsche Ausgabe des Romans, zusammen mit zwei anderen Büchern, bei Ullstein erschien, während alle anderen Bond-Bücher als Scherz-Krimis zu haben waren. Schon hier keine Einheitlichkeit, doch das ist erst die Randnotiz.

Wir erinnern uns an die drei Verfilmungen. Tatsächlich war „Casino Royale“ der erste Bond-Roman, der verfilmt wurde. Noch in den 50ern. Allerdings nur fürs amerikanische Fernsehen mit einem amerikanischen Jimmy Bond (nicht zu verwechseln mit Jimmy Bondy, James Bonds kleinem Bruder aus den „Dudu“-Filmen). Dann starteten Cubby Broccoli und Harry Saltzman Anfang der 60er ihre Filmreihe um den Agenten… doch die Rechte an diesem ersten Buch besaßen sie nicht. So kam es denn in den 60ern zum ersten Gegen-Bond, eine „Parodie“, die sich lose einiger Figuren bediente, aber schwerlich als werkgetreue Umsetzung bezeichnet werden kann. Oder als Teil des Kanon. Doch dann gab es im neuen Jahrtausend das Reboot der Bond-Filmreihe und so erblickte „Casino Royale“ endlich als offizieller Bond das Licht der großen Leinwand. Aber, da es, wie gesagt, ein Reboot war, wurde die Reihe bis dato damit hinfällig, womit der Film nicht Teil des alten Kanons ist. Was uns zu diesem sehr schönen Comic bringt: Der… ist eine liebevolle Adaption des Romans, Le Chiffre arbeitet für SMERSH und die Russen, die Wetteinsätze sind in Francs… Ja, er spielt in einer anderen Zeit, der Vergangenheit, um genau zu sein, während die Comics bisher in der Gegenwart spielten, aaaaalso… ist er nicht Teil des Comic-Kanons. Soviel dazu!

Liebevolle Adaption

Da haben wir die beiden Schlüsselwörter, die diesen Comic sehr schön zusammenfassen. Man orientiert sich bei ihm sehr an Ian Flemings Vorlage, was ihn zu einem ausgesprochen literarischen Comic macht… auch, weil er viel Text hat. Wer also noch nie einen von Flemings Romanen gelesen hat, der kommt hiermit dichter ran als er es mit jedem der Filme tun wird, vielleicht ausgenommen „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“. So haben wir also einen Comic, der sich stark an der Quelle orientiert und nicht nur Stil und Frauenbild der alten Zeit heraufbeschwört, sondern auch Flemings Sprache übernimmt. Wer sich über das Frauenbild in den Filmen, besonders der Connery-Ära beklagt, der findet hier Sätze wie

Frauen waren zum Vergnügen da.“

In Zeiten von MeToo also vielleicht doch keine so schlechte Idee, die Handlung nicht in die Gegenwart zu versetzen. Schön ist, dass wir hier ein bisschen über Bond und seine Arbeitsweise, seine Gedanken erfahren, sogar sein eines Hobby kommt vor, der Bentley, den wir bestenfalls in „Liebesgrüße aus Moskau“ und dann in „Sag niemals nie“ zu sehen bekommen – also nur bei Connery. Was den Humor angeht, so bleibt man hier auch Flemings Vorlag und nicht der Film-Variante treu, also weitgehend humorlos, zumindest, was Bond selbst angeht, was uns aber trotzdem eine schöne Stelle von Mathis einbringt:

Bravo! Ich bin stolz auf Sie. Sie sollten jeden Tag gefoltert werden.“

Der Teil bleibt übrigens schmerzhaft – und unter der Gürtellinie. Was die Übersetzung angeht, so beweist sie ihre Qualität besonders am Ende, denn hier ist niemand der Versuchung erlegen, den Begriff „bitch“ mit „Schlampe“ zu übersetzen, denn in den 50ern wäre das nicht adäquat gewesen und so trifft das „Miststück“ voll – in jeder Beziehung.

Fazit

Ein bisschen ist das eine Liebhaber-Ausgabe, mit einem informativen Vorwort und sogar einem Making-of, eine liebevolle Adaption von Flemings erstem Bond-Roman, die in jeder Beziehung ein großes Vergnügen ist… außer vielleicht beim Frauenbild. Der Comic ist ab 20.8.2018 im Handel.

James Bond 007 – Kill Chain

James Bond kehrt zurück… im Comic!

Eine MI6-Agentin verkauft offenbar Geheimnisse. Aber an wen? Bond bleibt ihr auf der Spur, doch dann wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die die Welt verändern könnte – und das nicht zum Positiven…

Mein Name ist Comic, Bond Comic

Es ist ein wenig traurig, aber die einzigen, die sich offenbar derzeit bemühen, gute Bond-Filme zu machen, scheinen die Comicmacher zu sein. Hier haben wir wieder eine Geschichte, die sich sehr schön als Film gemacht hätte, weil sie sich sehr gut und stetig weiterentwickelt, die aber auch perfekt auf die Einzelhefte oder „Kapitel“ zugeschnitten ist, so dass es pro Episode auch Action gibt, die den Leser bei der Stange hält. Sehr angenehm ist, wie sich alles entwickelt, dass Bond selbst aktiv werden und Nachforschungen anstellen muss, dass ihn jedes neue Stückchen Information zum nächsten Punkt der Reise bringt und dass die Actionsequenzen aus der Handlung heraus begründet sind und nicht einfach da, weil man den Leser wach bekommen will. Die Auflösung am Schluss, wer nun hinter allem steckt und warum, ist nicht nur erschreckend aktuell und nicht völlig unrealistisch, sie versöhnt einen auch für die Nazi-Sache am Anfang, die dann doch mal wieder zu klischeehaft ist. Und es gibt ein Ende, das ein Anfang für etwas neues ist, was auch ein schöner Zug ist.

‚Geheim‘ ist nicht so Ihre Stärke, was?“

Da spricht sie einem aus dem Herzen. Wunderbar. Weil wir auf den nächsten Bond-Film wahrscheinlich noch eine Weile warten müssen – und zwar, bis Daniel Craig die Rolle endlich abgibt – sind die Comics nicht nur eine gute sondern derzeit so ziemlich die einzige Alternative für den Bond-Fan (da ich nicht weiß, wie es um die Romane bestellt ist). Sie bieten auch weit mehr von dem, was die Filme vor der Craig-Ära ausgezeichnet hat, z.B. eine Prise Humor. Alte Bekannte gibt es diesmal auch wieder, einschließlich Aston Martin, Major Boothroyd (Q), Tanner und „Universal Exports“, der alte Deckmantel des britischen Geheimdienstes (taucht neben den Fleming-Büchern auch in den Filmen „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, „In tödlicher Mission“ und „Ein Quantum Toast“ auf). Die Erotik überträgt sich bei den Comics bislang so wie bei den Craigs (also gar nicht), aber dafür ist die Brutalität wieder mal fast so blutig wie in einem Paul Verhoeven-Film.

Und da ist noch etwas, das den gezeichneten Bond von vielen seiner Gegenparts unterscheidet: Er ist ein kaltblütiger Killer, der nach dem Gespräch, wenn er die Leute nicht mehr braucht, auch gerne mal seiner Walther die Gesprächsführung überlässt. Das ist eine Härte, die sich die Craigs zwar auf die Fahne schreiben, aber dort sind es nur Lippenbekenntnisse, während hier Bond nicht nur eiskalt ist, sondern auch knallhart und tödlich.

Gecomict, nicht gefilmt

James Bond ist wieder da – und er zeigt, zu was er fähig sein kann, wenn sich die richtigen Leute seiner annehmen. Bond kann knallhart sein, eine Spur Humor haben, aber auch eine gute Handlung erzählen, die eventuell sogar aktuellen politischen Bezug hat. Dies ist der Beweis – würden sich die Filme doch ein paar Scheiben von den Comics abschneiden! Ab 23.4.2018 im Handel.