Neu auf DVD: Bunker – Es gibt kein Entkommen

Oder gute Schauspieler, eine durchdachte Handlung oder Leute, die man mag.

Horror-Klischees

Früher hatte man in Horrorfilmen noch Figuren, die man mochte. Das ist so eine psychologische Sache. Wenn man eine Figur mag, fiebert man mit ihr mit und hat ggf. Angst um sie. Das baut eine Spannung auf, die bei einem solchen Film hilfreich ist. In den letzten Jahren ist man jedoch dazu übergegangen, dass die Figuren nicht nur austauschbar sind (was zum Teil auch an den austauschbaren Darstellern liegt), sondern auch wenig sympathisch, so dass man eigentlich eher auf der Seite des psychopathischen Killers/Monsters ist, statt auf der seiner Opfer. Das ist hier nicht ganz unähnlich. Nahezu ALLE Figuren sind komplette Vollidioten und unsympathische, nervige Arschlöcher, fast so, als würden sie sich hier als Besatzungsmitglieder für die „Prometheus“-Mission bewerben. Es ist wie aus dem Handbuch für „Tut immer nur die falschen Dinge, trefft immer nur die falschen Entscheidungen“. Die Dialoge sind gleichermaßen schlecht wie die Darsteller, die sie sprechen – und, was noch trauriger ist, auch am Ende ergibt das ganze nicht so wirklich einen Sinn. Jedenfalls nicht für den Zuschauer, der es noch immer nicht aufgegeben hat, mitzudenken. Denn das, was die Handlung auslöst, ist völliger Quatsch – und die „Auflösung“ dafür ist es auch. Und was die Horror-Klischees angeht, dies ist wieder ein Ort mit den lautesten Lichtern der Welt.

Etikette und Etiketten

Der deutsche Titel ist mit „falsch“ höchst treffend umschrieben. „Bunker“ vermittelt eine Art Zweiter Weltkrieg-Gefühl, doch es geht weder um einen Bunker, noch wird irgendwann auch nur angedeutet, dass der Handlungsort ehemals einer war. Locker übersetzt geht der Originaltitel in Richtung „Der Sammler“, was der Auflösung des Films weit näher kommt.

Letztlich dürfte der Film in „Cube“ sein Vorbild sehen, wo auch ein einziges Set verwendet wurde, das aber durch verschiedene Farben zu einer kompletten Welt wird. Hier ist es ähnlich durch farbige Lichter, die uns mehr Etagen vortäuschen, als das Budget hergegeben hat. Eine gute und effektive Methode, die aber leider durch die Idiotie ALLER Figuren wieder wettgemacht wird. Ach, es ist einfach zum Heulen, wenn man diese Dummheit betrachten muss. Seufz.

Königin der Dummen ist Mischa Barton, die ihrem Akzent nach aus England stammt, aber weder das Feuer noch das Spielen erfunden hat. Robert Knepper dürfte der bekannteste der Darsteller sein. Der hat mal als Spieler für nette Figuren angefangen, wie zum Beispiel bei „Star Trek: The Next Generation“, doch statt in dieser langweiligen Kategorie zu versauern und langweilig langweilige Rollen zu spielen, gelang es ihm spätestens mit „Prison Break“, eine andere Seite zu zeigen, die nicht nur böse Rollen sondern auch beeindruckendes Schauspiel beinhaltete. Dass man ihn hier nicht klischeehaft auf den Bösen besetzt hat ist fast schon lobenswert, dass er dann aber wie ein unterbelichteter Weihnachtsmann durch die Handlung stolpern muss, ist es weniger.

Ach ja, die Handlung

Zwei blonde Tussen wollen in einer Einrichtung für Einlagerungen (haben wir das erste Mal kennengelernt, als Jodie Foster im „Schweigen der Lämmer“ in einer solchen den Kopf von Benjamin Raspel gefunden hat) einen Beweis dafür finden, dass der Verlobte eins der Blondchen betrügt, doch Dummheit sorgt dafür, dass sie am falschen Ort landen, die falsche Tür öffnen und anschließend auch immer die falschen Leute treffen…

Bonus

Ein sechsminütiges Making of, das uns zeigt, was die Leute beabsichtigt haben – und das mit dem Schlussbild des Films endet. Leute, wirklich, wenn ihr den Schluss eures Films im Zusatzmaterial oder sogar im Trailer zeigt, dann solltet ihr euch wirklich einen anderen Job suchen! (Spoiler für „The Not at all Amazing Spider-Man 2“.)

Fazit – Es gibt kein Entkommen

Die Grundsituation, gefangen in einem Labyrinth, umgeben von zwielichtigen Gestalten, gejagt von einem unheimlichen Monster, gefilmt in einem beengten Set – all das hätte ein phantastischer Film werden können (siehe „Cube“). Aber wenn man Idioten das Steuer in die Hand drückt, dann kommt wohl so was wie das hier dabei heraus. Ab 6.10.2015 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Titanium – Strafplanet XT-59

Eine Gruppe Gefangener wird aus der Stadt verstoßen und muss sich durch eine Einöde schlagen. Aber gibt es Licht am Ende des Korridors? Und einer der Gefangenen hat ein Geheimnis, das ihnen allen zum Verhängnis werden kann…

Schwarze Wüste

Der Film spricht von einem Sumpf, aber es ist eine Mischung aus Sumpf und Wüste, in schwarzen Stein getaucht, fremdartig, kalt und lebensbedrohlich, wie Mordor, nur auf einem anderen Planeten. Die Situation erinnert an „den großen Marsch“ bei „Judge Dredd“, die Einöde ist voller Gefahren, die u.a. an die Würmer von „Der Wüstenplanet“ erinnern. Doch das stört nicht, denn die Handlung ist durchdacht und ergibt Sinn. Dass die Gruppe der Verurteilten langsam kleiner wird, liegt in der Natur der Dinge. Und dass es einen Antagonisten gibt, gehört auch dazu – und wenn der dargestellt wird von Vinnie Jones, dann weiß man, dass das kein Zuckerschlecken wird.

Gedreht wurde, wie uns das kurze Making of zeigt, in Island. „Titanium“ ist keine Hollywoodproduktion, sondern ein russischer Film – aber das macht keinen Unterschied. Die Effekte können sich sehen lassen und die Landschaft wirkt fremder und damit echter als die meisten computergenerierten Landschaften Tinseltowns. Alles wirkt abweisend und Tod bringend, so, wie es in einem solchen Fall sein sollte.

Da mein Russisch eher nicht mehr existent ist, lässt sich wenig zur deutschen Fassung im Vergleich zum Original sagen, doch eine Szene wurde im Making of untertitelt und da wurde von „eliminieren“ gesprochen, während die Synchronfassung vom „vernichten“ der Gefangenen spricht – da scheint mir die Untertitelvariante doch die sprachlich bessere zu sein. Dass der Planet streng genommen kein „Strafplanet“ ist, was schon aus dem Anfangsmonolog hervorgeht… ach ja, Details.

Straffazit

Spannend, überzeugend, fremdartig. Science Fiction Film aus Russland, der mit wenig Budget viel erreicht. Ab 6. Oktober 2015 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: The Voices

Ein junger Mann, der seine Medikamente nicht nimmt, wird von seiner Katze und seinem Hund beeinflusst, die auf ihn einreden. Ebenso wie ein Hirsch, den er mehr zufällig trifft. Dann verwickeln sich die Ereignisse und es gibt Tote…

Schizophren

Vielleicht einer der sympathischsten Serienkiller der Filmgeschichte – obwohl, für dieses Markenzeichen, streng genommen mehr als vier Opfer notwendig sind, wenn ich nicht irre. Wir sehen das „Handwerk“ des Serienkillers ausnahmsweise mal aus der Perspektive des Mörders – eines Mörders, der eigentlich selbst weder Herr seiner Sinne noch seiner Taten ist. Mehr darüber, was genau dahintersteckt, erfahren wir in dem sehr interessanten Q&A mit Jeff Goldsmith – und leider nicht aus dem wenig umfangreichen Bonusmaterial der DVD. Was schade ist, da es gerade solche Interviews sind, die interessant wären und die eine solche Veröffentlichung bereichern würden.

Es ist die Perspektive eines Menschen mit gestörter Wahrnehmung und so nehmen wir die Welt wahr, wie er es tut. Bis er einmal seine Medikamente absetzt und wir erfahren, wie es wirklich aussieht – ein krasser Unterschied. Das hätte man, gerade durch die Frauen in seinem Leben, dennoch ein bisschen besser herausarbeiten können, den Unterschied zwischen Jerrys Welt und der Welt, wie sie wirklich ist. In der Hinsicht wäre der Film noch durchaus ausbaufähig gewesen – und das Ende erschließt sich mir auch beim zweiten Gucken nicht so richtig.

Die Stimmen

Kommen im Original von Ryan Reynolds und in der deutschen Fassung von Dennis Schmidt-Foß. Beide machen das sehr gut. Hier sei die deutsche Fassung in einem Punkt gelobt, denn während die Katze im Original mit britischem Akzent daherkommt, hat man in der deutschen Fassung eine ganz eigene Variante gewählt, die sie trotzdem von den anderen Stimmen der Hauptperson abgrenzt. Das funktioniert hier weit besser als bei „Der Biber“, wo der hervorragende Elmar Wepper aus irgendwelchen Gründen die Titelfigur nicht ganz so sauber von Mel Gibson zu trennen in der Lage ist, wie es in diesem Film geschieht.

Das Fazit

Ist es eine Komödie? Eigentlich eine Tragödie mit humoristischen Akzenten. Der Kontrast zwischen Wirklichkeit und Phantasiewelt hätte besser herausgearbeitet sein können. Ansonsten sehr unterhaltsamer Film über einen Psychokiller, dessen Geschichte so tragisch ist wie seine Taten. Ab 6. Oktober 2015 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: The Killing – Staffel 4

Und wieder ein Mord in der regnerischsten Stadt Amerikas. Eine Familie ist brutal ermordet worden und Linden und Holder ermitteln… zum letzten Mal.

Die letzte Staffel

Herausgeber von DVDs scheinen den Begriff „finale“ Staffel zu bevorzugen, aber das ist nur eine billige 1:1-Übersetzung, wo einmal mehr jemand zu faul war, sich was passenderes für den deutschen Markt auszudenken. Auch wenn in machen Ohren „letzte“ abwertend klingen mag, so ist das keineswegs so gemeint – na ja, außer bei „Dexter“, wo die Abschlussstaffel wirklich das Letzte war. Prinzipiell heißt es aber nur, dass danach Schluss ist und dass es heißt, Abschied zu nehmen von Figuren, die man lieben gelernt hat – oder, wie bei „Breaking Bad“, bei denen das Gegenteil der Fall ist.

Diese Staffel nun setzt kurz nach dem Ende der vorherigen ein und bezieht sich durchgehend in einem roten Faden auf ein paar der Ereignisse – weswegen es eher unerlässlich ist, nicht mit der 4. Staffel zu beginnen, sondern vorher die 3. zu schauen. So lässt sich „The Killing“ in zwei Blöcke aufteilen, bei denen die ersten beiden und die letzten beiden Staffeln jeweils eine gewisse Einheit bilden und am besten zusammen geschaut werden sollten – zumindest, wenn man wissen will, wer der jeweilige Täter ist. Oder wie es ausgeht.

Der Regen ist auch wieder dabei, das Verbrechen ist blutig und schmutzig und ein bisschen erinnert der Hort der Verdächtigen an eine Folge von „Columbo“ („Des Teufels Corporal“), nur, dass der Kommandant, der dort von Patrick McGoohan gespielt wurde, nun von Joan Allen übernommen wird. In ihrer Art sind sich die beiden jedoch recht ähnlich. Ob Allen aber auch die Täterin ist…

Nun, das erfahren wir, wie üblich, erst ganz am Schluss. Und dann heißt es Abschied nehmen und… bekommt ein Ende vorgesetzt, das irgendwie nicht ganz zum kompletten Rest der Serie zu passen scheint. Naja…

Mit:

Mireille Enos (Maria Koschny), Joel Kinnaman (Björn Schalla), Gregg Henry (Ronald Nitschke), Joan Allen (Liane Rudolph)

The Fazit

Wie üblich düster, feucht und gut. Der Abschluss von „The Killing“ bietet einen guten Fall, beendet noch ein paar Handlungsstränge… und pappt dann noch ein leicht unglaubwürdiges Ende dran. Ansonsten ein angemessenes Ende für eine gute Serie – und jetzt beginnt die Jahreszeit, in der draußen die Blätter fallen und genau die richtige Stimmung für diese Serie herrscht. Ab 1. Oktober 2015 auf DVD und Blu-ray.

Neu im Kino: Max

Kriegsveteran kommt aus Afghanistan zurück, nachdem sein Partner gestorben ist und wird von dessen Familie aufgenommen. Nun beginnt er, Verbrechen zu bekämpfen. Ach ja, und er ist ein Hund!

Im Prinzip…

trifft es das schon ganz gut. Wobei ich gestehen muss, dass ich am Anfang ein paar Probleme hatte, den Film ernst zu nehmen, weil man sich fragt, warum der ach so clevere Hund nicht selbst Bomben entschärfen, Verbrechen aufklären und gegen den miesen Typen aussagen kann – aber irgendwann legt sich das Ganze dann und aus dem Film wird

Avatar“ meets „Lassie“

weil der Hund nur auf den Bruder des getöteten Soldaten anspringt, wobei sich das dann irgendwann in eine Version von

Die fünf Freunde“

weniger einen wandelt und dann auch zu einem soliden Film wird. Dass der Junge am Ende noch salutieren muss und die amerikanische Flagge hübsch im Wind flattert, empfinde ich als Nicht-Patriot und Nicht-Amerikaner als eher überflüssig, nervig und streichenswert, aber da in Amerika ja eh an vielen Häusern die Flagge baumelt, wahrscheinlich, damit die debilen Insassen wissen, dass sie im richtigen Land sind, ist so was aus dem Land der unbegrenzten Patrioten ja wohl leider nicht anders zu erwarten. Davon ab entwickelt sich die Handlung nicht ganz ohne Klischees aber durchaus ökonomisch, will sagen, was am Anfang eingeführt wurde verpufft nicht im luftleeren Raum, sondern führt später tatsächlich noch irgendwohin – und das kann man ja nun auch nicht von jedem Film sagen.

Die Hunde des Krieges“

ist, nebenbei bemerkt ein gutes Buch mit einer lausigen Verfilmung, wäre aber durchaus ein weniger austauschbarerer Titel gewesen als „Max“. Der wird dargestellt, von… einem Hund (oder mehreren), der (oder die) seine (oder ihre) Sache recht gut machen, aber wahrscheinlich bei der nächsten Oscarverleihung zugunsten von Jonah Hill übergangen werden. Nett ist es, Lauren Graham von den „Gilmore Girls“ und Thomas Hayden Church zu sehen, auch wenn der zunächst etwas einsilbig daherkommt. Beste Figur und Schauspielerin des Films ist aber „Carmen“, ein Mädchen, das sich mit Hunden auskennt und sich von keinem was sagen lässt.

Fazit

Hundefilm für Hundefreunde, sollte gut geeignet sein als Familienfilm (auch ohne Hund), wenn die Kinder im richtigen Alter sind. Ab 1. Oktober 2015 im Kino.

Neu im Kino: A Royal Night – Ein königliches Vergnügen

1945. Das Ende des Krieges wird in ein paar Stunden verkündet werden. Genug Zeit für die Prinzessinnen Elisabeth und Margaret einen Abend draußen in London zu verbringen, inkognito. Der Ausflug gestaltet sich recht interessant…

Nach einer wahren… Grundlage

Offiziell verbrachten, so heißt es, die beiden jungen Damen diesen Abend im Hotel Ritz. Dieser Film spielt mit der Möglichkeit, dass das vielleicht nicht die ganze Geschichte ist. Und so ziehen die beiden hinaus ins nächtliche London und erleben merkwürdige Dinge, lernen neue Menschen kennen – und sind eigentlich immer auf die Hilfe von anderen angewiesen, da sie es einfach nicht gewöhnt sind, draußen „in der Wirklichkeit“ zu sein.

Getragen wird der Film dabei von mehreren Dingen. Zum Beispiel von der Musik, die ihre Personen, aber auch die Handlung zu umgarnen und gleichzeitig anzutreiben scheint. Man schwimmt mit der Musik – und die Figuren tun es auch. Und die sind so perfekt besetzt, dass es eine Freude ist, ihnen zuzusehen. Sarah Gadon als Elisabeth und Bel Powley als Magaret sind einfach großartig. Hinzu kommt noch ein wunderbarer Rupert Everett als König George VI. Ein kleines Highlight ist die Szene, in der Magaret in den „Laden“ von Roger Allam kommt und sich als „P2“ vorstellt – einfach phantastisch, wunderbar geschrieben, herrlich gespielt, köstlich.

In der Tat: „Ein königliches Vergnügen“!

Von vorne bis hinten wunderbar, perfekt besetzt, perfekt gespielt, mit genügend Humor und Glaubwürdigkeit, dass man sich vorstellen könnte, dass es tatsächlich so passiert sein könnte. Und einer von den Filmen, die es schaffen, das etwas steife britische Königshaus in einem besonderen Lichte und Queen Elisabeth in einem sehr positiven darzustellen. Ein weiterer Hinweis darauf, dass hinter der in merkwürdige Grün- und Pinktöne gekleideten britischen Königin eine Frau stecken könnte, über die man weit mehr erfahren wollen würde, als wann sie gerade in Berlin oder sonst wo ist. Stimmig inszeniert, stimmungsvoll ausgestattet, da stimmt einfach alles. Schlicht schön! Ab 1. Oktober 2015 im Kino.

Neu im Kino: Sicario

Polizistin erhält die Möglichkeit, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die wirklich etwas gegen die mexikanischen Drogenkartelle erreichen können. Sie nutzt sie, doch der Weg stellt sich als sehr beschwerlich heraus – und als ausgesprochen schmutzig…

[si’karjo] – Auftragskiller

Es geht um Drogen, Gewalt, Macht und Mord. Wenn man der Darstellung dieses Film von Mexiko trauen darf, dann müsste man sich in Europa eigentlich auf eine neue Flüchtlingswelle gefasst machen, denn man könnte es niemandem verdenken, wenn er aus diesen weitgehend rechtsfreien Verhältnissen fliehen möchte… aber um das zu verhindern, haben die USA ja schon einen Zaun gebaut. Die Frage, was passieren würde, wenn man all diese Drogen, für die, wie es scheint, Familien und Kinder gefoltert und abgeschlachtet werden, einfach mal legalisieren würde, ob das den Kartellen ihre Macht nehmen und die Kriminalität, nun, zumindest auf ein anderes Gebiet verlagern würde, diese Frage stellen wir an dieser Stelle mal nicht, denn wir wissen ja, welche Auswirkungen das Ende der Prohibition auf die Kriminalität in den USA hatte… Moment!

Sicario“ ist also kein Wohlfühlfilm – aber er ist dennoch hervorragend. Sehr schön gefilmt, zu Beginn fast eine Art Road Movie, wo wir den Protagonisten aus der Vogelperspektive mit ihren Convoys folgen, interessante Orte, anmutig in Licht getaucht, vom Grenzübergang bis zur Busstation, der Film zeigt die trockene Landschaft Mexikos auf augenfreundliche Weise. Weniger schön ist nur das, was passiert. Hier wird, so hat man das Gefühl, nichts beschönigt – und, was viel schlimmer ist, alles wirkt sehr realistisch. Das ist hart und bitter und fies und heftig und echt. Aber was erwartet man von einem Film über Drogenkartelle, der übersetzt „Auftragskiller“ heißt?

Gute Schauspieler machen Figuren

Eingeführt in Thematik und Film werden wir durch die Figur von Emily Blunt. Das ist ein geschickter Schachzug, denn für sie ist die gesamte Situation und alles was passiert genauso fremd wie für uns – es sei denn, natürlich, Sie sind Killer fürs Kartell, dann sind das für Sie natürlich nur alte Fische. Für uns anderen ist das aber eine sehr gute Lösung, weil man ihr die Dinge genauso nahe bringen muss wie uns, was dann in dem Fall quasi zwei Fliegen mit einer Klappe sind.

Blunt ist dabei als Schauspielerin sehr gut gewählt – obwohl sie, genau wie Daniel Kaluuya (u.a. aus „Black Mirror“) aus England stammt und man wie üblich die Frage ignoriert, warum so viele Briten für amerikanische Gesetzesorganisationen arbeiten – denn sie hat mehr zu bieten, als ein ansprechendes Gesicht, nämlich Ausdruck, und das ist ja hin und wieder auch mal ganz nett zu sehen.

Ihr zur Seite steht u.a. Benicio del Toro, der eigentlich immer eine sehenswerte Leistung bringt (sieht man mal von dem missglückten „Jimmy P.“ ab) und auch hier sein Charisma über die Leinwand versprüht. Josh Brolin ist zwar einmal mehr irgendwie auf den harten Kerl besetzt, aber er beweist, dass er auch den mit Nuancen füllen kann und man sieht, dass sowohl er Spaß am Spielen als auch seine Figur Spaß an ihrem Job hat.

Fazitario

Knallhart, heftig, gut. Nichts für Kinder! Für alle anderen ab 1. Oktober 2015 im Kino sehbar und sehenswert!

Neu im Kino: Man lernt nie aus

70jähriger Praktikant kommt in Unternehmen von junger Businessfrau…

De Niro, Komödie, kann das gut gehen?

Bei manchen Schauspielern fragt man sich: Wann hat der eigentlich das letzte Mal nen richtig guten Film gemacht? Robert de Niro ist einer davon. Zu Beginn seiner Karriere gefeiert als jemand, der sich in jede Rolle hineinarbeitet, hat er in den letzten Jahren doch alles irgendwie gleich gespielt. Aus dem großen, wandelbaren Schauspieler ist ein eintöniger, alles immer gleich darbietender geworden – und während er damals, vor vielen, vielen Jahren in dem leider offenbar irgendwie vergessenen „Midnight Run“ großartiges komödiantisches Talent bewies, hat er diesen Eindruck mit den „Meine Komödie, meine Karriere und ich“-Filmen irgendwie wieder weggewischt. Deshalb stellt sich einem also fast zwangsläufig die Frage… die wir oben stellen.

Und es kann! De Niro spielt angenehm zurückhaltend, was Rolle und Film zugute kommt. Das Verlangen, auf Teufel komm raus witzig sein zu müssen, fehlt hier dankenswerterweise und so gibt er eine dem Film angemessene Performance.

Die Handlung…

ist relativ übersichtlich: Alter Mann kommt in junges Unternehmen. Das ist ein bisschen so, wie Tom Cruise kommt nach Japan, da weiß man ungefähr, in welche Richtung sich das Ganze bewegen wird, auch, wenn er da auf die größten Ninja-Meister aller Zeiten trifft – er ist eben a) Tom Cruise und b) Amerikaner, also ist klar, wer da wem was zeigt. Trotzdem ist das alles in diesem Fall sehr charmant. Das Zusammenspiel zwischen De Niro und dem jungen Volk ist sehr nett, die Zusammenarbeit mit Anne Hathaway muss sich erst noch entwickeln – und gerade das macht den Reiz aus. Auch die bringt eine gute Leistung und sieht dank wieder längerem Haar nicht mehr so mäuschenhaft aus wie in „Les Miserables“, aber eine Heulszene weniger hätte es auch getan.

Man fazit nie aus

Angenehm, warm, charmant, mit ein bisschen Herz am rechten Fleck. Eine nette Komödie darüber, dass auch alte Menschen noch immer hilfreich sein können, selbst in einer jungen, hippen Welt. Ab 24. September 2015 im Kino.

Neu auf DVD: The Reach – In der Schusslinie

Reicher Jäger jagt armen Fährtenjäger durch Wüste…

Der Zweikampf

Mensch gegen Maschine, David gegen Goliath, arm gegen reich, Düsseldorf gegen Köln, all das ist irgendwie hier drin. Mehr oder weniger. Die Grundkonstellation hätte auch – besonders in Verbindung mit Michael Douglas – einen guten und spannenden Film ergeben sollen, doch das Endergebnis weiß nicht so recht zu überzeugen.

Michael Douglas als reicher Sack, der gerne mal was Großes jagen will, das funktioniert durchaus. Dann passiert ein Missgeschick – und ab da beginnen die Schwächen. Vielleicht, weil das alles eher halbherzig und nur bedingt konsequent daherkommt. Douglas hätte von Anfang an knallhart sein und das bis zum Ende durchziehen sollen, das hätte funktioniert. Er, der hier mit moderner Technik die Überlegenheit der Maschine repräsentiert, hätte dem Unterlegenen von vornherein aufzeigen müssen, wer hier das Sagen hat. Und dann hätte der Kampf beginnen sollen – zwischen überlegener Technik und einem Mann, der zwar nur seine Unterhose am Leib trägt, aber dafür den Heimvorteil hat. Er kennt sich aus und weiß mit kleinen Dingen großes zu erreichen. Das wäre ein Zweikampf, das wäre ein Film gewesen. Doch genauso wie Douglas nur halbherzig kaltherzig ist, ist sein Gegenspieler nur mäßig ortskundig und scheint in wichtige Orte mehr zufällig hineinzustolpern, als dass er sie aktiv aufsucht. Das macht eine an sich spannende Grundsituation zu einer eher weniger spannenden – wobei man sich auch die ganze Zeit die Frage stellt, wie Douglas auf die Idee kommt, dass er mit dem, was er da tut, eigentlich durchkommen will?

Eine Traumkombination

Nutzen wir also stattdessen die Gelegenheit, auf eine der inzwischen ältesten und besten Synchronkombinationen zu sprechen zu kommen, die die deutsche Filmlandschaft noch zu bieten hat. Schon seit den frühen 70er Jahren gehört Michael Douglas zu den extrem wenigen Schauspielern, die mit nur sehr wenigen Ausnahmen fast immer die selbe deutsche Synchronstimme haben. Und die ist nicht nur sehr treffend, sondern gehört einem Schauspieler, der Douglas schauspielerisch in nichts nachsteht: dem vielseitigen Volker Brandt. Wenn zwei hervorragende Schauspieler aufeinandertreffen, dann ist das meist ein Genuss – und die Kombination Douglas/Brandt ist ein so großer Genuss, dass man Filme von ersterem eigentlich lieber auf deutsch sehen möchte, um ihn mit der Stimme von letzterem zu hören, mit der man ihn vor vielen, vielen Jahren kennengelernt hat und die ihn so gut wiedergibt. Verbeugen wir uns also vor einer der wenigen langjährigen und noch bestehenden wunderbaren Kombinationen, denn auch davon gibt es in letzter Zeit immer weniger.

Michael Douglas wird und sieht übrigens – gerade in diesem Film – seinem Vater Kirk immer ähnlicher. Das Haar, das raue, furchige Gesicht, ganz der Vater. Würde man jetzt einen Film über Kirk Douglas drehen wollen, er wäre die perfekte Besetzung.

Fazit

Leider eher enttäuschend, obwohl die Ausgangssituation eines Kammerspiels in der Wüste mit fast nur zwei Darstellern, bei denen einer davon Michael Douglas ist, eigentlich mehr hätte hergeben sollen. Ab 25.9.2015 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Avengers – Age of Ultron

Superwissenschaftler erschafft Supercomputer der zum Superbösewicht wird – also müssen die Superhelden gegen ihn antreten…

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Walt Disney Company, ab 24.09.2014

Hut ab, Teil 1

Auch wenn sich die ungefähre Handlungszusammenfassung ein bisschen albern liest, so haben wir es dennoch hier mit einem der besten Filme des Jahres 2015 zu tun. Das liegt nicht nur an der hervorragenden Besetzung, sondern vor allem an einem: Joss Whedon. Denn wie kaum ein anderer schafft der „Buffy“-Schöpfer hier gleich mehrere Balanceakte auf einmal – und das auch noch zum zweiten Mal. Er schafft es, alle Vorgaben, die ihm Marvel gegeben hat einzuflechten, eine große Gruppe von Figuren so einzusetzen, dass jeder angemessen zu tun hat und niemand unter den Tisch fällt, er schafft es, einen Film, der von Schlachten nur so wimmelt, so zu gestalten, dass keine davon langweilig wird und er schafft es, all das mit soviel Spaß und Humor zu füllen, dass es eine wahre Freude ist. Und dabei schafft er einen Film, der einfach soviel besser ist, als er als „Comic-Verfilmung“ eigentlich sein dürfte. Also Hut ab vor Joss Whedon, der einen Film abgeliefert hat, an dem man soviel Spaß haben kann, dass man über alle möglichen Handlungsschwachpunkte hinwegsehen kann.

Dass sich die Helden hier ihr Problem selber schaffen, na ja, warum nicht, man muss ja die Zeit totschlagen, bis dann demnächst der große Infitiny-Krieg beginnt. Und irdische Gegner sind ein bisschen zu läppsch, wenn man schon mal die ganze Superheldenriege zusammenkriegt. Also muss der Feind so episch sein, wie die Schlachten die man schlägt – und da ist ein Supercomputer, der die Welt zerstören möchte, doch gerade recht. Der schafft sich nun seine eigene Armee, was er aber in erster Linie deshalb tut, damit die Helden am Schluss auch genug zu bekämpfen haben. Und das tun sie – und das tun sie gut.

Hut ab, Teil 2

Da die meisten Pressevorführungen auf englisch sind, kommen wir selten dazu, mich mit meinem alten Spezialgebiet zu befassen, der Synchronisation. Doch bei DVDs, und gerade wenn ich den Film schon im Original gesehen habe, haben wir hin und wieder die Möglichkeit dazu, also wollen wir an dieser Stelle auf die deutsche Fassung eingehen. Die Sprecher, genau wie die Schauspieler, die sie vertonen, ist die erste Riege deutscher Synchronschauspieler. Dass der Verleih sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen seinerzeit dazu entschieden hat, für Robert Downey jr. nicht Charles Rettinghaus zu besetzen und Tony Stark deshalb von Tobias Meister übernommen wurde, wirkt sich auch heute noch auf die Marvel-Reihe aus. Meister ist unersetzlich auf seinen Stammleuten wie Kiefer Sutherland und Brad Pitt, bei Downey jr. hätte es aber, wie gesagt, durchaus eine sehr gute Alternative gegeben – da Meister aber seinem Namen alle Ehre macht, ist es trotz der Umbesetzung eine Freude, ihm zuzuhören.

Besonderes Lob gilt in meinen Ohren aber zwei anderen Sprechern dieser Fassung. Oder Sprecherinnen, zumindest teilweise. Luise Helm für Scarlet Johansson ist einfach ein Traum, ein Genuss für die Ohren, wie sie spielend und fast schon verspielt jeden Ton trifft. Einfach wunderbar!

Und dann ist da Ultron. Im Original herrlich sardonisch und fies-arrogant von James Spader intoniert. Warum man hier nicht dessen Stammsprecher Benjamin Völz besetzt hat, erschließt sich mir auch nicht so ganz, dafür tritt aber Andreas Fröhlich an den Start. Der ist nicht nur bekannt als deutsche Stimme für John Cusack und Edward Norton, sondern war auch ein absolut genialer Gollum in der „Herr der Ringe“-Trilogie (und im ersten Teil des „Hobbits“, aber die Filme wollen wir doch wohl lieber verdrängen). Auch wenn seine Besetzung hier also fast ein bisschen wie Typecasting erscheint, so macht er seine Sache doch so brillant, dass er Spaders Tonfall und Intonation teilweise extrem gut trifft. Also Hut aber vor Helm und Fröhlich, die dieser Synchro eine ganz besondere Note verleihen.

Kein Hut ab fürs Bonusmaterial

Da mag die Blu-ray mehr zu bieten haben, die DVD kommt mit einer an Kürze kaum zu unterbietenden Featurette aus. Ultron wäre beschämt, wenn er das wüsste!

Avengers: Age of Fazit

Einfach großartig! Whedon schafft es, Action, Humor, Handlung und eine riesige Besetzung so miteinander zu verweben, dass statt eines in solchen Fällen zu erwartenden Desasters ein spritziger Actionfilm herauskommt, an dem man seine helle Freude haben kann. Ab 24. September 2015 auf DVD und Blu-ray.