Heimkino: The Queen of Spain

Die Königin von Spanien

Mitte der 50er Jahre. Ein spanischer Regisseur und eine bekannte Schauspielerin, die es nach Hollywood verschlagen hatte, kehren zurück in die Heimat, wo das filmische Leben, aber auch das richtige mit Geheimpolizei und solchen Sachen, seinen oder eher ihren Lauf nimmt…

Spiel mit dem Film

Man bekommt einen Hauch von Hollywood, denn eine amerikanische Produktion filmt gerade in Spanien. Dabei erhält man hier und da wunderbare Einblicke in altmodisches Filmemachen, inklusive Mattezeichnungen. Neben diesen schönen Ansichten hinter die Kulissen der Flimmerwelt gibt es dann aber auch noch #metoo-taugliches, aber anders, als man das erwarten würde. Trotz allem ist dies nicht nur eine schöne Hommage an das Filmemachen selbst, sondern präsentiert das alles mit einer Liebe zum Film und einer Spur netten Humors. Es gibt Bezüge auf die McCarthysche Hexenjagd in Hollywood und einen Teil der Geschichte, in dem die Schauspieler direkt vor Ort ihre Talente nutzen müssen, um einen von ihnen zu retten.

Man spricht Inglish

Hin und wieder wurde in Synchros gerne mal über eine Mehrsprachigkeit des Originals drübergebügelt und alle reden gepflegtes Deutsch. Inzwischen wird manchmal entschieden, was quasi die dominante Sprache des Films ist, die man dann verdeutscht, während man die anderen Sprachen im Original belässt. Hier ist das fast so, nur, dass man nicht auf den O-Ton zurückgreift, möglicherweise, weil man ihn wegen der vielen Überlappungen nicht benutzen konnte, sondern stattdessen alle englischsprachigen englisch sprechenden Darsteller englisch hat synchronisieren lassen… was ein wenig befremdlich wirkt, aber, wie gesagt, vermutlich nicht anders möglich war.

OT: La reina de España (2016)

Penélope Cruz (Claudia Lössl), Antonio Resines (Holger Mahlich), Clive Revill (Alan Brody), Cary Elwes (Ethan Freeman), Mandy Patinkin (Colin Solman)

Regie: Fernando Trueba

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazit

Eine schöne Verbeugung vor schöneren Filmzeiten und eine gelungene Mischung aus Film über Film und leicht angehauchtem Befreiungs-Thriller. Ab 16. April 2021 auf DVD.

Heimkino: Red Penguins

Russland, Mitte er 90er. Dort gibt es das beste Eishockeyteam der Welt – aber alles zerfällt und keiner kümmert sich darum. Das zieht ein paar interessierte Amerikaner an, doch so ganz geradlinig läuft es ab hier nicht…

Dokumentation

Es gab Zeiten, da kam es einem so vor, als wären die meisten Dokus langweilig, oder, wenn man nur ZDF geschaut hat, über Hitler und sein Personal. Doch heutzutage gibt es Dokumentationen, die weit unterhaltsamer sind als viele Spielfilme. Das hier ist eine davon:

Verrückt und abgedreht!

Es ist kaum zu glauben, was man hier zu sehen bekommt – und das macht den Reiz bei diesem Film aus. Er ist vom Anfang bis zum Ende faszinierend und macht Spaß… bis er dann irgendwann ein bisschen kippt, weil die grausame Realität die absurde eingeholt, überholt und aus dem Beifahrerfenster auf sie schießt. Doch auch das gehört dazu, denn auch das sind die Dinge, die passiert sind, mögen sie auch noch so unfein und schmerzhaft sein.

Korrupt und mafiös

Auf der einen Seite haben wir also die Glücksritter, die in die Kapitalismuswüste Russland kommen und mit Striptease und Bären Kundschaft ziehen wollen und auf der anderen, wenn dann mal der Erfolg an die Tür klopft, die Mafia, die ihren Teil vom Gewinn, also den Gewinn, haben will und dafür, denn dafür ist es die Mafia, über Leichen geht. Letztlich ist das Ganze wahrscheinlich nur ein Beispiel dafür, was in Russland in diesen Jahren in den verschiedensten Bereichen gelaufen ist – und möglicherweise immer noch läuft. Dabei lebt der Film auch durch die Figuren, Protagonisten und Erzähler, die frei von der Leber weg plaudern oder auch einfach mal nur pokerfacig mögliche Abgründe präsentieren, in die man eigentlich gar nicht tiefer eintauchen möchte. Also, lieber kein Hockeyteam kaufen, zumindest nicht in Russland!

Regie: Gabe Polsky

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Red Fazits

Manchmal ist die Wirklichkeit wirklich schräg – und gerade das macht diesen Film ungemein unterhaltsam! Ab 9. April 2021 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Der Tatortreiniger – Die komplette Serie

Seine Arbeit fängt da an, wo sich andere abwenden und übergeben: Der Tatortreiniger! Wenn jemand einen Mord begeht, muss er hinterher zum Wischen kommen – womit man eher ihm eins auswischt. Das klingt fies, ist aber

Eine der besten deutschen Fernsehserien überhaupt!

Es geht also, und diese Serie gibt Hoffnung, dass man selbst in deutschen Landen ab und an mal gute bis großartige Fernsehunterhaltung auf die Hammelbeine stellen kann.

Clever, witzig, blutig…

…aber auf eine andere Weise, also… selten brutal, dafür aber ab und an ziemlich surreal, und vor allen Dingen

Abwechslungsreich bis der Arzt kommt

Oder in dem Fall eher der Leichenbeschauer… oder die Bestattungsunternehmer, die immer mal wieder auftauchen und zu den wenigen wiederkehrenden Figuren gehören, bei denen es dann aber jedes Mal ein großes Vergnügen ist – es sei denn, Sie haben noch keine Bestattungsvorsorge getroffen, dann wird es aber mal höchste Zeit!

Lausen

tun sich hier nicht die Affen, sondern es ist der Name des Unternehmens, für das der titulare Saubermann unterwegs ist. Hiermit liegt nun nicht nur die Serie komplett vor, sondern auch in einer Box, an der man eine Menge Freude haben kann, gerade in diesen coronösen Zeiten, in denen es sonst eigentlich nicht viel zu lachen gibt – und da man ab spätestens 22 Uhr ja auch Hausarrest hat, kann man sich die Zeit wenigstens ein bisschen verschönen. Natürlich sind alle Episoden mit dabei…

01. Ganz normale Jobs
02. Spuren
03. Nicht über mein Sofa
04. Geschmackssache

05. Über den Wolken
06. Die Challenge
07. Schottys Kampf
08. Angehörige
09. Auftrag aus dem Jenseits

10. Fleischfresser
11. Carpe Diem
12. Ja, ich will
13. Schweine

14. Wattolümpiade
15. Der Putzer
16. Damit muss man rechnen
17. Der Fluch
18. Tauschgeschäfte

19. Bestattungsvorsorge
20. Das freie Wochenende
21. Pfirsichmelba
22. Anbieterwechsel
23. E.M.M.A. 206
24. Freunde

25. Sind Sie sicher?
26. Özgür
27. Schluss mit Lustig

28. Rebellen
29. Currywurst
30. Der Kopf
31. Einunddreißig

…es gibt aber auch ein paar

Höhepunkte

Da ist zum Beispiel die großartige Auseinandersetzung mit den Neonazis, da ist der Mörder, der eigentlich nicht mehr am Tatort hätte sein dürfen, oder die phantastische Reim-Episode, einfach goethlich! Schlicht herrlich sind auch der weibliche Roboter, das Angebot in Sachen Religion ebenso wie das in Sachen Kunst, das Show-Sternchen, das es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt oder die Episode, in der er auf die Probe gestellt wird. Auch das Auftreten der Freunde bietet jede Menge Spaß – und die Sache mit dem Bunker von dem Kollegen im Elektromarkt erweist sich gerade in den letzten Monaten als fast schon prophetisch. Es ist ein wunderbares Paket, das ein reines Vergnügen darstellt, verpackt in Wohlgefallen, Witz und Humor. Nur Sterben ist schöner… doch dann kommt der Tatortreiniger und macht alles wieder sauber!

Mit

Bjarne Mädel sowie Charly Hübner, Florian Lukas, Milan Peschel, Fritzi Haberlandt, Michael Maertens, Simon Schwarz, Olli Schulz, Jens Harzer, Jule Böwe, Harald Burmeister, Sebastian Blomberg, Björn Meyer, Anita Vulesica, Bastian Reiber, Arne Feldhusen, Niels Bormann, Stephanie Stremler, Bernd Moss, Jörg Pose, Peer Martiny, Bettina Stucky, Carsten Meyer, Marten Laciny, Linda Zervakis, Alwara Höfels, Christian Kerepeszki, Michael Wittenborn, Jan-Peter Kampwirth, Robert Hertel, Barbara Nüsse, Anneke Kim Sarnau, Olli Dittrich, Joyce Mayne Sanha

Buch: Mizzi Meyer

Regie: Arne Feldhusen

Der Fazitreiniger

Vielleicht das lustigste, was das deutsche Fernsehen in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Beste Unterhaltung – viel Spaß! Ab 16. April 2021 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Der Chef – Staffel 1

Chief Ironside wird angeschossen und ist seitdem auf den Rollenstuhl angewiesen. Doch er gibt nicht auf und bleibt mit einer kleinen Spezialeinheit dem Verbrechen auf der Spur…

Alle Folgen der 1. Staffel in der deutschen TV-Fassung

Polizeiserien gibt es bekanntlich wie Sand am Meer und auch ähnliche Formate, wie beispielsweise „House“, entwickeln im Laufe der Zeit eine Formel, ein Schema, nach dem die Episoden dann zumeist ablaufen. Ergibt ja auch irgendwie Sinn bei einem Krimi, wo es um die Aufklärung eines Verbrechens geht. Hier geht man, zumindest noch in der Anfangsphase, unterschiedliche Wege. Die Fälle variieren und bieten dadurch hübsch viel Abwechslung. Das macht die Serie

Abwechslungsreich und clever

denn el Cheffe ist nicht nur klug und lässt das seine Untergebenen auch konsequent wissen, er, der seine Beine nicht benutzen kann, nutzt seinen Kopf, um die Rätsel zu lösen. Das zeigt eine schöne Art von Kompetenz, die heutzutage in so vielem fehlt, erinnere man sich nur an die idiotischen „Wissenschaftler“ bei „Prometheus“. Insofern ist es ein Vergnügen, einen kompetenten Ermittler bei der Arbeit beobachten zu dürfen. Wer es aber hyperpolitischkorrekt braucht, mag hier ein paar Probleme bekommen, da der Chef seine junge Mitarbeiterin wie eine Frau der damaligen Zeit behandelt, und da war sowas wie der Herd noch immer eine sehr angesagte Aktivitätsstätte.

Gaststars

Schon in dieser ersten Staffel bekommt man ein paar Gesichter zu sehen, die man aus Film und Fernsehen kennt. Bevor Jack Lord das Kommando von “Hawaii Fünf-Null” übernahm, traf er als Felix Leiter in “James Bond jagt Dr. No” mit Sean Connery den ersten James Bond der Filmgeschichte (und der zweite Felix Leiter aus dem dritten Bond-Film “Goldfinger” taucht auch in einer Folge auf, aber wer erinnert sich noch an Cec Linder?). Edward Asner, der der “Lou Grant” in der gleichnamigen Serie war, ist eine feste Größe im Fernsehen – und das selbst heute noch. Auch William Windom war Gast in einer Unmenge von Serien, Star Trek-Fans ist er aber unvergessen als Commodore Matt Decker in “Planetenkiller” (dessen Sohn Will Decker dann später in “Star Trek: Der Film” sein Schiff auch wieder jemand anderem überlassen musste). Auch ein Meister der asiatischen Kampfkunst gibt sich die Ehre: Kein geringerer als Bruce Lee. Und dann eröffnet Folge 14 mit einem jungen Mann, der einmal einer der größten Weltstars überhaupt werden und die Namen Han Solo und Indiana Jones berühmt machen sollte: Harrison Ford. Der sieht hier, im Jahre des Herrn 1967, noch sehr jung und ein bisschen unfertig aus – und hat in der deutschen Fassung selbstredend noch nicht den fabulösen Wolfgang Pampel. Stattdessen hört man einen anderen phantastischen – und leider vor ein paar Jahren von uns gegangenen – Sprachgiganten: Arne Elsholtz. Auf dem Papier klingt das, also die deutsche Stimme von Tom Hanks, Bill Murray und Eric Idle, ein bisschen merkwürdig, da aber auch Ford selbst noch nicht so ganz ausgereift ist, funktioniert das dann doch überraschend gut.

Stimmwechsel

Wie erinnern uns an Zeiten, in denen noch nicht alles auf Streamingplattformen komplett abrufbar war, sondern Fernsehserien in Amerika eingekauft, nach Deutschland gebracht, synchronisiert und dann ausgestrahlt wurden. Fernsehen war zu diesem Zeitpunkt noch in vielerlei Hinsicht anders als heute und Serien hatten selten eine durchgehende Handlung, sondern bestanden aus Einzelepisoden, die für sich standen und ohne Ansehen der anderen betrachtet werden konnten. In dieser Zeit kaufte man die Fernsehserien dann selten staffelweise ein, also eine komplette Staffel mit allen Episoden, sondern pickte sich manchmal nur die Rosinen heraus, wenn die Sache zum Beispiel schon lange gelaufen war und man eventuell sogar alle Episoden betrachten konnte. Bei „Raumschiff Enterprise“ ist es bekanntermaßen so gelaufen, aber, wenn man sich die Sprecher- und Sendeplatzwechsel so ansieht, fallen auch „Kobra, übernehmen Sie“ und „Hawaii Fünf-Null“ in diese Kategorie… und „Der Chef“ tut es auch. So kommt es also, dass zwischenzeitlich mal das komplette deutsche Stimmpersonal wechselt, was nicht nur daran liegt, dass die Episoden für verschiedene Sender und teils mit einem großen zeitlichen Abstand voneinander bearbeitet wurden, sondern auch daran, dass das in unterschiedlichen Städten stattgefunden hat. Die quasi „alten“ Episoden, die dann wohl Ende der 60er Jahre für das Öffentlich Rechtliche Fernsehen synchronisiert wurden, stammen aus Berlin und für Raymond Burr hört man den wunderbaren Martin Hirthe. Der war u.a. die deutsche Stimme von Walter Matthau, Adolfo Celi und Martin Balsam, dürfte aber auch der einzige sein, der zweimal den Blofeld geben durfte, und zwar erst für Telly Savalas und dann nochmal für Charles Gray. Eine tolle Stimme und jemand der gut mit ihr umzugehen weiß. Gleiches kann man allerdings auch über Hartmut Neugebauer sagen. Der übernahm die Rolle, als dann Anfang der 90er für einen Kabelsender die Bearbeitung der fehlenden Folgen in München anstand. Er war u.a. zu hören für Gene Hackman, John Goodman, Robbie Coltrane und leistete bei „Boston Legal“ nicht nur großartige Arbeit als Stimme für William Shatner, sondern war überdies für die Synchroregie verantwortlich.

Randnotiz

Die Fans von „Raumschiff Enterprise“ wissen eigentlich nicht, wie gut sie es haben, denn dort machte man sich die Mühe, bei der späteren Synchronphase so gut wie jeden noch verfügbaren Sprecher aus den alten Tagen wieder vors Mikrophon zu holen, was den Bruch zwischen der neuen und der alten Bearbeitung so gering wie möglich hält – und was eine sehr seltene Ausnahme ist. Zu dem kleinen Kreis zählen „Starsky & Hutch“ und „Miami Vice“, wo jeweils nur ein Sprecher wechselte. Bei anderen Serien, wie dieser und den weiter oben genannten, wechseln die deutschen Stimmen meist komplett… und bei „Mission: Impossible“ sogar mehrmals!

Bonus

Eine Folge, die nur in der englischen Fassung vorliegt (und es ist noch nichtmal eine Nazi-Episode, etwas, das so ziemlich jede amerikanische Serie ihr eigen nennt – und die es dann meist erst etwas später nach Deutschland geschafft haben), während die anderen Folgen nur deutschen Ton aufweisen.

Ironside / Der Chef (1967-75)

[Erste Synchronfassung]

Raymond Burr (Martin Hirthe), Don Galloway (Thomas Danneberg), Barbara Anderson (Ursula Herwig), Don Mitchell (Christian Brückner), Gene Lyons (Paul Edwin Roth) sowie Lee Grant (Beate Hasenau), Farley Granger (Claus Jurichs), Richard Anderson (Lothar Blumhagen), Quincy Jones (Edgar Ott), Peter Mark Richman (Gerd Martienzen), William Schallert (Dietrich Frauboes), John Saxon (Claus Wilcke), Don Strout (Fred Maire), Bruce Lee (Randolf Kronberg), Robert Reed (Claus Jurichs), Warren Stevens (Heinz Petruo), Bernie Hamilton (Edgar Ott), Pernell Roberts (Michael Chevalier), William Lucking (Arne Elsholtz), Paul Carr (Wolfgang Draeger), Vera Miles (Inge Landgut), David Carradine (Wolfgang Draeger), Harrison Ford (Arne Elsholtz)

[Zweite Synchronfassung]

Raymond Burr (Hartmut Neugebauer), Don Galloway (Ekkehart Belle), Barbara Anderson (Katharina Lopinski), Don Mitchell (Niko Macoulis/Martin Halm/Jan Odle), Gene Lyons (Herbert Weicker) sowie Jack Lord (Holger Schwiers), Michael Constantine (Jochen Striebeck), Edward Asner (Norbert Gastell), Steve Ihnat (Reinhard Glemnitz), Donnelly Rhodes (Holger Schwiers) Robert Lansing (Hartmut Reck), Kathie Browne (Susanne von Medvey), Cec Linder (Horst Sachtleben), Vincent Gardenia (Klaus Höhne), Nicholas Colasanto (Michael Gahr), James Farentino (Holger Schwiers), William Windom (Niels Clausnitzer), Gavin MacLeod (Reinhard Glemnitz). Joseph Turkel (Leon Rainer), Ned Romero (Thomas Albus), Gary Collins (Elmar Wepper)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Ironzit

Unterschiedliche Fälle, clevere Bearbeitung, klassisch-gutes Fernsehen. Ab 23. April 2021 auf DVD.

Heimkino: My Big Fat Greek Wedding – Hochzeit auf Griechisch

Griechische Familie in den USA. Der Vater ist traurig, dass seine Tochter noch immer nicht verheiratet ist, und, schlimmer noch, nicht mit einem Griechen. Dann lernt sie jemanden kennen – doch der ist nicht griechisch…

Herz am rechten Fleck

Dies wäre die Stelle, um mit griechischen Wortspielen zu beginnen… aber mir fallen keine ein. Da die Hauptdarstellerin Nia Vardalos auch gleich die Autorin des Films ist, darf man darauf hoffen, dass hier nicht schlicht üble Klischees über Griechen in Amerika heruntergebetet werden, sondern dass der Film das Herz am rechten Fleck hat und von jemandem kommt, der bzw. die weiß, wovon sie da erzählt. Und das macht, da sie einen angenehmen Humor hat, der gerne auch mal Dinge bricht, eine Menge Vergnügen.

Figurenzeichnung

Sie ist eine Figur mit Ecken und Kanten, aber sie kennt sich und ihre Familie gut genug, um die Dinge richtig einzuschätzen, was sie gleichermaßen ehrlich wie sympathisch macht. Schön ist, dass man bei allen Figuren ihre Motivationen erkennt und versteht und man im Laufe des Films auch wächst. Einzig die Omma mit dem Türkenhass ist so sehr drüber, dass man auf sie durchaus hätte verzichten können – und das ist für einen Film ein verdammt gutes Ergebnis!

My Big Fat Greek Wedding (2002)

Nia Vardalos (Claudia Lehmann), John Corbett (Charles Rettinghaus), Michael Constantine (Mogens v. Gadow), Joey Fatone (Christian Rudolf), Bruce Gray (Hans Bayer)

Regie: Joel Zwick

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

My Big Fat Greek Fazit

Amüsant, nicht unbedingt der Olymp des romantischen, aber dafür warmherzig und mit dem Herz am rechten Fleck. Ab 23. April 2021 auf Blu-ray.

Heimkino: Die schnelle Gerdi

Höhen und Tiefen einer Taxifahrerin, die mit Volldampf auf die Wechseljahre zu rast…

Ein Film in 6 Teilen von Michael Verhoeven“

Nicht zu verwechseln mit Paul, versteht sich, also weniger Gewalt und Sex. Und wie man sehen kann, hat er schon im Jahre 1989 das Konzept von Serien wie „Wandavsion“ in die filmische Tat umgesetzt, nämlich einen Film als Mehrteiler im Fernsehen umzusetzen… oder hat es zumindest behauptet. Wobei es sich schon eher um Einzelfolgen handelt, die aber durch durchgehende Elemente miteinander verknüpft sind, wodurch sie nicht allein im Raume stehen.

Streitbare Fahrerin

Die titulare Hauptfigur ist fern davon, perfekt zu sein, wobei, wenn sich sowas auf den Beruf auswirkt, ist das immer ein bisschen schwierig. Auch gibt es ein paar Bemerkungen und Verhalten betreffend Ausländern, die heutzutage durchaus als problematisch angesehen werden können… obwohl das im Freistaat natürlich noch immer anders sein kann. Dafür gibt es aber in Sachen Schauspieler jede Menge Gäste, die man aus anderen bayerischen Produktionen kennt… oder deren Stimmen synchronaffinen Personen vertraut sind, u.a. Michael Gahr, der in den „Star Trek“-Filmen, z.B. dem fünften, gerne mal für Klingonen besetzt wurde, Werner Abrolat, die Stimme von Gonzo aus der „Muppet Show“, Kabarettist Rainer Basedow, der so kongenial John Belushi in „Blues Brothers“ sprach und „Pumuckel“ Hans Clarin höchstselbst. Viel Spaß beim Wiedersehen und -hören!

Mit

Senta Berger, Michael Roll, Friedrich von Thun sowie Udo Jürgens, Jochen Busse, Karl Lieffen, Hans G. Mertens, Bruno W. Panthel, Udo Thoma, Herbert Weißbach, Heiner Lauterbach, Michael Gahr, Werner Abrolat, Kurt Weinzierl, Dirk Galuba, Rainer Basedow, Caterina Valente und Hans Clarin

Das schnelle Fazit

Solide Serie, die zwar wahrscheinlich nicht den Alltag einer hart arbeitenden Frau im Taxigewerbe darstellen will, aber durchaus gute Unterhaltung bietet, in die sich hier und da sogar ein paar wunderbare Ideen einschleichen. Ab 16. April 2021 auf DVD.

Heimkino: TOM SAWYER auf DVD & als Hörspiel-CD

Staffel 1.1

Die Abenteuer von Tom Sawyer als Zeichentrickserie…

Huckleberry Fun?

Ich bin mit Hörspielen aufgewachsen, teilweise zumindest, und da war auch der gute Tom Sawyer dabei. Viel mehr als gehört habe ich nicht von ihm, insofern sind meine Bande zu dieser amerikanischen Ikone – und seinem coolen??? – Freund Huckleberry Finn ein bisschen vage und verschleiert – und werfen die Frage auf, ob die versüßlichte Erinnerung mit diesen neuen Inkarnationen wieder aufgefrischt werden kann, d.h. ob der gute Tom zeitlos gut ist. Nuuuuun… schauen wir mal!

Twainspotting

Vielleicht ist es eine gute Möglichkeit für Kinder, einen ersten Einblick in Figur und Abenteuer zu bekommen und auf diese Weise daran herangeführt zu werden. Für meinen Teil, der ich ein alter Sack bin, ist die Animation durchaus schön gemacht, aber Figuren und teilweise auch die Sprache wirken eine Spur zu modern und ich habe dadurch leider nie das Gefühl, dass sich die Ereignisse im 19. Jahrhundert zutragen – was für Kinder aber keinerlei Rolle spielen dürfte.

Onkel Tom Sawyers Hütte?

Hinzu kommt der wahrscheinliche Versuch, eine bessere Welt zu zeigen, als sie es denn eigentlich war. Ich mag mich irren, aber ich würde es nicht für ausgeschlossen halten, dass bei Mark Twain durchaus das Wort „Neger“ auftaucht. Dass man heutzutage, in denen man gerade wahrscheinlich dabei ist, „Pippi Langstrumpf“ zu redigieren oder eher zensieren (was noch größere Ausmaße annehmen wird, sollte irgendwann mal der Begriff „Pirat“ auf die schwarze, äh, afro-amerikanische Liste gesetzt werden… oder „Pferd“), dieses Wort auftauchen lässt, damit ist hier natürlich nicht zu rechnen, auch wenn es der abgebildeten Zeit durchaus entsprechen – und Eltern die Möglichkeit zu einem Gespräch mit ihren Kindern darüber geben – würde. Stattdessen aber sieht man ein kleines, farbiges Mädchen, das weder auf den Baumwollplantagen schuftet noch von Klanmitgliedern vergewaltigt oder ausgepeitscht wird, sondern anerkannter Teil der Gruppe ist… und sogar ein bisschen am Schulausflug teilnimmt. In einem Land, das hier noch mehr als ein Jahrhundert von einer Verbesserng in Sachen Rassentrennung entfernt ist, erscheint das dann doch eher unrealistisch, leider! Zwar widmet man ihrer Familie eine eigene Episode, doch auch hier ist der Umgang mit der Geschichte und ihrer unschönen Aspekte eher zahm und zurückhaltend.

Huck Finn

Auch hatte ich diese Figur irgendwie als interessanter und „cooler“ in Erinnerung, selbst wenn es diesen Begriff weder zur Zeit der Entstehung der Vorlage noch zu der, zu der ich die Hörspiele gehört habe, schon gegeben hat. Kann aber in dem Fall durchaus komplett an mir liegen.

Das Original-Hörspiel zur TV-Serie

Hübsche Geschichten zum Hören… quasi die TV-Episoden plus Erzähler.

Mit

Tom Sawyer: Sebastian Fitzner

Huckleberry Finn: Konrad Boesherz

Tante Polly: Mareile Möller

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Tom Fawyer und Huckleberry Zit

Abenteuerliche Unterhaltung für Kinder. Von einem erwachseneren Standpunkt aus betrachtet aber vielleicht besser als „Einstiegsdroge“ in die Welt Tom Swayers, die man dann in anderen Medien vielleicht etwas vertiefen kann. Schade ist nur, dass (noch) die vielleicht bekannteste Geschichte um das Anstreichen eines Zaunes fehlt, naja, eventuell beim nächsten Mal. Ab 23. April 2021 auf DVD und CD.

Heimkino: BOSS LEVEL

© 2021 LEONINE Studios

Mann erlebt immer wieder den selben Tag, der darin besteht, dass ihn Killer, von denen er nicht weiß, wer sie sind oder warum sie ihm ans Leder wollen, umzubringen trachten…

Und täglich grüßt der Profikiller

oder auch

Killhog Day

Wie wir inzwischen schon öfter gesehen haben, ist das, was mit „Und täglich grüßt das Murmeltier“ auf die Leinwand losgelassen wurde, sein eigenes Genre geworden. Das ermöglicht es manchen Filmemachern, ein wenig mit der Formel und der Struktur zu spielen. So auch hier. Denn da man nicht mehr erklären muss, was passiert, kann man auch mal wild zwischen den Zeiten springen, was unser launiger Erzähler hier gerne macht, um uns durch die verschiedenen Gegner zu führen. Wunderbar gemacht, mit einem schönen Sinn für bösen Humor, an dem man wirklich seine Freude haben kann.

Endgegner

Einer der kleinen Unterschiede zum Original ist, dass man hier ein wenig in Richtung Videospiel geht, das nach dem Tod des Spielers ja manchmal auch wieder am Anfang des Levels startet. Es gibt die Anmutung von Spielen, aber konsequent als solches umgesetzt ist das Ganze dann doch nicht.

Heinrich, mir graut vor…

Nein! So schlimm ist es nicht. Aber seit Mel Gibson ja nicht wirklich mehr Kinofilme macht – auch wenn dieser hier auch auf der großen Leinwand ein noch größerer Spaß gewesen wäre – hört man seinen deutschen Stammsprecher, den großartigen Elmar Wepper, leider nicht mehr aus seinem Munde. Was extrem schade ist, da Wepper da einfach immer großartig gepasst hat und perfekt drauf lag. Eine der „Alternativen“, um es mal so zu nennen, kommt hier bereits zum dritten Mal zum Einsatz: Jürgen Heinrich. Ich hatte inzwischen dann auch endlich mal die Gelegenheit, ihn in „Dragged Across Concrete“ für Gibson zu hören und kann mir nun ein Urteil bilden. Er macht seine Sache durchaus gut, Profi, der er ist, aber er ist vom Klangtyp halt einfach völlig anders als Wepper. Man bekommt also einen guten Sprecher geboten, was ja heutzutage auch nicht mehr immer so selbstverständlich ist, aber das urige Gibsonfeeling, das ein Wepper erschafft, kann mit ihm leider nicht so richtig entstehen.

Bonus

Ein Making-of, in dem man etwas über die Produktion erfährt.

Mit

Frank Grillo (Dennis Schmidt-Foß), Mel Gibson (Jürgen Heinrich), Naomi Watts (Claudia Lössel), Michelle Yeoh (Silke Matthias), Annabelle Wallis (Jacqueline Belle), Ken Jeong (Axel Malzacher), Will Sasso (Milton Welsch), Meadow Williams (Antje von der Ahne)

Regie: Joe Carnahan

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit Level

Ein großer Spaß, launig erzählt, mit jeder Menge Humor, Action und Brutalität. Der Murmeltiertag wird zum Abmurkstag – und macht dabei eine Menge Freude, zumal die Figur ab und an immer wieder etwas dazu lernt, das sie weiter bringt. Ab 23. April 2021 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: SILK ROAD

Gebieter des Darknets“

Tjaaaaa, der deutsche Untertitel ist ein bisschen reißerisch, hätte man doch auch schreiben können:

Die Seidenstraße ist auch nicht mehr das, was sie mal war

Zugegeben ein wenig sperrig – und auch ein wenig am Thema vorbei. Denn es geht um folgendes:

Junger Mann meint, dass er den Staat schädigen kann, indem er Geschäfte ohne ihn abwickelt und schafft deshalb im Internet eine Plattform, auf der man sich Drogen frei Haus schicken lassen kann. Alter Mann von der DEA wird nach Verfehlungen aufs Abstellgleis in die Abteilung für Cyberverbrechen gesteckt, wo ihn so gar keiner ernst nimmt. Ob die Wege dieser beiden Männer sich wohl kreuzen werden…?

Wahre Geschichte

Tatsächlich beruht das Ganze auf wahren Begebenheiten, also nicht vorher googeln, denn es ist doch immer schöner, wenn man sich noch überraschen lassen kann.

Spannend!

Würden wir nicht in diesen eigenartigen Zeiten leben, wäre dies wieder einer der Kandidaten, denen man attestieren würde, dass sie es verdient hätten, es auf die große Leinwand zu schaffen, denn der Film bietet klasse Unterhaltung und eine gute Geschichte. Sehr schön ist es, dass man die Arbeit von beiden Seiten sieht, also sowohl Verbrecher als auch Verbrechensbekämpfer, so dass man immer auf dem neusten Stand ist, wie weit der eine davon entfernt ist, den anderen dingfest zu machen. Wobei wir dabei irgendwann in arge Grauzonen eintreten und gewisse Linien überschritten werden, was sich ein bisschen auf die Sympathieebene auswirken könnte.

Alt trifft auf neu

Eigentlich könnte man den ganzen Film auch als Plädoyer dafür ansehen, dass erfahrene Profis nicht ausgedient haben, nur weil man jetzt eine 12-Bit-Leitung hat oder etwas in der Art. Insofern kann einem ein wenig das Herz aufgehen, nicht, weil die ignoranten Kollegen den alten Sack wie einen solchen behandeln, sondern dass der mit seinen Methoden noch immer größere Erfolge erzielen kann als die kleinen Cyberkönige – eine Lektion, die das vorlaute Qchen aus „Skyfall“ auch mal lernen sollte, wir empfehlen ihm also diesem Film… und allen anderen eigentlich auch!

Mit

Jason Clarke, Nick Robinson, Jimmi Simson, Alexandra Shipp, Paul Walter Hauser

Regie: Tiller Russell

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Faz Road

Gerade, als man sich fragt, was eigentlich aus dem aufstrebenden Jason Clarke geworden ist, der gerade noch in allem drin war, was Rang und Namen hatte und dann plötzlich nicht mehr gesehen ward… nun, er ist zurück, in einem kleinen aber sehr feinen Film, der spannend und unterhaltsam ist. Gute Unterhaltung! Ab 23. April 2021 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Jack London: Wolfsblut

Alaska, Ende des 19. Jahrhunderts. Goldsucher, Abenteurer, Indianer – und ein Hund namens Wolfsblut…

Goldrausch mit Hund

In mancherlei Hinsicht erinnert diese Jack London Verfilmung an einen Italowestern (politisch korrekt natürlich Spaghettiwestern genannt), was nicht nur an Hauptdarsteller Franco Nero liegt. Denn teilweise ist das, was wir zu sehen bekommen, hart und böse, etwas, wovor diese Western nicht zurückschrecken. Und während in amerikanischen Produktionen Indianer wohlfeil niedergemäht werden durften wie Kornfelder, ohne dass jemand daran Ansoß nahm, wird hier der Mord an einem Ureinwohner als kaltblütig-widerwärtiges Verbrechen inszeniert, das sogar Konsequenzen hat – was, wenn man es mal so formuliert, definitiv für diesen Film spricht!

Hau-drauf-Synchro

Es war jene Zeit, in der es die Herren Karlheiz Brunnemann und Rainer Brandt es mit der originalgetreuen Bearbeitung nicht ganz so ernst und sich stattdessen ein paar Freiheiten nahmen, wobei sie mit Serien wie “Die 2” in die Vollen gingen. Auch die Filme mit Terence Hill und Bud Spencer erhielten Blödelsynchros, teilweise sogar bei Stoffen, die im Original weit ernster waren. Dieses Schicksal widerfuhr auch anderen Werken aus Italien – und, wie man hier hören kann war “Wolfsblut” eins davon. Zwar überschlagen sich die Dialoge hier nicht wie bei Spencer/Hill, aber den einen oder anderen Spruch kriegt der Zuschauer trotzdem gedrückt. Interessant wäre es, zu sehen bzw. hören, ob die typischen lauten Boxgeräusche bei den Schlägereien auch schon im Original vorhanden waren, oder ob sie der deutschen Fassung geschuldet sind, der durchaus brutale Hundekampf spielt jedenfalls schwerlich in der gleichen Tonalität.

Zanna Bianca / Jack Londons Wolfsblut (1973)

Franco Nero (Klaus Kindler), Raimund Harmstorf (Michael Chevalier), John Steiner (Lothar Blumhagen), Fernando Rey (Gottfried Kramer), Rik Battaglia (Heinz Theo Branding)

Regie: Lucio Fulci

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazblut

Kein hübscher Naturfilm, durch seine brutalen Tierkämpfe vielleicht nicht einmal für Kinder geeignet, wobei die deutsche Fassung mit ihren Blödeleinlagen mitunter eher eine Art Fremdkörper zu den schmutzigen Dingen des Filmes darstellt. Ab 16. April 2021 auf DVD.