Heimkino: Dracula

Die Dracula Mini-Retrospektive, Teil 1

Ein Mann namens Harker besucht das Schloss eines Grafen namens Dracula, doch der feine Herr ist weder das eine noch das andere, nächtigt oder vielmehr tägticht gerne im Sarg und ernährt sich vom Blut der Menschen…

Hammer!

Damit ist nicht nur der Film gemeint, sondern auch das Studio, das ihn produziert hat. In Fan- und Fachkreisen ist Hammer mit günstig produzierten Filmen und jeder Menge Horror verbunden, wofür diese Inkarnation von „Dracula“ eins der prominentesten Beispiele sein dürfte.

Der klassische Dracula

Sicher, das klassischste ist wahrscheinlich Bela Lugosi, aber im Ernst, wer von uns ist schon mit dem groß geworden? Also wer ein bestimmtes Alter hat und für wen es nicht gerade Gary Oldman ist, für den oder die dürfte

Christopher Lee

wohl nicht mehr und nicht weniger als der Dracula sein. Zumindest war er wohl für lange Zeit der präsenteste, kehrte er doch, auch wenn der Blutsauger hin und wieder eigentlich ins Gras biss, immer wieder zu dieser Rolle zurück, die sein Leben geprägt haben dürfte wie keine zweite und lange, bevor er dann sich dann als Saruman im „Herr der Ringe“ eine verdiente Rückkehr zum Ruhm erspielte. Stolze zehn mal trat der einzige Mann, der sowohl Sherlock als auch dessen Bruder Mycroft Holmes spielte, in der Rolle des Dracula auf, während es Kollege Lugosi gerade mal auf fünf Auftritte brachte. Lee hat im Laufe seiner Karriere mehr als hundert Filme gedreht, von Klein- und Kleinstrollen in „Panzerschiff Graf Spee“ und „Der beste Mann beim Militär“ über den „Mann mit dem goldenen Colt“ als Gegner von James Bond bis hin zu „Gremlins 2“, um nur die Spitze der Spitze des Eisbergs anzuschneiden. Er war verwandt mit Tolkien und bekannt mit Bond-Erfinder Ian Fleming, oder umgekehrt, oder beides, und war dann irgendwann auch mal in der „Star Wars“-Reihe anzutreffen. Dort fand sich vorher – und, durch den Compter wahrlich wiederauferstanden, auch später – Leinwandkollege Peter Cushing. Der spielte in „Der Hund von Baskerville“ Sherlock Holmes, während Lee der titulare war, also Baskerville, nicht Hund, aber schon im nächsten Film, „Das Halsband des Todes“, avancierte Lee zu Holmes. Wie dem auch sei ist in diesem ersten „Dracula“-Film von Hammer nicht Lee der erstgenannte im Vorspann, sondern Cushing.

Dr. Acula

(Zitat aus „Ed Wood“, in dem es allerdings um Lugosi geht und nicht um Lee.) Diese „Dracula“-Verfilmung ist eine relativ freie Umsetzung des Romans von Bram Stoker und ironischerweise ist das Plagiat, „Nosferatu“ mit Max Schreck als seinem wirklichen Namen alle Ehre machenden und schrecklich erschreckenden Graf Orlock eigentlich dichter an der Vorlage. Die Hammer-Version vereinfacht das eine oder andere, macht die Sache etwas schlanker und bringt so eine knackige Umsetzung zustande, bei der man sich eigentlich nur eins wünscht: mehr Christopher Lee. Der hält sich vornehm zurück, was aber auch Lees Version des Grafen gut zusammenfasst, vornehm, elegant, der Gentleman unter den Blutsaugern. All das ist hier natürlich noch ein wenig rudimentär, aber dank des wohl unterwarteten wie großen Erfolges sollte dies, trotz Leinwandtod, nicht der letzte Auftritt von Graf Dracula bleiben…

Bonus

Normale und restaurierte Fassung, die Super8-Version, was ein schöner Rückblick ist und jüngeren Zuschauern zeigen kann, auf welch reduzierte Weise man Filme lange vor ihrer Zeit im Heimkino betrachten konnte, durfte oder musste, sowie ein deutscher Audiokommentar, der diverse Hintergründe und Einblicke in den Themenbereich bringt.

Dracula (1958)

Peter Cushing (Erich Schellow), Christopher Lee (Wolfgang Eichberger), Michael Gaugh (Friedrich Schoenfelder), John Van Eyssen (Friedrich Joloff), Carol Marsh (Marion Degler)

Regie:Terence Fisher

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Graf Fazcula

Knackige Umsetzung des Romans, die Geschichte schrieb und die Figur des Dracula für lange Zeit prägte, vielleicht sogar Dinge wie „Buffy“ und „Twilight“ überhaupt erst möglich gemacht hat, also definitiv der, den man gesehen haben sollte. Ab 27. September 2019 auf Blu-ray.

Heimkino: BAUHAUS – DIE NEUE ZEIT

Kennt man,

TOOM, OBI, BAUHAUS

alles das gleiche. Oder vielleicht nicht? Ist da vielleicht noch eine andere Wahrheit? Oder etwas anderes, für das der Begriff Bauhaus steht? Nun, wer sich mehr dafür interessiert als für

alles, außer Tiernahrung

der kann mit dieser kleinen Serie seinen Horizont erweitern, so, wie es einige der Figuren tun wollen oder sollen. Im Jahre 1919 geht es los, in Weimar, wo es eine Schule gibt und einen Mann namens Gropius. Da geht es um Kunst in vielen ihrer Ausdrucksformen, nicht nur erzählt aus der Perspektive von Gropius persönlich, sondern auch aus der einer Schülerin, was den Machern ermöglicht, unterschiedliche Blickwinkel zu zeigen. Da der Große Krieg, der sich später in Erster Weltkrieg umtaufen lassen musste, gerade vorbei war, schwabbte eine neue Bewegung durch das Land, der fiese Nationalsozialismus, der die Welt leider in einer so unangenehmen Weise prägen sollte, dass wir noch immer nicht von ihm befreit sind. Hier kann man, in

fiktionalisierter Form

versteht sich, also nicht nur die Entwicklung des Bauhaus selbst erleben, sondern auch, wie sich die politischen Richtungen und Unrichtigkeiten dieser Zeit darauf ausgewirkt haben.

Diehl or no Diehl

Nachdem er jüngst erst den „jungen Karl Marx“ gegeben hatte, spielt er nun mit Gropius eine weitere bekannte geschichtliche Figur, wobei er einmal mehr eine gute solche macht.

Mit

August Diehl, Anna Maria Mühe, Valerie Pachner, Ludwig Trepte, Hanns Zischler, Corinna Kirchhoff

Regie: Lars Kraume

Tizaf

Interessanter Einblick in die Geschichte eines Wortes, mit dem manche wahrscheinlich etwas völlig anderes verbinden. Man darf aber auch davon ausgehen, dass vieles erfunden ist, z.B. die Beziehung zwischen Dörte Helm und Walter Gropius und dass sie quasi der größte Einfluss auf die Baushausschule überhaupt war, wie einem die Serie andeutet, mag eher ein Kind unserer Zeit sein als der Realität entsprechend. So ist es ein bisschen schade, dass die Serie genau das macht, was Gropius der Journalistin, die ihn interviewt vorwirft, nämlich sich mehr für eine Liebesgeschichte zu interessieren als für die Fakten, zumal diese Geschichte eben durchaus erfunden sein könnte. Stattdessen wäre es näher am Thema gewesen, wenn man am Ende mal ein bisschen von dem gezeigt hätte, was Baushaus wirklich geschaffen hat, anstatt sich in Phantasien zu ergehen. Ab 26. September 2019 auf DVD.

Heimkino: Angel Heart / Digital Remastered

Detektiv aus Brooklyn wird von reichem Mann beauftragt, jemanden zu suchen, mit dem der noch eine Rechnung offen hat. Der Fall ist verzwickt, die Spur verwinkelt und ihm werden nicht Steine in den Weg gelegt, sondern Leichen…

Kultig

Um nicht zu sagen

Okkultig

Irgendwie hatte „Angel Heart“ immer etwas besonderes. Zum Beispiel ist er möglicherweise der erste Film, bei dem, neben dem Roman, auf dem er basierte, auch das Dialogbuch der deutschen Synchronfassung als Taschenbuch veröffentlicht wurde… wahrscheinlich ist er sogar der einzige, bei dem das überhaupt jemals geschah. Er hatte wunderbare Stellen, die man gerne zitierte, wie

Mephistopheles klingt so übertrieben in Manhattan“

was einfach toll war. Das Wortspiel mit dem Namen, das dieser Textstelle vorausging, war clever. Dann war da ein großartig aufgelegter Robert de Niro, der damals noch „hungrig“ war, also Lust hatte, zu spielen, das Gegenteil von heute; ein Genuss, wie er das Pellen eines Eis zelebrtiert. Und natürlich Joachim Kerzel (Christian Brückner weilte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich in den USA und wurde nicht extra für Synchros eingeflogen), der sich die deutschen Texte genüsslich auf der Zunge zergehen ließ, schlicht genial. Dass man Lisa Bonet, die Tochter aus „Bill Cosbys Gefängnisbande“, äh, „Familienbande“ mal von einer anderen Seite zu sehen bekam, hat auch nicht geschadet. Das sind die Dinge, die einen damals beeindruckten. Heute, mit etwas mehr Erfahrung im Umgang mit Filmen… bleibt all das fraglos bestehen. Aber es kommt noch etwas dazu:

Zwischen den Zeilen

Jedes Mal, wenn ich heute nach einem Film jemanden sagen höre, „diese eine Sache in dem Film eben war eine Metapher für“ kriege ich das kalte Kotzen. Man kann keinen Film machen, und alles ist eine geradeheraus erzählte Geschichte, aber Stelle X ist dann plötzlich eine Metapher, juppdidu? Nein, Leute, so geht das nicht. Wer etwas über

Metaphern, Symbolik und Bilder

wissen möchte und wie man sie

organisch in die Handlung integriert

der findet in „Angel Heart“ ein hervorragendes Beispiel dafür. Da gibt es das Element des Ventilators, das des Aufzugs, beide mit einer Bedeutung für Handlung und Figur behaftet, beides organisch und im Film immer wieder auftauchend verwendet. So macht man das und nicht „hier is meine Metapher, hab ich die nicht toll ausgedacht?“ Nein, haste nicht, schau dir diesen Film an und lern daraus, wie mans richtig macht. Dazu zählt auch, wie hier die Musik eingesetzt wird, das eine Stück, das auf Johnny Favorite, den verschwundenen Schnulzensänger verweist und das immer mal wieder auftaucht, subtil, aber durchgehend. Ein Film, der weiß, was er tut, von einem Regisseur, der weiß, was er tut – und das, wie man weiß, tut gut.

Bonus

Neben anderen Sachen ein Audiokommentar mit Regisseur Alan Parker, der ausgesprochen erhellend ist, aber leider auch einiges an geschwiegenen Leerlauf hat.

Angel Heart (1987)

Mickey Rourke (Joachim Tennstedt), Robert De Niro (Joachim Kerzel), Lisa Bonet (Ulrike Möckel), Charlotte Rampling (Viola Sauer), Stocker Fontelien (Alf Marholm), Elisabeth Whatcroft (Evelyn Maron), Michael Higgins (Peter Fitz), Brownie McGhee (Helmut Krauss), Dann Florek (Peter Matic), George Buck (Holger Kepich), Gerard L. Orange (F.G. Beckhaus), Eliott Keener (Gerd Duwner), Kathleen Wilhoite (Hansi Jochmann)

Regie: Alan Parker

Johnny Fazvorite

Spannend, clever, sexy. Gut gespielt – und ein perfektes Beispiel dafür, wie man Symbolik, Metaphern und Bilder organisch in die Handlung einbaut, so dass daraus ein großes Ganzes entsteht. Auf jeden Fall sehenswert! Ab 19. September 2019 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Sinola / Digital Remastered

Reicher Mann will Mexikaner jagen, der die Weißen als Banditen bezeichnet und sie bezichtigt, seinem Volk das Land gestohlen zu haben. Er engagiert einen wortkargen Kerl, der ihm bei der Jagd helfen soll…

Spannender Spätwestern

Was man vor allem an ein paar der modernen Waffen erkennt, Automatikpistolen, die ansonsten im Western eher nichts zu suchen hätten. Die Geschichte ist gut und reißt ein sehr interessantes Thema an, nämlich, dass der Weiße Mann ein Landdieb ist, der die Einheimischen um Grund und Boden bringt, das er dann aber leider nicht wirklich weiter verfolgt. Aber man ist ja schon dankbar, dass sowas überhaupt mal thematisiert wird. Davon ab haben wir eine spannende Handlung und Clint Eastwood spielt den Typ Mann, den er in Western irgendwie meistens spielt, den harten, wortkargen Kerl, der das tut, was er für richtig hält und sich dabei nicht in die Suppe spucken lässt, oder die Bohnen, oder was sonst gerade zur Hand ist. Macht aber nix, da Westernlegende John Wayne ja auch nichts anderes gemacht hat. Insofern weiß man also, woran man ist.

Zum Niederknien schön

Der Film punktet aber nicht nur mit einer spannenden Geschichte, er bietet auch Schauwerte, die John Ford neidisch gemacht hätten. Zwar bekommen wir nicht das rote Monument Valley zu sehen, das Ford zur Filmlandschaft umfunktionierte, dafür aber kluftige Berge und zerklüftete Landschaften, eingebettet in blauen Himmel und kalte Luft, die ihre Konturen so richtig zur Geltung bringt. Allein das macht den Film schon sehenswert und hebt ihn von anderen Konkurrenten auf dem Markt des Westerns ab.

Cramer vs. Kindler

Aus dem Munde von Clint Eastwood ist in der deutschen Fassung nicht die Stimme zu hören, mit der ihn die meisten deutschen Zuschauer verbinden werden, also Klaus Kindler, sondern sein Kollege Michael Cramer. Der war, wie Kindler, Münchner und so fragt man sich, wenn man schon einen Sprecher aus einer anderen Stadt nach Berlin importiert, warum man dann nicht gleich Kindler nimmt? Die Antwort muss leider schuldig geblieben werden. Cramer kommt Eastwoods echter Stimme durchaus nahe, der Kult ist und bleibt allerdings Kindler.

Joe Kidd – Sinola (1972)

CLINT EASTWOOD (Michael Cramer), ROBERT DUVALL (Gerd Martienzen, JOHN SAXON (Claus Wilcke), DON STROUD (Christian Brückner), STELLA GARCIA (Hannelore Elsner), JAMES WAINWRIGHT (Hans Nitschke), PAUL KOSLO (Thomas Danneberg), GREGORY WALCOTT (Arnold Marquis), LYNNE MARTA (Marianne Lutz), JOHN CARTER (Dietrich Frauboes), PEPE HERN (Knut Hartwig), PEPE CALLAHAN (Richard Haller)

Regie: John Sturges

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Ein Mann ohne Fazit

Spannender Spätwestern mit guter Geschichte und jeder Menge Schauwerten. Ab 19. September 2019 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: L’Auberge espagnole – Barcelona für ein Jahr

Junger Franzose soll, damit er in einem zukünftigen Job den Markt besser kennt, nach Barcelona, um Spanisch zu lernen, doch allein eine Unterkunft zu finden ist mit Steinen im Weg belegt…

Sympathische Europäisierung

Oder auch:

Ein Film, den Boris Johnson nicht verstehen würde

Denn in einer Welt von vernünftigen Menschen ist eher das Zusammenwachsen wichtig als die Separierung. Man muss sich nicht selbst aufgeben, um mit anderen (Kulturen) zusammenleben zu können, man kann sich einbringen, man kann einander kennenlernen, aber man muss nicht direkt den Tunnel, den man in mühevoller Kleinstarbeit über Jahre hinweg unter dem Kanal gebuddelt hat wieder mit Zement zuschütten. Natürlich geht es um all das in dem Film nicht, aber dann doch irgendwie schon, auch wenn man es im Zweifel etwas besser in den Vordergrund hätte stellen können. Eigentlich geht es nämlich, wie üblich bei jungen Menschen, auch um die Liebe, aber wir leben in Zeiten, in denen man auch in eine

charmante Komödie,

die viele Sprachen spricht,

aber eigentlich nur die der Liebe braucht

mal in die Kritik an Dingen, die in unserer Zeit einfach mal gerade völlig falsch laufen, einbauen… und dabei doch auch einen schön zitierfähigen und fast schon poetischen Satz in die Kritikwelt werfen. Es ist eine internationale WG, es sind nette Figuren, viele Sprachen, ein bisschen Liebe, ein bisschen Sex, ein bisschen Studium, aber nur sehr wenige Vorurteile und Rassismus, welche, hmmm, vom Bruder der Engländerin kommen. Na, wenn das mal keine Schatten vorausgeworfen hat…

Mit

Romain Duris, Cécile de France, Audrey Tautou, Kelly Reilly, Barnaby Metschurat

Regie: Cédric Klapisch

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der nicht deutschen Fassung aber auch nicht Originalfassung]

F’Azit allemande

Nette Komödie, die uns, zwischen den Zeilen, zeigt, dass man in Europa eigentlich gut miteinander auskommen könnte, wenn sich denn irgendjemand einen Scheiß darum scheren würde! Ab 19. September 2019 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Die Dolmetscherin / Digital Remastered

Dolmetscherin bei der UN hört etwas, das auf ein Attentat auf einen afrikanischen Staatsmann hindeuten könnte…

Spannender Politthriller

Eigentlich stößt er einen mit der ersten Szene vor den Kopf, doch dann zieht er einen langsam ins Geschehen, baut seine Geschichte auf, stellt seine Protagonisten vor und mehr und mehr erfahren wir, worum es geht. Es ist sogar so, dass die Ermittler die richtigen Fragen stellen, z.B. die nach der Wahrscheinlichkeit, dass sich eine solche Situation überhaupt ergeben würde. Das befriedigt und man weiß, dass man hier nicht verarscht wird und dass sich die Filmemacher ausnahmsweise mal Gedanken gemacht haben.

Afrikakrise

Es geht um Afrika, um Mord an der Bevölkerung, um Massenmord und letztlich um das, was schlechte Menschen mit einem guten Land machen können. Das ist leider ausgesprochen realistisch und dabei dennoch ungemein spannend. Denn die Ermittlungen führen einen immer näher an das mögliche Attentat heran, ohne dass man direkt weiß, was eigentlich gespielt wird. Es gibt Wendungen und Bedrohlichkeit, gewürzt mit einer kleinen Prise Humor, doch die Klarheit kommt erst am Schluss, so, wie sich das bei einem guten Krimi gehört – und das hier ist kein guter, sondern ein hervorragender!

Bonus

Ein alternatives Ende, das eigentlich interessanter ist als das, das man verwendet hat, diverse Einblicke hinter die Kulissen und ein Audiokommentar mit Syndey Pollack, was einem alles über den Film und seine Entstehung sagen sollte.

OT: The Interpreter (2005)

Nicole Kidman (Petra Barthel), Sean Penn (Tobias Meister), Catherine Keener (Martina Treger), Jesper Christensen (Wolfgang Condrus), Sydney Pollack (Klaus Sonnenschein), David Zayas (Gerald Paradies)

Regie: Syndey Pollack

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung ]

Fazit

Exzellenter Politthriller, von Anfang bis zum Ende spannend und sehr gut gespielt. Ab 19. September 2019 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Agatha Christie: MARPLE – Staffel 1

Erstmals die komplette erste Staffel mit allen vier Langfolgen

Mord ist ihr Hobby: Miss Marple ermittelt wieder…

Frischer Wind in alten Segeln

Nachdem Margaret Rutherford (nach der möglicherweise Rutherford Hall in der „Paddington“-Episode benannt ist) die Hobbydetektivin auf der Leinwand prägte und dafür immer in Erinnerung bleiben wird, gaben sich auch andere Damen in der Rolle die Ehre. Die mögen zwar teils näher an der literarischen Vorlage gewesen sein, das Problem ist allerdings, dass die Morde der Miss Marple, um Gary Oldman aus „Leon, der Profi“ zu zitieren, die „Angewohnheit haben, irgendwann abgefuckt langweilig“ zu werden. Das ist eine Klippe, die man hier dankenswerterweise umschifft. Das Ganze wirkt überraschend frisch und dynamisch, was der Rezeption durchaus entgegen kommt. Die alte Dame drängt sich zwar auch weiterhin nicht in den Vordergrund, dafür aber sind die Auflösungen hübsch gemacht. Sehenswert werden die Filme nicht nur durch die guten Kriminalfälle, sondern auch durch die nahezu bombastische Besetzung.

Sherlock und Mycroft Holmes

Hier drückt sich alles, was im britischen Entertainmentbereich Rang und Namen hat, die blutverschmierte Klinke in die Hand. Ian Richardson spielte zweimal den Sherlock Holmes, Mark Gatiss aus „The League of Gentlemen“ gab dessen Bruder in „Sherlock“ von ihm und Steven Moffat, der auch die Serie „Coupling“ schrieb, in der Jack Davenport die Hauptrolle hatte, bevor den der „Fluch der Karibik“ befiel. James Fox Bruder Edward war mit Miss Marple in dem Film „Mord im Spiegel“ verwandt, Joanna Lumley agierte „Mit Schirm, Charme und Melone“, Tim McInnerny war ein wahrer Darling in „Black Adder“, Ben Miller ermittelte selbst im einen oder anderen „Death in Paradise“ und John Hannah war zugegen bei „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“. David Warner spielte von Gilliam bis „Star Trek“ in allem mit, außer Bond, Marc Warren war Trickbetrüger in der exzellenten Serie „Hustle“ und in „Doctor Who“ waren die meisten eigentlich auch. Überraschend und angenehm ist es, Herbert Lom zu sehen, dessen bekannteste Rolle wahrscheinlich die des Kommissar Dreyfuss in den „Inspektor Clouseau“-Filmen sein dürfte. Mehr Stars bekommt man bestenfalls zu sehen, wenn man einen „Avengers“-Film schaut.

Die Fälle (2004)

DIE TOTE IN DER BIBLIOTHEK

MORD IM PFARRHAUS

16 UHR 50 AB PADDINGTON

EIN MORD WIRD ANGEKÜNDIGT

Mit

Geraldine McEwan (Liane Rudolph) sowie Tara Fitzgerald (Rubina Nath), Ben Miller (Nicolas Böll), James Fox (Thomas Kästner), Simon Callow (Kaspar Eichel), Ian Richardson (Lothar Blumhagen), Joanna Lumley (Andrea Aust), Jack Davenport (Peter Flechtner), Janet McTeer (Susanne von Medvey), Derek Jacobi (Friedhelm Ptok), Herbert Lom (Claus Wilcke), Tim McInnerny (Michael Iwannek), Mark Gatiss (Stefan Krause), Jenny Agutter (Jana Kozewa), David Warner (Axel Lutter), Matthew Goode (Norman Matt), Robert Powell (Reinhard Kuhnert), Jason Flemyng (Patrick Winczewski). Christina Cole (Marie Bierstedt), Michael Landes (Tobias Nath), John Hannah (Stefan Staudinger), Charlie Creed-Miles (Asad Schwarz), Catherine Tate (Katharina Spiering), Zoe Wanamaker (Marianne Groß), Pip Torrens (Bernd Egger), Marc Warren (Bastian Sierich)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Miss Fazit

Angenehm frisch, mit guten Fällen und nicht so verstaubt, wie manch andere Miss Marple-Verflimung. Ab 27. September 2019 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: NARCOS: MEXICO

Nachdem wir in den ersten drei Staffeln Columbien, Drogenstar Pablo Escobar und das Cali Kartell abgearbeitet haben, verschlägt es uns nun, wie der Titel schon sagt, nach Mechico. Dort steigt ein junger Mann erstmal ins Dope-Geschäft ein, doch auch wenn er damit Millionen scheffelt, eins scheinen viele Drogenbarone einfach gemein zu haben: sie wollen immer mehr – und das ist irgendwie immer mit Tod und Blutvergießen verbunden…

Neuer Spielort, neue Spieler, bewährte Struktur

Narcos“ gehört zu den wenigen Serien, die bislang noch nie enttäuscht haben. Und so bietet auch diese Staffel wieder eine gelunge Mischung aus Drogenthriller, Geschichtsstunde und Anleitung, wie man ein Drogenkartell aufbaut und was man dabei besser vermeiden sollte. Das ist eine gleichermaßen spannende wie unterhaltsame Mischung, die uns einmal mehr die Männer hinter den Drogen näher bringt, ohne die als Abziehbilder von Kriminellen zu charakterisieren. Man ist nicht unbedingt auf ihrer Seite, aber irgendwie sind sie dann doch menschlich. Zumindest der eine oder andere von ihnen. Und das ist schon eine besondere Leistung, die die Serie hier wieder vollbringt – auch wenn es, wie üblich, gegen Ende der Staffel heftig zur Sache geht. Aber, wie heißt es doch so schon, das Drogengeschäft ist kein Ponyhof, also wird hier mehr fließen als Tränen.

Er, Zähler

Auch in dieser Staffel gibt es wieder einen Erzähler, der launig kommentiert, doch es ist nicht der aus der letzten Staffel. Faszinierenderweise aber ist diese Staffel, auch wenn man es zunächst vielleicht denkt, keine direkte Fortsetzung der vorherigen. Überraschenderweise laufen einem nämlich irgendwann alte Bekannte über den Weg und dann geht einem plötzlich auf, was da eigentlich gerade geschieht. Was ein super Kniff ist und einen überraschend trifft, wenn man vorher nicht genau auufgepasst und 2 und 2 zusammengezählt hat. Gegen Ende erlebt man dann sogar etwas, von dem bereits in Staffel 1 gesprochen wurde – womit sich sowohl ein Kreis schließt als auch ein neuer öffnet, denn dass der Krieg gegen die Drogen weitergeht, das wissen wir ja…

Mit

Michael Peña (Carlos Lobo), Diego Luna, Matt Letscher (Jaron Löwenberg), Scoot McNairy (Matthias Deutelmoser)

Farcos

Eine Serie, die ihr hohes Niveau hält, unter-hält und nebenbei noch einen faszinierenden Blick in die Welt des internatinalen Drogenhandels gewährt. Ab 27. September 2019 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: MADE IN AMERICA

Junge farbige Frau findet heraus, dass ihr Vater aus einer Samenbank stammt – und, dass er weiß ist…

Komödie

Hat hier und da ein paar nette Momente und natürlich eine gleichermaßen schöne wie notwendige Aussage, ist aber doch ein Stück davon entfernt, perfekt zu sein. Dafür ist sie, wenn man sie sich so in der Retrospektive betrachtet, in mancherlei Beziehung durchaus interessant.

Die Spieler

Whoopi Goldberg ist die Erstgenannte, was nicht nur absolut richtig ist, sondern, traurigerweise, in jenen Zeiten auch eher selten, da sie a) eine Frau und b) eine Schwarze ist, beides nichts, was einen für gewöhnlich an die Spitze der Besetzungsliste oder ins Weiße Haus bringt. Nichtsdestotrotz war sie zu dieser Zeit der größte Star in der Besetzung, zumindest der größte Filmstar! An zweiter Stelle kommt Ted Danson. Der Mann hat ununterbrochen gearbeitet und dürfte jedem Amerikaner bekannt gewesen sein – allerdings nicht von der großen Leinwand, sondern aus dem Fernsehen, wo er elf Jahre lang in „Cheers“ seinen Charme spielen ließ. Wir wissen ja, dass in Amerika lange Zeit zwischen Fernsehen und Film getrennt wurde und nur, weil man ein großer Held auf der Mattscheibe war, hieß das noch lange nicht, dass man es auch auf die und der Kinoleinwand brachte. Danson, der dem Fernsehen treu geblieben ist, hatte zu diesem Zeitpunkt zwar auch mehrere Filme gedreht, aber das TV dürfte nach wie vor das Medium gewesen sein, mit dem ihn die Zuschauer verbanden. Bei der Person, die als dritte genannt wird, wird es nun interessant, denn es ist nicht Nia Long, die definitiv die drittwichtigste Rolle in diesem Film hat. Nein, es ist der Mann, der alle seiner Kollegen hier überflügeln und zu einem der größten Megastars überhaupt werden sollte: Will Smith! Warum er, der sich zu dieser Zeit ebenfalls seine Sporen im Fernsehen verdiente und als „Prinz von Bel Air“ zum Star avancierte, noch vor Frau Long genannt wird… da wäre ein Audiokommentar schön gewesen, der es einem erklärt hätte,

Die Sprecher

Auch hier ist es Frau Goldberg, die einmal mehr von ihrer langjährigen Stammsprecherin Regina Lemnitz synchronisiert wurde, die ihre Sache wie üblich super macht. Bei Ted Danson nun wird es interessant. „Cheers“ könnte zu diesem Zeitpunkt bereits bei RTL gelaufen sein, aber so richtig schien sich der für ihn super passende Rüdiger Bahr da noch nicht durchgesetzt zu haben. Gesprochen wird er von Leon Boden, der widerum, neben Charles Rettinghaus, den Rekord darauf halten dürfte, die meisten schwarzen Darsteller gesprochen zu haben, von Samuel L. Jackson bis zu Denzel Washington… und Will Smith, den er nur wenig später in „Independence Day“ sowie drei weiteren Filmen vertonen sollte. Aus dessen Mund nun hört man hier nicht seine Stimme aus „Bel Air“, Jan Odle, der sich irgendwann dann zum Glück, weil treffend und ziemlich perfekt, als Stammsprecher für ihn durchsetzen sollte, sondern Oliver Rohrbeck, der heutzutage den Ben Stiller gibt, eine lebende und sprechende Legende aber vor allem für Justus Jonas bei den „drei ???“ ist. Soviel zu Themen, die eigentlich niemanden interessieren.

Made in America (1993)

Whoopi Goldberg (Regina Lemnitz), Ted Danson (Leon Boden), Will Smith (Oliver Rohrbeck), Nia Long (Natascha Rybakowski), Jennifer Tilly (Katharina Gräfe)

Regie: Richard Benjamin

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazit

Nette Unterhaltung, die aber auch noch Luft nach oben hätte. Ab 20. September 2019 erstmals als Blu-ray.

Heimkino: 15 MINUTES OF WAR

Die wahre Geschichte einer tödlichen Mission

1976. In der französischen Kolonie Dschibuti entführen Terroristen einen Bus mit Schulkindern. Eine Spezialeinheit wird in das Land geschickt, um die Geiselnehmer auszuschalten…

Spannend!

Und das gleich in mehrfacher Weise. Es ist immer schön, Profis bei der Arbeit zuzusehen und hier haben wir eine Spezialeinheit, die einen Plan hat, wie man mit einer solchen Situation umgehen kann. Das führt zu einiger Atemlosigkeit, wenn sie in ihren Positionen lauern und darauf warten, zuschlagen zu können. Irgendwann kommt es dann auch noch zu einer Art Endschlacht, und auch die kann sich sehen lassen. Besonders, weil sie besonders in einer Weise realistischer wirkt, als man es in anderen Produktionen vorgesetzt bekommt. Denn dort hat man einen Mark Wahlberg, der alleine gegen 2.000 Turbanträger siegt, warum auch immer. Hier ist es eine Gruppe von Spezialisten, die die angreifenden Gegner einzeln und gezielt aufs Korn nehmen müssen. Das entwickelt zwar eine gewisse Videospielästhetik, macht aber nichts, weil es ja aus der Perspektive des Scharfschützen gezeigt wird, und die schauen nunmal durch Zielfernrohre. Sehr schön definiert ist auch das Team, weil alle unterschiedlich sind und man bei jedem weiß, woran man ist. Vorbildliche Personenzeichnung, die mit wenig viel erreicht.

Die Frage

Die sich nun stellt, ist nicht, wie es dazu kommen konnte oder warum die französische Regierung nicht anders reagiert hat, sondern wieso wir einen Film wie diesen nicht im Kino zu sehen bekommen? Der ist spannend, der ist aktuell, der ist gut – und für die große Leinwand hätte er vielleicht auch eine Synchro bekommen, die eine Spur besser gewesen wäre. Ein bisschen schade ist das schon!

OT: L’intervention

Alban Lenoir (Carsten Ahrenholz), Olga Kurylenko (Ava Geralis), Vincent Perez (Hans Richter), Michael Abiteboul (Thomas Bischofberger), Sébastien Lalanne (Thomas Sauerteig), David Murgia (Victor-Joe Zametzer)

Regie: Fred Grivois

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

15 Fazits of Film

Spannend, ein bisschen Atemlosigkeit verbreitend, aktueller, als er sein dürfte und einfach ziemlich gut. Ab 27. September 2019 auf DVD und Blu-ray.