How I Killed My Ending

In Amerika ist „How I Met Your Mother“ inzwischen zu einem Ende gekommen, in Deutschland wird das schon bald auch so sein. Ich habe das Ende nicht gesehen, deshalb kann ich nicht viel dazu sagen – ich habe nur gehört, dass wohl einige Fans enttäuscht waren. Sie können in ein paar Wochen auf Pro7 herausfinden, ob Sie auch zu diesen Fans gehören, aber bevor es soweit ist hier mein Vorschlag

Wie ich es beendet hätte

Es gibt unterschiedliche Arten von künstlerischen Herangehensweisen. Entweder man hat das Ziel klar vor Augen und weicht kein Stück davon ab, bis man es erreicht hat. Das ist ein bisschen unflexibel und lässt wenig Spiel für Dinge, die sich vielleicht neu ergeben. Oder man hat ein ungefähres Ziel und lässt sich vom künstlerischen Prozess dahin führen, wo immer der einen hinführen wird. Bei dieser Serie war es offenbar ersteres, doch nach dem, wie sie sich im Laufe der Zeit (nach dem, was ich davon im Fernsehen gesehen habe) entwickelt hat, hätte man von diesem Ziel auch problemlos abweichen können (hat man aber wohl nicht, weshalb meine Lösung nichts über das wahre Ende verrät).

Blicken wir kurz zurück: Wie uns der Titel suggeriert, geht es darum, zwei Kindern zu erzählen, wie man ihre Mutter kennen gelernt hat, genau genommen erzählt jemand namens „Ted“ das diesen Kindern. Angeblich soll es wohl bei dieser Serie eventuell um so was wie wahre Liebe gehen, aber da Ted sich auf der Suche nach dieser „Liebe“ durch halb New York vögelt, halte ich das für ein reines Lippenbekenntnis. Wie dem auch sei, die Serie entwickelte sich dann ein wenig so, dass Ted sich mehr und mehr als die uninteressanteste Person (so meine Einschätzung) herausstellte und die anderen Figuren und deren Geschichten mehr und mehr in den Vordergrund rückten. Dadurch war das „wie ich eure Mutter getroffen habe“ zwar immer der rote Faden, der sich durch die Serie zog und hier und da mal angedeutet wurde, aber letztendlich lag der Fokus inzwischen woanders. Und ich weiß auch nicht, ob es den Zuschauer am Ende wirklich interessiert hat, wie er die Alte nun getroffen hat.

Wie dem auch sei

Ich für meinen Teil hätte auf der Zielgeraden jedenfalls eine andere Wendung eingeschlagen. Da Ted die Blagen, glaube ich, nur mit „Kinder“ anredet, was zwar impliziert, dass es seine Kinder sind, aber nicht belegt, hätte ich es am Schluss so hingebogen, dass sie die Kinder von jemand anderem sind und er sagt: „Ja, und eure Mutter hab ich eben am Buffet kennen gelernt.“ Da es ja eigentlich für die vorangegangene Geschichte nicht wirklich von Bedeutung ist – und es wäre eine schöne Überraschung gewesen, mit der niemand gerechnet hätte. Er ist eben nur ein Kerl, der Kindern auf Familienfeiern gern die Ohren vollsülzt. Das wäre in meinen Augen ein herrlich ironisierendes und originelles Ende gewesen – aber offenbar haben sie etwas anderes gemacht…

Halb_Fiction499

Neu auf DVD: GANGSTER CHRONICLES

Ein Pfandhaus. Zwei Drogensüchtige. Ein Mann auf der Suche nach seiner Frau. Und ein Elvis-Imitator auf der Suche nach dem Erfolg. Das ist brutal, blutig, krass und amüsant.

Pfandhaus Chroniken

So die direkte Übersetzung des Originaltitels „Pawn Shop Chronicles“, was die ganze Sache ein wenig besser trifft, aber wohl nicht spektakulär genug klingt. Es handelt sich um einen Episodenfilm, bei dem sich alle Handlungsstränge in eben diesem Pfandhaus kreuzen. Alles nimmt hier seinen Anfang oder läuft hier zusammen – ohne Pfandhaus keine Handlung. Jede Geschichte und je einer der Protagonisten einer der Geschichten hat eine Verbindung zu diesem Laden – mindestens. Wer Episodenfilme mag, der dürfte hier auf seine Kosten kommen, da alles schön miteinander verwoben ist und am Ende, wie sich das gehört, die verschiedenen Geschichten in gewisser Weise ineinander fließen. Das ist befriedigend für den aufmerksamen Zuschauer – und bestimmt auch für den Autor.

Die Geschichten selbst bieten verschiedene Stimmungen. Die erste ist ein wenig drogengeschwängert und am ehesten dem „Gangster“-Titel entsprechend. Die zweite ist eher ein Psycho-Alptraum, während die dritte einen sehr surrealen Anstrich hat. Doch die Zusammensetzung ist stimmig und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Hören, sei hier für die O-Ton-Freunde angemerkt, ist aber, gerade zu Beginn des Films, eher eine Herausforderung. Der Film spielt in Louisiana und die örtlichen Dialekte, in denen sich die Figuren unterhalten, hielt ich persönlich für eher schwer verständlich. Untertitel könnten hier durchaus eine Lösung sein!

Abgesang

Die Besetzung dieses Films ist durchaus hochklassig. Vincent D’Onofrio, Elijah Wood, Brendan Fraser und Chi McBride sind mit dabei, um nur einige zu nennen. Außerdem dürfte dies einer der letzten Filme von Paul Walker gewesen sein, der hier als Drogenabhängiger gegen sein Sonnyboy-Image arbeitet. Ein kleines schauspielerisches Highlight des Films ist jedoch Matt Dillon, der hier eine schöne Wandlung durchläuft.

Bonus

Im Audikommentar kommen Regisseur Wayne Kramer und Autor Adam Minarovich zu Wort. Auf amüsante Weise erfährt man das eine oder andere über die Hintergründe des Films, seine Produktion und die Unterschiede zwischen dem, was sich der Autor gedacht und was der Regisseur dann daraus gemacht hat. Für Filmfreunde bestimmt nicht ganz uninteressant.

Fazit

Abwechslungsreicher Episodenfilm, der seine Verwandtschaft mit Tarantino-Werken wie „Pulp Fiction“ aber nicht ganz leugnen kann. Eine gute Mischung, die aber definitiv für Kinder nicht geeignet ist! Ab 29.8.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: The Quiet Ones

Ein junges Mädchen, das möglicherweise besessen ist. Ein Professor und eine Gruppe Studenten. Ein altes Haus in England. Das sind die Zutaten, mit denen man einen Horrorfilm machen kann. Oder vielmehr einen Gruselfilm. Denn Horror hat viele Gesichter. Eins ist der Slasherfilm – ein anderes ist der Schauerfilm, der eher subtiler vorgeht. Dies ist das letztere.

Stimmung

Bei einem Film dieser Art spielt die Stimmung eine große Rolle. Dieser Film ist in den 70ern angesiedelt und die Atmosphäre passt. Wie üblich in diesem Teil des Genres handelt es sich um einen ruhigen Film, der eben von seiner Stimmung lebt. Meist ist es ruhig, selten passiert etwas – doch dann wird man durch einen Schrecken herausgerissen. Filme dieser Art versuchen, mit wenig viel zu erreichen.

Aber man muss auch in der richtigen Stimmung für einen solchen Film sein. Ist man mit den Gedanken woanders, kann er leicht an einem abperlen und da hat niemand was davon. Also einen Schauerfilm wie diesen immer nur dann schauen, wenn man körperlich und vor allem geistig auch richtig darauf eingestellt ist. Womit wir wieder bei der Handlung wären:

Ein Professor versucht, mit wissenschaftlichen Methoden an das Übernatürliche heranzugehen. Ein junges Mädchen wird dafür in ein Haus gesperrt und überwacht. Ich hätte mir gewünscht, dass der Aspekt, ob das ganze wirklich mit übernatürlichen Dingen zugeht oder ob etwas anderes, weit menschlicheres dahinter steckt, ein bisschen besser herausgearbeitet worden wäre. Das hätte einen spannenden Film mit einer überraschenden Wendung abgegeben – doch der Film „basiert auf einer wahren Begebenheit“ (was streng genommen auch nur meinen kann, dass es die Universität, die namentlich genannt wird, wirklich gibt, aber alles andere erfunden ist) und da muss man sich dann wahrscheinlich an irgendwelche Vorgaben halten. Für mich leider ein bisschen eine verschenkte Gelegenheit.

Möglicherweise um diese realistische Grundlage mit einzubauen, wird schon früh eine Art Found-Footage-Element eingeführt. Da die Filmemacher aber wissen, dass ein kompletter Found-Footage-Film in der Zeit von Super8-Kameras und teurem Filmmaterial extrem unglaubwürdig gewesen wäre, haben sie es nur als Teilelement des Films genommen. Alles andere hätte den Film in der Tat ins Lächerliche gezogen. So ist das Element da, war aber nicht wirklich erforderlich.

Bonus

Kurze Featurette und ein paar Interviews, die ein bisschen Hintergrundinfos zum Film liefern, was durchaus interessant ist.

Fazit

Auf Stimmung aufgebauter Schauerfilm, der auf subtiler Ebene arbeitet und ein paar überraschende Schockeffekte bietet. Ab 26.8.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: The Lego Movie

Ein großer Spaß!

Handlung

Die phantastische Welt von Lego wird bedroht. Nur ein Mann kann den übermächtigen Gegner aufhalten, ein einfacher Mann. Gemeinsam mit anderen stellt er sich der Gefahr, doch dann nimmt die Handlung eine ungeahnte Wendung…

So in etwa könnte man es zusammenfassen. Und irgendwo stimmt das auch. Aber auf der anderen Seite… ist es einfach ein Riesenspaß. Mit hier und da einer Spur Kritik. An der Gesellschaft. Aber auch am Umgang mit Spielzeug. Außerdem gibt es ein paar schöne Popkultur-Anspielungen. Denn während zum Beispiel die Rechte an Marvels Comichelden über diverse Studios verstreut sind, besitzt dieser Film die Rechte an den verschiedensten Figuren, von „Herr der Ringe“ bis „Krieg der Sterne“, von „Batman“ bis „Harry Potter“. Warum? Weil Lego zu all diesen Serien Lizenzen erworben und Spielzeug auf den Markt gebracht hat. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass Han Solo und Batman einander die Hand schütteln – und in der deutschen Fassung sogar ihre richtigen Stimmen haben (aber das ist nur ein kleiner Bonus für Synchron-Freunde)! So wirkt der Film an manchen Stellen wie die kindgerechte Variante von „Robot Chicken“ – und er ist nicht weniger lustig.

Phantastisch

Der ganze Film strotzt vor Phantasie und Einfallsreichtum. Man hat das Gefühl, die Macher hatten eine Menge Spaß. Und sie haben das alles mit dem richtigen Blick fürs Details in Szene gesetzt. Denn nicht nur die Anspielungen auf andere Filme treffen den Punkt, die ganze Welt ist wunderbar durchdacht. Bis ins kleinste Detail. Und das ist, wie alles in dieser Welt, aus Lego! Selbst Wasser und Rauchwolken, die aus dem Schornstein einer Lokomotive kommen, ALLES ist Lego. Das ist wunderbar und macht einfach Spaß.

Was ein wenig verwundert ist die eigentliche Aussage des Films. Nicht, weil sie absurd oder unpassend wäre, sondern weil sie der aktuellen Politik von Lego entgegenzulaufen scheint. Denn was uns der Film sagen will, ist: Gib deiner Phantasie freien Lauf, lass sie herumphantasieren, bau, worauf du Lust hast und was dir gerade einfällt. Das ist die Art und Weise, wie ich in meiner Jugend mit Lego gespielt habe. Die Bauanleitung hat man einmal befolgt, aber später dann hat man aus den Teilen das gebaut, wofür es keine Pläne gab – und dazu kam alles zur Anwendung, was man hatte. Doch die heutige Legowelt scheint anders zu sein. Weil alles Bausätze zu Serien und Filmen sind. Man baut den „Rasenden Falken“, weil man ihn haben wollte – aber wenn er fertig ist, baut man ihn je wieder auseinander und konstruiert mit den Steinen etwas anderes? Die beiden „Helden“ meiner Jugend, die beiden großartigsten Spielzeuge meiner Jugend, Lego und Playmobil, haben beide eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. In meiner Zeit waren sie noch etwas grob und krude. Aber: Alles konnte alles werden. Bei Playmobil konnte der Bauarbeiter zum Cowboy werden und der Indianer zum Polizisten. Heute ist alles viel feiner gearbeitet. Das bietet mehr Details – aber es nimmt dem ganzen die universelle Einsetzbarkeit. Bei Lego scheint es mir ähnlich zu sein. Früher war alles gröber, aber universeller – heute gibt es viele Spezialbausätze mit Spezialsteinen. Ob man da noch in der Lage ist, der Aufforderung des Films zu folgen? Nun, wer in Köln wohnt, kann, denn hier gibt es einen Lego Laden und da kann man nicht nur große Pakete mit normalen Steinen kaufen, sondern auch kleine Gefäße mit Sondersteinen füllen… hier können Legoträume wahr werden. Ach, hätte es das doch schon in meiner Kindheit gegeben!

Bonus

Die DVD bietet das Gleichmachungslied des Films (Everything is awesome) zum Mitsingen und ein paar Kurzfilme, die von Legofans gemacht und eingereicht wurden. Wer über einen 3D-tauglichen Fernseher verfügt, kann es mit der 3D-Version der Blu-ray versuchen, denn ich habe mir sagen lassen, dass das 3D diesem Film durchaus zugute kommt.

Eine kleine Bemängelung habe ich noch an der deutschen Fassung. Es ist natürlich schön, dass Batman, Han Solo, Lando Calrissian, C-3PO, Gandalf und sogar Green Lantern ihre deutschen Stimmen haben, aber eine Sache an der Übersetzung stört mich ein wenig. Warum bitte hat man „Bad Cop“ belassen und ihn nicht mit „Böser Bulle“ übersetzt? Denn das ist der durchaus korrekte Terminus und hätte auch durchaus gepasst. Und warum Liam Neesons deutsche Stimme Bernd Rumpf zwar den Bösen Bullen, aber nicht, wie im Original auch, auch den Guten Bullen spricht, erschließt sich mir auch nicht ganz… aber vielleicht muss es das auch nicht.

Fazit

Vielleicht der Spaßfilm des Jahres, leichte Unterhaltung mit einem klitzekleinen Hauch Kritik, jeder Menge Phantasie und Spielerei. Ab 21.8.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu im Kino: Guardians of the Galaxy

Herrlich, witzig, großartig!

Soviel zur Kurzkritik.

Und nun…

Es beginnt anders, als man es sich bei einem solchen Film vorstellen würde – aber am Ende ergibt alles einen Sinn. Und das ist schön. Denn wenn man zu Beginn sieht, wie eine Mutter in 3D im Krankenhausbett liegt und ihren letzten Atem aushaucht, erwartet man nicht unbedingt einen großen Filmspaß mit sprechenden Nagern, wortkargen Bäumen, bunten Frauen und einem sich selbst nicht ganz ernst nehmenden Helden – doch genau das bekommt man geboten. In 3D!

Und die gute Nachricht ist…

Es liegt nicht an mir. Okay, vielleicht doch, aber in diesem Fall nicht: Diesmal habe ich das 3D tatsächlich wahrgenommen und fand es richtig gut. Also wem es darauf ankommt, bei seinem Kinobesuch noch eine Dimension mehr zu bekommen, der macht hier ausnahmsweise mal nichts falsch.

Schöner als das ist aber, dass sich der Film, wie die Hauptfigur, nicht zu ernst nimmt. Es gibt wunderbare Brechungen von eigenen und Science Fiction Klischees. Und damit sind wir beim Kern des Films: Er spielt in dem Marvel Universum, dass man seit „Iron Man“ aufgebaut hat – aber das spielt eigentlich keine Rolle. Außer dem blauen Würfeldings und dem „Collector“, den man in die Zusatzsequenz von „Thor: The Dark World“ reingewürgt hat, gibt es eigentlich keine Berührungspunkte, es ist also nicht erforderlich, vor dem Kinobesuch noch schnell alle Filme durchzuhecheln. „Guardians of the Galaxy“ steht für sich – aber das wird sicher nicht lange so bleiben, denn hier wird mehr oder weniger der Grundstein für eine neue Reihe gelegt (Spoiler: nicht alle Charaktere sterben).

Und was passiert…

Ein Junge gelangt auf dubiose Weise ins All, wo er dann später als so eine Art Kopfgeldjäger/Dieb/Pirat/Frauenheld arbeitet – machen wir uns nichts vor, er ist die nicht ganz jugendfreie Version von Han Solo. Und er ist die Art Han Solo, die zuerst schießen würde, also sollte sich Greedo lieber von ihm fern halten! Die Handlung beginnt damit, dass er was klaut, was er besser nicht geklaut hätte, denn nun sind alle hinter ihm her, aber am Ende schließt er sich der schönen Prinzessin in der Rebellion gegen das Imperium… Moment, so weit entfernt von der Handlung ist das gar nicht! Und dann gibt es ein Pelztier und einen wortkargen Riesen… ja, komm, die Parallelen zu „Star Wars“ (dem alten, klassischen, echten) sind schon da. Nur, dass sie hier eben ein bisschen gebrochen werden. Zum Beispiel durch die Musik von seinem Walkman, die ihm seine Mutter zusammengestellt hat… und damit sind wir bei dem einzigen Kritikpunkt angelangt, den ich in die Runde werfen würde: Passt das alles? Er macht sehr schöne Popkulturanspielungen (wie dereinst Crichton in „Farscape“), aber war er a) lange genug auf der Erde und b) alt genug, um all das zu kennen, z.B. „Footloose“ mit Kevin Bacon? Nuuuuuun, ich sage: Ach, was soll’s? Wenn das der einzige Kritikpunkt ist… und es ist mein einziger… dann isses doch eigentlich egal.

Und wie sieht’s aus…

Die Effekte sind hervorragend. Mehr braucht man da eigentlich nicht zu zu sagen. Nahtlos mischen sich CGI und Wirklichkeit, alles wirkt recht echt und nicht wie ein im Computer zusammengekotzter Mist (siehe „Star Wars“ Episode I-III). Aber „Star Wars“ sollte nicht die einzige SF-Anleihe sein, die wir in dieser Kritik bringen, denn wir haben ja auch ein

„Doctor Who“ meets „Star Trek“

Also nicht richtiges „Star Trek”, sondern diesen intelligenzlosen Mist, den man uns als das neue Trek andrehen will. Denn als Schwestern haben wir hier Zoe Saldana (Uhura bei Trek) und Karen Gillan (Amy Pond beim Doctor), die eine grün, die andere blau, aber beide super sexy (wobei Saldana quasi von blau auf die grüne Seite überläuft, war sie doch schon die blaue Indianerin bei „Avatar“). Als Han Solo Ersatz darf Chris Pratt in die Bresche springen, der die Rolle mit der nötigen Selbstironie verkörpert. Vin Diesel für das höchst gesprächige Baumwesen Groot könnte man als ein wenig verschwendet ansehen, bzw. anhören, Bradley Cooper macht seine Sache als Waschbär Rocket sehr gut, aber hier wäre mir fast jemand mit einer prägnanteren Stimme lieber gewesen. Nichtsdestotrotz keine Fehlbesetzung. Überhaupt ist die Besetzung von Michael Rooker über John C. Reilly bis hin zu (dem leider viel zu kurzen Auftritt von) Benicio del Toro ziemlich gut und bietet keinerlei Einbrüche.

Und das Fazit ist…

Ein großer Science Fiction Spaß, der sich mehr wie Weltraum als wie Comicuniversum anfühlt, der sich nicht zu ernst nimmt, diverse Klischees bricht und bis zur letzten Minute gut unterhält (die Minuten nach der letzten Minute, d.h. die berühmt-berüchtigte Marvel-nach-dem-Abspann-Szene, waren zum Zeitpunkt der Pressevorführung offenbar noch in Arbeit, weshalb es hier keine Beurteilung dazu gibt… oder auch nur eine Vermutung, worum es darin gehen könnte). Lustiger Sommerblockbuster, der zum Glück nicht so doof ist wie der letzte „Star Trek“ Mist – ab 28. August 2014 im Kino!

Neu im Kino: Storm Hunters

Bevor man sie „Twisters“ nannte, waren sie als „Tornados“ bekannt… und irgendwie scheint dieser Name auch wieder zurückzukommen. Wer sich noch an den Film zum Unwetter erinnert, in „Twisters“ ging es um Menschen, die diesen wirbeligen Stürmen hinterherfahren, weil… das spektakuläre Bilder gibt? Und eventuell einen Film mit spektakulären Bildern (wenn das Effekt-Budget ausreicht)? Nun, die Handlung von „Storm Hunters“ dreht sich überraschenderweise um eine Gruppe Menschen, die… Stürmen hinterher fahren, ja, das haben Sie sich jetzt sicher schon selbst gedacht. Der Titel ist da ja auch irgendwie ein Hinweis. Aber dieser Film unterscheidet sich mindestens in zwei Dingen von „Twisters“: Es gibt auch andere Leute und eine Schule, die für die Handlung wichtig sind – und das ganze ist ein „found footage Movie“. Das „Blair Witch Project“ war der Vorreiter auf diesem Gebiet, bei „Cloverfield“ hat es auch in einem Katastrophen/Godzilla-Film gut funktioniert… hier in meinen Augen nicht!

„Found Footage Movie“

Hey, warum gibt’s das eigentlich noch nicht als „Parodie“-Namen (Parodie in Anführungszeichen, weil die Filme weder Parodie noch lustig sind, sondern eine Kopie von Originalszenen plus Furz- oder Kackwitz)? Wie dem auch sei, manchmal gibt es in einem Film ein Element, das einen aus dem Film herauszieht. Bei diesem Film war es bei mir genau dieses „found footage“-Element. Aber bevor wir darauf eingehen, erstmal das Positive: Der Film hat eine recht rasante Handlung und großartige Effekte. Der zerstörerische Sturm sieht verdammt echt aus und ist wirklich bedrohlich. Das ist also alles klasse. Was nicht passt ist: Wir haben das alles selbst gefilmt. Denn dafür muss man zwanghaft immer irgendwo einen Kameramann oder eine Kamera deponieren. Und das wird ab einem bestimmten Punkt einfach albern. Ganz ehrlich, ein paar Leute bemühen sich, andere zu befreien, aber einer hat nichts Besseres zu tun, als dabeizustehen und sie dabei zu filmen, anstatt ihnen zu helfen? Das ist blödsinnig (auch wenn ich nicht behaupte, dass das in der Wirklichkeit nicht vorkommt!). Sie bemühen sich denn auch, die vielen Kameras zu erklären, aber unterm Strich ist es Schwachsinn und da ich mir immer wieder überlegt habe, Moment, warum filmen diese Leute jetzt, obwohl sie weglaufen sollten, wurde ich halt immer wieder rausgerissen. Sie binden das ein in eine Art Zeitkapsel-Film, der dem Film einen ganz netten Rahmen verleiht, aber dabei hätte man es belassen sollen: Anfang und Ende so und den Rest als richtigen Film. Denn so ist es, ich werde nicht müde, das zu wiederholen, einfach schwachsinnig.

Twister vs. Tornado

Das ist bestimmt der Titel des zweiten Teils… oder des Asylum-Rip-offs. Dass die Gruppe der Windsuchenden Leute eigentlich ein wenig vom Leid anderer lebt oder sich zumindest darin badet, wird zum Glück im Film selbst kurz angerissen. Ansonsten aber bleibt, wie so oft in solchen Filmen, die Motivation des Sturmes ein wenig im Dunklen. Warum hat er sich diese eine Stadt ausgesucht? Warum greifen er und seine Tornado-Auswüchse immer wieder diese Menschen an? Wurde er vielleicht dort vor vielen Jahren als kleiner Wind misshandelt? Rächt er sich deswegen jetzt an diesen Leuten? Kommt er, unerkannt, da sich niemand an die leichte Brise von damals mehr erinnert, zurück und bringt nun einen nach dem anderen die Leute um, die ihm damals etwas angetan haben? All das wird uns leider nicht erklärt, der große Monolog, in dem der Bösewicht Sturm am Schluss seine Absichten erklärt, wird uns einmal mehr vorenthalten. So ist das eben, wenn der Böse im Film eine Naturgewalt ist.

Ihm entgegen stellen sich u.a. „Thorin Eichenschild“ Richard Armitage, der hier ein wenig wie eine schwache Hugh Jackman-Kopie wirkt, Sarah Wayne Callis (die Serien wie „Prison Break“ und „The Walking Dead“ verschlissen hat) und Matt Walsh, der wenigstens wunderbar gegen sein Image von „Veep“ anspielen kann. Der Wind wird im Original gesprochen von Anthony Hopkins, in der deutschen Fassung von Mario Adorf… Moment, nein, das stimmt nicht.

Fazit

Spektakuläre Effekte, die den Unglaubwürdigkeitsfaktor des Found-Footage-Elements leider nicht davonblasen können, ansonsten aber sehr solide, um nicht zu sagen stürmisch. Ab 21.8.2014 im Kino.

Neu auf DVD: SPECIAL ID

Die Stadt ist Hongkong. Die Hauptperson ist ein Undercoverpolizist. Die Gegner sind Banden. Und die Waffen sind Fäuste!

Lokalkolorit war mal

Dank der Globalisierung muss man heutzutage auf Lokalkolorit leider verzichten. Früher gab es noch Frauen in Kimonos, orientalische Architektur und fremde Sitten. Heute ist nicht mehr viel davon übrig geblieben. Die Häuser sehen gleich aus, die Autos sehen gleich aus, die Kleidung sieht gleich aus – es gibt nicht mehr viel, das uns anzeigt, ob wir uns in Hongkong aufhalten oder in der Fußgängerzone von Bochum. Das rein äußerliche Lokalkolorit ist also passé – aber so was wie ein formal-inhaltliches gibt es noch. Das zeigt sich besonders in zwei Dingen: Handlungsstruktur und Kampfumsetzung.

Der Asiatische Film scheint zwei große Hauptgebiete zu haben:

  • den Rachefilm, der unter die Haut geht, oft nicht gut endet und den Zuschauer möglicherweise ein wenig deprimiert zurücklässt
  • und den Polizeifilm, bei dem ein Polizist in eine Gangsterorganisation eingeschleust wird, obwohl er eigentlich aussteigen will, aber diesen einen Auftrag muss er noch durchführen und dann geht natürlich alles drunter und drüber und zwar im wahrsten Sinne des Wortes

„Special ID“ ist letzteres.

Hier wird noch richtig gekämpft

Womit wir beim zweiten „Lokalkolorit“ von asiatischen Filmen sind, den Kämpfen. Oder vielmehr dem Kampfsport. Denn hier wird eigentlich selten wild rumgeballert, stattdessen lässt man die Fäuste sprechen. Gut durchchoreografierte Kämpfe statt lautstarkes aufeinander schießen bestimmen hier den Ton.

Was uns zum dritten Punkt bringt, der diese Filme für gewöhnlich auszeichnet: das Fehlen von CGI. Denn hier sind die Kämpfe und Verfolgungsjagden noch Handarbeit – und das merkt man! Statt mit im Computer generierten Bildern vollgeschüttet zu werden, sieht man hier, wie echte Menschen echte Dinge tun. Und das tut dem Auge gut. Also sollte man sich vielleicht ab und an mal den einen oder anderen Hongkongfilm gönnen, um zu sehen, wie wirkliche Kämpfe aussehen.

Fazit

Spannende Undercovergeschichte, die etwas unblutiger ist als andere Filme aus dem Genre, aber trotzdem nicht völlig schmerzfrei. Ab 14.8.2914 auf DVD und Blu-ray.

Hier geht’s zum Trailer.

Neu auf DVD: THE LAST DAYS ON MARS

Was für den Zuschauer wie eine gewöhnliche Mars-Mission beginnt, wandelt sich schnell zu einem Film, der auch den Titel tragen könnte:

Zombies auf dem Mars

Wir alle kennen die Situation: Da hat man Monate auf dem Mars verbracht und nix ist passiert, aber kaum kommt das Taxi, das einen abholen soll, da geht alles den Bach runter, die Kollegen mutieren zu Zombies und irgendwie versaut einem das dann doch die schöne Abschiedsstimmung. So in etwa passiert es auch Liev Schreiber in diesem Film. Es gibt eine Erklärung, warum die Leute zu Zombies werden, aber es gibt keine dafür, was die Zombies eigentlich vorhaben. Das ist eben das schöne an den Untoten (und ihren nahen Verwandten, denn natürlich fällt der Begriff Zombie nie), die brauchen nämlich keine Motivation für ihr Handeln. Der Hauptunterschied zwischen den meisten anderen Filmen dieses Genres ist jedoch, dass der Mensch diesmal nicht einfach davonlaufen kann, denn der Mars hat ja keine für Menschen atembare Atmosphäre und so ist die Flucht vor der Gefahr selbst mit Gefahren verbunden und dadurch weit schwieriger, als für gewöhnlich.
Wobei ich gestehen muss, dass ich den Schluss des Films nicht mochte. Nichts gegen ein offenes Ende, aber das hier ist mir ein bisschen zu Wischiwaschi.

Effekthascherei

Interessant ist, dass dieser Film unheimlich gut aussieht. Also jetzt nicht sexy, Baby, zieh dich aus mäßig (Nacktheit entfällt leider), sondern dass die Effekte unheimlich gut sind. Setzt man mal voraus, dass die Produktion ein weit geringeres Budget hatte, als, sagen wir mal, der letzte Riddick-Film, dann ist das durchaus beeindruckend. Denn hat man den ersten Film um den nachtsichtigen Mörder noch in ähnlicher Form gedreht, wie „Last Days on Mars“, nämlich in einer richtigen Wüste, hat man für Teil 3 offenbar auch nicht ein einziges Mal einen Fuß vors Studio gesetzt (außer vielleicht, um Kaffee zu holen, aber das sieht man im Film nicht). So sieht der dritte Riddick leider durchweg so aus, als hätte Vin Diesel von einer blauen (oder wahlweise grünen) Wand gestanden und als wären alle Hintergründe erst in der Nachbearbeitung eingebaut worden – was ja wohl auch genau das ist, was man gemacht hat. Leider sieht dadurch alles absolut unecht aus, was das Filmvergnügen durchaus schmälern kann.
Bei „The Last Days of Mars“ dagegen ist man eher vorgegangen wie bei „Pitch Black“: Man hat in einer echten Wüste (oder auf dem echten Mars?) gedreht – und das merkt man auch. Auf eine sehr positive Weise!

Bonus

Das Bousmaterial verrät uns in dem 5-Minüter über die Visuellen Effekte, dass weit mehr Effekte zu sehen sind, als man (ich) gedacht hätte. Denn selbst die Wüstenfahrzeuge stammen größtenteils aus dem Computer und wurden nachträglich eingebaut. Hut ab vor solchen Effekten, die denen von weit teureren Filmen in nichts nachstehen. Die B-Roll zeigt ein wenig was vom Dreh, nicht uninteressant sind aber die Interviews mit Regisseur und Besetzung, bei denen man das eine oder andere über die Handlung erfährt, das uns der Film selbst möglicherweise nicht sagt.

Fazit

Interessanter SciFi-Horrorfilm, der mit wenigen Dingen mehr erreicht, als teure Produktionen wie „Prometheus“. Ab 15. August 2014 als DVD, Blu-ray und Video on Demand erhältlich.

Bonus-Episode: OSS 117

All denjenigen, bei denen bei den Daniel Craig „Bonds“ nicht mehr so das rechte Bond Feeling aufkommen will, seien an dieser Stelle die OSS 117 Filme mit Jean Dujardin empfohlen. Wahrscheinlich verdankt schon der originale OSS 117 seine Existenz einer Figur namens James Bond 007 – seine merkwürdige Nummer lässt so etwas vermuten, doch eider kann ich zu den frühen Filmen dieses Bond Kollegen nicht viel sagen. Die beiden neuen sind jedoch, um es mit einem Wort treffend auszudrücken, herrlich. Und eine gewisse Ähnlichkeit zum frühen Bond ist unverkennbar – vor allem, und das ist das Schöne, bei Hauptdarsteller Jean Dujardin.

Müsste der Darsteller von James Bond nicht Brite sein, Jean Dujardin sollte die Rolle bekommen! Denn Dujardin hat eine großartige Ähnlichkeit mit Connery, man kleidet ihn in ähnliche Anzüge und er schafft es, ähnliche Gesten und Bewegungen zu machen wie der Schotte Ihrer Majestät.

Dabei sind die OSS Filme eher Komödien als Parodien. Teil 1 spielt in den 50ern, Teil 2 in den 60ern und ich hoffe wirklich, dass sie noch einen dritten Teil machen. Die Filme, Teil 1 sogar mit Teaser, sind mit einem guten Blick fürs Detail gemacht und weniger voller Anspielungen als voller guter Gags – obwohl es sogar schlechte Rückprojektionen gibt!

„Der Spion, der sich liebte“

Einerseits ist OSS 117 natürlich ein Superspion – andererseits aber auch ein kompletter Vollidiot. Er löst eigentlich kein Rätsel selbst und hinkt der Handlung stets hinterher, so wie dem Nazi mit dem Rollator… wobei das wiederum dem literarischen Bond eines John Gardner sehr nahe kommt, der eigentlich auch nie selbst irgendetwas herausfindet und dabei auf die Arbeit von anderen angewiesen ist. Im Gegensatz zu 007 weigert sich OSS 117 sogar, mit den schönen Frauen zu schlafen. Er tut es dann doch, aber mehr aus Höflichkeit.

Was man den Filmen hoch anrechnen muss, ist, dass sie ihr Publikum ernst nehmen – oder, um es so zu formulieren, nicht für dumm halten. Sie rechnen mit dem Gedächtnis der Zuschauer, so dass sie die Vorlage für einen Gag (Schnattern der Hühner bei Licht / der Plan eines Enten-Tretboots) am Anfang mal kurz am Rande einführen, dann aber nicht, wie es schlechte Filmemacher heute gerne tun, direkt ausschlachten, sondern erst später wieder darauf zurückgreifen. Da fühlt man sich als Zuschauer endlich mal wieder vernünftig behandelt.

Das ist allerdings etwas, das OSS mit niemandem tut – ihn oder sie vernünftig behandeln. Er ist rassistisch und chauvinistisch – also wahrscheinlich auch wie Bond, nur dass es hier besser herausgearbeitet ist. Die Filme bieten deshalb nicht nur ein herrliches Spiel mit Klischees aus dem Agenten-Genre, sondern auch mit dem Rassismus – wobei eigentlich keiner gut wegkommt! Sei es Franzose, Amerikaner oder Nazi – hier hat keiner die moralische Hoheit. Was wieder mal das schöne ist, jeder kriegt hier sein Fett weg und niemand ist der saubere, strahlende Held.

„Er selbst ist sich genug“

Die Gegner sind, unter anderem, die Nazis. Doch was in amerikanischen Filmen und Serien zum ausgelutschten Klischee geworden ist (finden Sie mal irgendeine amerikanische Serie ohne Nazi-Episode!), wird hier viel cleverer und schöner bearbeitet – was seinen Höhepunkt darin findet, dass ein Nazi den Shylock-Monolog aus dem „Kaufmann von Venedig“ zum Besten gibt und OSS am Ende hofft, dass irgendwann „Nazis und Juden einander vergeben können“. Das ist ein herrlicher Umgang mit diesem Themengebiet, den die Deutschen nie dürften und die Amerikaner nie schaffen. Danke, Frankreich!

Im ersten Film gibt es dann noch einen Schauspieler, der frappierend an einen jungen Peter Ustinov erinnert sowie einen anderen mit leichtem Peter Lorre Anklang, der zweite bietet dann die wohl langsamste Verfolgungsjagd der Filmgeschichte.

Wer also noch einmal einen Hauch von Bond erleben möchte, wie er etwa in den 60ern war, der sollte es vielleicht mal mit diesen Filmen versuchen.

DoubleDOHSexy13Lebensfroh