Die Enkelin von Rambos Haushälterin fällt in die Hände von mexikanischen Mädchenhändlern…
Muss man mehr sagen?
Man kann sich ausrechnen, wie es ab hier weitergeht, auch wenn es ein bisschen dauert, bis das „ab hier“ beginnt. Es ist nicht der übliche Kriegsfilm, in dem Kollege Rambo in irgendeinem Krisengebiet alles platt macht, es ist eine Mischung aus „Taken“ und „Rambo allein zu Haus“… aber auf der anderen Seite funktioniert das aus einem Grund eigentlich ganz gut: Bei „Taken“ hätte man sich dann doch gerne mal einen Film gewünscht, in dem Liam Neesons Vergangenheit gezeigt und veranschaulicht wird, was er da so gemacht hat. Das haben wir bei Rambo, da haben wir eine Hintergrundgeschichte, mit vier Filmen, und nun erleben wir also, wie er reagieren würde, wenn das passiert, was dann passiert. Das ist
Hammerbrutal!
Und das ist teilweise wörtlich zu nehmen. Ab irgendeinem Punkt wird der Film dann zu einem Slasher, in der Rambo Monstern wie Michael Meyers, Jason und Freddie Krüger den Rang abläuft, oder abschlägt, absprengt, abhackt, je nachdem. Es geht hart zur Sache, sauhart, aber nicht „die hard“. Angeblich soll dies nun der letzte Film der Reihe sein, womit sich bei den Originaltiteln ein schöner Kreis ergibt, da der erste Film in Amerika ja „First Blood“ (anders als bei uns ohne die Erwähnung von Rambo) hieß, so dass „Last Blood“ ein guter Titel für einen Abschluss wäre… aber wir wissen ja, wenn der Streifen genug einspielt, kommt da immer noch was nach, zumal Stallone ja auch so gut darin ist, sich von seinen Figuren zu verabschieden, hat er das bei seinem Boxer doch schon in „Rocky 5“ gemacht… und dann nochmal in „Rocky Balboa“, „Creed“ und „Creed II“. Wir werden also sehen. Zumal sich bei einem weiteren Film die Möglicherkeit aufdrängen würde, die man hier schmerzlich missen lässt, nämlich Brian Dennehy zurückzuholen und auch damit einen Kreis zu schließen. Der Mann lebt und arbeitet noch, also warum ist er nicht im letzten Rambo-Film, verdammtnochmal?
Apocalypse Prochnow
Rambo bekommt eine neue Stimme. In den vier bisherigen Filmen hörte man ausnahmslos Thomas Danneberg für den rauen Recken, doch das ist diesmal leider nicht so, da dieser in Zukunft leider nicht mehr für Synchronarbeiten zur Verfügung stehen wird. In Unsyncbar Ausgabe 1902 führt Stefan Krause ein Interview mit dem Schauspieler. Der sagt dort u.a., dass er inzwischen „gesundheitlich etwas geschwächt“ ist und, was möglicherweise genausoschwer wiegt, dass ihm in den letzten Jahren „die Arbeit im Studio kaum noch Freude bereitet hat“. Sein Anspruch an sich selbst war es immer und ist es, gute Arbeit abzuliefern – wovon man sich in mehrere Jahrzehnte umfassendem Film- und Serienmaterial überzeugen kann – und da er davon nicht abweichen möchte, hat er sich – leider für uns alle – aus dem Synchron zurückgezogen. Hoffen wir, dass er seinen Ruhestand so genießen kann, wie wir all die Jahre seine Arbeit haben genießen können. Für den deutschen Zuhörer ist das ein herber Verlust, der hier aber ein wenig abgefedert wird, denn man hat bei Stallone seit „Creed II“ eine alte Stammkraft reaktiviert, die ihm Ende der 70er Jahre viermal ihre Stimme geliehen und in „Judge Dredd“ sogar mit ihm vor der Kamera gestanden hat: Jürgen Prochnow. Der Vorteil bei dieser Besetzung ist nicht nur, dass der ein hervorragender Schauspieler ist und seine Sache ganz ausgezeichnet macht, was über den Verlust von Danneberg etwas hinwegtrösten kann, zudem ist seine Stimme vertraut, aber auch nicht zu ausgelutscht und damit austauschbar wie andere Kollegen. Somit schafft er es, eine schöne stimmige und stimmliche Brücke zwischen Danneberg und Stallone zu herzustellen, die angenehm gut funktioniert.
Bonus
Kurze Featuretten, in denen man einiges über die Produktion, die Gedanken dahinter aber auch die Gedanken von Stallone selbst erfährt.
Mit
Sylvester Stallone (Jürgen Prochnow), Paz Vega (Carolina Vera), Oscar Jaenada (Tommy Morgenstern), Joaquin Cosio, Rick Zingale (Reinhard Scheunemann), Yvette Monreal (Jodie Blank), Sergio Peris-Mencheta (Johann Fohl), Jessica Madsen (Ronja Peters), Arianna Barraza (Katarina Tomaschwesky), Louis Mandylor (Andreas Müller)
Regie: Adrian Grunberg
Last Fazit…?
Im ersten Film, vor vielen Jahren, Ende der 70er, kehrte John Rambo aus Vietnam zurück und ein Sheriff wollte den langhaarigen Sack nicht in seinem Kuhkaff haben, was zu einer Eskalation führte, in deren Verlauf, äh, ein (in Zahlen: 1) Mensch starb… und Rambo nicht nur als Figur, sondern auch als Begriff geboren wurde. Aber schon ab dem zweiten Film stieg die Todesrate rasant an und hier nun geht es mal wieder richtig zur Sache. Der vielleicht letzte „Rambo“ ist megabrutal mit einer Schlussschlacht, die sich gewaschen hat, und zwar im Blutbad und die jeden Horror-Slasher vor Neid erblassen lassen wird. Unterhaltsam ist das aber schon. Ab 31. Januar 2020 auf DVD und Blu-ray.