Heimkino: Soko 5113 – Staffel 3

Ein Klassiker des Vorabendprogramms!

Die Sonderkommission unter Göttman arbeitet weiterhin daran, einen Unternehmer des Rauschgiftschmuggels zu überführen…

Fortschrittlich

Man redet immer gerne davon, dass Fernsehen früher anders war als heute, insbesondere, was seine Struktur angeht und dass die Abkehr vom episodischen Fernsehen, in dem jede Folge für sich betrachtet werden konnte, hin zu staffelübergreifenden Handlungsbögen erst ein ganz neues Ding ist… aber dem ist nicht so. Zwar ist diese Staffel aus dem Jahre 1978 mit 6 Episoden a 22 Minuten (oder 3 45-Minütern, bei denen zwischendurch eine (EINE!!!) Pause für Werbung war) recht übersichtlich, aber dennoch hängen alle Episoden miteinander zusammen und bilden einen einzigen Handlungsbogen. Das gab es also auch schon Ende der 70er Jahre und ist keine Erfindung der Neuzeit, zumal nur ein Jahr später die tschechische Serie „Die Märchenbraut“ eine durchgehende Handlung über 13 Episoden zeigt und man eventuell „V“ von 1983 als erste Serie dieser Art im Science Fiction-Bereich ansiedeln könnte. Auf der einen Seite sind wir hier also ein wenig unserer Zeit voraus…

Und rückschrittlich

…auf der anderen bildet sie aber auch die Zeit, in der sie entstand ab, und die ist aus heutiger Sicht nicht ganz so fortschrittlich, denn offenbar brauchten Frauen noch eine Erlaubnis ihres Mannes, wenn sie arbeiten wollten. Neben der Krimihandlung werden nämlich auch hier und da andere Themen, die das Privatleben der Figuren betreffen, in die Handlung eingeflochten, auch wenn die Sache mit dem Lehrer nach dem Gespräch nicht weiter verfolgt wird, dafür gibt es aber eine harsche Anklage gegen die Auswüchse der Bürokratie, in der Göttmann zeigen kann, was für ein guter Chef er ist. Wie man sieht sind also nicht nur die Krimiellen der Feind der Polizei!

Mit

Werner Kreindl, Wilfried Klaus, Ingrid Fröhlich, Diether Krebs, Bernd Herzsprung und Rolf Schimpf, Tilo Prückner, Hartmut Becker, Wolfgang Preiss, Martin Semmelrogge

Fazit 5113

Ein bisschen ihrer Zeit voraus, auch was das Ende der Staffel angeht. Ab 31. Januar 2020 auf DVD.

Kino: DIE FANTASTISCHE REISE DES DR. DOLITTLE

Der Arzt, dem die Tiere vertrauen, hat sich zurückgezogen, nachdem seine geliebte Frau das Weite gesucht und den Tod gefunden hat. Doch dann lässt er sich doch überreden, die im Sterben liegende Königin zu retten, wofür er samt seinen Tieren eine wahrhaft abenteuerliche Reise beginnt…

Unterhaltsam

Es ist ein Animationsfilm mit Menschenanteil, aber wie es sich für ersteres gehört, hat man ein paar nette Einfälle und Ideen in die ganze Sache fließen lassen. Die Animationen der Tiere sind sehr schön gelungen und man denkt sich, dass man das gruselige Debakel von „Cats“ hätte vermeiden können, wenn man stattdessen diesen Weg gegangen wäre, aber da beißt die Maus keinen Faden ab und die Katze sowieso nicht, Man darf sich fragen, ob hier alles kindgerecht ist, wenn Soldaten von Drachen entzündet werden, aber da müssen die Kleinen dann wohl durch, Raucher wie Nichtraucher.

Einzig

Ein bisschen schade ist es nur, dass man eine großartige Schauspielerin wie Jesse Buckley hat, die mehr mit einem Gesichtsausdruck aussagen kann, als andere mit 1000 Wörtern, und man sie im Koma den Film verschlafen lässt, anstatt ihr und ihrem Gesicht etwas zu tun zu geben. Dafür darf Robert Downey jr. das machen, was er kannt, nämlich alles geben und Tobias Meister, der ihm hier, wie in den MCU-Filmen die Stimme leiht, steht ihm dabei in nichts nach… und wenn man sich die Synchronbesetzung ansieht, fragt man sich, wer die gemacht hat – denn auch bei den Tieren hat jeder Schauspieler seine deutsche Stammstimme. Respekt!!!

OT: Dolittle

Robert Downey Jr. (Tobias Meister), Antonio Banderas (Bernd Vollbrecht), Michael Sheen (Markus Off), Jim Broadbent (Helmut Gauß), Jessie Buckley (Anna Grisebach), Harry Collett (David Kunze), Carmel Laniado (Valentina Bonalana) sowie Emma Thompson / Monica Bielenstein, Rami Malek / Bastian Sierich, John Cena / Dennis Schmidt-Foß, Kumail Nanjiani (Marius Claré, Octavia Spencer / Martina Treger, Tom Holland / Christian Zeiger, Ralph Fiennes / Udo Schenk, Marion Cotillard / Natascha Geisler, Jason Mantzoukas / Axel Malzacher

Regie: Stephen Gaghan

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Dr. Fazittle

Keine große Kunst, aber nett animiert und mit hübschen Ideen und somit durchaus unterhaltsam. Ab 30. Januar 2020 im Kino.

Heimkino: LUST AUF UNSERER HAUT

Dermatologin will eine Verbindung zwischen der Reaktion der Haut, Sex und/oder Liebe finden…

Vorwand statt -haut

Der Grundgedanke ist vielleicht ganz interessant, aber da wäre dann eigentlich eher eine Doku der richtige Weg, zumal, Spoiler, dieser vage Auslöser auch nicht so verfolgt wird, wie es sinnvoll gewesen wäre, denn er hätte die Begründung dafür sein können, wild in der Gegend rumzuvögeln und dann Ergebnisse einheimsen zu wollen. Das passiert nicht und schnell entwickelt sich der Film zu einem relativ austauschbaren Erotikfilm mit Dramaanteil plus sexueller Mißbrauchsklausel, ohne, dass das alles viel mit dem Sujet zu tun hätte.

Der Erotikfilm, eine aussterbende Gattung?

Fast erscheint es mir so. Gut, wir leben nicht mehr in den 70ern, wo man sich vor Schulmädchen- und anderen Reporten nicht mehr retten konnte, die aber, wenn wir mal ehrlich sein wollen, unser Land nicht zu einer prüden und doppelmoraligen Landschaft voller Heuchler haben werden lassen, wie es den Amerikas ergangen ist, auch wenn die sich dann gerne mal auf ihren Kinsey einen runterholen, wenn auch nur in metaphorischer Weise. Wie dem auch sei, Sexfilmchen haben, so habe ich das Gefühl, Deutschland ein wenig offener für derlei Dinge und weniger verklemmt gemacht und es braucht schon einen Holländer, der in Hollywood der Erotik im Film scharfe Züge zu verleihen, auch wenn es schon vor Paul Verhoevens „Basic Instinct“ ähnliche Filme gab, so hat dieser doch eine neue Welle von gewagten Filmen losgetreten, von denen wir heute… nicht mehr so viel zu sehen bekommen, habe ich das Gefühl. Was eventuell auch daran liegt, dass HBO mit Serien wie „Deadwood“, „Rom“ und natürlich „Game of Titts“, äh, „Thrones“ Vorreiter war, die nackte Lust auf die kleine Mattscheibe zu holen, hatte dieser Sender doch andere Möglicherkeiten als die amerikanischen Öffentlich Rechtlichen, bei denen ein Männerarsch schon das höchste der Gefühle, ein weiblicher Nippel aber undenkbar war (siehe „nip/tuc“). Im Kino scheint sich die weibliche Form als solche und der Erotikfilm als ihr Präsentator eher immer seltener zu finden, was aber auch durch eine Art Mangel an Notwendigkeit erklärt werden könnte, denn in Zeiten von Internet und grenzenloser Verfügbarkeit von Hardcorepornographie erscheint eine solche Softcoreproduktion wie die hier vorliegende irgendwie ein wenig veraltet und… überflüssig.

OT: Le Salopes ou le Sucre Naturel de la Peau

Brigitte Poupart (Michaela Kametz), Vincent Leclerc (Heiko Obermaier), Nathalie Cavezzali (Katja Liebing), Romane Denis (Mayke Dähn), Normand D’Amour (Stephan Schleberger), Charlotte Aubin (Milena Karas)

Regie: Renée Beaulieu

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Der Ero-Tick

Softcore-Erotik, die ihr Thema nicht auslebt und in der zweiten Hälfte in Sachen Tochter ein schwieriges Gebiet anreißt, das sie aber nur stehen lässt und nicht vertieft. Unterm Strich ist Erotik so subjektiv wie Humor und hängt davon ab, ob man die daran teilnehmenden Akteure attraktiv findet oder nicht. Das muss dann wohl jeder für sich selbst entscheiden… Ab 31. Januar 2020 auf DVD.

Kino: COUNTDOWN

Junge Frau lädt sich

Die App, die dir sagt, wann du sterben wirst

runter – und die macht genau das, weshalb das der weit bessere Filmtitel gewesen wäre, vielleicht ein wenig sperrig, aber nicht so austauschbar… wie es dann aber letztlich der Film selbst ist, der nicht nur nicht spannend und nicht gruselig ist, sondern auch nicht clever, mit anderen Worten

extrem dumm

was ein wenig das Vergnügen daran nimmt, wenn es denn eins gegeben hätte, was nicht der Fall ist. Eins der Hauptprobleme ist, dass es eigentlich keine Fallhöhe gibt und streng genommen nichts auf dem Spiel steht. Der Todeszeitpunkt steht fest, alles, was die App dann macht, wenn man von deren Plan abweicht, is einen gehörig zu erschrecken, was aber letztendlich völlig egal ist, da am vorbestimmen Zeitpunkt halt nicht zu rütteln ist. Wäre es dann wenigstens so, dass man mit den gleichen Verletzungen bzw. Ursachen stirbt, mit denen man auch auf normale Weise ums Leben gekommen wäre und das Fragen aufwirft… wäre wieder clever gewesen, und das ist ja eine Sache, die dieser Film nicht bietet. Dafür gibt es einen Arzt, der offenbar auf der Harvey Weinstein Schule Medizin studiert hat, was aber eher auf der peinlichen als auf der Seite anzusiedeln ist, die hier nicht existiert, nämlich die, wo man das Positive vermerken könnte. Die Synchro ist dann teilweise ein weiterer Nagel im Sarg dieses todesunfreundlichen Werkes, denn wenn jemand von „random Zahlen“ spricht, ist das zwar auch „scary“, aber mitnichten auf eine gute Weise!

Mit

Elizabeth Lail, Jordan Calloway, Talitha Bateman, Peter Facinelli, Tichina Arnold

Regie: Justin Dec

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Das Fazit, das dir sagt, dass du diesen Film nicht zu gucken brauchst

Clowndown. ab 30. Januar 2020 im Kino.

Heimkino: Fuzzy wird energisch – Vol.1

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, in einem Vorabendprogramm, weit, weit entfernt…

Western von Gestern!

Eine Reine von kleinen Serien, in schwarz/weiß mit kurzen Episoden und Cliffhangern, in denen man Figuren wie Zorro begegnete und eben auch einer schillernden weil schrulligen und witzigen Gestalt namens

Futzi Q. Jones

.jedenfalls klang das so. Hier wird sein Name eher „Fussi“ ausgesprochen als „Futzi“ und man fragt sich auch, ob man das „Q“ im Mittelteil richtig erinnert oder ob das vielleicht Teil der deutschen Fassung war? Die unterscheidet sich nämlich von diesem Filmchen, da man, als alter „Western von Gestern“-Gucker, natürlich Hans Jürgen Diedrich im Ohr hat, der auch als Kabarettist unterwegs war und genau so sprach wie Fuzzy aussah. In diesem Film hier nun könnte es Anton Reimer gewesen sein, der hier und da auch mal für Louis de Funes zu hören war und der dann von Diedrich nicht sooo weit entfernt klingt, aber eben auch nicht Diedrich ist. Was aber wirklich fehlt ist etwas, das erwähntes „Western von Gestern“ auch ausgemacht und zu einer deutschen Sache gemacht hat, die verschiedene Serials und Filme diesem Serienformat angepasst und unter diesem Obertitel herausgebracht hat: Der WvG-Vorspann mit seiner großartigen Musik. Es ist also nicht ganz „Western von Gestern“, was wir hier bekommen, aber es lässt einen doch ein wenig nostalgisch werden.

Der einsame Reiter

Fuzzy ist hier nicht auf sich allein gestellt, auch wenn der Titel verheißen mag, dass es sein Abenteuer wäre, doch er arbeitet zusammen mit dem „Lone Rider“, wahrscheinlich ein Verwandter des „Lone Ranger“, aber ohne die Jagdlizenz. Er darf hier gewohnt schräg sein, ist aber immer gewissermaßen der Joker im Plot, welcher sich in beiden Hälften des Films, die wahrscheinlich dereinst „Lone Rider“-Episoden waren und zu einem Spielfilm zusammengeklebt wurden, ziemlich ähnelt, da immer jemand für die Morde von anderen und zwar genau von diesen anderen angeschwärzt wird und dann muss die Gerechtigkeit a) kommen und b) siegen. Interessant ist dabei, was zumindest für die deutsche Fassung gilt, die Wortwahl, denn da wird von in den Kopp schießen gesprochen und wenn Fuzzy jemanden in die Luft jagen will, dass man keine Lust hat, die vielen Einzelteile aufzusammeln, überraschend offen für einen 40er-Jahre-Western, aber durchaus unterhaltsam.

OT: The Lone Rider in Texas Justice (1942)

Al St. John (Anton Reimer?), George Houston (Reinhard Glemnitz), Dennis Moore (Erich Ebert)

Regie: Sam Newfield

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazit Q. Jones

Ein netter nostalgischer Ritt in die Vergangenheit mit hübschen Westernabenteuern und einem Fuzzy, der ziemlich so ist, wie man sich an ihn erinnert. Ab 17. Januar 2020 auf DVD.

Heimkino: QUIET COMES THE DAWN

Erst stirbt die Mutter einer jungen Frau kurz nach deren Geburt, dann begeht ihr Bruder vor ihren Augen Selbstmord – und immer scheinen Albträume damit in Zusammenhang zu stehen. Also macht sie eine Schlaftherapie, um der Sache auf den Grund zu gehen…

Russenhorror

Es klingt so, als hätten wir da eine spannende Geschichte, zumal es in der Traumwelt Dämonen geben soll, die mittels Wirt in die Wirklichkeit kommen wollen. Leider erfüllt der Film diese Hoffnungen nicht, also die mit Spannung und Horror und so, nicht die mit dem Dämonen. Tatsächlich neigt man fast dazu, zu sagen, dass man sich beim Betrachten der Schlaftherapie unweigerlich anschließen könnte, da es wenig gibt, was einen wach hält. Das mag nicht ganz im Sinne der Kreaturen oder eher Kreatoren zu sein, aber irgendwie trifft es zu.

Den Figuren voraus

Manchmal ist es schön, wenn der Film oder die Figuren in ihm einem mal ein bisschen voraus ist bzw. sind, so dass man überrascht wird, aber wenn man als Zuschauer lange vor den Beteiligten durchschaut, was da gerade passiert, ist es ein wenig tragisch, besonders, da sie mit dem Holzhammer, oder vielmehr einem Kopp im Getränkeautomaten, darauf gestoßen werden. Zumal, wenn es ein Film ist, in dem Träume eine wichtige Rolle spielen, kann man sich in etwa ausrechnen, wie der Hase läuft, oder vielmehr schläft. Die Schlusspointe an sich entbehrt nicht einer gewissen Interessantheit, ist aber genauso unübersichtlich wie der Rest des Films.

Mit

Oksana Akinshina, Aleksandr Molochnikov, Anna Slyu und Oleg Vasilkov

Regie: Pavel Sidorov

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Loud comes the Fazit

Wer wahren Russenhorror sehen möchte, wird bei, mit und in Chernobyl besser bedient; dieser Film, in dem es um Albträume geht, ist zwar keiner, aber aus dem Schlaf reißen tut er einen auch nicht. Ab 30. Januar 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: RAMBO: LAST BLOOD

Die Enkelin von Rambos Haushälterin fällt in die Hände von mexikanischen Mädchenhändlern…

Muss man mehr sagen?

Man kann sich ausrechnen, wie es ab hier weitergeht, auch wenn es ein bisschen dauert, bis das „ab hier“ beginnt. Es ist nicht der übliche Kriegsfilm, in dem Kollege Rambo in irgendeinem Krisengebiet alles platt macht, es ist eine Mischung aus „Taken“ und „Rambo allein zu Haus“… aber auf der anderen Seite funktioniert das aus einem Grund eigentlich ganz gut: Bei „Taken“ hätte man sich dann doch gerne mal einen Film gewünscht, in dem Liam Neesons Vergangenheit gezeigt und veranschaulicht wird, was er da so gemacht hat. Das haben wir bei Rambo, da haben wir eine Hintergrundgeschichte, mit vier Filmen, und nun erleben wir also, wie er reagieren würde, wenn das passiert, was dann passiert. Das ist

Hammerbrutal!

Und das ist teilweise wörtlich zu nehmen. Ab irgendeinem Punkt wird der Film dann zu einem Slasher, in der Rambo Monstern wie Michael Meyers, Jason und Freddie Krüger den Rang abläuft, oder abschlägt, absprengt, abhackt, je nachdem. Es geht hart zur Sache, sauhart, aber nicht „die hard“. Angeblich soll dies nun der letzte Film der Reihe sein, womit sich bei den Originaltiteln ein schöner Kreis ergibt, da der erste Film in Amerika ja „First Blood“ (anders als bei uns ohne die Erwähnung von Rambo) hieß, so dass „Last Blood“ ein guter Titel für einen Abschluss wäre… aber wir wissen ja, wenn der Streifen genug einspielt, kommt da immer noch was nach, zumal Stallone ja auch so gut darin ist, sich von seinen Figuren zu verabschieden, hat er das bei seinem Boxer doch schon in „Rocky 5“ gemacht… und dann nochmal in „Rocky Balboa“, „Creed“ und „Creed II“. Wir werden also sehen. Zumal sich bei einem weiteren Film die Möglicherkeit aufdrängen würde, die man hier schmerzlich missen lässt, nämlich Brian Dennehy zurückzuholen und auch damit einen Kreis zu schließen. Der Mann lebt und arbeitet noch, also warum ist er nicht im letzten Rambo-Film, verdammtnochmal?

Apocalypse Prochnow

Rambo bekommt eine neue Stimme. In den vier bisherigen Filmen hörte man ausnahmslos Thomas Danneberg für den rauen Recken, doch das ist diesmal leider nicht so, da dieser in Zukunft leider nicht mehr für Synchronarbeiten zur Verfügung stehen wird. In Unsyncbar Ausgabe 1902 führt Stefan Krause ein Interview mit dem Schauspieler. Der sagt dort u.a., dass er inzwischen „gesundheitlich etwas geschwächt“ ist und, was möglicherweise genausoschwer wiegt, dass ihm in den letzten Jahren „die Arbeit im Studio kaum noch Freude bereitet hat“. Sein Anspruch an sich selbst war es immer und ist es, gute Arbeit abzuliefern – wovon man sich in mehrere Jahrzehnte umfassendem Film- und Serienmaterial überzeugen kann – und da er davon nicht abweichen möchte, hat er sich – leider für uns alle – aus dem Synchron zurückgezogen. Hoffen wir, dass er seinen Ruhestand so genießen kann, wie wir all die Jahre seine Arbeit haben genießen können. Für den deutschen Zuhörer ist das ein herber Verlust, der hier aber ein wenig abgefedert wird, denn man hat bei Stallone seit „Creed II“ eine alte Stammkraft reaktiviert, die ihm Ende der 70er Jahre viermal ihre Stimme geliehen und in „Judge Dredd“ sogar mit ihm vor der Kamera gestanden hat: Jürgen Prochnow. Der Vorteil bei dieser Besetzung ist nicht nur, dass der ein hervorragender Schauspieler ist und seine Sache ganz ausgezeichnet macht, was über den Verlust von Danneberg etwas hinwegtrösten kann, zudem ist seine Stimme vertraut, aber auch nicht zu ausgelutscht und damit austauschbar wie andere Kollegen. Somit schafft er es, eine schöne stimmige und stimmliche Brücke zwischen Danneberg und Stallone zu herzustellen, die angenehm gut funktioniert.

Bonus

Kurze Featuretten, in denen man einiges über die Produktion, die Gedanken dahinter aber auch die Gedanken von Stallone selbst erfährt.

Mit

Sylvester Stallone (Jürgen Prochnow), Paz Vega (Carolina Vera), Oscar Jaenada (Tommy Morgenstern), Joaquin Cosio, Rick Zingale (Reinhard Scheunemann), Yvette Monreal (Jodie Blank), Sergio Peris-Mencheta (Johann Fohl), Jessica Madsen (Ronja Peters), Arianna Barraza (Katarina Tomaschwesky), Louis Mandylor (Andreas Müller)

Regie: Adrian Grunberg

Last Fazit…?

Im ersten Film, vor vielen Jahren, Ende der 70er, kehrte John Rambo aus Vietnam zurück und ein Sheriff wollte den langhaarigen Sack nicht in seinem Kuhkaff haben, was zu einer Eskalation führte, in deren Verlauf, äh, ein (in Zahlen: 1) Mensch starb… und Rambo nicht nur als Figur, sondern auch als Begriff geboren wurde. Aber schon ab dem zweiten Film stieg die Todesrate rasant an und hier nun geht es mal wieder richtig zur Sache. Der vielleicht letzte „Rambo“ ist megabrutal mit einer Schlussschlacht, die sich gewaschen hat, und zwar im Blutbad und die jeden Horror-Slasher vor Neid erblassen lassen wird. Unterhaltsam ist das aber schon. Ab 31. Januar 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Das Schreckensschloß des scharlachroten Henkers

alias

Schloss des Blutes

alias

Der scharlachrote Henker

alias

Die 1000 Schnittfassungen des Dr. Mabuse (sein Schloss)

Denn wie wir aus dem erhellenden Booklet erfahren, wurde der Film im Laufe der Zeit in mehr Schnifffassungen rausgebracht als „Blade Runner“ und „Star Wars“ zusammen, wobei bei näherer Betrachtung für diesen Italo-Trash

Der Perverse mit der roten Kappe

vielleicht am treffendsten wäre. Da ist nämlich titulares Schloss und titularer Henker, welcher dort auf Ewigkeit versiegelt und eingesperrt wird, doch irgendwann kommt eine Gruppe Mädels und Fotografen, die den gar gruseligen Ort für die Coverbilder von Horrorbüchern als Kulisse nutzen wollen, doch der Hausherr wird zum titularen Perversen, der die offenbar zensierte Ausgabe vom Marquis de Sade als Grundlage für seine infantilen Folterstreiche nutzt, die selbst Freud nur ein müdes Schulterzucken entrungen hätten…

Zu früh

Wäre dieser Film nur ein paar Jahre später entstanden, nachdem die Welt von Schulmädchenreporten heimgesucht wurde und selbst Hammer statt titulare tittulare Horrorreißer gemacht hat, wäre diese weichgespülte Foltermaschinerie in Sachen Nacktheit sicher etwas expliziter ausgefallen, doch das, was wir hier geboten bekommen, ist nicht

erschreckend

sondern eher

erschreckend züchtig

Das alles hat zwar irgendwie einen naiven Charme, der sich besonders in der Selbstverliebtheit der Hauptfigur bricht und sehr amüsant wird, wenn man die bekiffte Spinne von Angesicht zu Angesicht sieht, aber Freunde Nackter, Gewalt oder nackter Gewalt könnten hier mit sich hadern, wer allerdings an Trash Spaß hat, kann sich seine maßgeschneiderten Handschellen anlegen, zurücklehnen und genießen, bis der Arzt kommt… oder der scharlachrote Denker… Henker!

Bonus

Vielerlei geschnittene Szenen, Vorspänne, Schmalfilmfassungen sowie neben der integralen auch die deutsche Fassung von „Schloss des Blutes“.

OT: Il Boia Scarlatto (1965)

Mickey Hargitay (Christian Marschall), Louise Barrett (Renate Danz), Alfredo Rizzo (Alf Marholm), Ralph Zucker (Arne Elsholtz)

Regie: Massimo Pupillo

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Das scharlachrote Fazit im blutigen Schloss des Henkers

Naiver Charme trifft auf naive Scham, definitiv nichts für jeden. Ab 17. Januar 2020 auf DVD.

Heimkino: Victoria – Staffel 3

1848, Unruhen in Europa – und Königin Victoria von England muss sich mit diesen und anderen Problemen auseinandersetzen…

Downton Vicky

Auch diese Staffel verbindet das Leben der hochwohlgeborenen Königin wieder mit dem der kleinen Leute, so dass man die Welt jener Tage mit all ihren Hoffnungen und Unruhen von mehreren Perspektiven zu sehen bekommt. Doch auch wenn die Amtszeit von Vitoria eine enorme Zeitspanne umfasst, so bleibt die ihr gewidmete Serie doch selbst hinter der Länge von „Downton Abbey“ zurück, denn auch wenn es da, wie gesagt, durchaus Material gegeben hätte, beendet diese Staffel die in mehrfacher Hinsicht königliche Darstellung von Queen Victoria mit der wahrhaft royalen Jenna Coleman in der Titelrolle.

Aufstand und Rückstand

Auch hier sieht man mal wieder, wie fortschrittlich Großbritannien einmal war, denn es hatte nicht nur eine Frau als Premierminister Jahrzehnte bevor das ach so aufgeschlossene und freie Amerika einen Schwarzen zum Staatsführer machte (eine Frau in diesem Amt steht da noch aus, räusper), auch das Königshaus wurde (und wird) seit und für viele Jahrzehnte nicht von einem König sondern von einer Königin angeführt (nicht umsonst heißt einer der besten Bond-Filme aller Zeiten „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“), doch da sich das Land derzeit zu Kleingeistannien entwickelt, darf man in Zukunft mit soetwas wohl nicht mehr rechnen. Hier sehen wir nun neben den Auswirkungen von Madame la Guillotine die Cholera, Probleme mit Irland und natürlich jede Menge Intrigen und Machtspielchen, in denen Laurence Fox eine gute Figur macht, weil er perfekt auf dem dünnen Grad zwischen unsympathisch und charismatisch genug, dass man ihn trotzdem irgendwie mag, wandelt.

Mit

Jenna Coleman (Luisa Wietzorek), Tom Hughes (Arne Stephan), Laurence Fox (Markus Pfeiffer)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Queen Faztoria

Eine hinreißende Jenna Coleman und ein würdiger Abschluss für ihre Amtszeit als britische Königin, auch wenn es ein bisschen schade ist, dass das Ganze teils mehr zu einer royalen Soap zu werden scheint und man, wenn man das Ende der Staffel sieht, offenbar mit einer Fortführung gerechnet hat, denn sonst hätte man einen Ausblick auf den Rest ihres Lebens und Wirkens geben können. Ab 31. Januar 2020 auf DVD.

Kino: LITTLE WOMEN

Amerika, rund um den Unanhängigkeitskrieg. Vier Schwestern. Jede von einen hat ein Talent. Schreiben, Malen, Schauspielen, Klavier. Doch sie leben in Zeiten, in denen Frauen „sich“ eher dadurch „verwirklichen“, dass sie heiraten. Eine der Schwestern, von denen alle ganz verschieden sind, sieht genau das nicht als ihren Weg…

Nach einem Roman

Gegen Ende gibt es eine sehr schöne und treffende Metaszene, die dann allerdings auch ein wenig durch die „Wirklichkeit“ des Films ausgehebelt wird. Bis dahin bekommt man viel Familie und relativ wenig Handlung, wer also am Leben und Zusammenleben von Menschen seine Freude hat, wird hier wohl gut unterhalten, wer aber ein bisschen mehr Fleisch möchte, für den mag das zwischenzeitlich ein durchaus dünnes Mahl werden. Doch auch wenn man ab und an geneigt sein möchte, ein wenig die Augen zu schließen, so gibt es doch etwas, das sich zu sehen lohnt:

Florence Pugh

Die Libelle“ aus der gleichnamigen John le Carré-Verfilmung ist mit Abstand das absolute Highlight des Films. Jede Szene mit ihr und sie in jeder Szene ist sehenswert, so dass man fast ein wenig über den Mangel an Geschichte hinweggetragen wenn auch nicht hinweggetröstet wird. Da wirkt Meryl Streep fast ein wenig verschenkt…

Mit

Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, Eliza Scanlen, Timothée Chalamet, Laura Dern und Meryl Streep

Regie: Greta Gerwig

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Little Fazits

Ein Film, der sich mit Frauen auseinandersetzt und auf dem Weg zur Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung am Ende mit einer überraschenden Erkenntnis aufwartet, auch wenn dem Ganzen ein bisschen mehr Geschichte nicht geschadet hätte. Ab 30. Januar 2020 im Kino.