Mann, der endlich aus dem Gefängnis entlassen wird, erfährt, dass seine Frau gerade gestorben ist. Auf dem Weg zur Beerdigung trifft er einen merkwürdigen Mann…
Amerikanische Götter
Das ist eigentlich nur der Einstieg, denn man kann sich vorstellen, dass da noch eine Menge passiert, bei dem u.a. auch Götter eine Rolle spielen. Basieren tut das Ganze auf dem Buch von
Neil Gaiman
der Autor diverser Comics und Comicserien ist, u.a. „Sandman“ (eine davon, denn es gibt mindestens zwei), aber auch für Fernsehserien wie „Doctor Who“ geschrieben hat. Und damit wollen wir schon direkt hier ein wenig Wind aus den göttlichen Segeln nehmen: Staffel 1 ist erst der Anfang (laut Ian McShane in einem der vielen Interviews, die ersten 100 Seiten des Buchs), wer sich also endlich mal wieder eine Serie erhofft, in der in der ersten Staffel alles (oder einiges) erzählt ist, das auch für sich stehen könnte und mehr als quasi ein Prolog für ein paar weitere Staffeln ist, der dürfte hier dann eher etwas enttäuscht sein. Es ist also ein Einstieg – und man braucht auch etwa bis zum Ende der Staffel um zu entschlüsseln, worum es eigentlich ungefähr in etwa gehen könnte.
Fuller of himself
An der Fernsehbearbeitung ist vor allem auch Bryan Fuller beteiligt. Der schuf „Pushing Daisies“, wechselte dann von märchenhaft zu horrorhaft, indem er seine visuellen Ideen in „Hannibal“ einfließen ließ, was die Serie gleichermaßen brutal wie visuell poetisch macht, um hier dann noch einen Schritt weiterzugehen und eine Mischung aus beiden Serien noch zu übertrumpfen. So kann man sich also darauf verlassen, dass man einiges fürs Auge geboten bekommt, einen fast schon Overkill an Bildern, die man sich ausschneiden und in ein mediales Museum hängen könnte, wobei an manchen Stellen aber auch die Brutalität nicht zu kurz kommt. Mit
Bildgewaltig
liegt man hier also genau richtig. Gegen Ende laufen dann sogar einige der Fäden, bei denen man zunächst angenommen hatte, sie könnten reiner Selbstzweck sein, zusammen und fügen sich in die Handlung ein. Der Grundgedanke, der auch im Zusatzmaterial angesprochen wird, ist aber dank erwähnter Schöpfer Gaiman und Fuller nicht in einer klaren Linie in Richtung Satire, auch wenn es da ein paar nette Ansätze gibt, sondern gewissermaßen verklärt oder verschleiert durch die Märchen- und Fantasyelemente, die beiden so eigen sind, umgesetzt. Gemeint ist: Alte Götter gegen neue, also traditionelle gegen Medien, Internet und Handypornos… oder sowas in der Art. Hätte man eine tolle Satire draus machen können, das hier geht aber, wie gesagt, in eine eher andere Richtung – aber vielleicht ändert sich das ja in den nächsten Staffeln.
Die Götter der Stars
Eine der Hauptrollen wird verkörpert von Ian McShane. Der ist zwar schon länger im Geschäft, z.B. neben Michael Caine in „Luftschlacht um England“ (schlagen Sie mal nach, von wann der ist), erlangte seinen Durchbruch und Ruhm aber erst so richtig durch die dreckige HBO-Western-Serie „Deadwood“. Seitdem darf er immer ähnlich schmutzige und charismatische Rollen spielen, wobei er immer eine große Bereicherung ist. Auch Pablo Schreiber ist mit dabei, den man als „Pornstache“ (Pornoschäuzer) aus „Orange is the new Black“ kennt und der hier eine etwas andere Seite zeigen darf. Peter Stormare ist immer für eine abgefuckte Rolle gut, auch wenn man hier das Gefühl hat, dass seine Figur a) zu klischeemäßig für ihn ist und b) dann auch wieder bedeutungslos verschwendet… verschwindet! Und dann ist da noch Gillian Anderson, die uns allen durch „Akte X“ als Agent Scully bekannt wurde. Sie hat hier eine Rolle, in der man sich eigentlich (und auch irgendwie besser) Tilda Swinton vorstellen könnte, die daraus eine (ihrer vielen) Paraderollen gemacht hätte, während das Ganze bei Anderson (wegen des Spiels oder der anzunehmenden Liftungen) ein wenig distanziert wirkt.
Bonus
Interviews, Featuretten und sogar ein Panel von der San Diego Comic-Con® , in denen viele Fragen zur Entstehung und Produktion beantwortet werden. Sehr schön ist der Beitrag über und mit Autor Neil Gaiman, in dem man viel über die Wurzeln der amerikanischen Götter erfährt.
Mit
Ricky Whittle (Peter Sura), Emily Browning (Luisa Wietzorek), Pablo Schreiber (Tim Sander), Ian McShane (Klaus-Dieter Klebsch), Gillian Anderson (Franziska Pigulla), Orlando Jones (Florian Halm), Peter Stormare (Rainer Doering), Crispin Glover (Stefan Krause), Corbin Bernsen (Gerald Schaale)
American Fazits
Toll in den Bildern, mit großartigen Szenen (z.B. dem ersten Auftritt des Todes), aber mehr vom Visuellen getragen als von der Handlung… und erst der Anfang, also nicht in sich abgeschlossen. Ab 27. Juli 2017 auf DVD und Blu-ray.