Bei einem Urlaub in Afrika beschließt Schweizerin, dem Massai-Krieger, den sie gerade kennengelernt hat, in sein Dorf zu folgen, Zwecks Liebe und so…
Wahre Geschichte
Wer schreibt die besten Geschichten? Einmal mehr muss man sich eingestehen, dass es nicht das Leben ist, auch wenn es auf diesem Gebiet doch inzwischen eine Menge Erfahrungen gesammelt haben müsste… was ein bisschen das ist, was hier unterm Strich fehlt. Ebenso wie, Vorsicht: Wortwitz!, eine klarere schwarz/weiß-Sicht der Dinge. Zunächst mal mag man sich als Zuschauer (als -in vielleicht nicht, siehe Autorin weiter unten) denken:
Mädchen, was machst du da?
Ohne Vorkenntnisse, Ahnung von Landessprache, Sitten und Gebräuchen quer durch Afrika zu reisen in der Hoffnung darauf, den ebenholzenen…hölzernen? Krieger aufzuspüren, auf dass der einen so geil finde wie es am Abend vorher in der Dise gewirkt hat… wie könnte dabei etwas schief gehen? Das Problem, zumindest rein vom erzählerischen Standpunkt, ist, dass das weniger schwierig ist, als es sein sollte, wodurch ein wenig die Kategorien Unterhaltsamkeit und Konflikt flöten gehen. Toll wäre es gewesen, wenn sie nach langer strapaziöser Reise im Dorfe des Kriegers eingetroffen wäre, nur, um zu erfahren, dass er dort glücklich mit Frau und Kindern lebt. Doch mitnichten, stattdessen… lebt er mit seiner Mutter? Und Kindern? Womit wir bei Problem Nummer 2 angekommen wären:
Der Titel ist unangemessen… bis vermessen!
„Die weiße Massai“, nun, das wäre jemand, von dem man erwarten könnte, dass er bzw. sie im Laufe der Zeit die Sprache ebenjener Menschen gelernt hätte. Doch dem ist nicht so. Wie dereinst die Eroberer Amerikas lernt auch das schweizerische Blondchen nicht die Sprache der Menschen, die sie zu erobern gedenkt, so dass sich auch hier der Ureinwohner den Sprachgewohnheiten des weißen Mannes bzw. Fraues unterordnen muss. Was nicht nur ein schlechtes Licht auf die Protagonistin und ihre Vorlage wirft, sondern auch den Nachteil mit sich bringt, dass man am Ende eigentlich nicht viel mehr über die Massai weiß als vorher. Und dann bringt das Ganze nicht viel. Wäre dies eine rein fiktionale Veranstaltung gewesen, dann hätte man den Krieger als solchen erlebt und nicht nur als Lippenbekenntnis, man hätte gesehen, wie sie an der Sache wächst und ihn im Zweifel am Ende in der Stammeshierarchie vom Sockel stößt. Konflikt, Entwicklung, Spannung. Doch hier muss sie einen Laden aufmachen, um anständig zu essen, weil sie den Fraß im Dorf nicht mag… Echt, Mädchen, mit dieser Einstellung brauchst du diese Reise doch eigentlich gar nicht erst anzutreten, oder?
Bonus
Interviews und ein Blick hinter die Kulissen, in denen Nina Hoss etwas sagt, von dem es sehr schön gewesen wäre, wenn der Film das auch herausgearbeitet hätte. Die Autorin der Vorlage sagt hingegen, dass Männer das oft anders sehen als Frauen… und ich denke, zu denen gehöre ich auch!
Mit
Nina Hoss, Jacky Ido, Katja Flint, Nino Prester, Janek Rieke
Regie: Hermine Huntgeburth
Die weiße Fazai…t
Was ein toller Konflikt, ein Aufeinandertreffen der Kulturen, eine Reise durch den dunklen Kontinent zur beiderseitigen Erleuchtung durch die Liebe hätte sein können, entpuppt sich leider als nicht viel mehr als eine ordinäre Liebesgeschichte, die schwerlich als romantisch bezeichnet werden kann und bei der die im Titel angedeutete Herkunft des Lustobjekts keine so große Rolle spielt, wie es nötig gewesen wäre, um all das zu rechtfertigen und sich von üblichen Geschichten dieser Art abzusetzen. Ab 4. Februar 2021 auf DVD und Blu-ray.