Neu auf DVD: TOKAREV

Bei Nicolas Cage Filmen ist es in letzter Zeit schwierig. Zum einen, weil die meisten eher schlecht waren – und zum anderen, weil er in diesen Filmen eher schlecht war. Fiesestes Overacting, das zur Aberkennung jeglicher Oscars führen sollte. Unter diesem Gesichtspunkt bin ich dann bei neuen Cage Filmen eher vorsichtig. Freuen wir uns also über die gute Nachricht, dass Cage in „TOKAREV“ angenehm zurückhaltend ist und nicht den Wahnsinn auspackt.

Worum geht’s?

Die Handlung wirkt auf den ersten Blick recht einfach, was den Film aber tatsächlich sehr erfreulich macht, ist die Tatsache, dass sich das gegen Ende ändert. Alles beginnt als Rache- und Actionfilm. Cages Tochter wird entführt, ihre Leiche wenig später gefunden. Nun werden er und der Zuschauer damit konfrontiert, dass er eine höchst unschöne Vergangenheit hat, in der diverse Mafiaorganisationen und Morde eine Rolle spielen. Wer aus dieser Vergangenheit könnte für die Tat verantwortlich sein? Will sich jemand rächen für das, was er, nun ein sauberer Geschäftsmann, ihm damals angetan hat? Cage und zwei seiner Kumpane machen sich auf die Suche, die allerdings eher wie ein Blutbad daherkommt als wie eine Jagd nach sachdienlichen Hinweisen. Dass diese Aktionen in Mafiakreisen nicht unentdeckt bleiben, ist klar und so spitzt sich die Situation nach und nach zu. Es gibt jede Menge Action, Verfolgung, Tod… bis man erfährt, warum seine Tochter sterben musste und wer dafür verantwortlich ist. Was für lange Strecken wie ein Actionfilm daherkommt, zeigt am Ende, dass mehr dahinter steckt – und dass hinter einem Actionfilm mehr stecken kann, wenn die richtigen Leute daran beteiligt sind. Dass das jedoch die Ausnahme sein dürfte, ist relativ klar. Leider.

Ich bin zu alt für diesen Sch…

Cages Frau wird dargestellt von Rachel Nichols. Auch wenn Regisseur Paco Cabezas sie in seinem Audiokommentar sehr lobt, teile ich seine Meinung in dem Fall leider nicht. Nichols ist zwar sehr hübsch, aber leider nicht sehr talentiert. Und, ganz ehrlich, hübsch anzusehen reicht bei einer Schauspielerin nicht, besonders, wenn sie sich nicht auszieht.

Einen kurzen Auftritt bekommt man von Peter Stormare geboten, der vielleicht nicht so gut aussieht wie Miss Nichols, aber bei dem es dafür immer wieder eine Freude ist, ihn spielen zu sehen. Er spielt – welche Überraschung – einen Mafiaboss, während Danny Glover – welche Überraschung – einen Polizisten spielt. Was wirklich eine Überraschung ist, hat seine Figur in „Lethal Weapon“ doch bereits 1987 gesagt, sie sei „zu alt für diesen Scheiß“ – und da ist er heute noch immer als Polizist tätig? Was ist das, Rente mit 87? Nichtsdestotrotz ist es natürlich schön, ihn zu sehen.

Bonus

Die DVD bietet wie so oft ein wenig weniger als die Blu-ray, so sind die geschnittenen Szenen, von denen der Regisseur im Audiokommentar spricht, hier nicht vorhanden, auf der BR aber schon. Sollte das ein Kaufanreiz sein, dann also lieber zur Blu-ray greifen. Es gibt die üblichen Trailer, ein alternatives Ende (das merkwürdigerweise deutschen Ton hat) und diverse Interviews. Die sind ganz interessant. Für Freunde von Filmen (er bezeichnet sie bei seiner Begrüßung als Nerds) und für Leute, die sich dafür interessieren, wie man Filme macht, weil sie selbst welche machen möchten, sollte der Audiokommentar von Regisseur Paco Cabezas sehr ergiebig sein. Ähnlich wie Robert Rodrigues in seinen Kommentaren erzählt er u.a., wie er etwas gemacht hat und gibt Tipps für angehende Regisseure. Das ganze ist gleichermaßen informativ wie unterhaltsam – wenn man so was mag.

Fazit

Besser als erwartet. Nach (wahrscheinlich treurem) Mist wie „Ghost Rider 2“ ist dies hier (wahrscheinlich weniger teure) Action, die letztendlich aber mehr bietet als das, womit man gerechnet hat. Es kommen also nicht nur die Leute auf ihre Kosten, die von einem Film nicht mehr verlangen als sinnloses Rumgeballere, sondern eventuell auch die, die möglicherweise etwas mehr wollen. Ab 13.5.2014 im Handel.

Lizenz zum Töten

Die große James Bond Retrospektive

Der Teaser hat mal wieder direkte Auswirkungen auf den Film, es dauert ein wenig, bis die schlechten Rückprojektionen auftauchen und der Hut bleibt weiterhin verschollen. Also gehen wir doch direkt über zu:

Der Fluch des zweiten Films

Und diesmal war es wirklich ein Fluch, war ja auch ein verflucht schlechter Film. Für gewöhnlich hat so was keine Auswirkungen (siehe „Der Mann mit dem goldenen Colt“ und „Ein Quantum Toast mit Käse und Schinken“), aber diesmal schon. Nach diesem Film, den man höflich als Desaster umschreiben kann, gab es für viele, viele Jahre keinen Bond. So lange, wie es seit den 60ern noch nie vorgekommen war. Timothy Dalton sollte als Bond nicht zurückkehren, und abgesehen von Desmond „Q“ Llewellyn auch niemand von der Besetzung.

Nun, das Hauptproblem mit diesem Film ist, dass es eigentlich kein Bond Film ist. Gut, heutzutage ist das egal, kein einziger der Filme, in denen Daniel Craig den Agenten Ihrer Majestät mimt, ist wirklich ein Bond Film – und den Leuten ist es egal. Aber damals scheint das noch anders gewesen zu sein. „Lizenz zum Töten“ hat zwar eins der wichtigsten Bond Themen, eins der Dinge, die die Figur ausmachen, im Titel – aber die Handlung hat halt nichts mit Bond zu tun. Der Agent begibt sich hier eher auf das Gebiet von „Miami Vice“ und „Ein Mann sieht rot“. Drogenhandel und Rache sind nicht zwingend die Themen, um die sich ein Bond kümmern sollte – und das Ergebnis zeigt, warum.

Klingt wie Bond

Dabei gibt man sich alle Mühe, so bondig wie möglich zu sein. Der Titelsong klingt schon fast wie ein Plagiat von „Goldfinger“, also wenn klauen, dann bei dem Besten. Hat aber schon bei „Ödi-“, äh, „Octopussy“ nicht funktioniert. Einziger Pluspunkt in dieser Hinsicht ist Michael Kamen, den man für die Musik verpflichtet hat. Kamen ist immer großartig gewesen, wenn er vorhandene Melodien, wie z.B. bei „Brazil“ „Brazil“ oder bei „Stirb langsam“ die „Ode an die Freude“ bearbeiten und damit spielen kann, also dürfte das Bond Thema ein kleines Vergnügen für ihn gewesen sein. Und das zeigt er auch. Kamen weiß, wo man das Bond Thema einsetzt, punktgenau und mit perfektem Timing. Was auch der Grund dafür ist, dass sich dieser Film zumindest richtig anfühlt, auch wenn er es nicht ist, denn Kamen gaukelt uns mit seiner Musik vor, dass wir einen Bond Film sehen. Die Realität sieht dann leider anders aus.

Zwar gibt es eine Anspielung auf Bonds Ehe, es gibt eine Szene aus dem Buch „Leben und sterben lassen“ (Leiter vs. Hai – Hai gewinnt), Bond raucht hier auch wieder Zigaretten… es gibt sogar einen echten Bond Moment! Als Bond das Flugzeug mit dem Hubschrauber fängt, eine Szene, die Christopher Nolan für seinen „The Dark Knight Rises“ klaute/kopierte/benutzte/zitierte. Das ist ein toller Moment… der eines besseren Films würdig gewesen wäre.

Gegen Spieler

Eins der Probleme des Films ist auch der etwas schwache Gegenspieler. Franz Sanchez hat nicht nur einen bescheuerten Namen, sondern auch einen wenig charismatischen Schauspieler. Wäre der hier hervorragende Benicio del Toro nicht noch so jung gewesen, dann wäre er für die Rolle wahrscheinlich weit besser geeignet gewesen. So bleibt der Gegner ein wenig farblos – was dadurch noch mehr ins Gewicht fällt, dass es mal wieder viel zu viele Figuren gibt. Er hat seinen Handlanger, dann gibt es noch Handlanger mit Rakete, Handlanger mit Boot, Handlanger mit Bart, Handlanger für Geschäfte, Handlanger für Tempel und Handlanger für Regierung, von diversen „Orientalen“, die als Rauschgiftkäufer auftreten, gar nicht zu reden. Zu viele Leute für zu wenig Handlung.

Was dagegen halbwegs funktioniert ist das Finale, auch wenn hier drei Lastzüge gereicht hätten. So ist es mal wieder ein wenig Overkill, aber wenigstens ist der Oberschurke selbst daran beteiligt und nicht nur irgendein Handlanger, der nicht schnell genug von der Besetzungscouch runtergekommen ist.

Auch gibt es – wie auch im Film zuvor – eine Einblendung, die uns als Zuschauer sagt, wo wir uns gerade befinden. Da niemand „Isthmus City“ kennt – wahrscheinlich, weil es die in Wirklichkeit gar nicht gibt – ist das in dem Fall durchaus sinnvoll.

Der Bruch zum Film

Oder das Buch, je nachdem. Ich hatte letztens das Missvergnügen, ein paar von den Bond Büchern zu lesen, die ich mir in den 90ern gekauft, dann aber nie gelesen hatte. Als Jugendlicher hab ich natürlich alles von Fleming und Gardner verschlungen, was ich in die Finger bekommen konnte, schon weil das, wie bereits erwähnt, mangels Video die einzige Möglichkeit war, Bond zu erleben. Damals ist mir nicht aufgefallen, wie schlecht die Bücher von Gardner sind. Völlig humorfrei, schlecht geschrieben und in dem grauenvollen „Sieg oder stirb, Mr. Bond“ verfügt Bond über keinerlei nennenswerte Persönlichkeit – also wird er in den Craig Filmen ganz angemessen portraitiert. Außerdem findet er in diesem Buch selbst nix heraus, ist immer einen Schritt hinter dem Leser, der selbst herausgefunden hat, was da gerade abgeht, lange bevor Bond es weiß, und an der einen Stelle, wo sich das ganze zu einer „Stirb langsam“ Situation auf einem Flugzeugträger entwickelt, wo Bond der einzige Gegner gegen die anderen an Bord ist… verlässt er das Schiff?????

Während ich bei John Gardners Buchadaption von „GoldenEye“ dann das Handtuch geworfen habe, weil ich diesen humorfreien Mist nicht mehr ertragen konnte, hab ich mich durch „Lizenz zum Töten“ ganz durchgequält. Wobei mir ein kleines Detail aufgefallen ist. Auf Seite 183 heißt es, und ich erinnere daran, dass es sich um eine Adaption des Filmes handelt:

„‚Was denn für Raketen? Stingers oder Blowpipes? Sa-6, Sa-8 oder Chaparrals?’

‚Ich weiß, dass es sich nicht um Stingers handelt.’“

Seite 247 klärt uns dann auf:

„‚Ein Glück, dass er keine Stingers oder Blowpipes hatte.’ Pam verdrehte die Augen. ‚Die hätten uns geschafft.’“

Was benutzen sie im Film? Richtig, Stingers! Gutes Buch… fast so gut wie der Film!

— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

Der Rache-Bond. 007 jagt auf eigene Faust einen Drogenbaron, der seinen CIA-Kumpel Felix Leiter bös verstümmelt hat. Daltons zweiter und letzter Einsatz. Danach wird es sechs lange Jahre keinen Bondfilm geben! Woran liegt’s? Schaun wir mal:

Der Vorsetzer: Auf dem Weg zu seiner Hochzeit (Bond ist als Trauzeige dabei) bietet sich den Fahndern um Leiter die Gelegenheit, den Drogenbaron Sanchez zu schnappen. Der ist nämlich aus Eifersucht (sein Liebchen Lupe ging fremd) aus seinem Schlupfloch gekommen. In einer beklemmend stümperhaften Aktion (ganze zwei Drogenfahnder plus Leiter und Bond in ihren grauen Hochzeitsfracks) wollen Sanchez samt Bande verhaften. Hätte auch hier nicht vorschriftsmäßig ein SWAT-Team von mindestens 30 Mann hingehört?! So aber muss Bond wieder alles alleine machen!
Er nimmt das Kleinflugzeug mit Sanchez drinnen an den Haken (das hat natürlich Schauwert!) – und zugleich springen Leiter und Bond mit Fallschirmen über der Hochzeit ab. Cool.

In einem klassischen Bondvorspann von Maurice Binder (nackte Tanzweiber, Feuerwaffen, Kasino-Spielchips) singt Gladys Knight den Song „License To Kill“ – gefällt mir gut, hat die Anmutung einer düsteren Ballade. Passt zum Film.

In der 13. Filmminute raucht Bond eine Zigarette (war 1989 offenbar noch in Ordnung). Gott, wir haben doch alle geraucht in den 80ern!
Natürlich entkommt Sanchez seinen Bewachern auf dem Gefangenentransport (sonst gäbe es keinen Restfilm), und natürlich hat der Narr nichts Besseres zu tun als sich (noch auf der Flucht) an Leiter zu rächen (sonst gäbe es erst recht keinen Restfilm). In einer sadistischen Szene (21. Minute) lässt Sanchez einen Hai auf Leiter los. Bond findet am nächsten Morgen die tote Braut Della und den schwerverletzten Leiter. Er macht sich auf Spurensuche, entdeckt den Tatort und ein Tarnunternehmen für Drogenschmuggel. Dort geschieht in Filmminute 31 der SÜNDENFALL:
Bond ermordet kaltblütig den Verräter in den Reihen der DEA. Obwohl er ihn verhaften könnte, stößt er ihn in ebenjenes Haifischbecken, das Leiter beinahe zum Verhängnis geworden wäre (wieso HAT Leiter überhaupt die Haiattacke überlebt?). Der Verräter Killifer jedenfalls geht sehr schnell sehr tot!

Und bis hierhin ist „Lizenz zum Töten“ noch kein Bondfilm! Bond verhält sich nicht wie Bond, sondern ist auch völlig abgekoppelt von der bisherigen Bondwelt – er ist ein (Achtung, Gag bahnt sich an) „fish out of water“. In Minute 33 taucht endlich M auf und liest Bond die Leviten (Selbstjustiz und so, zackzack zurück ins Büro). Bond wird patzig und kündigt. M akzeptiert: „Ihre Lizenz zum Töten ist aufgehoben“. Wat? Na, Pustekuchen!

Sogleich folgt der nächste Anti-Bond-Moment: 007 widersetzt sich der Herausgabe seiner Dienstwaffe und flieht. Warum das denn? Wieso nicht cool abgehen? Kommt einer wie Bond sonst an keine Waffe?

Bond läuft im Folgenden einfach nur Amok. Er harpuniert in unnötiger Selbstjustiz einen Henchman, der Bonds Helfer Sharky getötet hat (Minute 41). Er stört empfindlich den internationalen Drogenhandel und sticht planlos auf harmlose Kokainpäckchen ein (44. Minute), wirft zwei Piloten aus einem Schmuggelflugzeug, stiehlt Drogengeld, bricht in Leiters Haus ein – ich bin in Versuchung, die Polizei zu rufen! Kommseschnell, hier wütet ein Verrückter!

Zwischendrin ein Wort zur Besetzung: Das bekannte Pockennarbengesicht Robert Davi spielt den Bösewicht Sanchez. Ein blutjunger Benicio Del Toro seinen Henchman Dario, und der große Anthony Zerbe (wer kennt den noch?) spielt Sanchez‘ Kompagnon Krest. Die machen ihre Sache alle gut, wie ich finde. An denen liegt’s nicht.

In der 49. Minute trifft Bond seinen „sidekick“ des Film, die DEA-Agentin Pam Bouvier (wieso hat die denn keinen schlüpfrigen Namen, häh?). Bouvier wird gespielt von einer gewissen Cary Lowell, schaut aber wie Nicole Kidman aus. Auf eine schrecklich alberne Saloon-Schlägerei mit dem debil grinsenden Dario folgt eine plötzlich einbrechende Liebesszene mit Bouvier. Auch das wirkt schief und deplatziert.

Ab der 56. Minute betreten wir den südamerikanischen Operettenstaat Isthmus (?), wo Sanchez schaltet und waltet (und daheim einen Schoß-Leguan mit sich herumträgt). Aaaalbern! Bond verjuxt derweil Drogengeld im Kasino und hat dabei einen „bad hair day“.

Nächster Fehler in Minute 69: Bond ist barsch zu Q, der doch nur helfen will. Stößt den alten Mann über den Haufen. Qs Erscheinen ist zwar Balsam für diesen Film, aber verstößt gegen jede Logik. Der hat doch garantiert bei M keinen Urlaub bekommen!

78. Minute: Bonds Attentat auf Sanchez misslingt, weil er von Ninjas (?!) angegriffen und außer Gefecht gesetzt wird. Das waren japanische und britische Drogenfahnder, die Sanchez lebendig wollen. Sie verschleppen Bond und möchten ihn außer Landes schaffen, als sie von Sanchez‘ Armee (oja, die schießen mit Panzern) massakriert werden. Vier tote Fahnder mehr auf Bonds Deckel. Was für ein Schlamassel!

Das musste offenbar ins Drehbuch, damit Bond anschließend als vertrauenswürdiger Bösewicht gelten kann – und von Sanchez unter die Fittiche genommen wird. Herrje!
Bonds zweite Zigarette in Minute 83. Beim gemütlichen Kaffeekränzchen mit Sanchez hätte Bond alle Gelegenheit, seinen Hass auszuleben und Sanchez auszulöschen. Was macht er? Schwärzt dessen Kompagnon Krest an! Bond will wohl jeden Kriminellen der Welt unter die Erde bringen!
Ein 80er Jahre Ska-Song der Band „Selecter“ hat es schon gewusst: „James Bond, the Killer!“ Sich bitte JETZT unter diesem Link im Netz anhören: http://www.youtube.com/watch?v=DrBf1ps-hwY

94. Minute: Weitere sadistische Mordszene: Sanchez tötet Krest in der Überdruckkammer, Bond schaut dabei kalt aus sicherer Entfernung zu! Dann vernascht Bond noch Sanchez‘ Liebchen Lupe (die sämtliche Ereignisse des Films von Minute 1 an ins Rollen gebracht hat, das Früchtchen!).

100. Minute: Willkommen im „Meditation Institute“, einer weiteren Tarnfirma von Sanchez. Dort ist sein Drogenlabor untergebracht. Professor Joe (mal wieder eine überflüssige Randfigur) will Bouvier ans Höschen (104. Minute), wird aber von ihr reingelegt. Gleichzeitig bricht Stress im Labor aus: Dario erkennt Bond als Gegner und duelliert sich mit ihm auf einem Förderband über einer Zerkleinerungsmühle. Wer endet wohl grausam in Stückchen? Dario in Minute 109 (Gottogott!).

Endlich, endlich geht es ans Finale: Die Chose mit den vier monströsen Tanklastwagen, beladen mit Drogensubstanzen. Die gehen dann nach und nach in die Luft (Minute 115, 116 – zwei auf einen Streich – und 122). Ist das eine Anspielung auf den Filmklassiker „Lohn der Angst“? Und Bond hat Spaß an der Zerstörung (Bouvier leistet per Flugzeug Luftunterstützung). Zündet Sanchez an und überlässt ihm dem Flammentod.

Jetzt mal im Ernst: Würden SIE so einen Agenten wieder in den Dienst aufnehmen???

Fazit: „Lizenz zum Töten“ ist ein Schock. Dieser Film bricht mit dem Bondcharakter und versenkt somit seinen Darsteller Dalton in den Orkus (der im Übrigen wie ein finst’rer Racheengel durch dieses Werk stakst, na gut, isser ja auch). Bond wirkt oft uncool, fahrig, planlos, hektisch und verkrampft.
Auch dass dieser 16. Beitrag der Reihe keinen Funken Humor enthält, treibt einen weiteren Nagel in Daltons Sarg. Zudem agiert der greise Q den halben Film hindurch als Bonds Helfer „im Feld“, was ebenfalls FALSCH ist.

Einen (in Zahlen: 1) hübschen Moment hat der Film – und zwar in Minute 65: Bouvier hat für Bond einen seiner Martinis bestellt. Der lässt ihn stehen, Bouvier trinkt ihn – und verzieht das Gesicht. Das ist die alleinige Komik in „Lizenz zum Töten“!

Lizenz zum Töten (1988/89)

Originaltitel: Licence to Kill

Regie: John Glen

Musik: Michael Kamen / Titelsong: Gladys Knight

James Bond: Timothy Dalton / Lutz Riedel

Franz Sanchez: Robert Davi / Uwe Friedrichsen

Pam Bouvier: Carey Lowell / Christina Hoeltel

Lupe: Talisa Soto / Madeleine Stolze

Felix Leiter: David Hedison / Reinhard Glemnitz

Milton Krest: Anthony Zerbe / Horst Naumann

Della Leiter: Priscilla Barnes / Viktoria Brams

Sharky: Frank McRae / Michael Gahr

Killifer: Everett McGill / Frank Engelhardt

Butcher: Wayne Newton / Leon Rainer

Präsident Lopez: Pedro Amendaritz Jr. / Werner Abrolat

Col. Heller: Don Strout / Willi Röbke

Kwang: Cary-Hiroyuki Tagawa / Joachim Höppner

Dario: Benicio del Toro / Ekkehardt Belle

und

M: Robert Brown / Wolf Ackva

Q: Desmond Llewellyn / Manfred Schmidt

Moneypenny: Caroline Bliss / Dagmar Heller

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

GoldenEye

NullNullSexy11Verstellung

Neu im Kino: Transcendence

Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen hin und her gerissen. Was dazu geführt hat, dass ich lange darüber nachgedacht habe. Gut, für einige dürfte das jetzt schon das Aus sein, denn Filme, über die man nachdenken kann oder gar muss sind ja nun nichts für das Massenpublikum. Und das, obwohl es auch jede Menge Explosionen und rumballernde Muskelmannen gibt. Trotzdem, Massenware für die Michael Bay Generation ist „Transcendence“ nicht. Aber das ist ja leidewr noch kein Beweis dafür, dass ein Film wirklich gut ist!

Science Fictionnnnnn…

Immer wieder wird man mit der Nase darauf gestoßen, dass das Science Fiction Genre a) offensichtlich sehr klein ist und b) offensichtlich schon alle Geschichten erzählt wurden, so dass man sie heute nur in neuer Zusammensetzung und mit ein paar anderen Beilagen wieder und wieder aufgetischt bekommt, ohne jemals etwas wirklich neues zwischen die Zähne zu bekommen. Wir überspringen also die an dieser Stelle übliche Aufzählung der Filme und Serien, die man in diesem Film wieder erkennen kann – und wäre „Transcendence“ zwei, drei Jahre früher erschienen, dann wäre ein Teil seiner Handlung nicht auch schon vom Fernsehen abgegrast gewesen.

So haben wir also einen Wissenschaftler, das alte Problem Geist und Maschine, Geist in der Maschine, Natur gegen Technik und die primitivste Lösung, wie man dieses Problem am Ende „löst“. Es kann ein Vorteil sein, wenn man den Film in der Gegenwart beginnt und dann als Rückblende wieder dorthin führt, kann aber auch eigentlich schon das Ende vorwegnehmen. Das haben wir hier – und eine andere Erzählstruktur hätte den Zuschauer vielleicht ein wenig mehr im Ungewissen darüber gelassen, wo das ganze hinsteuert.

Die Handlung ist kurz umrissen: Wissenschaftler bastelt an intelligentem Computer, wird schwer verletzt und nutzt nun die von ihm geschaffene Technik, um den eigenen Tod zu verhindern. Dann beginnt alles ein wenig zu eskalieren… Mehr soll hier nicht verraten werden, denn… genau genommen wird’s ja schon am Anfang des Films verraten.

Aber kommen wir zu den Gedanken, die man (ich) sich (mir) macht (mache). Es stellt sich, wenn man mal genauer darüber nachdenkt, die Frage, was uns der Film am Ende sagen will. Wenn er uns etwas sagen will. Und ich meine damit nicht das Althergeholte, dass unbegrenzte Macht unbegrenzt korrumpiert (ein Weg, der hier viel zu schnell eingeschlagen wird, eigentlich sogar sofort, da wäre eine hübsche Steigerung schöner gewesen, so dass man als Zuschauer vielleicht selbst davon überrumpelt wird) und dass die Natur besser ist als die Technik. Ich stelle mir allerdings die Frage, ob man uns sagen will, dass Terrorismus eigentlich, wenn man’s mal genau nimmt, gut ist? Denn das ist etwas, das man unterm Strich aus diesem Film ziehen kann. Da gibt es eine Gruppe Terroristen, die am Anfang unschuldige Menschen umbringen (weil die ja mit der bösen Technik arbeiten und Online-Spiele spielen oder so) – und die retten dann am Schluss die Welt? Was ihre Mordtaten vom Anfang rechtfertigt, weil sie ja recht hatten?! Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass das die Botschaft sein soll oder ob es den Filmemachern wirklich bewusst ist, aber, ganz ehrlich, da ist diese Aussage! Und das ist ja nun doch, ich will mal sagen, schwierig!

Kein Jack Sparrow

Jack Sparrow war großartig und neu und anders und toll. Beim ersten Mal! Da war es so eine wundervolle Abweichung von allen Hollywoodstandards, dass es ein wahres Vergnügen war. Nervig wird es dann nur, wenn man es ab dann immer macht und sich die ganze Sache ein wenig tot läuft. Hatte Johnny Depp im „Fluch der Karibik“ noch Mut bewiesen, hat er diese neuen Schuhe danach ein paar Mal zu oft getragen und mehr als ausgelatscht, so sehr, dass es wirklich das Gegenteil von originell wurde. Zum Glück kehrt er hier zu einem der Rolle angemessenen Schauspiel zurück und leistet gute Arbeit.

Der Film glänzt mit einer großartigen Besetzung, denn neben Rebecca Hall sind auch noch Paul Bettany, Morgan Freeman und Cillian Murphy mit von der Partie. Leider werden die alle nicht ganz so sehr eingesetzt, wie es ihren Talenten entsprechen würde. Die meiste Arbeit des Films hat Rebecca Hall zu schultern, die quasi im Alleingang gegen Johnny Depp anspielen muss, doch das gelingt ihr sehr gut.

Fazit

Das Regiedebüt von Kameramann Wally Pfister ist handwerklich und visuell sehr gut, handlungsmäßig bleibt es aber leider ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurück. Kinostart ist der 24. April 2014.

Links:
Facebook: https://www.facebook.com/tobisfilmclub
Website:
http://www.transcendence-derfilm.de
YouTube: http://www.youtube.com/TobisFilmclub

Der Hauch des Todes

Die große James Bond Retrospektive

Neues Spiel, neuer Bond. Während Roger Moore und Sean Connery nur wenige Jahre auseinander lagen, entschied man sich diesmal, Bond ein wenig zu verjüngen – denn man hatte ja auch vor, noch viele viele Filme mit ihm zu machen. Nun, das… ist eine andere Geschichte.

Für mich hat dieser Bond den besten Teaser aller Zeiten. Er beinhaltet Action, eine gute Einführung des neuen Bonds, eine gute Musikuntermalung (zum letzten Mal John Barry) und ist eine gute Geschichte in sich – die aber auch gleichzeitig der Auslöser für den Film ist. Einzig die Sache mit dem Fallschirm… ich meine, wie hoch soll Gibraltar sein, wie tief fliegt der Jeep hinunter ins Meer und wie hoch in der Luft ist Bond dann noch? Das ist Quatsch – wird aber zwei Filme später durch einen noch idiotischeren Höhenunterschied in den Schatten gestellt.

Kollege stirbt gleich

Und zwar im Teaser. Der beginnt damit, dass die Doppelnull-Abteilung eine Übung macht. Drei Agenten springen ab, wir dürfen also davon ausgehen, dass das alles Doppelnull-Agenten sind. Einer von ihnen ist Bond, einer stirbt – wie wir später erfahren 004. Da der Nachspann 004 und 002 mit Schauspielern benennt, dürfte der andere Überlebende (der mich immer ein wenig an einen jungen John Cleese erinnert) dann wohl 002 gewesen sein. 008 wird ebenfalls erwähnt, denn der „befolgt Befehle“ ohne Fragen zu stellen, weilt aber gerade in Hongkong.

Es gibt eine neue Moneypenny, die aber, verglichen mit ihrer Vorgängerin – und ihrer Nachfolgerin – ein wenig blass daherkommt… ebenso wie die klägliche aber nur kurze Rückprojektion. Auf den Hut müssen wir verzichten.

Und verabschieden müssen wir uns hier von John Barry. Dies ist leider sein letzter Beitrag zur Bond Reihe – wenn man vom uns ewig begleitenden Arrangement Monty Normans James Bond Themas einmal absieht. Das Titellied ist so na ja, das Lied des Killers aber umso besser. Barry lässt „Where has every body gone“ streckenweise in den Soundtrack einfließen und macht es gewissermaßen zum Necros Thema, denn so heißt der Killer (Andreas Wiesniewski, den wir auch in „Stirb langsam“ sehen, wo er, wenn ich nicht irre, ein „Now I Have A Machine Gun – Ho Ho Ho“ auf sein Hemd gemalt bekommt). Beides ist eine große Bereicherung für den Film.

Also verabschieden wir uns hier von John Barry und danken ihm für seine großartige Arbeit, mit der er uns die Bond Reihe für fast drei Jahrzehnte bereichert hat.

Der neue Bond

Nach Bodybuilder, Werbemodel und Fernsehstar entschied man sich, in Sachen Bond Darsteller einen neuen Weg einzuschlagen. Und zwar mit nichts geringerem als einem Shakespearedarsteller. Das klingt auf dem Papier natürlich gut, aber das unterstellt ja nicht zwingend, dass es auch ein guter Darsteller ist!

Dalton ist eine Annährung an die Bücher, in denen Bond ein wenig düsterer ist – leider ist Dalton auch ein wenig steif. Zum Glück hat man (noch) nicht ganz aufgegeben, der Figur einen gewissen Humor zu geben, auch wenn der trocken ist. Trockener Humor passt eigentlich perfekt zu Bond – aber Timmy tut sich teilweise ein wenig schwer damit. Besonders zu Anfang, wo er nach einem trockenen Spruch quasi Zustimmungsheischend zu seiner Begleiterin herüber blickt, um zu sehen, ob sie es auch verstanden hat. Das ist eher schwierig, später wird er dann etwas besser darin. Wobei er teilweise auch ein wenig „ich bin jetzt mal ernst und böse“ versucht, das schauspielerisch aber nicht so sehr packt, wie er das gerne hätte. Also leichte Abstriche in der Bondnote. Als Vorbereitung auf diese Reihe habe ich zufällig ein bisschen außenstehende Meinung zu Dalton gefunden, um die ich Sie natürlich nicht bringen möchte.

1968 drehte Dalton zusammen mit Anthony Hopkins „Ein Löwe im Winter“. In seinem Buch „Anthony Hopkins – Der Mann, der Hannibal Lecter war“ (Heyne, 1993) zitiert Quentin Falk die Schauspielerin Jane Merrow folgendermaßen: „…obwohl interessanterweise Timothy Dalton der einzige war, mit dem man über einen Langzeitvertrag sprach – Tim hatte eben viel eher ein Filmstar-Image. Andererseits war Tim damals schrecklich jung und hielt sich für ungeheuer toll.“ (Seite 69)

Von der Kurzgeschichte zum Film

Auch hier hat man sich als Leser gefreut, etwas aus dem geschriebenen Bond Universum wieder zu erkennen – denn das war vor DVDs und auch Videos waren noch nicht so leicht zu haben, so dass man in Sachen Bond eher auf die Bücher angewiesen war. Die Sache mit der Schützin ist aus einer der Geschichten, der Rest aber wohl eher nicht.

Und damit kommen wir zum Film. Bis Afghanistan find ich ihn ziemlich gut. Großartige Eröffnung, nette Überläufergeschichte, Befreiung, Verfolgung, Attentat auf Gimli – all das ist ziemlich spannend und dicht. Gut, der Film verpulvert zwei seiner besten Actionszenen recht früh (im Teaser und bei der Autoverfolgungsjagd im Osten), aber das kennen wir ja nun schon. Und eine gute Szene kommt noch – aber auch die wieder mal nicht als abschließender Höhepunkt, denn den… gibt es nicht. Der ist das dumme Rumgeballere mit Whitaker, womit wir bei einem der Probleme dieses Films sind: Zu viele unnötige Personen. Whitaker ist völlig überflüssig! Man hätte Juri – übrigens sehr schön gespielt von Paul Verhoeven Schauspieler Jeroen Krabbé, der sich übriübrigens in der deutschen Fassung selbst spricht – zum Hauptgegner machen sollen, dann hätte man die ganze Afghanistan Episode auslassen und mit rund 90 Minuten einen knackigen Film hinbekommen können. Aber wir sind Bond und da machen wir so was nicht.

So haben wir also eine Handlung, die nach etwa 80 Minuten in eine völlig überflüssige Richtung läuft, und man erwartet fast, dass irgendwann Rambo ins Bild läuft, der sich um diese Zeit herum auch gerade in Afghanistan die Ehre gab, und sagt: „Es leuchtet blau.“ Aber das passiert nicht, es passiert zwar eine Menge, aber nichts, worauf man nicht hätte verzichten können. Afghanistan hätte ein eigener Film sein können, aber nicht eine so sinnlose Episode, um den Film zu strecken.

Bonds Flugzeug rast dann auch noch über eine 20km lange Startbahn, bevor es endlich abhebt und es noch mal einen kurzen Actionhöhepunkt mit dem Kampf in den Lüften gibt. Aber den hätte man auch ohne Afghanistan und mit Juri irgendwo einbauen können – und das hätte dann auch das Ende sein müssen. Aber dann kommt der sinnlose Kampf mit dem sinnlosen Whitaker. Wirklich schade, weil der Film bis zu einem gewissen Punkt wirklich gut war. Doch auch das werden wir in Zukunft wieder finden, Bond Filme, die bis zu einem gewissen Punkt gut sind, dann aber auf der Schlussgeraden in langweilige Endkämpfe ausarten. Aber wenigstens bleibt man sich treu!

 — Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

Weiter geht es im Zweijahresrhythmus mit dem ersten von zwei Bondfilmen mit Timothy Dalton. Der Afghanistan-Bond. Mit einer sehr hübschen Frau als „Girl“: Maryam D’Abo (toller Name schon!) zog sich seinerzeit für den „Playboy“ aus, das erinnere ich noch (pornografisches Gedächtnis!).

Der Vorsetzer (00-Manöver auf Gibraltar) ist einer von PeeWees Lieblingen. Und wirklich exzellent in Szene gesetzt. Die Musik schwelgt satt im 007-Thema, die Action ist glaubhaft – und wieder erschreckt uns Regisseur John Glen mit seinem obligatorischen „Bus“ (als Schreck aus dem Nichts wird Bond von einem Affen angesprungen!). Okay, „glaubhaft“ nehme ich postwendend zurück: Wieso hat Bond im Auto einen Fallschirm an? Aaargghhh.

Und noch eins fällt mir auf: Daltons deutsche Stimme gefällt mir nicht. Bisschen quäkig… Hab mich aber schnell dran gewöhnt. Der Mensch ist ein Gewöhnungstier.

Es folgt der entsetzlich weinerliche Titelsong der Larmoyanzgruppe A-Ha.
Die waren halt „in“ damals (1985). Der Film hingegen legt krachig und klassisch los. General Koskov will überlaufen und verlangt, von 007 persönlich in den Westen geschmuggelt zu werden. Toller Moment in Filmminute 15, als Koskov Bond mit dem Groupieworten „James Bond!“ um den Hals fällt. Ein kleines Kreischen dabei wäre noch schöner gewesen…

Der Holländer Jeroen Krabbé gibt einen fabelhaften Bösewicht ab (wie wir noch sehen werden). Auch mal überraschend ist, dass die engelsgleiche Cellistin (D’Abo) als Killerin auftritt. Die neue Moneypenny in Minute 21 ist jedoch total fehl am Platze und überflüssig.

26. Minute: Bond raucht mal wieder, als Koskov seinen KGB-Widersacher General Puschkin anschwärzt und ihn vom MI6 ermordet sehen möchte. Krabbé spielt ein wenig clownesk, was mir aber großen Spaß bereitet (zumal ich in der deutschen Synchro einen holländischen Akzent höre). Eine Menge origineller Action bietet auch der Überfall des falschen Milchmanns (Henchman Necros) auf das agentenbesetzte Landhaus. Diese KGB-Operation zur Rückführung von Koskov ist ein Meisterstück, und das vor den Augen des MI6, der quasi dumm danebensteht. Starke Sequenz, in der auch mal die Russen gewinnen!

32. Minute: Q stattet den neuen Bond aus (moderner Aston Martin samt explosivem Schlüsselfinder), und der macht sich daran, die hübsche Cellistin zu überprüfen. In Bratislava fährt Bond Straßenbahn (!) und wird Zeuge, wie Puschkin die Musikerin verhaften lässt. John Rhys-Davis spielt Puschkin, guter Mann, kennen Sie alle, der Name sagt einem nichts, spielt immer die markante Nebenrolle (Indiana Jones / Quatermain / Shogun / Herr der Ringe). Kara, die Musikerin, D’Abo, kommt wieder frei, denn Puschkin lässt sie beschatten – und Bond kann sie verhören. Er lotst die Ahnungslose (von Koskov bös benutzte Frau) nach Wien, ohne ihr jedoch zu sagen, DASS sie benutzt wurde. Bond ist ein „gentle man“, wortwörtlich. Auf der Flucht darf der Aston Martin wieder zaubern. Die anschließende Rodelei im Cellokasten (47. Minute) ist überzogen und wirkt ein wenig wie eine Parodie auf alle vorherigen Bond-Skiszenen.

Dann schalten wir nach Tanger, Nordafrika, wo Puschkin den irren Waffenhändler Whitaker (auch schön bekloppt: Joe Don Baker) trifft, um dessen Deal mit dem verräterischen Koskov zu widerrufen. Bond und Kara suchen inzwischen in Wien nach Koskov (Folklore im Bild: Fiaker, Prater, Oper, Walzer).

61. Minute: Bond wird auf dem Riesenrad zudringlich und vernascht Kara in der Gondel (sex in public places). Lange kann es nicht dauern, denn als die Gondel wieder unten ankommt, sind die dort Wartenden weder genervt noch verärgert…

Derweil manipuliert der Walkman-tragende Killer Necros eine elektrische Schiebetür und guillotiniert den pissigen britischen Agenten Saunders (markanter Filmmord in Minute 63). Das alles, um dem unschuldigen Puschkin was in die Schuhe zu schieben. Schön, dass Bond danach „überreagiert“ und seine Waffe vor einem Mutter-Kind-Paar zückt (er glaubte, Necros stellen zu können).

67. Minute: Bond stellt Puschkin in Tanger zur Rede, beschließt ihm zu vertrauen und bringt ihn am Tage darauf öffentlich zum Schein um. Jetzt wird Koskov aus seinem Loch kommen, doch dummerweise hat die naive Kara schon ihren Geliebten Koskov kontaktiert. Der taucht mit Necros auf und setzt Bond außer Gefecht. Doch statt ihn umzubringen und eine erfolgreiche Filmreihe zu beenden, verschleppen sie ihn nach Afghanistan.

84. Minute: Bond und Kara (inzwischen kalt von Koskov verstoßen) entkommen dem russischen Stützpunktknast – und hängen in Afghanistan fest. Finden aber rasch Aufnahme bei den freiheitsliebenden Mudschahidin (damals, als die noch auf UNSERER Seite waren, seufz). Schlimme „soap opera“-Szene in Minute 91: Die verliebte Kara macht Bond Vorhaltungen und geht mit einem Kissen (!) auf ihn los, woraufhin Bond tatsächlich umfällt. Danach schmusen sie, und Rosamunde Pilcher tritt ins Bild. Auch Dr. Tigges erscheint auf der Bildfläche und erklärt uns das wilde, aber stets malerische Leckmichamarschistan. Und ich verliere leider doch den Handlungsfaden. Diamanten, Opium, Hightech-Waffen… Wer kriegt was… und wofür… und warum?!

101. Minute: Bond hockt im Flugzeug, zeitgleich greifen die Taliban den Stützpunkt an. Jetzt geht Koskov aber der Arsch auf Grundeis. Wilde Schießereien, Bond fliegt eine russische Transportmaschine. Dann wird’s ein bisserl unkoordiniert, aber am Ende fährt Kara ihren Jeep in das Flugzeug hinein, und Koskov überlebt einen Frontalzusammenstoß mit einem weiteren (soeben landenden) Flugzeug (Minute 107.). Superquatsch. Auch, dass Necros mit an Bord ist und sich mit Bond um eine Zeitbombe prügelt. Bond-Gucker ahnen schon, Koskov will return – als „final scare“.

114. Minute. Dem Monsterflugzeug geht der Sprit aus (schöner Moment). Was machense? Sie springen ab – mitsamt dem Jeep! Na klar, sicher doch! Gehört zur Agentengrundausbildung. Zahlt alles der kleine Sparer. Letztlich.
In der 119. Minute macht Bond den Sack noch zu: Whitaker stirbt in einem grotesken Duell – inmitten seines Militärmuseums. Puschkin verhaftet Koskov (mal ein Schurke, der nicht stirbt), Kara spielt bei den Philharmonikern, Bond scheint mit ihr eine Beziehung eingehen zu wollen („Oh, James!“), und das Schlusslied ist NICHT die Wiederholung des Songs von A-ha. Aha! Sondern eine uninspirierte Nummer der Pretenders. Süüüülze.

Fazit: Bis Filmminute 85 circa ist „Der Hauch des Todes“ ein hochkarätiger Agententhriller. Mit einem neuen Bond, der sich gut einfügt, wie ich finde. Hervorragend inszeniert, toll gespielt, mit anspruchsvoller wie nachvollziehbarer Handlung. Dann aber schmiert die Chose grässlich ab. Afghanistan ist eine Scheißidee (schon immer gewesen). Dieser Film OHNE diese halbe Stunde wäre pures Gold gewesen. So aber verfällt DHDT dem zwanghaften Exotismus und Aktionismus, der schon vielen Bonds den dramaturgischen Hals gebrochen hat.

Der Hauch des Todes (1986/87)

Originaltitel: The Living Daylights

Regie: John Glen

Musik: John Barry / Titelsong: a-ha

James Bond: Timothy Dalton / Lutz Riedel

Koskov: Jeroen Krabbé

Kara: Maryam d’Abo / Katharina Lopinski

Whitaker: Joe Don Baker / Horst Naumann

Pushkin: John Rhys-Davies / Wolfgang Hess

Kamran Shah: Art Malik / Ekkehardt Belle

Saunders: Thomas Wheatley / Manfred Seipold

Necros: Andreas Wisniewski

Felix Leiter: John Terry / Michael Brennicke

Sir Frederick Gray: Geoffrey Keen / Paul Bürks

General Gogol: Walter Gotell / Herbert Weicker

und

M: Robert Brown / Wolf Ackva

Q: Desmond Llewellyn / Manfred Schmidt

Moneypenny: Caroline Bliss / Dagmar Heller

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

Licence to Kill

NullNullSexy02Vorstellung

Auf dem Weg zum Einheitsbrei

Früher, ganz früher, gab es noch klare Trennungen. Also bei Filmen und Genres. Da versuchte man sich voneinander abzuheben, etwas besonderes, Eigenständiges zu sein. Eben um damit zu punkten, dass man Dinge tat, die einen von den anderen abhoben… bevor sie dann von anderen kopiert wurden, um ebenfalls auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen. Doch heute scheint es das nicht mehr zu geben, heute klaut nicht nur der eine ungeniert beim anderen (gut, das gab es auch früher schon), aber aus irgendwelchen Gründen versucht man immer mehr, andere zu immitieren – obwohl man selbst eigentlich eine feststehende Marke ist.

Mein Name ist Bond, Jason Batman

Dass es wohl Parallelen zwischen Jason Bourne und James Bond gab, dürfte man an den Initialen der Figuren relativ klar ablesen können. Aber inzwischen verschwimmen auch hier die Grenzen ziemlich stark und ziehen sogar Nolans Batman mit hinein. Das liegt wohl daran, dass die Bond Macher nicht mehr Wegweiser sind, sondern schlicht und einfach kopieren, was erfolgreich ist. Was bei Jason Bourne gut funmktioniert hat, ist für Bond nun auch gut genug. Action, Kämpfe, Epilepsie verursachende Schnitte, alles. Dann kommt Christopher Nolan mit einem Neustart für Batman daher und auch das wird dann bei Bond einfach mal aufgegriffen (oder sollten wir sagen übernommen?).

All das wäre ja vielleicht noch erträglich, wenn Bond dann nicht auch noch auf das einzige verzichten würde, was ihn einzigartig gemacht und über die Jahre begleitet hat: die Musik. Dass man bei einem vom Kanon (sollte da so was überhaupt existieren) losgelösten Batman auf die Titelmusik der 60er Jahre Fernsehserie verzichtet, ist nachvollziehbar – zumal man Nolans Trilogie als in sich abgeschlossene Geschichte betrachten kann, die für sich steht und keinerlei Kontakt zum „eigentlichen“ Batman Universum hat (ähnlich wie „The Dark Knight Returns“).

Bei Bond ist das jedoch anders, Bond war immer eine irgendwie fortlaufende Reihe – man hätte eine für sich stehende Trilogie im Stile Nolans machen können, aber das hat man eben nicht. Und so sind wir an einem Punkt angekommen, wo Bond agiert wie Jason Bourne und aussieht wie ein Bauarbeiter – untermalt von einer Musik, die auch von Hans Zimmer stammen und aus einem der Batman Filme sein könnte, aber eben mit Bond nichts zu tun hat. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen den Figuren und den Filmen, aus allem wird ein Einheitsbrei, bei dem es auf Dauer schwierig werden wird, zu erkennen, wessen Abenteuer man eigentlich gerade verfolgt. Leider ist das Agentengenre da keine Ausnahme.

Es war einmal vor langer Zeit in einem Weltraum, unendliche Weiten…

Man kann „Krieg der Sterne“ vorwerfen, dass er sich bei vielem bedient (geklaut) hat, z.B. beim „Herrn der Ringe“, aber „Star Trek“ war damals komischerweise noch nicht dabei. Doch das hat sich inzwischen geändert. Denn man kann nun beim neuen „Star Trek“ von J.J. Abrams starke Anleihen bei „Star Wars“ erkennen – die im Audiokommentar sogar frei zugegeben werden. Das kann man für Figuren genauso sehen wie für das Aussehen mancher Szenen – sogar für die „Handlung“, denn aus der Entdeckungsreise der alten Serie ist inzwischen ein fast reines Geballer geworden.

Da sich Trek Wars nun also stark angenähert hat, was darf man dann von einem „Star Wars“ Film erwarten, der ausgerechnet von diesem Regisseur gemacht wird? Wenn Trek inzwischen also größtenteils wie Wars wirkt, wie wird dann das neue Wars wirken? Wahrscheinlich wie bei Bond und Co.: Die Linien verwischen, alles wird zu einem einfarbigen Matsch… jedenfalls ist mit so was wohl zu rechnen. Aber vielleicht geht das ja noch weiter und wir bekommen irgendwann einen „Captain James T. Bond der USS Millenium Enterprise“… aber wenigstens brauchen wir dann nicht mehr so viele Filme zu sehen!

Halb_Fiction156

von Martin Cordemann

Im Angesicht des Todes

Die große James Bond Retrospektive

Noch im letzten Film als „From A View To A Kill“ angekündigt, hat man dann großzügigerweise auf das „From“ verzichtet. Ein Buch über die Bond Filme, das ist letztens gelesen habe, tituliert den Film übrigens konsequent als „A View To Kill“, aber das nur am Rande.

Ich weiß auch nicht warum, aber ich mag den Film irgendwie. Er ist zwar eine Spur zu lang, aber auch das ist inzwischen bei den meisten Bonds der Fall: Kaum ein Film unter zwei Stunden. Und dass man sich selbst das Problem der Endschlacht geschaffen hat, hatte ich ja schon erwähnt. Das führt dann nämlich leider dazu, dass der Film nicht da endet, wo er normalerweise enden würde, also bei einem logischen Ende (Duell bei „Der Mann mit dem goldenen Colt“, Atombombe bei „Octopussy“), sondern bei einem Ende, von dem die Produzenten glauben, dass es das Publikum sehen will. Sowas kommt also dabei raus, wenn man immer nach dem Geschmack des Publikums gehen will. Und nein, das ist kein Schritt in die richtige Richtung, eher das Gegenteil.

Zum vorletzten Mal gibt es einen Soundtrack von John Barry, der, wie meist, recht gut gelungen ist und weniger die Mode der Zeit als die Bondigkeit selbst widerspiegelt. Der Titelsong… na ja.

Kollege stirbt gleich

Diesmal trifft es 003, der seinen Tod im Eis findet, aber ein für den Film wichtiges Accessoire bei sich trägt.

Wie so oft hat der Teaser einen direkten Bezug zum Film. Und wie so oft in den letzten vier Bonds verpulvert der Film hier eine seiner besten Actionsequenzen. Einmal mehr, und ich fürchte, zum letzten Mal, zeigt Willy Bogner, wie spannend, geil, cool, aufregend Skifahren sein kann. Action vom Feinsten, die eigentlich eher ins Finale eines Films gehören würde als an den Anfang.

Die zweite große Actionszene ist dann die Verfolgungsjagd durch Paris, in der Bond einem Fallschirmspringer nachjagt und dabei sein Auto nach und nach völlig zerlegt wird. Beide Szenen sind weit stärker als das „Finale“ auf der Golden Gate Bridge. Warum? Ganz einfach: Das Finale ist zwar an einem großartigen Schauplatz angesiedelt – aber das wenigste wurde da gedreht. In unserem Kurzfilm „Die Rache der Rückprojektion“ kommt kaum das Gefühl auf, dass sich die Protagonisten wirklich dort befinden; die größte Gefahr scheint zu sein, dass die Schauspieler auf die Projektionsleinwand fallen. Die anderen beiden Szenen sind dagegen echt, sowohl Autos als auch Skifahrer – und das macht einen großen Unterschied.

Noch ein Abschied

Nicht nur Willy Bogners Skikünste werden wir in Zukunft vermissen, auch Lois Maxwell hat hier ihren letzten Auftritt als Moneypenny. Da der nächste Bond (Timmy) jünger sein wird, hat das natürlich einen gewissen Sinn – auf der anderen Seite ist sie aber die einzige, die auch schon beim ersten Abenteuer mit Connery und seitdem immer dabei war. Insofern verabschieden wir uns hier von Lois Maxwell und danken ihr für ihre Treue und Zuverlässigkeit.

Auch, wenn es wahrscheinlich nicht so weit gedacht war, doch zum Abschied fliegt diesmal ihr Hut – ihr zugeworfen von Bond. Eine schöne Symbolik, die umso stärker gewesen wäre, wenn man das auch so geplant hätte. Ich glaube es aber nicht!

Aber nicht nur Miss Moneypenny ist in die Jahre gekommen, auch Roger Moore ist bei dieser Mission nicht mehr ganz so frisch, wie er vorher war. Man (ich) denkt die ganze Zeit den Spruch „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“ und mit sieben Filmen hintereinander hat er auch wirklich ein großes Stück Bond Geschichte geschrieben, so dass wir uns auch von ihm verabschieden und uns herzlich bei ihm für seine gute Arbeit bedanken möchten.

Bond as Bond can

Was die Frage angeht, welcher der beste Bond ist… ist die Frage, wie so viele, Filme und Kunst betreffend, einfach falsch gestellt. In der Kunst gibt es eigentlich kaum sachliche Aussagen, vielleicht, was die Herstellung, nicht aber was die Rezeption betrifft. Des einen Meisterwerk ist des anderen größter Schrott. So sollte die Frage also lauten, welcher einem der liebste Bond ist oder wen man für den besten Bond hält… oder am liebsten als Bond mag? Nun, Connery, um mich mal einem großen Klischee anzuschließen, erfüllt für mich diese Rolle. Mit Lazenby kann ich leben, auf deutsch sogar noch besser. Roger Moore ist absolut in Ordnung, ich habe keine Schwierigkeiten, ihn in der Rolle zu akzeptieren. Timothy Dalton ist in Ordnung, aber streng genommen… aber dazu kommen wir schon bald. Für mich war Brosnan immer auf dem zweiten Platz, weil er die nötige Mischung aus Aussehen, Charme und Humor hat. Da Craig nichts davon hat, ist er für mich am wenigsten Bond. Und bisher hat er noch nichts an dieser Einstellung geändert.

Zurück zum Film

Im Vergleich zum Vorgänger ist die Handlung hier etwas besser strukturiert. Man hat nicht Szene an Szene an Szene gereiht, in der Hoffnung, dass die so was wie ein Gesamtbild ergeben, sondern es wird schon im Teaser etwas in Gang gesetzt, auf das immer wieder zurückgegriffen wird und der ganzen Handlung somit mehr inneren Halt verleiht. Das tut dem Film gut, wenn er auch, wie gesagt, ein bisschen zu lang ist. Trotzdem ergeben die meisten Actionszenen innerhalb des Films a) sich aus der Handlung und b) einen Sinn, was ja beides auch nicht immer der Fall ist.

Es gibt ein Meeting, das an „Goldfinger“ erinnert, weil einer der Beteiligten im wahrsten Sinne des Wortes „aussteigt“ – aber diesmal überleben wenigstens die anderen Leute, was das Treffen ein wenig sinnvoller erscheinen lässt.

Ein Bond ist immer nur so alt… so gut wie sein Gegenspieler. Mit einem Naziübermenschen lässt man selbstverständlich kaum ein Klischee aus, aber man hat wenigstens Christopher Walken dafür besetzt, und der adelt ja auch den schlechtesten Film. Hier ist es eine Freude, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Und wer geglaubt hat, Dolph Lundgren würde es nie in einen Bond Film schaffen, der wird hier eines Besseren belehrt… was allerdings nicht unbedingt für den Film spricht!

 — Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

 Der letzte Moore-Bond, der mit Paris als Eröffnung und der Golden Gate Bridge als Schluss. Der mit Christopher Walken – und Grace Jones, als wohl alienartigstem Bond-„Girl“ aller Zeiten. Der wo Roger Moore so unendlich ALT wirkt (er ist 57). Höchste Zeit, den Posten zu räumen. Um eine zweideutige Tennisphrase zu benutzen: New balls, please.

Und wieder ein schicker Ski-Vorsetzer: In der Arktis flüchtet Bond vor einer Horde russischer Soldaten und erfindet dabei das Snowboarden! 1985 war das aber noch ganz ne neue Trendsportart. Anschließend vernascht er eine Frau mit Farrah-Fawcett-Frisur. Voll im Zeitgeist wieder mal. So auch der Vorspann im Neon-Schminke-Look (Würg!) mit dem 80s-Song von Duran Duran – „View to a Kill“. Gott, ich MAG Duran Duran! Kein schlechter Bond-Song, jedenfalls der beste seit Jahren.

Erleben wir in der 12. Filmminute den frühesten Auftritt eines Bösewichts? Christopher Walken steht im Frack auf der Pferderennbahn und spielt Max Zorin, um dessen Mikrochips sich die Handlung zu drehen scheint. Grace Jones als „May Day“ neben ihm sieht in ihren grotesken Klamotten aus wie ein wandelnder Tipi.
In der 15. Minute pfeift im Restaurant des Eiffelturms eine weitere Frau mit Farrah-Fawectt-Frisur ein Liedchen, Grace Jones mordet einen Kontaktmann und wird hernach von Bond durch Paris gejagt. Das ist fabulös gemacht: Paraglide-Sprung vom Eiffelturm, rasante und irre Autohatz am Seineufer. Bond landet in einer Hochzeitstorte, wird von französischen Konditoren in die Enge getrieben und sieht nicht glücklich (und schon gar nicht jugendlich) aus. May Day entkommt mit Zorins Hilfe.

Und wieder fällt mir gutes Casting in Nebenrollen auf: Der immer sensationelle Patrick Bauchau gibt Zorins Henchman Scarpine. „Schirm, Charme und Melone“-Star Patrick Macnee spielt einen Helfer mit Pferdekenntnissen (und muss leider in Minute 46 ins Gras beißen, das Los der Bondschen Bauernopfer).

33. Minute: Bond macht sich an die Barbie dieses Films heran. Tanya Roberts spielt Stacy und schaut exakt aus wie eine blonde Version von Isabelle Adjani. Die Karriere von Roberts war hier auch schon auf ihrem Höhepunkt. Im Jahr zuvor war sie „Sheena“, dann viel später noch eine offenbar tragende Rolle in der TV-Show „Die wilden 70er“, das war’s.

Die Handlung ist merkwürdig. Wieso untersucht Bond einen Pferderennschwindel? Und weshalb organisiert Zorin diesen komplizierten Betrug (den Pferden wird ein Chip implantiert, der ferngesteuert Hormone freisetzt)?

39. Minute: May Day und Zorin beim Kampfsporttraining. Jones trägt einen kriminell hochgeschlitzten Body und zieht Fratzen. Die Frau ist für den puren Look engagiert und kann nicht die Bohne schauspielern. Oje – und noch mehr Oje! Denn es folgt die skurrilste und bemühteste Bond-Sexzene. Bei Bond im Bett wälzt sie sich nach oben, das Mannweib!

46. Minute: Das Ende des guten Tibbett. Mord in der Waschstraße! Schöne Idee, noch dazu gibt es Schleichwerbung für BP (Tankstellenbetreiber) und Rolls Royce (Tatort). Zeitgleich absolviert Bond einen Pferdeparcours mit Extraschikanen.

49. Minute. Zorin enttarnt Bond und will ihn beseitigen. Indem er ihn in einen See schubst?! Stümperhaft. Prompt bekommt er (also Zorin) die Leviten gelesen von General Gogol (da isser wieder), der uns erklärt, dass Zorin ein Geschöpf des KGB ist – und bitte diesen Rennpferdquatsch lassen sollte. Dankeschön! Endlich sagt’s mal einer.

In der nächsten Szene kopiert Zorin eiskalt Goldfinger: Er beruft ein Gangster-Meeting ein, zeigt ein Modell von Silicon Valley und will von allen Geld kassieren für seine Operation „Grand Slam“ (halt, hier heißt sie „Main Strike“). Dafür wird er die Mikrochip-Industrie per Flutung des Valleys vernichten und somit allein am Markt bleiben. Das ist doch kein teuflischer Plan! Das ist normaler Turbokapitalismus!

In San Francisco geht Bond ans Werk und nutzt seine Lizenz zum Töten, um Josef Ackermann zu liquidieren. Doch Zorin lebt noch und bereitet in einer Pumpstation die Flutung des Valleys vor. Minute 65 sieht Bond mit der dritten Frau anbandeln – eine russische Agentin wird zu Tschaikowskyklängen im Whirlpool weggenudelt.

71. Minute. Der nächste John-Glen-„Bus“. Eine Katze (klassisch!) erschreckt uns auf dem Nichts, als sie Bond über die Füße jagt. Und da ist auch wieder die blonde Stacy (wer erinnert sich noch?), die in einem grauenvoll kitschigen Landhaus wohnt. Aus welchem Bond einige Finsterlinge vertreibt. Beim folgenden romantischen Dinner glubscht Moore des öfteren aus seinen eisblauen Seniorenaugen. Auuuuufhööören, Mr. Moore, auuuufhööören. Väterlich deckt er die im Negligee schlafende Stacy zu und schiebt Nachtwache. Nanu? Ist Bond diese Frau zu jung? Hahahahaaa. Abwarten!

Interessiert wen die Handlung? Stacy ist nicht nur Geologin und weiß voll Bescheid über die Gefährlichkeit von Erdbebengebieten, sondern soll Zorin auch noch fehlendes Land verkaufen (oder so). Bond in der Klemme (85. Minute): Zorin und May Day sperren ihn und Tracy ins brennende Rathaus von San Francisco, Bond schleppt die schwächliche Stacy eine Feuerwehrleiter herab.

90. Minute – hab ich gerade Feuerwehr gesagt? Willkommen zur Verfolgungsjagd mit dem Leiterwagen! Wieso ist Bond überhaupt auf den Ausleger geklettert? Egal. Das ist eine spektakuläre Szene (die W.C. Fields meines Wissen vor- und Arnold Schwarzenegger nachgemacht hat). Und die Streifenwagen, die an der Hebebrücke scheitern, haben wir 1980 in „Blues Brothers“ schon belacht.

105. Minute: Zorin und Scarpine richten ein Massaker im Bergwerk an und mähen (happy psychopaths) Dutzende Arbeiter mit Maschinenpistolen nieder. Einem Angler entschwindet der See unter dem angelnden Hintern, May Day wird von Zorin in den Fluten zurückgelassen (woraufhin sie sich mit Bond verbündet), und Zorin hebt ab – in seinem Privatzeppelin.

114. Minute: May Day opfert sich, indem sie die Zeitbombe aus dem Bergwerk transportiert, wo sie dann gefahrlos (außer für May Day) detoniert. Ist mir noch nie glaubwürdig vorgekommen. Fantastisch auch, dass ein Zeppelin in den Sturzflug gehen und eine Frau (Stacy) vom Boden weg entführen kann. Noch irrer, dass sich Bond an den Zeppelin hängt und das Ding an der Golden Gate Bridge festbindet. Zum Glück entspannt der Film im Anschluss: Zorin liefert sich mit Bond ein Axtduell auf der Brücke. Hallo, habt ihr sie noch alle?!
Zorin stürzt ins Wasser (Tötet ihn das? Also Bond hätt’s bestimmt überlebt). Henchman Scarpine (von dem ich gerne mehr gesehen hätte) geht noch mit dem Zeppelin hoch. Bond hat Feierabend und macht einen drauf mit der blonden Stacy. Das ist die vierte Frau in einem Film – ist das eigentlich Rekord?

Die schöne Schlusspointe gehört General Gogol, der Bond den Leninorden verleihen möchte. Denn: „Wo wäre die russische Wissenschaft ohne Silicon Valley?“.

Fazit: „Im Angesicht des Todes“ ist meiner Meinung nach schwach. Ich muss bemäkeln, dass mich Walkens Darstellung des Zorin nie überzeugt hat. Der blondierte Scheitel steht ihm nicht, und seine aufgesetzte Jungenhaftigkeit passt nicht zu einem Bondschurken. Die Comedyszenen funktionieren bei weitem nicht so gut wie in Glens vorhergehenden Filmen. Also: Moore alt, Walken daneben, Jones peinlich, Roberts fast so möbelhaft wie einst Barbara Bach, Handlung unbalanciert – dieser Film fühlt sich FALSCH an.

John Barrys Soundtrack macht immerhin aus Duran Duran elegante und unaufdringliche Begleitmusik. Aber ich hab das Bond-Thema gar nicht gehört. Kann das sein? Unerhört!

Im Angesicht des Todes (1985)

Originaltitel: A View to a Kill

Regie: John Glen

Musik: John Barry / Titelsong: Duran Duran

James Bond: Roger Moore / Niels Clausnitzer

Max Zorin: Christopher Walken / Heiner Lauterbach

May Day: Grace Jones / Sabina Trooger

Stacey Sutton: Tanya Roberts / Madeleine Stolze

Howe: Daniel Benzali / Horst Sachtleben

Pola: Fiona Fullerton / Dagmar Heller

Jenny Flex: Allison Doody / Christina Hoeltel

Chuck Lee: David Yip / Gudo Hoegel

Scarpine: Patrick Bauchau / Michael Cramer

Leibwächter: Dolph Lundgren / —

Tibbet: Patrick Macnee / G.G. Hoffmann

Sir Frederick Gray: Geoffrey Keen / Paul Bürks

General Gogol: Walter Gotell / Herbert Weicker

und

M: Robert Brown / Wolf Ackva

Q: Desmond Llewellyn / Manfred Schmidt

Moneypenny: Lois Maxwell / Helga Trümper

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

The Living Daylights

„Eureka“ rief „Chuck“

– Unterschätzte Serien

Wenden wir uns zwei Serien zu, von denen ich das Gefühl habe, dass sie eventuell nicht die nötige Aufmerksamkeit bekommen haben, die sie verdienen. Während uns Pro7 mit nerviger Regelmäßigkeit (und Unrichtigkeit) diverse neue Serienprodukte als „die Seriensensation aus den USA“ verkaufen wollte, blieb diesen beiden Serien diese Brandmarkung durch den Sender erspart. Eine gute Behandlung, die das Abschieben ins Nachmittagsprogramm oder auf einen Zeitraum rund um Mitternacht, inklusive kurzfristiger Absetzung, vermeidet, allerdings auch. Wenn Sie also von beiden Serien noch nie etwas gehört haben, wundert mich das nicht. Also seien wir dankbar für DVD und dass wir viele Serien nun ohne Probleme – und vor allem, ohne Werbung – sehen und genießen können.

„Eureka“

Oder auch „EUReKA“, aber ich glaube, das ist nicht wirklich von Bedeutung. Das Grundprinzip ist, dass ein grundnormaler Typ als Sheriff in einer Stadt voller Megabegabter landet, aber er derjenige ist, der letztenendes alle Probleme löst. Könnte wirklich nervig sein, wenn man es nicht mit dem nötigen Humor behandeln würde, was die Serie zum Glück tut.

Es gibt viele interessante Charaktere, es gibt jede Menge Spaß und es gibt letztenendes für fast alle immer ein gutes Ende. Es ist eine Art Wohlfühlserie, in der es zwar durchaus Konsequenzen gibt, aber es muss ja nicht alles schlimm enden. Wenn Sie sich runterziehen lassen wollen, dann ist das nicht Ihre Serie. Als geflügeltes Wort der Serie könnte man Sheriff Carters „That can’t be good!“ ansehen, denn in einer Stadt voller Genies und Technik geht eigentlich immer was schief.

Das schöne ist, dass sich „Eureka“ dabei nicht so ernst nimmt. Die Figuren wissen um ihre eigenen Klischees, was das ganze nicht nur leichter wirken lässt, es ist auch ein Zugeständnis daran, dass es Zuschauer gibt, die auch verstehen, dass man hier immer wieder mit ähnlichen Problemen konfrontiert wird. Während in anderen Serien, wie es scheint, auch nach der 10. Staffel noch immer überrascht getan wird, wenn das Monster aus dem Schrank springt, unterschätzt man hier weder die Intelligenz der Figuren noch die der Zuschauer.

„Warehouse 13“

„Warehouse 13“ spielt, wie man so schön sagt, „im gleichen Universum“ wie „Eureka“. Auch das ist eine Serie, die Spaß macht, aber sie ist vielleicht eine ganz kleine Spur düsterer. Wir haben einen energiegeladenen Hauptdarsteller, der Spaß an der Sache hat (und den ich gerne als neuen Captain Kirk gesehen hätte, das wär was gewesen!), wir haben seine clevere Kollegin und wir haben Artie, den erfahrenen Agenten, dem niemand was vormachen kann. Die Verbindung zwischen beiden Serien wird nur durch gelegentliche gegenseitige Gastauftritte hergestellt, handlungsmäßig eher weniger.

Inspiriert, so könnte man vermuten, wurde die Serie von der letzten Einstellung in Steven Spielbergs „Jäger des verlorenen Schatzes“, in dem man ein riesiges Lagerhaus sieht, das vermutlich jede Menge Geheimnisse birgt. (Diese Szene wurde am Ende der ersten Folge von „Akte X“ „kopiert“ (geklaut?) und dadurch, dass man das Lagerhaus in „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels seinem Bruder im Nachbarhaus nebenan“ exzessiv nutzt, entwertet und in die Belanglosigkeit verdammt!) Diese Serie verfolgt die Idee, was man machen würde, wenn man ein solches Lagerhaus und die in ihm verborgenen Schätze tatsächlich ernst nehmen würde.

„Chuck“

Nachmittagsprogramm, glaube ich. Aber warum sollte man eine gute Serie auch zu einer Zeit senden, wo sie die Leute sehen könnten? Ist doch widersinnig! Dafür hat man doch Popstars und DSDS und LMAA und Pornstars… nee, die gibt’s leider noch nicht. Wäre aber mal eine Innovation. Oder sagen wir, zumindest weniger uninteressant als dieser andere Mist.

Wie dem auch sei, wie „Eureka“ hat „Chuck“ es auf fünf Staffeln gebracht. Ob die Serie in den USA ein Erfolg war, kann ich leider nicht sagen, was sie aber zu bieten hat, ist z.B. eine Menge hochkarätiger Gaststars. Und eine Menge Action. Und eine Menge Humor. Und eine Liebesgeschichte, die sich vom Beginn der Serie bis zu ihrem Ende stetig weiterentwickelt.

Das Prinzip von „Chuck“ ist relativ einfach umrissen: Normalo bekommt durch Zufall Superkräfte (o.ä.) und wird Agent. Das ist die Grundformel und es wird immer wieder damit gespielt, ein bisschen dran rumgedreht und hier und da verändert. Aber das Grundprinzip bleibt. Chuck trifft dabei die Liebe seines Lebens und auch das entwickelt sich. Langsam und konsequent. Sehr konsequent. Und an dem Punkt, an dem andere Serien für gewöhnlich enden oder unterträglich und schlecht werden, schaffen es die Produzenten von „Chuck“, die Serie am Laufen zu halten – und es funktioniert!

Je später die Staffel desto schöner die Gäste

Da es sich bei Chuck und seinem besten Freund um Nerds handelt, lebt die Serie – wie so viele in den letzten Jahren – von popkulturellen Anspielungen. Witzigerweise gibt es aber unter den Gästen ein paar, die aus den zitierten Genres kommen. Wir haben Einwegsupermann Brandon Routh als Superagent, in einer Folge, in der es um Alpträume geht, hat man als Gaststar Robert Englund (Freddy Krueger aus „Nightmare on Elm Street“). Es gibt sogar ein Zusammentreffen von Captain Sheridan und Captain Archer (Bruce Boxleitner aus „Babylon 5“ und Scott Bakula aus „Star Trek: Enterprise“). Wir haben Luke Skywalker (Mark Hamill) und Sarah Connor (die Mutter von „Terminator“, nicht die Sängerin, also Linda Hamilton) und mit Timmy Dalton haben wir sogar einen leibhaftigen James Bond Darsteller.

(Kleiner Exkurs: Ich würde ja behaupten, dass „Chuck“ in sehr weit entfernter Weise ein Remake von „Agentin mit Herz“ ist, in der der coole Agent Lee Stetson gespielt wurde von… Bruce Boxleitner! Übrigens hängt in Chucks Zimmer ein Filmplakat von „Tron“, der gespielt wurde von… Bruce Boxleitner! Falls es da eine Anspielung darauf gab, als Boxleitner in einer der Folgen auftauchte, hab ich sie wohl verpasst.)

Probleme mit der Figur

Auch das Zusammenspiel der Hauptcharaktere ist immer wieder schön. Besonders hervorheben sollte man hier Adam Baldwin, der es mehr noch als bei „Firefly“ schafft, seine Figur so zu gestalten, dass man sie einfach lieben muss, obwohl es mit einem schlechteren Darsteller genau auf das Gegenteil hinauslaufen könnte. So sind seine Auftritte oft die kleinen Höhepunkte einer Episode.

Einzig bei der Handlung und den „Verwandtschaftsstrukturen“ innerhalb der Serie könnte man ein bisschen die Nase rümpfen. Falls es als offizielle Parodie auf Serien wie „Alias“ gedacht sein soll, in der die eine Verschwörung durch die Verschwörung auf der nächst höheren Ebene abgelöst wird usw. (quasi die Verschwörung innerhalb der Verschwörung innerhalb der Verschwörung), dann ist das leider nicht gut genug herausgearbeitet. Auch, dass gefühlt jeder Agent mit Chuck verwandt ist und all das schon von Kindesbeinen an losgetreten wurde, würde eigentlich eher zu „Alias“ passen als hierher… obwohl es das bei „Alias“ sogar gab, glaub ich. Wie dem auch sei, das ist alles zwar etwas übertrieben, aber es mindert den Genuss der Serie nur wenig.

Die fünfte und letzte Staffel fällt vom Endgegner her ein bisschen ab (das wäre so, als hätte man bei „24“ schon in Staffel zwei ne Atombombe gezündet und muss das dann krampfhaft überbieten… Moment…), aber trotzdem wird es dadurch nicht ärgerlich und das Ende ist durchaus befriedigend.

Wenn Sie also nichts Besseres zu tun haben und auf diese Art von Unterhaltung stehen, dann sind Sie mit diesen Serien also ganz gut bedient!

DoubleOhSexy15FlugBuchen

von Martin Cordemann

Octopussy

Die große James Bond Retrospektive

Der Titelsong ist schlimm – nicht so grauenvoll wie „Die Another Day“ und „Wie auch immer der Mist bei Quantum of Solace heißt“, aber schon schlimm. Und das ist kein guter Anfang! Aber so weit sind wir ja noch nicht, denn vor den Anfang hat der liebe Gott ja den Teaser gesetzt.

Alles hat nen Anfang nur der Bond hat zwei

Oder so. Hier bewahrheitet es sich dann, dass der Teaser tatsächlich nix mit irgendwas zu tun hat, sondern schlicht für sich steht. Große Action mit kleinem Flugzeug, dann geht’s ab in das furchtbare Titellied. Was ein bisschen schade ist, da Barrys (er ist mal wieder zurück, zum vorletzten Mal) Soundtrack eigentlich ganz nett ist, nicht überschäumend, aber durchaus bondig. Dass der Song dann trotzdem so fade ausgefallen ist, ist schade. Und was ihn betrifft, gibt es noch eine Neuerung: Er heißt nicht nur nicht wie der Film, diesmal wird der Filmtitel nicht mal erwähnt (anders als bei „The Spy who loved me“). Mag wohl daran liegen, dass ihnen kein guter Reim auf „Pussy“ eingefallen ist – oder sie wollten ein Wort wie Muschi einfach nicht in einem Lied haben? Falls Sie glauben, dass das ein bisschen heuchlerisch ist… dann haben Sie völlig Recht! Sollen wir uns stattdessen überlegen, wo noch der Titel des Films im beiliegenden Lied fehlt? Klar, bei den ersten beiden Craigs. Und natürlich bei „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, ich meine, bringen Sie das mal irgendwo unter… und finden Sie da einen Reim drauf!

Kollege stirbt gleich

Diesmal trifft es 009 – in Ost-Berlin. Was namentlich eingeblendet wird. Also die Stadt, nicht die Nummer des Agenten. Wenn ich nicht irgendwo was verpennt habe, dann sollte das wohl das erste Mal sein, dass in einem Bond der Name des Ortes durch Einblendung klargemacht wird – taucht in diesem Film aber auch nur an dieser einen Stelle auf.

Der Hut ist da, wird aber nicht geworfen sondern brav auf den Hutständer gehängt, als Bond Moneypennys jüngerem Klon, Miss Smallbottom o.ä. vorgestellt wird. Und auch schlechte Rückprojektionen müssen wir in diesem Film nicht missen.

Was wir aber vermissen müssen, ist ein brauchbarer Gegenspieler – von einer vernünftigen Handlung ganz zu schweigen. Die hangelt sich von Ort zu Ort, hat aber keine richtige Substanz. Es ist mehr eine Aneinanderreihung von Szenen als eine dichte Geschichte. Woran es aber wirklich krankt, ist das Fehlen eines Bösewichtes. Derer sind es einfach zu viele: Louis Jourdan, Kabir Bedi, Maud Adams (die sich als gar nicht so böse herausstellt) und Steven Berkoff. Das sind etwa drei zuviel, da weiß keiner, wer jetzt eigentlich für oder mit gegen wen/m arbeitet. Ein ständiges hin und her und hoch und runter, ohne dass dabei etwas herauskommt. Also wer isses denn nun? Bestimmt der russische General mit der Atombombe… nein, der stirbt. Dann die Frau mit der Frauenarmee… nein, die ist jetzt gut. Gut, dann sind’s eben die beiden andern Penner, ist mir jetzt auch egal. Und da sich Berkoffs Overacting und Jourdans Schmierigkeit schon fast gegenseitig aufheben… bleibt da nicht mehr viel.

Nett ist natürlich, für alle Vertreter der lesenden Zunft, dass es eine Anspielung auf eine (andere) Fleming Geschichte gibt, nämlich „The Property of a Lady“. Reicht aber nicht.

Clown beim Besten

Vielleicht könnte man diesen Film als Beispiel dafür heranziehen, dass man sich bei einem der besten Bond Filme wahllos bedienen kann und daraus dann trotzdem kein guter Film wird – und ein spannender schon gar nicht. Denn die Dinge, die man hier von „Goldfinger“ übernommen hat, sind schon fast aufdringlich unverschämt.

  • Kamal betrügt beim Spiel einen Major / Goldfinger einen Colonel
  • Bond setzt ein Fabergé Ei als Einsatz beim Spiel gegen Kamal / einen Goldbarren beim Spiel gegen Goldfinger
  • Gobinda zerquetscht mit der Hand die Würfel / Oddjobb den Golfball
  • Bond muss eine Atombombe entschärfen
  • das letzte Aufeinandertreffen zwischen Held und Schurken findet in / auf einem Flugzeug statt
  • Octopussygalores Fucking Circus: Octopussy’s Circus / Pussy Galores Flying Circus

Na, eigentlich ist es fast traurig.

In der Kategorie „Anspielung auf andere Filme“ wird diesmal der Tarzan-Schrei eingespielt – passiert im gleichen Jahr allerdings auch bei „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“.

Kommt zum Ende

Und genau das denkt man sich bei diesem Film, ich zumindest. Kommt endlich zum Ende, Leute. Es zieht sich und zieht sich, ohne dass es eine vernünftige Spannung hat. Und die Dramaturgie ist falsch. Die Atombombe sollte der Höhepunkt sein, dann vielleicht noch die Szene auf dem Flugzeug, aber der Angriff auf Kamals Palast ist eine Szene zuviel. Und Berkoff, der Mann mit der Bombe, ist da schon fast ne halbe Stunde tot.

Nein, das ganze ist zu lang und hat für diese Länge einfach zu wenig Substanz. Die Frage, warum Bond nicht die Leute überwältigt, bevor die die Bombe überhaupt aktivieren können, stellen wir mal einfach nicht. Was aber wirklich schön ist, ist… eine gelbe Telefonzelle zu sehen. Gibt’s heute gar nicht mehr, die Dinger. Aber… das hat mit dem Film eigentlich wenig zu tun. Also eigentlich wie der Rest der Handlung!

— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —

— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —

Der Bondfilm mit dem wohl seltsamsten Namen: „Octopussy“ – ist das sexistisch gemeint?

Der Vorsetzer ist sehr lustig: Bond infiltriert Kuba, scheitert zunächst, flieht in einem Mini-Jet und nutzt eine ihn verfolgende Rakete, um doch noch sein ursprüngliches Ziel zu zerstören! Der sich anschließende Vorspann ist routiniert, der Song (Rita Coolidge mit „All Time High“) hat nichts mit dem Titel zu tun, ist eine schöne Schnulze, aber kein Bond-Song!

Es folgt eine tolle Eröffnung: Harter Schnitt nach Ost-Berlin zur MAUER (ja, es ist 1983). Dort flieht ein Clown (verfolgt von messerwerfenden Zwillingen) in den Westen und bricht tot vor dem britischen Botschafter zusammen – aus seiner Hand kullert ein Fabergé-Ei. Der Clown war Agent 009, offenbar einer heißen Sache auf der Spur.

Worum geht’s? Der kriegslüsterne Russengeneral Orlov möchte Westdeutschland mit seinen Panzerdivisionen überrennen, General Gogol (da isser wieder, ab 15. Filmminute) ist für Abrüstung. In der 20. Minute beginnt die Eierversteigerung bei Sotheby’s – ein perfektes Setting für Bond, der zur komischen Überraschung plötzlich horrend mitsteigert und so Bekanntschaft mit dem zweiten Bösewicht macht: Louis Jourdan als Kamal Khan.

24. Minute: Wir sind in Indien, das ist nun wirklich mal exotisch! Der Kontaktmann vor Ort ist ein Schlangenbeschwörer und flötet die Bondmelodie. Mir scheint, als sei der Dialog mit dem Zimmermädchen schon öfter genauso in Bondfilmen abgelaufen: „Haben Sie noch einen Wunsch? Kann ich noch… irgendetwas für Sie tun?“ – (Kunstpause, Bond schaut) – „Später vielleicht“. Ist das ein running gag der Moore-Bonds?!

29. Minute. Begegnung mit Maud Adams als „Octopussy“. Ich bin mir sicher, dass Maud Adams vom Mann mit dem goldenen Colt erschossen wurde. Aber hier ist sie wieder, wenn auch schwer blondiert. Bond pokert hoch – und das beim Backgammon! Er verarscht den Khan und präsentiert sich als Träger des Eis. Hmm, das klingt grad merkwürdig, ist aber so.

33. Minute: Farbenprächtige Verfolgungsjagd mit Moto-Rikschas durch den Basar. Khans indischer Henchman Gobinda legt mit Elefantenflinte auf Bond an. Der entkommt, indem er großzügig sein beim Spiel gewonnenes Geld auf die Straße wirft. Q präsentiert seine indische Filiale mit netten Tricks und Schleichwerbung für Seiko Digitaluhren! Die hatten wir ja allen in den 80ern. In Minute 41 ist Bond auch schon mit „Octopussy“ im Bett (die Verführungskraft der Digitaluhren). Sie stiehlt ihm dabei sei Ei und seilt sich am Wickel-Sari vom Balkon ab – in die Arme des Khans.

47. Minute. Wieder eine Drehbuchfinte wie im letzten Film: die blonde Sirene ist gar nicht „Octopussy“, sondern nur ihre Haremsaufseherin namens Magda. Magda? Schlimm. In Minute 53 verdickt sich der Plott (the plot thickens) – General Orlov landet bei Khan, und Bond bekommt Wind von einer Operation in Karl-Marx-Stadt (heute: Karl-May-Stadt).

Und wieder ein „Bus“, ein Schreckmoment in Minute 56: In der Palastvorratskammer hängen neben dem Fleisch auch zwei unbekannte Leichen! Bond lässt sich im Leichensack herausschmuggeln, aber gerät in die Tigerjagd (Lokalkolorit hoch Drei). „Du gehörst in den Tank!“ schilt Bond den Tiger – erneute dreiste Schleichwerbung (wer weiß die Spritmarke noch?). Extrapunkte winken! Bonds Tarzaneinlage in Minute 62 ist absolut überflüssig, aber hier will wieder Comedy bedient sein.

Ab der 64. Minute verschafft sich Bond Zutritt zu „Octopussys“ Harem, für Männer verboten, aber das hält natürlich 007 nicht auf. Und endlich Auftritt von Maud Adams, die hatte ich doch brünett in Erinnerung. Ist sie auch. Auch Khan platzt in die Szene, bleibt wie immer supercool und macht die hübsche Bemerkung, Bond habe „die sehr hässliche Angewohnheit, Gefahren zu überleben“. „Octopussy“ outet sich als Bondfan, Hobbyschmugglerin und Unternehmerin, der auch der Zirkus in Berlin gehört. Sie sinken in ein krakenförmiges Bett (achten Sie mal drauf).

73. Minute: Der Mord mit der Säge! Markante Waffe, auch wenn ich nicht wirklich checke wie das funktionieren soll. Ein paar von Khan und Gobinda gedungene Killer (zu fein um sich selber die Hände schmutzig zu machen, was?) dringen in den Palast ein und benutzen eine Jojo-Kreissäge als Mordinstrument an Bonds indischem Gehilfen. Und wieder zitiert die Bondreihe beim Kampfgetümmel einen Filmerfolg aus dem Jahr 1979. Wie in „Alien“ klammert sich Octopussys Ziertintenfisch ins Gesicht eines der Killer.

79. Minute: Adieu, Indien. Es wird noch exotischer – Karl-Marx-Stadt. Wir tauchen ein in die Welt des „Octopussy“-Zirkus. Da sind alle unsere Lieblinge: die Messerzwillinge Mischka und Grischka, die menschliche Kanonenkugel, Orlov, Khan, Octopussy und der Eisenbahnwaggon mit dem Atomsprengkopf. Denn darum geht es letztendlich. Die Detonation einer Atombombe, um den Kalten Krieg auf Orlovs Wunsch anzuheizen.

87. Minute: Kampf mit Mischka (oder Grischka?), der einen Schneidbrenner gegen Bond zum Einsatz bringt. Verklappung desselben in der Zirkuskanone. Bond stellt Orlov, beiden gehen teuflische Pläne durch. Die Zuschauer danken es ihnen. Bei der sich anschließenden Schießerei tötet Bond drei russische Soldaten. Das ist ja fast schon RAMBO.
Kabinettstück in Minute 91 – der Mercedes mit den zerschossenen Reifen rollt auf Schienen. Orlov tobt. Sein schönes Auto knallt in einen Zug, aber Bond ist bereits an Bord des Bombenzugs und muss sich um atomare Dinge kümmern. Er findet ein Versteck in einem Affenkostüm! Wenn das Tarzan wüsste.

95. Minute: Orlov stirbt in Gogols Armen mit einer ominösen Prophezeiung auf den Lippen: „Morgen werde ich ein Held der Sowjetunion sein“. Nicht, wenn Bond es verhindern kann! Bis dahin ist aber noch ganz schön Arbeit (25 Minuten, zwei Henchmen und der Oberschurke). Als erster geht Grischka (oder Mischka?), der mit Bond vom Zugdach purzelt.

Ab der 102. Minute schlägt sich Bond mit Deutschen herum: ein dickliches Pärchen in einem „Käfer“ traktiert ihn mit Würstchen, eine Frau lässt ihm nicht den Vortritt an der Telefonzelle, zwei Streifenwagen und ein Motorrad verfolgen ihn über Land. Bond erreicht den Zirkus und entfleucht seinen Häschern als Clown verkleidet. Das ist doch schon für 009 nicht gut ausgegangen. Nehmen wir es mal als geschickt arrangiertes böses Omen.

110. Minute. Bond entschärft die Bombe – live im Zirkus. Jetzt ist payback-time für Khan und Gobinda. Go get them, Jimmy. Octopussy Amazonen überwältigen die Wachen in Khans Palast (wieso macht das kein SWAT-Team, häh?!), sie selber stellt Khan. Weil kein SWAT-Team so malerisch Elefanten und Cheerleader ins Bild rücken kann. Ist doch klar. Bond kommt derweil gemütlich mit dem Union-Jack-Heißluftballon angegondelt.
Die finale Hatz (Bond prescht auf Hengst heran und springt auf Propellerflugzeug auf) wirkt allerdings arg klischeebeladen und endgültig unglaubwürdig. Dann steigt Gobinda zu ihm auf die Tragfläche und serviert Tee. Nein, Spaß, sie kämpfen auf Leben und Tod. Bond flitscht ihm die Antenne an die Stirn, und Gobinda verliert den Halt (und sein Leben). Oder fällt er eventuell wie einst der Beißer in den Octopussy-Zirkus…? Nein.

Louis Jourdan kann kein Flugzeug bremsen und legt einen tödlichen Crash hin. Bond und Octopussy sind vorher abgesprungen und verbringen das Wochenende mit den Kindern in den CenterParcs „Het Heijdebos“ in der Region Limburg. Quatsch, sie gondeln mit Octopussys Sklavengaleere über den Indischen Ozean. Oder so ähnlich. Das Ende ist echt uninteressant!

Fazit: Ich finde „Octopussy“ alles andere als übel. Die erste Stunde ist Moore at his very best!

Der Cast ist gigantisch. Louis Jourdan ist ein prima Schurke, Steven Berkoff als Orlov eine Riesennummer, Maud Adams supersnobby, klasse Nebenfiguren durch die Bank: Die Messerzwillinge, der indische Butler, der Kunstexperte – und die Neue in Moneypennys Vorzimmer (eine gewisse Penelope Smallbone) ist ein heißer Feger. Taucht die je wieder irgendwo auf?

John Glen inszeniert tadellos und schmissig. Aber. Aber. Aber. Jetzt kommt das aber. Die Dramaturgie zum Ende ist echt versaubeutelt, Leute. Dieser Zirkusangriff auf den Palast ist bodenlos peinlich. Und der Flugzeugabsturz bei aller Action fad, farblos, lustlos.

Zudem ist die „Befehlskette des Bösen“ undurchsichtig – und eine Partei auf jeden Fall zu viel. „Octopussy“ wäre ein fantastischer Bondfilm OHNE Octopussy! Die Titelfigur ist überflüssig. Orlov, Khan, Gobinda, Indien, eine Bombe versteckt in einem Zirkus, supergeil – aber bitte keine Karrierefrau, die dazwischen in Schmuggelgeschichten verwickelt ist.

 

 Octopussy (1983)

Originaltitel: Octopussy

Regie: John Glen

Musik: John Barry / Titelsong: Rita Coolidge

James Bond: Roger Moore / Niels Clausnitzer

Kamal Khan: Louis Jourdan / Erik Schumann

General Orlov: Steven Berkoff / Horst Sachtleben

Octopussy: Maud Adams / Viktoria Brams

Magda: Kristina Wayburn / Dagmar Heller

Gobinda: Kabir Bedi / Willi Röbke

Vijay: Vijay Amritray / Sigmar Solbach

Sir Frederick Gray: Geoffrey Keen / Paul Bürks

General Gogol: Walter Gotell / Herbert Weicker

und

M: Robert Brown / Wolf Ackva

Q: Desmond Llewellyn / Manfred Schmidt

Moneypenny: Lois Maxwell / Helga Trümper

Popkulturelle Differenzen

kehrt zurück

mit

From A View To A Kill

Neu im Kino: Die Bestimmung – Divergent

Ein Film… ja, das fasst es ganz gut zusammen. Und eventuell noch „solide“. Die schauspielerischen Leistungen waren okay. Prima! Wer eine gute Kritik dieses Films möchte, der sollte an dieser Stelle aufhören, denn besser wird’s vermutlich nicht!

Neues Franchise

Ja, um fair zu sein, der Film ist nicht ärgerlich oder langweilig… oder neu oder originell! Gut, das wären eh Grundlagen für Kassengift, aber muss denn jedes neue Franchise, das sich an Jugendliche richtet, so offensichtlich bei allen anderen Franchises abgekupfert sein, selbst bei denen, die schon bei anderen abgekupfert sind? Und das haben wir hier. Wenn man noch nie einen Film gesehen hat – oder eine kurze Aufmerksamkeitsspanne oder schlechtes Gedächtnis… kurz: wenn man jung ist – dann wird das bestimmt alles ganz toll und aufregend sein… und nicht in jeder Minute des Films absolut vorhersehbar.

Die Handlung ist die, die man so kennt, in einer Welt in der Zukunft, die man auch irgendwie kennt, wo es aber auch Dinge gibt, die man uns nicht erklärt, wahrscheinlich, um etwas für die Fortsetzungen (es gibt drei oder mehr Bücher, also wird es wohl noch drei oder mehr weitere Filme geben, denn das letzte Buch teilt man ja heutzutage gerne in zwei Filme auf, danke, Harry Potter) zu haben, die man ja auch irgendwie füllen muss… oder so. Also es gibt so eine Art Kastensystem (aber nicht Bau-), wo man sich irgendwie das Haus aussuchen muss, in dem man in Hogwards leben will… irgendwas in der Art, aber man darf es sich irgendwie aussuchen, es sei denn, man ist pervers… divergent! Also anders. Botschaft unterm Strich: Alle sind Mitläufer, nur du nicht. Ist ne schöne Botschaft, dürfte aber in unserer heutigen Smartphonewelt wohl eher auf wenig fruchtbaren Boden fallen, wahrscheinlich, weil es keine App dafür gibt.

Jedenfalls entscheidet sich unsere Hauptfigur (junges blondes Mädchen) dafür, bei denen mitzuspielen, die laufen und springen und kämpfen und sportlich sind – also quasi all das, was sie nicht ist. Man fragt sich, warum sie das tut, aber das Ende (und nur das) gibt uns die Antwort (nämlich, damit sie den anderen mal kräftig in den Arsch treten kann), ansonsten ist diese Entscheidung im Film (das mag in den Büchern anders sein) mehr als idiotisch, denn in der Gesellschaft in der sie lebt und wo man ihr mehr oder weniger zu verstehen gibt, sie solle sich lieber unauffällig verhalten, ist exakt DAS der Ort, an dem sie BESTIMMT und SOFORT auffallen wird. Und überhaupt, wenn ich a) untertauchen oder b) die Welt verändern will, wähle ich in einer Welt, wie sie uns da vorgestellt wird, nicht das Militär, sondern die eigene Kaste (untertauchen) oder die Denkerkaste (verändern). Ihre Entscheidung ist also, abgesehen davon, dass es dann irgendwann für die Handlung wichtig ist, völlig blödsinnig.

Die Welt, in der die leben

Tja, da gibt es dann also fünf Kasten aber aus einem Grund, den ich irgendwie nicht verstanden habe, soll dann statt einer B-Arche für die Mittelschicht der Telefondesinfizierer eher so eine Art Kastenmord stattfinden, an dem sich komischerweise auch die Militärkaste beteiligt, aber irgendwie scheint mir das alles keinen Sinn zu geben – und hätte die Denkerkaste Douglas Adams gelesen, wüsste sie, dass sie mit einem solchen Schritt ihr eigenes Schicksal besiegelt.

Wir haben also eine neue Filmserie für das Publikum von Potter, Twilight, Hunger Games. Ja, es ist besser als Twilight (aber ich unterstelle mal, selbst die Porno-Parodie von Twilight, sollte es denn eine geben, ist besser), das ist aber nicht wirklich ein Maßstab. Es gibt nichts, nichts, wirklich NICHTS Neues in diesem Film, aber es gibt eine Mauer, ja, die hatte ich noch vergessen, eine Mauer, um zu schützen vor… ja, ich denke, das war dann das, was in den nächsten Filmen gezeigt wird. Und natürlich die Umstrukturierung der Gesellschaft. Denn sie haben das große Problem, dass sie zwar öffentliche Transportmittel in Form einer Hochbahn haben (das ganze spielt im Chicago der Zukunft), aber leider keine Haltestellen mehr, so dass man zur sportlichen Militaristenfaschokaste gehören muss, um überhaupt mit der Bahn fahren zu können. Aber wenigstens gibt’s auch keine Kontrolleure!

Dass diese Militärkaste ein wenig (kicher, Untertreibung!) faschistisch ist, muss ja nicht extra erwähnt werden – und hier gibt es viele (VIELE) Anleihen bei „Starship Troopers“ – da der Film aber für ein Publikum von 12jährigen Mädchen sein soll, gibt’s natürlich kaum Tote, obwohl mal davon gesprochen wird.

Meine Empfehlung

Machen Sie den Film als Trinkspiel! Immer, wenn Sie ein Element sehen, das Sie aus einem anderen Film/Buch/Videospiel/Holzschnitt kennen, trinken Sie einen. Ich wette, Sie werden ziemlich schnell besoffen sein – aber vielleicht macht der Film dann ja mehr Spaß! Wer ihn jedoch im Kino sehen möchte, kann das ab dem 10. April 2014 tun. Und das sollte er auch, denn wenn der Film nicht erfolgreich wird… wo bleiben dann die Fortsetzungen?