Eine Gruppe Makler, eine Menge Druck, noch mehr Gerede – und gute Adressen, um die sich jeder reißt…
Nach „Hanglage Meerblick“ von David Mamet
Ein bisschen spielen Stück und Film in der Kategorie „manche Dinge ändern sich nie“, denn, im Ernst, wann wurden Sie das letzte mal von jemandem abgerufen, der Ihnen irgendwas aufschwatzen wollte? Das Prinzip ist also, wie wir hier sehen, nicht neu – und der Hintergrund, dass sich solche Callcenter die Adressen von Leuten kaufen, die man behelligen kann, offensichtlich auch nicht. Von dem Standpunkt bleibt das ganze also unangenehm aktuell, nur, dass wir in diesem Fall nicht unsere Seite der Telefonleitung gezeigt bekommen, sondern die andere, auf der auf all den Verkäufern eine Menge Druck gemacht wird, damit sie auch ja liefern – was bei uns aber trotzdem kein Mitgefühl mit denjenigen wecken sollten, die uns anrufen und vorgeben, von Microsoft zu sein, denn weder verdienen sie das noch sind sie es!
Männergespräch
Auf der einen Seite ist schön, dass eigentlich nur geredet wird, geschwatzt, gelogen, geseiert, gelabert. Prinzipiell ist sowas immer schön, wenns klappt, leider aber, und das wird der gute Herr Mamet sicher gar nicht gerne hören, ist das bisweilen hier doch ein wenig redundant. Machte man ein Trinkspiel, immer, wenn das Wort „Adressen“ fällt, müsste man anschließend das Auto stehen lassen – und das, obwohl man schon zu Hause ist. Weniger ist ja bekanntlich mehr und so wären weniger Wiederholungen mehr Vergnügen… obwohl das Wort ein wenig unbedacht daherkommt, ist das ganze, in der ersten Hälfte durch nicht enden wollenden, es in der zweiten dann aber doch tuenden Regen untermalt, was nach und nach sehr deprimierend wirkt und wird. Ist eben kein leichtes Leben, wenn man den Leuten teure Sachen aufschwatzen soll, die sie nicht haben wollen.
Hörlage Meerblick
Ein kleiner Exkurs zur deutschen Fassung. Jack Lemmon wird, wie gewohnt und wie gewohnt kongenial, von Georg Thomalla gesprochen, hatte man inzwischen doch verstanden, dass der nicht nur bei lustigen sondern auch bei ernsten Rollen perfekt ist. Bei Al Pacino war die Ära von Lutz Mackensy, der ihn u.a. in zwei von drei „Paten“ gesprochen hatte, gerade vorbei und Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan, Kevin Costner) hatte sich noch nicht durchgesetzt, so dass man für ihn Klaus Kindler hört, den man allerdings am ehesten mit Clint Eastwood assoziiert. Bei Kevin Spacey sollte es noch drei Jahre dauern, bis man seine perfekte deutsche Stimme fand, Till Hagen, der ihn das erste mal – und großartig – in „Sieben“ sprechen würde, so dass hier noch Reinhard Kuhnert zu hören ist, der seine Sache gut macht, in dem Fall aber einfach kein Hagen ist.
Glengarry Glen Ross (1992)
Al Pacino (Klaus Kindler), Jack Lemmon (Georg Thomalla), Ed Harris (Wolfgang Condrus), Alec Baldwin (Michael Telloke), Jonathan Pryce (Bodo Wolf), Alan Arkin (Rüdiger Evers), Kevin Spacey (Reinhard Kuhnert), Jude Cicolella (Berd Schramm)
Regie: James Foley
[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]
Glenfazit Glen Ross
Fast ein reiner Dialogfilm, der noch eine Spur besser sein könnte, wenn die Texte hier und da ein bisschen weniger redundant wären, ansonsten aber eine sehr schöne wenn auch bisweilen deprimierende Umsetzung eines Theaterstücks, bei der der Autor der Vorlage auch das Drehbuch schrieb. Ab 23. Juli 2021 auf DVD und Blu-ray.