Neu im Kino: Magic in the Moonlight

Zauberer will Medium entlarven… und entlarvt sich selbst.

War das Allen?

Nein, das war natürlich nicht alles, aber Allen war es schon. Woody, um genau zu sein. Er ist ein bisschen wie ein Maler, der seine Perioden durchläuft. Waren die frühen Jahre noch a) New York und b) Komödie, wandelte sich das nach einer Ingmar Bergmann Gedächtnisphase zu anderen Städten wie a) London und b) Paris, vielleicht mit einem Intermezzo in c) Rom. In seiner Jugend, oder vielmehr in meiner Jugend, stand von ihm zu lesen, dass er nur in New York drehen und die Stadt niemals verlassen könne – und da halten manche Leute den deutschen Titel „Der Stadtneurotiker“ für unangebracht. Aber Woody wurde älter und seine Adoptivtochter auch und das ist eine völlig andere Geschichte, auf die wir hier nicht näher eingehen werden. (Ob Allen-Ex-Ehefrau Mia Farrow nach ihrem Film „Rosemarys Baby“ lieber auf Adoptieren umgestiegen ist, weil sie Angst davor hatte, eine Ausgeburt der Hölle zu gebären, ob sie gar Woody für den Teufel hält… all das werden wir wohl nie erfahren.)

Aber weg vom Klatsch und zurück zum Werk. Seine frühen Werke zeichnen sich besonders durch eins aus: ihn. (Und seine großartige deutsche Stimme Wolfgang Draeger, der zwar nicht so weinerlich klingt, dafür aber nicht weniger neurotisch… und der mir Woody Allen im Original ein wenig verleidet hat… oder verlitten?) Er hatte einen bestimmten Humor und eine bestimmte Art, diesen in Dialoge zu kleiden. Später hat er versucht, das mit anderen Schauspielern an seiner statt umzusetzen, doch außer Owen Wilson/Philipp Moog sind bisher alle daran gescheitert. Zeit für eine Zwischenüberschrift.

Allen voran

Seine Filme veränderten sich und prinzipiell ist das auch durchaus ein gutes Zeichen. Ein Künstler sollte nie aufhören, sich weiterzuentwickeln. Ein bisschen schade dabei ist nur, dass ich persönlich seine Handschrift nur schwer erkenne, wenn er nicht an der Hand hängt, die den Stift führt. Mit anderen Worten: Ich habe immer das Gefühl, die Filme, in denen er nicht auftaucht, könnte auch jemand anders gemacht haben. Und das ist ein bisschen schade.

Bei diesem Film nun erkennt man seine üblichen „Stilelemente“ wieder, aber nicht unbedingt seinen Humor. Es beginnt mit dem Orion-Logo… nee, die sind pleite. Ja, jedenfalls nach dem Logo kommen weiße Titel auf schwarzem Grund, bei denen sich die Typo seit den 60ern nicht geändert hat, untermalt von Jazzmusik – eben so, wie ein Woody Allen anfängt. Die Musik ist die Art Musik, die er gerne verwendet und eigentlich passt sie auch in die Ära, in der der Film spielt – und doch habe ich das Gefühl, sie ist hier ein wenig fehl am Platze. Vielleicht, weil er sie mehr wie ein Markenzeichen einsetzt und nicht wirklich variiert, um eine Szene angemessen zu untermalen? Jedenfalls erschien sie mir hin und wieder wie ein leichter Fremdkörper – sich treu sein, kann eben auch seine Nachteile haben. Ja, ich weiß selbst, dass ich mir hier hochgradig widerspreche!

Allen geht’s gut

Auch wenn das Allen… alles jetzt vielleicht ein wenig negativ klang, so ist der Film durchaus positiv. Nicht originell, eigentlich komplett vorhersehbar, aber durchaus sehr ansehnlich. Was daran liegt, dass Colin Firth seine Sache sehr gut macht. Er ist zu britisch, um ein Woody Allen Surrogat zu sein, also drängt sich einem der Vergleich, was wäre, wenn Woody die Rolle selbst geschrieben hätte, gar nicht erst auf. Ihm zur Seite steht Emma Stone und macht wie üblich eine gute Figur. Ganz ehrlich, ich finde die Frau eigentlich nicht richtig hübsch – aber Mann, die hat eine Ausstrahlung! Da kann man durchaus verstehen, warum Spider-Man ihr erlegen ist, denn die Frau hat was. Und sie kann spielen. Was sie hier auch tut. Ein echtes Vergnügen.

Der beste von Allen?

(Aufdruck vom „Everybody Says I Love You“-Plakat) Mitnichten. Nicht so lustig wie die frühen – aber auch nicht so Alter-Sack-will-junges-Ding-mäßig wie seine letzten. Nach „To Rome With Love“ und „Moonlight in Paris“ mit „Magic in the Moonlight” ein… Titel… der möglicherweise das Twilight-Publikum abgreifen möchte? Nein. Teil der berühmten Moonlight-Trilogie von Woody Allen? Möglicherweise bald. Fast so, als hätte er gerade eine Biographie von Houdini gelesen und sich gesagt: Hey, daraus kann ich auch n Film machen. Man erkennt die Ähnlichkeiten, man weiß, worauf es hinausläuft, aber durch ein nettes Buch und schönes Spiel ist das alles durchaus charmant. Ab 4. Dezember 2014 im Kino.

Neu auf DVD: Earth to Echo – Ein Abenteuer so groß wie das Universum

Ein paar Kinder stellen fest, dass die Störungen auf ihren Handys in Wirklichkeit eine Landkarte sind. Sie folgen ihr und finden einen Außerirdischen, der ihre Hilfe braucht…

E.T. trifft WALL-E trifft Super 8 trifft Chronicle

Mit ersteren beiden wird geworben, die beiden anderen füge ich hinzu. Prinzipiell hält sich meine Begeisterung, wenn man die Werke von anderen in einem Film wieder findet, eher in Grenzen – aber hier hatte ich komischerweise keine Probleme damit. Muss wohl daran liegen, dass ich nie ein großer E.T.-Fan war. Hmm, vielleicht fehlt noch der kleine Spritzer „Flug des Navigators“… aber vielleicht auch nicht.

Unterm Strich ist das nämlich ein sehr schöner Film. Die Kinderdarsteller sind großartig und echt, es gibt eine gute Prise Humor und der Außerirdische ist süß genug, um ihn zu mögen. Schön ist auch, dass die Kinder sich verhalten wie Menschen und nicht wie Idioten, will heißen, dass sie die richtigen Fragen stellen, sich selbst und auch dem Außerirdischen. Sowas ist immer befriedigend – da gibt es also keinen Grund für Beanstandungen.

Found Footage Film

Streng genommen hätte ich da nur zwei: Dass es ein Found Footage Film sein muss, zum Beispiel. Ehrlich, Freunde, prinzipiell ist das nur ein Gimmick, denn außer bei dem Vorläufer des Genres, dem „Blair Witch Project“, trägt das Element des gefundenen Films nichts zur Handlung bei. Das degradiert es, wenn es für den Film selbst keine Bedeutung hat, lediglich zu einem Stilmittel – und meist zu einem überflüssigen, bisweilen gar zu einem schwachsinnigen. Hier ist es verhältnismäßig glaubwürdig, aber eben auch eigentlich überflüssig. Punkt zwei ist, dass das Ende mir ein wenig unlogisch erscheint, und mit ein wenig meine ich extrem. Das ist schlechterdings Quatsch, sieht zwar beeindruckend aus, ergibt aber auf keiner Ebene Sinn. Wäre schöner gewesen, wenn man sich da was anderes hätte einfallen lassen. Kleiner Hinweis: Es gibt noch eine kurze Szene nach dem Abspann!

Bonus to Echo

Man lernt die jungen Schauspieler kennen, erfährt, wie eine wichtige Szene des Films entstanden ist und bekommen die Aussage des Films.

Earth to Fazit

Sehr schöner Abenteuerfilm mit und für Kinder, der von sehr guten Darstellern getragen wird, die nötige Prise Humor hat und jede Menge Spaß macht. Es ist ein Film über Freundschaft, über Trennung und darüber, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Ab 2.12.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Die große Versuchung – Lügen bis der Arzt kommt

Ein kleines Fischerdorf lebt nur noch von Sozialhilfe. Doch es gäbe die Möglichkeit, dass ein Ölkonzern dort eine Fabrik eröffnet. Um das zu ermöglichen, braucht man jedoch einen Arzt. Wie es der Zufall (oder der Ex-Bürgermeister) will, taucht sogar einer auf. Den will man nun dazu „überreden“, länger zu bleiben… und das große Lügen beginnt.

Schiffsmeldungen vom Arbeitsamt

Irgendwie erinnert der Film ein wenig an „Schiffsmeldungen“. Ähnliche Küste, ähnliches Hafendorf, ein gemeinsamer Schauspieler (Gordon Pinsent ist in beiden Filmen vertreten). Und eine durchaus ähnliche Stimmung: Die Dorfbewohner sind alle Typen, das Ambiente ist wettergegerbt und man spürt den Wind über die Klippen wehen. Musikalisch (und wegen Hauptdarsteller Gleeson) hat man ein wenig das Gefühl, das ganze könnte in Irland spielen, doch es ist Kanada, gedreht in Neufundland (wie uns das bescheidene Bonusmaterial sagt), dem Ort, an dem auch „Schiffsmeldungen“ spielt.

Natürlich beschwere ich mich meist, wenn sich die Handlung so entwickelt, wie man es hat kommen sehen – und natürlich tut sie das hier auch. Der Doktor aus der Stadt, der aufs Land kommt… wird er die Dorfbewohner lieb gewinnen und am Ende ihr Problem lösen? Oder zieht er eine Schrotflinte und erweist sich als übler Serienkiller, der endlich einmal eine Tat ohne Zeugen begehen möchte und radiert das ganze Nest aus? Nuuuun… ich denke, Sie können es sich denken. Nichtsdestotrotz ergibt sich dabei ein recht amüsanter Film, der irgendwo zwischen dem erwähnten „Schiffsmeldungen“ und einer britischen Arbeiterkomödie liegt. Plus eine große Spur unverfrorener Lügerei!

Alles Kitsch

Das Schlitzohr des Dorfes ist der hervorragende Brendan Gleeson. Er macht das so, wie man das von ihm kennt, mit Witz und herbem Charme. Den Landarzt in Spe gibt Taylor Kitsch, der nicht nur mit einem ungünstigen Namen gestraft ist (die Bedeutung von Johnny Depp hat sich noch nicht so recht bis Amerika rumgesprochen, aber der Begriff „Kitsch“ dürfte durchaus bekannt sein), sondern in kürzester Zeit gleich zwei Multimillarden-Dollar-Filmen nicht gerade zu Kassengold verholfen hat („John Carter“, vom Mars, nicht aus Emergency Room – und „Battleship“/“Schiffe versenken – der Film“) und dessen Karriere danach ein wenig in kleinere Gänge geschaltet wurde. Er macht seine Sache ganz gut, wirkt aber in manchen Szenen wie Sam Rockwell, nur etwas weniger begabt. Rockwell wäre natürlich ein Traum gewesen, aber der wäre für den Part möglicherweise ein wenig überqualifiziert. So passt alles ganz gut zusammen und die Geschichte entwickelt sich so, wie sie soll.

Bonus

Zusammengenommen etwa sieben Minuten an Interviews. Der Audiokommentar mit den Darstellern Brendan Gleeson und Mark Critch ist ganz amüsant, bringt die eine oder andere Hintergrundgeschichte, aber ein Muss, das man unbedingt gehört haben sollte, ist er nicht.

Fazitmeldungen

Nett, verschmitzt, schlitzohrig, auf dem Boden geblieben und mit dem Herz am rechten Fleck – um es kurz zu sagen. Schöne Unterhaltung, bei der man weiß, was man bekommt, man sich aber trotzdem nicht ärgert. Ab 28.11.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Doctor Who – Siebter Doktor, Volume 1

Man sagt, seinen ersten Doktor vergisst man nie. Für viele ist das Matt Smith. Einige schwören auf Tom Baker. Dann gibt es die, die David Tennant lieben. Aber kann man sich noch an Christopher Eccleston erinnern, der die Serie wieder belebte? Oder an Paul McGann, mit dem sie starb? Und wer war eigentlich der Doktor vor McGann? Nun, das war: Sylvester McCoy! Und den kann man jetzt näher kennenlernen.

Doktor wer?

In England ist der Doktor ein Nationalheiligtum, so wie James Bond oder William Shakespeare. Seine Geschichte begann, ähnlich wie die von Bond, in den 60ern – und ähnlich wie der Spion hat der Doktor bereits einige Darsteller verschlissen. Doch anders als beim Geheimagenten Ihrer Majestät hat man hier einen vernünftigen Weg gefunden, seine Darsteller auszutauschen und sogar zu verjüngen – womit das so ziemlich die einzige Serie sein dürfte, der das auf diese Weise geglückt ist. Es begann 1963 in schwarz/weiß mit einem weißhaarigen Mann, es gab zwei ausgekoppelte Spielfilme (1965/66), in denen Peter Cushing den Doktor spielte, 1989 kam es zu einem vorzeitigen Ende, 1996 gab es den Versuch, den Doktor amerikanischer zu machen – und dann gab es erstmal eine Pause bis 2005. Doktor Who ist und bleibt eben durch und durch britisch – auch wenn er vom Planeten Gallifrey stammt. Doch das hindert ihn nicht daran, die Menschen im Allgemeinen und die Briten im Besonderen immer wieder zu retten – seit nunmehr 50 Jahren. Mit einer kleinen Lücke. Der Doktor war tot geglaubt, schien nun doch alle seine Leben verbraucht zu haben.

Aber dann tauchte ein neuer Mann auf: Russel T. Davies. Er hauchte der Serie neues Leben ein und als neuer Doktor wurde ein bekannter Schauspieler engagiert: Christopher Eccleston. Allerdings wollte der sich nicht so sehr an eine Serie binden, um auch andere Chancen wahrzunehmen, eine Entscheidung, die bestätigt wird durch Filme wie „G.I. Joe“ (mit Maske) und „Thor – The Dark Kingdom“ (mit noch mehr Maske und absolut unkenntlich), also… gute Entscheidung, Ecci! Auf ihn, der ein paar großartige Abenteuer hatte, „fantastic“, um ihn zu zitieren, folgte David Tennant, der etwas mehr Bewegung in die ganze Sache brachte. Der Doktor wurde jünger und schneller und hibbeliger – ein Trend, der sich mit Matt Smith fortsetzte. Doch gemeinsam mit Tennant verließ auch Davies das gut schwimmende Boot und übergab das Ruder an Steven Moffat.

Steven Who?

Moffat zählt für mich zu den besten, cleversten und witzigsten Autoren des aktuellen britischen Fernsehens. Er schrieb die Serien „Coupling“ und „Jekyll“, schuf gemeinsam mit Mark Gatiss („The League of Gentlemen“) die Wiedergeburt von „Sherlock“ und zeichnet verantwortlich für ein paar der besten Episoden in der Davies-Ära. Das Kind mit der Gasmaske („The Empty Child“/“The Doctor Dances“), die Roboter mit dem Uhrwerk („The Girl in the Fireplace“), die Bibliothek mit den Schatten („Silence in the Library“/“Forest of the Dead“) – und der Höhepunkt: „Blink“ mit den weinenden Engeln. „Blink“ zählt für mich zu einer der besten Episoden der Serie – die reine Perfektion. Er war es auch, der River Song (Alex Kingston) einführte, eine Figur, die jeder Episode mit Matt Smith etwas Schillerndes und einen besonderen Spaßfaktor verleiht.

Obwohl ich großer Fan von Moffat und seiner Arbeit bin, schmerzt es mich, zugeben zu müssen, dass mir seine Arbeit unter Davies besser gefiel als seine Arbeit als Gesamtverantwortlicher. Davies hatte es perfekt geschafft, den „Endgegner“ schon früh einzuführen, ohne ihn direkt einzuführen, aber doch unterschwellig immer präsent zu haben. „Bad Wolf“ oder „du hast etwas auf dem Rücken“ sind nur zwei Beispiele dafür. Moffat ist da leider etwas weniger subtil – und leider scheinen seine Finale auch nie so schön aufzugehen, wie es bei Davies der Fall war. Irgendwie hat man ein bisschen das Gefühl, er hätte nicht alle Register gezogen, nicht alles angemessen zuende geführt. Nichtsdestotrotz hört man (ich) seinen Stil fast immer heraus, bestes Beispiel dafür ist die Episode „When a good man goes to War“… „Would you like me to repeat the question?“ Perfektion!

Aber reisen wir ein wenig zurück in der Zeit – denn darum geht es ja bei einem zeitreisenden Doktor. Begeben wir uns dahin, wo schon 6 Doktoren (plus Peter Cushing) zuvor gewesen sind: zum siebten Doktor.

Doctor Who in Deutschland

Tatsächlich waren meine ersten Erfahrungen mit dem Doktor nicht die Wiedergeburt mit Eccleston, sondern das deutsche Fernsehen der 80er oder 90er Jahre. Auf RTL Plus, wenn ich nicht irre, lief das, was wir jetzt endlich auch hierzulande auf DVD erleben können: Sylvester McCoy als „Doktor Who“. Und das war… ich weiß nicht mehr genau, wie das war, ich glaube, ich fand’s ganz nett, aber so sehr begeistert, dass es für mich „Raumschiff Enterprise“ oder „Krieg der Sterne“ (ja, so hieß das damals noch) verdrängt hätte, war es dann doch nicht. Also finden wir heraus, wie sich das heute so ausnimmt, wie der siebte Doktor wirkt, welchen Eindruck er macht – und wie er sich gegen seine Nachfolger so schlägt. Die Box, deren interessantes Heft sie uns auch als „Doktor Who – Staffel 24“ ausgibt, enthält folgende Geschichten, die damals 3- oder 4-Teiler mit einer Laufzeit von je 25 Minuten pro Folge waren:

  • Terror auf Lakertia / Time and the Rani (Teil 1-4)
  • Der Fluch des Kroagnon / Paradise Towers (Teil 1-4)
  • Delta und die Bannermänner /Delta and the Bannermen (Teil 1-3)
  • Das Feuer des Drachen / Dragonfire (Teil 1-3)

Während man in Großbritannien diese Geschichten nur einzeln bekommt, erhält man in Deutschland gleich eine Komplettbox mit dem ersten Jahr des siebten Doktors – was letztendlich wahrscheinlich günstiger kommt, als alles einzeln kaufen zu müssen.

Der siebte Doktor

Wenn man sich das ganze so ansieht, wirkt es natürlich alles ein wenig krude… und doch erkennt man Parallelen, die Wurzeln, auf denen der heutige Doktor aufbaut, ohne die er gar nicht möglich wäre. So ist dies im wahrsten Sinne des Wortes eine Reise in die Vergangenheit, sowohl der Serie als auch des Doktors selbst. Der beginnt hier, so wie auch Tennant, Smith und Capaldi begonnen haben: mit einer Regeneration. Was zur Folge hat, dass sich der neue Doktor erst einmal selbst eingewöhnen muss. Sylvester McCoy klingt dabei im Original ein wenig wie Rowan Atkinson auf Speed. Ein wenig. Aber er erinnert auch noch an eine andere Person: Matt Smith als Doktor! Sie scheinen sich ein wenig ähnlich zu sein, obwohl McCoy natürlich in billigeren Kulissen herumlaufen muss und die TARDIS sieht innen neu und sauber aus. Aber so war die Science Fiction im Fernsehen früher: Alles war sauberer – und auch die Kulissen und Monster bei „Raumschiff Enterprise“ waren weit von dem entfernt, wie sie sich heute präsentieren. „Doktor Who“ war schon immer ein Kind seiner Zeit und wird das auch wohl immer bleiben.

Die Geschichten

Wie bei jeder Serie: Mal besser, mal weniger. Jede Menge Steinbrüche, denn die sind der Lieblingsdrehort für „Doctor Who“. Zu Beginn erleben wir die Regenration und die Erweckung eines neuen Doktors, der es dann mit einer Artgenossin zu tun bekommt, einem weiblichen Timelord… der in der neuen Ära bislang nicht aufgetaucht ist. Dann geht es in ein Hochhaus, das mehrere Geheimnisse hat – etwas, das einem aus späteren Staffeln bekannt vorkommt: Abgeschlossener Ort, unheimliche Dinge, die passieren und ein großes Geheimnis, das gelüftet wird. So bleibt sich der Doktor über die Jahrzehnte treu. Anschließend muss eine Prinzessin vor einer Horde Mörder gerettet werden. Zum Abschluss geht es an einen kühlen Ort, wo wieder ein Geheimnis darauf wartet, entschlüsselt zu werden – und es drängen sich ein paar Anleihen bei „Alien“ auf (das wär doch mal ein Crossover: „Doctor Who vs. Aliens“). Darüber hinaus wird diese Staffel eine Figur eingeführt, von der man noch mehr zu sehen bekommen wird…

Die Geschichten sind anders und doch ähnlich. Schön ist, dass man erkennen kann, dass der Geist des Doktors über die Jahre erhalten geblieben ist – ebenso wie das „bigger on the inside“ und seine liebste Aufforderung: „RUN!!!“

Das Bonusmaterial

Mehr als 5 Stunden Bonusmaterial – da bekommt man eine Menge Hintergrundinformationen zum Doktor im Allgemeinen und zu Nummer Sieben im Speziellen. Jede Folge hat einen Audiokommentar, in denen u.a. Sylvester McCoy, seine Schauspielerkollegen, Autoren und Produzenten zu Wort kommen. Das ist sowohl informativ als auch unterhaltsam und gibt Einblick in die Entstehung der Folgen, aber auch der Serie selbst. Sehr schön ist das erste Making Of, das wirkt, als wäre aus es „Per Anhalter durch die Galaxis“, lustig gemacht und mit interessanten Informationen.

Bei „Paradise Towers“ erfährt man, dass einige Dinge in der Konzeption und im Buch anders gedacht und wie sie eigentlich gemeint waren, was für das Verständnis der Folge durchaus hilfreich ist. Hier ist das Infomaterial mit Making Of und Audiokommentaren sehr umfangreich, aber auch ein wenig redundant. Darüber hinaus gibt es für die Episoden eine Audiofassung mit einer alternativen Musik.

Wer also in die Welt des Doktors eintauchen und Dinge erfahren möchte, die er von seinen neuen Doktoren vielleicht noch nicht kannte, der sollte hier auf eine wahre Fundgrube (in der die meisten Folgen gedreht werden) stoßen.

Die Zukunft der Vergangenheit

Dies ist ein schöner Einstieg in die Zeit vor der Wiederbelebung. Die Frage ist – und die wird vom finanziellen Erfolg dieser Boxen abhängen – wohin uns die Wege des Doktors führen werden. Oder vielmehr: bis wann? Eine zweite Box ist bereits angekündigt, die Abenteuer des siebten Doktors werden also vorerst weitergehen. Doch was folgt dann? Tatsächlich scheinen auch für die Staffeln 22 und 23 mit Colin Baker deutsche Synchronfassungen zu existieren, ebenso wie für das Special „Die fünf Doktoren“ und den Spielfilm mit Paul McGann. Aber sollte der Doktor nun auch in Deutschland erfolgreich sein (wir erinnern uns, dass das nicht immer der Fall war, verschob Pro7 den Neustart mit Eccleston doch erst ins Nachmittagsprogramm und dann dauerte es Jahre, bis durch das digitale Fernsehen mit Matt Smith endlich der Erfolg kam, was dann auch endlich zur deutschen Bearbeitung der dazwischenliegenden Staffeln mit Tennant – Staffel 3, 4 und die Specials – führte), wie weit wird man dann zurückgehen? Wird man nun auch die Staffeln mit William Hartnell, Patrick Traughton, Jon Pertwee, Tom Baker und Peter Davison herausbringen? Wird man die alle synchronisieren? Und wie gut wird diese Synchronisation werden? Nun, all das wird die Zukunft erweisen… und die ist bei einem Zeitreisenden ja nicht immer ganz sicher.

Fazit Who

Anders aber ähnlich. Wie bei „Star Trek“ ein interessanter Vergleich damit, wie die Serie einmal war – und was man inzwischen daraus gemacht hat. Für Hardcore-Fans unerlässlich und wahrscheinlich günstiger als die britischen Ausgaben, für Menschen, die auf die deutsche Fassung angewiesen sind schlicht alternativlos, da dies die erste (und möglicherweise einzige) Veröffentlichung mit deutschem Ton sein dürfte. Ab 28.11.2014 auf DVD.

Neu im Kino: Die Pinguine aus Madagascar

Geilllllll!

Oder…

…um es mit den Worten eines der anwesenden Kinder zu sagen: Cool!

Und…

…das Kind hat recht! Der Film ist einfach ein großer Spaß, der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Er hat genug, an dem die Kinder ihre Freude haben – und ebensoviel, an dem man als Erwachsener seine Freude hat. Damit dürfte er perfekt für einen Familienausflug ins Kino geeignet sein.

Es ist eine Agentengeschichte, in der die vier Pinguine in James Bond-Manier ihre Art vor dem bösen Oktopus (nicht Octopussy) retten müssen, bis ein Einsatzkommando auf den Plan tritt, das wie eine tierische Version der „Avengers“ wirkt…

Einfach…

…herrlich, das Ganze, umgesetzt mit jeder Menge ironischer Brechungen und noch mehr Phantasie. Eine wahre Freude – für groß und für klein. 3D… gibt’s auch, aber da sag ich wie üblich nix zu. Sollte auch ein 2D ein Spaß sein. Und später zu Hause auf DVD. Wobei ich zugeben muss, dass ich „Madagascar“ nicht gesehen habe, weiß also nicht, wie sich der Film in dieses „Universum“ einfügt oder ob da gerade große Schnitzer für die Kontinuität geleistet wurden… aber es ist mir in dem Fall auch eigentlich ziemlich egal. Und wenn ich ziemlich sage, meine ich komplett. Außerdem fand ich Pinguine schon super, bevor das in war, also hatte ich zu Beginn des Films ein wenig die Befürchtung, dass man hier den „Mythos Pinguin“ kaputt machen könnte… aber das ist zum Glück nicht geschehen.

Wermutstropfen…

…ist ein bisschen das Presseheft. Da wird geworben mit den „Fantastischen Vier“, mit Heino Ferch und mit Conchita Wurst – aber wo bleibt der wahre Held des Films? Oder Antiheld? Gegner, um genau zu sein? Die Vier machen ihre Arbeit ganz ordentlich und Ferch übernimmt den Part, der im Original von Dunkelröhre Benedict Cumberbatch gesprochen wird. Wenn man Ferch hört, kann man sich vorstellen, wie es ungefähr im O-Ton gewesen wäre – was einen zu dem Wunsch verleitet, man hätte ihn in „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ ebenfalls als deutsches Pendant zu Cumberbatch genommen, denn irgendwie klingt Sascha Rotermund mir da einfach ein wenig zu modern.

Aber kommen wir zum unbesungenen (Anti-)Helden des Films: Ilja Richter (so nehme ich an, denn im Presseheft steht es ja nicht) gibt gekonnt den Kraken – und wie üblich ist es eine Freude. Der (dessen Name sich niemand merken kann, ein schöner Running-Gag des Films) wird im Original gesprochen von John Malkovich, was uns zu einem kleinen (und sicher uninteressanten) Synchron-Exkurs bringt: Malkovich wird für gewöhnlich von Joachim Tennstedt synchronisiert – ebenso wie Billy Crystal. Letzterer nun sprach Herrn Glotzkovski in dem wunderbaren „Monster A.G.“ – welcher in der deutschen Fassung wiederum die Stimme von Ilja Richter hatte. Insofern ist seine Besetzung hier also nicht nur ein Vergnügen, sondern schon fast eine gewisse Kontinuität. Oder ein Klischee? Oder was auch immer? Aber warum darauf aufmerksam machen, dass er in dem Film mitspricht, wer von den Kids kennt denn heute schon Ilja Richter?

Also…

…zusammengefasst: Ich fand’s super, hatte meinen Spaß und würde das als gut geeigneten Familienfilm einschätzen. Und bisher als besten Animationsfilm des Jahres… aber ich hab ja auch „Transformers“ nicht gesehen! Ab 27. November 2014 mit kleinen Pinguinen auf der großen Leinwand.

Neu im Kino: The Zero Theorem

Die Zukunft. Ein Mann wartet auf einen überirdischen Anruf. Doch dann gibt ihm sein überirdisch wirkender Chef einen neuen Auftrag und sein Leben verändert sich…

So in etwa

Natürlich fasst es das nur grob zusammen. Beginnen wir also da, wo „das Universum“ anfängt…

Monty Python’s Flying Circus

Okay, vielleicht nicht ganz früh.

Brazil

Das ist es. „Brazil“ dürfte einer der ersten Filme gewesen sein, wenn nicht gar der erste, mit dem der einzige Amerikaner der britischen Komikertruppe „Monty Python“ als Regisseur Aufsehen erregte / für Furore sorgte / auf sich aufmerksam machte (suchen Sie sich eins aus). Damit schaffte Terry Gilliam es ein wenig, die Bizarrheit und Phantasie seiner Cartoons aus der Python-Ära in einem Film auf die Leinwand zu bringen. „Brazil“ ist abgehoben und abgedreht, schräg, merkwürdig, böse und hoffnungsvoll – und möglicherweise Gilliams bester, wahrscheinlich aber sein originellster Film. Das alles macht es schwer, „The Zero Theorem“ nicht mit Gilliams Meisterwerk zu vergleichen – und da hat man es eben schwer, neben einem Meisterwerk zu bestehen. Denn bei „Brazil“ stimmt so vieles – nicht alles, er hat schon seine Längen am Ende, aber so vieles funktioniert so gut. Die größten Unterschiede zum aktuellen Werk sind vielleicht diese: In „Brazil“ ist alles ein wenig verspielter, zwei Spuren surrealer, eher ein Schuss Fantasy – und der Film hat einen grandiosen Soundtrack von Michael Kamen, der wunderbar mit dem Brazil-Thema spielt und es sowohl verliebt wie auch bedrohlich daherkommen lässt. Das bietet der neue Film natürlich

Zero

denn leider ist Michael Kamen vor ein paar Jahren verstorben – und wahrscheinlich gibt es auch kein Musikstück namens „The Zero Theorem“, auf dem man seine Filmmusik hätte aufbauen können. Die starke Musik, die das ganze zusammenhält und ihm das Gefühl eines eigenwilligen Traumes verleiht, fehlt also. Und auch der Rest reicht leider nicht an den alten Film heran. Zwar erhascht man zu Beginn einen kleinen Einblick in die Zukunft und erwartungsgemäß sieht man dort wunderbare Ideen – doch das vergeht schnell und die Handlung beginnt. Die scheint ein bisschen die Umkehrung von „Brazil“ zu sein, denn dort ist die Hauptfigur ein Suchender, hier eher ein Ablehnender. Es gibt ein paar Handlungsstränge, die aber irgendwie nie richtig zusammengeführt werden. Das ist

Schade

da man gehofft hat, einen Gilliam-Film zu sehen, über den man sich freuen kann und an dem man eine surreale Freude hat. Die ist zwar da, kommt aber irgendwie zu kurz. Rein visuell ist er natürlich seinem Schöpfer entsprechend, wirkt er doch stellenweise wie eine Mischung aus „Brazil“ und „12 Monkeys“, doch dann gibt es wieder Dinge, die zu sehr an ersteren erinnern, z.B. die beiden Leibwächter, die Bob Hoskins und seinem Kollegen nachempfunden zu sein scheinen.

Die gilliamanische Umsetzung der Zukunft bringt eigentlich den Gedanken auf, dass man nie die Idee gehabt zu haben scheint, Terry Gilliam die hervorragend schräg futuristisch abgehobenen Comicreihe „Transmetropolitan“ von Warren Ellis umsetzen zu lassen – da hätte er eine gute Geschichte als Grundlage gehabt und die visuelle Umsetzung hätte ihm sicher gelegen.

Fazit

Visuell ein echter Gilliam, inhaltlich leider nicht ganz. Schade, dass das Potential, das der Schöpfer früher gezeigt hat, hier nicht voll zur Geltung kommt. Ab 27. November 2014 im Kino.

Neu im Kino: Der Koch

Ein tamilischer Asylbewerber verliert die Stelle in einem Nobelrestaurant, für die er eh überqualifiziert ist. Sein Traum ist der von einem eigenen Restaurant. Er macht sich selbständig, denn er kennt die Rezepte, die Essen zu einem echten Aphrodisiakum machen und die Liebe anheizen – und endlich gelangt er auf den Weg zu Reichtum und Ruhm. Das Restaurant rückt näher, der Traum kann Wirklichkeit werden. Aber da gibt es ja noch die tamilische Befreiungsfront und den Schweizer Waffenhändler…

Vielschichtig

Ein bisschen traurig erscheint es, dass Romanautor Martin Suter für das Buch, auf dem der Film basiert, einen derart austauschbaren Titel gewählt hat. Denn die Geschichte hat mehr zu bieten, als „Der Koch“, denn das könnte auch eine Liebesschmonzette mit Julia Roberts oder ein Arbeiterdrama mit Helen Mirren sein. Leute, ehrlich, strengt euch mal ein bisschen an mit euren Titeln! Abgesehen davon ist der Film nämlich ziemlich gut und eben wenig austauschbar. Ja, es gibt einen Koch, aber das ist noch nicht alles. Da ist die Geschichte mit dem Essen, das Frauen an den Rand des Orgasmus bringt (die erste Essensszene mit Jessica Schwarz erinnert ein wenig an Jamie Lee Curtis in „Ein Fisch namens Wanda“, wenn John Cleese ihr seine Vielsprachigkeit demonstriert), da ist mehr als die Sinnlichkeit des Essens und seine Zubereitung, da ist mehr als die Asylbewerber, die in Zürich leben, da ist mehr als die Erkenntnis, dass nicht nur die Liebe durch den Magen geht, sondern auch das Geschäftsleben. Denn da ist auch noch die Politik. So wird der Titel dem dahinter stehenden Film leider nicht ganz gerecht – was aber weit besser ist, als umgekehrt!

Versprecher

Der Film ist durchaus sehens-, aber leider nicht ganz hörenswert. Das liegt daran, dass man offenbar Schauspieler engagiert hat, die gut sind, aber nicht der deutschen Sprache mächtig. Das führt dazu, dass diese, wenn sie nicht ihre Muttersprache sprechen, synchronisiert werden – und das hört man (ich) ein bisschen heraus. Es ist kein großer Bruch, da es keine Schwankungen im Ton gibt, aber es ist ein leiser Bruch, der den ansonsten guten Eindruck ein kleines bisschen trübt. Doch auch hier sei eingewandt: Besser so, als wenn man, wie in Amerika, irgendwelche Heinis für den Part des Deutschen engagiert und das Gesagte dann klingt wie „Heinrick ick gehen auf der Tolette“ – eben so, als wären das irgendwelche Heinis, die kein Deutsch können. Abgesehen davon ist der Film aber gut gespielt – was man auch nicht von jedem deutsprachigen Film sagen kann!

Vazit

Befriedigende und bisweilen spannende Kinounterhaltung, die den Appetit anregt. Am besten direkt nach dem Film schön essen gehen! Ab 27. November 2014 im Kino.

Neu auf DVD: Wolfcop

Nach „Mann beißt Hund“ nun endlich „Hund geht auf ‚Police Academy’ und wird Polizist“. Nein, ganz so ist es dann doch nicht – leider, denn das wär vielleicht n netter Film geworden. Bei „Wolfcop“ wird ein fauler und versiffter Bulle zum Werwolf gemacht. Nun würde man erwarten, dass er als Wolf Verbrechen aufklärt und wir eine super Komödie bekommen – aber das ist auch nicht ganz so. Stattdessen stellt sich heraus, dass hinter seiner Verwandlung noch ein bisschen mehr steckt… und die Wolfermittlungen bekommen wir vielleicht im im Nachspann angekündigten „Wolfcop 2“ (Alternativtitel: „Wolfs Revier“) zu sehen.

Dirty Hairy

Das Cover sagt uns: „Dirty Harry… only hairier“, aber meine Version gefällt mir besser. Zumal es beides nicht ganz stimmt. Dirty Harry war ein knallharter Bulle – die Hauptfigur des Films ist das komplette Gegenteil davon. Versoffen und versifft, faul und nicht unbedingt an seiner Arbeit interessiert.

Aber man muss dankbar sein für die kleinen Dinge. Dass Vampire nicht im Dunkeln leuchten und eine Allergie gegen Knoblauch haben. Oder dass Werwölfe nur dann aktiv werden, wenn Vollmond ist! Diese Grundlage der Werwolfmythologie hält man hier ein – was definitiv für den Film spricht. Genau wie seine Effekte. Denen dürfte ein extrem geringes Budget zugrunde liegen und dafür sehen sie größtenteils ziemlich gut aus. Dass man aus der Hauptfigur, dem „Wolfcop“, nicht so viel gemacht hat, wie möglich gewesen wäre, verbuchen wir einfach mal unter: Könnt ja wirklich noch n zweiten Film geben und das hier ist quasi der Pilotfilm, in dem die Figur eingeführt wird. Wenn dann Teil 2 kommt und man eine herrliche Wolfspolizistenfarce draus macht, könnte das was werden. Und noch ein kleiner Tipp: Nach dem Nachspann kommt noch eine kurze Szene.

Bonus

Man erfährt, auf welch unorthodoxe Weise der Film entstanden ist und überhaupt erst möglich wurde. Sehr amüsant mit herrlicher Selbstironie sind die „Mission Videos“ – traurigerweise haben sie genau das an Humor, was dem Film selbst ein wenig fehlt. Der Audiokommentar ist recht informativ.

Fazit

Solide gemacht, gute Effekte, könnte aber mehr Komödie sein als es ist. Ab 18.11.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu im Kino: My Old Lady

57jähriger Sohn kommt nach Paris, um nach dem Tod seines Vaters seine Erbschaft anzutreten. Doch statt einer teuren Wohnung bekommt er eine alte Frau, die ihn teuer zu stehen kommt, da er, so will es ein bestimmtes Pariser Verkaufsrecht, für deren „Miete“ bezahlen soll…

Überraschung

Die Überraschung war, dass ich einer der wenigen zu sein schien, der den Film mochte. Was nicht unbedingt am starken Buch liegt. Das hat zwar ein paar schöne Stellen, aber das, was man am Anfang des Films (wenn man ein aufmerksamer Zuschauer ist) erwartet, tritt dann auch nach und nach ein… und ein wenig hätte man sich gewünscht, dass dem nicht so gewesen wäre und der Film andere Richtungen eingeschlagen hätte. So bewegt er sich, wenn auch langsam, auf die Dinge zu, mit denen man rechnet. Jedenfalls größtenteils.

Dabei entwickelt sich aber noch mehr. Man stellt fest, dass sich die Hauptfiguren teilweise ähnlicher sind, als ihnen lieb sein kann. Und verkorkst ist jeder von ihnen, auf die eine oder andere Weise.

Darsteller

Mit Maggie Smith kann man eigentlich nichts falsch machen – es sei denn, man besetzt sie als 23jährige Prostituierte. Das könnte einem Film eine etwas eigenwillige Richtung geben und könnte bestenfalls in einem Werk von Terry Gilliam funktionieren, ansonsten wäre davon aber wohl eher abzuraten. Dafür hat sie sich in den letzten Jahren zu einer der Ladys entwickelt, die eben das hervorragend spielen können: Ladys, die nicht ganz so ladylike sind und ihren Gegnern Paroli bieten können, am besten mit einem Hauch Humor in der Stimme. (Zu schade, dass die großartige Bettina Schön sich aus dem Synchrongewerbe zurückgezogen hat, denn die hat diese Spielweise schon immer perfekt getroffen und wäre heutzutage wohl die Traumbesetzung für Maggie Smith.) So ist es denn eine Freude, Maggie Smith spielen zu sehen – auch wenn ihre Figur am Ende nicht ganz das ist, was sie uns – und sich – vorgemacht hat.

Mit Kristin Scott Thomas hat man eine weitere, starke Frau besetzt. Sie spielt, welche Überraschung, Smiths Tochter. War sie in einer ihrer ersten, großen Rollen in „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ noch irgendwie zerbrechlich, zeigt sie sich hier von ihrer starken Seite… bis zum Schluss. Dass diese beiden Frauen aber, wenn ich das richtig verstehe, Französinnen sein sollen, tja, das kauf ich dem Film nicht ab. Britischer als Maggie Smith geht es einfach nicht, da hätte man das Drehbuch nach der Besetzung vielleicht ein wenig der Realsituation anpassen sollen.

Den Sohn, der im Laufe des Films einiges über seine Vergangenheit Preis gibt – und auch erfährt – spielt Kevin Kline. Kurioserweise hatte auch er einen seiner größten Erfolge in einer britischen Produktion, nämlich als der Amerikaner in England in „Ein Fisch namens Wanda“. Hier spielt er sehr zurückgenommen, was, in meinen Augen, gut zur Figur passt.

Fazit

Ich mochte „My Old Lady“, auch wenn er nicht ganz so überraschend ist, wie es der Autor und Regisseur vielleicht glaubt. Trotzdem angenehme Unterhaltung, die sehr ruhig daherkommt. Ab 20. November 2014 im Kino.

Neu im Kino: Interstellar

Die Menschheit steht kurz vor dem Untergang, also schickt man eine Art letzte Mission hinaus ins All, um einen neuen Planeten zu finden…

Natürlich steckt mehr dahinter

Natürlich steckt mehr dahinter. Zum Beispiel Wurmlöcher. Und die Tochter, die einen Geist im Zimmer hat. Und überhaupt die Familie, die der Vater verlassen muss, um sie zu retten. Das ist einer der wichtigsten Punkte des Films.

Exkurs

Christopher Nolan gehört zu den wenigen Regisseuren, von denen ich alle Filme auf DVD besitze. Man kann also sagen, dass ich durchaus ein Fan von seiner Arbeit bin. Zumindest teilweise. „Memento“ ist großartig und „Prestige“ ist einer meiner Lieblingsfilme. Beides sind Werke, bei denen man am besten mindestens zweimal guckt und dann erkennt, wie gut sie eigentlich wirklich sind, weil eben alles passt. Das war auch der Punkt, an dem ich von „Prestige“ wirklich begeistert war, der mich beim ersten Sehen nicht so sehr beeindruckt hatte. Die Frage ist also: Wird das bei „Interstellar“ vielleicht auch so sein? Muss man auch ihn zweimal sehen, um zu erkennen, wie großartig er ist? Oder ob überhaupt?

2001 lässt grüßen

Man sagt ja, wenn klauen, dann bei den Besten – und da es sich hier um einen Weltraumfilm handelt, wo orientiert man sich dann? Bei „Star Wars“? Äh, wenn es ein realistischer Weltraumfilm sein soll! Genau, bei Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“. So ist es denn also nicht verwunderlich, dass nicht nur diverse Einstellungen ein wenig an den Klassiker Schrägstrich Vorreiter der Science Fiction erinnern, sondern manchmal auch die „Handlung“ Schrägstrich „psychedelisches Zeugs“. Es fehlt nur der schwarze Monolith… aber selbst den kann man erahnen, wenn McConauhey einmal an ihm herumschraubt.

Nolans Werke sind vielschichtig, das sagte ich schon. Und vielleicht braucht man/ich wirklich mehr als eine Sichtung für diesen Film – obwohl ich fast sicher bin, dass ihn die Presse in den Himmel loben wird. Aber, wie gesagt, mein Favorit ist „Prestige“, nicht der zwar gute aber arg überbewertete „The Dark Knight“. Und mit „Inception“ bin ich auch nicht so ganz warm geworden. Also wahrscheinlich liegt es an mir. Dass Nolan nicht immer wieder denselben Film mit denselben Twists macht, ist richtig so. Man muss auch mal andere Wege gehen, darum geht es bei der Kunst. Aber die Wege, die er mit „Interstellar“ geht, sind nicht unbedingt die, die mich begeistern.

Science?

Es wirkt so, als wäre der Anspruch des Films, wissenschaftlich korrekt und glaubwürdig zu sein. Das ist leider der Punkt, wo er mich absolut verloren hat. Denn wenn man ein Shuttle hat, mit dem man von einem Planeten mit höherer Schwerkraft als der Erde locker wegfliegen kann, wozu braucht man dann Raketen, um von der Erde selbst wegzukommen? Und wenn man schon solche Technologie hat, warum schickt man dann nur ein verschissenes Schiff? Die ganze Grundmission erscheint mir ziemlich schlecht durchdacht, sowohl Plan A als auch Plan B. (Aber vielleicht können mich da Wissenschaftler eines besseren belehren?!) Ob ein Planet in der Umlaufbahn eines schwarzen Lochs wirklich eine stabile Umlaufbahn hat, oder nur dort ist, damit man Zeit verstreichen lassen kann, ist auch so eine Frage. Oder, warum man innerhalb des eigenen Sonnensystems Monate braucht, um den Saturn zu erreichen, hinter dem Wurmloch aber keine Probleme hat, mehr als einen Planeten innerhalb brauchbarer Zeit anzufliegen. Und das, wohin sich der Film dann am Schluss bewegt, erscheint fast schon a) lächerlich oder b) an den Haaren herbeigezogen – also genau das, was ein Nolan-Film eben nicht sein sollte!

Besatzung…setzung!

Matthew McConaughey startet durch ins All, aber auch zwei Nolan-Altstars sind mit von der Partie. Neuerwerbung „Catwoman“ Anne Hathaway darf ebenfalls zu den Sternen reisen, während Michael Caine seit „Batman Begins“ in keinem Film von Nolan fehlen durfte – auch wenn er in „Inception“ ein wenig verschenkt war. Erwartungsgemäß liefern alle gute Leistungen ab, also auf der Ebene braucht man sich keine Sorgen zu machen.

Interfazit

Verspricht, möglicherweise der meistgehypte Film des Jahres zu werden – aber kann er mit seinem eigenen Hype mithalten? Nun, für alle, die auf super Effekte stehen und glauben, dass „Donnie Darko“ ein verdammt cleverer Film ist, sollte das wohl funktionieren und die müssten auf den Knien den großen Gott Nolan anbeten. Es ist kein schlechter Film, die Effekte sind hervorragend – aber die Länge von fast drei Stunden wird durch die Handlung nicht gerechtfertigt. Beim ersten Sehen für mich leider nicht so befriedigend, wie ich das von einem Nolan erhofft hatte. Ab 6.11.2014 im Kino.