Neu auf DVD: CON GAME – Kenne deine Feinde

Undercover Bulle wird von seinem Chef verarscht und braucht Geld. Aber statt Schmiergeld zu nehmen, will er lieber mit einer Bande einen Überfall auf einen Geldtransporter durchziehen. Dass das nicht gut gehen kann, kann man sich denken…

Manchmal sind es die, von denen man es nicht erwartet

Das kann man auf den Film mit seiner Frage, wer denn nun der Verräter ist, beziehen – oder auf den Film selbst. Denn hin und wieder wird man positiv überrascht und ein Film, von dem man eigentlich nicht viel erwartet hat, stellt sich als hervorragend heraus. Was in diesem Fall zum Teil daran liegt, dass „Con Game“ leider ein wenig austauschbar wirkt und man nach dem Erfolg von „Con Air“ so viele Abklatschversionen mit dem Wörtchen „Con“ im Titel vorgesetzt bekommen hat, dass man dahinter erstmal irgendwelchen billigen Schrott vermuten muss. Doch weit gefehlt. Denn auch wenn der Name des Films wenig hilfreich ist (und „Blutiges Geld“ oder „Blutige Beute“ vielleicht passendere Titel gewesen wären), hält der Film nicht, was sein Name verspricht – und das auf ausgesprochen positive Weise.

Manchmal weiß man innerhalb der ersten paar Minuten, ob man einen Film mag oder nicht. Bei diesem war es ein dankbares „ja“, das Hoffnung auf mehr gemacht hat. Und diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Nach einem recht furiosen (und brutalen!) Auftakt entwickelt sich eine Handlung, die immer mal wieder die Richtung wechselt – was vor allem daran liegt, dass die Hauptfigur keinen richtigen Plan hat. Das macht die Details unvorhersehbar, auch wenn das Ende natürlich dem entspricht, mit dem man bei einem solchen Film rechnen muss: Blutig oder gut durch? Nun, eher ersteres, würde ich meinen.

„Reservoir Dogs“

Der Vergleich steht auf dem Cover – und er ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Besonders eine Szene erinnert stark an Tarantinos Erstlingswerk. Hinzu kommt der Undercover Polizist unter den Gangstern und die Tatsache, dass, nunja, nicht unbedingt jeder den Film überleben wird. Die Stimmung ist aber ein wenig anders. Ist bei Tarantino der Ton eher deprimierend und anstrengend, spielt hier die Action eine größere Rolle.

Und damit sind wir schon beim Thema: Südafrikas erster Actionheld. Das ist die Hauptperson des Films, so sagt uns jemand im Zusatzmaterial. Der Film ist also keine billige Hollywoodware, wie Titel und Cover vermuten lassen könnten (das Cover sieht aus, als ginge es um irgendwelche Rapper, die irgendwas Gewalttätiges machen), sondern einer der ersten, größeren Actionfilme aus Südafrika. Das bedeutet zwar, dass er weniger gekostet hat als Hollywoodfilme, aber, wie ich an einer solchen Stelle so oft (und gerne immer wieder) schreibe: Er war vielleicht billiger, aber er ist weiß Gott nicht schlechter! Was hier für das – vermutlich geringe – Budget auf die Beine gestellt wird, ist großartig, kann sich sehen lassen und muss sich vor Hollywood nicht verstecken. Die Action stimmt, die Figuren stimmen, die Schauspieler stimmen – das gesamte Paket ist rundum gelungen. Wo in Hollywood aufgeblasen und verwässert wird, hat man hier die Dichte, die ein solcher Film braucht.

Bonus Game

Making Of und eine Featurette (quasi das Best Of des Making Of). Man lernt etwas über den Hauptdarsteller, z.B. wie er angefangen hat – und das ist durchaus interessant.

Con Fazit

Spannend, hart, verschwitzt. Starke Action aus Südafrika, die gute Handlung mit guten Actionsequenzen verbindet. Streckenweise brutal – aber das hier ist Action und kein Kindergeburtstag. Ab 4.11.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Montana – Rache hat einen neuen Namen

Ein serbischer Killer kann die Ermordung seiner Familie nicht verhindern. Rache steht auf der Tageskarte. In London verhindert er die Ermordung eines 14jährigen Jungen namens Montana, der Laufbursche für Drogenhändler ist. Er nimmt ihn unter seine Fittiche, führt ihn in das Handwerk ein… und der Showdown nimmt seinen Lauf.

Leon, der Profi

Streckenweise erinnert „Montana“ ein wenig an den hervorragenden „Leon, der Profi“, nur kommt dieser Film hier ein paar Spuren härter daher. Kompromisse sind keine Option und so gerät jedes Aufeinandertreffen mit den Bösen zu einem blutigen Zwischenhöhepunkt.

Den Part des Profikillers hat auch hier ein Ausländer. War es in „Leon“ der Franzose in Amerika, ist es diesmal der Serbe in England. Der wird verkörpert vom Dänen Lars Mikkelsen. Der wiederum ist nicht nur der Bruder des großartigen Mads Mikkelsen, er ist überdies ebenfalls ein hervorragender Schauspieler. Das beweist er nicht nur in der dritten Folge der dritten Staffel von „Sherlock“, sondern auch hier. Wobei seine Rolle sich ein wenig so anfühlt, wie die von Liam Neeson in „Taken“, eben ein Profi, der seine Arbeit macht und dabei keine Kompromisse kennt. Es gibt Schauspieler, bei denen man sich auf alle Szenen freuen kann, in denen sie zu sehen sind – und Lars Mikkelsen ist einer davon.

Ebenfalls mit dabei sind Ashley Walters („Hustle“) und Michelle Fairley („Game of Thrones“), die aber leider nicht genug zu tun bekommt.

Bonus

Making of und Interviews, in denen Regisseur und Darsteller u.a. über die Details sprechen, die den Film in ihren Augen von anderen dieser Art abheben, welche Rollenvorbilder sie zum Teil hatten und wie angetan sie von Jungdarsteller McKell David waren. Außerdem erwähnt der Regisseur, dass seine Lieblingsfilme „Karate-Kid“ und „Leon, der Profi“ waren…

Fazit

Kompromissloser Rachethriller mit rasanten Actionsequenzen. Ab 31.10.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Jinn

Ein Mann stellt fest, dass es in der Welt mehr gibt, als das Auge sieht. Und er erfährt, dass er der Auserwählte ist, der den Kampf gegen das Böse antreten muss…

Gut und böse

Manchmal erinnert der Film ein wenig an asiatische Gruselfilme, ganz besonders, was den Gegenspieler, den bösen Jinn angeht. An anderen Stellen dann kommt „Das Imperium schlägt zurück“ zum Vorschein, wenn der junge Auserwählte lernen muss, wie er seine Kräfte richtig anwendet, um das Böse zu besiegen. Die Anwesenheit von Ray Park hätte vermuten lassen, dass es sich um eine Art Mischung aus Gruselfilm mit Kampfsporteinlagen handeln würde, doch dem ist leider nicht ganz so.

Jinn und Tonic

Der Abspann sagt uns, dass dies nicht das Ende sein wird – im Gegenteil, dies ist der Anfang, möglicherweise einer Reihe von Filmen. Denn das Böse schläft nie und das Gute hat nicht immer Zeit, es zu bekämpfen, denn einer muss ja die Brötchen auf den Tisch bringen und das ist sicherlich nicht die Frau, die die Kinder zur Welt bringt.

Bild und Ung

Wie es sich gehört, ist alles schön düster. Es gibt auch ein paar nette Schreckeffekte. Interessant ist, dass einige Stellen des Films so gestaltet sind, wie man es bei einem Trailer machen würde. Ach ja, böse Wesen, die mit runtergepitchter Stimme sprechen, haben einen großen Nachteil: Man versteht kein Wort von dem, was sie sagen. So wirken sie zwar gruselig, aber wenn man ihre Drohungen nicht erkennen kann, schmälert das ein wenig ihren Wert. Ist ein allgemeines Problem solcher Figuren, sollte man sich aber vielleicht mal zu Herzen nehmen.

Fa und Zit

Nicht ärgerlich, aber auch nichts Besonderes. Hat ganz gute Ansätze, aus denen man aber weit mehr hätte herausholen können. Ab 30.10.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Mauern der Gewalt

Junger Mann kommt vom Jugendknast ins Erwachsenengefängnis. Nicht ganz ohne Grund, wie man schnell merkt, denn sein Leben scheint von Gewalt bestimmt zu sein, die Gewalt, die man gegen ihn ausübt, aber auch die, die er ausübt. Ein Aggressionstherapeut gibt ihm eine Chance… und da ist noch jemand im Gefängnis, der ihn kennt!

Knast

Gefängnis ist kein Sommerurlaub. Das, was uns der Film zeigt, ist hart und unfreundlich, ohne Verklärung, ohne Dinge schönzureden. Er zeigt den Knast so, wie man den Krieg zeigen sollte: als etwas unfreundliches, unschönes, tödliches, das man besser meiden sollte. Unter allen Umständen!

Es fängt recht ruhig an. Die Hauptfigur wird eingeliefert. Wir lernen, wie man aus alltäglichen Dingen Waffen baut und wie man sie versteckt – eine gute Lektion für zukünftige eigene Aufenthalte im Gefängnis. Doch dann beginnen die Ereignisse und es dauert nicht lange, bis sie sich überschlagen. Gewalt ist keine Lösung, wie es so schön heißt, aber hier scheint es der einzige Weg zu sein. Und es ist ein Weg, der sich durch den ganzen Film zieht. Aber da gibt es ja immer noch die Therapiegruppe, und das bedeutet Hoffnung…

Sprache

Die Sprache des Films ist anspruchsvoll. Damit meine ich nicht, dass sich die Leute im shakespeareanischen Englisch unterhalten, sondern, in teils schwierigen Dialekten. Das Vereinigte Königreich bietet derlei viele und wer einmal „Trainspotting“ im Original gesehen hat, weiß, wovon ich spreche. Selbst hartgesottenen O-Ton-Guckern seien hier Untertitel empfohlen.

Spiel

Das Ensemble des Films bietet schauspielerische Leistungen, die genauso handfest sind, wie die Handlung. So wird das Gesamtbild abgerundet, denn alles wirkt echt, glaubwürdig und authentisch.

Hintergrund

Dass der Film so realistisch wirkt, hat aber noch einen anderen Grund. Jonathan Asser, der Autor des Buchs, war selbst Aggressionstherapeut. Also kennt er sich nicht nur gut mit der Materie aus, er kann auch seine eigenen Erfahrungen einfließen lassen – was dem Film sehr zugute kommt.

Bonus

B-Roll und Interviews mit drei Darstellern. Darin sprechen sie über ihre Rollen, aber auch über die Bedingungen beim Dreh.

Fazit

Hart, kompromisslos, sehenswert. Ab 28.10.2014 auf DVD.

Neu im Kino: COMING IN

Seufz!

Hand- und Fusslung

Hab ich den Gag nicht schon mal irgendwo benutzt? Ach, bestimmt. Tja, der Film, tja, also… Was ist das Schöne am Deutschen Film? Ich weiß es nicht! Alles könnte so schön sein… aber das ist es nicht. Man könnte meinen, dass nach „Metropolis“ und dem fiesen „Dracula“-Rip-off „Nosferatu“ kein guter Deutscher Film mehr entstanden ist – aber das wäre zynisch. Und falsch. „Das Boot“ ist ganz gut. In der langen Fassung besser, aber trotzdem gut. Damit dürfte die Liste der „guten deutschen Filme“, die im Ausland bekannt sind, schon fast ihr Ende erreicht haben („M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ nicht zu vergessen). So, ich muss jetzt mal eben lesen, ob der Film sich als Komödie ausgegeben hat…

Ja, er hat. Wie überaus schade. Obwohl… er erfüllt den offensichtlichen Standard einer deutschen Komödie, und der scheint zu sein: Sei bloß nicht witzig! Das, das muss man neidlos zugeben, hat ziemlich gut geklappt. Die wenigen Stellen, an denen man sich vielleicht ein Schmunzeln hätte erarbeiten können, werden dann meist durch schlechtes Spiel wieder ausgebügelt… aber, seien wir ehrlich, viel kaputt geht dadurch nicht.

Ach ja, Handlung und so

Es wäre durchaus möglich gewesen, den Auslöser der Handlung und damit des Films auch irgendwie glaubwürdig oder organisch oder sinnvoll zu machen, aber man hat sich, bewusst oder unbewusst, dagegen entschieden. Also der Film fängt mit einer weitgehend sinnlos gestalteten Situation an, in der sich die beiden Hauptperson (er schwul, sie nicht) kennenlernen… und dann geht es halt irgendwie weiter. Sie ist Friseurin, er… irgendwie auch, obwohl er drei Frauen (in drei Alterslagen) die nahezu selbe Frisur verpasst, son richtig doller Friseur isser also nich, obwohl er schwul ist (zum Glück kein Klischee, schwul und Friseur). Und dann gibt es da noch einen Schwulenverband, der seine Freunde sind oder so und sein Freund, das ist, glaub ich, Ken Duken, eine der besseren schauspielerischen Leistungen im Film, ja, und dann, also… da fällt mir ein, da gab es einen Handlungsstrang, wo er der Friseurin mehr oder weniger ihr Waschmittel (Haar-) klaut, also verwendet, ohne sie vorher zu fragen… oder sie im Nachhinein als Erlös zu beteiligen… ja, da hätte man auch mehr draus machen können. Jedenfalls küsst ihn die Friseurin (Oh, Spoiler) und das wird dann ein Skandal, der eigentlich kein Skandal wird, und sie tut das, weil ihr das ihre Schwester sagt, aber ohne dass das eine sinnvolle Motivation hat (s.o.), außer, die blöde Handlung in Gang zu setzen und wer sich bei dem Titel „COMING IN“ nicht ungefähr ausrechnen kann, wo das dann möglicherweise oder möglicherweise auch nicht (doch, doch!) hinführen wird, der… hat ja vielleicht Spaß an diesem Film!

Homosexualität ist heilbar!

Nein, das ist nicht die Aussage dieses Films. Glaub ich. Dann hätte man das besser aufbauen müssen, dass es nur ne Krankheit ist oder so. Ach, jetzt hab ich bei dem ganzen Ablästern völlig die schauspielerischen Leistungen (das gehört in Anführungsstriche) „vergessen“ (nicht das!). Ein halbwegs hübsches Gesicht und anderthalb Gesichtsausdrücke zu haben, reicht nicht, um einen Film zu tragen – jedenfalls, wenn es kein Pornofilm ist. Leider, leider… aber das können Sie sich ja selbst zusammenreimen. Er muss sich sein eingebranntes Modepuppenlächeln hin und wieder für was anderes verkneifen und sie sieht aus wie die Tochter von Lena Meyer-Landruth und Sarah Silverman, da kriegt man den Mund nicht zu… sie aber auch nicht. Und schaut oft mit weit aufgerissenen Augen in der Gegend herum. Selbst Tilo Prückner, dem von dem selbsternannten Friseur zur Überraschung aller kein Pagenlook verabreicht wird, kann da nichts mehr herausreißen.

Vorschlag

Was wäre ein cooler Film über einen Homosexuellen? Einer, der seinen beiden schwulen Vätern nur vorgespielt hat, dass er schwul ist, um deren Gefühle nicht zu verletzen – und der ihnen dann irgendwann gesteht, dass er hetero ist. DAS wäre eine interessante Geschichte und DAS würde den Titel „COMING IN“ weit mehr verdienen, als dieser Film hier. (Falls es diesen Film noch nicht gibt – hier ist mein Copyright auf die Idee!)

Fazit

Ja, wenn Sie mögen… ich mochte nicht! Ab 23. Oktober 2014 im Kino.

Neu auf DVD: JIMMY P. – Psychotherapie eines Indianers

Ein Indianer kommt mit psychischen Störungen aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Ein Psychiater aus Frankreich nimmt sich seiner an.

Zusammen F.

Das fasst den Film zusammen, und auch wieder nicht. Wollte man ihn angemessener wiedergeben, müsste der Text vielleicht eher so sein:

Ein Indianer. Kommt. Mit psychischen Störungen. Aus. Dem Zweiten. Weltkrieg. Zurück. Ein Psychiater. Aus Frankreich. Nimmt sich. Seiner. An.

Irgendwie schafft es der Film, gleichzeitig unsagbar langsam zu sein und trotzdem aus kurzen, abgehackt wirkenden Szenen zu bestehen. Da sind viele kurze Szenen, Schnipsel, Einsprengselungen, mal hier, mal dort – doch leider macht es das nicht aufregender. Von Anfang bis fast zum Ende bewegt sich der Film sehr, sehr langsam, leider, ohne dabei besonders viel Spannung oder Interesse aufzubauen. Nach etwa einer Stunde kommen wir dem Kern mal ein wenig näher und kurzzeitig bekommen wir eine interessante Geschichte zu hören – danach trottet alles wieder langsam vor sich hin.

Vielleicht trägt auch Benicio del Toros Spielweise dazu bei. Er spricht (passend zum Film) sehr, sehr langsam. Hoffen wir, dass das auf Recherche zum Thema beruht und den dargestellten psychischen Störungen entsprechend ist, ansonsten… schwierige Wahl!

Darstell R.

Bond trifft auf Bond, d.h. Bond-Gegenspieler trifft auf Bond-Gegenspieler. Beide waren zu sehen in den Tiefpunkten der Reihe, den schlechtesten Bond-Filmen aller Zeiten. Wobei de Toro da wenigstens noch eine gute Figur macht, während sein französischer Psychiater sehr blass und langweilig daherkommt. „Lizenz zum Töten“, der Rache-Bond, dürfte eine der ersten Rollen von Benicio del Toro gewesen sein und schon hier schafft er es, Hauptbösewicht Robert Davi locker an die Wand zu spielen. Wunderbare schauspielerische Leistungen zeigte er in „Die üblichen Verdächtigen“ und „Fear and Loathing in Las Vegas“. Mathieu Amalric wurde gefeiert für einen französischen Film… in dem man ihn eigentlich nie richtig gesehen hat, weil er aus seiner Perspektive erzählt wurde („Schmetterling und Taucherglocke“). Danach wurde es international mit „Ein Quantum Trost“, dem Rache-Bond… dem zweiten Rache-Bond, der zwar ähnlich beschissen, aber leider nicht ähnlich erfolglos war. Da del Toro in „JIMMY P.“ sehr zurückhaltend spielt, quasi das komplette Gegenteil zu seiner Rolle in „Die üblichen Verdächtigen“, verständliches Sprechen inbegriffen, ist es dann an Amalric, ein bisschen mehr aufzudrehen.

Fa Z.

Irgendwie schade. Man freut sich darauf, Benicio del Toro zu sehen, weil das meist eine Freude ist… doch die will nicht so recht aufkommen. Weder scheint sich die Geschichte so richtig zu entwickeln, noch die Therapie. Man mag es als Kunst ansehen, einen Film zu machen, der gleichzeitig zerrissen und langweilig ist, man mag argumentieren, dass dadurch das Krankheitsbild des Patienten auch dem Zuschauer verdeutlicht wird (was ein phantastisches Argument wäre, aber dann hat der Film das nicht gut genug herausgearbeitet), aber irgendwie ist das leider alles ein wenig unbefriedigend. Ab 10.10.2014 auf DVD und Blu-ray.

Neu auf DVD: Mister & Pete gegen den Rest der Welt

Ein Junge mit dem Namen Mister hat es schon schwer genug, weil seine Mutter drogenabhängig ist. Als sie dann auch noch im Gefängnis landet, muss er sich um einen noch kleineren Jungen namens Pete kümmern. Gemeinsam versuchen die beiden, in einer unfreundlichen Welt zu bestehen und nicht im Kinderheim zu landen…

Ehrlich

Das ist kein Film mit Zuckerguss. Hier wird keine harte Welt schöngeredet oder durch einen Weichzeichner verosaert, hier wird eine Welt gezeigt, wie sie wahrscheinlich viel zu viele Unterprivilegierte erleben müssen. Arme Menschen haben kein rosiges Leben, arme Menschen sind gezwungen, Dinge zu tun, die andere nicht tun wollen. Sie werden zu Prostituierten und um damit überhaupt leben zu können zu Drogenabhängigen – oder sie werden zu Drogenabhängigen, um diese Welt ertragen zu können und zu Prostituierten, um sich den Drogenkonsum leisten zu können. Es ist ein Teufelskreis, es ist eine harte Welt – und für Kinder ist sie noch härter. Was uns der Film zeigt, der auch eine Randgeschichte zu einer Staffel „The Wire“ sein könnte.

Zwei Kinder, von denen der eine, ältere, sogar noch Träume hat, Träume, die ihn aus dieser ausweglosen Situation herausholen sollen: ein Vorsprechen in Hollywood. Als seine Mutter sie verlässt, gibt es für ihn und Pete nur noch zwei Aufgaben: Nicht von der Polizei erwischt und ins Heim gesteckt zu werden – und dieses Vorsprechen zu erreichen. Nebenbei müssen sie sich mit Alltagsdringen herumschlagen, die nun zu kaum durchführbaren Herausforderungen werden, wie zum Beispiel Einkaufen.

Wunderbar

Einfach großartig sind die Darsteller der beiden Kinder. Sie sind genauso echt wie die Geschichte, der eine hart, der andere verletzlich, aber beide sympathisch und unverwechselbar. Wenn Skylan Brooks (Mister) und Ethan Dizon (Pete) bei der Schauspielerei bleiben, kann man wahrscheinlich noch viel von ihnen erwarten. Wenn es einen Oscar für Kinder gäbe, sie sollten ihn sich teilen!

Bonus

Nicht verwendete Szenen, Probeszenen mit den Kindern und ein Audiokommentar mit dem Regisseur und seinen beiden Hauptdarstellern. Er gibt interessante Einblicke in die Entstehung des Films, das Casting, aber auch, wie sich die jungen Schauspieler auf die Arbeit vorbereitet haben.

Fazit

Umwerfend. Beeindruckend. Sehenswert! Ungeschönt, aber es lässt einen nicht unberührt. Von großartigen Schauspielern getragen. Etwas, das mehr Leute sehen sollten, als es wahrscheinlich leider sehen werden! Auf DVD und Blu-ray.

Neu im Kino: Am Sonntag bist du tot

Es beginnt mit einer Beichte. Ein Mann teilt dem Priester mit, dass er ihn am kommenden Sonntag umbringen wird. Nicht, weil er einer der schlechten Priester ist, sondern einer der guten. Der Priester hat nun eine Woche Zeit…

Rabenschwarze Komödie

Endlich einmal lügt das Infomaterial nicht über den Film, wenn es den Begriff „Komödie“ verwendet. Obwohl direkt gesagt sein sollte, dass das nicht jedermanns Sache sein wird. Es geht um Schuld und Sühne, Kirche und Missbrauch, Leben und Tod. Es ist düster und dreckig und bitter und witzig – wenn man so etwas mag. Und es ist von und mit den gleichen Leuten, die auch „The Guard“ gemacht haben. Wenn Sie den nicht mochten, sollten Sie hier lieber die Finger von lassen. Falls doch, könnten Sie hier auf Ihre Kosten kommen.

Denn ein guter Film muss nicht krampfhaft einem Genre verhaftet sein. Heutige „Komödien“ lassen oft Vielschichtigkeit missen – und leider auch Humor. Ein guter Film kann beides haben – wofür „Am Sonntag bist du tot“ ein gutes Beispiel ist. Der Auftakt im Beichtstuhl ist großartig und legt gleich den Ton des ganzen Filmes fest: Düster, aber mit Humor. So geht es weiter und zieht sich bis zum Ende. Wobei der Humor keine Brechung ist, sondern eher ein treuer Begleiter. Ernst und Humor halten sich die Waage – und das ist sehr schön.

Ansage: Mord

Besonders in einer Beziehung bin ich froh, dass ich den Film nicht auf deutsch gesehen habe: Ich kenne zu viele deutsche Stimmen zu genau. Das hat mir schon Filme wie „Knight Moves“ und „Die üblichen Verdächtigen“ versaut, wo ich viel zu früh anhand der Stimme wusste, wer der Täter war. Bei englischsprachigen Filmen habe ich das glücklicherweise nicht und so wusste ich, im Gegensatz zum Priester selbst, nicht ganz genau, wer nun der beichtende Mörder in Spe war. Was den Film umso spannender machte, da es fast jeder sein konnte. Und das gibt den Gesprächen, die der Priester im Film führt, noch einen besonderen Reiz. Jeder könnte es sein, jeder, mit dem er spricht. Aber er weiß, wer es auf ihn abgesehen hat, weshalb er nicht die ganze Zeit ermitteln muss, um herauszufinden, wer der böse Beichtling war.

All das wäre nur halb so schön, wären da nicht die Figuren. Ein kleines, irisches Dorf, in einer wundervoll schroffen Landschaft gelegen, das bevölkert ist mit Figuren, die a) verdächtig und b) unverwechselbar sind. Hier ist niemand austauschbar, sie sind zwar nicht schillernd, aber sie sind alle sehr, sehr eigen. Und sie sind nicht nur schön geschrieben, sondern auch blendend besetzt. Mit Brendan Gleeson als dem Priester kann man natürlich eh nichts falsch machen. Ihm zur Seite (oder entgegen) stehen Schauspieler wie Chris O’Dowd aus „The IT-Crowd“, Aidan Gillen als „The Wire“ und „Game of Thrones“, Dylan Moran aus „Black Books“ und „Shaun of the Dead“ sowie M. Emmet Walsh, dessen Filmographie so umfangreich ist, dass es fast einfacher wäre, Filme zu nennen, in denen er nicht mitgespielt hat – auf jeden Fall ein Urgestein des Films. Das kleine I-Tüpfelchen ist aber der kleine Junge, der auch schon in „The Guard“ als Entdecker von Waffen dabei war… da fühlt man sich irgendwie wie zu Hause.

Beim Fazit bist du tot

Wunderbar, bitter, böse, spannend, witzig, clever – und düster! Ab 23. Oktober 2014 im Kino!

Neu im Kino: NORTHMEN – A VIKING SAGA

Quasi „Wickie und die starken Männer“ für Erwachsene. Nur ohne Wickie. Und nur mit starken Männern.

Handlung und die starken Männer

Eine Gruppe Nordmänner strandet und gerät prompt in einen Kampf mit den Einheimischen. Dabei finden sie etwas, das dafür sorgt, dass ihnen eine Horde Söldner folgt und sie alle umbringen will. Ein Wettlauf gegen die Zeit und mit den Söldnern beginnt…

Wer sich immer gefragt hat, wo die Klingonen ihre Mythologie geklaut haben, der bekommt hier seine Antwort. Harte Männer in Lederschürzen, die im Nahkampf töten und nach ihrem Tod nach Walhalla kommen. Nur diesmal haben die harten Kerle die Rechnung ohne den König gemacht, der ihnen noch härtere Kerle hinterher schickt. Aber das macht es für den Zuschauer wenigstens spannend, denn eine Schlacht, bei der die eine Partei der anderen haushoch überlegen ist, ist doch langweilig. Hier ist das Kräfteverhältnis ziemlich ausgeglichen und das ermöglicht die Spannung des Films. Jäger wie Gejagte sind einander fast ebenbürtig – auch wenn die Wikinger einen Kampfsportmönch dabei haben, der eine Menge ausmacht… und die Söldner in der Übermacht sind.

Der Herr der Nordmänner

Ich fürchte, seit „Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson muss sich jeder Film, der im Fantasyland (nicht im Phantasialand!) oder einer Form des Mittelalters spielt, mit dem „Herrn der Fantasyfilme“ vergleichen lassen. Ob zufällig (na klar) oder gewollt, wenn eine Gruppe Reisender durch eine weite Landschaft wandert und dann auch noch eine dementsprechende Musik erklingt, wird man zwangsläufig an Frodo und Neuseeland erinnert – also Mittelerde. Hier muss, so verrät uns das Presseheft, Südafrika für Schottland herhalten, aber der Unterschied dürfte tatsächlich nur dem passionierten Schottlandreisenden auffallen. Dafür geht das ganze hier allerdings ein wenig blutiger zu, als bei den Tolkien-Verfilmungen – wer auf Orks verzichten muss, wird mit spritzendem Blut belohnt. Weniger Enthauptungen als bei HdR, aber trotzdem nichts für Kinder.

Die Besetzung ist ganz gut gewählt. Sehen drei der Zwerge beim „Hobbit“ eher wie Models aus, ist dieser Look bei Wikingern jedoch durchaus glaubwürdig. Ein klitzekleines Haar in der Suppe aus Met ist einer der beiden Bösewichte. Er spielt zu klassisch und damit meine ich zu klischeehaft: Er ist einfach nur gemein und böse, ohne dafür eine vernünftige Motivation zu haben, außer, dass er eben ein Arschloch ist. Etwas differenzierter – und es überrascht mich selbst, dass ich das zugeben muss – ist dagegen sein Bruder im Film. Der wird gespielt von Anatole Taubman, der in die Bond-Geschichte eingegangen ist als der Handlanger mit der albernsten Frisur aller Zeiten („Ein Quantum Schinken-Käse-Toast mit Salat und Pommes“). Ist er in jenem Pseudo-Bond eher nicht so herausragend – jedenfalls nicht auf eine positive Weise – macht er hier seine Sache ziemlich gut und gibt einen würdigen und charismatischen Gegner.

Fazit der Ringe

Kein Lehrfilm über die Wikinger, sondern eine düstere Abenteuer- und Actiongeschichte, bei der der eine oder andere auf der Strecke bleibt – im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht unbedingt originell, aber durchaus spannend und unterhaltsam. Ab 23. Oktober 2014 im Kino.

Neu im Kino: Teenage Mutant Ninja Turtles

Ein verbrecherischer Asiate will New York zerstören, aber zum Glück gibt es ein paar mutierte Schildkröten, eine sprechende Ratte und eine künstlich aussehende Frau, die das verhindern wollen…

Das war’s

Nun, ich denke, das fasst es ganz gut zusammen, oder? Interessiert? Na komm, wie kann man da noch groß drüber nachdenken müssen?

Und genau das ist das, was die Leute, die für den Film verantwortlich sind, vielleicht auch mal hätten machen sollen. Zugegeben, ich bin nicht ganz sicher, ob ich den ersten TNMT (oder TMNT?) Film damals im Kino gesehen habe, aber wenn, weiß ich nicht mehr so genau, wie er mir gefallen hat. War er ein Spaß? Auf jeden Fall sollte er das sein, denn in erster Linie müsste die Zielgruppe für diesen Film eigentlich aus Kindern bestehen. Aber dafür ist er irgendwie zu düster. Die Leichtigkeit fehlt. Für Kinder sollte so was eine Achterbahnfahrt mit lustigen Sprüchen und drolligen Figuren sein, die böse Gegner bekämpfen und das alles nicht zu ernst nehmen. Da sollte es nicht unbedingt darum gehen, eine ganze Stadt auszulöschen, oder?

Dark Teenage Spider-Man

Christopher Nolan hat mit seiner „Batman“-Trilogie die Latte für Comicverfilmungen hoch gehängt, um nicht zu sagen neu definiert. Aber es muss nicht alles Nolan sein, und ein Kinderfilm sollte es nichtmal. Doch Meister Schröder (wurde er damals in der deutschen Fassung nicht so genannt?) zu Beginn des Films mit seiner Armee der Fußlosen würde sich besser in einen düsteren Batman-Film einfügen als in eine spaßige Geschichte über Sprüche ablassende Schildkröten mit Kampfsporterfahrung. Leider endet es da noch nicht, denn dann tritt Spider-Man auf den Plan – VORSICHT: SPOILER!!! – nicht persönlich, aber mindestens zwei Elemente werden übernommen: Giftgasangriff auf New York von einem hoch gelegenen Ort und (der ganz große Mist), dass alles Bestimmung war… naa, nicht Bestimmung, aber dass alles zusammenhängt und Hauptfigur April schon immer mit den Turtles verbunden war, weil… ja, es gibt eben keine Zufälle mehr in der Welt des Films, alle sind irgendwie miteinander verwandt.

Schauspieler und Animationen

Waren die Turtles dereinst Männer in albernen Kostümen (wie Godzilla), sind sie jetzt Computeranimationen von Männern mit Motion-Capture-Anzügen (wie Godzilla?) – aber die gute Nachricht ist, dass sie ein wenig glaubwürdiger daherkommen als Megan Fox. Die wirkt hier zwar für ihre Verhältnisse fast menschlich, aber für eine gute schauspielerische Leistung reicht es dann doch noch nicht. Dafür sind mit Will Arnett und William Fichtner wenigstens zwei Schauspieler mit an Bord, die diese Bezeichnung auch verdienen. Beide gehören zu denen, die einen Film ein wenig adeln und von denen man gerne mehr sehen würde – doch dafür ist dieser Film dann leider nicht gedacht.

Bonusmaterial

Es war eine Pressevorführung, keine DVD, Mensch, pass doch mal auf!

Teenage Mutant Fazit Turtles

Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob er für Kinder wirklich geeignet ist, eher wahrscheinlich für Jugendliche. Die Transformers-Generation dürfte damit wahrscheinlich ihren Spaß haben – obwohl genau das ist, was dem Film ein wenig fehlt. Eine leichtere Hand und eine weniger düstere Darstellungsweise hätten geholfen, um daraus einen Spaß für die ganze Familie zu machen. Ab 16. Oktober 2014 im Kino.