Oder so halb das Original. Denn das Original dürfte inzwischen vergriffen sein, da auf DVD derzeit nur die Variante mit den „überarbeiteten“ Spezialeffekten angeboten wird. Gibt es eine BluRay von TOS? Sind da beide Varianten drauf? Ich weiß es nicht. Anlässlich der Tatsache, dass ich mir gerade die alte Serie im neuen Format noch mal auf DVD gekauft habe, gibt es hier eine kleine Abhandlung zu „Star Trek“, wie das war, wo das hinwollte und wie überhaupt wer wann. Denn wenn man sich die Serie ansieht und sie in und auswendig kennt, fällt einem doch das eine oder andere Detail auf… aber gehen wir vorher noch kurz auf die neuen Effekte ein. Auf der Verpackung werben sie mit dem Begriff
„Remastered“
was im Klartext folgendes bedeutet: Sie haben die alten Effekte (Raumschiffe, Planetenansichten) aus den 60ern entfernt und durch Computergrafiken ersetzt. Das Traurige dabei ist, dass sie, wie man dem Zusatzmaterial entnehmen kann, unheimlich stolz darauf sind. Nicht, dass sie das gemacht haben, das wäre prinzipiell kein Problem, aber auf das Ergebnis. Sie, die sie diese neuen Effekte gemacht haben, lassen an- und durchklingen, wie geil sie die doch finden – und das sind sie, leider, nicht! Was die Sache eben so traurig macht.
Hätte man die alten, ihrer Zeit angemessenen und nicht schlechten Effekte durch tolle Grafiken ersetzt, die zeitlos und gut wären, dann würde an dieser Stelle jetzt das Lob stehen, dass man eine alte Serie im neuen Gewand genießen kann, mit Effekten, die auch in 1000 Jahren noch zeitgemäß wirken werden. So kann man aber leider nur sagen, dass sie sich da wirklich ein wenig mehr Mühe hätten geben können. Die Effekte sehen ganz okay aus, aber am unteren Spektrum von okay, denn man sieht immer, dass es eine Computergrafik und damit ein Effekt ist. Und wie lehrt uns das Lexikon des Klugscheißers: Ein Effekt, den man als solchen erkennt, ist ein schlechter Effekt. Und das ist eben sehr schade. Etwas teurere Effekte wären hier nötig gewesen, denn so wirkt das ganze nun ein wenig billig – was zwar letzten Endes im Einklang mit den alten Pappmacheekulissen ist, aber schön ist was anderes.
Die Anfänge
Aber kommen wir zu den Inhalten. Wenn man die Serie kennt, fallen einem verschiedene Dinge auf. Zum Beispiel, dass man noch ein wenig herumexperimentiert. Mit Besatzung, Uniform, Freizeitgestaltung. Man hat seine Formel (Gunbarrel, Teaser, Vorspann… ach nee, das war ne andere Serie) noch nicht gefunden, aber man ist auf dem besten Weg dahin. Man kann sich (gerne, oft und viel) über die Reihenfolge der Folgen streiten. Was gilt als heilig? Die Abfolge der Ausstrahlung? Oder der Produktion? Gar die der Sternzeit? Nehmen wir doch einfach alphabetisch, dann regen sich alle auf!
Nein, machen wir nicht, ich gehe jetzt einfach mal von a) Pilotfilm 1 („Der Käfig“), b) Pilotfilm 2 („Spitze des Eisbergs“) und c) dann der Reihenfolge auf der DVD aus. Denn die ersten beiden sind unanfechtbar die ersten beiden, was sich vor allem an den Uniformen zeigt. Das meiste andere ließe sich wahrscheinlich wild durcheinanderwürfeln, ohne dass man groß was merken würde. (Ja, es gibt in „Ein Paralleluniversum“ eine Anspielung auf den Tantalusstrahler aus „Der Zentralnervensystemmanipulator“ [und nein, ich denke mir diese Titel nicht einfach aus], in „Wie schnell die Zeit vergeht“ eine auf „Pokerspiele“ und in „Stein und Staub“ eine auf „Krieg der Computer“, aber das dürfte es dann auch sein, oder?)
Titel, Phaser, Temperamente
Betrachtet man die ersten paar Episoden, so kann man ein paar Themen erkennen, die sich schon hier öfter antreffen lassen und die sich auch im Verlauf der Serie noch wiederholen werden.
Da ist zum Beispiel die Illusion, dass etwas vorgegaukelt wird, das nicht so ist. Das ist eins der wichtigsten Themen im ersten Pilotfilm „Der Käfig“, taucht aber schon bald wieder in „Das Letzte seiner Art“ und „Der alte Traum“ auf.
Dann haben wir den Übermensch bzw. das Wesen, das gottähnliche Fähigkeiten hat. Im zweiten Pilotfilm „Spitze des Eisbergs“ wird Gary Mitchell zu diesem Überwesen, kurz danach trifft die Besatzung das Waisenkind Charlie in „Der Fall Charlie“, der ebenfalls übermenschliche Fähigkeiten hat. (Und das kommt u.a. auch noch mal mit „Tödliche Spiele auf Gothos“ und dann mit Q in „Star Trek: The Next Generation“.)
Eins der beliebtesten Themen dürfte aber wohl der Doppelgänger sein, den wir erstmals in „Kirk : 2 = ?“ treffen, kurz danach aber auch in „Der alte Traum“ (und dann u.a. in „Wen die Götter zerstören“ und „Star Trek 6 – Das unentdeckte Land“ – wahrscheinlich, weil William Shatner so ein begnadeter Schauspieler ist, dass man ihn unbedingt gleich in all seinen Facetten zeigen möchte). Ich erwähne all das nur, weil es sich hier auf sehr kurzem Raum innerhalb einer sehr überschaubaren Anzahl von Folgen wiederholt. Das Thema des Alterns, das in „Miri, ein Kleinling“ Teil der Episode ist, soll auch später noch einmal zum Zuge kommen – sowohl in dieser Serie als auch bei der „Next Generation“.
Rothemden und andere Klischees
Wann wurde eigentlich das Rothemd erfunden? Gab es das schon von Anfang an? Die Antwort ist: Nein. Und: Wissen Sie überhaupt, was ein Rothemd ist? Nun, zuerst zu Antwort eins: In den ersten beiden Pilotfilmen gab es noch keine roten Hemden, lediglich gold, matteres gold und blau. Als die Serie dann in Serie ging, entfiel eine der goldfarben und machte Platz für rot. Und Rothemd, für die, die es vielleicht nicht wissen, ist die Bezeichnung für Leute, die da sind, um zu sterben, gewissermaßen. Rote Hemden tragen Ingenieure und, viel wichtiger, Leute vom Sicherheitsdienst. Wenn man die mitnimmt, runter auf einen Planeten, und der Rest der Gruppe besteht aus den Hauptdarstellern, dann darf man davon ausgehen, dass der Typ in rot es nicht wieder mit zurück aufs Schiff schaffen wird. Jedenfalls nicht lebendig. Rothemden zeichnen sich durch ihre hohe Todesrate aus, denn sie kommen mit, um, um „Galaxy Quest“ zu zitieren, „zu zeigen, wie wirklich gefährlich die Situation ist“ – durch ihren Tod.
Das erste Rothemd ohne rotes Hemd zeigt sich in „Das Letzte seiner Art“, ihrem Namen alle Ehre machen dann aber wenig später die beiden Wachen in „Der alte Traum“. Rot und tot. Die ersten Sicherheitsleute in rot sehen wir bei dieser Reihenfolge übrigens in „Die Frauen des Mr. Mudd“, aber sterben darf da noch keiner.
Und wo wir gerade bei Klischees über „Star Trek“ sind, es wird ja immer gerne erzählt: „Ach, die alte Serie, in der ist ja jede Folge immer eine Metapher auf was, Vietnam und so.“ Ja, wird gesagt, und ist SCHWACHSINN! Totaler Bullshit! Es gibt diese Folgen, ja, es gibt auch eine Nazifolge, die weder sonderlich metaphorisch noch sonderlich gut ist (sie ist SCHEISSE!), aber wer behauptet, das wäre bei allen Folgen so, der hat schlicht und ergreifend keine Ahnung.
Uhuuuruuuuu
Wie bereits gesagt hat man hier noch ein wenig experimentiert bzw. wusste noch nicht so ganz, was man da hatte. Immerhin war das nur ne einfach Fernsehserie, kein Phänomen. So trägt Spock zum Beispiel im ersten Pilotfilm blau, im zweiten gold und ab Beginn der Serie dann wieder blau. Im zweiten Pilotfilm stoßen Scotty (hier gold, später rot) und Sulu (hier blau, später gold) dazu; Sulu ist hier eher der Mathematiker und man lässt ihn nicht mal in die Nähe der Steuerkonsole, wenig später („Das Letzte seiner Art“) hängt er dann im Botanikraum herum, bevor er dann mal endlich Steuermann wird. Uhura, die, wie man merkt, im zweiten Pilotfilm noch nicht dabei war, trägt am Anfang zweimal gold (in „Pokerspiele“ und „Die Frauen des Mr. Mudd“ [ginge man nach der Chronologie der Produktion die Folgen 2 und 3]), später dann aber ihr bekanntes rot. Sie wird wahrscheinlich erst mehr an Bedeutung gewinnen, wenn Janice Rand die Serie verlässt.
Die ist zu Beginn gerne mal mit dabei, als blonder Engel an Kirks Seite. Doch irgendwann ist sie dann raus und macht Platz für eine andere Frauenrolle… doch, wenn man mal ehrlich ist, hat Uhura hier am Anfang mehr zu tun als später in der Serie. Denn noch ist alles neu und man probiert Dinge aus. Man sieht die Crew im Freizeitraum, Spock bläst die Harfe („Blues Brothers“?) und Uhura darf singen. Später ist sie dann meist darauf beschränkt, Ruffrequenzen offen zu halten, aber das kann ja auch ganz nett sein.
Natürlich, wir wollen sie nicht unter den Behandlungstisch fallen lassen, ist da noch Schwester Christine Chappel. In „Implosion in der Spirale“ schwadroniert Kirk darüber, ob Spock „die schöne Schwester“ aufgefallen wäre, die er nur nett finden dürfe, aber nicht mehr… ich neige zu der Vermutung, dass die Titulierung als „schön“ der Tatsache geschuldet ist, dass Chappel-Darstellerin Majel Barrett mit Serienschöpfer Gene Roddenberry liiert war, denn, mal ehrlich…
Raumschiff Enterprise in die Dunkelheit
Mal sehen, ob sich beim Schauen der Serie noch andere Dinge ergeben. Dass verschiedene Crewmitglieder gerne mal wild den Aufgabenbereich wechseln (Farrell ist erst Navigator, dann Funker; de Salle ist erst Navigator, dann Ingenieur; Kyle ist Ingenieur, Transportertechniker und Steuermann [und in „Der Zorn des Khan“ Offizier auf der Reliant]) muss man ja nicht unbedingt erwähnen. Die Phaser haben in den ersten Folgen übrigens noch helle Griffe und als „Halfter“ trägt man eine Lederleibchen, darüber hinaus kleidet man sich im ersten Pilotfilm noch extra für den Außeneinsatz und nimmt Ausrüstung mit – was durchaus Sinn ergibt, aber später nicht mehr vorkommt. Außerdem erfahren wir in „Spitze des Eisbergs“, dass Kirk mal Lehrer an der Sternenflottenakademie war (dürfte bei dem Jüngelchen in der neuen Zeitlinie wohl eher schwierig sein) und in „Der alte Traum“, dass Kirk einen Bruder namens Sam hat (drei Kinder werden erwähnt), den bekommen wir am Ende der Staffel in „Spock außer Kontrolle“ sogar zu sehen, wenn auch tot.
Was diese Serie allerdings hat und was man vielleicht wieder in eine neue Star Trek Serie übernehmen sollte, ist Abenteuer. Ich würde gerne wieder eine Serie sehen, wo sie losfliegen und Abenteuer erleben, neue Völker entdecken, all so was. Ganz altmodisch und auch ohne staffelübergreifenden Handlungsbogen. Fänd ich völlig in Ordnung, könnte man mal wieder machen.
Und, ganz ehrlich, ich hab an diesen alten Folgen mehr Spaß als an „Star Trek Into Darkness“, beschissene Neueffekte hin oder her. Und, wo wir schon mal dabei sind, ein großer Verbesserungsvorschlag für „Into Darkness“: Sie hätten Kirk nicht mit Khans Blut sondern mit dem des wieder belebten Tribbels wieder beleben sollen! Denn da die Viecher nur fressen und sich weitervermehren, wäre das im Nachhinein die perfekte Erklärung dafür, warum Kirk in der alten Serie jede Frau flachlegt, die ihm über den Weg läuft!

von Martin Cordemann