Heimkino: Sarah Kohr 3: Schutzbefohlen / Stiller Tod

Die streitbare Polizistin im Personenschutz gegen einen Attentäter und eine Bedrohung durch Giftgas…

Null Null Sexy

Sie ist handfest und schlagkräftig, oder eher trittkräftig – und ich bleibe dabei; Sie ist die beste weibliche Antwort auf James Bond, die man sich wünschen kann. Vielleicht mit ein bisschen weniger Charme und Humor, aber im Kern trifft sie den Agenten eigentlich ganz gut – und auch ihre Fälle gehen mehr und mehr in eine bondeske Richtung. Schön dabei ist, dass sie clever ist und die richtigen Fragen stellt. Angenehm unweiblich ist, dass sie nicht nur einstecken kann, sondern auch muss, obwohl das durchaus mit den 70er Blaxploitationfilmen mit Pam Grier vergleichbar ist, der man ihre blutigen Abenteuer auch immer angesehen hat, in diesem Fall aber ohne die Vergewaltigungen, glücklicherweise.

Actionwoman

Kohr hat nicht nur Köpfchen, sie steht auch ihre Frau – und mit stehen ist kämpfen gemeint. Oder an ner Fassade hochklettern. Gesunder Geist in einem ausgesprochen fitten Körper, minus Blutergüsse und andere Wunden, versteht sich, wobei Lisa Maria Potthoff einmal mehr eine ausgesprochen gute Figur macht, bei der man auch etwas über ihre Motivation und Hintergründe erfährt. All das zusammen ergibt eine gelungene Mischung aus Krimi mit gutem Plot und ansehnlicher Action, woraus einfach gute Unterhaltung erwächst.

Mit

Lisa Maria Potthoff, Herbert Knaup, Sebastian Blomberg, Kai Wiesinger

Fazit Kohr

Bleibt einfach gut! Ab 7.1.2022 auf DVD.

Kino: THE CARD COUNTER

Mann, der wegen Verbrechen gesessen hat, die er mehr oder weniger für den amerikanischen Staat begangen hat, wird entlassen und ist beim Pokern in der Lage, durch das Zählen von Karten gute Ergebnisse zu erringen…

Spannend

Und interessant. Besonders, dass das eine Element mit dem anderen letztlich nicht ganz so viel zu tun haben wird sondern eher eine Art Mittel zum Zweck ist. Ein bisschen ist es

Spielerfilm

was, wenn es gut aufbereitet ist, wie hier, eben ausgesprochen spannend sein kann, das andere ist der Umgang mit einem weiteren von doch so vielen dunklen Kapiteln der amerikanischen Geschichte, bei dem die moralischen Aspekte – und der vielleicht ein wenig unmoralische Umgang damit – angerissen werden… wobei es im Nachhinein vielleicht sogar ein bisschen schade ist, dass Schrader da nicht noch ein wenig in die Tiefe geht und Vergleiche mit der NS-Zeit herstellt. Wie dem auch sei, der Film ist

ausgesprochen gut!

Und Oscar Isaak, der den Film spielend dominiert, ist es auch.

Mit

Oscar Isaak, Tiffany Haddish, Tye Sheridan, Willem Dafoe

Regie: Paul Schrader

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

The Faz Counter

Spannend, interessant und einfach gut. Ab 3.3.2022 im Kino.

Heimkino: DIE KILLERHAND

Ein Killer geht um – doch tatsächlich ist es nur seine Hand, die mordsmäßig mordlüstern mordet…

Horror mit Humor

Wenn auch nur einem bisschen. Es ist nicht unbedingt das, was ich als Horrorkomödie bezeichnen würde, da der Film da doch teilweise recht hart zur Sache geht und der Humor bisweilen etwas rarer gesät ist. Überraschend ist die Altersfreigabe von 16 Jahren, da sowas in den 80ern mit Kopp ab und so wahrscheinlich ab 18 bis indiziert gewesen wäre, aber da haben unsere Jugendschützer wohl inzwischen ein bisschen die Richtung gewechselt, was nicht immer nachvollziehbar ist, aber was will man machen? Es beginnt jedenfalls ziemlich horrormäßig, wobei durchaus mit den Klischees des Genres gespielt wird, dann wechseln wir ein wenig zu den kifferigen Witzfiguren, also denen, die den Witz in die Handlung bringen, und die mutieren später zu einem

Hauch von „American Werewolf“

von dem man sich hier sicher hat inspirieren lassen, auch wenn man die Sache in dem Fall tatsächlich humorvoller angeht, obschon die Erklärung dafür, dass man der Hauptfigur ein paar witzige Sidekicks zur Seite stellt, eher so naja ist. Macht aber nix, zumal man dann später mit dem Thema Hand, die sich ein bisschen wie die mörderische Version des „eiskalten Händchens“ der „Addams Family“ gibt, viele der sich bietenden Möglichkeiten aus und durchspielt, wie sich das auch gehört.

Idle Hands – Die Killerhand (1999)

Devon Sawa (Simon Jäger), Seth Green (Julien Haggège), Jessica Alba (Dascha Lehmann), Vivica A. Fox (Claudia Urbschat-Mingues), Fred Willard (Frank-Otto Schenk), Jack Noseworthy (Björn Schalla)

Regie: Rodman Flander

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Das Killerfazit

Blutig, slashig und witzig mit netten Ideen und einer blickfängerischen Jessica Alba. Ab 4.3.2022 auf Blu-ray.

Heimkino: „ONE-NIGHT-STAND – Nacht ohne Tabus“

Junge Frau trifft jungen Mann, der gerade seinen Junggesellenabschied feiert…

Lets talk about Sex

Sagen wir mal so, seit das Internet die Welt erobert hat, ist das Feld für etwas, das man mal als „Softsex“ oder „Softcore“ bezeichnet hat, also Filme, bei denen der Geschlechtsakt nur simuliert, nicht aber voll gezeigt wird, eher ein bisschen kleiner geworden und wahrscheinlich würde etwas wie der großartige „Basic Instinct“ heute weniger gut funktionieren… obwohl der neben seiner Erotik auch mit einer spannenden Handlung aufwarten kann. Hmmm. Wie dem auch sei, der Bedarf wird wahrscheinlich eher in anderen Bereichen gedeckt, so dass ein Film wie dieser dann in seiner Darstellung der Sexualität eher verlieren kann und mit anderen Dingen auftrumpfen muss, die ihn von Pornographie abheben. Und eigentlich hätte es diesem Film besser zu Gesicht gestanden, hätte er die Sexszenen ausgelassen und sich eher auf seine Kernkompetenz konzentriert:

Eine Nacht, zwei Personen

Denn er kommt mit zwei Personen aus. Die zeigen zwar auch eine Menge Haut, aber das, worum es letztlich mehr geht, ist das Gespräch. Schade wie gesagt, dass man sich nicht darauf beschränkt hat, zwar nackt und immer mit einer erotischen Spannung, aber ohne den vorgetäuschten Akt. Wäre weit stärker gewesen. So redet man über diverse aber nicht perverse Dinge, die nicht nur mit der schönsten Sache der Welt zu tun haben, also Fußball, und ab und an denkt man als Zuschauer, ob da nicht vielleicht am Schluss irgendeine schöne Pointe kommt, dass die beiden diesen Weg gefunden haben, um sich vor der Hochzeit in anderen Rollen noch einmal ehrlich und anders gegenüber zu treten, zumal sie irgendwann sagt, dass er in der Schule anders gewesen sei, was bedeutet, dass sie ihn von früher kennt, worauf aber nicht wieder eingegangen wird, und so dreht sich, leider ohne doppelten Bogen und krimieske Wendung, alles um Leben, Liebe, Sex und den ganzen Rest – aber immerhin zeigt man, dass man durchaus einen Film mit nur zwei Personen bestreiten kann.

OT: La nuit aux amants

Laura Müller (Jannika Jira), Schemci Lauth (David Berton)

Regie: Julien Hilmoine

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

One Faz It

Reden über Sex und die Welt mit viel Haut. Ab 25.2.2022 auf DVD.

Heimkino: SOMMER-REBELLEN

Kleiner Junge fährt, ohne es der Mutter zu sagen, von Rostock zu seinem Opa in der Slowakei, um dort mit ihm in Gedenken an den Vater Boot zu fahren…

Eher „Sommer-Verbrecher“

Man würde sich ein herziges Sommerabenteuer für Kinder wünschen, das man als hübschen Familienfilm für die warme Jahreszeit empfehlen kann, doch dafür gehen Film und Figuren ein bisschen zu unbeschwert mit Gesetzesbrüchen, mutwilliger Zerstörung und Diebstahl um, so dass sich einem da doch ein leicht fahler Beigeschmack aufdrängt, zumal der Junge diese Taten auch noch nicht aus Robin Hoodschem Grußmut anderen gegenüber verübt, sondern dabei, wie ihm das schlaue Mädel später zu recht sagt, eigentlich nur an sich selbst denkt. Insofern nicht ganz so unbeschwert und uneingeschränkt empfehlbar, wie man es gerne hätte – und dass die Deutschen langsam das Talent zu verlieren scheinen, eine Synchro so wirken zu lassen, als wäre es keine, kommt dann noch bedauerlicherweise hinzu, womit auch diese Illusion ein wenig verloren geht.

Ende gut…

Wenigstens am Ende kriegt der Film zumindest eine Kurve, was durchaus nett ist, aber so richtig rehabilitiert wird das leicht selbstsüchtige Verhalten des Knaben eher nicht, was zwar glaubwürdig, aber eben leider auch nicht wirklich hilfreich für die Gesamtbetrachtung ist.

Mit

Eliáš Vyskočil, Pavel Nový

Regie: Martina Saková

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung ]

Fazit-Rebellen

Man hätte sich ein unbeschwertes, sommerlich frisches Abenteuer für Kinder gewünscht, aber so richtig scheint mir der Film dieses Ziel nicht zu erreichen. Ab 25.2.2022 auf DVD.

Kino: BELFAST

1969. Eine Familie in Belfast, wo sich gerade eine Kluft zwischen Katholiken und Protestanten auftut…

Belfast and Furious?

Nicht ganz, da zum Beispiel das Thema IRA kein Thema ist. Man sieht eher die Anfänge des Konflikts, die sich auch auf erwähnte Familie auswirken. Da das Ganze auch aus der Feder von Kenneth Branagh stammt, kann man zu der Vermutung neigen, dass da vielleicht Kindheitserinnerungen verarbeitet werden, ist eine der Hauptfiguren doch ein kleiner Junge. Und insofern bildet der Film eher in kleinen Szenen die damalige Situation ab, als eine dichte, durchgehende Handlung zu haben. Eine Art Darstellung des Lokalkolorit, bei dem in der deutschen Fassung natürlich zwangsläufig ein wenig vom irischen Dialekt verloren geht.

Tiefpunkt

Vielleicht hätte man ein kleines bisschen schärfer herausarbeiten können, wie wirklich sinnlos ausgerechnet dieser Konflikt ist, wären Katholiken und Protestanten, hätte es beide Gruppierungen damals schon gegeben, doch beide den Löwen des alten Rom zum Fraß vorgeworfen worden… aber zu dem Schluss muss dann wohl jeder selbst irgendwann mal kommen.

Highlight

Ist Judy Dench, die herrlich trocken alles kommentieren darf.

Mit

Caitríona Balfe, Judi Dench, Jamie Dornan, Ciarán Hinds, Colin Morgan und Jude Hill

Regie: Kenneth Branagh

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazit

Mehr Abbild einer Zeit als spielfilmartige Geschichte, in der man ein wenig etwas über eine nicht ganz unwichtige Wende in der Historie Irlands erfährt, all das gesehen aus der Sicht der einfachen Leute, auf die es seine Auswirkungen hat. Ab 24.2.2022 im Kino.

Kino: KING RICHARD

Vater Richard Williams hat den Plan, dass seine Töchter Venus und Serena die besten und erfolgreichsten Tennisspielerinnen der Welt werden sollen…

Wahre Geschichte

Ganz großes Tennis, würde man heute sagen – und das gilt gleichermaßen für die Williams-Sisters wie den Film. Und einmal mehr ist es so, dass es eine Sache – oder in diesem Fall auch wieder ein Tennismatch – weit spannender macht, wenn man ihren Ausgang nicht kennt. Wer also nicht weiß, wie das wichtige Spiel ausgeht, für den wird es so gut in Szene gesetzt, dass man selbst als jemand, dem der Ballsport völlig am Allerwertesten vorbeigeht, große Spannung dabei empfindet – und das ist einfach gut.

Kein Shakespearedrama

Sollte man noch einmal drauf hinweisen, da der Titel da doch ein wenig fehlleitend ist und auch wenn man Herrn Williams so genannt haben mag, so gibt es dann doch Abzüge in der B-Note, was den Namen des Films angeht. Dafür zeigt sich aber Will Smith als erwähnter König schauspielerisch von seiner besten Seite und spielt weit abseits von seiner üblichen Cool- und Lockerheit, wenn auch nicht ohne Humor. Überhaupt ist das gesamte Ensemble sehr gut und auch Jon Bernthal, der zu Beginn seiner Karriere in Sachen Sympathie oft nur wenig Punkte machen konnte, ist hier wunderbar und sympathisch – womit der Film also in jeder Beziehung durchaus sehenswert ist.

Mit

Will Smith, Aunjanue Ellis, Saniyya Sidney, Demi Singleton, Tony Goldwyn und Jon Bernthal

Regie: Reinaldo Marcus Green

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

King Fazit

Spannend, interessant – und gerade dadurch sehenswert, dass der titulare König zwar ein wenig nebenspurig wirkt, tatsächlich aber zum Ziel hat, dass seine Töchter vor dem Erfolg erstmal eine Kindheit und Schule haben – etwas, das andere Eltern berühmter Kinder wohl eher vernachlässigen. Schade ist nur, dass man sich kaum dem Werdegang der jüngeren Tochter widmet, die, wie man im Nachspann lesen kann, offenbar ihren eigenen Film verdient hätte… Ab 24.2.2022 im Kino.

Heimkino: The Cat’s Meow

Die 1920er. Medienmogul William Randolph Hearst empfängt eine illustre Gesellschaft der Reichen und Schönen aus dem Filmgeschäft auf seiner Yacht, darunter auch ein gewisser Charles Chaplin…

Wahre Geschichte

Scheint dem zugrunde zu liegen, ebenso wie ein Theaterstück, womit wir dann also schon zwei Schritte von der Wirklichkeit entfernt sind. Denn später passiert etwas, das mit dem gesellschaftlichen Leben wohl nicht ganz in Einklang zu bringen ist…

In Memoriam

Regie bei diesem Hollywoodfilm über Hollywood führte Peter Bogdanovich. Traurigerweise ist der im Januar dieses Jahres verstorben. Nichtsdestotrotz passt dieser Film exzellent in sein Gesamtwerk, hatte er doch immer eine Vorliebe für Film und Filme und setzte sich mit ihnen auseinander, wobei er in einem seiner Frühwerke Boris Karloff sehr effektiv einsetzte – er wusste also, was er tat. Ob das diesen Film weniger spekulativ macht, sei dahingestellt, zumindest aber kann man davon ausgehen, dass er tief im Thema steckte, war ihm doch auch ein tragisches Hollywoodende in seiner Nähe traurigerweise nicht fremd.

Spitzfindig… oder eher scharfzüngig

Die schönsten und herrlich scharfzüngigen Texte hat hier Joanna Lumley. Sie ist die Erzählerin des Films, ragt mit ihren wunderbar treffsicheren Bemerkungen während der Gesellschaft aber so sehr heraus, dass man sich wünschen würde, es wäre die ganze Zeit nur um sie gegangen und sie hätte weit mehr im Mittelpunkt gestanden.

The Cat’s Meow (2001)

Kirsten Dunst (Marie Bierstedt), Edward Herrmann (Lutz Riedel), Eddie Izzard (Lutz Schnell), Cary Elwes (Bernd Vollbrecht), Joanna Lumley (Liane Rudolph), Jennifer Tilly (Philine Peters-Arnolds), Victor Slezak (Gerald Paradies)

Regie: Peter Bogdanovich

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Peter Fazdanovich

Hollywood über Hollywood, eine Gesellschaft, ein Geheimnis, viel Stil, aber wohl auch ein wenig Spekulation. Ab 18.2.2022 auf DVD.

Kino: UNCHARTED

Schnitzeljagd Schatzsuche mit jeder Menge Action…

Videospielverfilmung

Da steckt ein bisschen „Indiana Jones“ drin und es hat einen Hauch von Dan Brown und seinen „Illuminati“ – vor allem aber macht das Ganze jede Menge Spaß, da man Humor hier, dankenswerterweise, groß schreibt. Hilft auch insofern, als man auf Begriffe wie „realistisch“ durchaus verzichten kann, was einem der Film aber auch schon in seiner allerersten Szene klar macht. Physik, Gravitation, Schwerkraft… ja, kann man auch drauf verzichten. Wobei da ein ganz kleines bisschen der Wehmutstropfen ins Meer kullert, denn man kann sich noch daran erinnern, dass es bei James Bond schonmal ähnliche Stunts gab – nur, dass es da eben echte Stunts mit echten Flugzeugen und echter Höhe waren. Ist hier nicht so, merkt man auch direkt, macht aber auch nix, wenn man sich auf das Abenteuer und die Charaktere einlassen kann.

Dirk Diggler trifft Spider-Man

Und auch da muss man sagen, dass das erschreckend gut funktioniert. Tom Holland und Marky Mark haben eine überraschend gute Chemie miteinander, was sie zu einem Team macht, dem man gerne bei der Arbeit zusieht. Dass hier jeder versucht, jeden zu bescheißen, verleiht dem Ganzen eine besondere, wenn auch nicht unbedingt neue Note. Dafür kann Holland einmal mehr seinen Humor ausspielen, was, wie gesagt, ein echtes Vergnügen ist.

Mit

Tom Holland, Mark Wahlberg, Sophia Ali, Tati Gabrielle und Antonio Banderas

Regie: Ruben Fleischer

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazcharted

Abenteuer, ein paar Tote auf dem Weg zu Ziel, aber eigentlich eher ein großes und dabei doch kurzweiliges Vergnügen. Ab 17.2.2022 im Kino.

Heimkino: HINTERLAND

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieg kehrt Polizist ins zerstörte Wien zurück – in dem gerade ein brutaler Serienmörder aktiv ist…

Surrealismus

Visuell geht man hier einen bis dato relativ seltenen Weg. Da es höchst teuer ist, vergangene Zeiten wieder aufleben zu lassen, hat man darauf verzichtet, das mit Sets oder gar Modellen zu machen und folgt dem Beispiel von „Sin City“, indem man nahezu alles im Hinterland, äh, -grund aus dem Computer erschafft und dafür vor einem blauen Greenscreen dreht… also einem altmodischen Bluescreen. Doch das Auge isst bekanntlich mit und wenn sich im Gehirn etwas falsch zusammensetzt, dann merkt es das Unterbewusstsein, was auch diese Art des Filmemachens ein bisschen knifflig macht – was man damit umgehen kann, dass man gar nicht erst versucht, absolut realistisch zu werden. Und so entschied man sich hier dafür, die expressionistischen Hintergründe auch gleich ein bisschen surreal zu gestalten, mit Fischaugenoptik und anderen Verfremdungen, so dass das Auge gar nicht erst auf die Idee kommt, das Ganze für bare Münze zu nehmen. Auf der einen Seite schafft das einen gewissen Reiz, auf der anderen aber bleibt vieles irgendwie düster und verschnupft, was auch mit der dumpfen Präsentation des Hauptcharakters einhergeht, mit dem man unter Umständen einfach nie so richtig warm werden will.

Mordsmäßig

Vielleicht liegt es tatsächlich größtenteils am Hauptdarsteller, aber so richtig bin ich auch mit der Handlung nicht warm geworden. Unterm Strich und am Ende erweist die sich als guter Krimi mit einer hübschen Auflösung, bei der auch das über allem schwebende Thema von Krieg und Heimkehr eine wesentliche Rolle spielt, aber die Kombination von Darsteller und Umsetzung haben mir ein bisschen die Freude an der Kriminalgeschichte genommen. Was schade ist, da die, wie gesagt, eigentlich ziemlich gut ist. So verwischt sie sich aber – für mich – in den surrealen Bildern und der anstrengenden Darstellung, ohne ihr wahres Potential richtig zu entfalten.

Bonus

Ein sehr kurzes Making-of, in dem man aber einen guten Eindruck davon bekommt, wie das Ganze entstanden ist, was echt ist – und was alles nicht!

Mit

Murathan Muslu, Marc Limpach, Liv Lisa Fries, Max von der Groeben

Regie: Stefan Ruzowitzki

Fazitland

Von der Machart interessant, von der Geschichte und dem Krimi nicht schlecht, aber irgendwie durch die verwendeten Pinsel und Farben zu sehr verwischt, um sich angemessen zu entfalten. Ab 18.2.2022 auf DVD und Blu-ray.