Das Buch zum Film

Gibt es das überhaupt noch? „Das Buch zum Film“? Oder ist das ein Relikt aus meiner Jugend?

Sicherlich steht heute noch auf manchen Büchern „Das Buch zum Film“ – fälschlicherweise. Denn bei vielen davon müsste es doch eigentlich eher heißen „Das Buch zum Film zum Buch“, also quasi „Das Buch, auf dem der Film basiert“. Zum Beispiel bei „Der Herr der Ringe“, „Der Hobbit“ oder den ganzen Twilight/Potter/Hunger-Büchern. Da gab es erst die Bücher und dann hat man, dank deren Erfolg, auch noch Filme daraus gemacht. Weshalb man ca. einmal pro Jahr Arthur Conan Doyles „Der Hund von Baskerville“ neu herausbringen könnte, mit dem Vermerk „Das Buch zum Film“, wenn da auch nie ganz klar wäre, zu welchem.

Der Scherz-Verlag (kein Scherz, der heißt oder hieß wirklich so) hat es dann auch gerne gemacht, bei der Neuauflage eines Bond-Buches den aktuellen Filmtitel zu verwenden; so besitze ich das Buch „Sag niemals nie“, obwohl es eigentlich das Buch „Feuerball“ ist. Und ich habe zwei verschiedene Ausgaben des nahezu selben Buches, „Tod im Rückspiegel“ und die Neuauflage „Der Hauch des Todes“.

Lesen oder sehen?

Da es heute lediglich drei Arten von Filmen gibt, Fortsetzungen, Buch-Adaptionen und Remakes (manchmal auch alles in einem), ist die Nachfrage nach Büchern zum Film vielleicht kleiner geworden. Obwohl ich nicht glaube, dass es daran liegt. Das ganze mag ein bis drei andere Gründe haben: Video, DVD, Internet.

Früher, das hören wir immer, war alles besser. Stimmt nicht so ganz; was an dem Satz aber völlig korrekt ist, sind die Worte: „Früher war alles“, und zwar „anders“. Zumindest in meiner Kindheit. Video war für die meisten noch unerschwinglich, DVDs waren bestenfalls ein feuchter Traum irgendwelcher Computergeeks und das Internet kam nichtmal angemessen in der Science Fiction Literatur vor. Es gab noch Betamax, bevor sich das angeblich schlechtere VHS durchsetzte, und, wer es sich leisten konnte, hatte Super8-Filme – mit Ton, aber oft nicht mit dem ganzen Film. Das Fernsehen hatte zunächst drei Kanäle, je nachdem, in welchem Einzugsgebiet man wohnte. Die Ausstrahlung der ersten Bond-Filme im deutschen Fernsehen war eine Sensation, das waren die Zeiten.

Und was tat man, wenn man einen Film gut fand? Was war der einzige Weg, auf dem man noch einmal in seine Welt eintauchen konnte, ja, wie man ihn kennen lernen konnte, wenn er bereits aus dem Kino verschwunden war und man nur von ihm gehört hatte? Genau, man kaufte sich das Buch, das Buch zum Film!

Adaptionen des Drehbuchs

Das war damals ein Markt, nicht unbedingt ein riesiger, weil sich wohl die wenigsten großen Literaturfreunde etwas so banales wie ein Buch zum Film kaufen würden, aber für Freunde des Films war das eine Möglichkeit. Denn es gab noch keine Videotheken und wenn ein Film aus dem Kino raus war, war er raus und eventuell hatte man Glück, dass er im Sommerfestival noch einmal gezeigt wurde, falls man da nicht gerade mit seinen Eltern im Urlaub war. Also kaufte man sich das Buch zum Film.

Das wich immer ein wenig vom Film ab. Die Dialoge waren anders (z.B., weil man nicht die Texte der deutschen Synchronfassung verwendete, sondern natürlich direkt aus der Buchvorlage übersetzte) und die Handlung teilweise auch. Denn, wenn ich das richtig sehe, wurden die Bücher anhand der Drehbücher zu den jeweiligen Filmen gegeben und da sie zeitgleich mit dem Film herauskommen mussten, gab es keine Zeit, Änderungen beim Film auch in das Buch einfließen zu lassen. Außerdem sind sie ein wenig umfangreicher, haben Szenen, die weder im Film auftauchen noch möglicherweise dafür angedacht waren, denn man musste ja auch irgendwie die Seiten auffüllen, anstatt schlicht das Drehbuch abzuschreiben. Das kann bei einem guten Autor zu Verbesserungen führen, kann aber auch das genaue Gegenteil bewirken.

Bücher, die die Welt nicht liest

Es gab da eine ganze Menge. „Der einzige Zeuge“, „Wall Street“, „Mississippi Burning“. Zu gerne hätte ich „Blues Brothers“ gehabt, aber das gab es bei uns nicht. Auch „Das Leben des Brian“ kam erst später heraus, als Drehbuch und unter dem schwachsinnigen Titel „Das Leben Brians“, weil sich da wieder irgendein Redakteur für besonders clever hielt, aber so was macht man mit einem Kultfilm nicht, ihr Trottel!

Ach, damals gab es so einiges, „Zurück in die Zukunft“, „Das Ding aus einer anderen Welt“, „Die Klapperschlange“, „Alien“… eine ganze Menge. Bei „Star Wars“ und „Star Trek“ gab es auch Bücher, die die Geschichte weiterführten, was im Filmbereich ja mehr als ein Jahrzehnt auf sich warten ließ – und dann mehr als enttäuschend ausfiel. Aber hier hatte man Material und man konnte alles in seiner Phantasie weiterspielen lassen.

Bei „Angel Heart“ gab es nicht nur das Buch, auf dem der Film basierte, sondern separat auch das deutsche Dialogbuch. Das war mal was anderes. Eine besondere Art, an Filme heranzugehen. Damals war das alles noch toll… aber die Zeiten ändern sich – und man selbst ändert sich auch. Erst kürzlich habe ich John Gardners Buchadaption von „Lizenz zum Töten“ gelesen, und die zu „GoldenEye“… die ich nach 40 Seiten abgebrochen habe, weil es wirklich zu schlecht war. Aber das ist der Unterschied zu damals: In jener Zeit kannte man die Filme nicht so gut, wie auch, da war man froh über alles, was damit zu tun hatte.

Moderne Zeiten

Also gibt es heute noch Bücher zu Filmen? Zu „Transformers“, zu „G.I. Joe“, zu „Fluch der Karibik“? Wie ich höre, gibt es die in Amerika wohl noch, zumindest aber als Bücher für junge Menschen… oder Kinder. Möglicherweise aber nur noch für Blockbuster? Hin und wieder sehe ich auch welche zu „Tatorts“, aber letzten Endes ist das doch eigentlich völlig anachronistisch. Nicht, weil die Leute heute nicht mehr lesen würden; dazu waren wir damals quasi gezwungen. Sondern weil die Filme selbst heute so unglaublich leicht verfügbar sind, zumindest die meisten. Ob als altes Video, als DVD, BluRay oder Download, heutzutage muss man sich nicht mit Lesen herumquälen, sondern kann fast alles sehen, nach dem das Herz begehrt – und das sogar in unterschiedlichen Sprachen.

Einerseits ist das natürlich ganz schön, weil man so seinem Hobby als Filmfreund ungehemmt frönen kann. Andererseits wird den Leuten aber auch etwas genommen. Statt mühsam zu recherchieren, nach Büchern oder Informationen über einen Film zu suchen, gibt einem das Internet in Sekundenschnelle die gewünschten Auskünfte. Das ist einfach und bequem, führt aber auch dazu, dass die Menschen letzten Endes einfach und bequem werden. In den früheren Zeiten musste man sich für manche Dinge noch ein bisschen anstrengen; seinen Verstand nutzen, wo heute ein Knopfdruck reicht. Insofern betrachten wir den Tod des Buchs zum Film als Opfer einer neuen Zeit, in der verschiedene Dinge einfach nicht mehr gebraucht werden. Ob das besser oder schlechter ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Also ändern wir doch einfach den Spruch „Früher war alles besser“ in „Heute ist alles leichter“, ich weiß zwar nicht, ob das wirklich stimmt, aber vielleicht klingt es einfach etwas optimistischer.

In diesem Sinne, ruhe sanft, „Buch zum Film“, du wirst einfach nicht mehr gebraucht!

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von Martin Cordemann

Vergessenes Vergnügen

– aus unserer Reihe: „Es muss nicht immer Nörgeln sein“

Eine gute Komödie mit Robert de Niro? Gibt es nicht? Oh doch, die gibt es. Denn lange, bevor er glaubte, „richtige“ Komödien machen zu müssen und darin nicht wirklich überzeugend war, gab es:

„Midnight Run“

De Niro als Kopfgeldjäger, der Charles Grodin nach L.A. bringen soll, am besten, ohne, dass ihn John Ashton um seine Prämie bringt – oder Dennis Farina ihn umlegen lässt. Und dann ist da noch FBI Agent „heißen jetzt bei euch alle“ Mosley, gespielt von Bond Bösewicht Yaphet Kotto, der Ashton stets die Zigaretten klaut. Da es eigentlich eher eine Art Actionfilm ist, kam de Niro nicht auf die Idee, den „Komödianten“ herauszukehren, wie er das dann später in verschiedenen Werken tat, und so funktioniert das ganze mit dem Humor sehr gut. Es gibt Action, Charaktermomente und nette Sprüche („Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sagen: Ich hab’s Ihnen ja gesagt!“). Wem der Actionmist von heute inhaltlich zu dünn ist, der sollte hierbei eigentlich auf seine Kosten kommen.

„Octalus“

Klingt nach einem schlechten Horrorfilm. Aber wenn man die Story hört von einem riesigen Kraken, der sich ein riesigeres Kreuzfahrtschiff schnappt… klingts noch mehr danach. Und doch ist es das nur auch, also ein Horrorfilm. Denn was der Film vor allem macht, ist Spaß! Er nimmt sich nicht zu ernst, hat schräge Figuren und auch wenn man weiß, dass die alle nach und nach draufgehen werden, schmälert das nicht das Vergnügen. Ein Film, in dem selbst der heroische Selbstmord mit der eigens dafür aufgesparten Kugel in die Hose geht – allerdings nicht im wahrsten Sinne des Wortes. Wahrscheinlich kein Meisterwerk, aber alles in allem in sich stimmig und vielleicht ein kleines Juwel im Bereich des schlichten und schlechten Horrors.

Bei näherer Betrachtung fällt allerdings auf, dass der Film in vielen Dingen große Ähnlichkeit mit dem ein Jahr früher erschienen „Alien: Die Wiedergeburt“ hat, sei es eine schräge Gruppe von Söldnern, die mit einem Schrottschiff auf einem riesigen Schiff landen, sei es der Zeitpunkt, wo die Gruppe einen Ort an Bord findet, wo Alien/Octalus seine Eier/Überresten der Leichen ausgebreitet hat, sei es eine komplette Szene, in der die übrig gebliebenen der Gruppe tauchen müssen, um einen anderen Teil des Schiffs zu erreichen – inklusive dem Teil, in dem es einen aus der Gruppe unter Wasser erwischt. Die Parallelen sind einfach zu groß, um hier auf reinen Zufall schließen zu können. Naja…

„Sprengkommando Atlantik“

Klingt wie ein billiger Actionfilm – aaaaaaaber vielleicht ist er das irgendwie auch. Und doch hat er seinen Charme. So ziemlich jeder Bond Darsteller hat nach seinem Ausscheiden aus der Bond Reihe mindestens einen Film gemacht, mit dem er sich irgendwie von Bond lösen wollte… bevor er irgendwann mit einem anderen Film irgendwie wieder ins Agentengenre zurückgefunden hat. Außer George Lazenby, der eigentlich nie wieder Filme gemacht hat… zumindest keine, die irgendjemand gesehen hat. Nein, das stimmt nicht, selbst der war in dem „Solo für ONKEL“ Film-Revival-Wiederaufnahme-Dings, der dann bei uns auch noch bondenesk „Thunderball“ heißt, wohl weil der Name im deutschsprachigen Raum nicht geschützt war, und in dem Lazenby offenbar als „J.B.“ mit einem Aston Martin einen Gastauftritt hat… aber das ist ja auch egal.

In diesem Film hier löst sich Roger Moore von seinem Bond Image, indem er als Ffolkes nicht nur einen Bart trägt, sondern auch Frauen verabscheut, weil er viele Schwestern hatte und deren Kleider auftragen musste. Er trinkt Whisky aus der Pulle und stickt, um besser nachdenken zu können. All das hat eine gewisse Ironie und einen netten Witz. Nachdem ein Psycho (Anthony Perkins, leider nicht gesprochen von Eckart Dux sondern klischeemäßig von Bösensprecher Christian Rode, wohl dem Vorläufer des heutigen Klischeebösensprechers Udo Schenk) ein paar Bohrinseln vermint hat und droht, sie in die Luft zu jagen, wenn er nicht eine Unsumme Lösegeld bekommen würde, ist es nun an Moore, den Tag (und die Bohrinseln) zu retten. Lustigerweise trifft er dabei auch einen alten Bekannten wieder, nämlich David Hedison alias Felix Leiter aus seinem ersten (und Timmy Daltons letztem) Bond Film… aber das dürfte außer mich eigentlich niemanden interessieren. Aber was wollen Sie machen? Mir einen Killerroboter auf den Hals hetzen?

„Westworld“

Maschinen, die rebellieren und beginnen, Menschen umzubringen – das klingt wie „Terminator“, ist es aber nicht! Dieser Film stammt aus der Feder von „JurassicPark“-Autor Michael Crichton, der es wie kaum ein anderer versteht, Technik und Spannung miteinander zu verbinden. Die meisten seiner Bücher beschäftigen sich mit diesen Themen: Was ist in der Wissenschaft möglich, was könnte man damit machen – und wie beißt es uns dann in den Arsch? In diesem Film baut er, ähnlich wie später in „JurassicPark“, einen Vergnügungspark für die Reichen, in dem man Abenteuer als Ritter erleben kann, im alten Rom oder auch im Wilden Westen. Was das ganze a) faszinierender und b) wahrscheinlich billiger macht, ist, dass man neben einem Heer von Technikpersonal nur mit Robotern arbeitet, die man nach Lust und Laune vögeln oder auch umlegen kann.

Unnötig zu erwähnen, dass das ganze irgendwann schief geht und die Maschinen beginnen, die Besucher umzubringen. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Revolverhelden, der von Yul Brynner gespielt wird, und der es sich zum Ziel gesetzt hat, Richard Benjamin zu jagen und zu erschießen, wie er vorher schon James Brolin erschossen hat. Brynner ist dabei so bedrohlich, dass er locker den ganzen Film trägt, und das, ohne viel zu sagen.

Warum man ausgerechnet einem schießwütigen Roboter ein besonders gutes Zielsystem einbaut, wie einer der Mitarbeiter prahlt, inklusive Infrarotaugen, damit er auch ja jeden Gegner finden kann, ist natürlich ein bisschen fragwürdig, ist doch seine eigentliche Aufgabe, nicht zu erschießen, sondern erschossen zu werden – und das wieder und wieder. Doch das tut der Spannung keinen Abbruch, „Westworld“ ist und bleibt ein Klassiker des intelligenten Sci-Fi-Horrors und funktioniert auch heute noch hervorragend!

„Schatten der Vergangenheit“

Und da es hier um vergessene Filme geht, zum Abschluss ein Film, bei dem es auch ums Vergessen geht. Oder eigentlich ums wieder erinnern. Oder Seelenwanderung. Oder Karma. Oder so was. Ein sehr schöner Thriller, bei dem sich am Ende alle Puzzlesteine perfekt zusammenfügen, der immer wieder mit Überraschungen aufwartet und auch eine Prise Humor aufweist.

Auch die deutsche Fassung bietet einen schönen Rückblick in die Vergangenheit. Kenneth Brannagh wird hier noch gesprochen von dem hervorragend passenden Ulrich Matthes, der sich dann leider irgendwann aus dem Synchrongeschäft zurückgezogen hat, was insbesondere in Bezug auf Brannagh ein großer Verlust war.

Dann haben wir Robin Williams, der einmal mehr von Peer Augustinski kongenial übertragen wird. Dieser, der als deutsche Stimme für Williams immer großartig war und dem Original schauspielerisch in nichts nachstand, war nach einem Schlaganfall zwischenzeitlich ausgefallen, wurde dann aber später, wie man sagt, aus „versicherungstechnischen Gründen“, von den Studios nicht mehr gebucht. Kein schöner Umgang mit einem hervorragenden Sprecher.

Zu guter Letzt sei noch Eckart Dux für Derek Jacobi erwähnt, den zu hören immer eine Freude ist und bei dem mir erst jetzt beim Sehen auffiel, dass seine Besetzung eigentlich völliges Typecasting ist. Das wird besonders klar, wenn er „Mutter!“ ruft. Wenn Ihnen das als Hinweis noch nicht reicht… dann vielleicht einfach mal anschauen!

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von Martin Cordemann

Pamphlet der Affen

– aus unserer Reihe: „Filmverriss“

Dass man aus einem guten Film ein beschissenes Remake machen kann, haben wir ja schon gesehen. („Der Tag, an dem die Erde stillstand“!) Nun, hier ist noch eins!

Ganz ehrlich, sollte man von einem Kultfilm, einem Meisterwerk, ein Remake machen? Gut, das Gegenargument wäre dann wohl: Sollte man von einem Scheißfilm ein Remake machen? Nun, unterm Strich werden beide Remakes wahrscheinlich beschissen sein – aber bei dem vom Scheißfilm tut es nicht so weh. Und es ist nicht so peinlich. Also warum greift man sich nicht einfach einen Klassiker des Science Fiction Films heraus – und verhunzt ihn…

So ein Affentheater

Das Original, so kann man wahrscheinlich sagen, hat Filmgeschichte geschrieben. Charlton Heston in Bestform, oscarwürdige Affenmasken, eine clevere Handlung und ein überraschendes Ende – was will man mehr von einem guten Science Fiction Film? Der Film war so gut, dass er nicht nur eine Fortsetzung bekam (die furchtbar ist), sondern noch eine (die klasse ist), eine weitere (die so mittelmäßig ist) und einen beschissenen fünften Teil, nicht zu vergessen eine Fernsehserie. Der Vollständigkeit halber…

  • Planet der Affen (1967) – R: Franklin J. Schaffner
  • Rückkehr zum Planet der Affen (1970) – R: Ted Post
  • Flucht vom Planet der Affen (1971) – R: Don Taylor
  • Eroberung vom Planet der Affen (1972) – R: J. Lee Thompson
  • Die Schlacht um den Planet der Affen (1973) – R: J. Lee Thompson
  • Planet der Affen (Serie) (1974)
  • Planet der Affen (2001) – R: Tim Burton

Da man aber alles, was irgendwann mal irgendwie gut war, neu machen muss, mit der Begründung, „die Jugend kennt das ja nicht“ (weil es ja leider nicht durch so was wie DVDs verfügbar ist), aber eigentlich mit dem Hintergedanken „damit können wir noch mal ordentlich Kohle machen“, kam man also offenbar nicht umhin, auch den „Planet der Affen“ in eine dunkle Gasse zu zerren, zusammenzuschlagen und ordentlich zu vergew… neu zu verfilmen. Und wer wäre dafür geeigneter als…

Tim Burton?

Nun, wenn man sich den Film ansieht, möglicherweise jeder. Oder eine ganze Menge. Einige. Der eine oder andere.

Ach, machen wir uns nichts vor, der Film ist keine komplette Katastrophe. Er ist nur eben nicht besonders gut. Und absolut überflüssig. Die Effekte sind ganz gut, die Affen sehen ganz gut aus, also für alle, die sich bei einem Kinofilm mit hübschen Bildern zufrieden geben und keinen großen Wert auf eine brauchbare Handlung legen, ist der Film wahrscheinlich ein Genuss.

Oh, bevor ich es vergesse, wenn Sie keinen der Filme gesehen haben und sich noch überraschen lassen wollen, sollten Sie vielleicht nicht weiter lesen, denn ich werde Ihnen die Enden von beiden Filmen verraten, also sagen Sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!

Wo waren wir? Tim Burton. Ja. Muss wohl der Film gewesen sein, bei dem er Helena Bonham Carter kennen und lieben gelernt hat, denn seitdem taucht sie in jedem seiner Filme auf, in etwa in immer derselben Rolle. So wie Johnny Depp. Der fehlt hier noch, aber würde Burton den Film heute machen, dann hätte Depp wahrscheinlich die Rolle von Tim Roth als General Thade und würde daraus eine Mischung aus schwulem Piraten und Michael Jackson machen – was einmal lustig ist, danach aber irgendwann nur noch peinlich wirkt. Andererseits würde das zu diesem Film aber vielleicht ganz gut passen…

Planet der Idioten!

Und es ist nicht nur der Planet, es ist auch die Crew der Raumstation. Zunächst mal erspare ich mir die Frage, warum eine RaumSTATION in einen Sturm hinein fliegt, um jemanden zu suchen. Das ist eine STATION und ich glaube, der Begriff kommt von „stationär“, weil sie an einer Position bleibt und nicht dauernd durch die Gegend eiert. Man schickt auch keine Bohrinsel auf eine Suchaktion, um da mal einen halbwegs angemessenen Vergleich zu basteln.

Jedenfalls bekommen die einen Notruf rein, sind aber offensichtlich zu dämlich, festzustellen, dass er von ihnen selbst kommt, nur, dass sie da um einiges älter aussehen. Ganz ehrlich, eine derart unfähige Crew verdient ihr Schicksal!

Bevor es aber dazu kommt, schickt man einen Affen in einer Kapsel hinaus. Die Enterprise hatte für so was immer unbemannte Sonden, aber hey, wir müssen ja irgendwie die Handlung ins Rollen kriegen. Der Affe trägt einen schicken Raumanzug in seiner Größe – aber ohne Schuhe oder Handschuhe, was den ganzen Anzug völlig sinnlos macht, da der Affe bei einem Riss in der Außenhülle der Kapsel trotzdem einen grausamen Tod sterben würde. Nichts, wirklich nichts in diesem Film ergibt einen Sinn!

Dann wird der andere Affe, also Marky Mark, der König der Remakes, hinter ihm hergeschickt bzw. macht das auf eigene Faust, erweist sich aber auch als zu blöd, um die Gesamtsituation zu kapieren und legt eine Bruchlandung hin, die selbst dem Affen später im Film peinlich ist, sollte der doch von Marky ausgebildet werden.

Die Gesellschaft der Affen

Dann kommen wir langsam zu den Affen. Ganz schön ist es immer, wenn Klischees und Situationen umgedreht werden. „Monty Python’s Flying Circus“ hat das immer sehr gut gemacht und hier finden sich im Film nun ein paar Dinge, die recht gelungen sind. Die Äffin vom Menschenschutzverein ist eine nette Idee – doch das ganze hakt an einer Stelle. Der Entwicklungsstand der Affen ist für so etwas viel zu primitiv. Da sieht man keine Hochhäuser, keine technischen Errungenschaften, eher so was wie Holz- und Lehmhütten. Ich würde mal unterstellen, um so etwas wie einen Menschenschutzverein zu gründen, müsste die Entwicklung weiter sein – aber ich lasse mich da gerne von einem Anthropologen eines Besseren belehren.

Und schon sind wir bei einer immensen Fehlentscheidung dieses Films: Die Menschen können sprechen! Mit dieser Idiotie beraubt sich der Film eines der stärksten Elemente, die das Original hat. Dort ist Heston, der Zugereiste, der Mann von den Sternen, der einzige Mensch, der sprechen kann, der einzige, der zeigt, dass sich Menschen weiterentwickeln können, dass sie den Affen an Evolution in nichts nachstehen. Das ist ein Bruch, eine Überraschung für die Affen. Da hier aber jeder Mensch sprechen kann, ist Marky Mark nur einer unter vielen und damit nichts Besonderes. Man hätte das ganze natürlich zu einer richtigen Analogie auf Sklaverei aufbauen können, aber dafür ist das einfach nicht gut genug herausgearbeitet. Dass die Menschen sprechen können, nimmt dem Film die Stärke.

Bimbo vs. Affe

Kommen wir zum „Love Interest“ des Films. Für Regisseur Tim Burton wurde das Helena Bonham Carter, für Marky Marks Figur hatte man dann aber leider nicht den Mut, so weit zu gehen. Das hätte dem Film eine neue Stärke verliehen, wenn er mit der Affendame angebandelt hätte. Stattdessen stellt man ihm einen blonden Bimbo zur Seite, mit leerem Gesichtsausdruck und aufgespritzt wirkenden Lippen von Estella Warren zur Schau getragen. Ihre einzige Fähigkeit: Irgendetwas „bedeutungsschwangeres“ zu sagen, sich umzudrehen und wegzulaufen. Für eine Wilde sieht sie immer zu sauber und gepflegt aus und die interessantere Figur bleibt einfach Affenlady Carter.

Eine weitere interessante Frage ist: Wo kommen eigentlich die Pferde her? Beim Original hat das einen gewissen Sinn, da es – ich hatte Sie gewarnt – auf der Erde spielt. Aber ich meine Pferde wären auch nicht immer auf jedem Kontinent heimisch gewesen, z.B. Australien, also wenn neben den blöden Affen auf der Raumstation nicht auch noch ein kompletter Reitstall gewesen ist, wo kommen die Zossen dann her??? Ja, ich weiß, das ist mal wieder zu weit gedacht, zu viele Fragen gestellt, die sich sonst keiner stellt.

Was uns zur nächsten Frage bringt: Wieso kommt man vom Triebwerk direkt auf die Brücke? In der Endschlacht zündet Wahlberg das Triebwerk als Waffe, kurz danach laufen sie aber genau durch diesen Schacht hinein und gelangen auf die Brücke. Wo sie kurz zuvor eine Szene gespielt haben, die aus „Star Trek: The Slow Motion Picture“ geklaut war. Denn die Affen sprachen von diesem Ort als „Calima“, doch wie seinerzeit bei „V’ger“ stellt unser Held nun fest, dass sich dahinter eigentlich die Warnung „CAution LIfe aniMAls“ (o.ä.) verbirgt, die nur teilweise vom Dreck verdeckt war.

Das Ende

Was bleibt noch zu sagen, als dass Wahlberg entweder a) einen Idioten spielt oder b) einfach nur schlechte Texte hat? Nun, das Ende. Tjaaaaaaaa… das ist genauso schwachsinnig wie der Rest des Films und ergibt schlicht und ergreifend keinen Sinn. Im Original entdeckt Heston am Ende die Spitze der Freiheitsstatue und stellt damit fest, dass er nicht auf einem fremden Planeten mit unterschiedlicher Entwicklung war, sondern auf der Erde. Das ist ein super Ende, eine schöne Überraschung… aber wohl anders als im Buch. Nichtsdestotrotz ein Ende, das völlig stimmig ist und Sinn ergibt.

Anders als hier. Denn hier schafft es Wahlberg, den Planeten der Affen zu verlassen, fliegt mit der einzigen verbliebenen Kapsel zurück in den Zeitsturm, wobei man ganz klar sieht, dass er nicht auf der Erde war, durch den Sturm, dann auch noch durch den Weltraum auf die Erde zu, landet dort – und stellt fest, dass aus dem Lincoln Memorial ein Affen Denkmal geworden ist und alle Erdbewohner, die sich kleiden wie Menschen aus dem Produktionsjahr des Films, Polizei und Autos eingeschlossen, jetzt Affen sind. Und das ist… völliger SCHWACHSINN! Denn das Denkmal ist General Thade gewidmet, den wir zuletzt eingeschlossen auf der Brücke des Raumschiffs gesehen haben, ohne eine Kapsel, mit der er den Planeten hätte verlassen und die Erde finden und den Zeitfluss verändern können und das ganze ist einfach nur ärgerlich! Und außer für den visuellen Effekt, dass sich alles verändert hat, ist dieses Ende einfach… affig!

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von Martin Cordemann

Eine gute Figur machen – oder gleich mehrere

– Star Trek: Deep Space Nine, Teil 6

Und zu guter Letzt kommen wir zu den Menschen… und ähnlichem. Beginnen wir hier mit Lwaxana Troi, die Betazoidin und Mutter von Counselor Troi aus TNG. Majel Barrett, die sie spielt, war die Ehefrau von „Star Trek“ Erfinder Gene Roddenberry und ist außerdem die Stimme des/der/verschiedener Computer/s. Mit Lwaxana hat sie sich eine schräge, in Erinnerung bleibende Rolle schreiben lassen, die bei DS9 mal wieder für Verwicklungen sorgt, ein chronisches Interesse an Odo entwickelt und ihn letzten Endes sogar heiratet.

Familienrestaurant

Als die Siskos die Erde besuchen, wird uns auch Sikos Vater Joseph vorgestellt. Er betreibt in Restaurant in New Orleans, in das sich Sisko später, als die Propheten ihn verlassen haben, zurückzieht, um wieder zu sich zu finden. Dort erscheint ihm eine Vision von „Sarah“, eine Frau, die sich als seine Mutter erweist. Hintergrund ist allerdings, dass die Wurmlochaliens „den Sisko“ erschaffen haben, indem sie eine der ihren eine Frau auf der Erde übernehmen ließen, die dann mit Siskos Vater angebandelt und ihn nach Verlassen des Aliens auch schnell wieder verlassen hat.

Kasidy Yates entwickelt sich – angestachelt durch Jake – zur Freundin von Benjamin Sisko. Sie ist Frachterkapitän und hat einen Bruder, der genauso auf Baseball steht wie ihr Freund. Am Ende heiratet sie Sisko und erwartet sein Kind, doch der verschwindet auf unbestimmte Zeit im Wurmloch.

Flotte Sterne bei der Sternenflotte

Aber kommen wir zurück in die Grauzone. Commander Michael Eddington wird Sicherheitsoffizier an Bord der Station. Er ist ein aufrechter Offizier der Sternenflotte, einer von denen, auf die man sich verlassen kann. Umso überraschender, dass er irgendwann die Seiten wechselt und Anführer des Marquis wird. Sisko hat ihm diesen Vertrauensbruch nie verziehen und jagt ihn, fängt ihn und geht mit ihm auf eine letzte Mission, bei der Eddington sich dann für seine Sache opfert. Ein wunderbares Beispiel dafür, dass DS9 immer in Bewegung bleibt und dass Handlungen hier auch wirklich Konsequenzen haben. Schön auch, dass sich all das über mehrere Staffeln verteilt und nicht innerhalb einer Folge passiert.

Admiral Ross bleibt eine solche Entwicklung erspart. Das schlimmste, was man über ihn sagen kann, ist, dass er einmal eine Zwangsheirat mit „Section 31“ eingeht, der geheimen Geheimorganisation der Sternenflotte. Ansonsten bleibt er als Siskos Vorgesetzter ziemlich standhaft.

Nicht so hohl wie es scheint

Ein Hologramm, das sich seiner künstlichen Existenz bewusst ist, das ist Vic Fontain. Er ist ein Entertainer der alten Schule, spricht von seiner Bekanntschaft mit Frank Sinatra und Dean Martin und singt alles, was die Klassiker Sinatras hergeben. Nachdem er Nog bei der Überwindung seiner psychischen Probleme geholfen hat, darf sein Programm als Dank dafür laufen, ohne jemals abgeschaltet zu werden. Mit einem Trick bringt er Odo dazu, Kira seine Liebe zu gestehen und dann steht auf einmal seine gesamte Existenz auf dem Spiel, weil sein Kasino von der Mafia übernommen werden soll. Also muss die Crew von DS9 einen Coup planen und das Kasino ausrauben, um diese Übernahme und damit die Auslöschung Vics zu verhindern. (Nur noch mal zum Vergleich: Ensign Kim hatte mal eine Freundin… vor der Serie. Oder so.) Im Paralleluniversum ist Vic ein echter Mensch, was Rom treffend kommentiert mit den Worten: „Deswegen nennt man es das Alternativuniversum!“

Geheim Dienst

Zum Abschluss kommen wir zu einer weiteren meiner Lieblingsfiguren. Auch wenn er nur in drei Episoden auftaucht, so hinterlässt Sloan doch einen bleibenden Eindruck, was natürlich auch an Schauspieler William Sadler liegt. Sloan arbeitet für die dubiose Geheimorganisation „Section 31“ und versucht zunächst, Dr. Bashir des Verrats zu überführen, dann jedoch ihn anzuwerben. In einer Operation auf Romulus benutzt er den Doktor, der wiederum ihn später zur Station lockt, um an ein Heilmittel gegen das Virus zu kommen, das Odo und damit alle Formwandler befallen hat. Leider überlebt Sloan dieses Zusammentreffen nicht, aber da die Serie eh wenige Folgen später endet, kann man das halbwegs verschmerzen. Im Nachhinein hätte man sich nur ein paar mehr Auftritte von ihm gewünscht.

Fazit

„Star Trek: Deep Space Nine“ ist seiner Zeit voraus, es ist spannend, intelligent, hat interessante Handlungsstränge, aber auch ein paar starke Einzelepisoden. Natürlich gibt es auch hier Folgen und Figuren, auf die man gerne verzichtet hätte, aber welche Serie hat das nicht? Neben all dem bietet DS9 auch die beste Erklärung dafür, warum die Klingonen in Kirks Serie anders aussehen als die Klingonen ab den Kinofilmen: „Es ist eine lange Geschichte… aber wir reden darüber nicht mit Außenseitern!“ Mehr braucht man darüber eigentlich nicht zu sagen!

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von Martin Cordemann

Eine Serie mit Charakter und Charakteren

– Star Trek: Deep Space Nine, Teil 5

Jede Menge Handlung, jede Menge Nebenfiguren. Da fällt es schwer, die Übersicht zu behalten, also teilen wir auch hier in die verschiedenen Fraktionen, Rassen oder Arbeitgeber auf.

Dominion

Da gibt es zunächst den weiblichen Formwandler. Sie ist gewissermaßen die Vertreterin der „Gründer“, der Schöpfer des Dominions. Ihr Ziel ist es, die Macht der „Festen“, der Nicht-Wandler, zu zerstören, sie zu unterwerfen – aber Familie geht ihr über alles. Deshalb behauptet sie, dass es ihr umso wichtiger sei, dass Odo zurück nach Hause komme. Wie die meisten Formwandler ist auch sie von einem Virus infiziert, doch am Ende werden alle geheilt – und Odo schließt sich der „großen Vereinigung“ an. Plan aufgegangen, bis auf die Unterdrückung der Nicht-Wandler.

Ihr zur Seite steht Weyoun, womit wir wieder bei Jeffrey Combs wären. Er dürfte der einzige Schauspieler sein, der nicht nur zwei wiederkehrende Rollen hat, sondern der diese auch beide in einer einzigen Folge spielt. Weyoun ist ein Vorta, ein Volk, das irgendwann vom Dominion unterworfen wurde und nun als deren Handlanger arbeitet. Das erste Zusammentreffen mit ihm haben wir in einer Episode, in der Sisko gezwungen ist, mit dem Vorta und den Jem’Hadar, den gezüchteten Soldaten des Dominion, zusammenzuarbeiten. Weyoun überlebt diese Folge nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Produzenten mit der Arbeit von Combs so zufrieden waren, dass sie in Zukunft auf Weyoun nicht verzichten wollten. Oder sie hatten schon vorher geplant, dass die Vorta geklont sind, aber irgendwie klingt meine Version glaubwürdiger. Versuchen Sie es doch einfach herauszufinden, das Internet gibt uns sicher eine Antwort darauf. Wie dem auch sei, Weyoun kehrt zurück… und zurück… und zurück. Nun ist er aufgestiegen zum Berater der weiblichen Formwandlerin und stellt die Verbindung zwischen dem Dominion und den Cardassianern dar, so dass er viel mit Dukat und Damar interagiert. Wie bei Andrew Robinson als Garak macht es einfach Spaß, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Auch er ist nicht einfach böse, auch er hat verschiedene Schattierungen, einmal gibt es sogar eine Version von ihm, die überlaufen möchte. Weyoun manipuliert, schleimt und biedert sich an. Als die Formwandlerin am Ende sagt, hier wäre gerade der letzte Klon Weyouns gestorben und es würde keine weiteren geben, quittiert Garak das mit einem: „Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden.“ Beliebt war er also nicht!

Klingonen

Beginnen wir mit Gowron. Er wurde in „The Next Generation“ eingeführt und mit Hilfe Picards auf den Thron des Klingonischen Reiches gehievt. Sein Verhältnis zu Worf, dem einzigen Klingonen in der Sternenflotte, ist gespalten. Unterm Strich ist Gowron ein overactender Clown, der sich als so kurzsichtig erweist, dass er nicht nur eine falsche Kriegsstrategie führen will, sondern auch einen Kampf mit Worf nicht ausschlägt. Schwerer Fehler, Abtritt Gowron.

General Martok tritt zunächst als Widersacher auf den Plan. Aber wie wir wissen kann sich so was bei DS9 schnell ändern. Erst spielt er eine Rolle im heraufziehenden Krieg gegen Cardassia und die Föderation, dann entpuppt er sich als Formwandler, er echte Martok wird aber zusammen mit Enabran Tain und Dr. Bashir von Garak und Worf in einem Gefangenenlager des Dominion entdeckt und von dort befreit. Dort entsteht auch die Freundschaft zwischen ihm und Worf, die sich bis zum Ende der Serie zieht. Sie drückt sich dadurch aus, dass Martok den ehrlosen Klingonen Worf in sein Haus aufnimmt, die beiden auf diverse Kampfeinsätze gehen und Worf, nachdem er Gowron getötet hat, Martok zum neuen Herrscher des Klingonischen Reiches macht.

Und dann waren da noch die drei Klassiker. Falls Sie sagen „Kor, Kang und Koloth – das haben die doch von den ‚Simpsons’ geklaut!“, dann haben Sie unrecht. Denn diese drei Herren können von sich sagen, dass sie ein gemeinsamer Gegner vereint: Captain James T. Kirk. Und das war, auch wenn es uns erscheint, als gäbe es die „Simpsons“ schon immer, dennoch davor! (Kirk begegnet Kor in „Kampf um Organia“, Kang in „Das Gleichgewicht der Kräfte“ und Koloth in „Kennen Sie Tribbles?“) Zusammen tauchen die drei auf, um Dax zu einer Blutrache abzuholen, was aber für zwei von ihnen tödlich endet.

Kor dagegen kommt wieder, um das Schwert von Khaless zu finden und um sich im Heldentod zu rehabilitieren. Seine Darstellung weicht allerdings ein wenig von der beim klassischen „Star Trek“ ab. Dort war Kor kalt und hart. Der Kor von DS9 ist alt und versoffen. Falls jetzt jemand daherkommen und behaupten sollte, die drei wären nicht die Charaktere aus der Originalserie, nun, da gibt es Gegenbeweise. In der Tribbles-Episode spricht Dax davon, dass das hier das Zusammentreffen von Kirk und Koloth gewesen wäre und sie ihren klingonischen Freund gerne mal in seinen besten Zeiten erleben würde. (Sisko lehnt ab, denn das wäre doch ein bisschen zu viel Spaß!) In einer anderen Folge, als er Kor kennen lernt, zählt Worf ein paar von dessen Abenteuern auf, u.a. die Begegnung mit „Kirk auf Organia“. (Hinweis: Das Buch, das der Übersetzung vorlag, muss schlampig gewesen sein, denn was er in der deutschen Fassung sagt, klingt mehr nach „Kurn und Irgendwas“ und hat mit der Originalanspielung leider nichts mehr zu tun.) So finden bei DS9 die drei klassischen Klingonen, die selbst die „Simpsons“ inspiriert haben (und jedes Jahr in einer Halloweenfolge auftauchen), eine angemessene Würdigung und einen ebensolchen Abschluss.

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von Martin Cordemann

Lügen und Verrat

– Star Trek: Deep Space Nine, Teil 4

Neben einer vielschichtigen Handlung und vielschichtigen Charakteren bietet „Deep Space Nine“ noch etwas anderes: Viele Nebenfiguren. Während sich die wiederkehrenden Figuren bei einer Serie wie TNG an ein bis zwei Händen abzählen lassen, kommt bei DS9 eine stattliche Menge zusammen – selbst wenn man sich auf Figuren beschränkt, die mindestens dreimal aufgetaucht sein müssen. Sowas geht wohl Hand in Hand damit, dass man nicht mit einem Raumschiff durch die Galaxie reist – und dass man eine komplexe Handlung hat. Der Übersicht halber unterteilen wir hier einfach mal nach Völkern bzw. Institutionen.

Bajor

Kai Opaka, religiöse Führerin der Bajoraner. Macht schon in der ersten Staffel den Abgang, taucht aber in Visionen wieder auf.

Kai Winn, ihre Nachfolgerin. Sie ist mit „hinterhältige Schlange“ noch recht wohlwollend umschrieben. „Intrigante Ziege“ wäre auch eine Möglichkeit. Obwohl sie nur das Beste will – für sich – scheitert sie am Ende, als sie einen Pakt mit a) den bösen Pah-Geistern und b) dem bösen Dukat eingeht. Tod durch Flammen.

Vedek Bareil sollte eigentlich die Nachfolge von Opaka antreten, aber (siehe Kai Winn). Stattdessen beginnt er eine Beziehung mit Kira, nimmt aber trotzdem kein gutes Ende.

Li Nalas ist ein Held des Widerstandes aus der Zeit der cardassianischen Besatzung und wird befreit, nimmt, gegen seinen Willen, Kiras Posten ein und stirbt den Heldentod.

Minister Jaro (Frank Langella) arbeitet während der Li Nalas Geschichte zusammen mit Winn an einem „Bajor den Bajoranern“, scheitert aber.

Shakar war einer der Führer des Widerstandes und ist durch eine langjährige Freundschaft mit Kira verbunden. Als Winn dafür sorgt, dass seine Arbeit als Bauer beeinträchtigt wird, kehrt er zunächst zu seinen Wurzeln als Winderständler zurück, sticht Winn dann aber um das Amt des Ersten Ministers aus. Später hat er eine Beziehung mit Kira.

Dann wäre da noch Leeta, ein schnuckeliges Darbo-Mädchen, das u.a. für einen Streik in Quarks Bar mitverantwortlich ist und aktiv für den Widerstand gegen die Besatzer des Dominions arbeitet.

Ferengi

Quarks Bruder Rom arbeitet zunächst in Quarks Bar „Quarks Bar“. Später wird er Teil des Ingenieursteams der Station, heiratet die schnuckelige Leeta, wird wegen seiner Sabotage der Station während der Dominionischen Okkupation zum Tode verurteilt und steigt am Ende zum großen Nagus der Ferengi auf.

Sein Sohn Nog zeigt uns die kulturellen Unterschiede zwischen Ferengi und Föderation (besonders im Umgang mit Frauen). Er bekommt von Jake Sisko das Lesen beigebracht, wird von der Sternenflottenakademie aufgenommen, kämpft an der Seite seiner Kollegen gegen das Dominion, verliert dabei ein Bein und zwischenzeitlich seine psychische Gesundheit und wird es sicher in der Sternenflotte noch weit bringen.

Quarks Mutter Ishka wird von ihren Kindern „Moogie“ genannt. Sie ist eine untypische Ferengi, denn entgegen der Gesetze ihres Volkes trägt sie Kleider und macht Profit – was nur den Männern vorbehalten ist. Später bandelt sie sogar mit dem großen Nagus an und muss von „den glorreichen Ferengi“ unter der Führung Quarks aus den Händen des Dominion befreit werden.

Der große Nagus ist die höchste Person in der Welt der Ferengi, so was wie der Großmeister allen Profits. Er lässt herausfinden, wer im Gamma-Quadranten die Fäden zieht, schickt Quark auf die eine oder andere Mission und verliert mit der Zeit seine geistigen Kräfte, wobei ihm Ishka und Quark aus der Patsche helfen müssen.

Und dann ist da noch „Brunt, FCA“ (Ferengi Commerce Agency, glaube ich), dargestellt von Jeffrey Combs. Er ist hinterhältig, gemein und immer hinter Quark her – aus rein persönlichen Gründen. Brunt macht es sich zum Ziel, Quark zu ruinieren, was aber letztendlich dazu führt, dass er selbst ruiniert wird und sich sogar den „glorreichen Ferengi“ anschließen muss/darf (weil er der einzige ist, der ein Raumschiff hat). Jeffrey Combs wird uns später noch einmal begegnen.

Der Erzfeind der Bajoraner, die bösen Besatzer, der große Gegner… bis ein größerer auftritt, das sind die…

Cardassianer

Man kann sie nie so richtig einschätzen, sie haben – laut eigener Aussage – eine großartige Kultur und man kann nie sicher sein, auf welcher Seite sie nun eigentlich stehen… na ja, eigentlich schon: auf ihrer eigenen! (Im Original heißen sie die Cardassians, nicht zu verwechseln mit den Kardashians!)

Der Diktator und seine Tochter

Siskos erster Widersacher ist Gul Dukat. Er hat bis vor kurzem in dem Büro gesessen, das jetzt Sisko gehört, denn er war Herrscher über „Terok Nor“, denn so hießt „Deep Space Nine“ während der cardassianischen Besatzung. Zunächst sind die beiden Gegner, aber im DS9-Universum ändern sich die Dinge und aus Feinden können Verbündete werden – immer wieder. Eine klare schwarz/weiß Zeichnung sucht man bei DS9 meist vergeblich, hier bestimmen die Grautöne – und das gilt ganz besonders für Dukat. Nachdem man seine uneheliche Tochter Sial nicht getötet hat (er, um genau zu sein, hat sie nicht getötet), fällt er bei seinen Vorgesetzten in Ungnade. Als dann der Krieg mit den Klingonen beginnt, mutiert er zum Freiheitskämpfer. Und wechselt einmal mehr die Seiten, als er einen Pakt mit dem Dominion schließt und Cardassia ein Teil davon wird. Als dann Damar seine Tochter Sial ermordet, verliert er den Verstand, was u.a. dazu führt, dass er eine Sekte gründet, einen bösen Par-Geist in sich aufnimmt, Dax tötet, ein Bajoraner wird, mit Kai Winn schläft und später in den Feuerhöhlen mit Sisko in die Tiefe stürzt. (Vergleich: Bei „Voyager“ fällt die Borg-Königin irgendwann auseinander. Wow, die haben Ideen!)

Dukat hat eine Tochter Sial, zusammen mit einer Bajoranerin und unehelich, was, wenn es herauskommt, Schande über ihn bringen würde. Also fasst er den Plan, sie zu töten, was Kira jedoch verhindert. Sial lebt danach auf DS9 und knüpft Kontakt zu dem einzigen anderen Cardassianer dort, dem undurchsichtigen Garak. Doch später, als Dukat sich nicht von seiner inzwischen geliebten Tochter trennen will, versucht Damar die beiden zu trennen, indem er sie erschießt.

Der Thronfolger

Was uns zu Damar bringt. Er ist erst nur ein Offizier auf dem Schiff, das Dukat führt, nachdem er in Ungnade gefallen ist. Doch zusammen mit Dukat steigt auch er auf. Er wird Dukats rechte Hand, findet einen Weg, das von Sisko errichtete Minenfeld zu entschärfen und neigt zum Trinken. Nachdem er Sial ermordet hat und Dukat wahnsinnig geworden ist, nimmt er dessen Platz als Führer der Cardassianer / Handlanger des Dominions ein, was ihn mehr und mehr in den Alkoholismus treibt. Aber die Cardassianer sind ein stolzes Volk – und es gibt hier viele Graunzonen! So ist überraschenderweise er es, der an einem Punkt die Seiten wechselt und im Untergrund gemeinsam mit der Föderation gegen das Dominion kämpft – was für eine Wendung! Am Ende stirbt er einen verdienten Heldentod.

Nachdem Damar in den Untergrund gewechselt ist, braucht er Hilfe von Leuten, die ihm zeigen, wie man erfolgreich als Terrorist arbeitet. Da sie in diesem Bereich reichlich Erfahrungen hat, übernimmt Major Kira den Job. Hier schwappen die alten Ressentiments zwischen Bajoranern und Cardassianern wieder hoch. Ein Cardassianer namens Gul Rusot gehört dieser kleinen Gruppe von Freiheitskämpfern an, doch seine Abneigung gegenüber Bajoranern im Allgemeinen und Kira im Besonderen führt dazu, dass er das Ende der Staffel nicht mehr erleben soll.

Der Über-Vater

Fast vergessen: Enabran Tain, ehemaliger Führer des Obsidianischen Ordens (eine Art Mischung aus STASI und KGB). Er ist oder ist nicht möglicherweise der Vater von Garak, hat aber auf jeden Fall etwas mit seiner Verbannung ins Exil zu tun. Obwohl er eigentlich schon im Ruhestand ist, organisiert er eine gemeinsame Flotte aus cardassianischen und romulanischen Schiffen, um die Gründer, die Führer des Dominions zu vernichten. Sein Plan geht nicht auf und er landet in einem Gefangenenlager, wo ihn Garak noch kurz vor seinem Tod findet.

Der Lügner

Eine meiner Lieblingsfiguren ist aber Garak selbst. Er ist von Anfang an undurchschaubar – und vielleicht das tiefste Grau in der ganzen Serie. Offiziell ist er ein Schneider, doch eigentlich hat er mal für den Obsidianischen Orden gearbeitet. So richtig trauen kann man ihm nie – was ihn vielleicht zu einer der spannendsten und unterhaltsamsten Figuren der ganzen Serie macht. Im Exil zu leben bereitet ihm keine Freude, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sein Vater selbst für dieses Exil verantwortlich ist. Deshalb versucht er alles, sich in dessen Augen zu rehabilitieren, folgt ihm auf seinen Kreuzzug gegen das Dominion, foltert sogar Odo. Später, nachdem er eine Nachricht von Tain entschlüsselt hat, begibt er sich auf die Suche nach ihm. Gul Dukat hasst Garak, und als der und Sial sich anfreunden sogar umso mehr. Garak kämpft gegen das Dominion, das seine Heimatwelt in der Gewalt hat, zusammen mit der Föderation, mit Kira, selbst mit Damar. Am Ende steht er in den Trümmern seiner zerstörten Heimat und hat zwar sein Exil hinter sich, aber alles andere verloren. Ihn umschreibt vielleicht am besten das, was er als die Moral bei der Geschichte „The boy who cried wolf“ vorschlägt: Niemals dieselbe Lüge zweimal erzählen!

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von Martin Cordemann

Starke Einflüsse, starke Charaktere

– Star Trek: Deep Space Nine, Teil 3

Es gibt zwei Serien, die gerne miteinander verglichen werden: „Star Trek: Deep Space Nine“ und „Babylon 5“. Gut, beide Serien spielen auf Raumstationen und beide Titel haben am Ende eine Nummer. Aber ist das nicht schon alles? Nein, irgendwie nicht.

J.S.

„Babylon 5“ hat, wie auch DS9, eine durchgehende Handlung… oder sagen wir so: B5 hat eine durchgehendere Handlung. Lassen Sie mich das erklären. Während „Star Trek“ immer irgendwie traditionell und in seinen eigenen Klischees verhaftet war, war B5 von Anfang an als Serie mit fünf Staffeln geplant, als Serie mit Anfang, Hauptteil und Schluss. Ich möchte mal unterstellen, dass sich das bei DS9 eher ungeplant so entwickelt hat – und das unterstützt durch „Babylon 5“.

Geschaffen wurde B5 von einem Mann namens J. Michael Straczynski (ein Name, den ich nachschlagen muss, bevor ich ihn schreiben kann). Man erzählt sich, dass Straczynski den Machern von „Star Trek“ vorgeschlagen habe, doch mal eine Serie auf einer Raumstation zu machen und dass die dankend abgelehnt haben (ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es dankend war, möglicherweise nicht, Sie kennen ja diese Hollywoodtypen). Das ist zwar einerseits traurig für Straczynski, andererseits beschert es uns aber zwei großartige Science Fiction Serien – die in meinen Augen beide zu den besten SF-Serien zählen, die es jemals gab.

Bei „Babylon 5“ geht es auch um Menschen und Außerirdische und Schatten und Kriege, Mord und Intrigen, eine unheimliche Macht, einen auserwählten Captain… man kann da einige Parallelen zu DS9 finden. Und zum „Herrn der Ringe“! (Es gibt einen Ort, an dem jemand in die Tiefe stürzt (und wiederkommt), dessen Name dem von HdR recht ähnlich klingt – und dass die „Waldläufer“ Tolkiens im Original „Ranger“ heißen, die es bei B5 auch gibt, ist mir erst aufgefallen, als ich beides im Original kennen gelernt habe.)

Ich möchte unterstellen, dass B5 DS9 durchaus befruchtet hat. Ob die Produzenten der einen bei der anderen Serie schlicht geklaut haben, sei dahingestellt, dafür ist jede der Serien eigentlich zu sehr in ihrem eigenen Universum. Aber es gibt unbestreitbare Ähnlichkeiten – aber, wie gesagt, das hat die „Star Trek“ Serie wirklich aufgewertet! Denn dies ist das erste „Star Trek“, in dem wirklich mutige Entscheidungen getroffen werden – so, wie das auch bei B5 der Fall ist.

Danken wir also J. Straczynski, dessen Initialen wir komischerweise bei seinen Figuren Jeffrey Sinclair und John Sheridan wieder finden… aber das ist sicher nur Zufall!

Konsequent und Konsequenzen

Mit DS9 – und der freundlichen Unterstützung von „Babylon 5“ – entsteht ein neues „Star Trek“. Bisher waren die Serien immer sauber, die Menschen waren gut und man konnte über alles reden. Bei DS9 ändert sich das. Die Menschen zeigen sich auch mal von ihrer schlechten Seite. Ja, selbst Sisko, der Captain, der der reine, saubere Held sein sollte, tut Dinge, die er vor sich selbst kaum verantworten kann.

Handlungen haben jetzt Konsequenzen. Zumindest einige. Manchmal wird das auch hier vergessen, aber das meiste was passiert, hat Folgen. Auch die Folgen des Krieges, die hier aufgezeigt werden – mit dem klaren Hinweis darauf, dass das kein Spaß ist. Wenn Nog sein Bein verliert und danach psychische Probleme hat, dann sagt das: Trotz all unserer tollen Spezialeffekte von Weltraumschlachten ist Krieg etwas, das dich verändert – und das nicht unbedingt zum Positiven hin. Menschen (und Außerirdische) tun im Krieg Dinge, die man nicht tun sollte – und DS9 schreckt nicht davor zurück, das auch zu zeigen.

Aber nicht nur die Handlung entwickelt sich – die Figuren tun es auch! Machen wir uns nichts vor, bei DS9 hat Morn mehr Charakterentwicklung, als alle Figuren bei „Voyager“ zusammen. Morn, für alle, die sich nicht so auskennen, ist der Typ an der Bar mit den Hundeaugen, der in sieben Jahren DS9 nicht ein Wort gesagt hat (auch wenn man in der Serie über ihn sagt, dass er nie die Klappe halten würde). Ihm ist sogar eine eigene Folge gewidmet – in der er auch nichts sagt. Und doch…

Die Besatzung nach der Besatzung

Beginnen wir mit den Hauptcharakteren. Da ist Commander Benjamin Sisko, ein Novum für „Star Trek“! Denn er ist kein Captain. Und schwarz, ja, stimmt, das auch! Am Anfang will er dort nicht sein, natürlich wächst er in seinen Job und seine Position als religiöses Verehrungsobjekt der Bajoraner hinein und gegen Ende drehen es die Autoren sogar so hin, dass die Propheten im Wurmloch überhaupt erst dafür gesorgt haben, dass er geboren wurde… aber es gab einen Vater und eine Mutter, also driftet das ganze nicht zu so einer schmierigen Space-Jesus Nummer ab. Am Schluss kehrt er ins Wurmloch „zurück“, kann aber nicht sagen, wann er wiederkommt… das ist mal ein offenes Ende!

Er hat einen Sohn namens Jake, dessen Aufwachsen wir miterleben und der nicht den Weg seines Vater zur Sternenflotte einschlägt, sondern Schriftsteller wird. In einer Kriegssituation zeigt er, dass nicht alle Helden sind – oder dass es klüger ist, bei explodierenden Granaten in Deckung zu gehen, Sie entscheiden. Er bleibt zurück auf der Station, als die vom Feind übernommen wird und er hat die erste lang anhaltende Freundschaft zwischen einem Menschen und einem Ferengi. (Zum Vergleich: Chakotay bekommt am Ende von „Voyager“ Seven of Nine… ohne nachvollziehbaren Grund. Super Serie!)

Erster Offizier der Station ist die streitbare Major Kira Nerys – das ist eine starke Frauenrolle. Am Anfang arbeitet sie noch ab und an gegen Sisko, aber irgendwann sind die beiden Freunde und Kollegen, die sich aufeinander verlassen können. Sie hat eine Beziehung mit Vedek Bareil, dann mit dem ersten Minister Shakar, hat keine Probleme damit, dem religiösen Oberhaupt ihre Volkes entschieden entgegen zu treten, trägt Chief O’Briens Kind aus, findet in Odo die große Liebe und erklärt ihrem Erzfeind den Cardassianern am Ende, wie man richtig als Terrorist arbeitet. Das ist eine Entwicklung!

Der Doktor und der liebe Freund

Sisko hat noch einen alten Kumpel, der auch zum Team dazu stößt – nur ist der inzwischen eine junge Frau. Jadzia Dax. Die beiden müssen sich auch erst aneinander gewöhnen, aber dann sind sie ein prima Team. Dax ist eine von den Leuten, die nicht alles so machen, wie man es von ihnen erwartet. Sie gehört einer lustigen Spielerrunde der Ferrengi an, zieht mit ihren alten Freunden Kor, Kang und Koloth (nicht von den „Smipsons“) auf einen Rachefeldzug und heiratet später Worf. Noch später stirbt sie und wird durch Ezri Dax ersetzt, die sich erst mit allem Neuen zurechtfinden muss – was leider in der letzten Staffel ein bisschen Zeit von der großen Geschichte abzweigt, die anderswo besser benutzt worden wäre, aber so ist es nun mal bei „Star Trek“: Jeder Charakter muss seine eigenen Episoden bekommen. Steht wahrscheinlich im Vertrag. Und doch ist das Zusammenspiel zwischen ihr und Sisko entzückend.

Doktor Bashir geht einem am Anfang ziemlich auf den Sack. Er soll das jugendliche, noch grün hinter den Ohren seiende Element darstellen, aber das nervt bisweilen ein wenig. Doch dann findet man einen Weg, ihn weiterzuentwickeln: durch eine Männerfreundschaft. Er und Chief O’Brien entwickeln sich im Laufe der Serie zu den besten Freunden, was beiden Figuren gut tut. Nebenbei kommt über den Doktor ans Licht, dass er genetisch verändert wurde und dann wirbt ihn auch noch eine obskure Geheimorganisation als Agenten an, was passt, da er doch liebend gerne mit der obskursten Person auf der Station speist, Garak dem Schneider – und echten Geheimagenten. Dem Chief dagegen wird immer ein bisschen übel mitgespielt. Er landet für gefühlte 20 Jahre im virtuellen Knast, seine Frau wird von Pah-Geistern übernommen und seine Tochter kommt als verwildertes Wesen nach 10 Jahren Einsamkeit auf einem leeren Planeten zu ihm zurück… Schicksalsjahre einer Sternenflotte. Das wichtigste bleibt aber die Freundschaft, die die beiden verbindet – bis zum Schluss!

Selbst Worf darf sich entwickeln. Und Dax heiraten. Und wieder verlieren. Und Gowron umbringen – endlich! Er findet die Liebe seines Lebens (die Sache mit Troi hat man da wohl irgendwie vergessen) und einen Freund fürs Leben, General Martok, der durch ihn zum Führer des klingonischen Reiches wird. (Tom Paris heiratet B’Lanna Torres… aber ich glaube, sie haben kein Kind. Nur so zum Vergleich!)

Eine Männerfeindschaft

Das letzte Paar auf der Station ist natürlich das mit der längsten gemeinsamen Vergangenheit: Quark und Odo.

Quark ist Ferengi, besitzt eine Bar und dreht so ziemlich jedes krumme Ding, das er kann, ohne dass Odo ihm dabei auf die Schliche kommt. Die beiden haben irgendwie eine Art Hass-Freundschaft, aber, ganz ehrlich, das hätte man besser machen können, weil, so ganz will das nicht passen. Irgendwie ist es unhomogen. Naja, egal, Quark macht zwar auch die eine oder andere Entwicklung mit… aber irgendwie bleibt am Ende alles für ihn gleich: In derselben aussichtslosen Position, in der er schon zu Beginn der Serie war, ohne Hoffnung auf Beförderung.

Odo dagegen… am Anfang weiß er nicht, wo er herkommt und traut sich nicht, Kira seine unsterbliche Liebe zu gestehen. Im Laufe der Zeit findet er heraus, dass sein Volk eine Bande massenmordender Herrengestaltenwandler ist, tötet als erster seines Volkes einen Verwandten, wird deswegen seiner Wandlungskräfte beraubt und zum Menschen degradiert, erlangt sie zurück, wird als Gott verehrt, kommt mit Kira zusammen, erfährt, dass Wandler-Sex besser ist, wird mit einem für sein Volk tödlichen Virus infiziert und später geheilt und kehrt dann als Heilung und Heiland zu seinen Leuten zurück.

(Zum Vergleich: Janeway hatte mal einen Hund!)

Und beim nächsten Mal gehen wir dann auf die Nebenfiguren ein!

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von Martin Cordemann

Seiner Zeit voraus

– Star Trek: Deep Space Nine, Teil 2

„Star Trek: The Next Generation“ war der Neustart im „Star Trek“ Universum. Die Reisen, die Kirk und seine Crew in den 60ern unternommen hatten, wurden fortgesetzt, alte Feinde wurden zu neuen Freunden, neue Gegner tauchten auf, das Universum gewann an Größe und Form.

Nun war es aber irgendwann an der Zeit, dass das Universum auch an Tiefe gewinnen sollte. TNG war sicher ein guter Anfang, doch in gewisser Weise bleibt die Serie immer ein wenig steril, ein wenig oberflächlich. Picard wird von den Borg entführt, zu einem der ihren gemacht, gerettet. Eine Folge lang heult er sich bei seiner Familie aus (was für eine solche Serie schon viel ist), dann scheint die Sache mehr oder weniger vergessen. Bei „Deep Space Nine” wäre so etwas nicht so einfach in Vergessenheit geraten.

Strukturelle Integrität

Beginnen wir also erstmal mit der Struktur von DS9. In der ersten Staffel wusste man noch nicht so ganz, was man da hatte. Man kann die guten Ansätze erkennen, aus denen später eine hervorragende Serie erwachsen sollte, aber am Anfang war das alles noch sehr durchwachsen – wie bei den meisten Serien. Die Figuren sind noch neu und auch mit ihnen weiß man teils nicht soviel anzufangen… vielleicht ist das der Grund, warum sie das vorweisen können, was bei „Voyager“ niemand hat: Eine Entwicklung. Aber auch darauf werden wir später noch genauer eingehen.

Man setzt sogar den „Star Trek“ Joker: Q. (Nicht zu verwechseln mit Q bei Bond!) Er ist ein übermächtiges Wesen, das seinen Narren an Picard gefressen hat und hin und wieder mal aus dem Himmel herunter steigt, um ihn zu ärgern… so mehr oder weniger. Bei TNG sind das oft sehr gute Folgen und kleine Höhepunkte… mit Benjamin Sisko bei DS9 will das aber nicht so recht funktionieren. Es ist schnell klar: Diese Serie braucht keinen Q, um gut zu sein… und so taucht er nie wieder auf. (Bei „Voyager“ hat er drei Gastauftritte – muss ich mehr sagen?)

Während man in der ersten Staffel noch ausprobiert, kann man schon ab der zweiten Staffel sehen, wohin sich das ganze entwickeln wird: zu einem Epos. Die ersten drei Folgen hängen eng zusammen und bilden einen Bogen, so wie es in Zukunft öfter sein wird. Im Laufe der Zeit entwickeln sich sogar staffelübergreifende Handlungsstränge – und damit ist die Serie ihrer Zeit weit voraus. Was durch Serien wie „24“ quasi gesellschaftsfähig gemacht wurde und heute zum Standard gehört, war damals eher eine Seltenheit. Im Bereich der Science Fiction dürften zu jener Zeit die bedeutendsten Serien, die eine ähnliche Struktur verfolgten, „V“ Ende der 80er, DS9 und das zeitgleich laufende „Babylon 5“ gewesen sein – auf das wir später noch näher eingehen. Müssen!

Parallelgesellschaften… oder -universen

Neben den Bögen gibt es auch… andere Bögen. Quasi die Fortsetzung innerhalb einer Fortsetzung? Eine… Parallelfortsetzung? Kurze Exkursion: Im klassischen „Star Trek“ gibt es eine Episode, in der ein Paralleluniversum vorgestellt wird, in dem es alle Charaktere von unserer Seite gibt, nur eben in böse. DS9 griff diese Idee auf und bietet fast in jeder Staffel eine Folge, die in ebendiesem Paralleluniversum spielt und eine Handlung, die sich von Staffel zu Staffel weiterentwickelt.

(„Star Trek: Enterprise“ macht in seiner letzten Staffel mit einer Doppelfolge ein Prequel hierzu, in dem sogar noch auf eine andere Folge aus der klassischen Serie Bezug genommen wird.)

Das Holodeck ist bei „Star Trek“ das Gimmick, auf das man zurückgreift, wenn einem gerade nichts Besseres einfällt und der Schauspieler von Q keine Zeit hat. Dann schickt man seine Helden auf dieses Phantasiedeck – und irgendwas geht schief. (O’Brien macht bei DS9 sogar eine launische Bemerkung dazu, als Worf meint, auf der Enterprise habe man doch immer alle Probleme gelöst, „Ja, außer die Holodecks fehlerfrei laufen zu lassen.“) DS9 nutzt das Deck auch einmal, um seine Figuren in Gefahr zu bringen (in „Our Man Bashir“, eine schöne Parodie auf die James Bond Filme), später aber wird dort eine völlig eigene Welt in einer Art Las Vegas kreiert, in der Odo sich endlich traut, Kira seine Liebe zu gestehen (mehr oder weniger), das Nog nutzt, um sich vor der grausamen Wirklichkeit zu verstecken und wo es eine komplette Folge gibt, in der die DS9-Leute ein Casino ausrauben.

Eine andere Folge spielt fast komplett in der Vergangenheit der Erde, in der Sisko als schwarzer Schriftsteller erfahren muss, was es heißt, mit Rassismus konfrontiert zu werden – eine hervorragende Folge. All das sind Wege, die „Star Trek“ in dieser Weise noch nie gegangen war, jedenfalls nicht mit dieser Konsequenz.

Es entwickelt sich

Es gibt viele Figuren, es gibt viele Geschichten – und alles entwickelt sich. Während viele Serien zu jener Zeit am Ende der Folge gerne zu einem Status Quo zurückkamen – oder kurz gesagt: man sich nicht traute, harte Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen – gibt es bei DS9 wenig Stillstand. Alles bewegt sich, alles entwickelt sich, Handlungsstränge wie Figuren gleichermaßen.

Entscheidungen haben Konsequenzen. Figuren treffen Entscheidungen, die zu neuen Entwicklungen führen. Und: Elemente werden langsam eingeführt und weiterentwickelt.

Nog, der Ferengi, lernt am Anfang lesen, dann bittet er Sisko, ihm zu helfen, sich für die Akademie der Sternenflotte zu bewerben und am Ende kämpft er nicht nur an der Seite unserer Sternenflottenhelden, sondern verliert auch im Kampf ein Bein, was er nicht so leicht wegsteckt wie Picard seine körperliche und seelische Vergewaltigung durch die Borg.

Auch das Dominion wird langsam eingeführt. Quark wird vom Großen Nagus in den Gamma-Quadranten geschickt, um Handelsverträge auszuhandeln. Dabei stößt er an seine Grenzen und es fällt zum ersten Mal der Name „Dominion“. Später entwickelt es sich erst zu einer undurchschaubaren Macht und dann zum mächtigen Gegner, gegen den ein Krieg beginnt, der sich über mehrere Staffeln hinzieht. Alles ist geschickt eingefädelt und elegant gemacht.

Worfs Krieg

Im Laufe der Jahre entwickelt sich DS9 zu einer Kriegsserie. Mit dem Auftauchen des Dominion beginnt es: Der große Endgegner wird vorgestellt. Aber bevor es zum Krieg mit ihm kommt… wird TNG beendet und Michael Dorn braucht einen Job.

Ich weiß gar nicht, ob Worf eine so beliebte Figur bei TNG war, dass man ihn, als die Serie auslief, unbedingt nach DS9 übernehmen musste, um die Quote zu erhöhen oder sowas. Das mag der Grund gewesen sein und es würde logisch klingen, aber ob es so war, weiß ich leider nicht. Jedenfalls, als sich gerade der Konflikt mit dem Dominion am Horizont abzeichnet, erscheint Worf. Oder besser: stößt Michael Dorn zur Besetzung der Serie dazu.

Ich nehme an, wäre das nicht passiert, wäre schon in Staffel 4 der Krieg mit dem Dominion begonnen worden. So musste man sich aber etwas anderes einfallen lassen, etwas mehr klingonisches. Also wurde der Dominionkrieg erstmal auf Eis gelegt und ein Konflikt mit den Klingonen vom Zaun gebrochen… was später nachträglich sogar noch halbwegs logisch erklärt wird.

Über den Umweg mit den Klingonen kommt man dann aber doch noch zum Krieg mit der Macht aus dem Gamma-Quadranten, hinter der, glücklicher Zufall, auch quasi die „Familie“ steht, die der Außerirdische Odo Zeit seines Lebens gesucht hat… oder sein Volk, um genau zu sein. Das bietet selbstredend jede Menge Konfliktpotential! Und sie machen sogar was draus. Auch hier muss man sich vor den Machern der Serie in Ehrfurcht verbeugen, denn auch wenn man merkt, das vieles, das sie tun, nicht von Anfang an geplant war, so lösen sie es doch, ohne dass man sich dabei als Zuschauer ärgert.

Dass die Serie einer anderen Serie, die zu jener Zeit lief, viel zu verdanken hat, das sehen wir beim nächsten Mal!

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von Martin Cordemann

Ein Universum geht neue Wege

– Star Trek: Deep Space Nine, Teil 1

Man muss ja nicht immer meckern. Zur Abwechslung also mal was Positives. Heute und die nächsten Male reden wir über die bislang beste „Star Trek“ Serie – richtig, meine Meinung.

Ein bisschen was zum Hintergrund

Fassen wir für den Unkundigen mal zusammen, nur so aus Spaß. In den 60ern (des 20. Jahrhunderts, also 1966… ach) gab es eine Science Fiction Serie namens „Star Trek“ (bei uns: „Raumschiff Enterprise“). J.J. Abrams hat übrigens so eine Art Remake davon gemacht. Nachdem er bei dem dritten Teil vom „Mission: Impossible“ Remake Regie geführt hatte. Eigentlich fehlt ihm jetzt noch ein Remake von „I Love Lucy“, denn das waren die drei Serien, die das Desilu Studio damals produzierte… aber ich schweife ab.

„Star Trek“ war ein so großer Erfolg, dass die Serie direkt nach der ersten Staffel abgesetzt wurde. Und dann nach der zweiten. Und dann nach der dritten, aber diesmal endgültig. Vorläufig. Können Sie alles nachlesen. Es gab Unterschriftenaktionen und so, die wohl mehr oder weniger von „Star Trek“ Schöpfer Gene Roddenberry selbst eingefädelt wurden… und wahrscheinlich auch eher aus finanziellen als aus künstlerischen Gründen.

Wie dem auch sei, die Serie kehrte in den 70ern als Zeichentrickserie zurück, dann wurde ein Film namens „Star Wars“ erfolgreich (weiß nicht, ob Sie schon mal davon gehört haben) und Science Fiction war wieder angesagt. Rückkehr Roddenberry, Aufschlag Kirk. Diesmal ging es ins Kino, mit „Star Trek: Der Film“. Ich schätzte mal, da „Star Trek“ zu diesem Zeitpunkt so lange von der Bildfläche verschwunden war und die Fans mangels Auswahl glücklich mit allem waren, was sie bekamen, wurde der Film erfolgreich… denn das ist die einzige Erklärung dafür, dass es nach diesem langweiligen Werk noch weitere Filme gab.

Ende der 80er (wieder letztes Jahrhundert) kehrte „Star Trek“ dann auch auf die Fernsehbildschirme zurück – und nun beginnen wir mit den Serien.

Die „Star Trek“ Serien

Wenn wir die klassische Serie mal als so etwas wie den „Hobbit“ betrachten, als das Vorspiel, das es gab, bevor es zu dem riesigen Franchise kam, dann begann das neue Zeitalter von Trek mit „The Next Generation“ (im folgenden als TNG bezeichnet, bei uns „Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert“). TNG spielt rund 70 Jahre nach der klassischen Serie und zog diverse Abkömmlinge nach sich. Es ist die Serie, die gewissermaßen die alte Serie mit neuer Mannschaft ist, aber die Richtung ist eine ähnliche: Man fliegt mit einem Raumschiff durch die Gegend, trifft oder bekämpft interessante Außerirdische und gibt nebenbei noch einen sozialen Kommentar über Geschehnisse auf der Erde ab.

Während TNG noch lief, dachte man, man kann doch eigentlich noch mehr Geld verdienen, wenn man noch eine zweite „Star Trek“ Serie ins Rennen schickt. (Nein, wahrscheinlich haben die sich gedacht: „Wie können wir unsere kreativen Potentiale noch besser nutzen?“ – Ach, entscheiden Sie selbst!) Diesmal ging man einen anderen Weg: Eine Raumstation. Also ein völlig anderes Konzept. Denn sonst hat man die Aliens immer auf ihren eigenen Welten behelligt, diesmal mussten diese faulen Außerirdischen mal selbst den Arsch hochkriegen, um von den Föderationsvertretern darauf hingewiesen zu werden, dass ihre Lebensweise völlig falsch ist. So was in der Art. Es entstand „Deep Space Nine“ (kurz: „DS9“)… worauf wir im Folgenden eingehender eingehen wollen.

Während DS9 lief, wechselte TNG vom Fernsehen ins Kino… und auch irgendwie seine Botschaft, aber dazu kann Mr. Pinkett Ihnen mehr erzählen (http://redlettermedia.com/plinkett/star-trek/). Ein Jahr lang war DS9 die einzige „Star Trek“ Serie… und dann bekamen die Produzenten kalte Füße. Ein Raumschiff musste her. Bla bla bla, so entstand „Voyager“ (und, wenn man sich die Serie so ansieht, ist das mit dem „Bla bla bla“ vielleicht gar nicht so weit von der Realität entfernt). Diesmal sollte das Konzept aber bahnbrechender sein, weil die Crew a) nicht nur aus Sternenflottenheinis, sondern auch aus Marquis (so eine Art amerikanische Al-Quaida des ST-Universums) bestehen sollte (was für Konfliktsituationen sorgen sollte, aber nicht tat) und man b) diesmal ein Ziel hatte, nämlich aus dem 70 Jahre entfernten Deta-Quadranten wieder zurück nach Hause zu kommen (was für Konfliktsituationen sorgen sollte, aber nicht tat). Auf diese Serie werde ich hin und wieder eingehen, aber bestimmt nicht in einer positiven Weise.

Nach „Voyager“ glaubte man, man hätte in der Zeitperiode von TNG quasi alles ausgeschöpft und strebte nach vorn. Und nach vorn bedeutet meist „nach hinten“. „Star Wars“ hatte gezeigt, dass man mit Prequels eine Menge versauen konnte und „Star Trek“ wollte dem in nichts nachstehen. So entstand „Enterprise“ (später, damit dann doch jeder Depp wusste, worum es ging, „Star Trek: Enterprise“), eine Serie die vor der klassischen Serie mit Captain Kirk spielt und die Entstehung der Föderation zeigen sollte… wenn sie nicht schon nach der vierten Staffel abgesetzt worden wäre. Danach wurde es erstmal ein wenig ruhig um „Star Trek“, bis J.J. Abrams den Auftrag übernahm, diesem Universum ein neues Gesicht zu verleihen (was lange war, bevor J.J. Abrams den Auftrag übernahm, dem „Star Wars“ Universum ein neues Gesicht zu verleihen… aber da müssen wir erst noch sehen, wie sich das entwickelt).

Im Überblick

Man kann also von folgenden Serien sprechen:

„Star Trek“ – die originale Serie: die Abenteuerserie, in der Kirk die Hälfte der Aliens verführt und der anderen eins aufs Maul haut, Hauptsache, er zieht dabei irgendwie sein Hemd aus.

„Star Trek: The Next Generation“: die Diplomatenserie, in der fast alle Konflikte, außer die mit den Borg, von Picard ausgiebig ausdiskutiert werden.

„Star Trek: Deep Space Nine“: die Kriegsserie, schmutzig, düster, konsequent, wo Handlungen Konsequenzen haben.

„Star Trek: Voyager“: die Reiseserie, von vorne bis hinten inkonsequent, wo NICHTS Konsequenzen hat (und man am Ende genauso viele Shuttles hat wie am Anfang, obwohl pro Staffel mindestens zwei den Bach runtergehen).

„Star Trek: Enterprise“: die Aufbruchsserie, zurück zu den Anfängen (was so weit getrieben wird, dass man das berühmte Triumvirat Kirk/Spock/„Pille“ durch Archer/T’Pol/„Trip“ sogar inklusive eines Spitznamens übernimmt), schmutziger als TNG, besser als „Voyager“ (na, wie schwierig), aber weder so dicht noch so konsequent wie DS9.

Doch warum ich „Deep Space Nine“ für die beste aller „Star Trek“ Serien halte, das erfahren Sie beim nächsten Mal… oder beim Mal danach!

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von Martin Cordemann

Wie man seinen eigenen Mythos zerstört

Nun, dafür gibt es einen ganz einfachen Weg: Mach ein Prequel!

Gut, das würde vielleicht funktionieren, wenn du dir vorher überlegt hättest, was die Vorgeschichte deiner Figur ist. Und wenn du ein brauchbarer Autor bist. Ist aber beides nicht der Fall – und du hast es geschafft, eine echt coole Figur zu schaffen – dann lass am besten die Finger davon. Hier geht es aber nun – Sie werden es sich gedacht haben – um Leute, die das nicht getan haben!

„Krieg der Sterne“

George Lucas war vielleicht nicht der erste, der seine eigene Schöpfung sabotiert hat, aber er ist wohl das prominenteste Beispiel. Mit „Krieg der Sterne“, „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ hatte er zu Beginn der 80er Jahre ein Universum geschaffen, das seinesgleichen suchte. Es unterschied sich von allen anderen, der Begriff „Science Fantasy“ wurde ins Rennen geschickt, was allerdings auch Quatsch ist, da das ganze mit Wissenschaft wenig zu tun hatte und eigentlich als „Space Fantasy“ bezeichnet werden müsste, aber ist ja auch egal.

Es wird immer wieder gesagt, George Lucas hätte die ganze Geschichte von „Star Wars“ bereits fertig gehabt und mit dem ersten Film habe er sich nur die spannendste Geschichte herausgenommen, was nahe legt, dass die Hintergrundgeschichte von Darth Vader, dem dunklen Sith-Lord, bereits in Lucas Kopf Gestalt angenommen hatte. Da aber auch gesagt wurde (von ihm selbst), die von Lucas geplante Anzahl der Filme sei 3, sei 6, sei 9, sei 12, also sich ständig widersprechende Angaben, muss man diese Behauptung vielleicht nicht zu ernst nehmen. Wahrscheinlich hatte er einen groben Plan, wie die Gesamtgeschichte aussehen sollte, doch da er (teilweise) die Drehbücher (der besseren Filme) anderen überlassen hat, dürfte sein ausgearbeitetes Material nicht besonders umfangreich gewesen sein.

Traurig ist, dass er scheinbar nicht verstanden hat, was das Einzigartige an dem von ihm geschaffenen Universum ausgemacht hat – und sei das auch nur durch mangelndes Budget und unzureichende Tricktechnik entstanden. Die Masken zum Beispiel, und die Helme. Im klassischen „Krieg der Sterne“ Universum tragen viele Leute die ganze Zeit eine Maske oder einen Helm, man sieht nie ihre Gesichter. Das macht den Reiz aus – und es gibt dem ganzen eine eigenständige Richtung. Niemand hat hinterfragt, warum die Stormtrooper ihre Helme nie abnehmen, oder Boba Fett. Man hat es hingenommen. Und als Vader in „Imperium“ schon „fast nackt“ zu sehen ist (man sieht seinen narbigen, glatzigen Hinterkopf), da war das Spannung, eine Offenbarung, eine Überraschung.

Bei der neuen Trilogie hatte Lucas Geld und die Mittel, eine Klonarmee zu zeigen, in der jeder Klon aussieht wie der andere, der Zwang, den Helm aufzubehalten entfiel – und damit ein Großteil des Charmes. Natürlich sei es Herrn Lucas unbenommen, sein Werk so umzusetzen, wie er es für richtig hält – ich würde mir als Autor auch verbitten, mir von irgendwelchen Fans in meine Arbeit reinreden zu lassen, weil die es angeblich besser wissen. Es ist sein absolutes Recht, mit „Star Wars“ das zu machen, was er für richtig hält – und es ist mein absolutes Recht als Fan, das, was er da macht, scheiße zu finden. Soviel zu diesem Thema.

Darth Vader

Vader war eine kultige Figur, der große Mann in schwarz mit Maske und Umhang, dessen Gesicht man nie zu sehen bekam, und wenn doch, dann hatte das eine Bedeutung. Er war die Verkörperung des Bösen – auch wenn er eigentlich immer nur der Handlanger war. Außer in „Imperium“, doch auch da muss er die Bitten seines Herrn und Meister, des Imperators, erledigen, wie in „Jedi“, während er in „Krieg der Sterne“ nach Tarkins „Pfeife tanzte“ (Zitat: Leia). Und doch hatte er was, er kämpfte selbst, verfolgte unsere Helden, war zunächst Mörder des Vaters der Hauptperson, dann dieser Vater selbst, der einst gut war und nur auf die böse Seite abgerutscht ist – das war spannend und aufregend. Man bekam immer nur ein bisschen an Information, wie den Ausblick auf seinen kahlen, narbigen Kopf, und mehr brauchte man eigentlich auch nicht. Die Figur, wie die meisten guten Figuren, definierte sich durch das was sie tat. Wie macht man so was kaputt?

Ganz einfach, man zeigt, wie er als Kind war. Ganz ehrlich, das hätte man nur noch übertreffen können, indem man ihn als Baby auf dem Töpfchen gezeigt hätte. Bei einer Figur wie Darth Vader wird der Mythos, den diese Figur hat, schlicht zerstört, wenn man im Nachhinein zeigt, wie er zu dem geworden ist… als was wir ihn kennen gelernt haben. Vielleicht ist das das Problem. Hätten wir seine Geschichte chronologisch, vom Anfang verfolgt – und wäre sie auch so entstanden – dann hätte es vielleicht funktionieren können. Doch uns im Nachhinein eine schwere Kindheit vorzumachen, die dazu geführt hat, dass aus dem doofen Bengel vom Lande der massenmordende Psychopath geworden ist, das funktioniert einfach nicht. Und das bringt uns direkt zu:

Boba Fett

Verwegene, undurchschaubare Figur in der alten Trilogie, durch seine Zurschaustellung als leicht nerviges Kind völlig zerstört. Was auch für den nächsten Kandidaten gilt:

Hannibal Lecter

Anthony Hopkins war großartig. Gefährlich. Angst einflößend. Wenn er still in einer Zelle stand. Dann lief es einem kalt den Rücken herunter. Doch dieser Mythos wurde nicht durch seine schwere Kindheit zerstört (das kam, kein Scherz, erst später), sondern durch den Film „Hannibal“, in dem man ihn nicht nur auf die Öffentlichkeit losließ, sondern auch zum verkappten Helden des Films machen wollte. Der Horror war weg, der Mythos dahin. Eine Bankrotterklärung für eine einst schauerliche Figur, bei der einem schon ein „näher, bitte“, das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Da das des Schlechten aber noch nicht genug war, entblödete sich Buchautor und Lecter-Erfinder Thomas Harris nicht, auch ein Buch über die jungen Jahre des Serienkillers zu schreiben. Und, wenn der Film eine adäquate Umsetzung des Buches ist, dann hatte Lecter eine schlechte Kindheit und man hat ihm übel mitgespielt und Nazis waren da natürlich auch im Spiel. Aus dem Killer wird das Opfer, aus dem Mörder der Gegeißelte, aus dem Monster das Schoßhündchen.

X-Men

Einzig die „X-Men“ scheinen mir bislang ein Prequel zu haben, das weitgehend funktioniert und das nicht alle Figuren kaputt macht. (Und ich meine „X-Men: Erste Entscheidung“ – nicht „X-Men Origins: Wolverine“!!!) Vielleicht liegt es daran, dass mit gefühlten 10.000 Comicheften genügend Hintergrundmaterial vorliegt, vielleicht liegt es auch daran, dass man hier einfach mit mehr Feingefühl vorgegangen ist, wichtig ist, dass das nachgeschoben vorher spielende nicht all das zerstört, was zuvor in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut wurde. Denn wenn wir an einem Punkt ankommen, wo wir mit dem brutalst mordenden Monster eines Films ungewollt Mitleid haben, es drücken und herzen wollen, ihm sagen, dass wir keine Angst vor ihm haben und dass jetzt alles gut wird, dann ist da irgendwo was ganz falsch gelaufen!

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von Martin Cordemann