Heimkino: The Good Fight – Season 3

Der gute Kampf geht in die dritte Runde

Das Leben in einer Chicagoer Anwaltsfirma ist nicht immer leicht, besonders, wenn gleichermaßen Vergangenheit wie Gegenwart mit Problemen aufwarten…

#goodfight

Eines der drei Hauptthemen in dieser Staffel ist sexueller Missbrauch, ebenso aktuell wie ekelhaft. Beides könnte man auch auf Thema Nummer 2 anwenden, den amerikanischen Präsidenten, denn seit Bestehen dieser Serie hat sie gezeigt, wie sie zu Mr. Donald Duck, äh, Trump steht und macht auch diesmal kein Hehl daraus. Das dritte Gebiet ist dann die Hautfarbe und die sich selbst gestellte Frage, ob man denn wirklich so divers ist, wie man es gerne hätte. Wie üblich wird Figuren gekündigt und sie dadurch gezwungen, gegen ihre alte Firma zu arbeiten, etwas, das es seit den ersten Tagen von „The Good Wife“ als Element geben dürfte. Allerdings wird es hier auch ein wenig schmutzig, denn jeder scheint so langsam jeden zu hintergehen… also ein ganz gewöhnlicher Tag in einer Anwaltspraxis, oder?

Politisch, praktisch, gut

Tatsächlich ist die Serie so politisch, dass die Fälle vor Gericht letztlich eher eine untergeordnete Rolle spielen. Wobei sie diesmal in einem anderen Aspekt eine Spur verrückter wird als sonst, was die Sache auflockert und großen Spaß macht, denn dies ist in gewisser Weise die Musical Staffel. Es beginnt mit „Good Fight Shorts“, in denen in einem Lied wichtige Sachverhalte erklärt werden und zieht sich auch in anderen Formen durch alle Folgen. Die Musik stammt auch dieses Mal wieder von David Buckley, hier und da klingt es aber fast so, als habe Cristobal Tapier de Veer den Taktstock übernommen – oder Buckley zumindest inspiriert – denn teils erinnert der Sound auf eine wunderbare Weise an die herrlich schrägen und unverwechselbaren Arbeiten de Veers für die Serie „Utopia“ oder den Film „The Girl with all the Gifts“, was dann auch wieder den schrägen Eindruck dieser Staffel lautmalerisch unterstreicht.

Brilliant, phantastisch!

Wäre das, wie man Staffel 3 in Kürze zusammenfassen könnte. Es gibt eine Handvoll Serien, die es schaffen, ihren hohen Standard Staffel für Staffel beizubehalten und nicht zu enttäuschen. Neben „Orange is the new black“ haben wir hier ebenfalls eine sehr frauenzentrische und diverse Serie, die großartig anfing und bisher auch blieb. Was in diesem Jahr allerdings nicht passiert, ist das Zurückholen farbenfroher Gastcharaktere. Der sehr zwielichtige Dylan Baker fehlt, ebenso wie die herrlich entrückte Carrie Preston, die hier, möchte man meinen, von einer ein wenig an ihr orientierten Cheryl Hines ersetzt wird. Man muss der Mutterserie „The Good Wife“ hoch anrechnen, dass sie nicht nur den schwer erkrankten Michael J. Fox mit einer Rolle versorgt hat, sondern dass es eine war, in der nicht das Mitleid für Behinderte geschürt wird, sondern in der er ein solcher Mistkerl ist, dass er seine Krankheit als Waffe einsetzt. Er hätte hier auch gut gepasst, doch hat man stattdessen einen anderen grandiosen Schauspieler auf den Plan gerufen: Michael Sheen. Der sieht hier so aus und wirkt auch genauso verrückt wie Maximilian Schell als Dr. Hans Reinhardt in „Das schwarze Loch“, also beim Remake bitte ihn besetzen. Ein wahres Vergnügen… wenn man nicht persönlich mit ihm zu tun hat!

Mit

Christine Baranski (Liane Rudolph), Rose Leslie (Maximiliane Häcke), Cush Jumbo (Anne Düe), Sarah Steele (Nadine Zaddam), Delroy Lindo (Oliver Stritzel), Nyambi Nyambi (Alexander Doerung), Michael Boatman (Claudio Maniscalco), Audra McDonald (Claudia Urbschat-Mingues), Gary Cole (Joachim Tennstedt), Daniel Davis (Michael Tietz), Alan Alda (Fred Maire), Cheryl Hines (Daniela Hoffmann), Richard Kind (Michael Pan), Kurt Fuller (Bernd Rumpf), John Glover (K. Dieter Klebsch) und Michael Sheen (Markus Off)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

The Very Great Fazit

Rassistische Machos, die Trump wählen (würden), müssten diese Serie hassen – wer auf einer anderen Seite steht, dem könnte sie dagegen ausgezeichnet gefallen! Ab 4. Juni 2020 auf DVD.

Heimkino: PERFECT LIFE – Staffel 1

Drei Schwestern, tausend Probleme! Zum Beispiel das überraschende Ende einer Beziehung, ein bisschen zuviel Drogen und eine ungewollte Schwangerschaft…

Frischer Wind aus Spanien

Was in einer amerikanischen Serie wahrscheinlich mit Glacéhandschuhen angepackt werden würde, wo man sich den Anschein geben würde, so total offen und wild zu sein und Koventionen zu brechen und so, und wo doch alles verklemmt und amerikanisch wirken würde, da weht hier ein herrlich frischer Wind aus Spanien, wo man tatsächlich nicht nur offen für gewisse Themen ist, sondern auch so damit umgeht. Über Sex wird nicht nur gesprochen, er wird auch gezeigt – nicht wirklich explizit, aber doch eindeutig und offen. Aber man geht sogar noch ein paar Schritte weiter:

Konfusion und Inklusion

Nicht nur, dass die drei Hauptpersonen der Serie Frauen sind, die Sex haben, eine davon lesbisch, die vierte wichtige Figur ist behindert. Und damit wird so offen umgegangen wie mit allem anderen und weder verkrampft noch verklemmt. Was ungemein angenehm ist und überdies auch eine Menge Spaß macht. UND: Das Ganze ist noch nichtmal beleidigend politisch unkorrekt oder peinlich politisch korrekt, um ja niemandem auf die Füße zu treten, oder in den Rollstuhl zu fahren, um es mal dem Thema angemessen zu formulieren, sondern, Trommelwirbel, schlicht normal! Herrlich! Erfrischend. Menschlich. Nebenbei entwickelt sich die Handlung über die acht Episoden dieser ersten Staffel weiter, so dass auch die Sinne von modernen Fernsehern (also Publikum, nicht Geräten!) angesprochen werden, selbst wenn das bei lustigen Serien sonst eher selten der Fall ist.

OT: Vida perfecta

Leticia Dolera (Kaya Marie Möller), Celia Freijeiro (Marie Bierstedt), Aixa Villagrán (Ranja Bonalana), Enric Auquer (Nico Mamone), Font García (Gerrit Schmidt-Foß), Manuel Burque (Michael Deffert)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazit

Erfrischend, offen, gut! Ab 29. Mai 2020 auf DVD.

Heimkino: GIGANTES – Season 2

Für viele Menschen beginnt eine schwierige Zeit, wenn der Arbeitsvertrag beendet wird – das gilt auch, wenn der Arbeitgeber die Mafia war…

Hasta la vista, Mafia

Denn hier geht es nicht um die italienische Verbrecherorganisation, falls das denn heutzutage überhaupt noch der politisch korrekte Begriff ist, sondern um ihre Franchisenehmer in Spanien. Angenehmer macht es das auch nicht, denn Mord und Totschlag gehören halt zum Geschäftsmodell. Wir schließen ziemlich nahtlos an die erste Staffel an und die Geschichte wird weitergeführt. Auch diesmal gilt: Wer die Mafia gerne romantisiert und darin eine Gruppe cooler Typen sieht, die eben auch mal jemanden umnieten müssen, weils das Tagesgeschäft halt erfordert, nichts persönliches und so, aber eigentlich ganz alle für nette Leute hält, der wird hier gegen eine Wand laufen, denn so richtig sympathisch ist eigentlich keiner und Freude an der Arbeit sieht auch anders aus.

Harsch

Es geht hart – und unangenehm – zur Sache. Das tut weh, den Figuren, aber auch, wenn auch auf eine etwas andere Weise, dem Zuschauer. Was wiederum gut ist, da es halt wahrscheinlich ein realistisches Bild von der Mafia zeichnet, der man sich wirklich nur dann anschließen sollte, wenn man schwierige, sonst eher nicht auslebbare Neigungen zur Gewalt hat… oder wenn einen das Arbeitsamt dahin vermitelt, natürlich. Dass die Polizei aber auch nicht so richtig viel besser wegkommt, macht die Sache dann auch nicht besser.

Mit

Isak Férriz (Christoph Banken), Daniel Grao (Bernd Vollbrecht), Nene (Florian Clyde)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Don Fazito

Ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann – und eine Serie, die man sich anschauen kann. Das Leben nach der Mafia… ist nicht viel weniger unangenehm als das, in ihr. Hier kann man sehen, was man verpasst. Ab 22. Mai 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: DIESE 10 DINGE TUN WIR BEVOR WIR UNS TRENNEN

Mutter von zwei Kindern hat One-night-stand, bei dem man sich näher kommt, indem man sich Dinge ausdenkt, die man vor dem Ende einer Beziehung miteinander unternehmen sollte. Dann wird sie schwanger und aus der Theorie könnte Praxis werden…

UnRomCom

Wenn ein Mann und eine Frau sich treffen, dann ist das meist in einer Romantischen Komödie, in der die Liebe eine genausogroße Rolle spielt, wie das eine große Problem, das irgendwann auftaucht und vor dem Finale aus der Welt geschafft werden muss, damit am Schluss alles gut wird und sie glücklich und zufrieden bis an ihr seliges Ende leben können, denn, machen wir uns nichts vor, RomComs sind moderne Märchen, nur mir weniger Sex und Gewalt (schlagt es nach Leute, die Grimmschen Märchen sind brutaler als man denkt). Was aber Märchen meist nicht sind, ist die Wirklichkeit – und da kommt dieser Film an den Start. Bei dem geht es nämlich nicht so romantisch zu, wie… ironischerweise im Film. Er ist die Gegenthese zu diesem Genre, keine Parodie, aber eine Art realistischer Ansatz… der natürlich in dem Punkt scheitert, dass das wahre Leben in den seltensten Fällen so schöne Dialoge schreibt. Die sind nämlich nett, auf den Punkt und machen Spaß, wenn auch alles auf eine zurückhaltende, aber unterhaltsame Weise.

Reha Li tät

Was passiert, wenns passiert? Gut, in Zeiten von Corona natürlich keine Gefahr, weil: Kontaktverbot, da wird ungewolltes Schwängern schwierig. Hier werden mehrere Möglichkeiten, wie man mit der Situation umgehen kann, durchgespielt. Auch das ist nicht unrealistisch. Statt der großen Liebe versucht man es erstmal mit der kleinen, steht zu dem, was auf einen zukommt und versucht, eine Situation zu schaffen, in der aus einem Unfall eine Familie wird. Ob das funktioniert… muss jeder selbst herausfinden. Also hier im Film, nicht in der Wirklichkeit!

OT: 10 Things We Should Do Before We Break

Christina Ricci (Lisa Marie Becker), Hamish Linklater (Dirk Talaga), Mia Sinclair Jenness (Jada Zech), Brady Jenness (Liam Brenn), Lindsey Broad (Anika Lehmann), Jon Abrahms (Florian Kleine), Katia Winter (Nell Pietrzyk), Scott Adsit (Sven Brieger)

Regie: Galt Niederhoffer

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Diese 10 Fazits…

Unromantische Komödie mit netten Dialogen, guten Darstellern und mehr Realismus, als manche Zuschauer vielleicht ertragen werden. Ab 8. Mai 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: ALI G IN DA HOUSE

Um den Premierminister auszubooten, sorgt Politiker dafür, dass Ali G indapol, äh, in die Politik geht, um den PM zu diskreditieren…

Spielfilmdebut von Sacha Baron Cohen

Im Fernsehen fing alles an… oder war es nicht sogar im Musikfernsehen? Und war es nicht genau das, was uns die etwas fragwürdige deutsche Fassung einbrachte, zu der wir später noch kommen werden? Wie dem auch sei, Sacha Baron Cohen schuf für die Mattscheibe eine Reihe von Kunstfiguren, die er allerdings nicht nur in Sketchen auftreten ließ, sondern, unbedarft wie sie wirkten (was sie aber nicht waren, da hinter ihnen ein sehr cleverer Kopf steckte), auf echte Politiker und andere Promis losgelassen wurden, um die zu interviewen, was zu ein paar wunderbaren Ergebnissen führte, da viele den merkwürdigen Mann einfach nicht für voll nahmen und Dinge zum Besten gaben, wie sie es „seriösen“ Journalisten gegenüber niemals getan hätten. Insofern volle Punktzahl für Cohen, der sich hier einen ganz eigenen Zerrspiegel bastelte, den er den Leuten vorhielt.

Die Cohen-Brüder

Neben Ali G gab es in der Fernsehshow auch noch die Kunstfiguren Borat, der in diesem Film auch einen kleinen Auftritt hat, und Brüno – und wie die Geschichte zu erzählen weiß, hat jeder von ihnen seinen eigenen Film bekommen. Dies hier war der erste und, im Gegensatz zu den beiden, die noch folgen sollten, ist er ein reiner Spielfilm. Während man bei den anderen beiden wieder das Element einbaute, die Figur auf „echte“ Menschen treffen zu lassen und damit pseudodokumentarische Szenen einbaute, die absolut ihren Reiz haben, ging man beim Kinodebut noch nicht so weit. Was schon da ist – und was sich durch alle seine Filme zieht – ist, dass der Humor a) ab und an arg unter die Gürtellinie geht und b) nicht immer so ganz treffsicher ist. Was auch schon da ist, ist, dass er mit Politischer Korrektheit nix am Hut hat, Grenzen überschreitet, mit Klischees spielt und keine Probleme damit hat, sich selbst zum Affen zu machen.

Stimmen, die nicht stimmen

Ein bisschen schwierig ist in diesem Fall die deutsche Fassung geraten. Wie man im Laufe der Jahre und Filme sieht, scheint es schwierig zu sein, einen so wandelbaren Schauspieler wie Cohen mit einer Feststimme zu verbinden, weswegen es zu vielen Wechseln kam. Für „Borat“ holte man mit Tobias Meister einen wahren Meister seines Faches, der u.a. sein deutsches Organ hergibt für Brad Pitt, Kiefer Sutherland, Sean Penn und Robert Downey jr. Bei „Brüno“ wurde es dann Markus Pfeiffer, der u.a. für Adrian Brody und Luke Wilson zu hören ist. Beim „Diktator“ gab es dann wieder einen Wechsel, diesmal zu Pascal Breuer, der die deutsche Feststimme des indischen (nicht indianischen) Stars Shah Rukh Khan (nicht aus „Der Zorn des Khan“!) ist, während man dann für den herrlichen „Der Spion und sein Bruder“ wieder Markus Pfeiffer verpflichtete. Wie man sieht ein ständiges Auf und ab (auf und Ab?)… aber alles Profis, die schauspielerisch so gut sind, dass sie einen hervorragenden Schauspieler auch angemessen abnehmen und übertragen können. Also wer zum Henker ist auf die absolut idiotische Idee gekommen, für dieses Kinodebut ausgerechnet Mola Adebesi zu besetzen??? Diese Wahl gehört zu den großen Synchronsünden und man würde sich wünschen, dass man diesen Film für die deutsche Fassung mit einem der zuvorgenannten neu synchronisiert hätte. Der Verdacht liegt nahe, dass man dachte, „Ali G tritt im Musikfernsehen auf, also nehmen wir für die deutsche Fassung jemanden, der da auch arbeitet“… eine Rechnung, die nichtmal annähernd aufgeht. Es ist diese Art von Entscheidung, die Promisynchros ihren verdient schlechten Ruf beschert hat. Obwohl es Promis gibt, die es können. Werten wir Peer Augustinski, dem Fernsehzuschauer bekannt aus „Klimbim“ und „Mann-o-Mann“, als Promi, so hat er doch als Synchronschauspieler immer großartige Arbeit geleistet, z.B, als deutsche Stimme von Robin Williams oder als Woody in den ersten beiden „Toy Storys“. Oder Thomas Fritsch. Bekannter Schauspieler, toller Sprecher, u.a. für Russell Crowe und Edward James Olmos in „Kampfstern Galactica“. Aber das hier, das tut wirklich weh! Da kann einem jeder, der auf den deutschen Ton wirklich angewiesen ist, nur leid tun!

Bonus

Zusatzmaterial wie ein Making-of und ein Audiokommentar, bei dem Schauspieler Sacha Baron Cohen konsequent in seiner Rolle als Ali G bleibt, was interessant und amüsant sein kann, oder aber auch ein wenig nervig… aber mit Sicherheit besser als die deutsche Fassung.

Ali G indahouse (2002)

Sacha Baron Cohen (Mola Adebesi), Charles Dance (Lutz Mackensy), Michael Gambon (Friedrich G. Beckhaus), Martin Freeman (Simon Jäger), Rhona Mitra (Claudia Urbschat-Mingues),

Regie: Mark Mylod

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazi G

Der Anfang von Sacha Baron Cohen – noch nicht so ausgereift wie seine späteren Filme und auch der schwächste von ihnen, aber trotzdem schon mit vielen schönen Szenen und Ideen. Ab 22. Mai 2020 auf DVD und erstmals als Blu-ray.

Heimkino: CRASH

Mann lernt nach Zusammenstoß die Frau des Mannes kennen, den er in diesem Unfall getötet hat. Wenig später eröffnet sich ihm eine neue Welt, die Autounfälle mit Sex vermischt…

Autoerotik?

Wer das biedere Pseudo-SM-Geseiere von „50 Shits of Grey“ für „pervers“ oder „gewagt“ hält, der sollte sich von diesem Film fern halten… und überhaupt von Menschen mit Geschmack, aber das ist eine andere Sache. Hier geht es nämlich in Abgründe, denen man sich besser nicht nähern sollte, zumindest im wirklichen Leben. Das Auto wird oft in Zusammenhang mit Sex gebracht, dass es, je größer es ist, für manche Männer einen Penisersatz darstellt – und wäre dies eine Satire, dann würde wahrscheinlich genau dieser Gedanke dem Ganzen zugrunde liegen… während sich die Figuren eher zugrunde richten. Denn das Auto alleine reicht nicht mehr als Partner im Sex, da muss noch ein bisschen Unfall der ganzen Sache den nötigen Kick geben. Der erotische Faktor der Verletzungen beim auto-risierten Geschlechtsakt wird zum Glück nicht so sehr in den Vordergrund gespielt, wie man es sich nicht wünschen würde, aber an ein paar Stellen werden die Narben doch so sehr ins rechte Licht gerückt, dass man eine Vorstellung davon bekommt, dass auch dieser Fetisch seine Freunde finden wird. Kinky… oder nur krank?

Cronenberg der Schöpfung

Der Film, der scheinbar nicht in jedem Land gern gesehen ist, entstammt der Buchvorlage von J. D. Ballard und wurde von David Cronenberg umgesetzt. Wenn man sich von ihm Filme wie „eXistenZ“ ansieht, so hat er bisweilen etwas sehr organisches, nicht unbedingt in der Geschichte, sondern in den Objekten und Interaktionen, dort z.B. Spielekonsolen und Waffen. Hier dagegen geht das, was wir zu sehen bekommen, eher in eine andere Richtung. Denn auch wenn es um den menschlichen Körper geht und damit organisch hätte werden können, wird es zwar nicht ganz klinisch, aber doch zu einem Aufeinandertreffen von Haut und Metall, kälter, distanzierter, auf eine andere Weise brutaler. Dass der Mann allerdings Humor hat, auch wenn man das diesem Werk nicht unbedingt anmerkt, sieht man übrigens im sehr zu empfehlenden Zusatzmaterial.

Bonus

Ein Fest für Filmfreunde! Bei einem umfangreichen Booklet und jeder Menge Interviews, z.B. mit Kamermann Peter Suschitzky und Komponist Howard Shore, aber auch Viggo Mortensen und dem Meister selbst, von denen einige neu sind und erst vor kurzem produziert wurden, bekommt man so viele Informationen über Regisseur David Cronenberg, aber auch die Entstehung dieses Filmes sowie die Produktion von Filmen allgemein, dass es das Cineastenherz höher schlagen lässt. Dazu gibt es noch drei ein wenig schräge Kurzfilme von Cronenberg.

Crash (1996)

James Spader (Benjamin Völz), Holly Hunter (Cornelia Meinhardt), Elias Koteas (Ronald Nitschke), Deborah Kara Unger (Martina Treger), Rosanna Arquette (Daniela Strietzel), Peter MacNeill (Engelbert von Nordhausen)

Regie: David Cronenberg

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

David Fazitberg

Warnung: Wer Angst vorm Autofahren oder Autounfällen hat, der sollte bitte die Finger von diesem Film lassen. Denn man kann sagen, dass diese Art des Unfalls hier durchaus fetischisiert wird und das geht auf eine sehr eigene Weise unter die Haut. Da wird der Erotikfaktor sehr, sehr subjektiv. Ein faszinierender Einblick in eine Welt, die es so vielleicht nicht gibt, vielleicht aber doch. Sehr eigenwillig und definitiv nichts für jeden… aber vielleicht doch einen Blick wert! Ab 22. Mai 2020 auf 4K UHD, Blu-ray Disc und DVD im Mediabook; Blu-ray und UHD-Weltpremiere mit brandneuer 4K-Abtastung vom original Kamera-Negativ unter der Aufsicht vn David Cronenberg.

Heimkino: Robot Chicken: Season 6

Das subversive Puppenspiel ist zurück – und wie immer nimmt man kein Blatt vor den Penis… Mund, vor den Mund!

Fucking great!

Die animierte Puppenshow, die Spielzeuge zu Handlungsträgern gemacht hat, bleibt sich treu und nach wie vor großartig. Zwar treffen einige Pointen nicht ganz ins Schwarze und oft unter die Gürtellinie, es gibt aber so viel herrlich gemeinen und saubrutalen Humor, dass es nicht nur eine perfide Freude ist, sondern, wäre dies real, statt ab 18 erst ab 36 freigegeben werden dürfte. Doch wenn Knetgummiköpfe explodieren, kann man dem Opfer schonmal ein bis zwei Augen zudrücken und das ist genau das, was hier passiert.

Originell und frisch

Nicht alles, aber vieles. Dabei werden jede Menge Grenzen überschritten, auch die des guten Geschmacks. Wobei die Themenbereiche wechseln. Es gibt Parodien mit denselben Figuren, es gibt aber auch den Weg, verschiedene Franchises miteinander zu mischen und dadurch Figuren aus einem bekannten in einen neuen Kontext zu versetzen. Auf dem Kieker haben die Macher dabei alles, Filme, Serien, Spiele (Video- und Brett-) sowie Werbung. Zudem gibt es „normale“ Sketche, was ein leicht fehlgeleiteter Begriff ist, da normal an dieser Serie eigentlich nichts ist. Für die Parodien ist es oft natürlich hilfreich, wenn man das Original kennt, was aber, kulturell begründet, wahrscheinlich nie in allen Fällen, z.B. sehr spezielle Werbung oder Serien, die es bei uns nicht gegeben hat, gegeben sein dürfte.

Highlights

Wie in jeder Staffel gibt es ein paar echte Höhepunkte. Wunderbar die Idee, die GI Joes in der Realität einzusetzen und wie gut das funktionieren würde. Auch Lisbeth Salander, das Mädchen mit der Drachentätowierung, in die Scoobydoo-Gang einzuführen, führt zu herrlichen Ergebnissen, ebenso wie die Erklärung, warum B.A. Beim „A-Team“ nicht gerne geflogen ist. Und die „Star Trek“ Parodie… hmmmm! Auch wenn viele echte Stars wie Mark Hamill oder Sir Patrick Stewart in dieser Serie mitmachen, gibt es dann doch immer wieder welche, für die man nur Imitatoren hört, wie z.B. William Shatner… obwohl der sich natürlich gut imitieren lässt.

Mit den Stimmen von

Seth Green, Breckin Meyer, Mila Kunis, Sarah Michelle Gellar, Abraham Benrubi, Alan Tudyk, Liev Schreiber, Lake Bell, David Hasselhoff, David Morse, Elisabeth Banks, Delroy Lindo, Seth McFarlane, Christopher Lloyd, Whoopie Goldberg, Brent Spiner, Patrick Stewart und Mark Hamill

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Robot Fazit

Wie immer ein Genuss – aber nicht für die ganze Familie! Ab 15. Mai 2020 auf DVD.

Heimkino: WHITE SNAKE – Die Legende der weißen Schlange

China in mystischen Zeiten. Eine Attentäterin soll jemanden ermorden, doch etwas läuft schief und sie wacht ohne Erinnerung in einem kleinen Dorf auf. Dann trifft sie einen jungen Mann, einen Schlangenjäger, der sich in sie verliebt, doch schon bald kommt heraus, dass sie selbst eine Schlange ist…

Fantasy-Animationsfilm für Erwachsene

Nicht so sehr für Erwachsene, dass man hier den Tentakelsex aus dem Vorspannn des letzten Bond-Films erwarten kann, aber anders als bei anderen Animationsfilmen spielt tatsächlich an einer Stelle Sex eine kleine Rolle – und wenn es darum geht, was der verliebte junge Mann für seine große Liebe opfern will, sogar eine sehr große. Zudem geht es nicht um leichte, kindgerechte Themen wie das Abschlachten von Drachen oder dergleichen, sondern die Liebe spielt eine große, wenn nicht gar letztendlich die größte Rolle. Wer also ein bisschen Romantik mit einem großen Schuss Fantasy (oder umgekehrt) in sein Leben bringen möchte, für den hat die weiße Schlange keine Giftzähne!

So, wie sich das gehört

Bei Animation lege ich bekanntlich immer Wert darauf, dass man die durch sie gegebenen Möglichkeiten auch ausnutzt – und das ist hier der Fall. Visuell ist das Ganze nicht nur ausgesprochen schön geraten, es gibt auch jede Menge hübsche Ideen, die ansprechend umgesetzt wurden. Nicht so ausufernd, wie bei anderen Filmen dieser Machart, aber Thema und Handlung angemessen. So bekommt man also einen inhaltlich wie bildlich dargestellten Ideenreichtum präsentiert, an dem man seine helle Freude entwickeln kann. Und wenn der Abspann läuft nicht direkt abschalten, denn mittendrin kommt noch eine kleine Szene…

Bonus

Making-of, Szenenentwicklung sowie ein Q&A mit einem der Regisseure, durch die man viel über den Prozess der Entstehung erfährt.

Regie: Amp Wong und Ji Zhao

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Faz Snake

Fantasy mit Fantasie. Eine chinesische Legende, eine große Liebe, Kampf, Gut gegen Böse, aber auch Mensch und Dämon vereint… Eine gute Geschichte in einer schönen Animation, die traurig und bewegend ist, be- und anrührt – und die sich wirklich sehen lassen kann. Ab 19. Mai 2020 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: 1994 – Willkommen in der Zweiten Republik

Der aalglatte PR-Mann, der raubeinige Politiker und das Flittchen mit dem Herz aus Gold sind zurück – und dann ist da ja auch noch der Pablo Escobar der italienischen Politik, Lichtgestalt Silvio Berlusconi…

Letzte Runde

Nach den beiden Vorjahren (wir erinnern uns: 1992 und 1993) hat man ein wenig das Gefühl, 1994 wäre kein so gutes Jahr gewesen. In den ersten drei Folgen steht jeweils eine der drei Hauptfiguren im Mittelpunkt, aber das Niveau der Vorgänger wird irgendwie nicht so ganz erreicht. Dabei gibt es sehr gute Ansätze und man erhascht ein paar interessante Einblicke in das politische Leben Italiens, besonders, wenn es um das Thema Frauen geht… doch all das scheint in der nächsten Folge schon wieder verpufft zu sein und wird nie wieder aufgegriffen. Was gerade deshalb besonders schade ist, als man am Ende, wenn auch mehr als Lippenbekenntnis, das Wort „Bunga-bunga-Partys“ hört. Warum, bitte, hat man das nicht dadurch miteinander verquickt, dass die Frau, die sich für die Rechte von Frauen stark macht, wichtiger Bestandteil dieser Partys war? Sowas schreibt sich doch praktisch von selbst und das hätten die Figuren der Serie durchaus hergegeben. Aber vielleicht hängt all das zusammen mit einer Sache:

Berlusconi

Nach und nach, wenn man Filme wie „Loro“ sieht und dann diese Serie, drängt sich einem irgendwie das Gefühl auf, dass die Einstellung der Italiener zu ihrem Medienmogul dann doch eine andere sein muss, als zum Beispiel die, die man hier eher hat. Wo man harsche Kritik und scharfe Satire erwarten würde, oder zumindest mal wenigstens eine leicht kritische Auseinandersetzung, rückelt scheinbar niemand am Sockel oder vielmehr Thron, auf den Berlusconi sich selbst gehievt hat. Wenn er schon nicht als Heiliger wegkommt (siehe „Loro“), wirkt er doch nicht verteufelt oder als betrügerischer Lebemann dargestellt, dem alles außer ihm selbst am Allerwertesten vorbeigeht. Fast könnte man nach Ansicht dieser Staffel also zu dem Schluss kommen, dass er eigentlich n ganz töfter Typ ist… tja, schön wenigstens, dass uns ein solcher Umgang hierzulande mit Hitler erspart bleibt… obwohl, ich hab die „Dokus“ von Guido Knopp nie gesehen, also wer weiß?

Mit

Stefano Accorsi (Christian Stark), Guido Caprino (Sascha Rotermund), Miriam Leone (Joey Cordevin), Fabrizio Contri (Achim Schülke), Laura Chiatti (Kristina von Weltzien), Paolo Pierobon (Bernd Vollbrecht)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Neunzehnhundertfazitneunzig

Nicht unbedingt eine Lobhudelei auf Kollege Berlu, aber auch nicht gerade ein satirisch-kritischer Umgang mit ihm. Zudem verkommt die Serie ab einem gewissen Punkt eher zur Seifenoper Schrägstrich Dreiecksbeziehung, die das politische Geschehen ein wenig in den Hintergrund verdrängt. Unterm Strich nicht das beste Jahr von den dreien. Ab 24. April 2020 auf DVD.

Heimkino: Luther – Staffel 5

Ein brutaler Serienmörder, ein mörderischer Großstadtgangster und eine mordlüsterne Kriminelle machen Polizist Luther das Leben schwer…

Mörderische Mischung

Es ist nicht das, was man von einer Polizeiserie erwartet. Tatsächlich mischen sich zwei relativ unähnliche Elemente, was aber ausgesprochen gut funktioniert und dem ganzen etwas sehr eigenes gibt. Manches davon überschreitet dabei die Brücke vom Psychothriller direkt in den Horrorfilm hinein, was eine spannende, aber auch unangenehme Sache ist. Hinzu kommt der Gangsterboss, was uns ein wenig in den Bereich britischer Mafia bringt. Beides hält sich sehr schön die Waage, aber nichts davon ist sauber, stubenrein oder für Kinder geeignet. Es fängt mit den Serienmorden schon sehr schmutzig an und gegen Ende hin wird es immer dreckiger und teils sogar ein bisschen schwer zu ertragen. Wer seine Polizeiserien also gerne sauber und aufgeräumt mag, so dass das Gute gewinnt und das Böse weggesperrt wird, der steht hier auf der falschen Seite des Gesetzes.

Stimmen, die verstummen

Wenn man die Serie auf deutsch sieht, mag man hier zwei Sprecherwechsel feststellen. Das hängt damit zusammen, dass in letzter Zeit leider einige gute Synchronschauspieler von uns gegangen sind. Dazu zählt u.a. Frank-Otto Schenk, der hier Dermot Crowley synchronisiert hatte. Er war z.B. zu hören für Kelsey Grammer in dessen „Cheers“-Spin-off „Frasier“ (in „Cheers“ hatte ihm der ebenfalls verstorbene Randolf Kronberg [Eddie Murphy, DeForest Kelly] die Stimme geliehen), für Robert Beltram als Commander Chakotay in „Star Trek: Voyager“, Jim Broadbent, Stephen Fry sowie Eugene Levy aus den „American Pie“-Filmen. Auch Patrick Malahide klingt hier nun ein wenig anders. Bisher hatte ihn Bernd Rumpf vertont, der den meisten bekannt sein dürfte als deutsche Version von Liam Neeson, Alfred Molina oder Alan Rickman. Auch seine Stimme ist nun verstummt und wird vermisst werden!

Bonus

Zwei Making-ofs, in denen man etwas über die Produktion erfährt.

Mit

Idris Elba (Oliver Stritzel), Dermot Crowley (Erberhard Haar), Wunmi Mosaku (Maria Koschny), Michael Smiley (Stefan Krause), Ruth Wilson (Luise Helm), Patrick Malahide (Bodo Wolf), Hermione Norris (Sabine Falkenberg), Enzo Cilenti (Frank Schaff), Michael Obira (Roman Wolk). Roberta Taylor (Isabella Grothe), Luke Westlake (Sebastian Kluckert), Katie Brayben (Marie Bierstedt), Paul McGann (Peter Flechtner)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit

Spannend, düster, dreckig, nichts für leichte Nerven. Ab 8. Mai 2020 auf DVD und Blu-ray.