Der gute Kampf geht in die dritte Runde
Das Leben in einer Chicagoer Anwaltsfirma ist nicht immer leicht, besonders, wenn gleichermaßen Vergangenheit wie Gegenwart mit Problemen aufwarten…
#goodfight
Eines der drei Hauptthemen in dieser Staffel ist sexueller Missbrauch, ebenso aktuell wie ekelhaft. Beides könnte man auch auf Thema Nummer 2 anwenden, den amerikanischen Präsidenten, denn seit Bestehen dieser Serie hat sie gezeigt, wie sie zu Mr. Donald Duck, äh, Trump steht und macht auch diesmal kein Hehl daraus. Das dritte Gebiet ist dann die Hautfarbe und die sich selbst gestellte Frage, ob man denn wirklich so divers ist, wie man es gerne hätte. Wie üblich wird Figuren gekündigt und sie dadurch gezwungen, gegen ihre alte Firma zu arbeiten, etwas, das es seit den ersten Tagen von „The Good Wife“ als Element geben dürfte. Allerdings wird es hier auch ein wenig schmutzig, denn jeder scheint so langsam jeden zu hintergehen… also ein ganz gewöhnlicher Tag in einer Anwaltspraxis, oder?
Politisch, praktisch, gut
Tatsächlich ist die Serie so politisch, dass die Fälle vor Gericht letztlich eher eine untergeordnete Rolle spielen. Wobei sie diesmal in einem anderen Aspekt eine Spur verrückter wird als sonst, was die Sache auflockert und großen Spaß macht, denn dies ist in gewisser Weise die Musical Staffel. Es beginnt mit „Good Fight Shorts“, in denen in einem Lied wichtige Sachverhalte erklärt werden und zieht sich auch in anderen Formen durch alle Folgen. Die Musik stammt auch dieses Mal wieder von David Buckley, hier und da klingt es aber fast so, als habe Cristobal Tapier de Veer den Taktstock übernommen – oder Buckley zumindest inspiriert – denn teils erinnert der Sound auf eine wunderbare Weise an die herrlich schrägen und unverwechselbaren Arbeiten de Veers für die Serie „Utopia“ oder den Film „The Girl with all the Gifts“, was dann auch wieder den schrägen Eindruck dieser Staffel lautmalerisch unterstreicht.
Brilliant, phantastisch!
Wäre das, wie man Staffel 3 in Kürze zusammenfassen könnte. Es gibt eine Handvoll Serien, die es schaffen, ihren hohen Standard Staffel für Staffel beizubehalten und nicht zu enttäuschen. Neben „Orange is the new black“ haben wir hier ebenfalls eine sehr frauenzentrische und diverse Serie, die großartig anfing und bisher auch blieb. Was in diesem Jahr allerdings nicht passiert, ist das Zurückholen farbenfroher Gastcharaktere. Der sehr zwielichtige Dylan Baker fehlt, ebenso wie die herrlich entrückte Carrie Preston, die hier, möchte man meinen, von einer ein wenig an ihr orientierten Cheryl Hines ersetzt wird. Man muss der Mutterserie „The Good Wife“ hoch anrechnen, dass sie nicht nur den schwer erkrankten Michael J. Fox mit einer Rolle versorgt hat, sondern dass es eine war, in der nicht das Mitleid für Behinderte geschürt wird, sondern in der er ein solcher Mistkerl ist, dass er seine Krankheit als Waffe einsetzt. Er hätte hier auch gut gepasst, doch hat man stattdessen einen anderen grandiosen Schauspieler auf den Plan gerufen: Michael Sheen. Der sieht hier so aus und wirkt auch genauso verrückt wie Maximilian Schell als Dr. Hans Reinhardt in „Das schwarze Loch“, also beim Remake bitte ihn besetzen. Ein wahres Vergnügen… wenn man nicht persönlich mit ihm zu tun hat!
Mit
Christine Baranski (Liane Rudolph), Rose Leslie (Maximiliane Häcke), Cush Jumbo (Anne Düe), Sarah Steele (Nadine Zaddam), Delroy Lindo (Oliver Stritzel), Nyambi Nyambi (Alexander Doerung), Michael Boatman (Claudio Maniscalco), Audra McDonald (Claudia Urbschat-Mingues), Gary Cole (Joachim Tennstedt), Daniel Davis (Michael Tietz), Alan Alda (Fred Maire), Cheryl Hines (Daniela Hoffmann), Richard Kind (Michael Pan), Kurt Fuller (Bernd Rumpf), John Glover (K. Dieter Klebsch) und Michael Sheen (Markus Off)
[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]
The Very Great Fazit
Rassistische Machos, die Trump wählen (würden), müssten diese Serie hassen – wer auf einer anderen Seite steht, dem könnte sie dagegen ausgezeichnet gefallen! Ab 4. Juni 2020 auf DVD.