– aus unserer Reihe: „Filmverriss“
Was ist beinahe genauso schlimm wie ein dummer Film? Ein Film, der sich für intelligent hält, es aber nicht ist. Und ich denke, das fasst „Prometheus“ eigentlich ganz gut zusammen. Dieser Film war für mich eine der großen Enttäuschungen von 2012, denn immerhin ist er nicht nur von „Alien“ Regisseur Ridley Scott, darüber hinaus soll er auch noch ein Prequel zu „Alien“ sein… und doch versagt er auf ganzer Linie.
Phisolophie
Was sich der Film auf die Fahne schreibt, von der man vermuten könnte, dass sie der Autor hatte, der diesen Mist verzapft hat, denn so was kann man eigentlich nur besoffen schreiben, ist, „dass er wichtige Fragen stellt“ oder son Scheiß. Die Frage nach den Ursprüngen der Menschheit, wohl für alle, denen die „Evolution“ zu wenig aussagekräftig und „die Schöpfung“ irgendwie zu christlich ist. Hier wird „die Frage nach der Herkunft“ gestellt, dass wir alle von haarlosen, männlichen! Wachsfiguren abstammen, die sich ein schwarzes Zeugs durch die Nase ziehen und dann die Umwelt verschmutzen, irgendwas in der Art. Und genannt werden sie die „Architekten“. Nee, das war „Matrix“. Genannt werden sie die „Konstrukteure“. Obwohl sie eher aussehen wie die „Bauarbeiter“, aber egal.
Für einen Film, der vorgibt, die Frage nach dem Sinn zu stellen, ist vieles in diesem Film verdammt sinnlos. Ignorieren wir jetzt einfach mal, dass die gesamte Ausstattung weit schmissiger und moderner ist, als in dem Jahre später spielenden „Alien“. Das lässt sich erklären, denn das Schiff dort war ein Arbeiterschiff mit einer Arbeitercrew, während diese Mission von Superreichen finanziert wurde. Traurig ist dann nur, dass die angeheuerte Crew aus totalen Vollidioten besteht, die sich auch noch als Wissenschaftler bezeichnen, wohingegen die Besatzung aus einfachen Leuten mit ihrer Situation weitaus vernünftiger und rationaler umgegangen ist. Also benennen wir den Film um in:
„Trottel im Weltraum“
Ich glaube, einen solchen Film gibt es bereits, aber ist „Prometheus“ ein Remake dieses Leslie Nielsen Streifens? Ich glaube nicht. Aber andererseits…
Doch bevor wir uns der Crew des Schiffes zuwenden, streifen wir doch kurz ein anderes Thema. Filme wie „Star Trek“ und „Star Trek Into Darkness“ haben uns in letzter Zeit gezeigt, dass die gute Science Fiction wohl ausgestorben zu sein scheint, also die, bei der der Begriff „Science“ noch etwas bedeutet. Während die Autoren der Trek Filme keine Ahnung haben, was eine Supernova so macht (und ich meine nicht, in ihrer Freizeit), oder dass „kalte Fusion“ nix mit Kälte zu tun hat und man deswegen damit auch keinen heißen Vulkan löschen kann (würg!), tritt die Schwäche des Wissens hier schon recht früh zu Tage. Denn einer der „Hinweise“ auf eine fremde Kultur, die Einfluss auf die Menschheit gehabt hat, war etwas, das wie ein Sternbild aussieht. Nun wird es vernünftigerweise nicht als Sternbild bezeichnet, aber… was soll eine Anordnung von Punkten am Himmel denn bitte sonst darstellen? Gut, vielleicht kannte der „Autor“ auch einfach die Bezeichnung „Sternbild“ nicht, das wäre durchaus möglich. Ist ja auch eine Art „Fachbegriff“ oder man wollte das Publikum mit solchen Spezialtermini nicht überfordern. Man entschied sich dann für so was wie:
Sterne am Himmel auf die Leute zeigen
Wäre es ein Sternbild am Himmel gewesen, bei dem z.B. einer der Sterne einen Planeten gehabt hätte und nun fliegen wir da hin, das wäre sinnvoll, vernünftig, brauchbar. Aber der ahnungslose Autor verstrickt sich in Schwachsinn. Diese Formation (oder was immer das vorstellen soll) wäre so weit von der Erde entfernt, dass die Leute in der Vergangenheit nichts darüber hätten wissen können. Was heißt das? Nicht wissen, dass es sie gibt, weil sie von der Erde aus nicht zu sehen ist? Das ist alles sehr unklares Wischiwaschi.
Naja, irgendwer hat sie dann aber wohl doch irgendwie gefunden. Und man habe in ihr eine Sonne und sogar einen Planeten entdeckt… jau! Wären die Punkte das Abbild eines Planetensystems, wären das zwangsläufig Sonne und Planeten, denn das Ding besteht aus mindestens fünf Punkten – nur, dass niemand ein Planetensystem ohne Umlaufenbahnen zeichnen würde, denn Punkte allein ohne Umlaufbahnen zueinander bringen rein gar nichts, da Planten um Sonnen kreisen und ein 5-Punkt-Systen keinerlei Aufschluss über ein bestimmtes Sonnensystem geben würde – behaupte ich einfach mal.
Also liegt es nahe, dass eigentlich ein Sternbild gemeint ist. Ein Sternbild, wie der Orion, der Große Wagen, das Kleine Arschloch, besteht aus leuchtenden Punkten, die von der Himmelskuppel auf uns herunterscheinen und bei denen die Punkte immer in einer bestimmten Position zueinander stehen. Diese Punkte bezeichnet mal als Sterne oder Sonnen, also warum zum Henker sollte man überrascht sein, in diesem Sternbild einen Stern zu finden? Genau genommen sollte man dort so viele Sterne finden, wie es Punkte gibt, die die Höhlenbewohner an die Wände gepinselt haben.
Ja, ich weiß, das ist nur ein kleines Detail, aber, ehrlich, wenn ein Autor schon die Grundlagen nicht beherrscht – und das ist Wissen, das man haben kann – dann kann man nicht viel mehr erwarten, oder? Also kommen wir zurück zur Besatzung.
Helm ab zum Gebet
Das erste, was man auf einem fremden Planeten tut, auf dem die Luft für einen giftig ist, ist, sobald sich die Gelegenheit bietet, den Helm abzunehmen. Genau. Gut, das Abnehmen kann man ja noch rechtfertigen, aber danach sieht es nicht danach aus, als hätten sie die Helme auch mitgenommen! Und das ist dämlich, denn nur weil in der Vorhalle atembarer Sauerstoff ist, heißt das noch lange nicht, dass man nicht bald in einen Raum kommt, wo die Wand kaputt ist und giftige Luft von außen eindringt. Oder was, wenn man dringend das Gebäude verlassen muss, weil ein Sturm aufzieht oder man die Außentoilette benutzen muss oder so was? Hmm, wo hatte ich meinen Helm noch mal liegen lassen – oh, ich bin tot!
Abgesehen davon war das Abnehmen der Helme noch nichtmal notwendig, denn die Penisschlange später lässt sich von dem Glas nicht beeindrucken, man hätte die Dinger also auch auf behalten und damit zumindest eine Idiotie vermeiden können.
Während man helmlos durch die Tunnel läuft, spielt Android David dann eine Aufzeichnung der Konstrukteure ab. Die hat eine wichtige Bedeutung: Nämlich die Gruppe zu dem für den Plot wichtigen Raum zu führen. Ansonsten ergibt sie keinerlei Sinn. Denn wir sehen eine Gruppe Wachsfiguren hektisch durch die Gänge laufen und während sie alle in dem wichtigen Raum verschwinden, stolpert der letzte und die Tür köpft ihn. Yeah. Das Problem ist: Die ganze Handlung ergibt keinen Sinn! Als man die Tür des Raums öffnet, ist von den Konstrukteuren außer dem appen Kopf nix zu sehen. Es gäbe zwei Möglichkeiten, die beide nicht viel mehr Sinn ergeben:
a) Die Konstrukteure sind in den Raum geflüchtet und später, als die Gefahr gebannt war, wieder hinausgegangen. Dann wäre es aber sinnlos, dass sie ihren kopflosen Gefährten da hätten liegen lassen.
b) Die Konstrukteure waren mit dem schwarzen Mist infiziert und sind in den Raum gelaufen, um sich in Quarantäne zu begeben, zu sterben und zu dem schwarzen Schleim und Penisschlangen zu werden, aber in der Abgeschlossenheit des Raumes, um niemanden außerhalb zu infizieren. Dann ergibt es aber keinen Sinn, dass man die andere Hälfte des ebenfalls infizierten Kopflosen draußen vor der Tür liegen lässt und dadurch alles infiziert.
Also: Es ergibt KEINEN SINN!
Der Tote, von dem niemand mehr spricht
Nachdem die Penisschlange ihren großen Auftritt hat (eine Fortsetzung in der Porno-Parodie „Penistheus“ ist bereits geplant), findet sich einer der beiden zu Unrecht als Wissenschafter titulierten Deppen tot wieder, der andere taucht später vorm Raumschiff auf, wo er rumrandaliert und wahl- und sinnlos Leute umbringt, bevor ihm ein Flammenwerfer den Garaus macht. Das wäre bei einer solchen Mission eigentlich eine durchaus wichtige Situation – aber es wird nie wieder darauf eingegangen. Niemand stellt sich die Frage, was mit ihm passiert ist und warum er das gemacht hat. Und das, wo bedeutende Fragen in diesem Film doch so unglaublich wichtig sind.
Bedeutende Fragen und überraschende Überraschungen
Ja, das war gelogen, die Überraschungen sind keine. Ob sich die Filmemacher gedacht haben, „Boah, dass David ihr jetzt sagt, dass sie (die keine Kinder kriegen kann) schwanger ist – und dass Blondie den Guy Pierce Muppet ‚Vater’ nennt, ey, das wird die Zuschauer total überraschen!“? Würd ich gerne wissen, weil, ich fands jetzt eher vorhersehbar. Aber ich hab diesen Mist ja auch nicht geschrieben.
Aber, bevor wir zur „bedeutenden Frage“ dieses Films kommen, noch ein paar Details: Die Musik ist furchtbar. An einer Stelle wird, als Service für die Fans, zwar kurz das Thema aus „Alien“ eingespielt, aber der Rest des Soundtracks ist einfach nicht gut. Passt also zum Film. Ebenfalls als Anspielung auf den ersten Film gibt es am Schluss dann einen Logbucheintrag in ähnlichem Duktus, wie Ripley ihn einst sprach/einst sprechen wird, eben um sich beim Original anzubiedern, ohne jemals auch nur in die Nähe seiner Qualität zu kommen. Ja, der Film sieht gut aus, aber das reicht dann einfach nicht. Und dieser Eintrag, der an „Alien“ erinnern wenn nicht gar anschließen soll, ist dann einfach nur peinlich.
Um noch was Positives zu sagen, Michael Fassbender, Idris Elba und Charlize Theron sind gewohnt gut, Puppen-Pierce ist verschwendet und der Rest geht im Wachs des Konstrukteurs unter.
Fragen über Fragen
Bleiben noch zwei Dinge. Da ist zum einen der MacGuffin, das „Sternbild“ oder was immer, das die Menschen dazu bewegt, sich auf die Reise, auf die Suche nach ihren Vorvätern, ihren Schöpfern, ihren Göttern zu begeben (die ständige Einblendung und Erwähnung des Kreuzes der Hauptfigur erwähne ich jetzt mal nicht). Durch dieses „Sternbild“ finden die Menschen… ein Testgelände für biologische Waffen? Eine Waffenkammer? Eine Art Intergalaktisches Bikini-Atoll? Hätte man nicht annehmen sollen, dass das Sternbild ein Hinweis auf die Herkunft das Schöpfer wäre, damit ihre Kinder sie, wenn sie klug genug sind, den Hinweis zu verstehen, dort aufsuchen und finden können? Quasi die Kinder, die die Reife erlangt haben, ihre klugen Eltern zu finden? Aber warum gibt man denen als Ort einen Militärstützpunkt an? Das ergibt wenig Sinn – wie so vieles in diesem Film!
Womit wir endlich zum Ende und der großen „philosophischen“ Frage kommen, die wahrscheinlich ein Mysterium aufbauen soll, aber eigentlich einfach nur wirklich dumm ist – und zeigt, dass die Person, die sie stellt, das auch sein muss. Denn, nachdem Android David herausgefunden hat, dass das interstellare Wachsfigurenkabinett der Erde einen weiteren Besuch abstatten wollte, diesmal aber, um die Menschheit auslöschen, kann sie das nicht verstehen und fragt:
„Was haben wir falsch gemacht?“
Hat die sich vielleicht mal auf der Erde umgesehen? Die Nachrichten gehört? N bisschen was gelesen? Die Menschheit bringt sich gegenseitig seit Jahrhunderten auf die fiesesten Arten um, versklavt einander, begeht Völkermorde, vergewaltigt Mensch und Natur gleichermaßen, so dass der Begriff „menschlich“ oder „human“ inzwischen eigentlich als Schimpfwort benutzt werden sollte, also, ganz im Ernst, meine lieben „cleveren“ Philosophen, die Antwort auf die Frage ist relativ einfach zu finden. Und da die Wachsmänner ja für die Entstehung der Menschheit verantwortlich sind, wollen die sicher mit solchen Arschlöchern nichts zu tun haben und diesen Fehler lieber korrigieren, bevor andere Völker der Galaxis wegen der Machenschaften der Menschheit Regressanforderungen an sie stellen. Dagegen die Frage, warum man die Menschheit am Leben lassen sollte, das wäre mal eine, die schwierig zu beantworten wäre!
von Martin Cordemann