Kino: THE SECRETS WE KEEP – SCHATTEN DER VERGANGENHEIT

USA Ende der 50er. Frau entführt Kerl, den sie für einen Nazi-Kriegsverbrecher hält, der ihr seinerzeit schlimme Dinge angetan hat und sperrt ihn in den Keller, wo sie und ihr Mann wollen, dass er die Wahrheit sagt…

Der Tod und der Spoiler

Nachdem man sich eine Weile gefragt hat, warum einem das alles so bekannt vorkommt, kommt man eventuell irgendwann darauf, dass einen das ziemlich an „Der Tod und das Mädchen“ erinnert, nur eben weniger gut und mit Nazis. Selbstredend ist damit nicht nur alle Spannug raus, weil alles vorhersehbarer kaum sein könnte, dafür sind als Ausgleich dann aber auch alle Klischees zum Thema Nazi mit drin, wer also auf sowas abfährt dürfte hier ein Feuerwerk des Nazitums geboten bekommen. Was dann leider ausbleibt ist ein Spiel mit dem Thema, dass sich die Frau vielleicht tatsächlich mal irrt und man einen Unschuldigen – am besten sogar noch Juden, der selbst Opfer des Krieges war – brutalst gefoltert hat, doch am Ende ist alles in Ordnung, denn, naja, keine Subtilität oder sowas. Wo es „Der Tod…“ schafft, in einem Kammerspiel Spannung und Fragen aufzubauen, ergeht man sich hier im Bekannten, was, wie gesagt, nur bei eingefleischten Nazifans wirklich Gefallen finden kann.

Diversität geht nicht in zwei Richtungen

Kommen wir an die Stelle, an der ich mich richtig unbeliebt mache, aber wir leben in einer Zeit, in der laut eingefordert wird, dass Figuren, die Transmenschen sind auch nur von Transmenschen gespielt werden, Schwarze von Schwarzen, Chinesen von… Asiaten, ja, gut, die haben irgendwie keine so dolle Lobby. Dass ich Blackfacing in Bezug auf Die Heiligen Drei Könige eher für eine Verbeugung davor halte, dass einer der drei schwarz war, anderes Thema, aber niemand, wirklich niemand schreit auf, wenn die Nazis in Filmen nicht von… Nazis gespielt werden. Gut, das wäre vielleicht zuviel verlangt, aber dass man für Deutsche keine Deutschen bekommt, jaaaaaaa, da kräht kein Hahn nach. So haben wir hier also die Schwedin Noomi Rapace, die eine ungarische Roma spielt und den Schweden Joel Kinnaman, der einen schweizerischen Deutschen verkörpert… Ja, Amerika, wir Europäer sehen für euch eben alle gleich aus, was?

Mit

Noomi Rapace, Joel Kinnaman, Chris Messina, Amy Seimetz

Regie: Yuval Adler

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazit

Eigentlich halte ich es schon für unverschämt, dass es im Nachspann bei den Autoren keinen Hinweis auf „Der Tod und das Mädchen“ gibt, sind die Parallelen doch zu groß und zu offensichtlich – nur, dass jener der weit bessere Film ist und dieser hier eine vorhersehbare Klischeerevue mit Foltereinlagen. Ich passe! Ab 3. Dezember 2020 im Kino… nein, so wars mal gedacht, nun aber ab 27. Mai 2021.

Heimkino: WILD ZERO

Junger Mann fährt mit dem Mopped quer durch Japan, um seine Lieblingsband life zu sehen, aber dabei landet er in irgendeinem Kaff am Anus der Welt, doch das ist noch nicht das Schlimmste, denn nebenbei findet auch noch eine Z-Apokalypse statt, also Zombie, nicht Zigeuner…

Plan 9 from Outer Space, Part Deux

Erst gegen Ende wird dem geneigten Cineasten klar, dass das, was er da gerade gesehen hat, auf den Spuren von Ed Wood wandelt – und das in mehrfacher Hinsicht. Dass das Ganze nicht so wirklich dolle ist, schlechte Schauspieler, Zombie-Make-up, das das in den frühen Romeros wie oscarverdächtige Masken aussehen lässt, hahnebüchene Handlung, all das ist einem dann doch schon aufgefallen, aber man hat es eben nur auf mangelndes Talent der Beteiligten zurückgeführt. Zum Beispiel, dass sich am Ende das Paar im zombifizierten Status wiederfindet. Da reicht es nicht, dass die, nach viel unerträglichem, grauenvollem Chargieren von der männlichen Seite, einmal was über unendliche Liebe labern, da muss man das aufbauen, wiederholen und dann am Schluss präsentieren. So wird ein Schuh draus.

Aber zurück zu Ed Wood

Am Ende dann also, wenn da die schon anfangs gezeigten fliegenden Untertassen nochmal so richtig Gas geben, da fällt es einem wie Schuppen von den Fischen: Es ist der Plot von Plan 9! Also quasi Plan 9! Denn der sah vor, die Verstorbenen aufstehen zu lassen, und dann, Peng, Invasion. Wäre man diesem Filmchen nun wohlgesonnen, könnte man kackendreist behaupten, all das, was man zuvor kritisiert hat, wäre mit Absicht geschehen und der Film wäre deswegen so ein bisschen dilletantistisch gewesen, damit er besser zum ersten Teil passt und weil der Eddie das ja auch gemacht hat und oder einfach als tolle Hommage an ihn und schlechte Filme im Allgemeinen. Da mag sich dann jetzt mal jeder seine Meinung so zurechtstricken, wie er sie gerne hätte. Überdies scheint man allerdings auch ein Computerprogramm abgestaubt zu haben, mit dem man Köppe explodieren lassen kann, also vermutlich mal ohne, dass die Darsteller dabei zu schaden kommen, obwohl, Japan, also wer weiß, und so passiert das dann gerne und öfter mal und verleiht dem Film eine durchaus blutige Note.

Mit

Guitar Wolf, Bass Wolf, Drum Wolf, Masashi Endo, Makoto Inamiya

Regie: Tetsuro Takeuchi

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Plain Zero

Um da mal „Running Man“ zu zitieren. Und die Punktzahl könnte man auch dem Film selbst verleihen, denn es wird immer schlimm und anstrengend, wenn die Figuren gefühlt stundenlang die Namen von anderen Figuren in die Gegend schreien. Gut geschrieben sieht anders aus – und hört sich vor allem anders an. Ab 28. Mai 2021 erstmals auf Blu-ray.

Heimkino: Orlando / Blu-ray

1600. Am Hofe der britischen Königin Elisabeth I. Ein junger Mann namens Orlando steht im Dienste des Hofes – und wird dies für eine lange, lange Zeit tun, wenn auch nicht immer als Mann…

Nach Virgina Woolf

Das ist bestimmt etwas für Freunde von Kunstfilmen… ich persönlich hätte mir dann doch einen etwas handfesteren Umgang gewünscht. Denn die Grundidee, dass ein Mann das Geschlecht wechselt, wäre – und ist – eine schöne und sinnige Grundlage für einen Körpertauschfilm. Die Ansätze davon sind auch hier gegeben, dass sich ein Kerl, der sich herablassend über das andere Geschlecht äußert, die Hälfte seines Lebens als Frau verbringen und seine Meinung ändern muss, doch das hier ist die nicht „Twilight Zone“ und so geht das alles etwas künstlerisch wertvoller ab. An manchen Stellen fühlt man sich ein wenig an „Fleabag“ erinnert, da die Hauptfigur in die Kamera sieht und direkt zum Zuschauer spricht, leider aber wird damit nicht viel gemacht – und bei der erwähnten Serie sehen wir, dass da durchaus eine Menge Potential drinsteckt.

Die androgyne Meryl Streep

Tilda Swinton ist, wie die erwähnte Streep, eine großartige Schauspielerin und wenn man eine androgyne und geschlechtlich nicht so ganz ausdefinierte Figur mit weiblichen Anleihen in seinem Film haben möchte, dann ist sie es, die man dafür bucht – und man wird auch gut bedient. In gewisser Weise darf man annehmen, dass das hier seinen Anfang genommen hat, da Hollywood ja auch für sein Typecasting bekannt ist. Insofern mag dieser Film zu einem Zeitpunkt, als Tilda Swinton noch ein bisschen am Anfang ihrer Karriere stand und man sie nicht so gut kannte, vielleicht ein bisschen besser funktioniert haben als heute. Denn nun mag man sich fragen, warum das da die Swinton ist und warum sie nicht so richtig wie ein Mann aussieht und spielt und klingt, also die beiden Geschlechter stärker voneinander absetzt. Die Antwort am Ende wird sein, dass ein Geschlecht wie das andere und männlich wie weiblich und gehopst wie gesprungen ist, aber ein bisschen mehr voneinander abheben hätte der Sache dennoch nicht geschadet.

Bonus

Interessant sind die Pressekonferenz und das Videotagebuch, vor allen aber das Making-of, in dem Schauspieler John Wood auf die Vorlage eingeht und sagt, dass das Geschlecht rein zufällig oder unfällig ist, was ja gerade in Zeiten von Diversität durchaus ein Thema ist.

Orlando (1992)

Tilda Swinton (Marietta Maede), Billy Zane (Benjamin Völz), Peter Eyre (Jürgen Thormann), Toby Jones (Dieter Kursawe), Toby Stephens (Bodo Wolf), John Wood (Jochen Schroeder)

Regie: Sally Potter

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazito

Eher für Freunde des Kunstfilms, ansonsten schöne Ansätze, aus denen man aber durchaus noch mehr hätte herausholen können. Ab 27. Mai 2021 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Profiling Paris – Staffel 9

Seit den, wie üblich, traumatischen Ereignissen der letzten Staffel und vor allem von deren Finale sind ein paar Jahre vergangen. Es hat Veränderungen gegeben und man muss sich erst wieder finden – aber zum Glück helfen einem die, ebenfalls wie üblich, unter die Haut gehenden Fälle dabei…

Team

Während noch immer das unversehrte Notre Dame im Hintergrund zu sehen ist, lebt die Serie, neben ihren teils eher unangenehmen Fällen, auch weiterhin durch das Team. Sie alle stellen schöne Gegensätze zueinander dar, die sich nicht nur gut ergänzen, sondern die Serie auch fluffig und frisch halten. Da ist die leicht kaputte Psychologin, ihr stoischer, tiefstimmig sprechender Chef, die jüngst Kommissarin gewordene Blondine, die sich in der neuen Rolle ziemlich gut macht, und der spritzig amüsante Computertyp, der die Sache immer ein wenig auflockert. Irgendwie schließt man sie ins Herz und hat Freude an ihnen… was es dann wieder umso schlimmer macht, wenn die Serie dem einen oder der anderen von ihnen mal wieder übel mitspielt, was ja auch gerne mal passiert… und so, selbstredend, auch hier. Wenn auch auf einer leicht anderen Ebene. War die letzte Staffel noch eher heftig und wandelte in den blutigen Fußspuren von Koriphäen wie Hannibal Lecter, so ist der blutrote Faden der Quälerei hier auf einer anderen Ebene angesiedelt. Das tut auch weh, aber auf eine andere Weise.

Typecasting

In einer Episode wird in der deutschen Fassung ein leicht gruselig angehauchter Psychologe von Matthias Klie gesprochen. Das ist eine ebenso passende wie nicht ganz neue Besetzung, sprach Klie doch auch für Mads Mikkelsen… als der den Menschen versprachtelnden Psychkiller „Hannibal“ Lecter in der ihm gewidmeten Fernsehserie spielte. Bon appetit!

OT: Profilage

Juliette Roudet (Anne Helm), Philippe Bas (Frank Schaff), Jean-Michel Martial (Jörg Hengstler), Raphaël Ferret (Tim Knauer), Valérie Dashwood (Bettina Weiß), Sophie de Fürst (Tanya Kahana)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Profiling Fazit

Solide Psychokrimiunterhaltung, die aber unangenehme Themen angeht und dadurch nicht immer leicht zu verdauen ist. Während die Staffel davor ein wenig dichter war und sich größtenteils um einen Handlungsstrang gedreht hat, geht es diesmal etwas offener zu, schmerzt aber auch hier und da. Ab 28. Mai 2021 auf DVD.

Heimkino: The Bank Hacker

Bankraub mal anders: Eine Gruppe von belgischen Kriminellen sucht sich einen Computerhacker und schafft damit den Bankraub des Jahrhunderts…

Keine Doku

Obwohl es durchaus eine sein könnte. Denn das Ganze ist mit einem scharfen Blick auf die Realität gemacht, was das teils doch sehr fragwürdige Handeln von Banken und ihrem Personal mit einschließt. Und würde die Serie dann nicht das eine oder andere Opfer beklagen, so könnte man fast davon sprechen, dass ja nicht wirklich jemand zu Schaden gekommen wäre. Wenn man sich aber mit Verbrechern einlässt, dann bleibt es zuweilen eben nicht aus, dass Blut fließt und Leute über die Klinge springen.

Clever, spannend, wendungsreich

Womit ich mal eben abkürzend das Fazit hinwegnehme, denn genau das ist die 8teilige Serie. All das ist wunderbar durchdacht, es funktioniert von vorne bis hinten und auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Selbst Dinge und Offenbarungen, mit denen man so vielleicht nicht gerechnet hat, sind mit von der Partie und das hält nicht nur bei Laune und die Aufmerksamkeit aufrecht, sondern auch was es verspricht und das ist einfach verdammt gutes Fernsehen, das sich nicht nur sehen lassen kann, sondern auch gesehen werden sollte!

OT: De Kraak

Tijmen Govaerts (Robert Knorr), Ella-June Henrard (Leonie Oeffinger), Gene Bervoerts (Achim Buch), Manuel Broekman (Jacok Weigert), Joren Seldeslachts (Rasmus Borwoski), Claude Musungayi (Marc Schüler), An Miller (Jennifer Böttcher), Floor Van Boven (Leyla Bulut)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Ab 28. Mai 2021 auf DVD.

Heimkino: SEARCH AND DESTROY

© 2021 LEONINE Studios

John Cutter ist ein megamäßiger Soldat, aber als irgendein russiger, äh, russischer Bösmann seine kleine Einheit aufreibt, isser erstma kacke drauf. Jahre später dann aber zieht er noch einmal ins Feld bzw. geht auffen Zuch, wo sich alte Feinde wieder begegnen, plus Bombe…!

Handlung übersichtlich

Typen hart

Explosionen groß

Action viel…

Akzente schwer!

Es ist ein bisschen, als hätte eine zum Teil russische Laienspielgruppe, die auf 80er Jahre Actionkracher steht, versucht, einen solchen zu machen. Ein Hauch von Canon weht durch diesen Film, der hart darum kämpft, das B- vor seine Bezeichnung zu bekommen, aber so ganz reicht es nicht, denn was dann doch ein wenig fehlt, neben Leuten, die der englischen Sprache wirklich mächtig sind, ist ein C-Star wie Michael Dudikoff, also irgendjemand den man schonmal irgendwo gesehen haben könnte. Gibbet aber nich in diesem Film… und doch, auch wenn das alles ein wenig herabwürdigend klingen mag, ist das Ganze doch keine so furchtbare Grütze wie die letzten vier Bruce Willis „Filme“, wahlweise einzeln oder zusammen.

Äktschn

Man könnte ja fast so weit gehen, zu sagen, dass soetwas dann im Nachhinein die Arbeit von jemand wie Arnold doch nochmal ziemlich als wirklich positiv, gekonnt und professionell hervorhebt… und so isses irgendwie auch. Ob dies nun als Hommage an die 80er gedacht war oder einfach so rüberkommt sei dahingestellt, und auch wenn man zu Beginn der zweiten Hälfte direkt sieht, dass das jetzt „Stirb langsam in einem Zug“ wird, so fühlt man sich keineswegs so beleidigt wie bei Brucens Unwillens, sondern durchaus unterhalten… und findet die schlimmen Akzente vielleicht sogar ein bisschen putzig. Da der Film dann wohl ein bisschen kurz geraten ist, packt man das Making-of dann direkt in den Nachspann… wobei ein bisschen merkwürdig erscheint, dass es eingeleitet wird mit „in Memory of Danny Lerner“ und das letzte, was der Hauptdarsteller sagt, ist, dass er ihn dann bald in Los Angeles wiedersieht… auf seiner Beerdigung, oder hat da einer das Memo nicht bekommen?

Mit

Dylan Bruce (Jan Makino), Sergey Badyuk (Gudo Hoegel), Julian Kostov (Patrick Roche), Tim Fellingham (Loius Friedemann Thiele), Leslie Grantham (Dieter Memel), Christian Levantino (Stefan Günther)

Regie: Danny Lerner

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fa and Zitoy

Nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich furchtbar. Ein Hauch von 80er Jahre Action ohne Leute, die man kennt, aber auch nicht ganz ohne den Laienfaktor. Wer solche Filme mag, findet hier vielleicht einen Retrogeschmack… oder schreit nach einem Dialogcoach! Ab 28. Mai 2021 auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: Clockwise – Recht so, Mr. Stimpson / Blu-ray

Schulleiter einer normalen britischen Schule und mit Hang zu extremer Pünktlichkeit hat die Ehre, die hochwohlgeborene Schulleiterkonferenz anführen zu dürfen, doch rechtzeitig dorthin zu gelangen gestaltet sich als schwieriger als erwartet…

Noises On

Im hübschen Bonusinterview sagt John Cleese, man hätte ihm nie eine Hauptrolle angeboten, aber diese hier scheint ihm wahrlich auf den Leib geschrieben zu sein. Man erkennt darin sowohl den Cleese aus Python, als auch von „Fawlty Towers“, viel cleesiger geht es also kaum. Das ganze stammt aus der Feder des Bühnenautors Michael Frayn, der auch die phantastische Grundlage zu „Noises Off – Der nackte Wahnsinn“ (verfilmt mit Michael Caine – und ein wahrer Genuss!) lieferte. Zwar gibt es hier die eine oder andere Szene, die ein bisschen an Neil Simon erinnert, und das meine ich nicht als Kompliment, weil das eine angeblich humoristische Variante des Torture Porn ist, davon ab läuft aber alles wunderbar und herrlich, also für den Zuschauer. Ein riesiger Spaß, bei dem man sich auf das Ende freuen kann, denn wenn da nach und nach die Protagonisten fürs Finale auflaufen, bietet das eine Menge Vergnügen.

Guth für Cleese?

Was uns zur deutschen Fassung bringt. Es gibt britische Filme, die, dank einer guten bis glorreichen deutschen Fassung, auch in unserer Sprache hervorragend funktionieren. Da seien u.a. „Das Leben des Brian“ und „Ein Fisch namens Wanda“ genannt, bei denen der grandiose Arne Elsholtz für die Eindeutschung verantwortlich war und das passt einfach gnadenlos gut. Bei diesem Film nun ist schon die Prämisse mit dem „right“ schwer zu übertragen, die andere Sache ist dann aber John Cleeses deutsche Stimme. In den meisten Fällen geht für ihn der inzwischen leider in Rente gegangene Thomas Danneberg an den Start, der Sprechweise und Humor perfekt transportiert. Etwa dreimal, u.a. bei „Cheers“ und hier, kam der Münchner Schauspieler Klaus Guth zu Wort. Über ihn hat, wenn ich nicht irre, mal jemand im Synchronforum geschrieben, er wäre der Helmo Kindermann der SAT1-Episoden von „Raumschiff Enterprise“. Muss man erklären! Das ZDF kaufte etwa die Hälfte des klassischen „Star Trek“ ein und synchronisierte es in den 70ern. Gerne mal zu hören in der Rolle des Bösen oder Antagonisten war in mehreren Fällen Charlton Hestons Sprecher Helmo Kindermann, u.a. auch als Klingone (Kor). Als SAT1 dann in den 80ern die fehlenden Folgen (ja, mit Ausnahme von „Ballance of Terror“, der verschissenen Nazi-Episode) synchronisieren ließ, stand Kindermann wohl nicht mehr zur Verfügung oder hatte sich aus dem Synchron ganz allgemein zurückgezogen, dafür bekam dann Klaus Guth diverse böse Figuren zu sprechen, u.a. auch einen Klingonen (Kang, den er dann in DS9 nicht sprach, dafür aber in der Jubiläumsepisode von „Voyager“, wo man auch Fred Klaus für George Takei hört… und der einst bei den „Simpsons“ Rektor Skinner sprach, den nach seinm Tod Klaus Guth übernommen hat!). Insofern trat er bei „Trek“ vom Rollenprofil ein wenig in die Fußstapfen Kindermanns… was aber, zugegebenermaßen, hiermit aber auch wirklich rein gar nichts zu tun hat! Er war wirklich großartig für Christopher Plummer als General Chang in „Star Trek VI: Das unentdecke Land“… aber für John Cleese werde ich einfach nicht warm mit ihm. In diesem Fall also lieber in der Originalfassung schauen, sonst mag das cleesige Gefühl u.U, ein wenig ausbleiben.

Bonus

Zwei Interviews, eins mit John Cleese, eins mit Autor Michael Frayn, die beide sehr sympathisch sind.

Clockwise – Recht so, Mr. Stimpson (1986)

John Cleese (Klaus Guth), Alison Steadman (Heidi Treutler), Benjamin Whitrow (Reinhard Glemnitz), Stephen Moore (Gudo Hoegel), Penelope Wilton (Manuela Renard), Geoffrey Palmer (Norbert Gastell), Joan Hickson (Alice Franz)

Regie: Chrisopher Morahan

Fazwise

„Timing“ wäre vielleicht der treffendere Titel gewesen, denn darum geht es hier und der Film zelebiert es bis zur Perfektion. Ein großer Spaß mit schönen Ein- und Ausfällen, aber vielleicht doch eher im Original zu empfehlen. Ab 20. Mai 2021 auf Blu-ray.

Heimkino: Die verlorene Zeit

1944 befreit sie ihr Geliebter aus dem Lager. Viele Jahre später, als sie in Amerika ist, glaubt sie plötzlich, dass er doch noch am Leben sein könnte und sie beginnt ihn zu suchen…

Wahre Geschichte

In Rückblenden erzählt, oder eigentlich mehr in Vorblenden in die Zeit in New York, während sich in der Vergangenheit die eigentliche Geschichte von Gefangenschaft, Flucht, verstecken und den mörderischen Nazis abspielt. Das hat durchaus seine Spannung, aber auch einen Schönheitsfehler… oder vielmehr einen Sprachfehler.

Deutsche Fassung

Der Film liegt hier nur auf deutsch vor, d.h. die polnischen Texte sind auf polnisch, aber alles, was in Amerika spielt und englisch sein sollte, ist komplett eingedeutscht. Das kann man natürlich machen, wäre aber erträglicher, wenn es auch eine gute Synchro wäre. Das ist hier schwerlich der Fall, von der Auswahl der Sprecher gar nicht zu reden, da Uli Krohm einfach mal so gar nicht zu David Rasche, bestens bekannt aus und als „Sledge Hammer“, passen will und immer ein wenig wie aufgesetzt und drübergesprochen wirkt. Leider ist das eine eher schwache Arbeit, die dem ansonsten durchaus interessanten Film etwas von seiner Stärke nimmt… und einen sich fragen lässt, warum man das denn bitte nicht besser hinbekommen hat?

Bonus

Titelauswahl des Komponisten aus dem Soundtrack.

Mit

Alice Dwyer, Dagmar Manzel, Mateusz Damiecki, David Rasche, Susanne Lothar, Florian Lukas, Shantel Van Santen

Regie: Anna Justice

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Das verlorene Fazit

Interessante Geschichte mit spannenden Momenten, aber teils in der deutschen Umsetzung nicht so gelungen, wie man sich das wünschen würde. Ab 14. Mai 2021 auf DVD.

Heimkino: Die drei Tage des Condor

Die Nerd-Abteilung der CIA. Hier werden Bücher gelesen. An einem wenig lauschigen Regentag kommt ein Killerkommando zu Besuch und bringt alle um. Nur einer der Leser kann entkommen – und versucht herauszubekommen, in was für einer Geschichte er da gerade selbst gelandet ist…

Spannender Geheimdienstthriller

Ich wollte erst „Agententhriller“ schreiben, aber das würde der Sache nicht ganz gerecht. James Bond ist quasi der Superheld des Geheimdienstgenres, doch die Hauptfigur hier ist nichtmal ein geerdeter John le Carré Agent, sondern ein Bücherwurm, der in eine Situation gerät, für die er so gar nicht geschaffen ist. Man könnte das als den geistigen Großvater von Tom Clancys Jack Ryan sehen, doch dieser Thriller hier geht noch weit mehr ins Politische – und so richtig gut weg kommen die Geheimdienste dabei auch nicht unbedingt. Der Zuschauer aber umso mehr, denn der bekommt eine handfeste Geschichte und Spannung vom ersten Schuss bis zum letzten Schlagabtausch, auch wenn der nur verbal ist. Ein toller Film mit einer exzellenten Besetzung, bei dem einfach alles stimmt.

Beruf: Profikiller

Das kaltblütige Gegenstück zu Robert Redford beherztem Flüchtigen spielt Max von Sydow, der mit Ingmar Bergman arbeitete, ebenso wie mit Woody Allen und sogar den Blofeld in einem Bond-Film geben sollte… lange, nachdem er mit dem Tod Schach gespielt hatte. Hier verkörpert er eher selbst den Tod, wobei ihm die Professionalität auf angenehmste Weise aus jeder Pore ströhmt. Er ist sachlich, berechnend und spricht mit sanfter Stimme – und wenn er am Schluss einen kleinen Plausch mit Redford hat, dann zählt das mit zu den Höhepunkten des Films.

Bonus

Informatives mit der Dokumentation Paranoia-Kino der 70er Jahre und dem Audiokommentar von Sydney Pollack.

Three Days of the Corndor / Die drei Tage des Condor (1974)

Robert Redford (Rolf Schult), Max von Sydow (Jürgen Thormann), Cliff Robertson (Christian Rode), John Houseman (Siegfried Schürenberg), Faye Dunaway (Renate Küster)

Regie: Sydney Pollak

Die drei Tage des Fazit

Hervorragender Spionage- und Geheimdienstthriller, der clever, spannend und einfach nur gut ist – ein Genuss! Ab 6. Mai 2021 auf 4K Ultra HD Blu-ray.

Heimkino: HUNTED – WALDSTERBEN

Junge Frau verlässt mit dem falschen Mann die Bar und schon bald findet sie sich in höchst bedrohlichen Situationen wieder…

Rotkäppchen und böse Wölfe

Die Frau trägt rot mit Kapuze, am Anbeginn der Geschichte wird am Lagerfeuer von Wölfen erzählt, das Bild ist also da… aber wo ist der Sack mit Mühlsteinen, der dem armen Wolf in den Bauch genäht wird, auf dass er im Brunnen elendig ersaufe? Nun, man kann wohl nicht alles haben – und das trifft dann leider auch ganz unmärchenhaft auf diesen Film zu. Denn

es beginnt bedrohlich

Gerade am Anfang kann man die Bedrohung spüren und Hauptdarsteller Arieh Worthalter hält in der Tat Wort und psychopathisiert in durchaus Furcht einflößender Weise. In ein paar Szenen funktioniert das ganz ausgezeichnet, doch irgendwann kippt es dann leider. Im Finale ist nichts mehr davon übrig und es geht unter in den weit aufgerissenen Augen der Hauptdarstellerin, was weder bedrohlich noch erquicklich ist. Überhaupt beginnen ab einem Punkt an alle, sich wie Idioten zu verhalten und das macht dann weniger Spaß. Statt den Spieß umzudrehen, aus der Gejagten die Jägerin zu machen und sie nun grausame Rache nehmen zu lassen, wird eine Art Zirkus mit Daunenfedern, bei dem man sich wünscht, das Ganze wäre ein Kurzfilm gewesen, der blutig im Wald geendet hätte. Der Böse Wolf würde sich im Grab umdrehen… oder im Brunnen in dem Fall!

Mit

Lucie Debay, Arieh Worthalter

Regie: Vincent Parannaud

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Fazsterben

Nein, es geht geht nicht um DAS Waldsterben sondern eher um das IM Wald sterben, also nix für Freunde der Umwelt. Der Film schafft es am Anfang, ein paar gute bedrohliche Szenen aufzubauen, aber spätestens nach dem Ende der Lagerfeuerunromantik hat er sein Pulver leider verschossen, alle verhalten sich dumm und dann sieht man nur noch weit aufgerissene Augen. Schade. Ab 21. Mai 2021 auf DVD und Blu-ray.