USA Ende der 50er. Frau entführt Kerl, den sie für einen Nazi-Kriegsverbrecher hält, der ihr seinerzeit schlimme Dinge angetan hat und sperrt ihn in den Keller, wo sie und ihr Mann wollen, dass er die Wahrheit sagt…
Der Tod und der Spoiler
Nachdem man sich eine Weile gefragt hat, warum einem das alles so bekannt vorkommt, kommt man eventuell irgendwann darauf, dass einen das ziemlich an „Der Tod und das Mädchen“ erinnert, nur eben weniger gut und mit Nazis. Selbstredend ist damit nicht nur alle Spannug raus, weil alles vorhersehbarer kaum sein könnte, dafür sind als Ausgleich dann aber auch alle Klischees zum Thema Nazi mit drin, wer also auf sowas abfährt dürfte hier ein Feuerwerk des Nazitums geboten bekommen. Was dann leider ausbleibt ist ein Spiel mit dem Thema, dass sich die Frau vielleicht tatsächlich mal irrt und man einen Unschuldigen – am besten sogar noch Juden, der selbst Opfer des Krieges war – brutalst gefoltert hat, doch am Ende ist alles in Ordnung, denn, naja, keine Subtilität oder sowas. Wo es „Der Tod…“ schafft, in einem Kammerspiel Spannung und Fragen aufzubauen, ergeht man sich hier im Bekannten, was, wie gesagt, nur bei eingefleischten Nazifans wirklich Gefallen finden kann.
Diversität geht nicht in zwei Richtungen
Kommen wir an die Stelle, an der ich mich richtig unbeliebt mache, aber wir leben in einer Zeit, in der laut eingefordert wird, dass Figuren, die Transmenschen sind auch nur von Transmenschen gespielt werden, Schwarze von Schwarzen, Chinesen von… Asiaten, ja, gut, die haben irgendwie keine so dolle Lobby. Dass ich Blackfacing in Bezug auf Die Heiligen Drei Könige eher für eine Verbeugung davor halte, dass einer der drei schwarz war, anderes Thema, aber niemand, wirklich niemand schreit auf, wenn die Nazis in Filmen nicht von… Nazis gespielt werden. Gut, das wäre vielleicht zuviel verlangt, aber dass man für Deutsche keine Deutschen bekommt, jaaaaaaa, da kräht kein Hahn nach. So haben wir hier also die Schwedin Noomi Rapace, die eine ungarische Roma spielt und den Schweden Joel Kinnaman, der einen schweizerischen Deutschen verkörpert… Ja, Amerika, wir Europäer sehen für euch eben alle gleich aus, was?
Mit
Noomi Rapace, Joel Kinnaman, Chris Messina, Amy Seimetz
Regie: Yuval Adler
[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]
Fazit
Eigentlich halte ich es schon für unverschämt, dass es im Nachspann bei den Autoren keinen Hinweis auf „Der Tod und das Mädchen“ gibt, sind die Parallelen doch zu groß und zu offensichtlich – nur, dass jener der weit bessere Film ist und dieser hier eine vorhersehbare Klischeerevue mit Foltereinlagen. Ich passe! Ab 3. Dezember 2020 im Kino… nein, so wars mal gedacht, nun aber ab 27. Mai 2021.