„Fachbegriffe“, damit Sie wissen, was gemein ist

– oder gemeint!

Kritiker benutzen gerne ein besonderes Vokabular. Nehme ich jedenfalls an. Ich lese, ehrlich gesagt, keine Kritiken. Versaut einem nur den Film. Aber wenn Sie Kritiken lesen, dann kann Ihnen das folgende Glossar möglicherweise bei der Rezeption und dem Verständnis davon helfen.

„Der Film nimmt sich Zeit“

Heißt im Klartext: langweilig! Der Film kommt einfach nicht in die Gänge. Das muss von einem Kritiker nicht unbedingt abwertend gemeint sein, im Gegenteil, wer so was schreibt, meint es wahrscheinlich ernst. Zutreffender dürfte aber meine Interpretation sein. Das ganze geht meist einher mit einem „unaufgeregten Erzählstil“ (lange Einstellungen, wenig Handlung).

„Der Film ist ambitioniert“

Bedeutet: Er versucht zuviel auf einmal – und scheitert dabei wahrscheinlich. „Cloud Atlas“ wäre ein treffendes Beispiel. Von der Grundstruktur und den Ideen her gar nicht schlecht, aber die Filmemacher haben es vermieden, sich bei dieser Fülle an Schauspielern/Geschichten/Handlungen auf die Wesentlichen zu beschränken. Man will alles und erreicht dabei weniger. Wenn nicht jeder Schauspieler in jeder Episode eine Rolle gespielt, wenn man vielleicht den einen oder anderen Handlungsstrang gestrichen oder gekürzt hätte, dann hätte man daraus einen großartigen Film machen können und keinen… ambitionierten!

„Der Film ist sperrig“

Unverständlich, schwer verdaulich. Wahrscheinlich hat er auch keinen guten Fluss, sehr wahrscheinlich eine Aussage (denn wozu wäre das andere sonst von Nutzen?).

„Um Ausgewogenheit bemüht“

Total einseitige Propaganda. Ach, schön wär’s! Wahrscheinlich bemüht politisch korrekter Mist, der versucht, auch ja niemandem auf die Füße zu treten und damit genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er eigentlich aussagen sollte, wenn die Macher verstehen würden, dass nicht politische Korrektheit wichtig ist, sondern, dass man das, was sie vorschützen soll, auch wirklich meint.

„Kunstfilm“

Das steht meist für langweilig oder unverständlich, meist beides zusammen. Wird von einigen Kritikern sehr geschätzt, weil wahrscheinlich die Bilder toll sind, aber die Handlung auf der Strecke bleibt. Gibt einem das Gefühl, man ist was Besonderes, wenn man so was gut findet. Leute, die so was nicht gut finden, tun das, „weil sie das nicht verstehen“, was das Gefühl des Besonderen verstärkt. Wenn Sie eine Handlung oder ein kühles Bier bevorzugen, meiden Sie Kunstfilme lieber.

„Starke Bildsprache“

(siehe „Kunstfilm“)

„Ausdrucksstarke Schauspieler“

Overacting! Hier bekommt man keine subtilen Zwischentöne geboten, sondern nur Augenrolle, Geschreie, Gestampfe – so wie Al Pacino, wenn er einen Film scheinbar nur des Geldes wegen macht.

„Der Film bricht mit gängigen Strukturen“

Das kann gut sein. Liest man leider nie bei romantischen Komödien, die alle nach demselben langweiligen Muster ablaufen. Da wäre das mal sehr erfrischend. Ansonsten ist allerdings wohl eher gemeint: Keine geradlinige Handlung, verwinkelte Struktur, Ralph Fiennes spielt keinen Bösewicht.

„Traditionelles Erzählkino“

Romantische Komödie, bei der man von Anfang an weiß, wie sie ausgehen und wer am Ende mit wem zusammen sein wird.

„Dynamischer Erzählstil“

Möglichst viele möglichst schnelle Schnitte, die eine Geschwindigkeit vortäuschen sollen, die der Film meist nicht hat. Fehlende Handlung wird gerne durch Laufen, Springen, Rennen ersetzt, was kurzweilig wirken kann, aber Tiefe meist vermeidet.

„Charakterstudie“

Mindestens einer der Hauptcharaktere hat Probleme mit Alkohol oder Drogen, am besten beidem. Am Ende bekommt er das Problem in den Griff durch a) Einsicht, b) Tod oder c) nicht.

„Popcornkino“

Billige Entschuldigung für: „Der Film hat weder Tiefe noch Handlung, es ist absolut austauschbare Hollywoodware, aber obwohl ich ein hochintellektueller Kritiker bin, hat mir der Film irgendwie gefallen/ich werde von der Verleihfirma bezahlt.“

„Amerikanischer Film“

Gewalt wird gern gesehen, Sex eher nicht.

„Europäischer Film“

Titten!

„PG-13“

Keine Titten!

„Film Noir“

schwarz/weiß

„3D“

Meist absolut überflüssiges Gimmick, das den Studios aber mehr Geld einbringt, weil die Kinokarten dadurch teurer werden.

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von Martin Cordemann

Bonds intellektuelles Gegenstück

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Gemeint ist weder OSS 117 noch Kommissar X und schon gar nicht der eingreifende Geheimagent Barrett. Die sind alle „Nachfolger“ oder sagen wir lieber „billige“ Kopien, die im Kielwasser des Erfolgs eines Agenten namens James Bond 007 entstanden.

Auch wenn wir uns vielleicht später den köstlichen OSS-Filmen mit Jean Dujardin zuwenden werden, geht es heute um einen anderen Agenten ihrer Majestät:

Harry Palmer

Die Figur entstammt den Agententhrillern von Len Deighton und hat, wenn ich mich an meine Lektüre aus den 80ern richtig erinnere, in den Büchern keinen Namen. So würde ich also zu der Spekulation neigen, dass man sich für die Reihe eigens einen Namen aus den Fingern gesau… ausgedacht hat.

Im Gegensatz zu seinem Kollegen Bond hat Palmer bislang kein Heer an Darstellern verschlissen, bisher wurde die Figur lediglich von einem britischen Schauspieler gespielt. Der hat es zwar leider noch in keinen Bond Film geschafft, dafür dürfte Sir Michael Caine aber einer der am meisten beschäftigten Schauspieler

a) der Welt

b) derzeit

c) aller Zeiten

d) neben Gerard Depardieu und Christopher Lee

sein. Hat er es auch nicht zum Bondgegner gebracht, so wurde er doch zumindest Batmans Butler, Jack the Rippers Jäger und Captain Nemos… Nemo, um nur einen Bruchteil seines Schaffens zu nennen.

Harry Palmer spielte er insgesamt fünfmal. In den 60ern entstanden, zeitgleich mit Bond und von dessen Ko-Produzenten Harry Saltzmann produziert, drei Filme um den Agenten. 1995 wurden dann noch die beiden Fernsehfilme „The Palmer Files: Der Rote Tod“ und „The Palmer Files: Herren der Apokalypse“ gedreht, auf die wir jedoch nicht eingehen werden und an denen möglicherweise das Bemerkenswerteste ist, dass dort an seiner Seite Sean Connerys Sohn Jason zu sehen ist.

Ipcress – streng geheim

Palmer ist nicht der glamouröse Agent, den wir in James Bond (dem Bond vor Craig!) sehen, sondern eher das Gegenteil davon. Er macht den Job für Majestät und Vaterland nicht aus Patriotismus, sondern um dem Gefängnis zu entgehen. Bei der Wahl Knast oder Geheimdienst hat er sich für letzteren entschieden, was immer wieder sein Leben in Gefahr bringt. Abgesehen davon fährt er nicht die tollsten Schlitten und speist in den teuersten Restaurants, sondern muss sich mit Formularen und Anträgen, kurz Bürokratie herumschlagen. Das hemmt sowohl seinen Enthusiasmus als auch eine schnelle Auflösung seiner Fälle.

In diesem ersten Film darf er dafür allerdings das erleben, worauf Bond Jahrzehnte seiner Filmkarriere warten muss: Er erfährt Folter und Gehirnwäsche am eigenen Leib. Das ist schmutzig und brutal, das ist Bond, wie er heute vorgibt zu sein, aber doch nicht wirklich ist. Aber wird Harry Palmer die Folter überleben…

Natürlich, denn sonst gäbe es doch wohl keine Filmserie, oder?

Finale in Berlin

Naja, theoretisch könnten alle weitere Teile vor „Ipcress“ spielen, was in der Tat mal ein interessantes Konzept für eine Serie wäre… aber natürlich ist es hier nicht so.

Bei „Ipcress“ stammt die Filmmusik übrigens, wie man unschwer hören kann, von Bond Komponisten John Barry. Da der Film und sein Soundtrack in zeitlicher Nähe zu dem Bond Film „Feuerball“ entstanden, kann man durchaus Parallelen zwischen den beiden Musiken erkennen.

Im zweiten Teil „Finale in Berlin“ (im Original „Funeral in Berlin“, womit auf die Art und Weise angespielt wird, wie man die Leute aus der DDR herausschmuggelt… und auf die eine oder andere Leiche) darf Palmer (nach Ausfüllen aller notwendigen Papiere) nach Berlin reisen. Dort soll er einem russischen General beim Überlaufen helfen. Außerdem trifft er seinen alten Freund Johnny Vulkan wieder. Natürlich geht das alles nicht ohne jede Menge Verwicklungen ab. Es gibt Verrat an so vielen Orten, dass man am Ende fast nicht mehr weiß, wer nun eigentlich wen für was verraten hat… doch, das weiß man schon, aber es klang einfach so gut, es zu schreiben. Ein komplexer Thriller, in dem der britische Agent nicht immer der Gewinner ist.

Da der Film in Berlin spielt und das ganze in den 60ern war, gibt es, anders als heute, jede Menge Deutsche, die jede Menge Deutsche spielen. Paul Hubschmidt gibt Johnny Vulkan, des Weiteren sind mit dabei „Ekel Alfred“ Heinz Schubert, Herbert Fux und Wolfgang Völz (die sich in der deutschen Fassung leider alle nicht selber sprechen) sowie Synchronstar Rainer Brandt (der sich in der deutschen Fassung tatsächlich selber spricht).

Das Millarden-Dollar-Gehirn

Der letzte Teil der Filmreihe… und nicht unbedingt ihr Höhepunkt. Während „Ipcress“ noch den Geschmack eines schmutzigen, kleinen Thrillers hat und „Finale“ das Flair eines internationalen Spionagestreifens, merkt man „Gehirn“ an, dass es hier Probleme mit dem Geld gab. Und zwar zuviel davon – vom Geld, nicht von den Problemen!

Man sieht dem Film an, dass er teuer war – und so was führt oft dazu, dass die Handlung zugunsten von Schauwerten auf der Strecke bleibt. Das ist hier leider auch so. Es gibt Unmengen an Statisten, Tanklastwagen, Schnee, Eis… aber zu wenig Handlung, die das alles stützt. Alles wirkt bombastisch und gleichzeitig leer. Palmer darf durch die Welt reisen, Stockholm, Texas, Ostblock. Was er genau da soll, verwischt im Laufe des Films und hätte Oberst Stock, der angebliche Überläufer aus dem letzten Film, uns am Ende nicht so freundlich daran erinnert, wir hätten es komplett vergessen.

So ist „Gehirn“ ein eher unwürdiger Abgang für einen ansonsten sehr würdigen Agenten. Vielleicht war das der Grund, warum man in den 90ern noch einmal auf die Figur zurückgegriffen hat… aber da mir diese Filme leider nicht vorliegen, kann ich wenig dazu sagen.

Harry Palmer auf Deutsch

Mit Michael Caine macht man eigentlich nie was falsch. Gut, das Remake von „Get Carter“ kann er nicht retten, aber sonst ist er in den meisten Filmen jemand, der diese Werke aufwertet. Wenn man sich seine Filmographie ansieht, wirkt es so, als würde er das Wörtchen „Nein“ nicht kennen und hätte in seinem Leben nie ein Projekt abgelehnt. Tatsächlich ist aber ein (einziger!) Film verbürgt, den er abgelehnt hat. Ursprünglich sollte er William von Baskerville in „Der Name der Rose“ spielen, lehnte aber angeblich ab, weil er für die Rolle hätte abnehmen müssen. So ging sie an Connery und es wurde mit einem großartigen Comeback Filmgeschichte geschrieben.

Wenn auch die Figur des Harry Palmer bisher nur von einem Schauspieler gespielt wurde, so gilt das für die deutsche Fassung leider nicht. Wir haben drei Filme, in denen die deutsche Besetzung jeweils komplett wechselte. Das ist unschön, aber es kommt leider vor. Das gilt für Oberst Ross gleichermaßen wie für Palmer selbst. Guy Doleman wird im ersten Film von John Wayne Stimme Arnold Marquis gesprochen, im zweiten von Alec Guiness Sprecher Wilhelm Borchert und im dritten von Cary Grants Curt Ackermann (während Marquis dort unsinnigerweise als Stimme des Computers zu hören ist).

Michael Caine dagegen wird in „Ipcress“ einmalig von Peer Schmidt gesprochen, der jahrelang der Stammsprecher von Jean-Paul Belmondo war und vielen vielleicht bekannt ist als Rod Taylor in „Die Zeitmaschine“.

In „Finale“ kam dann Eckart Dux zum Zuge, der Caine auch danach in diversen Filmen seine Stimme lieh, aber nicht als Harry Palmer. Dux ist ein bisschen ein Phänomen, denn er ist einer der am längsten aktiven Synchronsprecher. Man hört ihn u.a. in der herrlich schwarzen Komödie „Wir sind keine Engel“ von 1955, als Norman Bates in „Psycho“ (Anthony Perkins, 1959), als Hannibal Smith in „Das A-Team“ (George Peppard, 1983ff), als Vater des „King of Queens“ in der gleichnamigen Serie (Jerry Stiller, 1998ff) und als Gandalf in „Der Hobbit“ (Ian McKellen, 2012). Eine großartige Stimme und ein großartiger, wandelbarer Schauspieler.

Warum man hier ständig umbesetzte ist mir nicht bekannt, aber im „Gehirn“ wurde Caine dann von Christian Rode gesprochen, der ihn auch danach noch ein paar Mal sprach. Rode ist oft eher auf Bösewichte abonniert, machte seine Sache als Dr. McCoy in zwei „Star Trek“ Filmen aber auch nicht schlecht. Für Michael Caine finde ich ihn jedoch nicht die beste Wahl.

Erst in den beiden Fernsehfilmen erhielt Caine dann seinen inzwischen langjährigen Stammsprecher Jürgen Thormann, der ihn inzwischen in mehr als der Hälfte seiner Filme gesprochen haben müsste. Neben Caine spricht er u.a. auch für Peter O’Toole, Peter Sellers und John Hurt und wie bei Dux ist es auch bei ihm meist ein Genuss, ihm zuzuhören.

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von Martin Cordemann

Klassische Krimis

– aus unserer Reihe: „Es muss nicht immer Nörgeln sein“

Natürlich macht es viel mehr Spaß, an irgendwas herumzunörgeln. Und oft haben es die Sachen auch verdient – und die, die sie gemacht haben, haben auch daran verdient. Es ist also nicht so, als würde man auf einem armen Independent-Filmemacher herumhacken, der mit Müh und Not das Geld für einen Film zusammengekratzt hat. Es geht um Filme, die viel gekostet und wahrscheinlich auch viel eingespielt haben – und wenn so was soviel kostet, dann sollte man verdammtnochmal auch ein vernünftiges Produkt abliefern. Und das fängt beim Drehbuch an!

Aber kommen wir zu Dingen, die wirklich gut sind – und wenn ich „gut sind“ schreibe, heißt das, wie bei allem hier, „meiner Meinung nach“. Also weg vom Lästern und hin zum Lobpreisen… na ja, wir wollen nicht übertreiben. Aber wir wollen uns Filmen zuwenden, die Sie möglicherweise gar nicht kennen, weil sie a) keine großen Erfolge oder b) alt sind… was uns beides ermächtigt, ein Remake davon zu machen, um es der Jugend zu präsentieren… was wir aber nicht tun werden. Ich zumindest!

„Charade“

Ist es Krimi, ist es Komödie, ist es Cary Grant? Ja! Es gibt einen geschickten Plot, der sich nach und nach entwirrt – und sogar Sinn ergibt. Ich finde es immer sehr angenehm, wenn Figuren und Filmemacher clever sind – und, ganz ehrlich, die Figuren können nur so clever sein wie die Menschen, die sie gestalten. (Weshalb „Sherlock“ auch intelligent und großartig ist und „Elementary“ nicht.) Der Film hat eine stimmungsvolle Musik von Großmeister Henry Mancini und lebt von interessanten Figuren und wunderbar geschriebenen Dialogen, die auch in der deutschen Fassung nicht an Qualität oder Schlagfertigkeit einbüssen. Im Gegenteil, manchmal gibt es Stellen, die auf Deutsch schöner sind als im Original.

Ein kleiner Exkurs: Da wäre zum Beispiel das „Sie haben alle Brillen auf!“ aus „Vor Hausfreunden wird gewarnt“ (ebenfalls mit Cary Grant), das auf Deutsch schon fast Kultcharakter hat, im Original aber ein wenig zu verpuffen scheint. Obwohl ich hier der Originalfassung den Vorzug gebe, wäre da die Bezeichnung „der faulste Sack“ bei „The Big Lebowski“, die einfach viel besser kommt als „laziest guy“, ebenso wie Helmut Krauss „Konnt ich ja nicht wissen!“ John Goodmans „I didn’t know that!“ irgendwie übertrifft… aber das sind natürlich Spitzfindigkeiten.

Curt Ackermann leistet für Cary Grant gewohnt gute Arbeit, für einen kleinen Höhepunkt des Films sorgt aber Uta Hallant als Stimme von Audrey Hepburn. Als diese Grants Brille in die Hand nimmt mit den Worten: „Die brauchst du doch bestimmt gar nicht!“, hindurch sieht, sie direkt zurückreicht und sagt: „Doch, und wie!“ Perfekt betont, perfekt gespielt, eine herrliche Stelle in einem herrlichen Film, der, wie so viele andere Filme, ein Remake bekommen hat, in dem Mark Wahlberg die Hauptrolle spielt… aber das soll uns hier egal sein!

„Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“

Mark Wahlberg… hat mit diesem Film nichts zu tun. Auch nicht mit dem Remake. Oder den Remakes. Derer gibt es nämlich zwei. Eins mit Edward James Olmos, bekannt aus a) „Miami Vice“ oder b) „Battlestar Galactica“ und eins von Tony Scott mit Denzel „Ich habe nur einen Gesichtsausdruck“ Washington und John „In diesem Film bin ich wirklich schlecht“ Travolta. Wenn Sie also ein eigenes Remake machen wollen, müssen Sie sich hinten anstellen.

Es geht darum, dass jemand eine U-Bahn entführt (nein, nicht nach Cuba) und mit den Geiseln Geld erpressen will. So beschränkt sich ein Großteil des Films auf die New Yorker U-Bahn, während Walther Matthau (der auch in „Charade“ mitspielt) versucht, die Situation zu lösen. Spannend, gut gemacht, mit trockenem Humor gespickt.

Als Gegner ist ein alter Bond-Schurke mit von der Partie: Robert Shaw (hier militärisch kalt gesprochen von Darth Vader Sprecher Heinz Petruo… was ein bisschen Typecasting ist, da der oft für den Bösen ran musste), der in „Liebesgrüße aus Moskau“ Bond verprügeln darf, in „Der Clou“ gegen Paul Newman wettet und später den „weißen Hai“ jagt – mit fragwürdigem Erfolg.

Ich würde den Film für eine der übersehenen Juwelen der Filmgeschichte halten, da er spannend, gut und wahrscheinlich trotzdem weitgehend unbekannt ist.

„Mörderischer Vorsprung“

Genau das kann man wahrscheinlich auch über diesen Film sagen. Ein Bösewicht flieht über die Berge, versteckt in einer Gruppe Bergwanderer. In üblichen Hollywoodfilmen wüsste man direkt: Es ist Schauspieler B, weil der immer den Bösewicht spielt – und man hätte wahrscheinlich recht. Doch da ist dieser Film schlauer. Die Wandergruppe besteht fast nur aus Schauspielern, in deren Rollenprofil „Bösewicht“ an erster Stelle stehen würde. Und bis zu einem gewissen Zeitpunkt enthält man uns als Zuschauer vor, wer denn nun der Untäter ist.

Ein Film, den ich zuerst im Fernsehen gesehen habe, was wohl nicht dafür spricht, dass er sonderlich erfolgreich war. Was schade ist, denn dieser Film hätte weit Besseres verdient.

Sidney Poitier als der Mann aus der Stadt (oder der Schwarze in der Wildnis) und Tom Berenger als der Mann aus den Bergen nehmen die Verfolgung dieser Gruppe auf, ersterer, weil er den Bösewicht fangen will, letzterer, weil seine Freundin die Gruppe führt. Es beginnt ein Wettlauf gegen Wetter, Zeit, Mord und all die Sachen, die dazu gehören.

Und wenn Sie wissen wollen, wer denn nun eigentlich der Böse war… dann müssen Sie den Film schon selber gucken!

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von Martin Cordemann

„Weniger führt zu mehr“

– warum Restriktionen gut für die Kreativität sein können

Es war der große Philosoph Renny Harlin, der einmal sagte: „More is more!“ Nein, war nur Spaß. Wobei, gesagt hat er es, aber Philosoph ist dann doch vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Ein bisschen sehr hoch gegriffen. Aber es geht hier nicht um Mr. Harlin und seine Filme, sondern es geht um die Frage: Macht Geld glücklich?

Nein, um die Frage geht es auch nicht. Und „glücklich“ vielleicht nicht, aber ich nehme an, Koks und Nutten lassen einen über das eine oder andere hinwegsehen. Aber da sind wir wieder bei der Philosophie. Oder Pornographie. Egal, eins wie das andere.

In meiner Überschrift stelle ich die gewagte These auf, dass sich Grenzen gut auf ein kreatives Produkt auswirken. Man kann es auch anders sagen: Leute, die behaupten, ein Film wäre schlecht, „weil die kein Geld hatten“ sind mit Vollidioten noch recht wohlwollend umschrieben. Oder sagen wir es höflich: Diese Schwätzer haben keine Ahnung.

Man kann sagen, es gibt Ausnahmen. Aber man kann auch sagen: Wenn ich keine Kohle habe, mache ich keinen Science Fiction Film, der 10.000 Spezialeffekte erfordert! Oder eine gigantische Seeschlacht, die realistisch aussehen soll, mir aber nur mein aufblasbarer Swimmingpool im Garten zur Verfügung steht. Dass ein Film wirklich beschissen wird, könnte in vielen Fällen auch daran liegen, dass er einfach EIN SCHEISS SCHLECHTES BUCH HAT! Aber das ist nur eine Theorie!

Einschränkungen erweitern

Was wie ein Widerspruch in sich wirkt, könnte lediglich ein Widerspruch in mir sein. Oder, um es so zu formulieren: Ich könnte Unrecht haben!

Hab ich aber nicht!

Also warum sollen Einschränkungen, warum sollen Restriktionen, Begrenzungen, sich positiv auf ein Werk auswirken?

Müssen Sie das wirklich fragen?

Ganz ehrlich?

Haben Sie sich das noch nicht selbst beantworten können?

Ganz einfach: Wenn man eine Begrenzung hat, sei es, dass einem zu wenig Geld zur Verfügung steht, sei es, dass einem die Zensur einen Strich durch die Rechnung machen will, dann muss man dieses Problem wie lösen?

Na?

Richtig!

KREATIV!

Begrenzungen zwingen einen dazu, neue Wege zu finden und zu gehen. Man muss etwas entwickeln, seinen Kopf einsetzen, um diese Probleme zu lösen, um diese Beschränkungen zu umgehen.

Beispiel George W.

Gemeint ist Lucas, nicht Bush. Ja, ich weiß, der hat eigentlich kein W., aber da das für das Böse steht, passt es bei ihm doch auch ganz gut. Egal, weiter im Text.

Als Lucas seine ersten „Star Wars“ Filme gemacht hatte, musste er seine eigene Produktionsgesellschaft für Spezialeffekte gründen, weil die Studios so etwas nicht mehr hatten. Und diese Effekt-Leute mussten sich Wege einfallen lassen, wie man die Raumschiffe das machen lassen konnte, was das Drehbuch und der Regisseur von ihnen verlangte. Man hat Geräusche aufgenommen, um sie als die Töne von Schiffen und Waffen verwenden zu können. Es mussten Lösungen gefunden werden, kreative Lösungen.

Und wie war das, als er seine neuen Prequels gemacht hat? Ach ja, Computerzeugs. Und Geld. Wenn man jede Menge Kohle in so ein Projekt pumpt, dann löst das die meisten Probleme. Kauft man eben noch n Rechner, um die Effekte ausrechnen zu lassen. Gut, das sieht dann alles wie synthetische Scheiße aus, aber das Problem ist gelöst.

Ich will beileibe nicht sagen, dass man bei einem solchen Projekt nicht ohne Geld auskommt und natürlich ist es schön, wenn man eine Menge davon zur Verfügung hat, aber wenn davon nicht erstmal etwas in eine vernünftige Grundlage fließt (das Drehbuch!), dann ist der Rest doch auch egal, oder?

Der Hai der Ringe

Peter Jackson hat mit der „Herr der Ringe“ Trilogie das gemacht, was die Prequels von „Star Wars“ hätten sein sollen – und wie sie hätten sein sollen: Eine mit Liebe und dem Blick fürs Detail erzählte, interessante Geschichte. Jackson löst nicht alle Probleme mit dem Computer, hier wird noch gebaut, gebastelt, Kostüme hergestellt, Massenszenen gefilmt – und nicht alles ohne menschliches Zutun im Computer berechnet. Man merkt den Filmen an, dass hier jemand Spaß an der Sache hatte, dass es ihm ein Anliegen war… und nicht, dass sein Anliegen Kohle scheffeln war.

Aber was macht man, wenn die Puppe nicht funktioniert? Oder „der weiße Hai“? Oder das „Alien“? Ein schlechter Regisseur würde es trotzdem die ganze Zeit einsetzen, auch wenn es hinterher beschissen aussieht. Aber ein guter Regisseur findet einen Weg, diese Probleme im wahrsten Sinne des Wortes zu umgehen. Was der Grund ist, warum der Hai nur so selten auftaucht – und das Alien auch. Hätte man den Zuschauer die ganze Zeit mit einer schlechten Puppe zugepflastert, wäre der jeweilige Film nur albern und lächerlich geworden. Durch die – erzwungene – sparsame Nutzung davon, schaffen es beide Regisseure (Steven Spielberg, Ridley Scott) jedoch, extrem spannende Filme zu produzieren, wobei besonders bei „Alien“ ein großer Teil der Spannung daher kommt, dass man das Alien nie ganz zu sehen bekommt, das aber unbedingt möchte. Ein großartiges Ergebnis, das aus einer ärgerlichen Beschränkung erwachsen ist.

Schweinfeld

Ein anderes Beispiel, wie Kreativität siegt, ist überraschenderweise „Seinfeld“. (Jerry, nicht Evan… der aber bestimmt auch interessantes Filmmaterial anbieten kann). Ich selbst bin kein so großer Fan der Serie, aber in einer Staffel berichten sie darüber, wie sie mit der Zensur umgegangen sind. Sie konnten oder durften im Fernsehen nicht den Begriff „masturbieren“ verwenden, also mussten sie Wege finden, das zu umgehen („Master of my domain“), womit sie dann in der ganzen Folge spielerisch umgegangen sind. Das zeigt, dass selbst so beschissene Einschränkungen wie die Zensur durchaus zu kreativen Höchstleistungen führen können.

Ähnlich muss es für das Kabarett oder „subversive Autoren“ in jedem Polizeistaat oder jeder Diktatur sein. Denn wenn man nicht alles sagen darf, aber trotzdem eine Kritik anbringen möchte, dann muss man sich auch da eben einen Weg überlegen, das zu tun, ohne anschließend direkt von der STASI abgeholt zu werden.

Wenn es also auch wirklich schön ist, alle seine Probleme mit Geld lösen zu können, so schränkt das, wie wir gesehen haben, die Kreativität doch wahrscheinlich eher ein. Schade, dass das so wenige Leute begreifen!

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von Martin Cordemann

Serien, die kein gutes Ende nahmen

Gemeint sind nicht Serien, die man schlecht behandelt, auf den Müll geworfen hat und die jetzt in der stinkigen Gasse hinter dem Supermarkt hausen. Es geht um Serien, die eigentlich gut sein sollten/könnten/müssten, die es aber aus irgendeinem Grund am Ende versaut haben. Mir geht es so, dass ein beschissenes Ende eine Serie rückwirkend absolut versauen kann. Und damit sind wir auch schon bei…

„Lost“

Es gibt viele, denen das Ende von „Lost“ nicht gefällt. Ich unterstelle mal, das sind meist Leute, die die vollen sechs Jahre in die Serie investiert und Jahr um Jahr auf eine Auflösung hingefiebert haben, die sich dann als mehr als lächerlich entpuppte – und das ist noch eine sehr höfliche Umschreibung. Andere, die „Lost“ auf DVD gesehen haben und das nur auf ein paar Monate verteilt, werden hier weniger gelitten haben.

Was genau ist das Problem? Nun, sagen wir mal, die „Reise“ war gut. Es war spannend und interessant und es gab faszinierende Figuren. Vergleicht man „Lost“ mit einer Achterbahnfahrt, dann muss man sagen, dass die Fahrt selbst ziemlich gut war. Das Problem ist nur, um bei der Analogie zu bleiben, dass man uns in jeder Kurve, auf jedem Streckenabschnitt, seit dem Anfang, wieder und wieder gesagt hat: „Das Ende ist wichtig, das Ende ist der Höhepunkt, das Finale der Fahrt ist das allerwichtigste!“ Und dann ist das Finale, dass ein Zwerg mit einem Schlauch über einen Zaun spritzt, ohne uns zu treffen. Okay, die Analogie hakt, aber sagen wir mal, es war enttäuschend – und definitiv kein Höhepunkt.

Was ja auch alles nicht so schlimm gewesen wäre, wenn man uns nicht, um auf „Lost“ zurückzukommen, von Anfang an vorgemacht hätte, dass die Insel selbst total absolut mega hyper sensationell wichtig ist. Wenn man das macht, dann sollte man verdammt noch mal auch von Anfang an wissen, was man da tut und eine gute Auflösung parat haben. Ich meine, ich schreib doch auch keinen Krimi, in dem ich auf jeder Seite darauf hinweise, dass der Täter am Schluss eine wirklich wichtige Rolle spielt und dann sag ich auf der letzten Seite: „Ach ja, der Mörder war der Typ aus dem Nachbarhaus, aber der ist bisher nicht vorgekommen und jetzt ist das Buch vorbei.“ Sowas ist nicht nur eine Enttäuschung, es ist einfach schlecht. Aber es wird ja gesagt, dass sich die Macher von „Lost“ haben inspirieren lassen von…

„Nummer 6“

Patrick McGoohan wacht in einem Dorf auf, in dem alle nur Nummern haben (aber nicht schieben) und in dem es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Als Zuschauer fragt man sich das gleiche wie er, was es wohl mit diesem Dorf auf sich hat, doch die Auflösung in der letzten Episode ist… mit einer Enttäuschung noch positiv umschrieben. Obwohl, wenn Ihnen das Ende von „2001“ gefallen hat, dann haben Sie hieran vielleicht auch Ihren Spaß.

„Fringe“

Und damit sind wir wieder bei einer Serie, an der J.J. Abrams beteiligt war (wie vorstehendes „Lost“ und nachstehendes „Alias“. Irgendwie scheint Serien nie ein gutes Ende beschieden zu sein, wenn Abrams seine Finger im Spiel hat. So war es denn auch bei „Fringe“. Vom „Monster der Woche“ Schema in der ersten Staffel entwickelte man einen Handlungsbogen um ein Paralleluniversum, der durchaus spannend und interessant war. Doch der war irgendwann abgeschlossen, die Serie aber (leider) noch nicht. So wurde für die letzte Staffel eine unbefriedigende Schnitzeljagd vom Zaun gebrochen und man war dann doch froh, als es endlich vorbei war, ich zumindest. (Oder, wie Sheldon bei „The Big Bang Theory“ so schön und treffend über „Heroes“ sagt: Man hat die Qualität der Serie Staffel für Staffel absichtlich so sehr gesenkt, dass der Zuschauer am Ende froh war, als es vorbei war – womit wir „Heroes“ dann auch abgehandelt hätten!)

„Alias“

Jennifer Garner als Agentin, der noch unbekannte Bradley Cooper als unscheinbarer Freund – so kann Fernsehen sein. Fing auch gut an, hatte sogar einen geschwätzigen Quentin Trantino (wahrscheinlich Typecasting) und mit Roger Moore sogar einen echten Bond Darsteller als Gäste. (Exkurs: Ihr Serien-Vater heißt Jack Bristow, dann gab es noch in „24“ einen Jack Bauer und in der nach ihm benannten Filmreihe einen Jason Bourne… aber ich nehme an, dass alle die gleichen Initialen wie James Bond haben, wird reiner Zufall sein!)

Am Anfang war da noch eine gewisse Spannung in der Serie, es war schnell, actionreich und man hatte sich an Garners zwei Gesichtsausdrücken noch nicht satt gesehen. Doch irgendwann war das dann vorbei, beides. Und man verstrickte sich immer mehr in irgendwelche Handlungen, die dann doch zu einem eher unbefriedigenden Ende führten. Was fast so klingt wie…

„Akte X“

Die ersten paar Jahre waren klasse. Es gab das „Monster der Woche“ und es gab die Mythologie-Folgen, in denen es um eine Verschwörung, Außerirdische und rauchende Krebskandidaten ging. Es gab schräge Nebencharaktere wie „die einsamen Schützen“ und fiese wie Kryczek (oder wie immer man den schreibt). Das war toll, das war neu, das war spannend. Doch irgendwann hatte man die Übersicht verloren, nicht nur wir als Zuschauer, sondern wohl auch Chris Carter als Produzent. Keiner wusste mehr so richtig, welche Verschwörung wogegen oder wofür war und überhaupt. Als die Serie nach neun Jahren zu Grabe getragen wurde, war weder von der Stammbesetzung noch von der Klasse mehr etwas da. Extrem schade, nach einem so guten, ja geradezu wegweisenden Anfang.

(„Akte X“ gehört zu den Serien, bei denen ich die deutsche Fassung positiv hervorheben würde, was vor allem an der deutschen Besetzung der Hauptfiguren liegt. Während sich David Duchovny im Original gerne einen in seinen nicht vorhandenen Bart nuschelt, wird er durch Benjamin Völz Stimme definitiv aufgewertet. Auch die unverwechselbare Stimme von Franziska Pigulla gibt Gillian Anderson ein bisschen mehr Kick, als ihre Stimme im Original hat. So werden Scully und Mulder auf Deutsch zu einem akustischen Genuss!)

Waren das schon alle? Nein, da gibt es leider noch ein paar… aber ein andermal!

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von Martin Cordemann

„Stirb langsam“ stirbt langsam

– „Die hard“ died hard

Ist es schon 5? Ja, ich glaube schon. Also nicht Uhr sondern Film. „Stirb langsam“, was einmal als Wegweisender Genrefilm begann, wird in seinem 5. Teil („A Good Day to Live Free or Die Hard with a Vengance“ oder so ähnlich) zu Grabe getragen. Es ist tragisch, zog der erste Film doch eine Menge Nachahmer nach sich, ja, wurde Synonym für eine ganze Richtung von Film. Man musste nur den Titel sagen und mit einem anderen Ort verbinden und schon hatte man erklärt, worum es geht:

  • „Stirb langsam in nem Flugzeug“ („Passagier 52“)
  • „Stirb langsam auf nem Schiff“ („Alarmstufe: Rot“)
  • „Stirb langsam im Bus“ („Speed“)
  • „Stirb langsam auffem Klo“ („Durchfall“)

Doch heute ist nichtmal mehr „Stirb langsam“ „Stirb langsam“. Das muss ja prinzipiell nichts schlimmes sein, genau genommen ist es sogar viel schöner, wenn man andere Wege findet, nicht immer dieselbe Handlung erzählt und sich dabei trotzdem treu bleibt und trotzdem die richtige Stimmung vermittelt. Doch da kann „Stirb langsam: Ein guter Tag zum Sterben“ mit Star Wars, Star Trek, Bond und Indy mithalten, denn auch er fühlt sich kein Stück an wie ein „Stirb langsam“ Film!

Der Kultfilm

Beginnen wir bei den Anfängen… oder fast. Dass der erste „Stirb langsam“ eigentlich Frank Sinatra angeboten wurde, weil er auf dem zweiten Roman mit einer Figur basierte, die er mal gespielt hatte, lass ich jetzt einfach mal aus. Der Film hat einen Standard gesetzt und ein paar neue Dinge ins Actionkino eingeführt. Zum Beispiel den verletzlichen Helden.

Bruce Willis, der mit diesem Film Starrum erreichte, wird während des Films mehr und mehr verletzt – und man sieht es ihm auch an. Während Helden wie Stallone und Arnie so wirkten, als würden Kugeln von ihnen abprallen, verschlechtert sich Willis Gesundheitszustand stündlich. Er ist ein normaler Mann, der in eine Situation hineingerät, die eigentlich zu groß für ihn ist. Aber er macht das Beste daraus und wenn er nicht gestorben ist, dann gibt es eine Fortsetzung (alte Hollywoodtradition).

Die Kopie

Offensichtlich ist er nicht gestorben. Die Fortsetzung ist so, wie viele Fortsetzungen sind: Das Original wird größtenteils kopiert, aber diesmal ist alles größer und teurer. Das macht es meist nicht besser, aber so ist es nun mal in Hollywood. Obwohl der Film eigentlich nur ein teurer Abklatsch des Vorgängers ist, mag ich ihn trotzdem. Auch wenn die Handlung Quatsch und an den Haaren herbeigezogen ist, fühlt er sich doch irgendwie richtig an. Man hat fast alle Figuren aus dem ersten Teil zurückgeholt und es gibt ein paar schräge Nebenfiguren. Und es hilft, dass Willis das ganze mit einem leicht lakonischen Humor nimmt, sogar selbst darauf anspielt was alle Zuschauer denken, nämlich dass „die selbe Scheiße dem selben Mann zum zweiten Mal passiert“.

Simon Says

Der dritte Teil geht andere Wege. Diesmal ist nur Bruce Willis alias John McClane mit dabei. Statt ein Mann gegen alle zu sein, wird ihm Samuel L. Jackson zur Seite gestellt und die beiden durch New York gehetzt, um scheinbar unerfüllbare Aufgaben zu erfüllen. Das beweist, dass die Figur des John McClane durchaus funktionieren kann, wenn man sie in eine Handlung einbettet, in die sie auch irgendwie hineinpasst… auch, wenn das Drehbuch eigentlich für einen ganz anderen Film gedacht gewesen war. Aber, im Vergleich zu Teil 5, hatte man wenigstens ein Drehbuch!

Ein kleiner Wermutstropfen bei diesem Film ist die deutsche Fassung. Wie es heißt, war Bruce Willis deutsche Stimme Manfred Lehmann gerade auf dem Traumschiff engagiert und konnte also zur Synchro schwerlich nach Berlin kommen. Statt zu verschieben, was wahrscheinlich eine Entscheidung des Verleihers war, übernahm Thomas Danneberg dann den Part. Er trifft zwar den Ton von Bruce Willis recht gut, klingt aber eben völlig anders als der unverwechselbare Lehmann.

Wie beim ersten Teil führt auch hier John McTiernan Regie. In seinen Filmen hat man oft das Gefühl, dass eine Gruppe von Profis etwas unternimmt:

  • U-Boot-Fahrer („Jagd auf Roter Oktober“)
  • Terroristen („Stirb langsam“)
  • Außerirdische Monster („Predator“)
  • Terroristen („Stirb langsam: Jetzt erst recht“)

Immer sind es Profis, die wissen was sie tun, was das ganze spannend und interessant macht. Anders, wenn stattdessen eine Gruppe Laien daherkommt, wie in Teil 4 und 5…

Internettigkeiten

Ein Held ist immer nur so gut wie sein Gegner. Wenn der aber ziemlich blutleer und blass ist, dann wird es schwierig. Und auch John McClane selbst hat inzwischen eine Veränderung durchgemacht. War er zu Beginn der Reihe noch der Normalo, dem eine Situation über den Kopf wächst, wird er, wie Actionheld Bruce Willis, mehr und mehr zum Unkaputtbaren Supermann.

Nachdem aus Willis im Laufe der Jahre Mr. Cool geworden war, was durch seine deutsche Stimme Manfred Lehmann noch unterstützt wird, nimmt man ihm den Jedermann inzwischen nicht mehr so recht ab – aber das Drehbuch verlangt es auch eigentlich nicht. So verliert die Reihe nach und nach genau das, was sie am Anfang ausgemacht, ja, vom restlichen Actionkino abgehoben hat.

Darüber hinaus ist der Film ein gutes Beispiel dafür, wie sich Genres gegenseitig beeinflussen, bzw. einander zitieren oder voneinander klauen. Findet man in einer Staffel von „24“ eine Situation vor, die stark an „Stirb langsam 2“ erinnert, hat man bei diesem Film das Gefühl, man wäre bei „24“ gelandet. Hätte es noch einen Maulwurf bei der CIA gegeben, das Bild wäre komplett gewesen.

Unterm Strich ist der Film, in dem McClane auf einem Düsenjäger reitet, okay und man kann ihn tatsächlich so gerade noch als einen „Stirb langsam“ Film akzeptieren… was man von Teil 5 definitiv nicht sagen kann!

„A Bad Film to Die Hard“

„Stirb langsam“ ist das nur dem Namen nach, genau genommen ist es Etikettenschwindel. Es ist austauschbare Actionware, in der zufällig auch Bruce Willis auftaucht, der zufällig auch John McClane heißt, hätte aber auch jemand anders sein können, für den Film hätte es keinen Unterschied gemacht. Ein Feeling von „Stirb langsam“ stellt sich nämlich an keiner Stelle ein.

Eine hanebüchene „Geschichte“, ein gelangweilter Willis, jede Menge sinnloser Action… kann man auch lassen. McClane hat mit der Handlung genauso viel zu tun wie mit seinem Sohn. Hätte man ihn durch Martin Riggs, John Rambo oder Rocky Balboa ersetzt, es hätte keinen großen Unterschied gemacht – wahrscheinlich nicht mal in der Gage des „Hauptdarstellers“.

Wenn man einen Film nicht mag, fallen einem die Dinge besonders auf, über die man sonst gerne hinwegsehen würde. Es gibt da z.B. einen Bösewicht, der sagt, er wäre lieber Tänzer geworden und er würde – Vorsicht: Klischee! – die Amerikaner hassen. Warum zur Hölle spricht er dann die meiste Zeit Englisch, selbst wenn nur Russen um ihn herumstehen???

Und dann haben wir Oscar-Preisträger Sebastian Koch. Endlich mal ein Deutscher! In „Stirb langsam“ 1 und 3 haben wir Deutsche, die von Briten gespielt werden. Hier dagegen haben wir einen Deutschen… der einen Russen spielt. Aber das ist eigentlich genauso egal wie dieser Film.

Es gab mal Gerüchte, dass ein „Stirb langsam“ geplant gewesen wäre, in dem Britney Spears seine Tochter spielt und er… den Regenwald rettet oder so was? Ganz ehrlich, es klingt so, als wäre das besser geworden als dieser Mist hier! Nun endlich hat „Stirb langsam“ also seinem Namen alle Ehre gemacht: Langsam, sehr langsam ist es gestorben. Aber da Totgesagte bekanntlich länger leben, steht zu befürchten, dass noch ein Teil folgen wird. Yippie-ya-ye, Schweinewillis!

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von Martin Cordemann

The Good, the Bad and the Original

– schlecht übersetzen oder schlecht über setzen?

Macht das Sinn für Sie? Ich hoffe doch. Sonst wäre dieser Text ja gar nicht konsistent. Nicht wirklich…

Bitte, schieben Sie es nicht auf Synchronisationen, wenn Sie schlechtes Deutsch zu hören bekommen – oder wenn sich das Deutsch immer mehr dem Amerikanisch anpasst. Wie das kommt? Faule (oder schlechte) Übersetzungen. Wenn irgendjemand glaubt, man könne alles einfach 1:1 übernehmen, dann kommt eben so was dabei heraus.

Das heißt nicht, dass allgemein die Synchronisation schlechter geworden ist – die Übersetzung allgemein ist schlechter geworden. Nicht immer, aber manchmal. Vielleicht ist es aber auch so, dass wir a) inzwischen besser englisch verstehen und es b) leichter geworden ist, die Fehler zu überprüfen.

BeobachteMeinenRuecken1D

Ein Beispiel dafür, dass es auch früher schon Fehler gab, dürfte wohl die Übersetzung des Stückes „Zehn kleine Negerlein“ von Agatha Christi sein, das jetzt… irgendwie anders heißt. Sie wissen ja, political correctness und so was. „Zehn Chinesen mit dem Kontrabass“? Nein. „Und dann war da noch“ oder so ähnlich? Egal, schlagen Sie’s selber nach, wenn es Sie interessiert. In dem Stück, bei dem ich davon ausgehe, dass es keine aktuelle Übersetzung ist, sagt der Butler etwas in der Art, dass man niemanden auf dem Festland erreichen könne, weil das „Radio“ kaputt sei. Nu ist das Radio aber wenig hilfreich, wenn man jemanden erreichen will, nur, wenn man von jemand anderem erreicht werden will, meist einem Sender. Deshalb ist meine Unterstellung, dass da im Original wahrscheinlich „radio“ steht, aber „Funkgerät“ gemeint ist, weil das im Zusammenhang mehr Sinn macht… ergibt, mehr Sinn ergibt. Ja, da wär’s doch fast passiert. Im Englischunterricht nannte man das damals „false friends“, Worte, die so wirken als wären sie das, was man glaubt, das sie wären, was sie aber nicht waren.

BeobachteMeinenRuecken1BAD

In dem Film „Narrow Margin – 12 Stunden Angst“ mit Gene Hackman findet sich in der deutschen Fassung die Formulierung „Ich bin …, mit mir ist…“. „Mit mir“ meint in dem Fall wohl eher „bei mir“. Würde auf Deutsch wahrscheinlich keiner so sagen, es sei denn, er ist Amerikaner.

„Aliens – die Rückkehr“ bietet in einer ansonsten hervorragenden Synchro (Ulrich Gressieker ist eine wahre Ohrenfreude, wenn er das Spiel von Bill Paxton noch übertrifft) ein paar Stellen, bei denen ich immer aufhorche. Als Ripley den Gabelstaplerroboter benuten will, um zu helfen, sagt der Sergeant „Seien Sie mein Gast“, was okay geht und durch die Zigarre in seinem Mund einen gewissen Kultcharakter zu haben scheint, ein schlichtes „Bedienen Sie sich“ hätte es aber auch getan. Selbiger Sergeant antwortet an anderer Stelle auf die Frage, wo seine Leute seien: „Die sind alle im Einsatz.“ Nu, das ist nicht wirklich überraschend, da sie ja irgendwie ALLE dort im Einsatz sind. Ich glaube allerdings, im Original heißt es, „they are all in operations“, was man natürlich als Einsatz missverstehen kann. Wenn aber meine sieben Jahre „Star Trek: Deep Space Nine“ nicht umsonst gewesen sein sollen, dann ist mit „operations“ wahrscheinlich die „ops“ gemeint, also nicht der Einsatz sondern die „Einsatzzentrale“ – was dann im Zusammenhang tatsächlich erklären würde, wo sie sich befinden. Leider wurde das „Bitch“, mit dem Ripley die Alien-Königin bezeichnet, zu einem zwar treffenden „Mistvieh“, ein ebenfalls treffendes „Miststück“ hätte ihr aber die quasi-Vermenschlichung gegeben, die im Original irgendwie mitschwingt.

Eine schöne Stelle, die im Trailer noch besser übersetzt war, wird in dem Bond Film „Stirb an einem anderen Tag“ leider verwässert.

Der eine Bösewicht fragt den anderen: „What happened to you?“ – „Bond.“

Im Trailer heißt es, glaube ich, noch: „Was ist dir denn passiert?“ – „Bond.“

Der Film macht dann daraus ein: „Wer hat dir das angetan?“ – „Bond.“

Da hat man schon mal die Möglichkeit, Bond als eine Naturgewalt zu charakterisieren und dann macht man es nicht – schade!

BeobachteMeinenRuecken1E

Aber das sind Kleinigkeiten. Heutzutage, so scheint es, wird vieles oft nicht mit dem Sinn für die deutsche Sprache übersetzt, sprich: 1:1. Und das hält – leider – auch Einzug in unseren Sprachgebrauch. „Das macht Sinn“ und „nicht wirklich“ sind da nur zwei Beispiele. Bei anderen Dingen ist Ihnen das vielleicht noch nicht so sehr aufgefallen. Denn heute ist Beethoven ein „großer Komponist“. Früher war er ein „großartiger“. Aber weil es ja im englischen auch so heißt und wahrscheinlich irgendjemand mal zu faul war, um nachzuschlagen, ist das Wetter jetzt „groß“, das Essen schmeckt „groß“, die Brüste sind „groß“… okay, das könnte sogar stimmen.

Und ich hege den Verdacht, auch die folgende Bezeichnung hat ihren Ursprung in einer schlechten Übersetzung, denn ich bin ziemlich sicher, dass man einst die Bühne „betreten“ hat, während man heute immer wieder hört, dass jemand die Bühne „entert“. Ganz ehrlich, Piraten entern Schiffe, aber gleich eine ganze Bühne? Nur weil es „to enter the stage“ heißt, wird eine Bühne heutzutage im Sturme genommen – ganz schön brutal!

Darüber hinaus glaube ich, dass man früher „zu Gott“ gefunden hat. Heutzutage aber, da es so ja auch einfacher ist, hat man „Gott gefunden“ – wo denn, auffem Klo?

Ich glaube, es war in dem Comic „Crimson“, in dem ich die Stelle „erst machst du … und jetzt nennst du auch noch Namen“ gefunden habe. Damit ist natürlich gemeint: „…und jetzt wirst du auch noch beleidigend.“ Aber so was kann einem leicht entgehen… wenn man nicht gerade ein Übersetzer ist. Also wer zum Teufel hat an diesem Heft gearbeitet, der Praktikant?

DreiStripsRuecken

Leider macht man sich heutzutage gar nicht mehr die Mühe, alles zu übersetzen. Manche Begriffe, ja, ganze Floskeln, werden 1:1 übernommen, ganz egal ob es ein deutsches Wort dafür gibt oder ob der Begriff im Deutschen nicht sogar eine durchaus andere Bedeutung hat. Leute, der korrekte deutsche Begriff für eine „Season“ lautet „Staffel“, ganz einfach! Und das Wort „Show“ wird bei uns verwendet für etwas, das im Studio mit Publikum stattfindet und wo wahrscheinlich auch noch gesungen wird, das, was ihr als „Show“ teilweise übernehmt heißt hier schlicht „Serie“. Kapiert? Strengt euch mal ein bisschen an! Und wenn ich noch einmal in einer Filmsendung die Bezeichnung „Coming of age story“ höre, weil da wieder jemand zu faul war, nachzuschlagen, was das heißt, dann werd ich aber sauer!

Und wann ist aus „Bulle“ eigentlich „Cop“ geworden? Gut, beim „Beverly Hills Cop“ haben wir den im Titel, aber erstens gehe ich davon aus, dass „Beverly Hills Bulle“ missverständlich klingt, ebenso wie „Der Bulle von Beverly Hills“, und zweitens möchte ich mal unterstellen, dass in der deutschen Fassung wahrscheinlich eher das Wort „Bulle“ als das Wort „Cop“ fällt, immerhin ist das n Eddie Murphy Film! Also ab wann waren die Übersetzer zu faul, „Cop“ nachzuschlagen? Ach ja, es ist lippensynchroner als das deutsche Wort… was wahrscheinlich auch zur Verspeisung von „Eiscreme“ statt dem hier üblichen „Eis“ geführt hat.

Den größten Höhepunkt in Sachen mies übersetzt, um noch einmal darauf zurück zu kommen, hatte ich mal bei den RTL2 „Nachrichten“. Dort wurde gerade darüber „berichtet“, dass in Großbritannien erstmals der Vertreter einer dritten Partei ins Parlament gewählt worden sei und man hörte im O-Ton ein „That is alien to us“, während der Kommentator dies in etwas wie  „das wäre für uns so, als würde ein Außerirdischer am Tisch sitzen“ ummünzte – Leuten, die „das ist uns fremd“ nicht übersetzen können, sollte man wirklich die Lizenz zur Nachrichtenberichterstattung entziehen!

Tja, in dem Sinne wünsche ich Ihnen eine große Woche, denn das macht Sinn, und wenn Sie Gott finden, grüßen Sie ihn von mir!

Halb_Fiction622

von Martin Cordemann

Den Leiter hoch fallen

– Bonds bester Freund

Wenn es um die Frage geht, wie viele Freundinnen James Bond im Laufe seiner Karriere gehabt hat, dann wird das Bild schnell unübersichtlich. Stellt man aber die Frage, wie es mit einem Freund aussieht, einer guten alten Männerfreundschaft, dann fallen da nicht viele Namen. M, der Admiral und Vorgesetzte? Eher väterlicher Freund, später mütterliche Freundin. Q? Bill Tanner?

Nein, der einzige Freund den Bond wirklich hat, d.h., der in mehreren Filmen auftaucht, ist sein CIA-Kollege Felix Leiter. Felix ist blond und er unterscheidet sich im Buch stark vom Felix Leiter im Film. Oder von den Leitern, um genau zu sein.

Aber greifen wir nicht vorweg. In den Büchern, besonders den frühen, ist Bond eher anders als im Film. Er ist kalt und hart und irgendwie auch humorlos. Hier ist es Leiter, der locker drauf ist und ein bisschen für Stimmung sorgt. Wo Bond im Buch eher der düstere Langweiler ist, ist Leiter der, mit dem man gerne mal einen trinken gehen würde. Für die Filme (vor Daniel Craig!) hat man Bond dann etwas mehr Charme und Humor verliehen. Aber was bleibt dann noch für Leiter? Nun… jede Menge Schauspieler.

Ein Leiter nach dem anderen

Wie wir alle wissen ist Q die erste Figur, bei der es einen Wechsel des Darstellers gab. (Wenn „wir“ es vorher nicht wussten, dann wissen „wir“ es jetzt!) Wobei man hinzufügen muss, dass die von Peter Burton gespielte Figur in „Dr. No“ noch als Major Boothroyd angesprochen wurde, ein Name, der später, glaube ich, nur noch einmal in einem Film erwähnt wird. „Der Spion, der mich liebte“, möglicherweise?

Ab „Liebesgrüße aus Moskau“ übernimmt dann Desmond Llewellyn die Rolle – und spielt sie bis Pierce Brosnans Einsatz in „Die Welt ist nicht genug“ (wobei er in „Leben und sterben lassen“ aussetzt und bei „Sag niemals nie“ zwangsläufig auch nicht mitspielt). Damit sollte er eigentlich der Schauspieler sein, der in 17(!) Filmen mitspielt und die meisten Einsätze im Bonduniversum hat, wahrscheinlich gefolgt von Lois Maxwell (Miss Moneypenny), die es auf 14 bringen müsste.

Aber kommen wir zurück zu Felix Leiter. Bei dem lief das… ein wenig anders. In „Dr. No“ war in dieser Rolle Jack Lord zu sehen, der später in „Hawaii 5-0“ eine wohl ähnliche Rolle übernahm. Ob es am Geld lag oder an etwas anderem sei dahingestellt, er kehrte nie wieder zu dieser Rolle zurück – wie eigentlich fast alle Leiter Darsteller. Bei „Goldfinger“ übernahm Cec Linder den Part, in „Feuerball“ war es Rik van Nutter und für „Diamantenfieber“ ging die Rolle an Norman Burton.

Neue Ära, neuer Leiter

Mit Roger Moore begann dann eine neue Ära, also gab es auch einen neuen Felix Leiter. Okay, das mochte auch andere Gründe haben. Oder gar keine. Jedenfalls drehte sich das Karussel wieder und diesmal wurde David Hedison der Mann von der CIA. Er ist später auch in Moores fast schon als Parodie auf seine Bond Zeit anzusehendem Film „Sprengkommando Atlantik“ mit von der Partie und dürfte dem Fachpublikum wahrscheinlich durch seine Rolle in „Die Fliege“ mit Vincent Price bekannt sein.

Dann verzichtete man erstmal auf Leiter. Außer beim Remake von „Feuerball“, natürlich. So taucht der blonde Agent auch in „Sag niemals nie“ auf und wird hier von dem schwarzen Schauspieler Bernie Casey gespielt – allerdings nicht ganz so blond.

In Timothy Daltons ersten Film „Der Hauch des Todes“ wird auch Leiter durch den Schauspieler John Terry wieder ein wenig jünger. Der wiederum dürfte dem Fachpublikum als „Christian Shepard“ aus „Lost“ bekannt sein. Bei Daltons zweiten Film, „Lizenz zum Töten“, kam aus irgendeinem Grund nicht wieder Terry zum Zuge, sondern… David Hedison! Womit er der erste ist, der die Rolle des Felix Leiter ein zweites Mal spielen durfte – und zwar in Moores erstem und Daltons letztem Film! Dafür muss er dann aber auch bezahlen, denn in einer Szene, die man aus dem Buch „Leben und sterben lassen“ entnommen hat, wird er den Haien zum Fraß vorgeworfen.

Ganz neue Ära, gar kein Leiter?

Bei Brosnan taucht Felix Leiter gar nicht erst auf. Nebenbei bemerkt hat Brosnan noch nicht mal einen Filmtitel votzuweisen, der auf einem Werk von Fleming basiert. Dafür gibt es zum ersten Mal Kontinuität bei Figuren, Schauspielern (und sogar Synchronsprechern). M wird in allen Filmen von Judy Dench gespielt, Moneypenny von Samantha Bond und auch Michael Kitchen hat zwei Auftritte als Bill Tanner. Bond bekommt mit Colin Salmon einen Kollegen namens Charles Robinson und statt Felix Leiter übernimmt die Verbindung zum CIA Jack Wade, dargestellt von Joe Don Baker.

Und dann kam… Craig. Und ein neuer Felix Leiter. Jeffrey Wright übernimmt die Rolle und darf sogar für „Ein Quantum Trost“ zurückkehren – keine Premiere für einen Leiter Darsteller, aber immerhin äußerst selten. Was die Zukunft von Leiter und Bond angeht… nun, wir werden sehen.

Halb_Fiction169

von Martin Cordemann

„Mein Name ist Hoffmann, Gert Günther Hoffmann“

– Bond auf Deutsch

Selbst Leute, die sich nicht für das Thema Bond interessieren, können wahrscheinlich den einen oder anderen Schauspieler nennen, der einmal den berühmtesten Geheimagenten Ihrer Majestät gespielt hat. Aber nur die wenigsten wissen, wer ihm in Deutschland seine Stimme geliehen hat.

In einer Zeit vor dem Internet und DVDs war der Zugang zu Originalfassungen bei Filmen und Serien nicht so selbstverständlich, wie er das heute ist. Und da der Deutsche an sich ja eher faul ist, wurde relativ früh die Synchronisation von Filmen begonnen. Davor hatte man zunächst bei Filmen Szenen mit verschiedenen Nebendarstellern in verschiedenen Sprachen gedreht, doch dann fand man einen Weg, die Tonspur auszutauschen und so war der Möglichkeit, jeden Film in der jeweiligen Landessprache herauszubringen, Tür und Tor geöffnet. Wer sich dafür interessiert, wie das alles begonnen hat, dem sei das hervorragende Werk „Das Dick und Doof Buch“ von Norbert Aping (erschienen bei Schüren) empfohlen. Es ist ein schöner Blick in die Geschichte der Synchronisation in Deutschland.

Oh, Ton!

Seit man also die Synchronisation in Deutschland eingeführt hat, werden die meisten Filme, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dem Publikum in deutscher Sprache präsentiert. Viele Hardcore-Cineasten lehnen die Synchro prinzipiell ab, weil sie das Original verfälsche – aber das können schlechte Untertitel bei einer Sprache, die man gar nicht versteht, auch. Ironie überträgt sich schwer in Untertitel. Und ein tiefes Brummen des Schauspielers kann in einem Kulturkreis etwas anderes bedeuten als in einem anderen – nur um auf den „Ausdruck des Schauspielers“ einzugehen. Kurz gesagt: In Deutschland wird fast alles eingedeutscht und manchmal ist das sogar besser als das Original und manchmal ist das Murks.

Oh, eine Randnotiz für die berüchtigten O-Ton-Faschisten, die sagen, die Originalfassung sei besser, weil man dort die Originalstimme des Schauspielers hört: Ihr, Freunde, dürft Bond dann erst ab „Diamantenfieber“ gucken. Denn in allen Bonds davor wurden Schauspieler synchronisiert – und zwar der englischsprachigen Originalfassung! Auf Englisch spricht Ursula Andress („Dr. No“) nicht für sich selbst, ebenso wenig wie Daniela Bianchi („Liebesgrüße aus Moskau“). Im O-Ton hört man weder Gerd Fröbe („Goldfinger“), Adolfo Celi („Feuerball“), Tetsuro Tamba („Man lebt nur zweimal“) oder Gabriele Ferzetti („Im Geheimdienst Ihrer Majestät“) – aber ich glaube, sie haben dort alle denselben Sprecher (Robert Rietty). Wobei er sich wirklich Mühe gibt, wie Gerd Fröbe zu klingen, aber wenn man den hören will, muss man eben auf das Original zurückgreifen… das deutsche Original!

Und dann haben wir noch „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, wo man sogar Bond-Darsteller George Lazenby streckenweise synchronisiert hat: In den Szenen, in denen er sich als Sir Hilary Bray ausgibt, erklingt in der Originalfassung statt Lazenby die Stimme von George Baker, der im Film Sir Hilary Bray spielt.

Der Prophet im eigenen Land

Viele Menschen mögen James Bond also nur auf Deutsch kennen. Aber, wie man weiß, ist der Prophet im eigenen Land ja nicht viel wert. Also kann man im Abspann eines jeden Film nachlesen, wer die Kamera geführt, das Skript überwacht oder den Kaffee gebracht hat – aber nicht, wer Bond, M, Q und Blofeld ihre deutschen Stimmen geliehen hat. Durch das Internet ist all dies viel leichter geworden. Heutzutage kann man das, was unsereins sich in den 80ern durch Angaben in „Hörzu“ und die Benutzung der eigenen Ohren mühsam zusammentragen musste, problemlos erfahren. Trotzdem ist es an der Zeit, hier diejenigen zu ehren, die Bond in unseren Ohren bekannt – und beliebt – gemacht haben.

Gert Günther Hoffmann

Er war… die zweite Stimme von Bond. Aber da er eine der wichtigsten ist, wie ich finde, sollte ihm die Ehre gebühren, als erster genannt zu werden. Hoffmann, der in Synchron-Fankreisen meist unter dem Kürzel „GGH“ genannt wird, war viele Jahre lang die Stimme für Helden. Durch seine Einsätze als Bond begründet wurde er dann auch in fast jedem Film, der Bond nachzueifern versuchte, besetzt. Typecasting gibt es nämlich nicht nur bei Schauspielern sondern auch bei Synchronschauspielern!

Neben den ganzen Agenten und Kommissar Xes hatte er aber auch diverse andere Helden im Angebot. Er war die Stimme von John Steed (Patrick MacNee), Old Shatterhand (Lex Barker) und Captain Kirk (William Shatner). Wer kann das schon in seiner Vita von sich behaupten? James Bond, Captain Kirk, Old Shatterhand. Sein Auftritt als Sherlock Holmes (für Stewart Granger) kommt in Fankreisen nicht so gut an, aber jeder hat man einen schlechten Tag. Neben Sean Connery sprach er für Rock Hudson, Michael Piccoli und Paul Newman. Die Stimme von Stars – und schwer zu ersetzen. Connery lieh er das erste Mal in dessen zweiten Bond Abenteuer „Liebesgrüße aus Moskau“ die Stimme und dann in jedem Bond Film sowie vielen anderen Produktionen. Außerdem hört man ihn für George Lazenby als Bond in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, was den Film insofern aufwertet, weil man sich der Illusion hingeben kann, 007 würde weiterhin von Connery dargestellt. Seine Art, ironisch zu klingen, passte gut zu Connerys Rollen und gab Bond die Art Pfiff, die den Craig Filmen bislang definitiv fehlt.

Klaus Kindler

Doch vor „GGH“ klang Bond noch nach… Clint Eastwood. Denn das dürfte Klaus Kindlers bekanntester „Kunde“ sein, für den er ins Synchronatelier kam. Man hört ihn aber auch für Jean-Paul Belmondo (u.a. in der Bond „Satire“ „Casino Royale“), James Caan, Franco Nero und Steve McQueen. In „Dr. No“ sprach er Connery zum ersten Mal – und nach der Umbesetzung von Hoffmann hört man ihn für Connery in „Im Sumpf des Verbrechens“ zum zweiten Mal. Er sprach ihn also direkt vor Hoffmanns erstem und nach Hoffmanns letzten Einsatz auf dem Schotten. Für Connery hat er mir nie so recht gefallen, doch unersetzbar ist und bleibt er auf Clint Eastwood.

Niels Clausnitzer

Ein neuer Bond, eine neue Stimme… diesmal. Wer weiß, ob es einen der Verantwortlichen nicht gejuckt hat, auch bei Roger Moore GGH zu besetzen – doch man unterließ es. Der neue deutsche James Bond wurde Niels Clausnitzer, der Moore bereits in den Serien „Ivanhoe“ und „Simon Templar“ gesprochen hatte. Im Laufe der Jahre hat er Größen wie Anthony Hopkins, Robert Vaughn und Christopher Plummer die Stimme geliehen, doch vielen dürfte er als Vater Willi in der Serie „Alf“ vielleicht eher bekannt sein – was nur wieder zeigt, wie wandlungsfähig Synchronschauspieler sein können. Er scheint inzwischen sein Studium zum Psychotherapeut beendet zu haben, wenn Sie also im Raum München wohnen und sich von James Bond therapieren lassen wollen, können Sie das gerne versuchen. (Schade, dass Woody Allen Sprecher Wolfgang Draeger nicht auch diesen Weg eingeschlagen hat, denn das wäre garantiert sehr schräg!)

Lutz Riedel

Als nächster übernahm Shakespeare-Mime Timothy Dalton die Doppelnull und gab Bond damit eine Verjüngungskur. Also musste auch ein jüngerer Sprecher her. Das Los fiel auf Lutz Riedel, der Dalton kurz zuvor in einer anderen Produktion gesprochen hatte. Riedel arbeitet viel als Synchronregisseur, ist lustigerweise in allen drei „Crocodile Dundee“ Filmen in einer jeweils anderen Rolle zu hören (wahrscheinlich hatte er Regie) und spricht u.a. für Sam Neill, Tom Wilkinson und Richard Gere. Mit am bekanntesten dürfte vielen (älteren) Lesern aber vielleicht sein Kampf „Allein gegen die Mafia“ mit Michele Placido sein. Witzigerweise wurde Dalton in dem Film „Flash Gordon“ allerdings von Frank Glaubrecht gesprochen…

Frank Glaubrecht

…der Stimme von Pierce Brosnan. Glaubrecht hatte eine lange Erfahrung mit Brosnan, hatte er ihn doch schon in der langlebigen Serie „Remington Steele“ synchronisiert. Wie Hoffmann trifft er einen humorigen Ton und den charmanten Charakter, den ein James Bond durchaus haben kann und sollte. Neben 007 ist Glaubrecht auch für Al Pacino, Jeremy Irons, James Woods und Kevin Costner zu hören – und auf dem Köln-Bonner Flughafen, falls man die Ansage inzwischen nicht geändert hat. Als besonderes Highlight würde ich jedoch seine Arbeit für Bill Nighy in „Tatsächlich…Liebe“ bezeichnen, wo er dessen abgefuckten Ton perfekt trifft.

Dietmar Wunder

Mit Daniel Craig kam wieder eine neue Stimme. Dietmar Wunder wurde der neue Bond. Wunder ist phantastisch in schrägen Rollen, wo er richtig spielen kann. Craig gibt ihm leider nicht die Möglichkeit, viel zu tun, was schade ist – und ein wenig Verschwendung. Er spricht u.a. für Cuba Gooding jr. und Sam Rockwell und er ist phantastisch für Don Cheadle. Am bekanntesten dürfte er aber für seine Arbeit als Stimme von Adam Sandler sein, was besonders schade ist – und eine extreme Verschwendung!

Nachsynchro

Nur der Vollständigkeit halber wollen wir auch noch die beiden Sprecher aufführen, die anlässlich der DVD-Veröffentlichungen der Filme für die Stellen eingesprungen sind, die man vorher nicht synchronisiert hatte. Für Sean Connery kommt in „Sag niemals nie“ an ein paar Stellen Engelbert von Nordhausen zu Wort, den man dann auch für das im Original von Connery gesprochene Videospiel von „From Russia with Love“ besetzte. Er sprach Gene Hackman und Bill Cosby, ist aber inzwischen wohl eher als die Stammstimme von Samuel L. Jackson bekannt.

Bei der wirklich grauenvollen Nachbearbeitung von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ engagierte man Erich Räuker. Räuker ist hervorragend für Richard Dean Anderson in „Stargate“ und so hätte auch ich gedacht, dass er für den humorig-ironischen Ton eines GGH der ideale Ersatz wäre – das Endergebnis unterstützt diese Einschätzung aber leider nicht. Ansonsten hört man ihn im Fernsehen für nahezu jeden Colonel oder Vorgesetzten… Typecasting eben.

Soviel zu den deutschen Stimmen von James Bond. Beim nächsten Mal wenden wir uns dann mal einem anderen Thema zu, Bonds bestem Freund.

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von Martin Cordemann

Nontinuität – die mangelnde Kontinuität bei „Star Trek“

Seit J.J. Abrams „Star Trek“ gibt es eine neue Zeitlinie, quasi eine Parallelwelt, quasi eine Parallelgesellschaft… aber vielleicht war das auch was anderes. Dass ab hier alles neu und anders und überhaupt ist, dafür war’s ja eigentlich gedacht. Wird’s dafür genutzt? Nein, man nutzt es, um coole Szenen aus dem alten „Star Trek“ Universum schlecht nachzuspielen. Aber das war eine andere Kolumne.

Alles, was davor war…

…also vor der neuen Zeitlinie, sollte ja eigentlich so sein, wie es vorher war. Also hätte Khan die gleiche Ethnizität (gibt es das Wort überhaupt?) haben müssen wie der, den man in der alten Zeitlinie eingefroren hat, die „USS Kelvin“ hätte in Größe und Design der alten Linie entsprechen müssen, der Punkt ist: Es ist den Machern egal. Letzten Endes ist das neue Trek eher ein Reboot als eine neue Zeitlinie, also quasi ein Remake, also quasi ist das alles irgendwie egal und nichtig.

Was aber nichts macht, da „Star Trek“ seinen eigenen Kanon eh nie so ganz ernst genommen hat (also was reg ich mich auf?)!

Kirrrrrrrrrrrrrrrrrrrrk!

Mangelnde Kontinuität oder einfach mal was vergessen – das kann ja mal vorkommen. Tut es auch. Schon in der alten Zeitlinie. Oder besser gesagt: Besonders deutlich in den Filmen.

Nehmen wir unseren James T. Kirk, Held, Frauenheld und Gelegenheitsvater. In „Star Trek II“ lernt er seinen Sohn kennen, in „Star Trek III“ wird sein Sohn von einem Klingonen umgebracht. In „Star Trek IV“ rettet Kirk die Wale, in „Star Trek V“ rettet ihn Spock von einem klingonischen Bird of Prey aus. Anschließend werden die Klingonen zu Sekt und Schnittchen auf die Enterprise geladen und die Stimmung ist okay. Einen Film später dann aber scheint diese Friede, Freude, Eierkuchen Stimmung komplett vergessen, denn Kirk hat plötzlich einen tiefen Hass auf die Klingonen, die ja seinen Sohn umgebracht haben… aber vielleicht kündigt sich hier nur der Alzheimer an, der später Denny Crane in „Boston Legal“ befällt?

Ähnliche mentale Probleme hat Kirks Nachfolger Jean-Luc Picard (das „d“ ist übrigens stumm, wie bei Django, nur eben französisch). Ende der dritten Staffel von „The Next Generation“ wird er von den Borg gefangen genommen, verschleppt und missbraucht. Er hat danach eine Folge lang einen Absturz, dann geht’s aber wieder. Als man wenige Staffeln später auf einen versprengten Borg trifft, ist er zwar zurückhaltend, aber nicht richtig fies. Und auch, als Borg-Jüngelchen Hugh später mit seiner Horde entborgter Borg in der Galaxie plündert und verge… brandschatzt, hält sich Picards Hass auf die maschinenerweiterten Kerle in Grenzen. Doch dann kommt „Der erste Kontakt“ und Picard wirft alles über Bord, was wir bisher von ihm kannten. Statt seine übliche „Wir können doch alles ausdiskutieren“ Masche zu fahren, wird er jetzt aggressiv und gemein. Besatzungsmitglieder, die infiziert sind, umlegen, das ist sein Plan? Ist zumindest sein Befehl. Oder Sicherheitshinweis, ganz wie Sie wollen. Also auch er vergisst, dass seine Einstellung zu diesem Thema mal eine andere war.

Dass Worf gegen Ende von TNG mit Deanna Troi anbandelt… schnell vergessen. Worf heiratet Dax und Troi heiratet Nummer 1.

Ich Borg mir das mal

Oder nehmen wir das eigentliche Borg-Problem. Sie tauchen Ende der ersten Staffel von „Star Trek: The Next Generation“ (ungenannt) am Rande der Neutralen Zone auf. Dort findet man eine Reihe zerstörter Stützpunkte (was auch ein als Romulaner verkleideter Gul Dukat bestätigt). Dann schleudert Q die Enterprise in der nächste Staffel etwa ein Jahr weit weg und da ist dann das erste echte Zusammentreffen mit den Borg. In dieser Folge (die bei uns den falschen Namen „Zeitsprung mit Q“ hat, obwohl sie gar nicht in der Zeit springen) wird erwähnt, dass die Oberfläche des Planeten so aussieht, als wäre da das passiert, was auch mit den Stützpunkten in der Neutralen Zone passiert ist, also ein klarer Hinweis darauf, dass das die Borg waren.

Das war das erste Zusammentreffen der Föderation mit den Borg… und dann gab es das, das lange davor war, in der „Voyager“ Folge „The Raven“ mit 7 of 9 als Kind und ihren Eltern, die dann alle von den Borg assimiliert wurden. Obwohl das keine schlechte Folge ist, ging seitdem in Fankreisen die Frage um, warum Familie Hansen der Föderation nie von den Borg berichtet hat, so dass Q Picard damit überraschen konnte. Verdammte Geheimniskrämer.

Das war das erste Zusammentreffen der Föderation mit den Borg… und dann gab es die an „The Thing“ erinnernde Folge von „Star Trek: Enterprise“, wo man im Eis die Trümmer der Borgkugel findet, die in „Der erste Kontakt“ den Abgang gemacht hat – und was natürlich vor allen anderen erwähnten Ereignissen spielt. Das ist das Problem mit Prequels, denn irgendwie scheint niemand bei der Sternenflotte eine Aktennotiz gemacht zu haben, so dass Picard nur ein paar logische Rückschlüsse hätte ziehen müssen, um zu wissen, dass man diese Rasse schon mal getroffen hat.

Spieglein, Spieglein

Dann gibt es da noch das Paralleluniversum (nicht zu verwechseln mit der parallelen Zeitlinie!). Eingeführt wurde es bei Kirk (dem originalen) und weitergeführt bei „Star Trek: Deep Space Nine“. Dort hatte man eine schöne und sinnvolle Fortführung, wie sich dieses Universum im Laufe der Zeit weiterentwickelt hätte. Auch diese Geschichte erhält eine rückwirkende Veränderung bei „Enterprise“, von der man jetzt nicht unbedingt sagen kann, dass sie zwingend passt.

Was uns zu „Section 31“ bringt. Diese geheimste aller Geheimorganisationen wurde bei DS9 eingeführt und es wurde ein Wirbel darum gemacht, dass nie ein Wirbel darum gemacht wurde – kurz: Eigentlich weiß keiner was davon und eigentlich kennt die keiner, nicht mal auf hohen Ebenen der Sternenflotte. Bei „Enterprise“ wurde die Sektion rückwirkend wieder aufgenommen, aber nicht beschädigt. Eigentlich ist es ja nett, dass sie sich für „Star Trek Into Darkness“ dran erinnert haben, blöd nur, dass die Abteilung halt immer extrem geheim war und man hier in einem Meeting offen darüber redet. Und selbst wenn Admiral Marcus Teil von „Section 31“ war, was der Film nahe legt, dann würde er erst recht nicht so offen darüber reden. Aaaaaber das ist ja a) neue Zeitlinie und b) alles egal!

Hmmmmmm

Das bringt uns zu einer interessanten Frage. Nein, eigentlich nicht. Und wenn, wäre sie eher philosophisch. Egal. Da macht sich außer mir eh keiner Gedanken drüber. Aaaaaaber wir haben ja von dem Paralleluniversum gehört, in das der alte Kirk gereist ist. Bei „Enterprise“ gibt es eine Folge, in der auf eine Folge aus Kirks alter Zeitlinie Bezug genommen wird: Das Raumschiff „Defiant“, das vom gleichen Typ ist wie Classic-Kirks Enterprise, verschwindet und findet sich bei „Enterprise“ ein paar Jahrzehnte früher im Paralleluniversum wieder. Aaaaaalso entsteht zeitgleich zur neuen Zeitlinie auch ein neues Paralleluniversum mit den neuen Designs? Ja, wahrscheinlich schon. Denn wenn den Autoren nichts Neues mehr einfällt (und „Star Trek Into Dark Knight“ scheint ja so was befürchten zu lassen), dann wird man irgendwann ggf. auch dahin reisen, und da wäre es ja blöde, wenn man da die alten Designs verwenden müsste. Okay, hab’s mir selbst beantwortet.

Wenn Sie also Ihre eigene Zeitlinie aufmachen wolle, tun Sie sich keinen Zwang an!

Halb_Fiction106

von Martin Cordemann