Die große James Bond Retrospektive
Die Karten werden neu gemischt – in mehrfacher Hinsicht. Aus irgendeinem Grund entschied man sich dafür, das zu machen, was man heutzutage ein „Reboot“ nennt, also einen Neustart gewissermaßen. Inzwischen besaß man die Rechte an Ian Flemings erstem James Bond Roman, der zwar bereits zweimal zu einer Verfilmung gekommen war, aber dennoch niemals zur Bond Serie gehörte… und das tut diese Verfilmung hier auch nicht! Denn sie ist ja, wie gesagt, ein Neustart! Der Gedanke dahinter mag gewesen sein, dass „Casino Royale“ die erste Bond Geschichte war, also wollte man Bond bei seinem ersten Abenteuer quasi überhaupt zeigen. Nur ist Bond im Buch kein Anfänger, er hat schon einige Jahre im Job auf dem Buckel, hier also ein Einsteigerabenteuer herbeizureden ist völlig überflüssig.
Bondman begins
Und noch etwas ist völlig überflüssig: Bond neu zu beginnen! Denn es gibt die Filme zu diesem Zeitpunkt seit mehr als 40 Jahren, mit 5 Darstellern, bei denen es völlig unwahrscheinlich ist, bei denen niemand auf die Idee kommen würde, dass der letzte Darsteller die Abenteuer in Istanbul erlebt hat – aber, und das war das schöne, es hat auch niemand hinterfragt. Man hat es hingenommen, akzeptiert, es war in Ordnung. Ja, Bond wird mit der Zeit jünger, sieht anders aus, aber irgendwie ist es immer Bond, ob der nun in Istanbul durch die Unterwelt fährt oder mit seinem Handy ein Auto fernsteuert, es ist Bond. Das war eine schöne Situation, die für alle Seiten funktioniert hat – warum macht man so was kaputt? Denn mit einem Neustart, mit einem aufdringlichen: Hallo, wir zeigen, wie Bond zu dem wurde, was wir kennen, mit so was wirft man all das über den Haufen. Dieser Film kann sich nicht bei den anderen einreihen, denn auch die verkorkste „Kontinuität“ funktioniert dann nicht mehr, wenn die Vorgeschichte offensichtlich 40 Jahre vor dem ersten Einsatz in den 60ern spielt. Also ist der Ansatz, mit dem die Produzenten an diesen Film herangegangen sind, in meinen Augen völlig falsch.
Und da ist noch etwas: Durch diesen Ansatz wird der Film unnötig lang. Dazu neigen Bond Filme ja eh, aber diesmal hätte man es vermeiden können. Hätte man die gleiche Geschichte erzählt, mit Pierce Brosnan als Bond, dann hätte man all die Sachen, die Puzzlesteine, die Bond zu dem machen (sollen), was er ist (sein wird), weglassen und das ganze straffen können.
Wobei man zugeben muss – obwohl all das wirklich überflüssig ist – ist das der Teil des Films, der wirklich gut und sogar mit Liebe gemacht ist. Diese kleinen Steinchen, Bond bekommt eine Smokingjacke, Bond bekommt ein Getränk, Bond bekommt eine Geschlechtskrankheit (geschnittene Szene), das funktioniert ganz gut. Wobei man auch anmerken muss, dass so etwas nur im Nachhinein so funktioniert, weil der Zuschauer weiß, wohin das führen soll. Um da mal einen Schlenker zu machen, nehmen wir „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“. Der Jedi-Ritter versucht dort mit Handwedeln seinen Jedi-Gedankentrick, doch der funktioniert nicht. Die Szene funktioniert aber – für uns, weil wir in einem Film, der früher kam aber später spielt, gesehen haben, wie dieser Trick funktionieren soll. Ob das alles für jemanden Sinn ergibt, der die Filme zum ersten Mal und in der chronologischen Reihenfolge sieht, stelle ich mal in Frage, da ihm das, was der Jedi da macht, ja eigentlich nichts sagt und er nicht weiß, was da gerade verkehrt läuft.
So ist es also einfacher, in Nachhinein die Zutaten zusammenzubasteln, wie es auch mit der Musik geschieht. Es ist ein schöner – kein Bond, aber ein schöner – Soundtrack, den Arnold da abliefert, der nach und nach verschiedene Teile des Bond Themas in die Musik einfließen lässt und neben der Figur so auch langsam die Erkennungsmelodie aufbaut, bis sie am Ende, wenn Bond Bond ist, vollständig ist – so wie er. Ob das jemand, hätte man es damals bei „Dr. No“ so gemacht, verstanden hätte, weil man da mit dem Bond Thema an sich noch nichts anfangen konnte, ist die gleiche Frage wie oben. Der Titelsong ist auch sehr schön, für mich einer der besten Bond Songs.
Das Problem bei der ganzen Sache ist nur eben: Dies ist kein Bond Film! Es ist ein Bond wird zu Bond Film – und selbst das nicht, wie die Produzenten wenig später beweisen… aber dazu kommen wir zu gegebener Zeit. Der Punkt ist, das hier ist kein Bond, es ist die Vorstufe dazu. Also warum zur Hölle taucht der Film dann in dieser Retrospektive auf?
Es fängt an
Ja, es fängt an. Und zwar wie ein gewöhnlicher Film, nicht wie ein Bond Film. Denn der beginnt, wie wir wissen, ja mit einer Gunbarrel-Sequenz. Doch diesmal gibt es keine. Dafür gibt es auch einen Grund. Nehme ich jedenfalls an. Also es geht los mit dem Teaser, immerhin. Der ist in schwarz/weiß weil… ja, genau genommen ergibt das keinen wirklichen Sinn, es sei denn, es wäre eine Rückblende, da der Film aber damit anfängt und sich dann zeitlich linear weiterbewegt, wird hier auf nichts zurück geblickt. Es soll uns wohl nur zeigen, dass das „früher“ oder so spielt, „vor allem“, symbolisch, was weiß ich? Ja, es zeigt uns Bond bevor er eine Null wurde (weil er von Daniel Craig gespielt wird?), eine Doppelnull (ach so!), deshalb in s/w. Er bringt zwei Leute um und dafür wird er befördert – Kinder, nicht zu Hause nachmachen.
Und damit beginnt der Teaser: Es wird gezeigt, wie er zum ersten Mal tötet – und das ist aufgebaut wie die Gunbarrel-Sequenz. Was wieder eine von diesen Im-Nachhinein-Sachen ist, denn das soll uns jetzt auch sagen, dass die Gunbarrel-Sequenz deswegen immer vor dem Film war, weil das seinen ersten Mord symbolisiert hat und er deswegen Doppelnuller wurde – was natürlich vollkommener Schwachsinn ist, da das nie die Intention für diese Szene war. Genauso wie man beim Neustart von „Star Trek“ eine „Erklärung“ dafür gefunden hat, warum Kirk Dr. McCoy „Bones“ nennt – obwohl das früher einfach mal eine Bezeichnung für Ärzte war, was aber heute kein Schwein mehr weiß, also muss man sich eine dumme Erklärung aus den Fingern saugen.
Gut, wo war ich? Also Teaser, Mord, Gunbarrel, Titelsong. Wobei ich noch eine Frage habe: Was macht Bond da, nachdem er den Typen in seinem Büro erschossen hat (Opfer Nummer 2, Herzlichen Glückwunsch, jetzt sind Sie ein Doppelnull-Agent)? Es wirkt so, als würde er das Magazin aus seiner Pistole nehmen, bevor er die in sein Schulterhalfter steckt – was völlig bescheuert wäre. Sinnvoller wäre es, den Schalldämpfer abzuschrauben, aber es wirkt nicht so, als täte er das. Nun, falls da jemand eine Antwort hat, bitte Bescheid sagen.
Wahre Lügen
Ich frage mich, ob irgendjemand aus dem Team kurz vor Schreiben des Drehbuchs „True Lies“ von James Cameron mit Arnold Schwarzenegger gesehen hat. Denn in jenem Film gibt es nicht nur eine Kampfszene auf einer Toilette, es gibt auch eine Szene auf einem Kran. Wäre nur eins davon hier vorzufinden gewesen, hätte ich auf Zufall getippt, aber bei zwei Dingen sieht das fast nach Inspiration aus. Kann aber auch nur Zufall sein.
Es gibt wieder Einblendungen von Orten, aber das ist ja inzwischen normal. Es gibt auch ein paar gute Actionszenen. Die erste verdeutlicht eigentlich symbolisch – obwohl es nicht so gemeint ist – den Unterschied zwischen Bond früher und Bond heute. Denn da ist ein flinker kleiner Mann, der sich mit Eleganz durch den Parkours bewegt – und da ist Bond, der wie ein Bulldozer durch Wände geht. Bulldozer statt Eleganz, das ist der neue Bond. Juchhee!
Überraschenderweise gibt es eine Zugfahrt ohne Tote, auch das ist neu bei Bond. Dafür wird dort die Schleichwerbung zur Werbung, als er sogar den Namen der Uhr sagt, die er trägt (und für die er wirbt). Das ist, ganz ehrlich, billige Scheiße!
Was uns zum nächsten Punkt führt: Wo dreht man heutzutage gern, weil es billig ist? Richtig, in Osteuropa. Und so wird aus Monte Carlo dann Montenegro – schon von jeher bekannt für seine Spielcasinos. Ach, wer kennt denn schon den Unterschied? Wahrscheinlich kommt im nächsten Film die Rallye Montenegro!
Am Schluss muss, ob’s sinnvoll is oder nicht, auch was explodieren, was diesmal in Venedig stattfindet. Das Haus wird flüssig, so, wie die Szene überflüssig ist.
Es gibt auch wieder einen Verräter/in aus den eigenen Reihen, aber das haben wir ja seit dem letzten Film („Stirb an einem anderen Tag“) nicht mehr gesehen und werden wir auch erst im nächsten und übernächsten wieder sehen… also nach jetzigem Stand immer.
Bond spricht deutsh
Ich kann leider nicht viel Positives über die von Hannes Jaennicke gelesene Hörbuchfassung von „Casino Royale“ sagen, aber eine Sache macht er tatsächlich besser als der Film: Er spricht den Namen des Kollegen Mathis „Mahtieh“ aus und nicht anglifiziert „Mäffis“. Wobei, bei einem französischen Agenten der von einem Italiener gespielt wird… ach, Mäffis is okay!
Da sich beim Pokern inzwischen die „internationalen“ (sprich: englischen) Begriffe auch in Deutschland eingebürgert haben (der Grund dafür dürfte sein, dass es irgendjemandem zu anstrengend war, einfach mal korrekt zu übersetzen), hört man dann in der deutschen Fassung ständig „falt“, „all in“, „Hole in one“… nee, das war was anderes. Das wäre eher was für Connery gewesen! Jedenfalls gab es für derlei Dinge auch mal deutsche Wörter wie „ich geh mit“, „ich steig aus“, „ich setze alles“, aber auf so was werden wir dann wohl in Zukunft verzichten müssen.
Dass hier in Bezug auf Bonds (mögliche) Vergangenheit die Waise (orphan) mit Heimkind übertragen wurde, hatte ich an anderer Stelle bereits erwähnt – da er, wenn mich seine fiktionale Geschichte nicht trügt, bei seiner Tante aufgewachsen ist, wäre Heimkind denn wohl auch streng genommen falsch. Und im Heim kann er auch gelandet sein, weil seine beiden Eltern im Knast sind oder abgehauen oder ihnen die Vormundschaft entzogen wurde, das setzt nicht zwingend den Tod seiner Erzeuger voraus.
Zum Schluss
Kommen wir zu selbigem. Hier machen die Produzenten mal wieder einen großen Fehler. Entweder sie halten das Publikum für blöd oder sie sind blöd. Und, nebenbei bemerkt, wäre das kein Neustart gewesen, hätte das sogar funktionieren können. So aber nicht. Denn man will uns vorgaukeln, Bond kündigt wegen der Liebe seines Lebens den Dienst. Und das hier ist sein erstes Abenteuer, der Beginn einer Karriere, die wir kennen, der Start einer Filmreihe. Das kann dann also nur eins bedeuten: Die Frau ist a) eine Verräterin oder b) bald tot oder c) beides. Es war Antwort c). Und wenn so was vorhersehbar ist, dann ist es… vorhersehbar. Da ist dann die Spannung raus und es verliert ein wenig seinen Sinn. Ganz ehrlich, das ist ein Anfängerfehler! Nichtsdestotrotz eigentlich ein guter Film, nur kein richtiger Bond.
Zum Schluss ertönt das nicht der Titelsong sondern das James Bond Thema… und auch das wird noch zweimal passieren. Hier ergibt es einen gewissen Sinn, denn, um mal aus dem Audiokommentar zu übersetzen: „Bond ist nun die wunderschöne Maschine geworden, die wir kennen und lieben.“ Ich bin nicht sicher, ob es Regisseur Martin Campbell oder Co-Produzent Michael G. Wilson sagt, aber das bedeutet, dass es so gedacht war, dass Bond am Ende dieses Films zu dem geworden ist, den wir aus den anderen Filmen kennen. Das heißt, der nächste Film wird ein echter Bond Film sein, in dem Bond sich uns in seiner alten guten Form und elegant und clever und witzig und klasse zeigt. Oder?
— Martin Cordemann alias Null Null PeeWee Ende —
— es folgt Sonderbericht von Tillmann Courth alias Null Null Tilly —
Das wird spannend. Der Regisseur von „Casino Royale“ ist derselbe wie von „GoldenEye“: Martin Campbell. „GoldenEye“ ist für mich gelackte Grütze, „Casino Royale“ hingegen ist mir als überraschend gelungener Auftakt der Craig-Reihe in Erinnerung. Aber schauen wir jetzt noch einmal genau hin.
Dem herrlich knackigen Vorsetzer (unnötigerweise in Schwarz/Weiß gehalten – bloß weil’s nicht in der Gegenwart spielt?) folgt ein sensationell guter Vorspann: Der Trickfilm mit den Spielkasino-Symbolen ist wunderschön, dazu singt zum rassigen Groove von David Arnold ein gewisser Chris Cornell „You know my name“. Ausgezeichnet. Perfektes Intro für den Relaunch der Bond-Reihe. Wäre da nicht Daniel Craig…
Aber der Reihe nach. In Afrika treffen wir als erstes auf die Schurken des Stückes, Le Chiffre und Mr. White (die für den Warlord Obanno Geld waschen). Bond sehen wir erst in der nächsten Szene bei Verfolgung eines vernarbten Terroristen auf Madagaskar. Es entspinnt sich tolle, glaubhafte Action auf einer Baustelle! Sehr kreativ wird dabei die trendige Sportart Parkour präsentiert. Sein Ende findet die Hatz mit der wüsten Schießerei in der Botschaft (ab 16. Filmminute).
Zwei Dinge sind jetzt schon klar: Erstens lässt es die Regie mit realistisch-brutaler, aber atemberaubender Action krachen, zweitens ist dieser neue Bond eine bullige KAMPFMASCHINE – und sonst erstmal nix. Dessen Besuch in Ms Privatwohnung (22. Minute) führt uns wieder einmal mit Judy Dench zusammen. Was ein echter Blödsinn ist. Wenn man Bond neu aufsetzt, hätte nicht Dench weiter als M agieren dürfen. Dench hat ja öfter mit Brosnan zusammengearbeitet – und hier lernt sie Bond/Craig gerade erst als Frischling mit Doppel-Null-Status kennen?! Leute, das ist echter Kappes.
Im Gegensatz zum Kollegen PeeWee sind mir jedoch ZEITLINIEN komplett SCHNUPPE, und wenn der Film funktioniert, darf auch mal die Logik ins Schlingern kommen. Ich kann drüber hinwegsehen! Muss ich ja wohl auch…
Lacher in Minute 25: Bond fährt einen Ford! Und wenn’s der neue Mondeo ist… drauf geschissen, ehrlich. Das Intermezzo auf den Bahamas präsentiert uns Craig als Ursula Andress (29. Minute) in den Fluten des Meeres stehend. Das ist der neue Muskelbond, das „Men’s Health“-Modell – und kommt ganz schlecht bei der männlichen Zielgruppe an.
Beim Glücksspiel (das ist der Glücksspiel-Film schlechthin, Leute!) knöpft Bond dem Le Chiffre-Kompagnon Dimitrios einen Aston Martin ab – nette Referenz an den klassischen Bond. 39. Minute: Bond folgt dem Übertäter in die „Körperwelten“-Ausstellung in Miami (auch da wird ein Spieltisch mit kartenlegenden Leichen ins Bild gerückt), wo er ihn als Exponat belässt. Nicht ohne sein Smartphone zu klauen und Infos rauszuziehen (das ist der Handyklau-Film schlechthin, Leute!).
Es folgt der Anschlag auf den „Skyfleet“-Jumbo auf dem nächtlichen Flughafen, den Bond gekonnt verhindern kann (hatten wir Ähnliches nicht schonmal in „Stirb langsam 2“?). Auch hier mutet sich der neue Bond Dinge zu, die Connery/Lazenby/Moore/Dalton/Brosnan nie, nie, nie, nie, nie gemacht hätten. Ist James Bond zu Jack Bauer („24“) mutiert?
Mit der 55. Minute rollen wir per Zug in die Haupthandlung ein. In der Spielbank von Montenegro muss Le Chiffre das Geld wieder reinholen, was ihn der verpatzte Anschlag gekostet hat. Erst aber trifft Bond auf das „Girl“ des Films, Eva Green als Vesper Lynd. Ich mag die gegenseitige Psychologisierung in der Kennenlernszene, ich mag Eva Green, ich mag die Figur der Vesper Lynd – in meinen Augen die erfrischendste und „normalste“ Frau im Bond-Universum.
Eine Riesenfreude ist mir weiterhin die Mitwirkung von Giancarlo Giannini als Bond-Kontaktmann René Mathis. Ein wundervoller Mime, der mir seit Lina Wertmüllers „Sieben Schönheiten“ von 1975 nicht mehr aus dem Kopf geht (ja, hier schreiben CINEASTEN, tut uns leid). Ab der 66. Minute beginnt die große Pokerei. Ein Spiel, das ich nicht so recht durchschaue, aber es gibt jede Menge deutscher Fernsehformate damit.
Zeit für eine Actionszene: In der Spielpause rückt Warlord Obanno Le Chiffre auf den Leib, Bond mischt sich ein und erledigt ihn (rasant choreografierte Prügelei!). 80. Minute: Die zarte Szene des Films – Bond hockt sich zur (durch den Mord traumatisierten) Vesper in die Dusche. Beweist: In diesem Bond scheint doch ein Herz zu schlagen.
Le Chiffre zieht Bond die Hosen aus (beim Pokern, bildlich gesprochen), und Felix Leiter von der CIA finanziert Bonds weitere Spielsucht. Le Chiffre vergiftet Bond (91. Minute), der daraufhin schwitzt wie ein Schwein. In letzter Sekunde rettet ihn Vesper, die den Defibrillator bedient und tatsächlich „jeden Penny wert“ ist. Ebenfalls eine originelle Szene. Dann wird wieder gepokert, bis die Augen bluten (also Le Chiffres auf jeden Fall, denn er ist pleite).
104. Minute: Le Chiffre zieht Bond die Hosen aus (beim Foltern, diesmal wörtlich) und traktiert seine preisgekrönten Klöten mit einem Schiffertau. In dieser neuen Bond-Reihe wird Sex keine allzu große Rolle mehr spielen, was? Zwinker.
Und – bummsdich! – wird Le Chiffre per Kopfschuss von Mr. White massakriert! Das kommt überraschend und ist wahrlich originell für einen Bondfilm. Die sonst obligatorische Rache am Oberschurken bleibt Bond vorenthalten. Lob an dieser Stelle für Mads Mikkelsen – den Le Chiffre hat er gut gemacht.
113. Minute: Der freundliche Schweizer Bankier transferiert die Kohle, leider in schwarze Kanäle, weil Vesper mit den Bösen unter einer Decke steckt. Dumm gelaufen, denn Bond verfällt der Schatzmeisterin mit Haut und Haar. Turteln, knutschen, Liebesurlaub, dann böses Erwachen. Im sinkenden Haus in Venedig kommt es zum Showdown (ab 122. Minute): Ein paar Henchmen gehen baden, und die schuldbewusste Vesper wählt einen qualvollen Freitod im Fahrstuhl. Bond am Ende, Geld ist futsch (in den Händen Mr. Whites). Aber Vesper hinterlässt eine Nachricht, Bond krallt sich Mr. White, da bricht der Film ab (schön mit Bond-Thema) – und wird unnötigerweise in dem Machwerk „Ein Quantum Trost“ fortgeführt. Doch davon das nächste Mal…
Fazit, ungnädiges: Das. Ist. Nicht. Mehr. Bond.
Fazit, gnädiges: „Casino Royale“ ist ein straff inszenierter, imposanter, sogar packender und origineller Actionfilm. Die Darsteller sind überragend, das Buch macht Anleihen bei früheren Agentenfilmen. Daniel Craig gibt vor James Bond zu sein.
Casino Royale (2006)
Originaltitel: Casino Royale
Regie: Martin Campbell
Musik: David Arnold / Titelsong: Chris Cornell
James Bond: Daniel Craig / Dietmar Wunder
Le Chiffre: Mads Mikkelsen / Axel Malzacher
Vesper Lynd: Eva Green / Alexandra Wilcke
Felix Leiter: Jeffrey Wright / Olaf Reichmann
Mendel: Ludger Pistor
Villiers: Tobias Menzies / Matthias Hinze
Mr. White: Jesper Christensen / Wolfgang Condrus
René Mathis: Giancarlo Giannini / Bernd Rumpf
und
M: Judy Dench / Gisela Fritsch
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