„Und nun, zu Guter Letzt, Macbeth.
Der ging gern hin zum Hexentreff,
Doch die Karriere, die stagnierte,
Weshalb Macbeth nicht resignierte.
Die Frau kaufte ihm einen Schlips,
Gab ihm ein paar gute Tipps,
Zum Beispiel seinen Chef beim Grillen
Vielleicht einfach mal zu killen.
Das Blut wischt er im Brunnen ab
Bevor man’s sieht, Mann, das war knapp.
Dann übernimmt er’s Unternehmen,
Will damit ein’ges unternehmen.
Die Frau berät ihn dabei sehr,
Irrt sich an der Börse schwer,
Macbeth ist nur ein armer Tropf,
Verliert am Ende Job… und Kopf!“
(aus: „Groschenromane von Shakespeare“, in „DADA op Kölsch“, Regionalia-Verlag)
Mord, Krieg, Blut, Tod
Shakespeare hat wieder zugeschlagen. Das Stück, dessen Namen man, wenn wir „Blackadder“ vertrauen wollen, in Theaterkreisen nicht aussprechen darf, „das schottische Stück“. Eine Handlung voller grausamer Taten, Morde, Hexen und Prophezeiungen. Der Stoff, aus dem Alpträume und Märchen gezimmert sind – und zu einem Alptraum kann es auch dann werden, wenn man es bei einer Praktikantin im Englischunterricht durchnimmt. Das sollte nun wirklich nicht die erste Begegnung mit diesem Werk Shakespeares sein, denn der Englischunterricht kann diesem Werk nicht nur nicht gerecht werden, er verleidet es einem sogar unter Umständen. Deshalb hatte es der schottische König eine lange Zeit bei mir sehr schwer… bis nach der Schule, wo ich es privat gelesen habe und ein Freund und ich unsere eigene Version davon produziert haben: „Macbeth goes Playmobil“ – gleich im Anschluss.
Wort- und bildgewaltig
Die neue Filmversion von „Macbeth“ ist in gewaltigen Bildern umgesetzt, wofür sich die schottischen Highlands auch anbieten. Seien sie durchflutet von Nebel oder Sonnenlicht, sie sind die perfekte Kulisse für ein Schauspiel, das gleich in den verschiedensten Universen angesiedelt sein könnte. Man könnte es sich als klingonische Version vorstellen, wo alle Beteiligten Krieger sind. Oder es könnte eine Geschichte sein, die in der Welt von „Game of Thrones“ spielt. Nur modernisiert und im gläsernen Hochhäusern, dort scheint Macbeth irgendwie fehl am Platze.
So bietet das Stück denn auch eine starke Handlung. Ein Mann, der König sein sollte, sein Freund, der Vater von Königen wird, undurchsichtige Frauen, die Männern etwas versprechen und Ehefrauen, die Männer zu unschönen Taten verleihen. Der Film schafft es, das lange Stück Shakespeares auf die für die Handlung wichtigen Texte zu reduzieren, was ihm hoch anzurechnen ist. Doch damit kommen wir auch zu einem persönlichen Problem von mir.
Shakespeares Sprache
Von allen wird sie verliebt gelobt und ich oute mich jetzt als Banause, der sagt: Ich kann mit Shakespeares Dialogen wenig anfangen. Sie mögen sprachlich sehr schön sein, aber wenn ich sie in diesem Film höre, klingen für mich nur einzelne Wörter durch, aber die Sätze ergeben keinerlei Sinn. Das liegt u.a. daran, dass die Schauspieler es richtig machen, was es aber irgendwie falsch macht. Sie sprechen die Sätze nicht getragen, sondern so, wie man normal sprechen würde, was das Ganze viel natürlicher wirken lässt. Das ist, wie gesagt, gut, macht es für jemanden wie mich, dessen Muttersprache nicht Englisch ist, schwer, viel von dem Gesagten zu verstehen. So ist es ganz schön, dass sich Herr Fassbender einen zurechtnuschelt, aber viel davon verstanden hab ich nicht. Und so bin ich von diesem Standpunkt nur mäßig mit dem Film zufrieden, weil er mir den Genuss eines gewaltigen und gewalttätigen Stückes durch schwierige Sprache sehr einschränkt. So gesehen empfehle ich allen lieber eine deutsche Fassung, in der Hoffnung, dass man Shakespeares Sprache dort angemessen übertragen hat – vielleicht hinterlässt das dann ja eine völlig andere Wirkung.
Ansonsten gibt es eigentlich wenig zu beklagen. Fassbender macht seine Sache gut und es gibt ein Wiedersehen mit Sean Harris, dem Bösewicht aus „Mission: Impossibe – Rogue Nation“ – ein vielseitiger Schauspieler, der zwar ein ausgesprochen markantes Gesicht hat, den man aber trotzdem eher an seiner unverwechselbaren Stimme erkennt.
Maczit
Bildgewaltige Verfilmung des „schottischen Stückes“, das nicht mit beeindruckenden Bildern aus Schottland geizt. Warum aus drei Hexen vier werden, nun, die Frage beantwortet uns der Film nicht, aber er findet eine interessante neue Variante für Birnams Wald. Ab 29. Oktober 2015 im Kino.