Die Reisen des Raumschiffs Enterprise unter dem Kommando von Captain Christopher Pike gehen weiter…
Der Captain
…obwohl Pike dafür überraschend oft abwesend ist, also jetzt nicht geistig grüblerisch, sondern schlicht nicht da, was merkwürdig ist, da es ja eigentlich seine Serie sein sollte. Dafür kehrt Kirk in unterschiedlichen Variationen, um es mal so zu nennen, mehrmals zurück und so langsam führt man nach und nach die gesamte Crew von “Raumschiff Enterprise” ein, nach Spock, Uhrua, Chapel, Kyle und Kirk gibt sich Ende der Staffel nämlich eine weitere bekannte Figur die Ehre… deren Stimme man auch schon in der letzten Folge der ersten Staffel zu hören bekommt, in der ja auch die Farragut auftauchte, auf der in der alten Zeitlinie ein junger Lieutenant Kirk war, als deren Captain namens Garrowick von einem Wolkenwesen getötet wurde, dessen Sohn wiederum unter Kirk diente… und laut STAR TREK: PRODIGY später irgendwo in der Nähe des Delta Quadranten landete – aber das muss ich Ihnen ja nicht extra erzählen!
The Kirk must go on
Man kann vieles über William Shatner sagen, wovon das eine oder andere vielleicht auch nicht so ganz schmeichelhaft sein könnte, aber er war Kirk – und sonst hat das niemand erreicht. Da macht Chris Pine noch eine okaye Figur, aber Paul Wesley hier ist zwar irgendwie nett, aber es fehlt ihm das gewisse Etwas. Man mag sich nicht so recht vorstellen, dass aus ihm der Captain der Enterprise werden soll, den wir kennen – und möglicherweise auch lieben. Aber selbst mit einem anderen Darsteller wäre das letztlich in dieser Serie auch schwierig, denn das sollte ja eigentlich die von seinem Vorgänger sein, Kollege Pike. Und wir erinnern uns, was ich damals bei Staffel 2 von STAR TREK: DISCOVERY zu Anson Mount als Captain Christopher Pike schrieb:
„Der gibt dem vielleicht langweiligsten Captain der Star Trek-Geschichte einen neuen Reiz… was in etwa heißen soll, dass sich die Ähnlichkeiten zwischen ihm und dem von Jeffrey Hunter im ersten Pilotfilm dargestellten Kapitän der Enterprise mehr oder weniger auf den Namen beschränken. Was aber in dem Fall eher von Vorteil ist, zumal dieser Pike mehr wie sein Nachfolger Captain Kirk wirkt, aber den konnte man ja nicht nehmen, weil seine Zeit, im wahrsten Sinne des Wortes, noch nicht gekommen war.“
Jjjjjaaaaa, wenn Pike auf abenteuerlichen Kirk macht, dann bleibt für Kirk nicht mehr viel Platz dafür. Prinzipiell und aus mehreren Gründen hätte man Kirk aus dieser Serie herauslassen sollen – es sei denn, sie wagen es doch irgendwann mal, zuzugeben, dass dies nicht der Roddenberman-Kanon ist, sondern eine leicht andere Zeitlinie… wofür sie hier auch erstmal einen Hinweis liefern:
Khaaaan!
Blicken wir zurück ins RAUMSCHIFF ENTERPRISE:
In „Space Seed“ heißt es über Khan Noonien Sing: „von 1992 bis 1996 war er das absolute Herrscher über ein Viertel Ihrer Welt“… also unserer Welt, kennt ihr ja.
In „Der schlafende Tiger“ dagegen fand man, dass die 90er vielleicht doch etwas zu nahe liegen würden und – was man in STAR TREK II: DER ZORN DES KHAN“ wieder zurück korrigierte – legte die eugenischen Kriege ein Jahrhundert nach hinten, so dass Kollege Khan nun „von 2092 bis 2096 absoluter Herrscher über ein Viertel der Erde“ wurde… was, wenn man man ehrlich ist, eigentlich eine weitsichtige und nicht falsche Entscheidung des deutschen Teams gewesen ist, haben sich die 90er auf unserer Erde doch als relativ khanlos erwiesen… außer dem „Kahn der guten Laune“ mit Achim Menzel, aber da weiß ich nicht, ob man dessen Schrecken und Terror nicht sogar höher bewerten muss, als den des genmalipulierten Supermanns hier.
Der Punkt ist: Die Originalfassung gibt eine klare Zeit für das Auftreten Khans an – und die ist in einer Episode dieser Staffel nun anders, nämlich statt im 20. im 21. Jahrhundert, was zwei Möglichkeiten eröffnet:
entweder, was ich schon seit längerem behaupte, SNW spielt nicht in der originalen Zeitlinie des Roddenberman-Kanons
oooooder aber man befindet sich schon die ganze Zeit in der leicht anderen Welt der ZDF-Synchronfassung?
Ehrlich gesagt, so sehr ich diese Fassung auch mag, halte ich Theorie Nummer 1 für naheliegender…
Unter Deck… oder untere Decks
…auch wenn das dann durch eine spätere Episode wieder torpediert wird. Da war man so schön auf dem richtigen Weg und dann das: Ein Crossover mit LOWER DECKS. Witzige Episode, aber eigentlich wäre das ein guter Zeitpunkt gewesen, Boimler anmerken zu lassen, dass die Enterprise irgendwie anders aussieht als er dachte und man hätte das ganze Thema fein vom Tisch gehabt, doch stattdessen zementiert man Nummer 1 in der späteren Historie, was… naja, zumindest ein ganz kleines bisschen fragwürdig ist. Leider sprechen im Zusatzmaterial alle darüber, dass die Figuren sich dahin bewegen sollen, wo sie bei TOS waren… seufz!
Folgen mit oder ohne Folgen
Die Staffel ist sehr solide und hat ein paar Folgen, die ein wenig aus der Norm herausragen. Zu Beginn gibt es allerdings erstmal eine Gerichtsepisode, die sich mit dem gleichen Thema beschäftigt, auf das auch Dr. Bashir bei DEEP SPACE NINE stoßen soll, also nicht unbedingt Neuland – und auch auf lange Sicht wohl nicht unbedingt erfolgreich. Aber das ist nicht das einzige, das einem bekannt vorkommt… und das die Sache ein bisschen schwierig macht, weil es die Besonderheit aus dem nimmt, was vorher geschaffen wurde aber später spielt. Als Kirk die Enterprise stiehlt oder, wie sie hier sagen, kapert, um Spock zu retten, dann ist dass cool. Wenn Spock das aber, wie hier zu sehen, 20 Jahre früher schonmal selbst gemacht hat, dann wird das irgendwie nicht mehr so einzigartig.
Letztlich, würde dies im alten Roddenberman-Kanon spielen, würde die Serie ausgerechnet die spätere Uhura wirklich schlecht aussehen lassen, was sicher nicht Absicht der Verantwortlichen ist, aber trotzdem so wirken würde. Denn Uhura könnte bestätigen, was ein Gorn ist, sollte beim Klau der Enterprise sagen, dass sie das schonmal gemacht hat und dass sie, obschon ein Sprachentalent, in STAR TREK 6 nicht in der Lage ist, ohne den Universalübersetzer mit den Klingonen zu sprechen, nuuun, das würde alles nicht passen, wenn diese hier auch die spätere Uhura wäre.
Und das gilt leider für so ziemlich alle Charaktere. Was man hier mit Spock macht hat zwar ein paar interessante Aspekte und einige amüsante Szenen zur Folge, aber es würde in keinster Weise zu dem von Leonard Nimoy dargestellten Spock passen, da können sich die Macher das so schön reden, wie sie wollen. Ich meine, eine Beziehung mit Chapel??? Da möchte man jedem der Autoren doch die gleiche Frage stellen, die Sam Rockwell Sigourney Weaver in „Galaxy Quest“ entgegenwirft: „Hast du die Sendung mal gesehen?“ Hier hat man das Gefühl, man hat nicht. Oder nicht gut genug. Ja, Dr. Korby wird erwähnt, man hat also doch recherchiert, wo Chapels Weg hinführt – aber ihr späteres Zusammenspiel mit dem von Uhura ist völlig anders, als es hier ist, würde also nicht passen!
Griff in die Geschichte der alten Enterprise
Die Zeitlinie muss gerichtet werden und man macht einen netten Scherz mit den Namen Noonien-Singh,,, oder Soong? Passt gut. Auch, dass Kirk hier auf der Iowa geboren wurde und nicht in Iowa. Und er weiß sich zu helfen, mit Schach, hübsche Sache. Ein bisschen ist die Folge eine Art Mischung aus „City on the Edge of Forever/Griff in die Geschichte“ (TOS) und „Yesterdays Enterprise/Die alte Enterprise“ (TNG), was so gesehen ganz gut funktioniert und die alternative Zeitlinie, also quasi das DISCO-Versum sattelfest macht, gibt man doch zu, dass die Sache mit Khans eugenischen Kriegen eigentlich 30 Jahre früher hätte passieren müssen, also eine klare Abweichung von TOS, Wäre dies alter Kanon, würde es auch wirklich merkwürdig anmuten, dass Kirk, wenn man rauskriegt, wer Khanemann und Söhne wirklich sind, nicht direkt sagt, dass er mal fast was mit einer Nachfahrin von ihm gehabt hätte, aaaaaber da war Carol Marcus gerade schwanger, also schlechtes Timing.
Spock : 2 = ?
Die Folge, in der Spock seine vulkanische Seite verliert, nuuun, wir hatten eine, in der Kirk in sein gutes und sein böses Ich gespalten wird und eine bei VOYAGER, in der B`Lana in ihre menschliche und ihre klingonische Hälfte getrennt wird, also jetzt mal alles nicht so irrsinnig neu, aber durchaus nett gemacht… aber auch wieder in Kategorie, dass es kein Stück zum späteren Spock passen würde.
Was auch nicht so ganz passen will, ist der ganze Krieg und all das. Sicher sind das interessante Themen, aber die TOS-Ära ist eigentlich eher sauber. Sicher gibt es da Krieg und Kämpfe, aber diese Düsternis und Blutverschmiertheit, die auch durch die Gorn tropft, passen nicht in diese Zeitperiode und haben ihren angemesseneren Platz in DS9 gefunden. Was auch für die Musical-Episode gilt. Die ist sehr nett, nicht ganz so gut wie die bei „Buffy“, aber letztlich passt auch sie nicht so recht in diese Ära und wäre in einer anderen Serie besser aufgehoben gewesen. Nett ist allerdings, dass man hier den Vorspann geändert hat, was auch in der LOWER DECKS-Folge passiert. Auch die ist ein Spaß, aber wäre der Sache angemessener, wenn die Unterdeckler die richtigen Helden getroffen hätten und nicht nur das B-Team. Wenn Captain Sisko sich in der Tribbles-Episode von DS9 ein Autogramm vom echten Kirk holt und sie vorher in den echten alten Uniformen durch die echten alten Gänge der echten alten Enterprise gewandelt sind, dann ist das eine tolle Verbeugung vor dem großen Original, dem all diese Serien ihre Existenz verdanken. Wenn Boimler aber statt Leonard Nimoy Ethan Peck trifft, dann ist das zwar nett, aber doch weit am Tor vorbeigeschossen.
Joh, Man… oder Yeoman?
Nachdem mir letztens aufgefallen war, dass man in einer Folge ganz politisch korrekt von „Crewperson“ spricht, hatte ich angenommen, der meist mit Frauen besetzte Rang des „Yeoman“ würde in dieser politisch gesäuberten Serie nicht mehr existieren… doch das tut er noch. Und wird nicht mehr eingedeutscht. Janice Rand wurde u.a. als „Bootsmann“ Rand bezeichnet, aber ich glaube auch sowas wie „Corporal“ war mal zu hören – alles mit dem Mann im Wort und alles für Frauen. Aber vielleicht darf er hier einer sein, weil er ein Mann ist?
Was weniger einheitlich ist als früher, sind die Uniformen. Da gab es bei TOS wenig Variationen – hier aber schon. Und dass Frauen, um Dax aus obiger Tribbles-Episode zu zitieren, „weniger“ trugen, also eine Art Röckchen, nun, danach hält man hier vergebens Ausschau. Ebenso wie nach einer wunderschönen Dame namens Enterprise, denn die hat man hier doch ein wenig verunstaltet und zugekleistert, so dass sie nicht mehr so fein und anmutig wirkt wie ihre anderen Inkarnationen, die JJ-Version mal ausgeschlossen. Und warum sieht eigentlich nicht alles so aus, wie es soll und wie es sich für diese Zeitperiode gehört? Terry Matalas hat mit der D gezeigt, dass es geht und auch gut aussieht – und da sieht man sowohl eine richtige Constitution-Klasse als auch die überarbeitete Filmversion… was uns zu einem klitzekleinen Exkurs führt. Bisher sah man die nämlich nur auf der großen Leinwand, aber in keiner der Serien. Bei LOWER DECKS dann kann man sie für einen kleinen Augenblick bewundern, bevor sie explodiert und nun hat PICARD sie endlich ins Fernsehen geholt… und sie ist so schön wie eh und je. Anders als die hier, in der einem der Computer einen Weg durchs Schiff zeigen kann, was damals in ferner Zukunft für Riker auf der Galaxy-Class Enterprise eine völlig neue Sache war. Soviel also zu Kanon und Kontinuität.
Captains Dinner
Ich glaube nicht, dass es in einer der Serien gesagt wird, aber es ging immer das Gerücht um, Kirk wäre der jüngste Captain aller Zeiten gewesen. Hier nun ist er erstmal der jüngste erste Offizier. Wenn er dann mal Captain der Enterprise werden sollte, dürfte das ein harter Schlag für Dr. M´Benga sein, denn der ist jetzt noch Chefarzt, was unter Kirk aber sein Freund „Pille“ McCoy sein wird. Und auch wenn die Enterprise hier als Flaggschiff bezeichnet wird, bin ich mir recht sicher, dass sie das zu Kirks Zeiten nicht war. Mit Zeit und Reisen darin geht man auch sehr lax um, denn das Zusammentreffen mit Mariner und Boimler ist zwar, wie gesagt, sehr lustig, aber verrät schon durch deren Anwesenheit zuviel, indem es sagt, dass die Sternenflotte noch existiert, um da mal nur die Spitze des Eisbergs zu nennen.
Dann wären da noch Clint Howard und Carol Kane. Ersterer absolviert hiermit seinen dritten Auftritt in STAR TREK, nachdem er vorher schon in TOS und DS9 mit dabei war. Letztere… nun, da fragt man sich, ob sie zum gleichen Volk gehören soll wie Flint in „Requiem for Methusala/Planet der Unsterblichen“? Falls ja, sollte Spock dann nicht weniger überrascht sein, wenn er in TOS seine Entdeckungen macht, da er ja mit diesen Leuten offensichtlich schon vertraut ist? Najaaa…
Bonus
Jede Menge nette Blicke hinter die Kulissen.
Mit
Cpt. Christopher Pike: Anson Mount (Sascha Rotermund)
Nummer Eins: Rebecca Romijn (Alexandra Marisa Wilcke)
Spock: Ethan Peck (Arne Stephan)
Ortegas: Melissa Navia (Maximiliane Häcke)
Christine Chapel: Jess Bush (Alice Bauer)
Noonien-Singh: Christina Chong (Magdalena Turba)
Uhura: Celia Rose Gooding (Laura Oettel)
Dr. M’Benga: Babs Olusanmokun (Tim Sander)
Admiral Robert April: Adrian Holmes (Peter Sura)
Samuel Kirk: Dan Jeannotte (Tobias Diakow)
T’Pring: Gia Sandhu (Luisa Witzorek)
Amanda: Mia Kirshner (Natasha Geisler)
Commander Pelia: Carol Kane (Philine Peters-Arnolds)
Sera: Adelaide Kane (Esra Vural)
Captain Batel: Melanie Scrofano (Franziska Endres)
Hemmer: Bruce Horak (Thomas Wenke)
Karas: Greg Bryk (Matthias Klie)
General Garkog: Bruce Horak (Jürgen Mai)
Dak`Rah: Robert Wisdom (Thomas Kästner)
Commander Martinez: Clint Howard (Santiago Ziesmer)
sowie
Ensign Beckett Mariner: Tawny Newsome (Giovanna Winterfeldt)
Ensign Brad Boimler: Jack Quaid (Patrick Baehr)
Ensign D’Vana Tendi: Noël Wells / Melinda Rachfahl
Ensign Samanthan Rutherford: Eugene Cordero / René Dawn-Claude
Commander Ransom: Jerry O`Connell / Johannes Raspe
und
Scott: Martin Quinn (Fabian Kluckert)
Captain James T. Kirk: Paul Wesley (Nico Sablik)
Trekzit
Hübsche Staffel mit ein paar netten Episoden. Beim nächsten Mal gibt es dann ein Wiedersehen mit Pille, Sulu und Chekov? Ab 7.12.2023 auf DVD, Blu-ray und als limitiertes 4K Steelbook.