2021
379 Artikel
97 mal im Kino
81 Serien
14 Bücher (geschrieben), alle zusammen
2517 Seiten (also die Bücher)
16 ausgewählte Titel und…
nur 1 mal frühzeitig rausgegangen!
In der Pressevorführung Ihrer Majestät
Er ist keineswegs der beste Film des Jahres, oder der Reihe, oder überhaupt der Craig-“Bonds“, aaaaber es gibt da etwas besonderes bei KEINE ZEIT ZU STERBEN. Denn in gewisser Weise habe ich den Film gemeinsam mit der Queen und dem Königshaus gesehen… so mehr oder weniger. Eigentlich sollte der neue Bond weit früher erscheinen, doch zu seinem ersten Startdatum gab es, passend, den ersten Lockdown. Und er musste verschoben werden. Irgendwann gab es dann einen neuen Starttermin und am Morgen eines Freitags teilte der Verleih den Kinobetreibern die Infos für die Bewerbung des Kartenvorverkaufs mit – und nur ein paar Stunden später am selben Tag wurde der Starttermin ein weiteres Mal verschoben – und wieder gab es einen Lockdown. Es ist der 25. offizielle (also von EON) James Bond-Film, er hätte in dem Jahr starten sollen, in dem der Ur-James Bond Sean Connery im Alter von 90 Jahren verstorben ist, doch das Schicksal – und Covid – wollte es nicht und so schaffte er es dann doch endlich 2021 in die Lichtspielhäuser. Was dazu geführt hat, dass er doppelt so teuer wurde wie angedacht und man nun etwa 800.000 Milliarden Dollar einspielen musste, um keinen Verlust zu machen. Wäre er zum ursprünglich angesetzten Startzeitpunkt in die Kinos gekommen, hätte es bestimmt eine ganz gewöhnliche Pressevorführung gegeben, morgens um 10, wie normal… doch nun musste man alles aus diesem Film herausholen, um alles aus ihm herauszuholen. Und so fand die Pressevorführung für einen fast 3stündigen Film abends um 21 Uhr statt – und das gleichzeitig in vier deutschen Städten, möglicherweise sogar in ganz Europa. Der Grund dabei waren weniger mögliche Spoiler, sondern, dass man ihn nicht vor der Welturaufführung präsentieren wollte/konnte/durfte. Und die fand, wahrscheinlich eine Stunde früher, aber überlappend, in London statt – u.a. für das britische Königshaus, das dann also gemeinsam mit uns – oder wir gemeinsam mit ihm – den neuen Bond gesehen hat. Was in solcher Weise eher selten vorkommt und das Ganze ein bisschen besonders macht.
Bond vadis?
Als Fan der Reihe fragt man sich nun, wie es mit 007 ab hier weitergeht, ob es mit jedem neuen Darsteller einen kompletten Neustart geben wird und Bond wieder bei 0 anfängt… und nicht bei 007? Doch theoretisch gäbe es eine Möglichkeit, das Rad der Bond-Geschichte wieder zurückzudrehen, die Craig-Ära für sich als Auskopplung stehen zu lassen und wieder nach dem alten Schema zu verfahren und einfach den Hauptdarsteller auszutauschen, was, wenn wir mal ehrlich sind, eigentlich kaum jemanden so wirklich gestört haben sollte, zumal es der ganzen Sache eine gewisse Kontinuität verliehen bzw. vorgegaukelt hat. Ich weiß, dass die EON-Leute nicht die Eier dafür haben, aber man könnte Pierce Brosnan reaktivieren, ihn als Bond zurückholen, dazu noch Samantha Bond als Moneypenny und John Cleese als Q, das ganze in einem schönen – und guten, wenns recht ist – Abenteuer präsentieren, so dass wir alle unsere Freude daran haben, und dann könnte man wieder die alten Wege gehen… aber wir wissen alle, dass das nicht passieren wird, leider!
Bond-Girl
Man engagierte sie, um das Drehbuch ein bisschen aufzupolieren – und man schmeckt ihren Humor angenehm heraus: Phoebe Waller-Bridge. Wer sehen möchte, wodurch sie, verdientermaßen, in den Fokus gerückt ist, dem sei noch einmal die großartige Serie FLEABAG von ihr empfohlen, die dieses Jahr bei uns auf Blu-ray erschien und ein kleiner Höhepunkt des Jahres war.
Killer-Girls
Dokus können spannend sein – und hier haben wir eine solche. Ein erfolgreiches Attentat – aber wie macht man sowas? In der hervorragenden Dokumentation ASSASSINS kann man es sehen – aber bitte nicht zu Hause nachmachen!
Und täglich grüßt…
Zeitschleifenfilme sind nach wie vor beliebt, fast so, als befände man sich selbst in einer Zeitschleife, in der man immer wieder die selbe Art Film präsentiert bekommt. Von den zahlreichen aus diesem Jahr seien hervorgehoben BOSS LEVEL, ein hübscher Actionfilm, der mit den Klischees des Genres spielt und einen launigen Erzähler hat, sowie der herrliche PALM SPRINGS mit „Brooklyn Nine-Nine“ Hauptdarsteller Andy Samberg – beide sind ein bis zwei große Späße, die man vielleicht sogar immer wieder gucken kann… aber nicht muss!
Uuuuuund Action
Aber diesmal ohne Zeitschleife… obwohl… Bei CASH TRUCK wird zumindest an der linearen Erzählweise geschraubt, was diesem Film besser zu Gesicht steht als ein paar der anderen, bei denen Guy Ritchie das in letzter Zeit der Handlung aufgedrängt hat. Hier erfüllt es tatsächlich einen Zweck und macht das Ganze besser. Ein bisschen schade, dass er es nicht ins Kino geschafft hat, ist es für JOLT, der es durchaus verdient hätte, aber da muss man sich dann doch eingestehen, dass das im Moment nicht unbedingt die richtige Zeit ist – trotzdem aber ein kleines Vergnügen mit einer schlagfertigen und -kräftigen Kate Beckinsale.
Unbesprochen
Es gab keine Presse, nicht wirklich eine Kinoauswertung und manche Verleiher sind ein bisschen kniepig mit Rezensionsexemplaren, also musste ich mir BILL & TED RETEN DAS UNIVERSUM privat zulegen – und er ist wirklich ein wunderbares Vergnügen. Bei der deutschen Fassung hat man sich in Sachen Text sogar an den Vorgängern orientiert, Hoschi… leider aber auch daran, dass alle Darsteller in jedem Film komplett andere Synchronsprecher haben, wobei es schade ist – wenn auch vermutlich finanziell bedingt – dass man bei Keanu Reeves nicht auf dessen Stammsprecher Benjamin Völz zurückgegriffen hat.
Kammerspiele
Kann man auch im Weltraum auf einem Raumschiff machen, wie uns STOWAWAY sehr anschaulich demonstriert. Spannend und gut gemacht, auch so kann man Sci Fi gestalten. Als kleine Entschuldigung für seine neuste Version von „Picard“ (das D ist übrigens stumm, sollte er als „Franzose“ eigentlich wissen) kann man sich DAS GEHEIMNIS DES BALLETTÄNZERS ansehen, in dem Patrick Stewart in einem guten Stück Spaß am Spielen hat – und der überträgt sich auch auf den Zuschauer. Und dann war da noch ein kleiner Film namens A CROOKED SOMEBODY, den wahrscheinlich kaum jemand gesehen hat, obwohl er durchaus sehenswert ist.
Zum Jahresende
Gab es dann noch Remake und Fortsetzung. Man könnte sich trefflich darüber streiten, ob eine Neufassung der WEST SIDE STORY wirklich vonnöten ist, andererseits ist die Musik aber nach wie vor so großartig, dass es schon wunderbar ist, sie im Kino zu hören. Vergleicht man beide Kinofassungen miteinander, so stellt man fest, dass die Reihenfolge der Lieder voneinander abweicht… und in meinen Augen (und Ohren) in der alten Version ein bisschen mehr Sinn ergibt. Zudem kommt da nach dem großen tragischen Schlag keine lustige Nummer mehr, während „I feel pretty“ danach zu bringen eher ein bisschen schwierig ist. Trotzdem schwungvoll inszeniert und gesungen. Man hatte es gehofft, aber nicht mehr damit gerechnet, doch nun ist er doch noch gekommen: der dritte OSS-Film mit Jean Dujardin, der nach wie vor einen perfekten Connery abgibt. Politisch unkorrekt mit einigen herrlichen Szenen bleibt sich OSS 117 – LIEBESGRÜSSE AUS AFRIKA treu.
Die Highlights
Es ist wieder einmal traurig, dass es keine Independentfilme sind, sondern die Megablockbuster, die das Rennen machen, aber dafür ist Marvel einfach zu gut darin geworden, schicke und vor allem unterhaltsame Filme zu machen, zumal sich SHANG-CHI AND THE LEGEND OF THE TEN RINGS nichtmal wie einer anfühlt, sondern wie ein asiatischer Kampfkunstfilm, der aber auch außerhalb des MCU spielen könnte. Und wo wir schon beim Spielen sind, bei SPIDER-MAN: NO WAY HOME spielt man mit Figuren, dass es eine wahre Freude ist – und was auf diese Weise vor ein paar Jahren weder vorstell- noch wahrscheinlich machbar gewesen wäre. Und GHOSTBUSTERS: LEGACY schafft es, Liebe und Respekt für das Original zu zeigen und umzusetzen, wovon sich viele andere (Mach)Werke in Sachen Re/make/boot/tard mal eine Scheibe abschneiden könnten.
Die Spitze
Zum Schluss wollen wir dann noch zwei herausheben. Da ist NOBODY, der nur deswegen so ausgezeichnet funktioniert, weil Bob Odenkirk, jemand, von dem man das am allerwenigsten erwarten würde, den Kämpfer und Actionstar gibt. Und da ist PROMISING YOUNG WOMAN über Themen wie Mord und Vergewaltigung – und dabei so witzig, dass es eine helle Freude ist… aber trotzdem nicht jedermanns oder -fraus Sache.
Lock up oder Lockdown?
Und damit beenden wir unseren kleinen und wie üblich sehr subjektiven Rückblick auf ein weiteres trostloses Jahr unter der Herrschaft des Diktators Covid, der uns wohl leider auf nicht absehbare Zeit nicht aus seinen Fängen lassen wird. Also wünsche ich allen Gesundheit, Stärke, einen guten Rutsch und ein neues Jahr, in dem vieles hoffentlich besser wird als in diesem!