Bevor es „Die drei Tenöre“ gab, gab es bereits „Die fünf Doktoren“ (und davor, wenn ich nicht irre, auch „The Three Doctors“, aber das ist eine andere Geschichte). Zwei Doktoren vor McCoy gab es ein großes Zusammentreffen… oder sagen wir, ein Mittelgroßes, denn streng genommen ist der Titel aus zwei Gründen ein bisschen Ettikettenschwindel.
Wholigans
Mit „Die fünf Doktoren“ hat der deutsche Zuschauer nun endlich die Möglichkeit, ein paar mehr Doktoren kennenzulernen, quasi vom Anbeginn der Serie an… mehr oder weniger. Nach dem Kurzauftritt der 13 Doktoren im 50 jährigen Jubiläum „Der Tag des Doktors“, treffen hier die ersten fünf Doktoren aufeinander. Fast. Tom Baker, offenbar der Rekordhalter unter den galaktischen Ärzten was die Anzahl seiner Dienstjahre angeht, ist mehr sporadisch an Bord, will sagen: mit einem Ausschnitt aus einer Folge, die es wegen eines Streiks nie zur Vollendung geschafft hatte (die von Douglas Adams geschriebene „Shada“). Er ist also dabei, aber nicht mit dabei. Brigadier Nicolas Courteney spekuliert im Audiokommentar kurz darüber, was es für Gründe dafür von Seiten des Schauspielers geben könnte, lässt sich aber nicht zu Spekulationen (oder Antworten) hinreißen. Auch der erste aller Doktorschauspieler, William Hartnell, ist persönlich nur ganz zu Anfang zu sehen. Da er zum Zeitpunkt der „fünf Doktoren“ leider nicht mehr lebte, wurde sein Doktor von Richard Hurndall übernommen – der, laut Audiokommentar, offenbar kurz nach der Aufzeichnung ebenfalls seine Reise nach Transelor antrat.
So kann das deutsche Publikum nun also einen kleinen Vorgeschmack auf das bekommen, was es, mangels deutscher Fassungen, möglicherweise nie zu sehen bekommen wird: die ersten fünf Doktoren.
Nummer 1 war, wie gesagt, William Hartnell, vertreten durch Richard Hurndall. Doktor Nummer 2 war Patrick Traughton, klein mit dunklem Pagenschnitt in Perückenform. Als 3. Doktor ging nun Jon Pertwee ins Rennen, der Mann mit den wilden weißen Haaren. 4 war dann der durch Abwesenheit glänzende Tom Baker (für viele Briten der absolute Lieblingsdoktor, wie es scheint), der durch Peter Davison als 5. Doktor abgelöst wurde. (6 wird Colin Baker, 7 Sylvester McCoy, 8 Paul McGann… und ab da wird es etwas schwammig. 9 ist jetzt John Hurt, 10 Christopher Eccleston, 11 David Tennant, 12 Matt Smith und 13 Peter Capaldi, nur für den Fall, dass Sie mal in einem Gespräch statt den Namen die Nummer Ihres Lieblingsdoktors nennen sollen).
Die Handlung
Die fünf Doktoren werden aus ihrer Zeit gerissen und in eine schwierige Situation gebracht, die sie lösen sollen, am besten gemeinsam…
Handfeste Handlung, eine schöne Gelegenheit, ein paar der Doktoren kennenzulernen – und einen Ort, der dem deutschen Zuschauer der neuen Ära wegen seiner Zerstörung meist vorenthalten wird: Gallifrey, die Heimat der Timelords. Dort spielt die Handlung, die alles in allem weniger trashig wirkt, als viele Episoden der McCoy-Staffeln. Natürlich gibt es alles, was das Whorz begehrt, vom Meister bis zum Brigadier, von den Kybermännern bis zu den Daleks und zusätzlich jede Menge Reisebegleiter der Doktoren. Wenn mich mein übersichtliches „Doctor Who“-Wissen nicht trügt, dann dürfte Sarah Jane (Elisabeth Sladen) hier den Rekord aufstellen, mit mehr Doktoren zusammengearbeitet zu haben als alle anderen, denn zu den fünfen hier gesellen sich noch zwei David Tennants und, wenn ich recht informiert bin, ein Matt Smith in ihrer Spin-off-Serie. Herzlichen Glückwunsch, Sarah! Schade ist allerdings, dass man von den fünf Doktoren dieses 20-Jahre-Jubiläums möglicherweise keinen wieder sehen wird…
Das Bonuszeugs
Drei Audikommentare, wie üblich mit netten Anekdoten und schönen Details aus der Entstehungszeit, aber auch einer mit dem neueren Doktor David Tennant.
„Die fünf Doktoren“ gibt es in drei Versionen, einmal in der britischen Fernsehversion, dann als Dreiteiler in der gekürzten deutschen Variante und noch einmal als „Special Edition“. Die ist zwar etwa zehn Minuten länger, aber trotzdem eher enttäuschend, da man zwar neue Effekte eingebaut hat, aber die neuen Szenen irgendwie nicht besonders auffallen.
Sehr schön und informativ sind die beiden Dokus zum 20. Jubiläum und dieser Folge. Hintergründe, Abgründe, Gründe, genau das richtige, um mehr über den Doktor und seine Geschichte zu erfahren.
Look, Who’s talking!
Fünf Doktoren, eine Stimme. Okay, genau genommen sieben Doktoren (oder acht Schauspieler, wenn wir den ersten Doktor auf Hartnell und Hurndall aufteilen), eine Stimme. Manchmal hat man sich in der deutschen Fassung so entschieden, mal so. Bei „Die Ritter der Kokosnuss“ erhält jedes der Monty Python Mitglieder gleich mehrere Sprecher, statt sie, wie in den anderen Filmen, mit einem Sprecher pro Schauspieler und nicht einem pro Figur zu besetzen. Bei „Austin Powers“ hatte man sich in den ersten beiden Filmen dafür entschieden, jede Figur von Mike Myers (Michael Myers?) mit einem anderen Sprecher zu besetzen – der dritte Film zeigt uns, dass das in dem Fall die richtige Entscheidung war, denn Rick Kavanian, der hier alle Rollen Myers spricht, kann mit dem großartigen Gudo Hoegel für Doktor Evil aus Teil 1 und 2 einfach nicht mithalten. Beim Doktor nun hat man sich, aus welchen Gründen auch immer, dafür entschieden, alle Doktoren vom selben Sprecher sprechen zu lassen: Michael Schwarzmaier. Wahrscheinlich, weil man dachte, dass es immer dieselbe Figur ist, also soll sie auch dieselbe Stimme bekommen. Oder so. Wer also Schwarzmaier im Gespräch mit sich selbst erleben möchte, der hat hier in der deutschen Fassung die Gelegenheit dazu.
Und ein kleiner Nachtrag zu Capaldi. Inzwischen hatte ich die Zeit, die Staffel auch einmal auf deutsch zu sehen… nuuuuun, das ist ein bisschen eine enttäuschende Erfahrung, da Capaldi im Original schon etwas sehr besonderes hat, das mit Bernd Vollbrecht ziemlich verloren geht. Die deutsche Fassung verliert in meinen Ohren durch den Sprecher schon sehr. Schade, sehr schade.
Who vadis?
Es geht weiter mit dem Doktor, aber, wie gesagt, mit keinem der fünf, die wir hier erleben dürfen. Tatsächlich überspringen wir die letzte Staffel mit Doktor 5 Peter Davison (weil dafür wahrscheinlich bislang keine deutsche Fassung vorliegt) und machen da weiter, wo auch das Fernsehen damals weitergemacht hat, nachdem das Material mit McCoy aufgebraucht war: Beim 6. Doktor Colin Baker. Mit dem dürfte es zwei Staffeln geben, das heißt, die Aussicht beim nächsten Mal dürfte inzwischen auch relativ klar umrissen sein… spannend ist dann aber die Frage: Was kommt danach? Der Film mit Paul McGann? Neue Staffeln mit alten Doktoren, die entweder aktuell synchronisiert wurden oder vielleicht gar keine deutsche Tonspur anbieten werden? Oder kommt vielleicht erstmal gar nichts mehr… wir werden sehen!
Die fünf Fazits
Ein Ausblick auf ausbleibende Attraktionen. 20 Jahre „Doctor Who“, 5 Doktoren… diverse Reisebegleiter. Wer sich schon immer dafür interessiert hat, was vor Smith war, oder vor Tennant, Eccleston, McCoy (McGann und Baker II lassen wir erstmal außer Acht), die können hier ein bisschen hineinschnuppern. Andere Doktoren, andere Sitten – hier lernen wir fünf davon kennen. Naja, vier. Wer dabei Appetit auf mehr bekommt, kann sich ja in seine TARDIS setzen, und die Erstausstrahlung der Serie im britischen Fernsehen verfolgen… oder in die Zukunft reisen, um zu schauen, ob es dort auch deutsche DVDs von den ersten fünf Doktoren geben wird. Bis dahin kann man sich aber erstmal hiermit die Zeit vertreiben – ab dem 28.8.2015.