Heimkino: IMMER ÄRGER MIT GRANDPA

Weil der Oppa ma besser nich mehr alleine leben sollte, denn alte Leute machen halt immer Ärger, zieht er zwangsweise in das Zimmer seines Enkels, der ihm deswegen den Krieg erklärt…

Wie die Mächtigen gefallen sind

Er war mal gut und er war mal in guten Filmen, doch vorbei sind die Zeiten, in denen man Robert De Niro mit soetwas in Verbindung bringen konnte oder wollte. Dies ist ein Film, an dem man Freude haben kann, wenn man… 3 Jahre alt ist? Im Koma liegt? Oder sehr, sehr weit weg vom Fernseher sitzt, also in einem anderen Raum, besser noch Stadt oder Kontinent. Wobei, das Thema Inkontinent, das soooo wunderbar in dieses Werk hineingepasst hätte, taucht gar nicht auf. Verwerflich, zeigt uns doch nahezu jede Szene mit De Niro, dass alte Menschen sooooo dumm und unfähig sind – und das ist witzig. Ja, wirklich. So wie dicke Leute. Die sind auch alle witzig, eben weil sie dick sind… wobei auch da komisch ist, dass man nicht ein paar Dicke mit in den Film gepackt hat. Obwohl, vielleicht zählt der eine Mitschüler des Enkels?

Aufwertung unmöglich?

Nein, ich meine, das, was wir hier zu sehen bekommen, ist zwar null witzig, aber wie wäre es gewesen, wenn der Opa eine Figur gewesen wäre, die De Niro schonmal in einem anderen Film gespielt hätte? Gut, jetzt vielleicht nicht Louis Cypher aus „Angel Heart“, Boxer Jake La Motta aus „Wie ein wilder Stier“ oder Vito Corleone aus „Der Pate 2“. Aber, versuchen wir uns den Film schönzuschreiben, indem wir uns vorstellen, es wäre Travis Bickle aus „Taxi Driver“. Ganz anderer Film! Oder, fast noch besser, der Vietnamveteran, den er in „Die durch die Hölle gehen“ gespielt hat, denn seine Figur hier sagt ja auch, sie wäre im Krieg gewesen. Oh, da hätte sich der kleine Enkel auf einen tödlichen Kampf eingelassen, der ihm vielleicht keinen Spaß gemacht hätte, möglicherweise aber dem Zuschauer. So aber haben wir einen Bobby De, der mit runtergelassener Hose vom Dach herabhängt und dessen Schnidel uns nur dank „movie magic“, dafür aber gnädigerweise, vorenthalten wird… und das tut auch weh, aber anders, und die Freude liegt keineswegs auf unserer Seite. Irgendwie ist es da traurig, dass der Film in der deutschen Fassung eine besseere Besetzung mit Synchrongrößen wie Brückner, Glaubrecht, Barthel hat, als manch anderer, besserer Streifen.

OT: War With Grandpa

Robert De Niro (Christian Brückner), Uma Thurman (Petra Barthel), Christopher Walken (Frank Glaubrecht), Oakey Fegley (Leo Douglas), Cheech Marin (Gudo Hoegel), Jane Semour (Dagmar Dempe), Rob Riggle (Manou Lubowski)

Regie: Tim Hill

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Immer Ärger mit Fazit

Sehr junge Kinder mit sehr geringen Ansprüchen könnten unter Umständen möglicherweise vielleicht etwas damit anfangen können. Ab 10. September 2020 auf DVD und Blu-ray.

Kino: Der flüssige Spiegel

Hmmm, ich finde es immer ein bisschen schwierig, einem Film vorwegzugreifen und etwas zu offenbaren, für das er sich selbst eine Menge Zeit lässt, was genau das ist, was hier mit einem bestimmten Element geschieht. Lässt man dieses Detail weg, kann man sagen:

Inhalt

Es geht um einen jungen Mann, der einer Frau begegnet, die glaubt, ihn zu kennen…

Spekulation

Wenn man mit dieser Prämisse an die Sache herangeht, wird einem einiges merkwürdig vorkommen, man wird gewisse Vermutungen anstellen und irgendwann erfährt man dann, worum es geht. Das kann durchaus interessant sein und vielleicht trifft einen die Überraschung, die Aufklärung dann richtig und verleiht dem Ganzen einen Moment des Verstehens?

Vermutung

Manchmal kann es aber auch hilfreich sein, wenn man gewisse Dinge schon im Vorfeld weiß. Dann weiß man von Anfang an, was das alles soll, oder hat zumindest eine klarere Vorstellung davon. Wer das nicht will, wer den Film für sich sprechen und sich selbst erklären lassen möchte, der sollte den kommenden Absatz unbedingt überspringen. Für alle, die nicht die Hälfte des Films herumrätseln möchten, deshalb die Inhaltsangabe aus der Pressemitteilung…

SPOILER!!!

Nahezu unbemerkt streift Juste durch die Straßen von Paris. Er sammelt die letzten Erinnerungen der Menschen, die ihn sehen können, dann begleitet er sie in eine andere Welt. Juste ist ein Geist. Doch eines Tages wird er von Agathe gesehen und sie erkennt in ihm Ihre große Liebe, die vor Jahren plötzlich verschwunden war. Juste weiß, dass er auch Agathe nach ihrer Erinnerung fragen muss. Dass Juste Teil dieser Erinnerung sein wird, darauf ist er nicht vorbereitet…”

OT: Vif-Argent

Thimotée Robart, Judith Chemla, Saadia Bentaïeb, Djolof Mbengue

Regie: Stéphane Batut

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

Das flüssige Fazit

Die Welt, die Abläufe, all das scheint recht gut durchdacht zu sein. Ein paar Dinge bleiben ein wenig im Dunkeln, aber es ist eine durchaus interessante Reise. Ab 3.9.2020 im Kino.

Heimkino: MEINE GENIALE FREUNDIN – DIE GESCHICHTE EINES NEUEN NAMENS

© Studiocanal

Staffel 2

Die 50er Jahre. Zwei junge Frauen im Italien der Nachkriegszeit. Die eine hat gerade geheiratet, die andere geht noch zur Schule. Beide sind sehr unterschiedlich…

Basierend auf Romanen

Der italienischen Schriftstellerin Elena Ferrante, die offenbar sehr erfolgreich waren. Italien in einer anderen Zeit – und ausnahmsweise mal mit weit weniger Mafia. Da gehen die Uhren anders und der Umgang mit Frauen sowieso. Hier erhält man einen interessanten Einblick und die zeitgemäße Ausstattung zieht einen direkt in diese Epoche hinein – und das Hupen der Autos, versteht sich.

Besser oder Geschlechter

Letztere spielen auf zwei Weisen eine Rolle. Da ist zum einen die Liebe, die natürlich niemals fehlen darf. Und zum anderen ist da der Kampf derselbigen, denn die Geschichte spielt, wie gesagt, in einer Zeit, in der Frauen sich quasi jedes Recht und jede Freiheit erkämpfen mussten und in der eine Frau, die für sich einfach nur das gleiche einforderte, was die Männer für sich als selbstverständlich ansahen, gleich als schwierig wenn nicht gar Schlampe angesehen wurde. Natürlich ist auch die Freundschaft der beiden Protagonistinnen nicht immer einfach, aber wir sehen, wie sie sich mit all ihren Höhen und Tiefen über die Jahre hinweg entwickelt. Zwischenzeitlich fragt man sich aber doch, warum die beiden überhaupt nich Freundinnen sind, aber so spielt wohl das Leben.

Bonus

Drei kurze Featuretten, in denen man etwas über Entstehung und Produktion erfährt.

OT: L’amica geniale

Margherita Mazzucco (Melinda Rachfahl), Gaia Girace (Victoria Frenz), Giovanni Amura (Julien Haggège), Alessio Gallo (Jannik Endemann)

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazitiano Fazitiani

Italien in einfacheren, aber nicht unbedingt besseren Zeiten, jedenfalls nicht für Frauen. Eine interessante Geschichte über starke Frauen und eine eigenwillige Freundschaft. Ab 3. September 2020 digital, auf DVD und Blu-ray.

Heimkino: L.I.S.A. – DER HELLE WAHNSINN

Highschoolversager erschaffen sich, von Kollege Frankenstein inspiriert, ein Weib…

Abgedrehte Phantasie

Um nicht zu sagen „feuchter Traum“… was der Film aber, glaube ich, auch selbst sagt, womit die Formulierung gerechtfertigt sein dürfte. Autor und Regisseur John Hughes lebt hier eine andere Facette des Highschoollebens aus, nämlich die, dass die Freaks und Geeks, die Außenseiter, die bei keinem Mädel eine Schnitte haben, sich eine mächtige Verbündete schaffen, wobei die eigentlich eher als Sexspielzeug gedacht war, doch dann wenden sich die Dinge ein wenig. Es ist Wunschdenken mit jeder Menge sexuellem Unterdruck als Triebkraft, es ist wissenschaftlich definitiv nicht haltbar – und es ist vom heutigen Standpunkt aus teils mehr als grenzwertig!

Physische Mädchen, äh, Medien

Wir leben in Zeiten, in denen Streaming große Erfolge feiert, was ihm auch dadurch erleichtert wird, dass sich derzeit kaum jemand ins Kino traut, gute Filme eingeschlossen. Doch auch diese Form des medialen Konsums hat ihre Nachteile, hört man doch immer wieder, dass Plattformen manche Episoden von Serien entfernen, z.B., weil dort „Blackfacing“ oder irgendetwas anderes, das der Politischen Korrektness nicht genehm ist, stattfindet. Hat man eine solche Serie aber daheim auf DVD oder Blu-ray, kann einem sowas nicht passieren. Und besäße man diesen Film hier ebenfalls in diesen Formaten, wäre man auch davor gefeit, dass er einem plötzlich vorenthalten werden kann – ein Film, in dem eine reife und ausgereifte Frau eine intime Szene mit einem 15jährigen hat?! Kann man heute so nicht mehr bringen, kann aber in Zukunft gern mal dazu führen, dass Moralaposteln den Zugang dazu unmöglich machen… nur so als Gedanke!

Iron-Man und die Frau in Rot

Irgendwie scheinen die Karrieren der Darstellerinnen in John Hughes-Filmen unter keinem guten Stern zu stehen. Kelly LeBrock, hier Sexgöttin und feuchter Traum nicht nur der Filmfiguren, war „Die Frau in Rot“ in dem gleichnamigen Remake des französischen Spielfilms, war „L.I.S.A.“… und das wars dann auch wieder.

Dafür ist es anderen Kollegen besser ergangen. Zum Beispiel dem leiderr vor kurzem verstorbenen Bill Paxton. Dessen Glanzrolle wird immer die in „Aliens“ sein und das Original seines „Das Spiel ist aus, Mann, das Spiel ist aus!“ wohl sein meistzitierter Text. Und dann ist da noch Robert Downey Jr., hier noch am Anfang seiner Karriere und vor dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt mit Alkohol, Drogen und was Hollywood sonst noch so hergibt. Er dürfte heute der bestbezahlte Star des Marvel-Universums sein… oder war es zumindest, bis sich die Welt aufgefordert sah, ihre Kinosäle zu schließen. Wer ihn total jung und unverbraucht erleben möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.

OT: Weird Science (1985)

Anthony Michael Hall (Santiago Ziesmer), Ilan Mitchell-Smith (Oliver Rohrbeck), Kelly LeBrock (Heike Schroetter), John Kapelos (Karl Schulz), Vernon Wells (Kurt Goldstein), Bill Paxton (Ronald Nitschke), Robert Downey Jr. (Sven Hasper)

Regie: John Hughes

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

F.A.Z.I.T.

Eine abgedrehte, feuchte Phantasievorstellung wie man sie heute nicht mehr haben dürfte, unterhaltsam, ein bisschen sexy, aber die besten Texte stellen sich leider erst auf der Zielgeraden ein. Ab 28. August 2020 als 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook mit Extended Cut und Kinofassung auf Blu-ray sowie dem Extended Cut auf DVD.

Heimkino: DAS DARF MAN NUR ALS ERWACHSENER – SIXTEEN CANDLES

Junges Mädel hat ihren 16. Geburtstag. Doch an diesem Tag wird nicht alles besser, große Liebe und so, sondern ihre komplette Familie vergißt ihren Ehrentag, was für eine Menge Frust sorgt…

Nachvollziehbar

Das Schöne ist, dass man sich in manches, was man hier sieht, durchaus hineinversetzen kann – und prinzipiell hätte das ein düsterer Ausflug in Depression und Frustration mit anschließendem rituellen Selbstmord werden können, doch die Filme von John Hughes schlagen lieber andere Wege ein und so wird dies ein von schmucken und kecken Dialogen geschmückter Spaß… und irgendwie auch eine Art Märchen. Denn dass der Geek und der Schönling gemeinsame Sache machen, das dürfte in der Realität eher unwahrscheinlich sein. Ist aber trotzdem schön mit anzusehen, auch wenn das ganze heutigen Standards in Sachen #metoo eher nicht standhalten würde. Aber es waren andere Zeiten in den 80ern und irgendwie erscheint das ganze ein wenig wie der Vater von Filmen wie „American Pie“, nur vielleicht mit etwas mehr Stil. Die wesentlichen Bestandteile sind allerdings vorhanden, Highschool, erwachsen werden, erste Liebe, erster Sex, all das, was es damals gab und heute wahrscheinlich selbst trotz Corona auch immernoch geben wird, wenn auch mit ein wenig mehr Abstand und Masken dazwischen.

Cusack-Gesichter

Eigentlich hätte man angenommen, dass Molly Ringwald nach ihrer Zusammenarbeit mit John Hughes hier und im „Breakfast Club“ zu einem großen Star werden müsste… doch aus irgendeinem Grund scheint das ausgeblieben zu sein. Tatsächlich erlangte jemand, der hier erst seinen zweiten Leinwandauftritt hat, weit größeren Starruhm: John Cusack. Hier ist er in einer kleinen Rolle zu sehen, doch schon bald startete seine Karriere durch… bis sie dann da landete, wo sich auch Bruce Willis in den letzten Jahren herumtreibt, nämlich auf dem Direct-to-DVD-Markt, auf dem er sich mit Willis sogar einen Film teilt. Schade um einen Mann, der oft gezeigt hat, dass er mehr kann und auch verdient hätte. Wer Lust hat, kann übrigens mal raussuchen, in wievielen Filmen von ihm auch seine Schwester Joan mitspielt – dies hier ist jedenfalls einer davon.

Bonus

Ein paar hübsche Featuretten mit Einblicken in die Entstehung und Rückblicken in die Vergangenheit.

OT: Sixteen Candles (1984)

Molly Ringwald (Susanne Sternberg), Michael Schoeffling (Wolfgang Jürgen), Anthony Michael Hall (Michael Harck), Haviland Morris (Astrid Kollex), Gedde Watanabe (Jens Wawrczeck), Max Showalter (Rolf Mamero), John Kapelos (Rüdiger Schulzki). Zelda Rubinstein (Gisela Trowe), Paul Dooley (Horst Stark), John Cusack (Christian Stark)

Regie: John Hughes

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Sixteen Fazits

16 Kerzen“, Highschool, Liebe, Sex… und doch mehr Humor, als es die Wirklichkeit wahrscheinlich hergeben würde. Launig-schöne Dialoge machen diesen Ausflug zu einem kleinen Genuss, auch wenn manches davon heute vielleicht eher mit einem kritischen Auge zu betrachten wäre. Ab 28. August 2020 als 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook mit Extended Cut und Kinofassung auf Blu-ray sowie dem Extended Cut auf DVD .

Kino: TENET

Großes Kino…

Und diese Aussage dürfen wir in diesen Zeiten mehrdeutig verstehen. Ich bin kein Freund von Panikmache oder Angstpropaganda, aber dem Laien stellt es sich derzeit, wenn man mit Kinobetreibern spricht, so da, als stünde das Kino am Abgrund und es fehlt nicht mehr viel, dass es darüber hinausgeht. Deshalb kann man sagen:

Vielleicht der letzte große Film, den Sie im Kino sehen können“

Denn im Moment scheinen viele Verleiher ihre Werke nicht nur auf unbestimmte Zeiten vertagt, sondern teils komplett aus dem Kinoprogramm genommen zu haben, „Mulan“ von Disney sollte eigentlich ins Kino, nun aber scheint der Film auf der Streamingplattform der Maus ausgewertet zu werden, ohne, außer bei Pressevorführungen, je die große Leinwand berührt zu haben. Möglich, dass etwas ähnliches auch Marvel-Filmen wie „Black Widow“ widerfahren kann. Insofern ist „TENET“ schon von einem besonderen Standpunkt wichtig: Warner hat, als erster Verleiher, die Eier, einen A-Klasse-Film ins Kino zu bringen. Natürlich ist das auch ein Test, ob sich die Leute ins Kino trauen… aber es ist auch eine Chance. Denn, höflich formuliert, läuft an Neustarts sonst mehr oder weniger nur Mist. Das heißt, es gibt eigentlich keine Konkurrenz und eigentlich müsste man mit einem solchen Produkt durchaus durchstarten können. Wenn man ihm Zeit lässt. Die Zeiten, in denen ein Film am Startwochenende sein Budget wieder einspielen muss, das sollte auch Hollywood klar sein, sind erstmal vorbei. Aber es war ja auch nicht immer so. Früher liefen Filme oft monatelang im Kino und haben auf diese Weise eine Menge einspielt. Vielleicht ist es an der Zeit, zu diesem Modell zurück zu kommen! Die Filme atmen zu lassen, was schon deswegen vonnöten ist, weil Kinosäle nicht mehr komplett gefüllt werden dürfen. Aber möglicherweise kann das durch eine längere Auswertungszeit wieder ein wenig ausgeglichen werden. Ich bin sicher, dass die anderen Verleiher „TENET“ sehr genau im Auge behalten werden, um zu sehen, ob er genug einspielt – und vielleicht ziehen sie dann nach und bringen ebenfalls gute Ware auf die große Leinwand. Denn, seien wir ehrlich, wenn dieses Experiment schief geht, wenn Nolans neues Werk nicht erfolgreich wird, dann werden sich Kinos auf Dauer Mangels Zuschauern und Einnahmen wahrscheinlich nicht mehr halten können und wenn dann der nächste große Blockbuster ins Haus steht, gibt es vielleicht keins mehr, das ihn zeigen kann, weil außer ein paar Programmkinos alle Lichtspielhäuser pleite gemacht haben!

Nolan und die Zeit

TENET“ ist zum Teil rasant, mit jeder Menge Action, nicht langweilig, bietet viel fürs Auge und ist absolut unterhaltsam. Für die ersten beiden Drittel hat man eigentlich das Gefühl, wenn Danny Craig als 007 endlich mal abdankt, dass man Nolan mit einem neuen Darsteller (wünschenswerterweise Idris Elba, nach dem Zusammenspiel hier mit ihm vielleicht aber gar Robert Pattinson) doch endlich mal erlauben sollte, eine Art James Bond-Trilogie zu machen, wahrscheinlich mit Michael Caine als M. Denn bis dahin präsentiert sich der Film als verdammt guter Bond, der alles hat, was ein Film dieser Reihe braucht, außer das James Bond-Thema. Dann aber irgendwann haut Nolan ein wenig zu sehr auf die Kacke, auf die eigene Kacke, um genau zu sein. Leider nämlich hat er sich ein furchtbares Klischee zu eigen gemacht, nämlich, dass jeder seiner Filme ein Zeitgimmick haben soll, ob es nun passt (wie bei „Memento“ und „Prestige“) oder auch nicht (wie bei „Dunkirk“). Und das ist ein bisschen schade, vorhersehbar und unoriginell. Sicher, er gibt Zeitreise, und lassen Sie sich nichts anderes vorgaukeln, genau das ist es, einen neuen visuellen Kick, aber wenn man dann mal damit beginnen würde, das Gesehene auf die Goldwaage zu legen und es zu hinterfragen, kommen wir ganz schnell bei ein paar Rechnungen raus, die nicht so ganz aufgehen. In der Schlussschlacht wird einem davon dann eine Menge aufgetischt, das ist, wie gesagt, ein bisschen zuviel, aber wenn Sie es bis dahin geschafft haben, dann kann Ihnen das auch nichts mehr anhaben. Manche Nolans wirken besser, wenn man sie das zweite Mal sieht. War bei mir bei „Prestige“ so, den fand ich beim ersten Mal okay, beim zweiten großartig, weil man sieht, dass alles passt und funktioniert. Ich hege Zweifel daran, dass das auch hier funktionieren wird… aber das nimmt einem nichts von dem Vergnügen, das man vielleicht trotzdem hat.

Mit

John David Washington, Robert Pattinson, Elizabeth Debicki, Dimple Kapadia, Martin Donovan, Fiona Dourif, Yuri Kolokolnikov, Himesh Patel, Clémence Poésy, Aaron Taylor-Johnson sowie Michael Caine und Kenneth Branagh

Regie: Christopher Nolan

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]

FAZAF

Kino, das auf die Leinwand gehört. Ein wahrer Kinofilm – und wie gesagt, nicht nur derzeit das Beste, was man dort sehen kann, sondern vielleicht auch mit das Letzte wirklich große und gute. Wer also keine Angst hat und gerne mal wieder ein Kinoerlebnis haben möchte, das über lange Strecken wie ein gekonnter Bond-Film wirkt und erst gegen Ende ein bisschen auseinanderbricht, dafür aber eine grandiose Lastwagenactionszene bietet, die eine phantastische Autochoreopgraphie hat, der kann Kino noch einmal so erleben, wie man es sich wünschen würde – und wer weiß schon, wie lange das noch möglich ist? Ab 26. August 2020 im Kino.

Heimkino: BLACULA

Abgesandter vom Schwarzen Kontinent stattet Graf Dracula M.D. einen Besuch ab, doch dieser verwandelt ihn nach Unstimmigkeiten in Bezug auf die Sklaverei in einen Vampir, als der er in den 1970ern wieder zum Untoten erwacht…

Afro-amercanula

Als hätten wir nicht schon seit längerem gewusst, dass Political Correctness das eine oder andere kaputt macht, aber ja, so müsste es dann wohl heute ganz korrekt heißen. Wie dem auch sei, bei dem Titel, also dem richtigen, würde man wohl eigentlich eine Art Parodie erwarten, einen Film, der sich und seine Figur nicht so ganz ernst nimmt, wie Count Chocula, und der im Blaxploitationkino der 70er einen draufmacht. Die hier vorliegende Realität sieht anders aus. Tatsächlich erinnert er inhaltlich eher an den später entstandenen „Francis Ford Coppolas Bram Stokers Dracula“, da der Untote Herr in einer Frau aus einer anderen Zeit seine verlorene Liebe wiedererkennt und deshalb quasi das Herz über das Blut siegt, um es mal sehr poetisch zu formulieren. All das findet sich hier, also eher romantisches Liebesdrama als spaßige Beißerchenposse. Hinzu kommen noch ein paar feurige Szenen, die nicht nur brennendes Interesse wecken, sondern sich wirklich sehen lassen können, sowie ein Schlussbild, das diverse Konkurrenzvampire vor Neid noch mehr erblassen lassen sollte, als sie das ohnehin schon sind. Respekt.

Schwarzcula

Wie es scheint, hat der Film erst Ende der 90er seinen Weg zu uns gefunden, da die deutsche Bearbeitung offenbar aus dieser Zeit stammt. Die Synchro ist gut gelungen, synchronaffinen Menschen mag nur ein wenig befremdlich erscheinen, dass Charles Rettinghaus, der klischeemäßig auf so ziemlich jeden Schwarzen Schauspieler (Jamie Foxx, Chiwetel Ejiofor, David Oyelowo, Terry Crews, Harold Perrineau, Djimon Hounsou, um nur ein paar zu nennen) besetzt wird, hier einen Weißen spricht… Merkwürdig, aber nicht gruselig.

OT: Blacula (1972)

William Marshall (Helmut Krauss), Thalmus Rasulala (Hans-Jürgen Wolf), Denise Nicholas-Hill (Sabine Sebastian), Emily Yancy (Karin Buchholz), Rick Metzler (Charles Rettinghaus), Ted Harris (Stefan Fredrich), Charles Macaulay (Norbert Gescher), Ketty Lester (Anke Reitzenstein), Gordon Pinsent (Uwe Paulsen), Elisha Cook jr. (Friedrich W. Bauschulte)

Regie: William Crain

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fazcula

Unterhaltsam, aber keineswegs so abgedreht, wie man bei dem Titel erwarten würde. Ab 28. August 2020 auf Blu-ray.

Heimkino: THE HANDMAID’S TALE – DIE GESCHICHTE DER DIENERIN

In einer nahen Zukunft. Es herrscht ein Unrechtsregime. Nur noch ein Bruchteil aller Frauen ist fruchtbar. Diejenigen, die es sind, werden der herrschenden Schicht zugeteilt, auf dass sie sich vermehre…

Dystopie

Ja, liebe Kinder, bevor es die „Tribute von Panem“ und die Trump-Regierung gab, hat es schon lange andere Ausflüge in mögliche finstere Zukünfte gegeben. Die Mutter aller Dystopien dürfte wohl George Orwells „1984“ sein (1948 geschrieben und 1984 genannt, bewusster Zahlendreher), in dem er sich wohl ein bisschen vom Terror des Nazi-Regimes beeinflussen ließ und was dann umgehend von den Machern der DDR als Blaupause für die Erstellung eines Staates missverstanden wurde, Geschichte, die sich selbst überholt und so. Aber auch „The Handmaid’s Tale“ scheint seinen oder vielmehr ihren Platz im Panteon schlechter Vorhersagen zu haben. Doch bevor es vor wenigen Jahren als Fernsehserie Erfolge feierte, hat sich Volker Schlöndorff, der hier umlautbefreit als Schlondorff in Erscheinung tritt, dieses Stoffes angenommen – mit sehr ansehnlichen Folgen, wie diese Edition beweist. Nun ist Schlöndorff nicht unbedingt ein Name, den man spontan mit Spannung in Verbindung bringen würde, aber vielleicht ist es gerade das fehlende Ö, das hier den Unterschied ausmacht.

Spannend und auf den Punkt

All das, wofür die Serie sich nun mehrere Jahre und viele Episoden Zeit lassen kann, wird hier in unter zwei Stunden erzählt. Das eine oder andere ist nicht so krass wie bei der neuen Version, doch die Parallelen, inklusive der deutlichen Farbkodierung der Bevölkerung, sind da. Zuschauer der Serie könnten wegen der Komprimierung hier natürlich auf Spoiler stoßen, da möglicherweise Dinge gezeigt werden, die dort noch nicht vorgekommen sind, wer dagegen aber nicht warten möchte, kann hier schonmal einen Blick in die dystopische Zukunft der dystopischen Serie wagen. Was der Film dann tatsächlich eine Spur geschickter macht, ist, ein Thema ein wenig schwammig zu behandeln. Man erfährt, dass es ein Vorher gab, bevor die christlich-faschistische Trumpadministration die Macht übernommen hat, doch man erfährt nicht, wie lange das her ist. In der Fernsehversion bekommt man diese Information, doch die steht ein wenig im Widerspruch zu der gezeigten Welt, in der die Regeln sehr eingefahren, akzeptiert und nicht neu wirken, doch es braucht Zeit, bis sich soetwas etabliert. Nicht überzeugt? Wir haben seit Monaten Corona, aber wenn man an einem sonnigen Tag in die Innenstadt geht, wirkt es so, als hätte es diese Krise nie gegeben. Also braucht selbst ein Unrechtsregime ein bisschen, um sich so richtig durchzusetzen.

Bonus

Ein umfangreiches Booklet.

Die Geschichte der Dienerin (1990)

Robert Duvall (Reinhard Glemnitz), Natash Richardson (Susanna Bonesevicz), Faye Dunaway (Helga Trümper), Aidan Quinn (Heiner Lauterbach), Elisabeth McGovern (Sabina Trooger), Victoria Tennant (Kerstin Sanders.-Dornseiff)

Regie: Volker Schlöndorf

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

The Fazmaids Tale

In manchem Punkt vielleicht nicht ganz so krass wie die aktuelle Serie, aber definitiv spannend – und ein guter Ausblick auf eine Zukunft… wie man sie lieber nicht erleben möchte. Ab 28. August 2020 erstmals als Blu-ray in einem limitierten Mediabook erhältlich.

Heimkino: 40 Tage und 40 Nächte

Fasten mal anders. Junger Mann, dem das Ende seiner letzten Beziehung zu schaffen macht, will sich von allem lossagen und für volle 40 Tage auf Sex jedweder Art verzichten. Unnötig, zu erwähnen, dass das nicht nur eine Wettgemeinschaft zur Folge hat, sondern dass er auch eine faszinierende Frau kennenlernt…

Jesus Christus

Hat das mit den 40 Tagen bekanntlich vorgemacht, Wüste und so, aber nicht wegen Sex, sondern… aus steuerlichen Gründen, wahrscheinlich. Wie dem auch sei, der Vergleich mit Gottes unehelichem Sohn gegen Ende ist dann doch vielleicht eine Schippe zuviel, zumal man sich zu diesem Zeitpunkt bereits in gesteigerter Notgeilheit ergeht. Insofern schwankt der Film hin und wieder ein wenig, von einem interessanten Experiment mit ein wenig Lerneffekt gegen Ende hinüber in Bereiche, die man in Zeiten von #metoo wahrscheinlich eher ein wenig kritisch sehen wird, auch, wenn sie in manchem Fall von Frauen ausgehen.

Schauspiel aus Leidenschaft?

Shannyn Sossamon hatte zwei Filme, die sie auf die Leinwand gezaubert und auf der sie, wie hier, be- und verzaubernd war. Der andere war „Ritter aus Leidenschaft“ mit Heath Ledger und man hätte gedacht, dass das ein so guter Start ist, dass für sie Großes folgen müsste und würde… doch irgendwie war dem nicht so. Zwar sieht man sie nochmal, wenn man aufpasst und es weiß, in Shane Blacks sehr schönem „Kiss kiss bang bang“, aber die Karriere scheint dann mehr auf ihre Ritter-Kollegen Ledger und ihre dortige Zofe Berenice Bejo übergegangen zu sein, welche nicht nur im ersten grandiosen OSS 117 neben Jean Dujardin ihre Frau steht, sondern auch im gemeinsamen Oscar-Film „The Artist“ ihr Talent zeigt. Die Wege des Herrn – und von Hollywood – bleiben also weiterhin unergründlich.

OT: 40 Days and 40 Nights (2002)

Josh Hartnett (Simon Jäger), Shannyn Sossamon (Carola Ewert), Vinessa Shaw (Ranja Bonalana), Griffin Dunne (Michael Pan), Barry Newman (Lutz Riedel), Jarrad Paul (Marius Clarén), Terry Chen (Bernhard Völger), Maggie Gyllenhaal (Melanie Hinze), Emmanuelle Vaugier (Ghadah Al-Akel)

Regie: Michael Lehmann

[Besprechung erfolgt nach Sichtung der deutschen Fassung]

Fastenzit

Eine durchaus interessante Idee, bei der man das eine oder andere vielleicht noch etwas stärker hätte herausarbeiten können, aber durchaus nette Unterhaltung mit einer leider irgendwie untergegangenen Hauptdarstellerin. Ab 21. August 2020 auf Blu-ray.

Heimkino: LINDENBERG! MACH DEIN DING

Er flog als erster Mensch im Alleinflug über den Atlantik…

Das ist LINDberg!

Oh, ähh, dann…?

Sonderzug nach Pankow?

Ach so, der. Kommt das denn im Film vor, also das Lied?

Nope. Die Originalversion, der „Chattanooga Choo Choo“ von Glen Miller, als er im Kino „Die Glen Miller Story“ sieht, die ist drin, aber der Zusammenhang wird nicht explizit gezogen und bleibt dann wohl denen vorbehalten, die das Zeugs kennen.

Das is aber schade.

Allerdings. Schade ist auch, dass man denken würde, so eine

Filmbiographie von Udo Lindenberg

wäre interessant, weil sie uns auf spannende oder unterhaltsame Weise seinen Weg zeigt…

Is nicht so?

Eher nicht. Ja, man sieht Aufstieg, Hamburg, Rotlichtmillieu, aber… Ich meine, der Mann hat eine sehr eigene Art zu sprechen, da wäre es das Mindeste, dass der Film uns an einen Punkt bringt, wo genau das einsetzt und alle, die ihn eher aus dieser Zeit kennen, dahingeführt werden und sich der Bogen damit gewissermaßen schließt, doch dem ist nicht so und wenn man den guten Udo nicht so recht kennt, kann es sein, dass sich ein Gefühl der Vertrautheit mit der Figur nicht so recht einstellen will.

Was erfährt man?

Familie, Pappa, Mutter, Jugendliebe, Reise in die DDR, die aber später als solche nicht wieder aufgegriffen wird, nur, dass n Lied dabei rausspringt, Anfänge in der Musik, Misserfolge…

Drogen? Alkohol?

Ist ne Musikerbiographie, oder?

Also ja.

Geht nicht ohne. Nur so richtig spannend will das Ganze nicht werden und…

Ich weiß, was jetzt kommt. Doku?!

…eine Doku zu dieser Person, die all die Facetten ihres Lebens und Schaffens anspricht, die interessant sein könnten, würde der Sache möglicherweise mehr gerecht werden.

Okay, ich denke das reicht mir. Irgend ein Bonus?

Finanziell?

Als Zusatzmaterial!

Oh, äh, ja…

Als da wäre?

Ne Featurette, n Musikvideo mit dem ollen Lindenberg höchstselbst, n paar Interviews und n Audiokommentar, aus denen man das eine oder andere über die Entstehung und so erfahren kann.

Aha. Kommt noch was?

Der Abspann!

Jan Bülow, Detlev Buck, Max von der Groeben, Charly Hübner, Julia Jentsch, Martin Brambach, Ruby O. Fee, Christoph Letkowski, Ella Rumpf, Jeanette Hain, Saskia Rosendahl

Regie: Hermine Huntgeburth

Ab 21. August 2020 auf DVD und Blu-ray.