2019
548 Artikel
187 mal im Kino
67 Serien
21 ausgewählte Titel und…
7 mal frühzeitig rausgegangen!
Und wieder geht ein Jahr zuende… und ich muss gestehen, dass ich in den letzten Wochen im Kopf ein wenig müde geworden bin, nach all dem Zeugs, das ich so gesehen habe, zumal mein Gehirn inzwischen dazu übergegangen ist, nicht mehr alles abzuspeichern und bei manchem Titel musste ich wirklich überlegen, was zur Hölle das eigentlich gewesen ist. Manches, das ich damals im Kino ganz gut gefunden habe, hat es deshalb doch nicht in diesen Rückblick geschafft, da der Eindruck dann eben doch nicht so stark war, wie man es vermutet hätte. Insofern eine kleine Auswahl von dem, was sich nicht nach Schreiben des Artikels direkt wieder aus meinem Gedächtnis verabschiedet hat…
Superheldengruppen
Er ist nicht unbedingt ein Meisterwerk, aber mit AVENGERS: ENDGAME schafft Marvel etwas, wofür die Bond-Reihe 50 Jahre gebraucht hat und lässt es in einem Film kulminieren, der ein Staraufgebot hat, wie man es nur selten findet, um die drei Stunden lang und trotzdem extrem kurzweilig ist. Das sind eine Menge Dinge, die andere Filme nicht schaffen und wäre es der Abschluss der Reihe gewesen, wäre das umso großartiger, weil man wirklich auf einem Höhepunkt geendet hätte (was bei Bond wohl „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ gewesen wäre, aber wir schweifen ab). Ein anderer Film, der ähnliches schafft, nämlich eine riesige Anzahl von Figuren aufzubieten, die alle einen kleinen Handlungsbogen haben und bei denen man ebenfalls nicht die Übersicht verliert, wobei er nebenbei noch eine gute Geschichte erzählt und extrem lustig ist, ist DOWNTON ABBEY, auch wenn es da wohl hilft, wenn man die Serie kennt.
Kleine Filme mit großer Wirkung
Auch wenn es in den letzten Jahren auf mich ein wenig so gewirkt hat, als wäre die Aufgabe, gute Filme mit guten Geschichten zu machen, traurigerweise eher von Blockbustern abgedeckt worden und nicht von kleinen Filmen, so gibt es in diesem Jahr doch drei, die da dankenswerterweise ein wenig gegensteuern konnten. DAVE MADE A MAZE sieht aus, als hätte er gar kein Budget gehabt und als hätte man seine Kulissen aus Pappe gebaut – was genau dem entgegen kommt, was er erzählt und ihn zu einem Film macht, bei dem man das Gefühl hat, dass er noch von Leuten gemacht wurde, die Herzblut in die Sache gesteckt haben und Spaß dabei hatten, ein schöner Kontrast zu vielem sterilen Hollywoodkino. THE PIRATES OF SOMALIA hätte, genau wie der Franzose 15 MINUTES OF WAR, eigentlich ins Kino gehört, denn beide erzählen wahre Geschichten auf unterhaltsame und spannende Art, so dass man an ihnen durchaus seine oder ihre Freude entwickeln kann.
Agentin mit Sch(m)erz
Ein bisschen überrascht war ich, dass diese beiden Serien auch dieses Jahr wahren… aber sie waren es wirklich wert. In beiden geht es um weibliche Agenten, die eine ist überdrehter Spaß, den man nicht zu ernst nehmen darf und der vor allem durch eine tolle Hauptdarstellerin lebt, die andere basiert auf dem (langweiligen) Buch von John le Carré, die vor allem durch eine tolle Hauptdarstellerin lebt. Gemeint sind natürlich die erste Staffel von KILLING EVE sowie DIE LIBELLE, beide sehr sehenswert, aber auch streng genommen ein bisschen Kontrastprogramm.
Das Ende der Welt
Und noch zwei Serien haben wir im Angebot. Die ausgezeichnete Thrillerserie DER PASS beweist, dass auch aus deutschen (und österreichischen) Landen hier und da mal tolles Qualitätsfernsehen kommen kann. Und mit GOOD OMENS beweist Neil Gaiman, dass das Ende der Welt durchaus spaßig werden könnte, besonders, wenn man zwei Hauptdarsteller wie Michael Sheen und David Tennant hat, mit denen jede Szene einfach teuflisch gut oder schlicht göttlich ist.
Dokus, die nicht von dieser Welt sind
Es war einfach toll, die Mondladung auf der großen Leinwand zu sehen. Für APOLLO 11 hat man aus Originalmaterial jener Zeit, das man visuell den heutigen Standards angepasst hat, den ersten Flug zum Mond samt Landung so aufbereitet, dass man viel davon mitbekommt, was vor und hinter den Kulissen abgelaufen ist, so dass man mit dem Wort beeindruckend durchaus keine Bruchlandung macht. Die macht zum Glück auch nicht der Kletterer in FREE SOLO, in dem man auf teils atemberaubende Weise miterleben kann, wie jemand ohne Sicherung den El Capitan im Yosemity Nationalpark (siehe „Star Trek 5 – Am Rande des Universums“) erklettert und dabei wiederholt sein Leben aufs Spiel setzt.
Schwarz/weiß
Hatte ich damals in der Pressevorführung verpasst, weil ich mein 30tägiges Exil auf dem Kölner Hafenweihnachtsmarkt machte, deshalb kommt der exzellente GREEN BOOK erst an dieser Stelle, bei dem zwar am Anfang und am Ende zwei Dinge passieren, die der Film nicht nötig hätte und die auch nicht ganz dazu passen wollen, aber davon ab ein großartiger Film mit hervorragenden Darstellern. Ein sehr schönes Beispiel dafür, wie man den Zuschauer dazu bringen kann, an manchen Dingen zu zweifeln, ist EXTREMELY WICKED, SHOCKINGLY EVIL AND VILE über einen bekannten Serienkiller, der sich durch eine völlig andere und sehr originelle Herangehensweise an dieses Thema auszeichnet, extremely wickend – and extremely good!
U.S.Anti!
Wie sich niemand erinnern wird, habe ich mich in meinen Kabarettprogrammen nicht nur dem Thema Selbstmordattentäter gewidmet, sondern auch den (ungerechtfertigten) Kriegen der Vereinigten Staaten. Deshalb freue ich mich immer, wenn sich Filme mit den Lügen und Betrügereien der US-Regierung rund um den zweiten Golfkrieg befassen, und da haben wir mit OFFICIAL SECRETS und THE REPORT dieses Jahr zwei sehr schöne wenn auch etwas späte Beispiele, die sich lohnen, wenn man etwas für dieses Thema übrig hat.
Spannung
Der deutsche Film 7500 beweist, wie man mit wenigen Mitteln viel erreichen kann, denn er zeigt eine Flugzeugentführung ohne jegliche Außenaufnahmen als nahezu klaustrophobisches Kammerspiel, in dem man fast nur das Cockpit zu sehen bekannt, ohne dabei etwas von der Spannung zu verlieren. Fast zu spannend dafür, dass es auf wahren und tragischen Ereignissen beruht, ist HOTEL MUMBAI, der einen nicht nur an seinen Sitz fesselt, sondern auch wieder eins von den Beispielen ist, das es verdient hätte, auf der großen Leinwand gesehen zu werden… aber da müssen ja gewisse grauenvolle Musicaldarbietungen hin, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll.
Horrorspaß
Eigentlich sollte der erste Teil eine Art Horrorslasher sein, doch im zweiten und weit besseren HAPPY DEATHDAY 2U hat man sich von dem Slasherelement zugunsten des Humors weitgehend verabschiedet, was ihn zu einer flotten Komödie mit jeder Menge Spaß macht. Den Beweis, dass man auch im hohen Alter noch effektiv sein kann, tritt dieses Jahr der zeitlos gute DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE an, so dass man nur sagen kann: Respekt, Alter! …aber aus Respekt vor dem Alter nicht sagen sollte!
Höherpunkte
Zum Abschluss dann noch die beiden Werke, an denen ich besondere Freude hatte. STAN & OLLIE balanciert Witz und Tragik auf sehr elegante Weise und setzt zwei großen und unvergessenen Komikern ein angemessenes filmisches Denkmal, wobei „Alan Patridge“ Steve Coogan grandios als Stan Laurel ist und alle seine Belämmerung und Manierismen mit transportiert, dass es eine bis mehrere Freuden ist. Und wenn man mich fragen würde, was der beste Film des Jahres war, dann würde ich wohl nach wie vor bei A TOY STORY: ALLES HÖRT AUF KEIN KOMMANDO alias TOY STORY 4 bleiben, der Pepp hat, toll aussieht und eine gute Geschichte mit jeder Menge Witz, Tempo und Einfallsreichtum erzählt.
Stimmen die verstummen
Zum Abschluss nutzen wir die Gelegenheit, Karin Buchholz (Sigourney Weaver, Jamie Lee Curtis), Elmar Wepper (Mel Gibson) und Thomas Danneberg einen schönen Ruhestand zu wünschen. Alle drei wollen sich offenbar aus dem Synchron zurückziehen oder haben es schon getan, was für deutsche Ohren ein großer Verlust sein wird, da z.B. Mel Gibson bei uns nie wieder so super klingen wird, wie Wepper das geschafft hat. Und auch bei Danneberg, der neben Terence Hill, die Johns Cleese und Travolta u.a. auch für Dennis Quaid zu hören war, wird das Vergnügen beim fünften Rambo und wasweißichwievielten Terminator in diesem Jahr ein wenig getrübt, da er weder Sylvester Stallone noch Arnold Schwarzenegger in deren möglicherweise letzten Auftritten in diesen Rollen seine Stimme und damit ein warmes Gefühl der Vertrautheit gab, das wir nun so nie wieder erfahren werden. Da alle drei aber, wie gesagt, nicht gestorben sind, sondern sich lediglich in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen, ist wünschen wir ihnen das Beste, viel Gesundheit und dass sie diese Zeit noch lange genießen können.
Das war’s
Also schauen wir mal, was das nächste Jahr so zu bieten hat. Bis dahin wünsche ich
EINEN GUTEN RUTSCH INS NEUE JAHR!