14. Jahrhundert. In einer Abtei in Italien soll eine Konferenz mit den Vertretern verschiedener Ordensgruppen abgehalten werden. Ein kluger Franziskaner Mönch und sein Schüler treffen dort noch vor den Delegationen ein und werden mit einer Mordserie konfrontiert, die mit der riesigen, labyrinthartigen Bibliothek in Zusammenhang zu stehen scheint…
Bestsellerverfilmung
„Der Name der Rose“ steht in dem Ruf, einer jener Bestseller zu sein, den viele gekauft, aber nur wenige davon gelesen haben. Wie froh müssen die gewesen sein, als man dann 1986 einen Film daraus machte. Und der ist ausgesprochen gut geraten, brachte er doch das mehr als 600 Seiten lange Buch in eine spannende und leicht konsumierbare Form. Und mehr noch, die deutsche Ko-Produktion von Bernd Eichinger schaffte es sogar, keinen geringeren als James Bond persönlich für die Rolle des alten und klugen Mönches zu verpflichten: Sean Connery. Der befand sich nach einem leichten Karrieretief gerade wieder voll im Aufwind, hatte seinen (diesmal wirklich) letzten Einsatz als 007 in „Sag niemals nie“ hinter sich gebracht und sollte kurz danach mit „Highlander“ und „The Untouchables“ nicht nur ein tolles Comeback schaffen, sondern auch gleich noch einen Oscar bekommen. Es heißt, für die Rolle des William von Baskerville wäre eigentlich jemand anders vorgesehen gewesen, jemand, der tatsächlich sogar zweimal mit Connery die Leinwand teilte (in „Der Mann, der König sein wollte“ und „Die Brücke von Arnheim“) und der „das intellektuelle Gegenstück“ zu James Bond sein sollte, Harry Palmer (nach der namenlosen Figur in den Büchern von Len Deighton), also niemand anders als Michael Caine. Doch dann geschah offenbar das, was, wenn man sich seine Filmographie ansieht, die gefühlt vier Filme pro Jahr aufweist, wohl seitdem nie wieder vorgekommen zu sein scheint: Michael Caine sagt nein zu einem Film. Eine Ausnahme, die uns einen großartigen Sean Connery brachte, einen wunderbaren Film und nun… setzen wir uns dann mal mit dieser Serie auseinander.
„Nobody fucks with the Jesus!“
Es ist schwer möglich, die Serie für sich zu betrachten, ohne sie mit dem Film zu vergleichen. Das Aussehen, das Kloster, die Kostüme scheinen sich alle am Film zu orientieren. Bei den Schauspielern versucht man, Charaktergesichter zu finden, reicht da aber schwerlich ans Original heran. Und so sehr ich John Turturro schätze, der immer eine sichere Bank ist und trotz seinem kleinen Auftritt als Jesus in „The Big Lebowski“ trotzdem im Gedächtnis bleibt, ist er einfach kein Sean Connery. Gut, wir dürfen froh sein, dass wir nicht Daniel Craig in dieser Rolle ertragen müssen, aber Connerys Weisheit und Präsenz sind einfach schwer kopierbar und so sehr sich Turturro auch Mühe gibt, er ist eben ein anderer Typ. „Der Name der Rose“ war es auch, der auf Leute wie Christian Slater und Ron Perlman aufmerksam machte. Perlmans Salvatore hinterlässt einen so starken Eindruck, dass dieser hier nichtmal wie ein Abklatsch wirkt, sondern eher wie eine peinliche Parodie. Und dann ist da noch der Oscarpreisträger, der kurz zuvor „Amadeus“ Mozart ermordet hatte. Seine diabolische Art, die so sehr im Kontrast zu siner Aufgabe, eben jenen Teufel auzutreiben, steht, wird auch hier nicht ansatzweise erreicht.
Der Weg durch den Irrweg
Die erste Episode erinnert noch sehr stark an den Film, danach scheint sich die Serie ein wenig im Labyrinth ihrer Bibliothek zu verirren. Sicher, das mag alles im Buch sein, aber hier kann man den Film als schönes Beispiel dafür nehmen, wie man eine Handlung auf ihre Essenz komprimieren kann und nur das zeigen muss, was zum Verständnis notwendig ist. Hier gibt es Hintergrundgeschichten und Nebenhandlungen, die zwar durchaus interessant sein mögen, aber, wie der Film beweist, nicht unbedingt notwendig sind für die eigentliche Geschichte. Auch hege ich den Verdacht, dass alles, was sich um die hier gezeigte Xena, Warrior Princess dreht, nicht im Buch sondern lediglich als Gegenpol zu der Tatsache eingeführt ist, dass in dieser Welt Frauen keine andere Bedeutung haben als die der Hure, was ja heutzutage so gar nicht mehr geht… aber das ist reine Vermutung, da es Jahrzehnte her ist, dass ich das Buch gelesen habe. Und während Adsons, äh, Atsels? Ausflug in die fleischliche Lust im Film spontan kommt und wie eine Art Ausrutscher wirkt, stößt er hier eher beim dritten Date zur second Base vor, was dem Ganzen ein wenig seine Unschuld nimmt. Bleibt die Frage, ob man sich in Bezug auf ihre Zukunft an den Film oder an die literarische Vorlage hält…
Bonus
Ein Blick hinter die Kulissen und jede Menge Interviews.
OT: The Name of the Rose
John Turturro (Stefan Fredrich), Damian Hardung (dto.), Rupert Everett (Tom Vogt), Michael Emerson (Peter Reinhardt), James Cosmo (Axel Lutter), Tschéky Karyo (Rainer Gerlach), Sebastian Koch
[Besprechung erfolgt nach Sichtung der Originalfassung]
Das Fazit der Rose
Ein mittelalterlicher Sherlock Holmes, der aus Details seine Schlüsse zieht und sich mit einer klösterlichen Mordserie auseinandersetzen muss… Mag näher am Buch sein, ist aber weiter – und weit – von großartig entfernt, was der weit kürzere Film jedoch war. Wer zu faul zum Lesen des Buches ist, mag hier ein wenig mehr vom Drumrum zu sehen bekommen, die Connery-Version zeigt dagegen, wie man etwas auf seine Essenz zusammenfassen und damit die gesamte Geschichte erzählen kann, ohne dass man das Gefühl hat, etwas zu vermissen. Was man hier vermisst, ist die Knackigkeit und Kürze. Ab 18. Juni 2019 auf DVD und Blu-ray.