DVD: Doctor Thorne

Im Viktorianischen England. Ein Doktor und seine Nichte. Liebe, die durch den Zwang zu standesgemäßen Heiraten gefährdet wird. Undurchsichtige Vergangenheiten. Reich und arm, Adel und Pöbel. Es ist ein dorniger Weg zum Glück. Wird sich die wahre Liebe durchsetzen oder werden die bösen Eigennützler gewinnen…?

Nach Anthony Trollope

Die Vorlage stammt aus der Feder eines sehr produktiven viktorianischen Autors und da dies ein britischer Vierteiler ist, atmet man diese Zeit förmlich. Kostüme, Gebäude, Standesprobleme, all das liegt im britischen Blut und findet seinen Weg immer wieder auf die große Leinwand oder den kleinen Bildschirm. In diesem Fall war bei der Umsetzung Julian Fellowes federführend, der bereits mit „Downton Abbey“ einen großen Erfolg landete.

The Twilight Thorne

Interessant ist, dass er diesmal sogar selbst in Erscheinung tritt. Ähnlich wie seinerzeit der großartige Ron Serling jede Folgen seiner „Twilight Zone“ ein- und ausleitete, so gibt uns hier Fellows stets eine Ein- und Ausführung. Das verleiht der Serie eine sympathische, persönliche Note.

Die Spieler

Die Titelfigur wird dargestellt von Tom Hollander. Der war bisher immer ein Garant für sehenswerte, etwas schräge, merkwürdige aber niemals langweilige Nebenfiguren, grandios gespielt und einprägsam. Man sah ihn in „The Night Manager“, „Alles eine Frage der Zeit“, „Mission Impossible: Rogue Nation“ und selbst in den „Pirates of the Carribean“-Filmen war er nicht verschwendet. Hier nun hat man die Gelegenheit, ihn als Hauptdarsteller zu erleben – und verglichen mit seinen anderen Rollen wirkt er dabei überraschend unauffällig. Man hat, nicht wie sonst, das Gefühl, etwas Besonderes zu sehen, was schade und fast schon ein wenig Verschwendung ist, da er in schillernden Rollen einfach besser zur Geltung kommt.

Dass man in England von Comedyserien problemlos ins ernste Fach wechseln kann, haben auch schon Frauen wie Olivia Coleman (z.B. an der Seite von Tom Hollander im erwähnten „Night Manager“) bewiesen. Rebecca Front ist ebenfalls eine davon. Sie war u.a. in den hervorragenden „Alan Partridge“-Serien mit Steve Coogan zu sehen, macht aber auch im viktorianischen England eine gute Figur… und über den letzten „Transformers“-Film breiten wir dann mal gnädigerweise den Mantel des Schweigens.

Ian McShane ist seit einigen Jahren auf den harten, etwas dreckigen Kerl abonniert. Er spielte in den 60ern schon in „Luftschlacht um England“ an der Seite von Schauspielern wie Michael Caine, doch seinen richtigen Durchbruch scheint er erst mit der Westernserie „Deadwood“ erlangt zu haben, die ihn nun diesem Rollentypus einbrachte, den er seitdem hegt und pflegt, z.B. in „Game of Thrones“ und „American Gods“.

Auch Sherlock Holmes gibt sich die Ehre. Natürlich nicht als Figur, sondern einer der unzähligen Schauspieler, der den berühmtesten Detektiv der Welt im Laufe der Jahrzehnte dargestellt hat: Nicholas Rowe. Er spielte ihn in „Das Geheimnis der verborgenen Höhle“ und war vor nicht allzulanger Zeit in „Mr. Holmes“ mit Ian McKellen als eine Art Leinwandversion-Holmes zu sehen, was eine nette Besetzung war.

Eine der interessantesten Figuren dieser Serie wird von Alison Brie gespielt. Sie wirkt ein wenig wie ein Überbleibsel als „Downton Abbey“, wo man auch Besuch aus den Staaten hatte und wo die schillerndste Gestalt ebenfalls eine Frau war, wenn auch mit Maggie Smith etwas älter und weit britischer. Brie hat trotz ihrer jungen Jahre bereits eine beachtliche Filmographie vorzuweisen, angefangen bei der herrlichen Comedyserie „Community“ über „Mad Men“ und „GLOW“ bis hin zu Filmen wie „Die Verlegerin“ und „The Disaster Artist“. Sie kann es eben – was sie auch hier wieder zeigt. Und so ist es in jeder Beziehung schade, dass es in der Serie nicht um sie geht und sie keine größere Rolle hat, denn sie ist hier ganz klar das Highlight.

Das Bonusmaterial

Einige Making-ofs, in denen man viel über die Produktion und die Figuren erfährt und man von Julian Fellowes einen interessanten Einblick in den Autor und die Vorlage erhält.

Mit

Tom Hollander (Axel Malzacher), Stefanie Martini (Marieke Oeffinger), Harry Richardson (Sebastian Fitzer), Rebecca Front (Nina Harting), Richard McCabe (Hans Hohlbein), Nicholas Rowe (Roman Kretschmer), Tim McMullan (Joachim Kaps), Alison Brie (Anna Gamburg), Ian McShane (Klaus Dieter Klebsch) & Julian Fellowes (Roland Hemmo)

Fazit Thorne

Schön konstruiert mit vielen Schauwerten, aber vielleicht ein bisschen steif. Ab 16.3.2018 auf DVD und Blu-ray.

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