James Bond 007 – Casino Royale

Oder eigentlich:

Ian Fleming’s

James Bond Agent 007

Casino Royale

Denn dies ist ein Klassiker unter den Bond…inen und nun wird er auch klassisch und mit Klasse aufgezogen:

James Bonds erstes Abenteuer. Zumindest das erste, von dem wir wissen und das niedergeschrieben wurde… und auch das stimmt nicht ganz, denn wir erfahren im Laufe der Geschichte von zwei Morden, die er für den Geheimdienst ausgeführt und nach denen man ihn zum Doppel-Null-Agenten befördert hat, nicht, weil man zwei Abschüsse dafür braucht, sondern weil er auf diese Weise bewiesen hat, was für ein kaltblütiger Kerl er ist. Aber „Casino Royale“ war der erste Roman über und mit James Bond, in dem er in einem Spielcasino gegen einen Mann namens Le Chiffre antritt… und das haben wir hier auch.

Vier Adaptionen, keine davon Kanon

Casino Royale“ scheint es schwer zu haben im Bond-Universum. Das fängt schonmal damit an, dass die deutsche Ausgabe des Romans, zusammen mit zwei anderen Büchern, bei Ullstein erschien, während alle anderen Bond-Bücher als Scherz-Krimis zu haben waren. Schon hier keine Einheitlichkeit, doch das ist erst die Randnotiz.

Wir erinnern uns an die drei Verfilmungen. Tatsächlich war „Casino Royale“ der erste Bond-Roman, der verfilmt wurde. Noch in den 50ern. Allerdings nur fürs amerikanische Fernsehen mit einem amerikanischen Jimmy Bond (nicht zu verwechseln mit Jimmy Bondy, James Bonds kleinem Bruder aus den „Dudu“-Filmen). Dann starteten Cubby Broccoli und Harry Saltzman Anfang der 60er ihre Filmreihe um den Agenten… doch die Rechte an diesem ersten Buch besaßen sie nicht. So kam es denn in den 60ern zum ersten Gegen-Bond, eine „Parodie“, die sich lose einiger Figuren bediente, aber schwerlich als werkgetreue Umsetzung bezeichnet werden kann. Oder als Teil des Kanon. Doch dann gab es im neuen Jahrtausend das Reboot der Bond-Filmreihe und so erblickte „Casino Royale“ endlich als offizieller Bond das Licht der großen Leinwand. Aber, da es, wie gesagt, ein Reboot war, wurde die Reihe bis dato damit hinfällig, womit der Film nicht Teil des alten Kanons ist. Was uns zu diesem sehr schönen Comic bringt: Der… ist eine liebevolle Adaption des Romans, Le Chiffre arbeitet für SMERSH und die Russen, die Wetteinsätze sind in Francs… Ja, er spielt in einer anderen Zeit, der Vergangenheit, um genau zu sein, während die Comics bisher in der Gegenwart spielten, aaaaalso… ist er nicht Teil des Comic-Kanons. Soviel dazu!

Liebevolle Adaption

Da haben wir die beiden Schlüsselwörter, die diesen Comic sehr schön zusammenfassen. Man orientiert sich bei ihm sehr an Ian Flemings Vorlage, was ihn zu einem ausgesprochen literarischen Comic macht… auch, weil er viel Text hat. Wer also noch nie einen von Flemings Romanen gelesen hat, der kommt hiermit dichter ran als er es mit jedem der Filme tun wird, vielleicht ausgenommen „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“. So haben wir also einen Comic, der sich stark an der Quelle orientiert und nicht nur Stil und Frauenbild der alten Zeit heraufbeschwört, sondern auch Flemings Sprache übernimmt. Wer sich über das Frauenbild in den Filmen, besonders der Connery-Ära beklagt, der findet hier Sätze wie

Frauen waren zum Vergnügen da.“

In Zeiten von MeToo also vielleicht doch keine so schlechte Idee, die Handlung nicht in die Gegenwart zu versetzen. Schön ist, dass wir hier ein bisschen über Bond und seine Arbeitsweise, seine Gedanken erfahren, sogar sein eines Hobby kommt vor, der Bentley, den wir bestenfalls in „Liebesgrüße aus Moskau“ und dann in „Sag niemals nie“ zu sehen bekommen – also nur bei Connery. Was den Humor angeht, so bleibt man hier auch Flemings Vorlag und nicht der Film-Variante treu, also weitgehend humorlos, zumindest, was Bond selbst angeht, was uns aber trotzdem eine schöne Stelle von Mathis einbringt:

Bravo! Ich bin stolz auf Sie. Sie sollten jeden Tag gefoltert werden.“

Der Teil bleibt übrigens schmerzhaft – und unter der Gürtellinie. Was die Übersetzung angeht, so beweist sie ihre Qualität besonders am Ende, denn hier ist niemand der Versuchung erlegen, den Begriff „bitch“ mit „Schlampe“ zu übersetzen, denn in den 50ern wäre das nicht adäquat gewesen und so trifft das „Miststück“ voll – in jeder Beziehung.

Fazit

Ein bisschen ist das eine Liebhaber-Ausgabe, mit einem informativen Vorwort und sogar einem Making-of, eine liebevolle Adaption von Flemings erstem Bond-Roman, die in jeder Beziehung ein großes Vergnügen ist… außer vielleicht beim Frauenbild. Der Comic ist ab 20.8.2018 im Handel.

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