2018
470 Artikel
182 mal im Kino
56 Serien
23 ausgewählte Titel und…
9 mal frühzeitig rausgegangen!
Das Jahr ist auf der Zielgeraden angelangt, also ist es an der Zeit, sich entweder dem besinnlichen (oder besäuflichen) Treiben hinzugeben – oder bei einem Absacker die popkulturellen Höhepunkte Revue passieren zu lassen. Also Vorhang auf, Beine hoch und los geht’s…
Fish & Chips
Wer hätte gedacht, dass eine Beziehung zwischen einem Menschen und einem Fischwesen sexy sein kann? Nun, Guillermo del Toro hat es bewiesen und schafft mit seinem SHAPE OF WATER – DAS FLÜSTERN DES WASSERS nicht nur das, sondern auch den Ballanceakt, zwischen poetisch und blutig zu wandeln und sich damit absolut treu zu bleiben… und sich nicht so deprimierend anzufühlen wie PANS LABYRINTH.
Und wer hätte gedacht, dass Jessica Chestain mal richtig sexy sein könnte? Nun, Aaron Sorkin schafft es, die sonst distanzierte Chestpain so zu inszenieren, dass sie genauso Freude macht wie sein wie immer großartiges Buch. Sorkin ist einfach sehenswert – und MOLLY’S GAME – ALLES AUF EINE KARTE ist es in mehrfacher Hinsicht.
Animierhasen
Klingt wie #metoo, geht aber um die besten Animationsfilme des Jahres. Und die sind zwar alle animiert – und ein großer Spaß – aber doch in ihrer Art unterschiedlich. Der „überraschend großartige“ PETER HASE verbindet reale Menschen mit Animationsfiguren, SMALLFOOT ist ein reiner Animationsfilm und bei EARLY MAN – STEINZEIT BEREIT handelt es sich um Stop-Motion-Knetgummi-Animation. Bei letzterem stellt sich in Bezug auf die deutsche Fassung allerdings die Frage, warum man einen wunderbaren Gag komplett versemmelt hat. Kennt denn niemand den Spruch „das ist die beste Erfindung seit geschnitten Brot“? Also warum wird bei der Brotschneidemaschine das „Sliced bread? That’s the best invention since… ever!“ nicht angemessen übersetzt??? Davon abgesehen aber ein herrliches Vergnügen – was für alle drei gilt!
Super Helden
Marvel kommt zum Höhepunkt, auf den man 10 Jahre lang hingearbeitet hat. Man hat ein Filmuniversum aufgebaut, Figuren ein- und zusammengeführt und nun ist man da, wo man hinwollte: bei einem großen, epischen Finale. Oder zumindest dem ersten Teil davon. Und der ist unterhaltsam, witzig und, Vorsicht: Spoiler!, endet damit, dass alle unsere Helden besiegt werden und der Bösewicht gewinnt. Hut ab! Gut, dass viele davon wiederkehren werden, davon kann man ausgehen, dennoch ist es ein mutiger Weg, den AVENGERS: INFINITY WAR hier beschreitet, der Lust auf eine Fortsetzung macht – und einfach Respekt verdient!
Außenseiter
Als überraschend gut hat sich, trotz des gewöhnungsbedürftigen (Original)Titels CRAZY RICH (ASIANS) erwiesen, der zwar keine wirklich neue Liebesgeschichte erzählt, dafür aber beweist, dass das mit asiatischen Darstellern genausogut funktioniert wie mit den üblichen ausgelutschten Hollywoodfressen, wenn nicht sogar besser. Auf der anderen Seite (des Globus) stellt dann Michael „Bully“ Herbig mit BALLON sowohl unter Beweis, dass er (in meinen Augen) weit besser ist, wenn er keine Komödien macht, als auch, dass es durchaus gute deutsche Filme geben kann – was ihn zu einem mehrfachen Vergnügen macht.
SciFi Höhenflug
THE EXPANSE kehrt mit der 2. Staffel zurück – und die übertrifft ihre Vorgängerin bei weitem. Großartige Science Fiction, die Freunden des Genres einfach nur Freude bereitet – und sie wünschen lässt, es gäbe mehr SF-Serien in dieser Qualität.
Shakespeare süß-sauer
Shakespeare ist ein Mann des Wortes – dieser schöne chinesische Film zeigt, dass man seinen „Hamlet“ unter dem Titel THE BANQUET auch ohne die Dialoge und in rein poetischen Bildern einfangen kann, ohne dabei etwas von dessen Qualität einbüßen zu müssen. Tatsächlich ist diese Variante weit frischer und ansehnlicher als Kenneth Brannaghs zu lange geratene Selbstdarstellung. Ein sehr trefflicher Film über das Schreiben ist REBEL IN THE RYE, der allen angehenden Schriftstellern ans Herz gelegt sei, damit sie wissen, worauf sie sich da einlassen und dass, selbst wenn man gute Texte schreibt, das nicht automatisch Erfolg bedeutet – und schon gar nicht, dass man davon leben kann. Und wer kein Freund von dem ist, was die amerikanische Regierung so veranstaltet – denn die war auch vor Trump nicht immer so ganz astrein – der dürfte mit SHOCK AND AWE über die Lügen zur Begründung eines Krieges seine, ihre oder esse Freude haben… aber natürlich kommt sowas nicht ins Kino.
Zu gut fürs Kino
Bei manchen Filmen fragt man sich, warum sie überhaupt existieren, bei anderen, warum sie nur auf DVD rauskommen und nicht ins Kino. BRAWL IN CELL BLOCK 99 ist so ein Fall, gute Handlung, gute Darsteller, zwar hundsbrutal (und in Deutschland offenbar geschnitten), aber das ist dann ja ein von Jack gebautes Haus auch, aber da ist das dann in Ordnung, weil Kunst… oder so. BRAWL ist jedenfalls einer der Geheimtipps des Jahres, dem sich der deutsche SCHNEEFLÖCKCHEN anschließt. Ein No-Budget-Film, der mehr Ideen – und Qualitäten – aufweist als alle Schweigerhöferfitzens zusammen. Deutsches Kino kann gut sein… kommt dann aber nur ins Heimkino. Und mit vierjähriger Verspätung kommt dann auch endlich die herrliche RomKomParoDie THEY COME TOGETHER zu uns, der gut beobachtet und zielsicher umgesetzt und nebenbei sulustig ist.
Klassisch gut
Früher war vielleicht nicht alles besser – aber einiges ist dennoch großartig. THE DAM BUSTERS zeigt, wie man im Zweiten Weltkrieg die Staudämme in Deutschland sprengen wollte und das ist gleichermaßen interessant wie spannend – und man kann erkennen, wo sich George Lucas für „Krieg der Sterne“ hat „inspirieren“ lassen, um nicht zu sagen „geklaut“ hat. Wenn dagegen eine reife Frau einen jungen Mann verführt, dann ist das DIE REIFEPRÜFUNG der besonderen Art – und ein Film, der noch immer so frisch und unverbraucht ist wie vor 50 Jahren. Einfach toll! Einen der absoluten Höhepunkte diesen – und jeden Jahres, in dem man ihn schaut – ist allerdings ZEUGIN DER ANKLAGE. Einer der besten Gerichtsfilme aller Zeiten, witzig, spannend, clever, überraschend – und sehenswerter, als man es eigentlich formulieren kann!
Auf gut Deutsch
Eine lobende Erwähnung – nicht für einen Film, denn der ist okay, aber – für eine deutsche Fassung. Bei SOLO – A STAR WARS STORY hat es Synchronregisseur Björn Schalla (auch die deutsche Stimme für Casey Affleck Seann William Scott und Jay Mohr in der leider vergessen scheinenden Serie ACTION, hier ein Interview mit ihm) geschafft, mit Florian Clyde jemanden zu finden, der es tatsächlich schafft, ein bisschen wie Wolfgang Pampel, der deutschen Stimme von Harrison Ford und damit wie der deutsche Han Solo, zu klingen, Dadurch, unterstützt durch ein sehr schönes, lockeres und witziges Dialogbuch, gelingt es der deutschen Fassung weit mehr als das Original und Alden Ehrenreich, das Gefühl zu vermitteln, dass man es mit einem jungen Han Solo zu tun hat – und das macht Spaß!
Die Spitzenreiter
Von den Höhepunkten des Jahres sind diese ein bisschen die… Höhehöhepukte?! BAD TIMES AT THE EL ROYALE ist eine coole Geschichte, clever erzählt und ein hervorragendes Beispiel für etwas, das man als „modernes Autorenkino“ bezeichnen könnte. BOHEMIAN RHAPSODY ist ein langes Musikvideo mit einem Best of Queen und ein paar biographischen Infos zu Freddie Mercury. Wenn man die Musik mag und nicht zu viel über ihn weiß, ist das genau die richtige Mischung und macht einfach Freude. Und dann ist da noch THE GUILTY, der eins der besten Beispiele dafür ist, wie man mit wenig enorm viel erreichen kann und dass nicht viel Geld einen guten Film macht, sondern gute Ideen. So kann man Filme machen – und es ist schön, dass es noch jemand tut.
Und zum Abschluss…
…ein Blockbuster. Und Autorenfilm. Nachdem Joss Whedon aus den AVENGERS quasi Autorenfilme gemacht hat, indem er für Buch und Regie verantwortlich war, beweist auch Christopher McQuarrie mit MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT einmal mehr, dass ein hervorragender Autor auch aus einem Multi-Millarden-Dollar-Franchise einen Film herauskitzeln kann, der von vorne bis hinten überzeugt und sich nicht nur damit von vielen Konkurrenten abhebt, dass die großartige Action meist mit echten Stunts geschaffen wurde, sondern auch dadurch, dass der Hauptdarsteller bei diesen Stunts teilweise wirklich Leben und Gesundheit riskiert – und beides merkt man dem Film durchaus an.
In diesem Sinne…
Das war es für 2018. Dann lassen wir uns mal überraschen, was das nächste Jahr so zu bieten hat. Bis dahin wünsche ich
EINEN GUTEN RUTSCH
und
EIN FROHES NEUES JAHR!